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Gonzalo-und weiter ...

Montag, 13.10.2014
Klingt jetzt nicht so gut der Wetterbericht. Am Nachmittag Windböen bis 40kn und heftige Gewitter. Brauchen wir hier nicht unbedingt. Zotteln wir nach dem Frühstück den Anker also wieder hoch, um zurück zur Marigot-Bucht zu fahren und uns dort in die Lagune oder besser noch in die Fort Louis Marina zu verkrümeln. Aber irgendwie ist das heut nicht unser Tag. Kaum sind wir um Ilet Pinel rum streikt der Stinkediesel. Geht einfach so aus. Hat er ja in letzter Zeit öfter schon mal gemacht, aber das ist jetzt wirklich `n blöder Zeitpunkt! Genau rechts von uns liegt die Ile Tintamarre, treibt der Wind uns genau drauf zu. Heut bläst er natürlich! Ich glaub, so schnell hatte ich noch nie die Segel draussen. Kommen wir immerhin gut bis Eastern Point, der nordöstlichen Spitze von Saint Martin. Jetzt haben wir den Wind genau von vorne. Blöd wenn man unter Zeitdruck steht. Kreuzen ist ja ohnehin nicht unsere Lieblingsdisziplin. Stell ich Marion also ans Steuer, schärfe ihr ein, mich vorher zu warnen, wenn sie eine Wende fährt und verschwinde im Motorraum. Da kenn ich ja mittlerweile jede Dieselleitung mit Vornamen. Unbequem ist es bei der Welle sowieso, alles glitschig von Schweiss und Diesel und bei jeder Wende flieg ich auch noch auf die andere Seite. Keine Ahnung, ob Marion es vorher überhaupt runter brüllt, zumindest hör ich es nicht. Besonders spassig ist es, wenn ich gerade in verrenkter Position halb auf dem Generator liegend versuche, die aufeinander liegenden Filterteile mit einer Hand balancierend, wieder ans Filtergehäuse zu schrauben. “WENDE!”... ich krache gegen den Motor, alle Teile irgendwohin und wenn ich sie mühsam zusammengesucht habe, kommt die nächste Wende. Nach einer Stunde krieg ich den Motor endlich wieder zum Laufen. Jetzt wollten wir eigentlich schon fast in Marigot sein. Marion ist froh, dass ich sie am Steuer ablöse, neuer Kurs, jetzt krachen wir hart am Wind in die Wellen. Die sind schon ganz nett! Mittlerweile haben wir 25kn Wind! Dafür sind wir auch endlich kurz vor der Bucht, rollen die Segel ein und tuckern unter Maschine weiter. Kleiner Bogen, mal sehen, wie`s in der Einfahrt zur Lagune aussieht. Nicht gut. Schon aus der Entfernung sehen wir die fette Brecher, die in den schmalen Kanal krachen, die Marina ist eindeutig die bessere Entscheidung! Wenden wir also, halten auf die Marina am Ende der Bucht zu. Und dann geht dieser blöde Motor wieder aus!!! Das ist jetzt richtig SCH...!!!! Sofort treiben wir in Richtung Strand, ich brüll "ANKER RUNTER!!”! und bevor Marion überhaupt reagieren kann hetze ich mit der Kurbel nach vorn und löse die Winchtrommel. Rassel, rassel, rassel, die ganzen 50m rauschen aus. Ein paar zittrige Sekunden später gibt`s einen Ruck, das Schiff dreht sich in den Wind und wir stPICT0059ehen. Das war knapp! Der Windmesser zeigt stabil über 30kn an, ich sichere die Ankerkette mit einer dicken Leine über die Klampen und verschwinde im Motorraum. Irgendwie muss ich den Motor wieder zum Laufen kriegen! Zwischendurch immer wieder mal nach oben, gucken wie`s bei Marion aussieht. Nicht gut! 40kn Wind, Marion starrt auf den Barographen. “996,9”, krieg ich zu hören, vor zehn Minuten waren wir noch bei 998,2. Links driften die ersten zwei Katamarane an uns vorbei. Ein Segelboot liegt bereits vorm Hotel auf den Steinen. Zurück in den Motorraum. Zweimal springt der Motor endlich an, um Sekunden später wieder röchelnd den Geist aufzugeben. Das Segelboot vorm Hotel hat jetzt keinen Mast mehr. Auf Kanal 16 hysterisches Gebrülle. Ich schalte das Ding aus, Marion ist eh schon nervös genug. Neben uns versucht das Seenotrettungsboot einem Segelboot die Bergeleine zu übergeben. Ein Katamaran treibt genau auf Lothar`s Boot zu. Der arme Kerl. Luftdruck bei 995,7 meint Marion mir noch mitteilen zu müssen. Ich verschwinde wieder in den Motorraum. Dann ein gewaltiges Krachen, gefolgt von weiteren. Marion brüllt panisch nach mir, ich raus ... SCHEISSE! Ist heut wirklich nicht unser Tag! Ein Segelboot kracht immer wieder in unseren Bug. Auf allen Vieren krieche ich nach vorne, Marion wedelt noch mit der Rettungsweste - dafür hab ich jetzt keine Zeit! Das fremde Boot demoliert sicPICT0064 13.10.2014h sein Heck an unserem Bug, soll er wenn`s ihm Spass macht, aber der hängt mit seinem ganzen Gewicht auch noch an unserer Kette. Irgendwie krieg ich unseren Zweitanker aus dem Ankerkasten, immer wieder in Deckung gehend, wenn die Reste vom ausgerissenen Heckkorb des anhänglichen, offenbar herrenlosen Bootes an mir lang pfeifen, schäkele Kette und 50m Leine dran und werfe in einem günstigen Augenblick alles über Bord. Mit Motor könnte ich versuchen,  irgendwie seitlich von dem Plastekahn zu kommen, damit der an uns vorbei rutscht - haben wir aber grad nicht! Irgendwann macht der das dann von alleine. Aber nicht weit, dann hängt er mit seinem Anker, Mooring oder was auch immer er am anderen Ende seiner Leinen hat, in unserer Kette. Der Windmesser hat inzwischen die 50kn-Marke geknackt! Ich versuch, für Marion ein zuversichtliches Gesicht zu ziehen, aber irgendwie bin ich mir sicher, dass unser Anker das nicht mehr lange mitmacht. Irgendwann kracht es dann wieder gewaltig, wir driften los, um wenig später mit einem Ruck wieder zum Stehen zu kommen. Der Zweitanker hat gefasst!!! Und den Plastedampfer sind wir jetzt auch los. Der treibt zügig in Richtung Strand. Da liegen mittlerweile mindestens sechs Boote auf der Seite, einschliesslich dem Seenotretter. Ich kriech noch mal in den Motorraum, aber das Boot kracht dermassen in die Wellen, schiesst hin und her, ich kann mich kaum festhalten, geschweige denn arbeiten. Marion hockt apathisch auf dem Salonfussboden, den Baro mit beiden Händen umklammernd und redet mit ihm. “Steig doch endlich!!!!” Der denkt nicht daran. 989,2 und er fällt weiter! Ich kletter wieder ins Cockpit und weiss eigentlich auch nicht, was ich da soll. Es tobt einfach infernalisch, das Wasser steht wagerecht in der Luft, zu sehen ist nichts mehr. 64kn ist das Letzte, was unser Windmesser uns noch mitteilen wollte, dann gibt er den Geist auf, nein, er fliegt wohl einfach davon. Und der Wind legt noch zu! Ich kauere im Windschatten der Sprayhood hinterm Ruder und versuche ziemlich erfolglos, das Boot im Wind zu halten. Keine Ahnung, wonach ich mich orientieren soll. Die ganze Stadt liegt jetzt im Dunkeln, einzig vorm Hotel direkt hinter uns brennen noch ein paar Lampen. Immerhin weiss ich, immer wenn wir auf einer Seite liegen, dass ich in die andere Richtung steuern muss. Ich friere und brülle durch einen kleinen Spalt durchs Schiebeluk, dass Marion mir meine Segelhose raussucht. Sie reagiert nicht. 986,9 meine ich zu verstehen. Ich dreh zähneklappernd weiter am Ruder. Wie lange dauert so ein Scheiss Sturm denn???!!! Ist das jetzt ein Hurrikan???!!!! ...Wenn ich den Kopf ein Stück hebe ist es, als wenn einem kleine Nadeln ins Gesicht geschossen werden. Andererseits ist in dem Inferno eh nichts zu erkennen, also behalte ich den Kopf lieber unten und steuer je nach Schräglage. Und dann wieder Krachen. Noch mal, noch eins ... eigentlich höre ich es nicht, ich spüre es bloss, hebe den Kopf ein wenig aus der Deckung und kann gerade so die Umrisse eines Bootes an unserem Bug erkennen. Nicht schon wieder! Dann treibt der rasend schnell an uns vorbei. Gott sei Dank! Zu früh aufgeatmet - plötzlich hab ich das Gefühl, dass wir auch auf`s Ufer zu treiben. Da ist es jetzt stockdunkel. Ich hab jegliche Orientierung verloren. Ich brüll zu Marion runter, dass sie die Rettungsweste anlegen soll, falls wir von Bord müssen... Neben uns erkenne ich kurz die schemenhaften Umrisse einer Betonmole, die genauso schnell wieder verschwindet, ein Krachen, noch eins, wieder ... jetzt weiss ich, wo wir sind. Irgendwo am Ufer! Gigantische Wellen heben uns immer wieder an, lassen uns runter krachen und werfen das Boot immer ein Stück weiter den Strand hoch ... Neben uns liegt schon eine Segelyacht auf der Seite und irgendwann stehen wir neben ihr. Weiter geht`s nicht. Ist dem Wind und den Wellen aber egal, jetzt krachen die riesigen Wasserberge über`s Boot, das Cockpit steht jedesmal voll unter Wasser, das Schlauchboot ächzt am Geräteträger. Einfach unglaublich, dass das noch dran hängt! Ich nehm mir `ne fette Leine, krieche nach hinten und irgendwie schaffe ich es wirklich, die Leine durch die angeschweissten Ösen des Schlauchbootes zu ziehen und am Geräteträger festzubinden. Ein Wunder, dass es mich dabei nicht runtergespült und ich mir keine Knochen gebrochen hab. Wir werden immer noch hoch gehoben, mit dem Heck gegen das fremde Boot geschleudert, krachen runter ... und dann seh ich, wie unser Mast auf dem Nachbarboot aufschlägt. Zu hören ist nichts. Gar nichts. Das Gebrüll des Sturmes verschlingt einfach alle anderen Geräusche. Ich kletter nach unten zu Marion, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Sie hat nichts mitgekriegt. Hockt immer noch in der Rettungsweste auf dem Fussboden, den Baro umklammert und heult. 986,0!!! Ich hock mich zu ihr, nehm sie in die Arme - jetzt heult sie erst richtig. Soll sie. Ich kletter wieder nach draussen und versuche, irgendwie den Baum festzubinden und Sitzpolster zwischen Sprayhood und Baum zu schieben. Und dann ist der Wind mit einem Mal weg. Na ja, nicht wirklich weg - der Wind dreht, es bläst bestimmt noch mit 30kn, aber es fühlt sich fast an wie Windstille. Ich glaub, jetzt haben wir es überstanden. 20 Uhr. Und der Baro steht bei “987,2”. Der Luftdruck steigt wieder!!! Die Wellen krachen zwar immer noch ins Cockpit, aber der Hurrikan ist durch. Ich hole den kubanischen Rum aus dem Schrank. Im Salon schwimmt alles, wir hocken mit unseren Gläsern im Chaos auf dem Salonfussboden, Marion zittert nicht mehr und als gegen Mitternacht die Flasche fast alle ist und der Baro bei 1001,5 steht klettern wir endlich in die Koje. Die ist irgendwie ganz schön schräg heute ...

Dienstag, 14.10.2014Wohnen am Strand
The day after Gonzalo. Seit 4 Uhr hockt Marion im Cockpit. Vermutlich wegen der tollen Aussicht. Erste Reihe am Strand, unverbaubarer Seeblick! Das Ankerfeld davor ist leergefegt. Kein einziges Boot schaukelt mehr dort. Die liegen alle am Strand. Zumindest die, die Glück hatten. Die anderen liegen auf Steinen, oder halb versunken an Betonmolen. 20m vor uns ist so eine Mole. Und 20m hinter uns ein Wellenbrecher aus riesigen Felsbrocken. Wir genau dazwischen am Strand. Sauber eingeparkt! Dafür drückt Marion ihren Capitano dann auch erstmal. “DU BIST DER BESTE KÄPT`N, DER WELTBESTE EINPARKER!!!” Verschweig ich ihr mit stolzgeschwellter Brust natürlich, dass mein Beitrag am Einparkmanöver gleich Null war. Ich war Zuschauer! Schnelles Frühstück - irgendwie hat gestern keiner Brot gekauft - dann schauen wir uns unser Bötchen etwas genauer an. Bisschen schräg, aber auf beiden Kielen stehend. Hoch und trocken. Keine erkennbaren Risse an den Schweissnähten, bloss eine kleine Beule im Rumpf und die Farbe oft bis auf`s blanke Alu runtergeschabt. Damit kann man leben. Stabiler Dampfer! Die Backbordreling, hängt verbogen und abgerissen in der Luft. Kann man auch reparieren. Bloss der Mast sieht nicht mehr so gut aus. In drei Teile geknickt, teils auf unserem Deck hängend, teils auf dem Nachbarboot und am Strand liegend. Ein Wirrwarr von Wanten, zerfetzten Leinen und Segeln überall. Die Radarschüssel hat`s auch erlebt. Haben wir eh kaum mal benutzt. Sieht so aus, als wären wir mit einem blDie Reste der Catorionauen Auge davon gekommen. Unsern Nachbarn hat`s schlimmer erwischt. Loch in der Backbordwand, mehrere im Heck, Ruder abgebrochen, Bug-, Heckkorb, Reling zerfetzt ... Ich mach mich auf die Suche nach Lothar, reih mich in die Schar der kamerabewaffneten Einheimischen und Touristen ein, die die Wrackreihe am Strand entlang flanieren. 14 Boote zähle ich. Katamarane mit aufgerissenen Rümpfen, halb abgesoffene Segelboote, gestrandete ohne Ruder, bei anderen schöpfen die Besitzer eimerweise Wasser und Sand aus dem Boot, mit einige unterhalte ich mich kurz - überall Wunden lecken. Dann entdecke ich endlich die "Catorion". Lothar hat sich den schlechtesten Platz zur Strandung ausgesucht. Sein Katamaran thront hoch oben auf der steinernen Uferbefestigung. Zumindest das, was davon noch übrig ist. Eine Hälfte ungefähr. Lothar hockt auf einem Stein davor, neben einem Häuflein Sachen, die er aus dem Wrack gerettet hat. Immerhin ist ihm auch nichts passiert. Der Anblick ist natürlich das perfekte Motiv für die hiesigen Fernseh - und sonstigen Reporter, die fleissig mit ihren Kameras draufhalten. Über uns fliegt ein Helikopter von irgendeinem Sender die Reihe mehrfach längs. Geht doch nichts über ein paar schöne Katastrophenbilder für die Abendnachrichten!! Aber nicht alle kommen zum Knipsen, mehrfach sprechen uns Leute an, ob sie irgendwie helfen können, wir irgendwas brauchen ... Ich schlag Lothar vor, einen Topf zwecks Spenden vor sich auf den Boden zu stellen. Die Töpfe waren in dem Rumpf, von dem nichts mehr übrig ist :-( Immerhin wird ihm mehrfach eine Bleibe angeboten. Lothar ist erstmal versorgt.

 

Mittwoch, 15.10.2014
Gonzalo hat hier alles so`n bisschen durcheinandergewirbelt auf der Insel. Nicht nur die Boote. Sieht auch sonst ziemlich wüst aus. Die Uferstrassen voller Schlamm und Geröll, umgestürzte Masten, rumliegende Dächer, kein Strom, Telefon, Internet ... War irgendwie keiner auf Gonzalo vorbereitet. Sollte ja nur ein “Stürmchen” sein. Aber genau vor Saint Martin hat sich das Ding dann zum Hurrikan gemausert. Mit Windstärken von 95kn, in der Marigot-Bay sollen bis zu 120kn gemessen worden sein! Keine Ahnung, wer das gemessen hat, die Boote lagen da ja schon alle am Strand. Hat uns die Gendarmerie heute mitgeteilt. Die bringen jetzt Ordnung in das Chaos. Die herumliegenden Wracks haben zum Beispiel alle Nummern bekommen. Wir sind Nummer “5”. Von 14, die hier am Ufer “abgeparkt” sind. In der Nachbarbucht sollen es 24 sein. Wieviel auf der ganzen Insel wussten sie aber auch nicht. Im Städtchen sieht`s auch schon wieder netter aus. Mit Radladern werden die Strassen beräumt, Strom kommt auch wieder aus der Dose und das Telefonnetz funktioniert seit heute. Hat Marion gleich mal ihren Rechner aufgeklappt, um kurz ein aktuelles Foto auf der Homepage einzustellen. Der will aber nicht. Hat den kleinen Absturz bei Gonzalo irgendwie nicht überstanden. Ist aber nicht der Einzige, der da Schaden genommen hat. Der Hotelmanager auch. Wir liegen ja genau vorm “Beach Plaza”. Christophe und Maria von unserem Nachbarboot waren heute Vormittag da, um einiges auszuräumen und schladdern Das Chaos an Decknatürlich auch mit Marion. Ob wir was brauchen, ob sie irgendwie helfen können, unsere Wäsche vielleicht waschen usw. Nö, alles in Ordnung, bloss mit dem Duschen und der Toilette ist`s halt blöd. Unsere Toiletten sind natürlich noch da, aber wenn man kein Seewasser zum Spülen hochpumpen kann weil das Boot auf dem Trockenen steht, sind sie eben mehr Dekoration als Gebrauchsgegenstand. Ist Maria gleich mit ihr zur Hotelrezeption. Die Mädels dort sind fürchterlich nett, kein Problem, wir können selbstverständlich die Hoteltoilette benutzen und auch duschen. Sie müssten aber der Ordnung halber den Manager noch fragen. Ich weiss jetzt nicht, ob der im Hurrikan einen rumfliegenden Stuhl an den Schädel gekriegt hat, oder vorher schon einen Schaden hatte, jedenfalls fängt der sofort an, die beiden Frauen runterzuputzen. Sie sollen gefälligst ihre Schrottboote von SEINEM Strand wegnehmen und zwar sofort!!! Und wenn nicht, veranlasst er das und schickt uns `ne gepfefferte Rechnung dafür. Waren die Frauen platt und sind fast mit Tränen in den Augen, zitternd vor Wut zu Christophe. Der ist sofort auf 2m Körperhöhe angewachsen, ins Hotel gestampft und hat dem ARSCH von Manager (das musste ich jetzt einfach mal schreiben) rund gemacht. Auf französisch klingt das ja immer so schön. Hab ich leider nicht mitgekriegt. Ich war ja nicht da. Arbeitseinsatz bei Lothar. Der will in ein paar Tagen nach Hause fliegen und ehe sein Boot jetzt völlig geplündert wird, hatten wir beschlossen, alles was geht auszubauen, Andreas vertickert das dann ab November auf dem Segler-Flohmarkt und schickt Lothar das Geld. Zu fünft schleppen wir Ausrüstung, Werkzeuge, Teile aus dem Wrack, bauen aus, schrauben ab, rennen uns die Schädel ein, holen uns blutige Schrammen, Beulen, gequetschte Finger und allmählich füllt sich die Ladefläche vom LKW. Lothar ist natürlich happy. Guck mal Karl, kannst du das brauchen? Matthias, du hast doch kein Dingy-Schloss! Rene, das kannst du doch noch gebrauchen ... Die ganze Fuhre dann zu Andreas seiner kleinen Werkstatt und in einen Container geschleppt. Anschliessend dann Spätschicht bei uns. Wantenspanner abschrauben, Drähte entwirren ... Und jetzt ist endlich Feierabend. Cadisco-Time! Da können wir ja jetzt zu Fuss hingehen. Einmal über die Strasse und schon hocken wir vor der wohlverdienten kalten Dose.

Donnerstag, 16.10.2014
Endlich mal wieder halbwegs vernünftig geschlafen. Der Bettenzwerg, das ist der, der bei uns immer das Bett macht (also Marion) hatte gestern eine super Idee: unser Dampfer steht ja so`n bisschen schräg und da musste ich mich beim Schlafen immer an der Wand festkrallen oder bin in der Nacht irgendwann auf Marion gekullert. Hat sie wohl gestört. Jedenfalls hat sie bei beiden Matratzen jeweils auf einer Seite irgendwelche Kissen untergestopft und nun liegt man wieder halbwegs wagerecht in der Koje. Sie war auch sonst der Tagesheld! Beim Frühstück springt sie mit einem Mal auf, klettert vom Boot und stürzt sich in die Wellen. Grad will ich rufen: “Tu`s nicht, das Leben geht doch weiter”, da hält sie triumphierend den Deckel von unserer Radarschüssel hoch. Ist sogar noch heil. Kurz danach wird die Gummidichtung angespült! Paar Bissen später springt sie wieder auf. Diesmal rettet sie die Abdeckhaube von unserem Aussenborder aus den Wellen. Hatte ich, glaub ich, gar nicht geschrieben, dass es die im Sturm auch weggefetzt hatte. Und mit Haube sieht so`n Motor nunmal einfach besser aus. Hält vermutlich auch länger. Und den Ehrendoktortitel hat sie sich auch verdient. Nach dem Frühstück fällt sie mit Pinzette, Nadel und Tinkturen über mich her. Zieht Glasfibersplitter aus dem Kopf (von Lothar`s Boot), verarztet eiternde Schrammen, die ich mir beim Mastzerstückeln geholt habe und pult mir ganze acht Seeigelstachel aus den Füssen. Die blöden Dinger werden laufend an den Strand gespült und ich bin scheinbar der Einzige, der so dämlich ist, dort ständig barfuss reinzulatschen. Den halben Vormittag hocken wir dann unterm Balkon von Madame Titi (die heisst wirklich so), vorm Netbook. Marion`s neues Frontbild auf der Website hat eine Flut von Mails ausgelöst. Freunde, Bekannte, Unbekannte sind bestürzt über unsere Strandung, erfreut, dass uns nichts passiert ist, drücken uns die Daumen das wir die “Mira” wieder flott kriegen, bieten Hilfe an ... DANKESCHÖN!!!! Wir versuchen jede einzelne Mail zu beantworten und hoffen, dass wir niemanden vergessen. Aber so`n bisschen arbeiten müssen wir nebenbei auch noch. Die Mastteile sollten heute runter. Haben ab Nachmittag tatkräftige Unterstützung. Lothar, Karl und Christophe. Abgeschraubt, oder wenn nicht anders möglich, mit dem Wantenschneider gekappt hatte ich schon alles, die schweren Mastteile mit alten Fallleinen gesichert (davon haben wir jetzt reichlich) und dann an den Knickstellen gaaaanz vorsichtig durchtrennt. Marion kann wieder ausatmen, kein Mastteil ist in das Salonfenster oder auf die Solarpaneele gekracht. Jetzt die Mastteile vorsichtig, ohne Christophe`s oder unser Boot weiter zu demolieren, runterheben. Echte Buckelei ohne richtigen Halt auf Christophe`s schräg liegendem Boot. Marion und Lothar fieren die Sicherungsleinen von oben, wir anderen, irgendwie festgekeilt auf der Schräge, schieben und heben das schwere, mit Fender abgepolsterte Alurohr Stück für Stück nach unten. Zum Glück ist Karl dabei. Der war mal Schmied. So richtig auf`m Dorf mit Pferden und so. Mit einer Hand den Gaul hochheben und mit der anderen das Eisen an den Huf nageln. Der trägt so`n Mast natürlich fast alleine :-) Abends lehnen jedenfalls zwei Enden bei uns am Bugkorb, eins liegt auf unserem Deck, beide Boote haben keine neuen Schrammen und die ganze sonstige Möl räum ich morgen weg. Heut ist F... Immer noch zuviel Welleeierabend. Cadisco. Ich muss doch unseren Helfern ein Bier ausgeben.

Freitag, 17.10.2014
Die Leute vom Rescue-Boot hatten uns angesprochen, ob wir uns bei der Bergung ihres Bootes mit einklinken wollen. Also nicht helfen, ihr Boot von den Steinen zu ziehen, sondern eine Gruppe von Booten bilden, die sich von einer Firma bergen lässt. Hintergedanke ist, dass es für die Bergungsfirma lukrativer ist, sie nur einmal mit ihrer Technik anrücken muss und der Preis für den Einzelnen günstiger wird. Haben wir natürlich “JA” gesagt. Und heut früh waren sie da. Zum Angucken erstmal. Steve, der Boss schüttelt bedenklich den Kopf wegen der Brandung. Die Wellen krachen immer noch ganz gut an den Strand, schleudern Sand, Steine und Treibgut an unseren Rumpf (haben wir nachts immer viel Freude dran). Aber alle Beteiligten versichern ihm, dass die Welle mit jedem Tag abnimmt und es hier normalerweise ganz ruhig ist. Wollen sie also mit einer riesigen Barch (das ist ein Schwimmponton) und 100t-Kran anrücken, um uns endlich vom Strand zu sammeln. Demnächst. Endlich ein Lichtblick. Und was soll das kosten??? Erfahren wir morgen, wenn er die Sache durchkalkuliert hat. Ob wir eine Versicherung haben? Schon, aber die zahlt bei Hurrikan nicht. Von Juli bis November haben wir in der Gegend hier nichts zu suchen. Und selbst wenn, ist es einfach klüger, das nicht zu erwähnen, denn mittlerweile haben wir mitbekommen, dass sich die Preise fast verdoppeln, wenn eine Versicherung zahlt. Na ja, ist in Deutschland ja auch nicht anders. “Versicherungsschaden??!!” Da ruft `ne Autowerkstatt dann auch schon mal 500Euro für `ne kleine Schramme in der Stossstange auf Gonzo - bisschen zerzaust (den krieg ich wieder hin)... “Die müssen wir ja abbauen, zum Lackierer bringen, wieder anbauen ...” Und beim Lackierer direkt kostet es keine 100Euronen. Selbst erlebt.

Sonnabend, 18.10.2014
Marion richtet sich langsam häuslich ein. Sie kennt jede Menge Leute aus der Nachbarschaft, grüsst diesen und jenen, hält hier ein Schwätzchen, ist da am Schladdern und heute hat sie auch noch angefangen, einen Vorgarten anzulegen. Sie hat eine Palme gepflanzt. Die hat schon die ganzen Tage so mit ein paar “Fingern” aus den Wellen gewunken und heute gaaanz früh (ich hab noch in meiner fast geraden Koje geschnarcht) ist sie mal wieder runtergetürzt, hat das arme Bäumlein aus den Fluten gerettet und eingepflanzt. Und jetzt klaut sie heimlich von der Aussendusche des Hotels Wasser, begiesst ihre “Plantage” und redet vermutlich mit dem zerzausten Pälmchen. Das hat auch einen Namen bekommen. GONZO! Wie sie bloss auf den Namen kommt?

Sonntag, 19.10.2014
So`n bisschen Kopfschmerzen hab ich schon. Gestern hatte Andreas uns alle zum Grillen hinter seinem Werkstattcontainer gelockt. So als kleine Entspannung nach den chaotischen letzten Tagen. Haben wir uns also entspannt. Zwischen halb zerlegten Aussenbordmotoren und kaputten Schlauchbooten, auf schnell zusammengenagelten Sitzgelegenheiten. Jackies legendärer Kartoffelsalat, “angekokeltes” Fleisch, Würschte und dazu Dosen aus dem Werkstattkühlschrank. Eine Menge Dosen! Jetzt bin ich zwar entspannt, hab aber Kopfschmerzen. Vielleicht doch `ne Fleischallergie?! Wäre ja auch nicht so schlimm, wenn ich nicht schon um SIEBEN den ersten Termin hätte. Wir wollen Karls Boot ins Wasser ziehen. Der lag während des Hurrikans in der “geschützten” Lagune. Da hat`s die Boote auch alle durcheinander gewirbelt. Einige sind abgesoffen, etliche sind durch die Brücke in der Lagunenmitte getrieben (funktioniert mit Mast nicht). Die haben jetzt halt keinen mehr. Und viele sind einfach in die MangrovBergungsversuch, der 1.en getrieben worden. Die hatten Glück. So wie Karl. Der lehnt mit seinem 8,5m-Bötchen hoch und aufrecht an den Mangroven. Eigentlich ein hübsches Fleckchen, das er sich da ausgesucht hat - viel grün drumherum, könnt`er sich sogar `n kleinen Garten anlegen - aber er will unbedingt wieder zurück ins Wasser. Und deswegen quälen wir uns alle mitten in der Nacht aus der Koje, weil gegen acht Uhr Hochwasser ist und Karl keinen Sinn für die schöne Natur um ihn herum hat. Andreas und Christian im dicken Schlauchboot und ich mit Horst in seinem Motorbötchen mit 90PS-Motor. Horst am Steuer, ich mach den “Leinenmann”. Horst ist irgendwas über achtzig. Dauert schon jedesmal `ne Weile, bis er reagiert, wenn ich zum dritten mal rufe “Horst du hast immer noch den Rückwärtsgang drin, wir treiben in die Leine!” Mit dem Schlauchboot und einer am Mast-Top befestigten Leine versucht Andreas, das Boot auf die Seite zu legen und Horst soll es dann aus dem Schlamm in tieferes Wasser ziehen. Drei Stunden quälen wir die Motoren, pulen Leinen aus dem Propeller (“Horst, ich hab dir doch gesagt, dass du nicht auf Leerlauf geschaltet hast!”), versuchen, mal in die Richtung zu ziehen, dann in die andere - Karls Kutter rührt sich nicht ein Stück! Dafür liegt er jetzt auf der Seite. Das erhöht den Lebenskomfort an Bord jetzt ungemein! Entsprechend mürrisch fällt Karls Dank an die Bergemannschaft aus :-( Bier gibt`s heut abend im Cadisco! Jetzt hätte ich eh keine Zeit dafür. Ich muss zum nächsten Arbeitseinsatz. Bei Lothar ist jetzt alles ganz anders. Er will nicht mehr wegfliegen. Er bleibt auf Saint Martin. Und da kann er seine Teile auf dem Segler-Flohmarkt selbst vertickern. Ist ihm natürlich jede Menge Zeugs eingefallen, das er von dem Wrack noch abbauen könnte. Sein ehemaliger Ankerplatznachbar Jim ist mit entsprechender Technik angerückt. Landcruiser, Generator, Flex, Tigersäge und reichlich Werkzeug. Zerlegen wir den Kahn in den nächsten Stunden also gründlich. Ankerwinde, Steuerung ausbauen, Luken rausschneiden, sämtliche Fallenstopper, Winchen ... Wo wir nicht rankommen wird eine Leine dran gebunden, Jim zieht mit dem Truck kurz an und schon liegt der Mast nicht mehr im Weg, oder eine halbe Bordwand auf der Seite. Irgendwann ist der Kahn restlos geplündert, der Kofferraum voll, wir schön gleichmässig mit Glasfiberstaub überzogen - FEIERABEND! Mit zwei Winchen als Beute unterm Arm schlurfe ich nach Hause. So wie ich aussehe mag Marion mich nicht küssen. Ich muss erst duschen. Und dann hab ich keine Zeit mehr dafür. Ich muss ins Cadisco. Meinen Lohn für die erfolglose Bergung abtrinken :-)

Montag, 20.10.2014
Schon vor`m Frühstück der erste Besuch: Jens von der Bergungsfirma. Spätestens Ende der Woche soll es losgehen. HURRA!!!! Und was kostet es nun? 8000Dollar pro Schiff. Uff!!! Aber Steve, der Boss, will uns ein wenig entgegen kommen. Weil wir so arme Segler sind, mit vielen Kindern und ohne Versicherung ... Bei Christophe, unserem Nachbarn zahlt die Versicherung die Bergung, da wird`s halt etwas teurer und bei uns dafür billiger. Dürfen wir dem arroganten Versicherungsheini von Christophe nur nicht erzählen ... Und noch eine gute Nachricht: wir hatten ursprünglicHin und her, hin und her, ... h angenommen, dass unser Hauptanker bei den ständigen Rammings ausgebrochen ist und wir, mit dem Teil über den Grund schleifend, am Strand gelandet sind. Von wegen! Der Anker hat gehalten. Die Kette ist gebrochen. Am Boot baumelten noch ca. 15m von unserer 10er Edelstahlkette, der Rest liegt mit dem Anker immer noch auf dem alten Platz. Und der Zweitanker mit Kettenvorlauf und Leine irgendwo in der Nähe. Bin ich mit Lothar also auf Ankersuche. Brauchen ja schliesslich einen wenn wir am Freitag wieder ins Wasser kommen. Tauchen geht nicht weil das Wasser noch zu aufgewühlt ist. Sichtweite knapp 2m. Mit Schlauchboot und Draken an `ner Leine hinterherziehend sind wir also immer kreuz und quer um unsere alte Position herum getuckert ... Stundenlang! Haben wir allen möglichen Müll gefunden. Sogar zwei Anker. Bloss nicht unsere. Als wir schon aufgegeben hatten und ich Richtung Strand tuckere, ist Lothar noch mal ins Wasser, taucht ein paar mal in der trüben Brühe und hält plötzlich eine schwarze Leine hoch. Die sieht aus, wie unsere Leine vom Reserveanker. Ist sie auch! Mit Kette und Anker am anderen Ende! Kriegen wir mit dem Schlauchboot bloss nicht hoch. Der Anker steckt rammelfest im Sand. Binden wir erstmal `n Fender als Boje an die Leine. Da in den letzten zwei Tage hier schon mehrfach  Boote mit Haken im Schlepp auf “Schatzsuche” waren, will ich den Anker aber auch nicht so schön markiert dort liegen lassen. Überrede ich Horst, das Teil mit seinem Motorboot zu bergen. Das hat `ne Ankerwinde. Und nu` liegt er schön mit Kette und Leine dran im Ankerkasten. Kann der Kran eigentlich kommen.

 

Dienstag, 21.10.2014Tom und Susi - ganz liebe Grüsse  und alles Gute für euch zwei!!
Wir kriegen immer noch jede Menge Mails und Gästebucheinträge wegen unserem Unglück. Dabei hatten wir doch Glück! Ist alles eine Frage der Perspektive. Wir haben heute Post von unseren Freunden Tom und Susi bekommen. Mit den beiden und ihrer “Aorai” sind wir den Gambia-River rauf, haben wochenlang in Faja de Agua auf Brava getanzt, neue Frisuren ausprobiert, haben die zwei nebst Boot aus der Brandung dort gerettet, an Tom`s Aussenborder in Brasilien geschraubt, haben ihren Kater Ron in Buenos Aires “verbummelt” und auf Trinidad ihren neuen “Troll” kennengelernt. Einen Eisendampfer mit viel Ausbaupotential. Davon haben sie sich aber nicht von abschrecken lassen, sind mit dem Teil in die USA gesegelt und haben ein Jahr dran rumgewerkelt. Und vor zwei Wochen sind sie endlich zur “Jungfernfahrt” aufgebrochen. Von Anfang an ging so ziemlich alles kaputt, womit man einem Segler das Leben schwer machen kann, Ruder, Motor ... Tom nur am Basteln, kriegt die Sache halbwegs repariert, Susi seekrank in der Koje. Irgendwo zwischen Norfolk und den Bermudas haben sie dann entschieden, zurückzusegeln. Weit kommen sie nicht, kein Wind, fette Dünung, Susi geht`s immer schlechter, Ruder wieder kaputt - treiben sie hilflos auf dem Atlantik. Schweren Herzens entschliesst sich Tom, einen Distress-Call abzusetzen und letztendlich geben sie ihr neues Schiffchen auf und lassen sich genau vier Tage nach unserer Strandung von einem Tanker abbergen (ein paar Tage später hätte sie dann auch noch Gonzalo erwischt - nicht auszudenken!!) Den beiden geht es gut, sie sind auf dem Weg zurück nach Deutschland. Ihr “Troll” treibt jetzt als herrenloses Wrack auf dem Atlantik. Hat uns ziemlich traurig gemacht. Die beiden haben nicht nur ihr Schiff verloren, sondern müssen auch für viele Jahre ihren Traum, nach Kanada ins Eis zu segeln, aufgeben. Dagegen haben wir doch wirklich Glück!!!

Mittwoch, 22.10.2014
Die ersten zwei Katamarane sind vom Strand verschwunden. Nicht geklaut. Die wurden geborgen. Lagen ungefähr 100m weiter. Da steht kein Hotel davor. Hat die Bergungsfirma durch das verwilderte Grundstück davor eine Schneise bis zum Strand planiert, Platten ausgelegt und darauf haben sie dann einen riesigen Hubwagen unter die Katamaran-Rümpfe geschoben. War spannend! Hat `ne Weile gedauert, aber dann haben sie die Boote tatsächlich nacheinander angehoben und auf der provisorischen "Strasse” rausgezogen. Hab ich mir mit Christophe natürlich angesehen. Der hat die Eigner auch gleichmal gefragt, was sie dafür bezahlen müssen. ACHTUNDZWANZIGTAUSEND!!!! EURO!!! Pro Boot! Ist uns glatt die Kinnlade runtergeklapptAlles abbauen was noch zu brauchen ist. Die Firma hat uns auch schon angesprochen. Sie würden das Mäuerchen neben dem Hotel abreissen, zwei Palmen platt machen und einen Weg bis zu unseren Booten anlegen ... Da warten wir lieber auf den Schwimmponton!

Freitag, 24.10.2014
Das Plätzchen unterm Balkon von Madame Titi haben wir schon richtig eingesessen. Jeden Morgen hocken wir mit dem Netbook da und verwandeln die kleine Holztreppe in einen Bürotisch. Sie will uns ja immer auf die Terrasse locken, aber wir müffeln und trauen uns deshalb nicht. Der Hotelmanager hat uns nämlich die Dusche gestrichen. Ist `ne Aussendusche, damit die Hotelgäste, wenn sie sich am Strand geaalt haben, auch schön das Salzwasser und Sand vom bleichen Körper spülen können, bevor sie die heiligen Vier-Sterne-Gemäuer betreten. Haben wir uns natürlich auch zwei-, dreimal am Tag untergestellt. Dürfen wir nicht mehr. Das Wasser ist so teuer! Die ist nur für Hotelgäste. Klar, verstehe ich, wir bezahlen auch gerne für die einzige Möglichkeit, uns mal duschen zu können. Dafür hat er keinen Preis, die ist nur für Hotelgäste. Und damit begann unsere kriminelle Kariere. Nachts schleichen wir heimlich von Bord, pirschen mit zwei Kanistern bewaffnet zur Dusche, füllen die unter den grinsenden Augen des Nachtwächters und DUSCHEN!!! Aber tagsüber müffeln wir eben. Und deswegen hocken wir auf der Treppe, statt im Balkongestühl zu lümmeln. Obwohl, Madame Titi hat uns auch angeboten, bei ihr zu duschen. Und Uschi aus dem Apartmenthaus nebenan und Christophe und andere Leute, die wir gar nicht kennen. Sind wirklich alle unheimlich nett und hilfsbereit hier. Ausser dem Manager. Den nennen wir auch nur noch beim Vornamen. ARSCH! Wie er mit Nachnamen heisst, haben wir noch nicht rausgekriegt. Vermutlich Loch. Aber auf französisch klingt das dann wieder viel netter: “Trou de coul” ;) Ach ja, `ne Mail von Steve war heut auch dabei. Montag kommt die Barch!

Sonntag, 26.10.2014
Wir haben Karl vor einem dauerhaften Haltungsschaden bewahrt. Ist uns schon die letzten Tage aufgefallen, dass er neuerdings so schräg geht. Liegt wohl daran, dass er auf einem Schiffchen mit 45° Schräglage wohnt. Kann er die Schränke auf der oberen Seite nicht mehr öffnen, schläft auf dem Salonfussboden weil er aus der Koje fallen würde, steht in völlig verkrampfter Haltung vorm schrägen Herd, hockt vermutlich genauso verkrampft auf ... Und das braucht er jetzt alles nicht mehGeben, hören, sagen - 18, 20, Kontra, Re, Bock, Zippe, ...r! Sein Schiffchen schwimmt wieder. Wir hatten ja die ganze Woche über schon versucht, ein zugkräftiges Boot aufzutreiben, wo der Besitzer nicht gleich den Gegenwert von Karls Boot als Bergeprämie verlangt und gestern Abend im Cadisco hat sich jemand angeboten. Der will Karl umsonst rausziehen. Was mal wieder ein schöner Beweis dafür ist, dass man öfter mal in die Kneipe gehen sollte. Da trifft man die richtigen Leute! Sind wir also wieder mitten in der Nacht angerückt. Andreas und ich im Schlauchboot und Christian bei Jean in dessen Fischerbötchen. Mit reichlich PS diesmal. Hat trotzdem gedauert, bis Jean mit qualmendem Auspuff und vielen Anläufen die “Asgard” endlich vom Schlamm gezogen hatte. Ich glaub, Karl wollte gar nicht mehr weg, der hat sich an den Mangroven festgeklammert. Wahrscheinlich, damit er heut abend kein Bier ausgeben muss. Hat ihm aber nichts genützt. Da kommt er heut nicht drumrum. Ich auch nicht. Anschliessend sind wir nämlich mit Andreas LKW zu uns. Marion will die Mastreste endlich vom Deck haben. Alles was davon noch zu gebrauchen ist, hatte ich ja abgebaut, die alten Wanten hängen aufgerollt an der Reling, kann der Mast also auf den Schrott. Na ja, zumindest erstmal auf den LKW und zu Andreas auf`n Hof. Hier gibt`s selbst dafür noch Interessenten meint er. Uns egal, wir haben das Deck endlich wieder frei und sind ein Ende leichter beim Kranen. Und weil wir so fleissig waren, kommt dann die Belobigung: SKAT! Und hinterher ins Cadisco. da streiten sich heut alle, wer das Bier ausgeben darf. Karl, weil er wieder in der Koje schlafen kann, ich, weil ich meinen Schrott los bin und Andreas, weil seine Frau Jackie heut Geburtstag hat. Müssen wir heut eben etwas länger sitzen, bis alle mal dran waren :-)

 

Montag, 27.10.2014
Beim Frühstück starrt Marion die ganze Zeit auf`s Meer. Immer noch keine Barch zu sehen! “Sag mal, wie machen wir das eigentlich mit dem Ankerlicht, wenn wir jetzt wieder ins Wasser kommen?” Äh, guter Hinweis! Ich bastel uns was! Hab ich endlich `ne vernünftige Aufgabe. Die letzten Tage hatte ich mich meist verdrückt und wenn ich nicht gerade den Riggbauer auf der Werft gegenüber genervt hab, war ich bei Andreas in der Werkstatt an Aussenbordern schrauben. Dort find ich bestimmt auch irgendwas, um daraus einen kleinen Mast für`s Ankerlicht zu basteln. Ein Kantholz lacht mich geradezu an. Schön auf Länge sägen ..., da taucht Lothar auf. Er sucht jemanden der ihm hilft, bei seiner Schlummermutter (so nennt er die Dame, die ihn am Tag nach Gonzalo aufgelesen hat und bei der er immer noch wohnt) eine Waschmaschine ins Obergeschoss zu schleppen. Bin ich mit ihm also erstmal zu Christine, so heisst die nette Dame in Wirklichkeit, und haben das schwere Teil nach oben gewuchtet. Dann damit noch so`n bisschen hin und her durch die Wohnung, bis Christine sich sicher war, wo sie endgültig stehen soll. Vielleicht noch was zu tragen, wo ich schon mal hier bin? Druckst sie so`n bisschen rum, dUnd der Käpt´n sprach: es werde Licht!a wäre noch ein alter Kühlschrank ... Das ist kein Kühlschrank, das ist `ne Kühlzelle! Ungefähr so gross wie `n mittleres Kinderzimmer! Der muss zum Glück runter. Und dann bis an die Strasse. Sind wir schon leicht ausser Puste. Tja, einen Kühlschrank hätte sie noch ... Das ist aber ein normaler. Keine 2m hoch (ist schon fast `ne Belobigung, den runter zu schleppen). Die anderen Kühlschränke sollen nicht runter? Ne, ne, die funktionieren alle noch. Vielleicht den einen Schrank noch umstellen? ... Den schieben wir also auch noch durch die Hütte und danach werd ich erstmal unter die Dusche geschubst. Das T-Shirt darf mit duschen und als ich so duftend und oben ohne aus dem Bad komme, hält mir Christine ein frisches Hemd hin. So`n richtiges Designermodel. Guckt sie zufrieden an mir runter, passt doch perfekt und ZACK, zückt sie eine Parfümbuddel, werd ich von oben bis unten mit eingetöfft. Wie soll ich das jetzt Marion erklären??? Frisch geduscht, mit neuem Hemd und nach Frauenparfüm stinkend! Wie siehst du denn aus, werd ich auch gleich empfangen und schon schnuppert sie an mir rum. Guck mal unser neuer Mast, versuch ich abzulenken und halte ihr das Kantholz entgegen. Hätte auch schiefgehen können, dass sie mir das Ding entreisst und um die Ohren haut ... Den Rest des Tages bastele ich dann rum. Beim Mastlicht, das wir von Lothar bekommen hatten ist der Fuss kaputt, bei unserem der obere Teil. Fummel ich irgendwie zusammen. Auf`s Kantholz schrauben, Leitungen anklemmen, durch den Schwanenhals fummeln, im Boot anschliessen, Kantholz abspannen und schon haben wir wieder eine vorschriftsmässige Schiffsbeleuchtung. Zufrieden begutachten wir das Ergebnis, auch von den Zuschauerrängen (einige Strandbesucher) gibt´s den Daumen nach oben :) Und wir haben noch was. Eine Mail mit den endgültigen Preisen vom Riggbauer. Ich glaub, der neue Mast wird Blattgold belegt. Das würde den Preis erklären. Vielleicht behalten wir doch lieber die Holzvariante?

Dienstag, 28.10.2014
Marion starrt immer noch auf`s Wasser. Wieder keine Barch. Und Steve ist telefonisch nicht zu erreichen. Dafür taucht Antoine auf. Das ist der, der die beiden Katamarane vom Strand gezogen hat. Er erzählt uns, dass er heute Nachmittag Christophes Boot krant. Mauer weg, Palmen weg und mit Kran und Tieflader bis an den Strand. Glaub ich ihm irgendwie nicht, Christophe hätte uns bestimmt gesagt, wenn er die Bergungsfirma wechselt. Und was soll das kosten? 15000 Euro. Und wenn er dann schon hier ist, könnte er uns auch gleich wegheben. Wir haben aber ein besseres Angebot. Wieviel? 6000 Dollar, stapel ich extra tief. Aha, dreht er sich um und geht. Macht uns jetzt so`n bisschen unsicher. Wenn Christophe wirklich aus der “Bergegemeinschaft” ausgestiegen ist, geht Steve`s Kalkulation nicht mehr auf und es wird für die verbleibenden Boote vermutlich teurer als die angesagten 8000 Dollar. Na, da bin ich ja mal gespannt, ob Antoine hier wirklich heute aufschlägt. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass er gewartet hat, dass wir darauf “einsteigen”, um dann zu Christophe zu laufen, “ ... heute Nachmittag krane ich die Mira, soll ich dich auch gleich mit rausziehen ...?” Schlitzohr das!!! - Weil wir grad so schön an Christope`s Boot “kuscheln” und der jede Menge Winchen drauf hat, zieh ich damit unsere “verwürgte” Reling halbwegs gerade. Die abgerissenen Enden überbrücke ich mit dem Edelstahlrohr unserer Radarhalterung und schon können wir das Bimini wieder aufbauen. Schatten im Cockpit. Erhöht die Lebensqualität um glatte 100 Prozent! Wir laden unseren Schrott endlich von Andreas` LKW und vom Riggbauer lass ich mir sein französisches Angebot erklären. Doch kein Blattgold! Alles kommt neu. Eigentlich hatten wir besprochen, dass die Teile, die ich vom alten Mast abgebaut habe, wieder verwendet werden. Deswegen habe ich ja tagelang an dem Zeug rumgeschraubt, gebohrt, gekloppt, mir Schrammen geholt ... damit es nicht so TEUER wird! Er will sich das Zeug noch mal ansehen. - Antoine taucht nicht mehr auf. Sag ich doch, Schlitzohr!

Mittwoch, 29.10.2014
Unsere finanziellen Sorgen haben ein Ende! Wir schwimmen demnächst im Geld: heute früh klopft es an unsere Bordwand. Steht ein hübsches Mädel unten. Zieh ich gleich den Bauch bisschen ein. Hallo! Sie kennt unser Boot. Hat sie schon mal in Trinidad oder Brasilien gesehen. Wir einigen uns auf Brasilien. Sie ist Journalistin und würde uns gerne interviewen. Wegen Hurrikan und so. Laden wir sie also ins Cockpit ein und lassen uns interviewen. Dann noch ein paar Fotos und morgen kommen wir in die Zeitung. Und dann sind wir berühmt! Alle werden sich um unsere Story schlagen, wir verkaufen die Filmrechte an Hollywood, posieren nackt für den Playboy, müssen bestimmt ins Dschungelcamp ... macht nichts. Gibt`s überall Kohle für! Brauchen wir uns nie wieder Gedanken machen, was die Bergung kosten soll, wie wir den Mast bezahlen, wovon die Segel, ob`s noch für`s Feierabendbier reicht ... wir können mit den Dollars nur so um uns schmeissen! Jetzt müssen wir nur noch brav im Cockpit hocken bleiben und warten, dass die ersten Agenten anklopfen. Bin ja gespannt, ob ich die Hauptrolle in der ersten Verfilmung selber spielen kann oder ob die wieder Brad Pitt nehmen :-)

 

Donnerstag, 30.10.2014
Heute früh klopft`s wieder an der Bordwand. Kein Produzent. Jens von der Bergungsfirma. Morgen kommen sie! Sie hatten ihrer Barch bei anderen Bergungen ein paar Löcher verpasst, die sieht jetzt aus wie ein Schweizer Käse. Können sie erstmal ausgiebig dran rumschweissen. Deswegen haben sie sich jetzt von Anguilla, der Nachbarinsel, eine andere Barch geholt, laden heute den Kran um und sind morgen hier. Diesmal wirklich! Schreibt Marion gleichmal `n paar Mails, damit alle die Daumen drücken. Ich drück heute auch. Mich vor der Arbeit. Kann ich alles machen, wenn wir wieder im Wasser sind. Geht da viel besser. Ausserdem hab ich auch `nen Termin. Mit dem Riggbauer. Wir wollen uns die ausgebauten Teile auf dem Boot angucken, dann die bei Andreas rumliegenden Maststücken, die alten Rollanlagen ... Die will ich aber auf keinen Fall mehr haben. Da haben wir uns so oft mit rumgeärgert, dran geschraubt, wieder geärgert ... Obwohl, jetzt haben sie eigentlich funktioniert. Patrick, der Riggbauer will sein Angebot noch mal überschlafen und wir wollen zwecks FeierabendbMuss Mann sich unbedingt angucken!!!ier ins Cadisco. Ist bloss noch `ne Stunde zu früh. Machen wir einen Spaziergang, schlag ich vor. Marion liebt ja Spaziergänge. Kommen wir genau bis zur Hotelmole, also 20m weit. Da liegt das kleine Segelboot, das im Hurrikan gleich als erstes gestrandet ist. Der Besitzer werkelt schon seit Tagen daran rum, hat alles ausgebaut, das Boot mit Hilfe von Winden auf die Seite gedreht, die aufgerissenen Bordwand mit Holzplatten zugenagelt, alles mit Epoxi überzogen und jetzt soll es wieder ins Wasser gezogen werden. Hat er am Ende der Mole an den Pollern zwei fette Elektrowinden befestigt, grosse Batterien daneben stehen und zwei Leinen am Schiffchen befestigt. Das ruckt schon mal so`n Stückchen. Muss ich natürlich hin, mir das anschauen und ein bisschen schladdern. Marion wartet an der Hotelterrasse, unterhält sich dort mit wem, ein paar Hotelgäste schauen dem Treiben ebenfalls interessiert zu. Ich, mit Schladdern fertig, latsch brav zurück zu Marion, im selben Augenblick drückt der Eigner wieder auf`s Knöpfchen der Winden. Seil strafft sich, Boot ruckelt kurz ... PENG!!! ... reisst das Seil, zischt durch die Luft und mir voll auf die “Zwölf”! Boah, sack ich im selben Augenblick zusammen. Erstmal gucken, ob mir nicht wichtige Körperteile hinten durch die Hose rausgeschossen sind. Sieht nicht so aus, auch wenn es sich danach anfühlt. Mühsam richte ich mich wieder auf und humpel zur Terrasse, wo Marion mich leicht hysterisch anschreit. Hab ich grad keine Nerven für! Sie auch nicht. Etwas breitbeinig schleich ich an den aufgereihten Hotelgästen vorbei, versuch vergeblich ein “hat-ja-gar-nicht-weh-getan”-Gesicht aufzusetzen und stürz mich dann so wie ich bin ins Wasser. ZISCH!!! Tut das gut! Nach `ner Weile wag ich einen Blick in die Hose. Sieht so aus, als ob noch alles da ist. Bisschen farbiger vielleicht. Marion hat sich mittlerweile beruhigt und sitzt im Cockpit. Sie dachte, mich hätt`s in zwei Teile geschnitten als ich zusammengeklappt bin. Ihr Nervenkostüm ist nach Gonzalo noch ein bisschen angeschlagen. Ist sie grad wieder drei Jahre gealtert, meint sie. Das gibt `n Rum zur Beruhigung. Für mich auch. Sie kontrolliert noch schnell, ob wirklich noch alles da ist und dann ist es auch schon sechs. HabWerden wir jetzt berühmt?  ;)en wir die Stunde bis zum Cadisco doch gut überbrückt. Da humpel ich jetzt auf jeden Fall noch hin!

Freitag, 31.10.2014
Wir warten und warten und warten ... keine Barch taucht am Horizont auf. Dafür Uschi aus dem benachbarten Apartmenthaus. Sie hatte uns ja schon Kaffee gebracht, kalte Getränke ... heute bringt sie die Zeitung. Mit unserem Interview. “Oh Gott, wie sehen denn meine Haare da aus”, ist das Erste, was Marion dazu einfällt. Na ja, `n bisschen zerwühlt. Wird sie die weibliche Hauptrolle in der Verfilmung wohl nicht spielen können. Stellen die mir vielleicht Angelina Jolie an die Seite :-) ... Immer noch keine Barch zu sehen. Dafür Christophe. Mit unserer Wäsche. Da er uns ja immerzu irgendwie helfen wollte, hat Marion ihm kurzerhand unsere Schmuddelklamotten in die Hand gedrückt. Kriegen wir dann am nächsten Tag duftend wieder. Diesmal hat`s zwei Tage gedauert. Und er entschuldigt sich auch gleich, dass sie nicht gebügelt ist. WIE JETZT, UNGEBÜGELT??!! Sagen wir natürlich nicht. Marion hatte eh jedesmal vergeblich versucht, seiner Maria das Bügeln auszureden. Auf die Barch brauchen wir auch nicht länger warten. Sein Versicherungsheini hatte ihn gerade angerufen, die kommt erst morgen früh! Sackt Marion schon wieder zusammen. Boah, dann bergen die erst das Rescue-Boot, dann ist Sonntag ...Was soll`s, lempeln wir nachher eben zur Feierabendrunde ins Cadisco und hinterher, wenn`s schön dunkel ist, klauen wir Wasser. Jetzt ziehn wir immer schon mit vier Kanistern los ;)

Sonnabend, 01.11.2014Lothar mit den Resten der Catorion
Marion hockt seit halb sechs im Cockpit. Sie ist so aufgeregt. Kann sie nicht schlafen. Neben sich das Fernglas. Nützt ihr auch nichts, da kommt keine Barch. Nach dem Frühstück immer noch nicht. “Was meinen die hier mit FRÜH??” Ich kletter noch mal in den Motorraum, aber da ist eigentlich alles vorbereitet. Die Schläuche von den Seeventilen waren ab, um den “Strandungs-Sand” rauszuspülen, neue Dieselfilter sind dran, alles entlüftet - in der grauen Theorie müsste der Motor laufen. Marion kontrolliert zum zehnten Mal, ob alles kransicher verstaut ist, starrt wieder durchs Fernglas ... immer noch nichts! Ich überrede sie, mit mir zur “Time out”-Werft zu gehen. Da ist heute Segler-Flohmarkt. Lothar ist auch da. Er hat fast alles verkauft. SoNervenzerfetzend!gar die Sachen, die er erst freigiebig verschenkt  und hinterher wieder eingesammelt hat. Wir schlendern an den Trödelständen längs: Schiffselektronik, die 1970 schon veraltet war, Blöcke, mit denen vermutlich schon Kolumbus unterwegs war, französische Komik-Hefte, sogar eine komplette Kameraausrüstung. Ich glaub, die is` noch aus der Stummfilmzeit. Lothar vertickert gerade seine letzten Luken für 100 Dollar - mir juckt`s gleich wieder, wenn ich an den Glasfiberstaub denke, als wir die Dinger raus gesägt haben. Marion hat eh keine Muse zum Rumstöbern, sie will zurück an ihr Fernglas. Kurz nach zwei dann endlich ihr Jubelschrei. ”SIE KOMMEN!!!” Tatsächlich taucht hinter Pointe de Bluff ein Schlepper mit dem Schwimmponton und Kran am Stahlseil auf. Im Schneckentempo! Dauert dann auch noch zwei Stunden, bis sie bei uns ankommen. Den Ponton jetzt an der Seite, bugsiert der Schlepper das Ding komischerweise genau auf uns zu. Die wollten doch erst das Rescue-Boot bergen? Dann fährt sie wieder zurück. Was soll das denn jetzt? Ein Mitarbeiter springt ins Wasser, borgt sich von mir `ne Schnorchelbrille und untersucht den Grund bis zum Strand. Flach und viele grosse Steine. Haben wir ihnen doch auch schon gesagt. Jetzt wird die Barch erneut Richtung Strand geschoben, bis sie fast aufsitzt, die Stempel werden runtergelassen und dann überschlägt sich mit einem Mal alles. Der Kran (für 100t sieht der ganz schön mickrig aus) fährt bis zum Rand, der Arm schwenkt in unsere Richtung ... DIE MACHEN ERNST! Marion verrammelt alle Luken und springt von Bord, ich kann grad noch das Bimini nach hinten klappen, da werden auch schon die Gurte hochgereicht. Strand und Hotelterrasse sind mittlerweile voller Zuschauer. Viele kennen uns, halten die Daumen hoch - viel Glück! Dann zieht derImmer noch nicht! ... Kran an, die Seile straffen sich, schwarzer Qualm steigt aus dem Auspuff, der Kran hebt langsam sein Hinterteil. Bei der Mira rührt sich nix! Ich mein, wir stecken bis zum Bauch im Sand, beide Kiele sind total eingespült, das macht bestimmt noch mal 5t zusätzlich. Das passt schon, meint der “Oberberger”. Der Kran hebt seinen Arm etwas höher, hat er natürlich mehr Kraft, aber der Zugwinkel wird auch schräger. Wieder Vollgas, wieder ruckt nichts. Arm noch höher, Vollgas und jetzt hebt sich der Backbord-Kiel so um 5cm an. Kranarm noch `n Stück höher, Qualm steigt aus dem Auspuff, wieder ein Stückchen höher. Mann, ist das spannend! Christophe macht Fotos für uns, Madame Titi ein Video, der Kranfahrer tritt auf`s Gaspedal und ich kontrolliere jedesmal, ob der hintere Gurt auch nicht auf die Propellerwelle gerutscht ist. Stückchen für Stückchen hebt sich der Backbord-Kiel aus dem Sand, das Boot hängt mittlerweile total schief in den Gurten, die Backbord-Reling ist jetzt völlig zerwürgt. Was dGleich saust sie los ...er Hurrikan noch übrig gelassen hat, schaffen die Krangurte. Gut, so `ne Schiffsbergung ist eben kein Feinmechanikerjob. Der Oberberger hebt wieder den Daumen. Vollgas! Und jetzt dreht sich der Bug langsam Richtung Wasser. Dafür drückt`s unser Heck allerdings gegen Christophe`s Boot. Wird der schon ganz blass. Marion auch, aber wegen unserem Schlauchboot. Das hängt am Geräteträger und sieht grad so`n bisschen zerquetscht aus. Bestimmt platzt gleich der Schlauch! Weia! Wir schaufeln schnell den Sandberg vorm Steuerbord-Kiel weg, der Kran zieht an, wie in Zeitlupe hebt sich der Kiel gaaaaanz langsam aus dem Sand und dann schwingt unser Schiffchen plötzlich rasend schnell mit seinen zarten 15 Tonnen auf den Ponton zu. Alle halten die Luft an ... das wird doch nicht an die Barch krachen??? - aber die Jungs sind Profis, der Kranfahrer hat das Seil im selben Augenblick nachgelassen und vom Wasser abgebremst, stoppt das Boot kurz vorm Aufprall und schaukelt langsam aus. Das gibt `nen spontanen Applaus von der, am Strand versammelten Zuschauermenge. Der Kran fährt mit der Mira am Haken langsam ans andere Ende der Barch und da wird sie dann sachte zurück ins Wasser gesetzt. Jetzt tobt die Zuschauermenge! Jubelrufe, Applaus, Marion wird von allen möglichen Leuten gedrückt und geküsst - ich schwimm schon zum Boot. Schnell kontrollieren, ob irgendwo Wasser in den BilgenSteve schleppt uns raus :) ist ... UFF, alles trocken. Hatten wir auch nicht anders erwartet. Motor starten, der springt an ... und geht auch nicht wieder aus. Noch mal, UFF! Die Gurte werden gelöst, ich stell mich ans Steuer und ... was`n das jetzt??? Ich kann an dem Ding drehen soviel ich will, da passiert nichts. Eigentlich ist nach zwei Umdrehungen Schluss, jetzt kann ich kurbeln und kurbeln und weiter kurbeln ... geht auch merkwürdig leicht. Sprinte ich in die Achterkabine, reiss die Matratzen vom Bett ... Zylinder ist dran, Bypass-Ventil geschlossen, nirgends Öl zu sehen. Versuch ich es mit dem Autopiloten. Die Pumpe läuft, aber das Ruder bewegt sich nicht. Gut, schau ich mir später an. Steve, der Boss, drängelt, es wird gleich dunkel. Also nimmt er mich mit seinem Boot an die Leine, fährt zum Ankerplatz und ich schmeiss unseren Zweitanker ins Wasser. Endlich wieder schaukeln!!! ”Thank you Steve, you did a really good job!!!” Irgendwas wollte ich doch noch? Ach ja, Marion vom Strand abholen. Schmeiss ich das Schlauchboot ins Wasser, tucker zum Strand und darf mich jetzt auch von den Leuten schütteln lassen. Christophe angelt eiskaltes Bier aus seiner Kühlbox, drückt jedem `ne Dose in die Hand - Santé! Prost! Und immer `ne Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

Sonntag, 02.11.2014
Wir Auf geht´sgeniessen das Schaukeln. Obwohl, so ohne Mast schaukelt es irgendwie anders. Bisschen schneller vielleicht. Egal, dafür haben wir wieder ein gerades Bett, `ne funktionierende Klospülung, eigene Dusche ... Ach ja, den Wassermacher muss ich noch anschmeissen. Sogar der Generator ist heut richtig nett zu mir, läuft brav durch, der Wassermacher kann die Tanks vollkleckern und wir fahren erstmal an den Strand. Hatten wir Christophe versprochen, dass wir bei seiner Bergung dabei sind. Die Gurte sind schon um den Schiffsbauch gelegt, Christophe hat `ne Sicherungsleine um die kleine Palme am Strand gewickelt (hat er Glück, dass der Manager das nicht sieht), wir recken die Daumen hoch - viel Glück!!! Er hat Angst, dass sein Mast bei der Bergung doch noch runter kracht. Die Sorgen hatten wir ja nicht mehr :) Der Kran zieht an und langsam hebt sich der Schiffshintern. Der Kranfahrer tritt `n bisschen mehr auf`s Gaspedal und jetzt rutscht das ganze Schiff langsam die Sandböschung runter, ins Wasser. Christophe wird noch mal blass, weil da riesige Steine liegen, aber der Kranfahrer versteht seinen Job, die Seile reissen das Boot höher und jetzt schwebt es überm Wasser. Mit Mast. Hängt zwar noch genauso schräg in den Seilen wie es vorher am Strand lag, aber mit den Hilfsleinen wird es so gedreht, dass der Mast von der Barch weg zeigt. DDass der Mast das mitmacht!er Kran fährt ans andere Ende und langsam senkt er seine Fracht ins tiefere Wasser. Wieder klatschen alle. Sein Boot hat zwar einige Löcher im Rumpf, aber die sind alle über der Wasserlinie und nach kurzer Kontrolle atmet Christophe erleichtert auf - seine “Amazone” schwimmt wieder. Zumindest für heute. Morgen kommt sie in die Werft. Wir lümmeln anschliessend in den Polstersesseln der Hotelterrasse. Barent hat uns eingeladen. Einer von Marions täglichen Schladder-Freunden, als wir noch vorm Hotel gewohnt haben. Er wohnt drinnen. Ist uns ganz egal, dass uns A... , der Manager, grimmige Blicke zuwirft. Wir nuckeln an unserer Cola und verfolgen die Bergung des Rescue-Bootes. Da sind die Jungs weniger zimperlich. Das Teil liegt auf Steinen und der Boden ist eh aufgerissen. Wird der Kahn einfach solange über die Steine gezottelt, bis er dicht genug an der Barch ist, dass sie ihm die Gurte unterlegen können und das schwere Teil auf die Barch heben können. Dauert natürlich. Barent bestellt inzwischen schon Bier. Ist gesünder als Cola. Recht hat er. Und er hat auch ein grosses Herz für gestrandete Segler. Deshalb hat er Steve mit einer kleinen Spende überredet, auch noch das kleine Bötchen ins Wasser zu ziehen, dessen Besitzer sich schon seit Tagen vergeblich damit abmüht. ViellDoch ganz gemütlich auf der Hotel-Terrasse ;)eicht will er auch nur weitere “Entmannungen” durch dessen Seilwinden verhindern. Ich werd ja neuerdings dauernd mit mitleidigem Blick auf die Hose gefragt: Na, alles in Ordnung da unten? Gab wohl mehr Zuschauer als ich dachte. Vor allem der Bootsbesitzer macht sich ehrliche Sorgen um meine Zeugungsfähigkeit. Kann ich ihm zehnmal erzählen, dass alles in Ordnung ist, er will es genau wissen. Dass es nicht mehr weh tut ist ja gut, aber hast du es auch schon getestet??? Was soll MANN darauf antworten?! KLAR!!! :) Dafür zieh ich ihn mit seinem Bötchen auch noch in die Lagune. Schöne Quälerei mit unseren 10PS am Schlauchboot. Zumal er kein Ruder mehr hat und sein Kahn ständig nach links und rechts wegschiesst. Ist besonders spassig in der engen Brückendurchfahrt ... Als ich zurück bin, hat Steve sich zu Marion und Barent gesetzt, der fleissig weiter Bier bestellt, die Sessel sind so schön bequem ... ach, die Steuerung reparier ich morgen! :).

Montag, 03.11.2014
Ist das schön, wenn man nach dem Aufstehn einfach so nach Herzenslust vom Boot ins Wasser springen kann, ... geht doch nichts über ein Wassergrundstück! Ich bau das Bimini wieder auf, tauch das Unterwasserschiff nach Schäden ab, aber ausser grossflächigen Farbabschürfungen scheint echt alles in Ordnung zu sein. Nur, dass ich das Ruderblatt, wenn auch schwergängig, einfach so drehen kann, ist weniger gut. Sollte sich mit angebautem Hydraulikzylinder eigentlich nicht rühren. Da im ganzen System nirgends Hydrauliköl austritt, vermute ich mal, dass es den Zylinder “entschärft” hat, als die Wellen immer mit aller Gewalt gegen das Ruderblatt geknallt sind. Bau ich den erstmal aus. “Ich such jetzt `ne Hydraulikbude, die das Ding überprüfen und reparieren kann”, lass ich Marion noch wissen und düse mit dem Schlauchboot los. Erstmal zu Andreas. Der weiss bestimmt wo so`ne Bude ist. Hydraulik, das macht Horst. Der scheint irgendwie alles zu machen. Aber nichts vor zwölf. Helf ich Andreas noch so`n bisschen bei seinen Aussenbordern, bis die Sonne hoch genug steht, dass Horst sich zum Frühstück auf seine kleine Terrasse hockt. “Watt hast du denn da”, werd ich empfangen, als ich mit dem Hydraulikzylinder neben ihm steh. Erklär ich ihm mein Problem mit der Steuerung.” Jaaa!” Dann dauert es immer erstmal `ne Weile und kurz bevor man alles noch mal erzählen will, geht`s bei ihm weiter. “Denn müssen wir den wohl ma aufmachen.” Wieder lange Pause ...” und dann gucken wir mal, was damit los is. Da is bestimmt der Schleifring durch. Müss`n wir ma gucken, wo wir so`n Ding finden. Und dann wechseln wir den denn.” Und die Simmeringe auch gleich, werf ich ein, um auch mal was Kluges zu sagen. “Jaaa. Ich hab ja auch so`ne Hygrauliksteuerung”, geht`s bei ihm weiter. Und jetzt hör ich mir eine Stunde lang die Vor- und Nachteile von Hydrauliksteuerungen an, was Horst auf seinen Booten schon aHorstlles für Steuerungen hatte, dass ´ne Schubstangensteuerung eigentlich das Beste ist ... ich sitze mittlerweile auch vorm Kaffee, nicke brav und frage mich, ob das jetzt die beste Idee war, Horst zu fragen. Der hat sicher von allem Möglichen Ahnung, hat eine traumhaft ausgestattete Werkstatt, ein Ersatzteillager, als wenn die Versorgung damit jeden Augenblick weltweit zusammenbricht, aber was er am Meisten hat, ist eben ZEIT! Er ist ja erst irgendwas inne Achtzig. ”Was meinst du Horst, woll`n wir das Teil denn jetzt mal aufschrauben?”, werfe ich in einer Pause ein. “Jaaa. Das wär wohl das Beste”. In dem Augenblick kommt Werner um die Ecke geschlurft und hockt sich neben uns. Werner is auch so ungefähr in Horst´s Alter. “Naaa, das mit dem HSV war gestern `n Ding”. “Jo!” “Und was die Bayern sich da geleistet haben ...” Ich glaub`s nicht, jetzt geh`n die beiden erstmal die Bundesligaergebnisse vom Wochenende durch! Das dauert die nächste halbe Stunde. Sie unterhalten sich ja gemächlich. In schönem, breiten Hamburger Dialekt. Ham eben Zeit. Als endlich alle Tore, vermeintliche Abseits, übersehene Fouls und was dem, vorm Bildschirm hockenden gemeinen Fussballexperten für gewöhnlich sonst noch so auffällt, ausgewertet sind, versuche ich, die Aufmerksamkeit wieder auf meinen Zylinder zu lenken. “Du Horst, ich könnte ja schon mal anfangen den aufzuschrauben”. Horst ist immer sehr eigen mit seinem Werkzeug, lässt er mich sowieso nicht ran, aber der Plan klappt. “Neee, lass uns das mal jetzt machen”. “Was is`n damit?”, will Werner wissen. So`n Mist, gerade wollte Horst sich aus seinem Sessel hoch quälen. ”Jaaa”, fängt der statt dessen an und schildert noch mal mein Steuerungsproblem. DIE LANGVERSION! Ich sacke auf meinem Hocker zusammen und weiss jetzt, dass es definitiv `ne blöde Idee war, nicht zu `ner Hydraulikbude zu gehen. “Ach sooo”, sacht Werner, als Horst endlich fertig ist. Ich schöpfe wieder Hoffnung. “Was war `n mit dem Rossberg gestern los?”, muss Werner jetzt loswerden. Hä, wer is`n das jetzt??? “War bestimmt wieder so`ne Stallorder”. Was fragt er denn, wenn er das weiss?! ”Jaaa”, fällt Horst dazu ein. Mir dämmert`s langsam, jetzt ist Formel-1 dran. Sind die beiden auch Experten für. Wird also erstmal ausführlich der Punktestand von Leuten, die ich nicht kenne, durchgekaut, wer, warum irgendwo gewonnen oder eben nicht gewonnen hat, auf der Poleposition war, mit den falschen Reifen unterwegs ... Ich starre in den Himmel, ob schon die ersten Sterne zu sehen sind, überlege, ob ich Geld einstecken habe, weil ich ja jeden Augenblick zum Feierabendbier in`s Cadisco aufbrechen muss, wie ich morgen rauskriege, wo hier eine Hydraulikwerkstatt ist ... und dann passiert es! Horst erhebt sich! “Denn lass uns dat ma aufschrauben”. Dauert keine 10 Minuten, dann liegen Abstreif- und Simmeringe vor uns, Horst erklärt mir, wo ich die Dinger neu kaufen kann, schneller Blick auf die Uhr - das schaff ich noch! Die haben sogar das originale Ersatzteilkit für den L&S-Zylinder, ich bin um 140 Dollar ärmer (vermutlich sind die drei kleinen Gummiringe von innen mit Diamanten besetzt), wir schrauben den Zylinder wieder zusammen und ... einbauen tu ich das Ding morgen. Jetzt brauch ich mein Feierabendbier!

 

Dienstag, 04.11.2014
MIST! Will ich heute den Zylinder einbauen und stell fest, dass der sich nicht einen Millimeter bewegen lässt (hatte ich gestern nach dem Zusammenbau gar nicht probiert). Frühs hab ich gleich mit Shassada-Arnim telefoniert. Der hatte uns die Anlage ja mal eingebaut. Garantie lehnt der doch glatt ab! ;) Ich soll mal kontrollieren, ob der Stempel oder das Zylindergehäuse noch gerade sind. Bau ich das Ding also noch mal auseinander. Jetzt weiss ich ja wie`s geht. Sieht alles so aus, wie`s soll. Stempel scheint gerade zu sein, Gehäuse nicht. Sieht man so gar nicht, aber wenn ich das Rohr langsam auf der Tischplatte rolle, stehen mal die Enden 2mm hoch und mal die Mitte. Zum Glück hat Marion meinen kreativen Versuchsaufbau nicht gesehen. Das hätt Mecker gegeben, mit dem öligen Alurohr auf`m Salontisch ... Brauch ich `n neues Rohr. Stopf ich mir also reichlich Dollars in die Tasche und rase wieder rüber zur Hydraulikwerkstatt auf der Dutch-Side und pack da das Alurohr auf den Tisch. “Brauch ich neu, das ist verbogen”. “Sicher?” “Ja klar!” Nimmt der das Teil, legt es auf`n Schreibtisch, hockt sich davor ... und rollt es langsam. Ich glaub`s jetzt nicht, der hat mir meine Prüfmethode geklaut! “Stimmt, das ist nicht gerade!” Sag ich doch, deswegen will ich ja auch ein neues! Hämmert die Dame am Tisch nebenan auf ihrer Computertastatur rum ... “Ham wir nicht, müssen wir bestellen. Kostet 200 Dollar.” “FÜR`N STÜCK ALUROHR???” “Ja, dazu kommen etwa 140 Dollar für`s shipping.” “Und wie lange dauert das?”, krieg ich grad noch so raus. Ungefähr zwei Wochen. Ich kann aber nicht zwei Wochen ohne Steuerung vor Anker liegen. Leuchtet allen ein. “Und was kostet ein neuer Zylinder?” Klappert sie wieder auf ihren Tasten rum: “2800 Dollar! Müssen wir aber bestellen, kommt noch shipping dazu ...” Gut, der Plan geht auch nicht auf. Frauen bezirzen ist ja meine Spezialität. Leg ich jetzt also richtig los, erzähl von unserem steuerlosen Wrack, der verängstigten Frau allein an Bord, den kommenden Stürmen ... greift sie zum Telefonhörer. Halbe Stunde lang telefoniert sie vermutlich sämtliche Hydraulikbuden der Insel ab und strahlt mich schliesslich an: “Wir haben einen Zylinder für euch! Ist zwar ein gebrauchter, aber werksüberholt - besser als neu.” Soll 1200 Dollar kosten. Den nehm ich!!! Sie will versuchen den heute noch ranzukriegen, ich zahle 300 Dollar an und springe freudestrahlend ins Schlauchboot. Erstmal zu Horst. Der will ja wissen, wie`s mit unserer Ruderproblematik steht. “Aha!” Damit fängt er meist an. “Jaaa, dat kann aber auch sein, dass dat gaanich am Zylinder liegt. Da kann ja auch das Bypassventil nicht ganz schliessen.” “Ne, hab ich schon ausgebaut und überprüft.” “Aha! ... Nu müsste man genau wissen, wie die Anlage aufgebaut ist, kannst mir das ma aufmalen?” Äh, nö ich hab die ja nicht eingebaut. “Jaaa, dat kann ja nu man sein, dass da `n Sperrblock is, wo die Ventile ...” “Weisst was Horst, ich fahr einfach mal zum Boot, guck mir das an und mach `ne Skizze”, unterbreche ich seine Überlegungen. Nach zwei Stunden wären wir eh bei dem Punkt gewesen. Bau ich also auf dem Boot die Steuersäule auseinander, gucke, von welchem Anschluss an der Plungerpumpe, die Schläuche im Motorraum hingehen und von dort weiter in die Heckkabine ... Mit der Skizze dann wieder zu Horst. Mittlerweile hab ich den Aufbau unserer Anlage begriffen (hab ich mich vorher ja nie mit beschäftigt), einzig die genaue Funktionsweise des Sperrblocks ist mir noch unklar. Das weiss Horst dafür und versäumt es nicht, mich in der nächsten Stunde darüber aufzuklären. Und wie die Plungerpumpe arbeitet, wie die Ventile mit den kleinen Kügelchen da drin funktionieren, warum er die lieber ausbaut ... Jetzt wissen wir immerhin, was in der Theorie noch alles kaputt sein könnte, überprüfen können wir es eh erst, wenn der Hydraulikzylinder wieder dran ist. “Du Horst, ich muss jetzt erstmal los, sonst macht die Werkstatt zu”. Diesmal will Marion mit. Ist sie schon neugierig, wofür ihr Holder so viele Dollars verbrät. Erstmal auf der Dutch-Side Geldautomaten plündern (die spucken Dollars aus) und dann wieder quer über die Lagune zur Hydraulikwerkstatt. Der Zylinder ist da und er ist sogar noch billHydrauliköl auffüllen, Anlage entlüften, ...  kurbeln, kurbeln, kurbeln ...iger, empfängt mich Susanne. Werf ich ihr glatt `n Schmatz für über den Tresen. Supi, glatt 200 Dollar gespart! “Weisst was, Marion, dafür fahr`n wir jetzt ins Cadisco und den Zylinder bau ich morgen ein ...” :-)

Mittwoch, 05.11.2014
HURRAAAAA!!! Wir können unser Ruder wieder bewegen! Bisschen schwer zwar, aber das kriegen wir auch noch hin. Hab ich heut früh gleichmal den neuen Zylinder eingebaut. Dann ordentlich mit Hydrauliköl rumgepantscht, das System befüllt, entlüftet und ... es funktioniert. Lag also wirklich nur am Zylinder. Brauch ich mit Horst nicht die Plungerpumpe auseinanderbauen, den Sperrblock zerlegen, aufpassen, dass uns die kleinen Kügelchen nicht weghopsen ... Spart mir mindestens `ne Woche Arbeit mit ihm. Und viele Dollars für Ersatzteile ausserdem. Obwohl, ich glaub Horst hatte sich da schon fast drauf gefreut. Auf`s Zerlegen. “Jaaa, ... da müssen wir dat ma aufschrauben und gucken wie`s da drinne so aussieht ...” :-) Jetzt muss ich nur noch mal los und `ne Flasche “Guavaberry” besorgen. So als kleines Dankeschön für Horst. Den trinkt er nämlich gerne. Nicht andauernd. So mal `n kleines Schlückchen alle zwei Wochen :-)Santé! Prost! Cheers!

Donnerstag, 06.11.2014
Geburtstag??? Heute??? Hab mich schon gewundert, dass Marion so auffallend nett ist. Neee, stimmt natürlich nicht, sie ist (fast) immer nett zu mir. Hat sogar ein tolles Geschenk für mich: `ne Rohrzange. Die Alte hat bei der Demontage der Rigg-Teile den Geist aufgegeben. Geburtstag ist echt cool! Ich kann heute machen was ich will. Ich kann faulenzen, mich einschmuddeln, meine Möl überall rumliegen lassen ... und Marion darf nicht meckern. Klappt bis jetzt ganz gut. Sie hüpft, mit `ner Schleife um den Bauch, schon den ganzen Tag um mich rum und versucht, mir alle Wünsche von den Augen abzulesen. Manchmal passieren ihr dabei kleine Fehler. Heut früh stand zum Beispiel “weichgekochtes Ei” bei mir in den Augen und sie hat “Eierkuchen” gelesen. War aber auch lecker:-) Jetzt ist sie vom Verwöhnen so ermattet, dass sie grad faul neben mir rumliegt. Eigentlich wollte ich ja heut mit `ner Flasche unterm Arm, grölend über die Insel trampeln und Party machen, statt dessen sitze ich schwitzend im Cockpit und beantworte über zwanzig Mails. Andererseits, wenn keiner geschrieben hätte ... Freu mich natürlich!!! Aber jetzt werd ich Marion erstmal auf Trab bringen und nach`m Bier krähen. Muss sie sofort hoch und mir eins bringen :-) Hab ja Geburtstag!

Freitag, 07.11.2014
Marion ist genervt! Seit drei Tagen kämpft sie mit `ner Banküberweisung. Klingt eigentlich ganz einfach, 6000$ an `ne Bank in den USA zur Weiterleitung an eine Bank auf Anguilla. Hockt sie, wie gesagt seit Tagen vor meinem Rechner und versucht, unserer Bank das irgendwie beizubringen. Online geht das nicht. Die Amis haben keine IBAN. Brauchen die vermutlich nicht, die kriegen ihr Geld auch so hin und her geschoben, aber wir Europäer können nicht mehr ohne. Hat sie mit unserer Bank telefoniert, gemailt, vorm Rechner geflucht ... und heute kam ein PDF-Formular. Braucht sie bloss online ausfüllen, unterschreiben und zurückschicken. Ungefähr 500 Seiten. (Da übertreibt er jetzt leicht!) Na ja, vielleicht auch nur 400. Tickert sie also stundenlang irgendwelche ellenlangen Zahlenreihen in den Computer, füllt lauter Felder aus, Bankadressen, Schuhgrösse vom Empfänger und was die sonst noch so wissen wollen und müssen und kommt irgendwann beim Feld “Unterschrift” an. “Wie mach ich das denn jetzt?!” “Äh, keine Ahnung”, leiste ich meinen Beitrag an der Überweisung. “Vielleicht einfach mit `nem Marker auf`s Diplay krakeln?” Ich fang mir einen vernichtenden Blick ein. Schliesslich findet sie die Datei mit ihrer eingescannten Unterschrift. Die lässt sich aber nicht ins vorgesehen Feld kopieren. Ich bin jetzt lieber ganz still. Vor sich hin schimpfend kramt sie unseren Drucker aus der Vorderkabine, um die ausgefüllten Blätter auszudrucken, zu unterschreiben, wieder einzuscannen und dann abzuschicken. Währenddessen schaltet sich mein Netbook aus. Batterie alle! Also Netzkabel anschliessen, Rechner wieder hochfahren, die PDF-Datei öffnen und ... feststellen, dass alle Felder wieder leer sind! Ich geb ihre Äusserungen jetzt mal lieber nicht wieder. Als sie sich beruhigt hat, füllt sie die 5000 Seiten also noch mal aus, druckt den ganzen Quatsch aus, krakelt ihren Namen darunter, scannt es wieder ein und endlich kann sie den Überweisungauftrag an unsere Bank loswerden. - Wär echt einfacher gewesen, jeden Tag zur Dutch-Side zu fahren, den Geldautomaten zu plündern und der Bergungsfirma nach `ner Woche ihre Dollars bar in die Hand zu drücken. Das sag ich jetzt aber lieber nicht :-)

 

Sonnabend, 08.11.2014
--- DANKESCHÖN!!! --- Hat Marion heute früh gleich mal den Rechner aufgeklappt um zu gucken, ob die Bank die Überweisung gebucht hat und statt weniger, ist mehr Geld auf unserem Konto. Eine dicke, fette Spende!!! Erhard und Helga konnten einfach nicht mehr schlafen bei dem Gedanken, dass wir wegen so `nem blöden Hurrikan jetzt unseren Lebensabend auf St. Martin verbringen müssen, weil wir uns den neuen Mast vielleicht nicht leisten können. Haben sie also ein bisschen Platz auf ihrem Konto geschaffen, um uns zu unterstützen, dass wir die MIRA wieder flott kriegen. Verwendungszweck: “Damit ihr weitersegeln könnt!” Sind wir doch echt sprachlos. Na ja, fast sprachlos, sonst könnten wir uns jetzt nicht dafür bedanken :-) Hat uns dann auch gleich zum Geldausgeben verleitet. Alle haben hier ein Telefon, bloss wir nicht. Das heisst wir haben zwar eins, aber mit unserer deutschen Prepaid-Card ist das ziemlich nutzlos. Und da wir noch `ne ganze Weile hier rumlungern werden und jede Menge zu organisieren haben, ist so`n funktionierendes Telefon ja echt nützlich. Sind wir also rüber zur holländischen Seite und haben uns von “Dutch Chippie” eine Telefonkarte gekauft. Standen wir erst etwas ratlos rum, in der einen Hand das Telefon mit furchtbar vielen Tasten, in der anderen die kleine Chipkarte ...?? Da hat die nette Dame für uns dann alles eingestellt ;), brauchen wir jetzt nur noch die Nummer eintippen, auf den grünen Hörer drücken und können drauflos labern. Und jeder kann uns jetzt anrufen. Immerzu und stundenlang. Müssen uns bloss noch daran gewöhnen, das Handy jetzt überall hin mitzuschleppen. Nachts unters Kopfkissen legen, neben`s Klo, beim Baden in `ner Plastetüte ans Handgelenk binden ... Könnte ja schliesslich sein, dass einer anruft: 001721 5531281 ... Zurück auf`m Boot klaut Marion mir schon wieder den Rechner. Nur mal schnell gucken, ob die Überweisung abgebucht ist. Ist sie! Aber statt 6000$ haben die 6000 Euronen losgeschickt. Das glaub ich jetzt nicht!!! Grimmig startet sie das Mail-Programm ... Auweia! Das gibt jetzt Mecker!! :-) --- Wie gewonnen, so zerronnen...

Sonntag, 09.11.2014
Wir haben unsere erste SMS gekriegt! Von Dutch Chippie. REGENWARNUNG! Cool, brauchen wir in Zukunft gar nicht mehr nach dem Wetter gucken. Gibt`s jetzt gratis als SMS :-) Und ausserdem können wir eine Reise gewinnen. Für 2 Personen, nach Puerto Rico. Ja cool, da kommen wir ja gerade her!!  ;( -- Marions Rechner hat dHeute wieder das Vollwaschprogramm  - es regnet ohne Endeen Hurrikan nicht überlebt. Deswegen gab`s auch nichts neues zu Lesen auf unserer Homepage. Das Programm nebst aktuellem Stand befindet sich halt da drauf. Auf meinem Netbook hab ich zwar auch das Programm, aber das letzte Update ist irgendwann aus Cuba. Konnte Marion zwar immer mal ein neues Frontbild einstellen, aber wenn sie die Textseite gesendet hätte , wäre online alles, was wir in den letzten drei Monaten geschrieben haben, weg. Muss ich also an die Daten auf ihrer Festplatte ran, um auf meinem Rechner ein aktuelles Update aufzuspielen. Festplatte ausbauen ist ja einfach, aber das Ding hat einen S-ATA Anschluss. Hab ich keinen Adapter für. Aber seit gestern hab ich einen. Gab´s in `nem kleinen Computerladen gleich neben dem “Dutch Chippie”. Jetzt hat unser Website-Programm wieder den aktuellen Stand und Marion braucht nur noch mein Gekritzel reinkopieren, Schimpfwörter rausstreichen, Kommas setzen, Fotos dazu packen ... Sie war dann angeblich auch fleissig. Kann ich nicht überprüfen, ich hab mich zum Sonntagsskat verdrückt. Blöde Idee, war klatschnass als ich zurück an Bord kam. REGEN, REGEN und REGEN! Dazu fette Böen, ich hab an unseren Ankerkettenrest lieber noch `ne Leine mehr rangeknüppert. Die ganze Nacht hat es richtig fett geblasen, wir haben uns mehrfach im Cockpit getroffen, weil keiner so richtig ein Auge zu gekriegt hat. Posttraumatische Auswirkungen von Gonzalo vermutlich :-)

Montag, 10.11.2014
Mit nur einem Rechner ist das echt blöd! Will ich mal nach Post gucken oder Nachrichten lesen, online nach Riggherstellern in den Staaten googeln ... geht garantiert gerade nicht, weil Marion vorm Netbook hockt. Dabei ist das meins! Ihr Laptop ist ja platt. Geht so echt nicht weiter, sie braucht einen neuen Rechner! Kauft man hier am besten bei “Blue Point Electronics” in Philipsburg, haben wir erfahren. Kein Problem, fährt ja andauernd ein Bus hin. Wir also in das Elektronik-Kaufhaus und sofort stürzen sich die ersten Fachverkäufer auf uns. Die schütteln wir natürlich erstmal ab. Macht ja viel mehr Spass, wenn man an den zwanzig aufgeklappten Laptops selber rumfummeln kann. Preis und fehlendes DVD-Laufwerk lassen schon mal über die Hälfte ausscheiden. Bleiben immer noch reichlich Kandidaten. Marion klappert lustig auf den verschiedenen Tastaturen rum, wir vergleichen die Bildschirmauflösungen, wie klingen die eigentlich? Schliesslich wollen wir auch ab und zu mal `nen Film darauf gucken. Da die Teile alle Internetzugang haben, suchen wir auf den noch verbliebenen sechs Rechnern bei Youtube nach Rammstein. Lautstärke voll aufgedreht, quaken die Dinger los. “Reise, Reise ...” O.k., vielleicht probieren wir`s mal mit Sisters of Mercy. Bei “Corrosion” schnarren die Teile auch nicht viel besser. Dafür haben wir die volle Aufmerksamkeit der anderen Kunden. Die der Fachverkäufer sowieso. Immer schleicht sich einer an, um uns scheinheilig seine Hilfe anzubieten. Was is`n der Unterschied zwischen LED-Display und Backlite LED-Display? Äh, ja, steht doch auf`m Schild, der da hat LED-Display und der Backlite. Er verdrückt sich lieber wieder. Marion steht vor ihrem favorisierten Model, ich überleg vor `nem anderen, welchen Musiktitel ich grad abspielen könnte, da nervt der Nächste. Kann ich irgendwie helfen? Ja, welcher Grafik-Chip ist in dem hier verbaut? Weg ist er. Ich mein, wenn er`s gewusst hätte, hätte ich damit eh nichts anfangen können, macht aber Spass, die aufdringlichen Typen zu ärgern. Wir machen erstmal ein Päuschen und stärken uns ein paar Ecken weiter in einem Imbiss. Noch schnell ein Zigarettchen und dann fallen wir zum Schrecken der Fachverkäufer wieder in die Elektronik-Bude ein. Marion schwankt noch zwischen zwei Modellen. Tippen wir also am jeweiligen Rechner die Modellbezeichnung ein und googlen mal, was wir darüber so finden. Erstmal, dass die Dinger in den Staaten jeweils 200 $ billiger wären. Kommt aber noch shipping dazu. Gut, nützt uns jetzt nichts, wir wollen JETZT einen neuen Rechner haben. Ansonsten geben die Beurteilungen im Internet auch nicht viel her. Dafür die Herstellerseiten. Ausstattung, Leistung, Stromverbrauch - die beiden nehmen sich nichts. Da der Laden aber irgendwann zumacht, muss Marion allmählich eine Entscheidung treffen. Ich nehm den, zeigt sie auf den HP Rechner. Aber bei dem anderen fandest du die Tastatur besser. Stimmt, dann nehme ich den und läuft wieder zum ASUS-Model. Der hat aber einen USB-Eingang weniger. Ja schon ... Am besten du zählst ab! ASUS gewinnt!  Wir hören die Fachverkäufer hinter uns regelrecht aufatmen, als wir mit dem Karton unterm Arm endlich aus dem Laden stolzieren.

 

Dienstag, 11.11.2014
So`n Computer kaufen ist ja schon nicht leicht, aber bis man den dann auch benutzen kann schwitzt man mindestens nochmal so lange. Windows 8.1 vorinstalliert, steht auf dem Karton. Aber wenn man auf`s Startknöpfchen drückt, fängt der neue ASUS an, mit lauter Fragen zu nerven. Welche Sprache soll installiert werden? Englisch, französisch oder spanisch stehen zur Auswahl. Erscheint mir englisch am unverfänglichsten. “Marion, wie willst du heissen? Will der Computer halt wissen”. “Äh???” Schreib ich Mallo rein. Weiter geht`s mit dem Windows Account. “Brauchst du `n Konto bei Windows?” “Wozu???” “Keine Ahnung, fände dein Rechner toll, wenn du eins hättest”. Nach einer Stunde kann ich Windows endlich starten. Zwei Stunden später redet es deutsch mit mir. Nächste Hürde ist ihr Antiviren-Programm. Hatte sie gerade bezahlt für die nächsten zwei Jahre. Über 200MB downloaden bei unserer miesen Internetverbindung dauert weitere Stunden. Skype muss noch rauf, Firefox, VLC-Player ... “Hast du schon Irfan-View drauf?” Gut, den auch noch, unser Web-Site-Programm, den aktuellen Seitenstand da rein fummeln, sämtliche Bilder-Ordner von ihrer alten Festplatte ... ich hock mal wieder bis weit in die Nacht vorm Rechner.

Mittwoch, 12.11.2014
Schon vor`m Weckerklingeln schleich ich mich aus der Koje. Ist wieder so weit. Ich muss Kaffee kochen. Marion hat GEBURTSTAG!!! Und neben der dampfenden Kaffeetasse steht der funkelnagelneue Laptop auf dem Salontisch. Tut sie natürlich so, als ob sie das Ding noch nie vorher gesehen hätte. BOAHHH, den hab ich mir schon immer gewünscht!!! Tja, richtige Männer wissen eben, wie man Frauen glücklich macht. Frühstückstisch decken zum Beispiel. Gibt aber nur `n halben Punkt, weil ich einiges vergesse. Das holt sie eben. Aber dann hole ich zum ganz grossen Schlag aus: “Bleib sitzen, mein Schatz, den Abwasch mache ich!!!” Gut, sie kontrolliert hinterher noch mal, ob auch alles sauber geworden ist (stimmt ja gar nicht ;), aber schon alleine der gute Wille zählt. Bevor ich mein Verwöhnprogramm fortsetzen kann, klappt sie ihren neuen Laptop auf und freut sich über unzählige Glückwunsch-Mails. Ist ihr scheinbar noch nicht ganz klar, dass sie die auch alle beantworten muss. Braucht sie Stunden für! Und das geplante Mega-Dinner mit Wein, Geigenspieler und weisser Tischdecke wählt sie ab. Sie will lieber mit Jackie und Andreas am Freitag ins “Lagoonis”. Da gibt`s Holztische und Livemusik! Heute dann eben Chickenwings beim Chinesen um die Ecke und danach `ne zünftige biertrinkende Runde im “Cadisco” :-)

Freitag, 14.11.2014
“Kannst du heut Nachmittag mal kurz rumkommen und mir was helfen?”, ruft Andreas mich an. Wir ham ja jetzt Telefon. Klar! So richtig was zu tun hab ich auf unserem Boot im Augenblick eh nich und irgendwie fehlt mir auch so`n bisschen die Motivation. Fahr ich also zu seiner Werkstatt. “Ich hab mir ein Auto gekauft”, erklärt er mir den Job. Braucht er jemanden, der das Ding herfährt. Aber vorher müssen wir mit Horst noch ein paar Läden abklappern. Klettern wir also in seinen LKW und zuckeln zur holländischen Seite. Läden abklappern. Horst braucht zum Beispiel Kabel. Kann man jetzt einfach so in einem Elektroladen kaufen, oder das nach einer Stunde Grübelei auch auf morgen verschieben. Dann zu Budget, irgendwelchen Spezialkleber kaufen - diesmal ist er erstaunlich entscheidungsfreudig. Jetzt braucht Horst `ne Pause. Das “Lagoonis” ist gleich um die Ecke, hocken wir uns da also zwecks Pause mit `ner kalten Cola hin. Passt ganz gut, wollen wir heute Abend eh hin und bestellen gleichmal einen Tisch. Dann noch zu einer Apotheke und eigentlich müsste er ja noch bei NAPA vorbei, aber da hat er jetzt keine Lust mehr ... Glück gehabt :-) Können wir endlich das Auto holen. Einen Mercedes M-Klasse. Gut, nicht mehr ganz so frisch und bisschen verwahrlost, aber er fährt. “Ham ja auch noch nicht genug Schrott auf`m Hof stehn”, lobt Horst Andreas Schnäppchenkauf. Horst liebt es, seine Anerkennung auf etwas unkonventionelle Weise zum Ausdruck zu bringen. Kurze Einweiseung vom Verkäufer, welche Schalter man besser nicht mehr anfasst, welche Geräusche “ganz normal” sind, ein Dollarbündel wird weitergereicht und schon ist Andreas stolzer Besitzer der M-Klasse. Probefahrt mach ich dann. Wenn ich bis zur Werkstatt komme, ist die Probe bestanden. Klappt, obwohl die Tanknadel in ihrer untersten Position schon fast durchbiegt. Fährt supi und klingt auch alles normal, verkünde ich als ich den Schlüssel abziehe. Normalerweise würden wir jetzt noch ewig durchs Auto kriechen, den Motor befummeln, uns drunterlegen ... geht alles nicht, wir müssen zu Marions Geburtstags-Dinner. Frisch geduscht und in saubere Garderobe gepresst, düsen wir mir dem Schlauchboot zum “Lagoonis”. Angesagter Seglertreff, gerammelt voll und laut. Dabei spielt die Band noch gar nicht. Um es gleich vorweg zu nehmen, zum Essen muss man da nicht hinfahren. Stehn zwar lauter klangvolle Namen auf der Karte und auch die Preise dahinter lassen einen ehrfürchtig nach Luft schnappen, einzig an der kulinarischen Umsetzung hapert es. Macht nichts, dafür war die Musik gut und laut, die Stimmung super, die umher hopsenden Mädels überwiegend sehenswert, das Bier kalt und die Rechnung gepfeffert, So muss es sein :-)

Sonnabend, 15.11.2014
Wenn ich jetzt mal so richtig selbstkritisch darüber nachdenke, was ich denn heute so gemacht habe, muss ich sagen: NICHTS! Ich hatte keine Lust. Zu gar nichts. Gut, wir waren einkaufen im Supermarkt, da hab ich die Tüten getragen. Das war`s aber auch schon. Marion hat sich über ihre ganzen Mails hergemacht, fleissig auf der Computertastatur rumgeklappert, um alle zu beantworten und nebenbei versucht, ihr unmotiviertes Gegenüber aufzuheitern. Die Bad- und Salonluke tropfen. Das müsste mal gemacht werden. Ja, aber nicht heute. Die Steuersäule könnte auch wieder zusammengeschraubt werden ... Hab ich keine Lust zu. Dann fahr doch zu Andreas spielen! Nö, ich will jetzt auch Mails schreiben. Schaff ich genau drei Stück. So, ganz kurze, die nicht so anstrengen ...

Sonntag, 16.11.2014Whow, das Auto ist ja weiss! Und unter der Sandschicht ist Teppichboden!  ...
Hatte Andreas ja `ne super Idee: “Wenn wir heute Skat spielen, können die Frauen doch inzwischen das neue Auto putzen”. Hat Marion gleich ja gesagt. Kriegen sie also Schubkarre, Schaufel, Wassereimer und Lappen hingestellt und während wir Männer die Karten auf den Tisch kloppen, wAuch Skatspielen macht hungrig ;)ienern Marion und Jackie 20m weiter den Lack auf Hochglanz, schaufeln Sand raus, schrubben die Ledersitze, putzen die Verkleidungen ... “Sach ma, ich hör den Staubsauger gar nicht mehr, machen die Mädels etwa schon wieder Pause?” Mittlerweile sind wir beim Skatspielen so fit, dass wir uns auch auf die Umgebungsgeräusche konzentrieren können. “Ach ne, die putzen grad die Scheiben - was spielst du, Kreuz?” Von wegen Männer sind nicht multitaskfähig! Zum Sonnenuntergang glänzt die Karre, die Mädels schleppen ihr Putzzeug zurück, wir schieben die Karten beiseite und Andreas heizt den Grill an. Reichlich Fleischberge, nebst Salat werden angeschleppt, noch `n paar Bier in den Kühlschrank geschoben und dann hauen sich alle genussvoll die Bäuche voll. Haben wir uns auch echt verdient, nach so`nem anstrengenden Skatspiel :-)

Freitag, 21.11.2014
Da war ich wohl etwas schreibfaul die Woche. Ist ja auch kein Wunder. Es passiert einfach nichts. Jeden Tag klappen wir erwartungsvoll den Rechner auf und hoffen, dass endlich das zweite Angebot für den Mast eintrudelt. Kommt nichts! Bin ich heute extra zur holländischen Seite rüber gedüst uAuch n cooler Job: das Antifouling von Christophes Boot aus  unserer Bb-Bordwand schrubben m zu erfahren, dass der Chef die Woche nicht da war. Ich mein, das ist `ne grosse Riggbude, da wird der doch nicht als einziger arbeiten, oder? Da springen bestimmt noch zwanzig andere Leute rum. Also nächste Woche :-( Mit den Shippingkosten für das Zeug, das wir uns aus Deutschland herschicken lassen wollen, sind wir auch noch nicht weiter. Ich hab mir die Woche noch zwei gebrauchte Masten angesehen. Bin dafür kreuz und quer durch die Lagune gejuckelt, bis ich endlich die Werft gefunden habe, wo die Dinger liegen. Die Tipps sind ja immer so in der Art: ...“Du Rene, bei der Werft, gleich neben dem Flugplatz, da ist von einem das Boot abgesoffen. Der hat aber `n nagelneuen Mast. Wäre genau das Richtige für euch! Gibt er ganz billig ab. Musst mal hinfahren und ihn fragen. Nö, wie der heisst weiss ich nicht, aber den kennt da jeder ...” Gleich neben dem Flugplatz sind dann drei Werften, den mit dem abgesoffenen Boot kennt auch nicht jeder und wenn man sich irgendwann nach Stunden bis zum Mast durchgefragt hat, ist das Ding vom Katamaran. Können wir nichts mit anfangen. Der nächste war dann ein angeknickter 12m-Stengel (auch gaaanz billig abzugeben) ... Ich hatte auch noch zwei Tipps zur “Unterwasserbesichtigung” von Masten, aber das hab ich mir dann doch nicht mehr angetan. Den ganzen Tag stumpfsinnig auf den Rechner starren und auf das BING! einer eingehenden Mail zu warten, war mir dann auch zu blöd. Hab ich mich lieber zu Andreas verdrückt. Natürlich in Bastelhose. Haben wir am Radlader gebaut, an Aussenbordern geschraubt, beim LKW Räder gewechselt ... und mit Vorliebe nebenbei an der M-Klasse gewerkelt. Jetzt kann man die Schalter schon (fast) alle benutzen, die Verkleidungen sind fest, das Loch in der Scheinwerferabdeckung ist zulaminiert. Würde jeder deutsche Polizist bei `ner Kontrolle zusammensacken und der TÜV die Karre sofort stilllegen ... aber hier ist das normal. Sieht jetzt schon richtig gut aus. Heute haben wir uns dann den halben Tag damit rumgequält, die Sitze auszubauen. Die sehen so`n bisschen räudig aus. Jetzt kriegen die `n neuen Lederbezug. Kleine Polsterei auf der Dutch-Side, 400 Dollar für alle Sitze. Dafür kriegt man in Deutschland vermutlich nicht mal einen bezogen. Marion hat die sturmfreie Bude auch genossen. Sie hat Farbe vom Deck gekratzt, die Bordwand geschrubbt, das anhängliche Antifouling von Christophe`s Boot entfernt und sich gefreut, dass ich ihr dabei nicht im Weg stand. Unsere alten “Nachbarn” vom Hotelgrundstück hat sie auch besucht. Uschi z.B., weil die gerade Geburtstag hatte. Käffchen, Melone, Kuchen und Eierlikör. Kein Wegkommen. Und vorm Losgehen musste sie unbedingt noch bei ihr duschen (da nützte auch nicht der Hinweis, dass wir jetzt selbst wieder Wasser haben). Mit drei dicken, kuschligen, riesigHappy birthday Lothar!en Handtüchern wird sie ins Bad geschoben, von Duschbad bis Parfüm alles da, Tür zu! Ende der Diskussion ;)

Sonnabend, 22.11.2014
Lothar hat festgestellt, dass ihm die ganzen Dollarscheine, die er auf dem Flohmarkt kassiert hat, die Hosentaschen ausbeulen. Vielleicht hatte er die Scheine auch unterm Kopfkissen und die drücken beim Schlafen? Jedenfalls müssen die weg. Hat er also zur Grillparty eingeladen. Er hat nämlich Geburtstag. Und gefeiert wird (wo auch sonst) bei Andreas hinterm Werkstattcontainer. Waren wir gestern auf dem Rückweg von der Polsterbude extra noch für ihn einkaufen. Jede Menge Fleisch und was man sonst noch so zu `ner Glillparty braucht (bloss an nichts sparen, Lothar bezahlt ja :-) Das Gemüse haben wir dann in Jackies Küche zwecks Kartoffel- und sonstiger Salatzubereitung abgekippt, reichlich Dosen in den Kühlschrank getreten und Sitzgelegenheiten aus Brettern zusammengeschustert. Noch ein grosses Brett als Tisch, weisses Laken rüber und schon sieht das richtig gemütlich aus. Kerzen gibt`s keine, aber so viele hätten wir auch gar nicht in einem Laden bekommen :-) Ist dementsprechend auch kein Kindergeburtstag, wo alles kreischend über die Tische trampelt, hier geht`s ruhiger zu. Man ist kultiviert am Labern, verdrückt nebenbei die Fleisch- und Salatberge, wippt bedächtig mit dem Knie zum Takt der seichten Musik und ist froh, dass die provisorische Bestuhlung dabei nicht unter einem zusammenbricht. Zum Glück regnet`s zwischendurch, das bringt die Leute  mal richtig in Schwung. Wenn ich 73 werde, dröhn ich die Gäste schön mit Linkin Park und den Toten Hosen zu!

Sonntag, 23.11.2014Der Bart ist ab :)
So`n bisschen hab ich ja schon immer den Verdacht, dass einige Männer nicht wegen dem Feierabendbier ins “Cadisco” kommen, sondern weil Marion sie mit Küsschen begrüsst und verabschiedet. Ist auch immer der begehrteste Platz neben ihr. Und dann bringt sie die haarigen Gesellen mit Kommentaren wie, ... “Männer ohne Bart sehen viel jünger und attraktiver aus ...” völlig durcheinander. Kommt Karl doch letzte Woche tatsächlich rasiert hier an. Nix mehr mit gemütlicher Weihnachtsmann-Optik! Stört ihn auch nicht, dass alle am Nörgeln und Lästern sind - Marion findet das attraktiver! Lobt sie ihn auch fleissig für. Hat Christian natürlich Angst, dass Karl jetzt `n Schmatz mehr kriegt und hockt heute auch ohne Haare im Gesicht und nach After-Shave müffelnd neben ihr. Will er natürlich gelobt werden. Nicht von uns (wir lästern lieber über die Kratzspuren vom Rasierer), von Marion natürlich. Sie streicht ihm auch gleich mal über die Wange, weil er ja jetzt sooo viel jugendlicher aussieht. Jetzt bin ich ja gespannt, wann Lothar hier ohne Stoppeln aufschlägt. Die macht die ganzen Kerle verrückt. Ich warte jetzt nur noch darauf, dass sich der erste die Falten wegbügeln und Botox in die Lippen spritzen lässt :-) So `ne Frau am Feierabendbiertisch bringt bloss Unruhe. Nicht mal Horst ist resistent. Aber der hatte wohl nicht so genau hingehört: er hat sich seinen Pferdeschwanz abgeschnitten.

 

Montag, 24.11.2014
Unsere Achterkabine ist im Augenblick so `ne Art Lager. Da stapelt sich das Zeug bis unter die Decke, alles, was wir vom Mast noch gerettet haben. Jede Menge, die Hütte Radar-Wiederbelebungsversuchist fast voll. Fällt mir da doch heute der traurige Rest unserer Radarantenne ins Auge. Hab ich das Ding kurzentschlossen ins Cockpit geschleppt. Mal sehen, ob die noch zu gebrauchen ist. Auf den ersten Blick sieht sie ja gar nicht sooo schlecht aus. Marion hatte sie ordentlich mit Sprühöl eingejaucht, bevor sie in die Abstellkammer kam. Hat dem rotierendem Antennenteil aber nicht viel genützt. Das Ding ist fest. Fang ich natürlich sofort an, die ganzen filigranen Schräubchen rauszudrehen. Irgendwie muss man ja an die Lager kommen. Kommt man nicht. Jedenfalls nicht im Guten. Aber nackte Gewalt hilft, ich halte den Rotor in der Hand und starre auf einen rostigen Klumpen, der mal ein Kugellager war. Logisch, dass bei `ner Radarantenne, die so 3m über`m Wasser an einem Boot baumelt, keine Edelstahlkugellager verbaut werden. Könnte so`ne 2000-Dollar-Schüssel ja um 50 Cent verteuern. Ausserdem haben gestrandete Fahrtensegler ja genug Zeit zu versuchen, die Kügelchen mittels Zahnbürste und viel Öl wieder blank zu kriegen. Klappt nicht wirklich, aber immerhin dreht sich das Lager schon mal wieder. Nächster Punkt meiner heutigen Beschäftigungstherapie: gucken, was das Ding macht, wenn ich da Strom anschliesse. Mit den beiden Stromkabeln geht das noch einfach, aber die Datenkabel stellen mich dann schon vor eine neue Herausforderung. Vom Stecker war ja eh schon nicht mehr viel übrig, aber der Absturz beim Mastbruch hat ihn dann völlig zerfleddert. Versuch ich mich mal wieder in der Kunst des Miniaturhandwerks, um an acht hauchdünne Äderchen Steckkontakte anzulöten und diese in der richtigen Reihenfolge auf die jeweiligen Pins am Scanner zu fummeln. Brauch ich ewig für. Aber irgendwann kann ich die Schüssel endlich auf dem Geräteträger festbinden, sofort wieder abnehmen, weil ein Regenschauer kommt, wieder festbinden, das Radar einschalten und “Scanner nicht erkannt” auf dem Bildschirm lesen. Also noch mal ins Cockpit mit der Schüssel, das dicke Handbuch raussuchen, kontrollieren ob die Käbelchen auch wirklich in der richtigen Reihenfolge auf ihren Pins stecken, an allen noch mal wackeln, Strom einschalten, die selbe Fehlermeldung lesen, den ganzen Mist zusammen räumen und leicht deprimiert auf die lange “Neu-zu-kaufen-Liste” schreiben: RADAR!

Dienstag, 25.11.2014
Hätten wir uns eigentlich schenken können ... Heute kam endlich die lang erwartete Mail von Kevin Gavin, dem Rigger auf der holländischen Seite. Er hat vom Hersteller den Plan für unseren Mast bekommen, wir sollen mal rumkommen, damit wir die letzten Details absprechen können. Also, ob wir LED-Beleuchtung unter jeder Maststufe haben wollen, das Ding wirklich rosa lackiert werden soll, vielleicht einen Hochsitz im Top ... Springen wir ins Schlauchboot und rasen 20 Minuten lang durch die Wellen. Sind wir natürlich klatschnass als wir da sind. Rollt Kevin den Plan aus und wir starren alle drauf. Der ist ja `n halben Meter länger statt kürzer! Äh, ja gut, das müssen wir noch ändern, fällt Kevin dazu ein. Der Befestigungspunkt für den Baum ist zu tief! Äh, das auch. Ist das überhaupt ein Rollmast? NÖÖÖ, ist keiner. Wollten wir aber wieder haben! Dass letztendlich auch das Mastprofil viel zu gross für unser Boot ist, spielt dann eh schon keine Rolle mehr. Der Mastplan ist einfach falsch. Zumindest für unser Boot. Unsere Vorgaben waren doch ganz einfach und verständlich. Rollmast, 700er Profil, ca 15,5m hoch und der Anschlagpunkt für den Baum in 1m Höhe. Hatten wir Kevin genau so bei unserer ersten Besprechung gesagt. Hat er sich sogar aufgeschrieben. Macht er jetzt wieder. Aber für`s zweite Mal Aufschreiben hätten wir ihm das auch per Mail schicken können. Da wird man wenigstens nicht nass bei!

Mittwoch, 26.11.2014
Schon wieder Post von Kevin. Ob ich ihm noch mal die genauen I, P, E und BAD Masse schicken kann. Hä??? Natürlich würd ich sie ihm schicken, ich weiss bloss nicht, was das ist. Hocke ich also die nächsten Stunden vorm Computer und versuche, das rauszukriegen. Ich google bei allen Mastherstellern, die mir einfallen, blätter mich durch diverse Foren, gebe “I Mass” ein, um auf Krankenhauswebseiten zu landen und “BAD Mass” um diverse verlockende Angebote von Bad-Ausstattern zu bekommen. Durch die Suche nach “Mast Dimension” erfahre ich viel Wissenswertes über Schweinefütterung, bin mir aber sicher, dass Kevin was anderes gemeint haben muss. Suche ich also emsig weiter. Ich lande bei Anbietern von Medizintechnik, Holzmastbauern, der Klassenvereinigung irgendwelcher Jollensegler ... ich weiss langsam nicht mehr, was ich noch als Suchbegriff eingeben soll. Frag doch einfach Kevin welche Masse das sind, mischt Marion sich auch noch ein. MÄNNER FRAGEN NICHT! DIE KRIEGEN DAS AUCH SO RAUS, knurre ich sie leicht genervt an. Und irgendwann weiss ich es dann tatsächlich. Sogar noch vor`m Sonnenuntergang. Der will noch mal die Mastlänge, Baumlänge, Befestigungshöhe vom Baum und die Vorliekslänge vom Grossegel haben. Hatten wir ja gestern erst besprochen. Ich schwanke gerade, ob ich jetzt stolz sein soll, weil ich das rausgekriegt habe oder ihm wütend `ne Mail schicke, wo er die ganzen Zettel lässt, auf denen er sich das jedesmal notiert. Aber jetzt kriegt er alle Masse noch mal per Mail. Da kann er dann einfach immer wieder nachschauen, wenn er seine Zettel nicht mehr findet. Aber vielleicht löscht er seine E-Mails ja auch nach dem Lesen ...

 

Donnerstag, 27.11.2014
Gleich nach dem Frühstück spring ich ins Schlauchboot. `Ne Mail von Kevin, “... wir müssten da noch ein paar Einzelheiten besprechAu ja! Heut spielen wir mal mit dem Bobcat-Kühler!en”. Rase ich also einmal quer durch die Lagune, um Einzelheiten zu besprechen. Kevin ist nicht da. Aber um elf wieder. Na supi, das ist in zwei Stunden. Könnte ich mich natürlich in die Bar nebenan hocken, aber die hat so früh noch nicht auf. Fahre ich eben zu Andreas. Der hat immer was zu tun und ich hab neuerdings extra `ne Bastelhose und Schmuddel-T-Shirt bei ihm deponiert. Wenn man an so`nem Aussenborder rumschraubt und der hinterher wieder brummt, hat man wenigstens das Gefühl, was geschafft zu haben. Geht mir auf unserem Dampfer im Augenblick eher nicht so. Überall liegen Teile rum und so`n paar Dinge würden mir auch spontan einfallen, die ich schon abarbeiten könnte (es hapert bloss an der Motivation). Kurz vor zwölf dann wieder zu Kevin. Immerhin ist er jetzt da. Vermutlich nicht wegen mir, sondern weil`s gleich Mittag gibt. Er rollt trotzdem seinen Plan aus. Aha, das richtige Profil, sogar die Masse stimmen. Aber dazu gibt`s `ne lange Wunschliste. Brauchen wir die Beleuchtung, `ne Winch, Fallklemmen, Spinnakerblock ...? Ist ja wie beim Autokauf ... beheizte Türgriffe, elektrische Aussenspiegel, Aschenbecher im Kofferraum, Lenkrad ja/nein ... und überall ein Preis dahinter. Kann er überall NÖ reinschreiben, hab den ganzen Krempel ja extra vom alten Mast abgebaut. Packt er seine Zettel alle wieder zusammen ... das schickt er jetzt zu Z-Spar und die machen dann den konkreten Plan, mit genauem Preis. Hat er dann spätestens Montag, Dienstag auf dem Tisch und ich bekomme das anschliessend per Mail. Da kann man ja fast Hoffnung schöpfen, dass sich jetzt tatsächlich was bewegt. Berichte ich Marion ganz stolz von unseren Fortschritten. “Und wird der Mast denn jetzt billiger, weil du alles abgewählt hast oder wäre das zum Preis noch dazu gekommen?” Äh, hab ich jetzt gar nicht nach gefragt :-( Seh`n wir dann ja spätestens Dienstag.

Sonnabend, 29.11.2014
“Wenn du wieder zum SpiGetroffen! elen zu Andreas gehst, kann ich ja baden”, tönt Marion. Mit Alf, lässt sie mich noch wissen. Der heisst eigentlich Alfred, liegt meist faul im Schatten bei Andreas auf`m Hof und findet nichts spannender, als schwanzwedelnd mit ins Schlauchboot zu springen, wenn wir abends zum Feierabendbier zum “Cadisco” fahren. Ausser vielleicht `nen riesigen Knochen oder wenn er einen der Leguane erwischt ... Eigentlich ist er ja ein totales “Papa-Kind” und fährt NUR mit Andreas, aber neuerdings findet er unser Schlauchboot schöner. Vermutlich wegen Marion. Ich sag doch, die verdreht hier allen Kerlen den Kopf ... Jedenfalls hat sie beschlossen, dass ihr “Paten-Hund” baden muss. Wär gut gegen unliebsame Mitbewohner im Pelz. Und Alf muss das ausbaden. Dabei will er gar nicht ins Wasser. Das ist nass und dann sind da Wellen und überhaupt ist überall rumschnüffeln viel schöner ... Hilft ihm bei Marion aber nichts. Wenn sie sagt baden, dann baden! Ich kenn das! Mich zwingt sie auch immer zum Duschen, Fingernägelschneiden, Füssewaschen ... Aber heute hab ich Glück. Da wird Alf gequält. Ich kann mit Andreas an Motoren rumschrauben, mich so richtig schön einschmuddeln, “Männergespräche” führen, zum Abend schonmal `ne kalte Dose aus dem Kühlschrank angeln ... eigentlich ein perfekter Tag. Aber ich weiss jetzt schon wie der enden wird. Marion zwingt mich zu baden! Nicht gleich, wenn sie mit Alf fertig ist. Später, auf`m Boot, wenn es keine Zeugen gibt ... :-) Deswegen versuch ich das auch hinauszuzögern. Andreas hat nämlich `ne tolle Idee. Wir gehen Billard spielen. Zusammen mit Karl und Jackie versuchen wir, mit `nem Stock die Kugeln in die Löcher zu schubsen, trinken Feierabendbier mal aus Flaschen und vielleicht vergisst Marion dabei sogar, mich vorm Schlafengehen noch mal ins Wasser zu schmeissen ...

Sonntag,30.11.2014Am Maho Beach
1. Advent - wettertechnisch sieht´s genau danach aus. Dicke schwarze Oups!Wolke hängen tief über den Bergen, auch über Anguilla im Norden alles grau in grau. Muss jeden Augenblick anfangen zu Schneien. Prima! Dabei war für heute Inselsightseeing mit Jackie und Andreas im inzwischen richtig schmucken, fahrbereiten Mercedes angedacht. Aber überm Westteil der Insel ist ein kleines Fitzelchen Blau erkennbar. “Positiv denken!”, sagt mein Käpt´n und bisschen später düsen wir angehübscht zu unserer Verabredung. Die beiden sind auch noch nicht so richtig munter (Billard macht Kopf?) und Jackie ist froh, dass ich die Idee, ´ne Flasche Sekt für unterwegs einzupacken, abgewählt habe. Juice und Wasser wären o.k. ;) Voller Tatendrang kriechen wir zwei auf die hinteren Plätze, Andreas macht den Chauffeur, René den Navigator - Sonnenbrillen auf, los geht´s, dem bisschen Himmelsblau entgegen! Das führt uns erstmal über Sandy Ground (böse Ecke, sollte man nachts als Weisser keinesfalls langgehen!) nach Nettlé Baie (hier wiederum sollte sich nachts kein Schwarzer sehen lassen) ... "Aha". Andächtig lauschen wir den Erläuterungen unseres Guides. Die Strasse führt etwas bergauf, links und rechts... und rundrum: das Meer :) massive Mauern, Zäune und Tore, kaum ein freies Plätzchen. “Das ist Terres Basses”, sagt Andreas, hinter den Mauern wären die tollsten Villen und so, eine davon gehört dem einen Schauspieler ... “Wiehiessernochgleich”? Die Mauern hören auf, wir fahren an Hotels und Shoppingcentern entlang. Irgendwann biegt Andreas links ab, kleineres Hotel, parkt das Auto und wir gehen ein paar Meter. Hier geht´s zu dem Apartment, auf das Christian für einen Freund, während dessen Abwesenheit aufpasst. Eine schmale Treppe runter bis ans Wasser. Das Apartment ist witzig, alles offen, keine Fenster, keine Türen, ... und auch kein Christian. Wir finden die Spüle äusserst praktisch, in der sich dreckiges Geschirr stapelt. Man braucht nur auf den nächsten Regen zu warten, dann wird´s von allein sauber :) Das nennt man auch “leben mit der Natur”. Wieder im Auto geht´s an ´nem riesigen Golfplatz und am Mullet Pond vorbei,Friars Bay - kleine Insel eben, da ist nicht viel Platz der so nach und nach über die Jahre zugeschüttet wird - Landgewinnung. Dann wieder Hotels, Boutiquen, Casinos, Erwachsenen-Entertainment, ... Die Strasse führt jetzt direkt am Ufer entlang. Gleich hinterm Bordstein Strand. Liegestühle, Sonnenschirme, Sonnenhungrige dicht an dicht, gerammelt voll. Beeindruckend! Andreas meint, das müssten wir sehen, sucht ein Parkplatz und dann wackeln wir vier zurück, an den besagten Strand. Aha! Da ist ja der Juliana-Airport gleich auf der anderen Seite! Das hatten wir gar nicht so schnell gerafft - das ist nämlich die Insel-Sehenswürdigkeit schlechthin: der Maho Beach! Links Bars, davor ein Surfbrett mit den angeschriebenen Start- und Landezeiten des Airports und wer Langeweile hat, kann sich genau vor die Landebahnschwelle in den Sand legen und versuchen, dem ankommenden Flieger den Bauch zu streicheln. Kann natürlich bisschen heiss und zugig werden (Warnschilder stehen hier alle paar Meter). Coole Frisuren gibt´s da ganz umsonst dazu :) Und wo wir schon mal da sind, kommt auch für uns ein Flieger rein. Leider keine Boeing 747 oder ein Airbus A 340 (was wirklich beeindruckend sein muss) - seitdem haben wir alle vier Locken. Scherz, ha ha! Nein. Auf die ganz Grossen möchten wir dann doch nicht warten und setzen unsere Inselumrundung fort. Auf der tollen neuen Brücke, die nachts komplett beidseitig mit wechselnden, mega-grellen Farben Augenschmerzen verursacht, kommen wir über Cole Bay irgendwann nach Philis´burg. “Wollt ihr zu “CostULess” ran?”, fragt unser aufmerksamer Fahrer. “Nö, wollen nicht shoppen”. Andreas müsste allerdings nur mal gaaaaanz kurz am Hardwarestore vorbei ... “Ja klar! Da kommen wir mit!” Baumarkt ist immer geil! ;) Also folgt eine kurze Shoppingeinlage ohne Einkaufserfolg. Man kann ja auch nur mal so gucken! Um den Great Bay Salt Pond und den grossen Müllplatz von Sint Maarten herum fahren wir weiter über Upper Prince´s Quarter und dasselbe in der Lower-Ausgabe zum Oyster Pond. Wirklich eine eigentlich schöne Bucht, nach Süd-Ost offen, Riffe davor (bestimmt ´ne trickige Einfahrt), rundherum mit grösseren und kleineren Hotels zugebaut, Restaurants und mittendrin einer grossen Marina. Hier hat Andreas seinen ersten Inselurlaub verbracht, vor ? JaRaubtierfütterung bei Horst (das sind nicht nur zwei, da hängen noch diverse in den Bäumen rum)hren. Und gegessen hat er immer da ... und weil gerade Mittag ist, sträuben wir uns nicht allzusehr, irgendwie macht Sightseeing doch hungrig. Froh darüber, dass hier noch in $ bezahlt wird, schwingen wir unsere Bäuche wieder in unseren weissen Luxuswagen und grummeln weiter die Ost-Küste hoch. Der Himmel ist inzwischen strahlend blau (seltsames Inselwetter). Hier beginnt dann der französische Teil und schwups, sind wir im Naturreservat, in dem es wirklich noch echte Natur gibt. Bewaldete Berge, Sträucher, Wiesen, Kakteen, Esel, Pelikane. Schön! Wir brausen durch Quartier D´Orleans, der ehemaligen Inselhauptstadt (wir beide hätten hier sicher einen Stopp eingelegt, auch einen Abstecher nach French Cul de Sac gemacht), vertreten uns ganz kurz die Füsse am Coconut Groove, düsen weiter durch Village de Grand Case, ein wirklich schönes Städtchen mit kleinen, bunten Holzhäuschen und landen irgendwann in der Friar´s Bay. Jackie rollt die Strandtücher aus, sie und René stürzen sich ins Meer, Andreas entschlummert fast zeitgleich auf seinem Handtuch (der tägliche Mittagsschlaf fehlt eben ;) Zur Wiederbelebung gibt´s `n dünnen Kaffee in der Bar nebenan und danach fädeln wir uns in die lange Autoschlange Richtung Marigot ein. Einmal über den Berg und schon sind wir wieder zurück. Kleine Insel eben. Jackie kocht erstmal `n richtigen Kaffee, wir hocken uns damit zu Horst auf die Terasse ... “So so, da habt ihr also `ne Inselrundfahrt gemacht. Wart ihr denn auch am Maho Beach?” Klar, da ist sogar grad `n Flugzeug gelandet, berichten wir stolz. “Jo, na dann habt ihr eigentlich auch alles Interessante hier gesehen! ...”

Montag, 01.12.2014
Beim Blick auf den Kalender zuck ich leicht zusammen. WIR HABEN JA SCHON DEZEMBER!!! Ich glaub, ich sollte mal so langsam anfangen, schon so`n paar Sachen am Boot abzuarbeiten. Ja, die Badluke leckt zum Beispiel und die im Salon auch, ... “Die Silikonfugen in der Küche müssten mal erneuert werden”. ... fällt Marion dazu sofort ein. Wart mal, ich mach mir am besten einen Zettel, brems ich ihre Aufzählung. Hock ich mich also vor ein weisses Blatt Papier und fang aufzuschreiben: Luken abdichten, Silikonfugen in der Küche “... im Bad auch gleich”, ruft Marion dazwischen ... schreib ich auch noch BAD dahinter, Dieseltank abpumpen und reinigen, neue Filter, Tankgeber in Wassertanks einbauen “... wenn du den Dieseltank leer pumpst, kannst du auch gleich so`n Sieb vor die Saugleitung der Heizung ran fummeln”, stört sie schon wieder meine Überlegungen. Schreib ich das Sieb dazu, die Schwanenhälse müssen abgebaut und geschweisst werden, Fallenstopper gewechselt, Genua-Schienen versetzen, “... wir brauchen einen neuen Gasschlauch”, wirft Marion ein. Gasschlauch wechseln, Membran vom Wassermacher reinigen, neue Seitenabdeckungen für die Instrumentenhalterungen, Steuersäule streichen “... da kann man gleich das ganze Cockpit neu streichen”, kommt sofort von unten ... Cockpit auch streichen, neue Decksbefestigung für den Spi-Baum ... die Liste wird immer länger. Als ich meinen zweiten Kaffee aus hab, bräuchte ich `n neuen Zettel... “Am besten ich fang gleich mal an, die Liste abzuarbeiten”, verkünde ich voller Tatendrang. Mit was Einfachem vielleicht. Silikonnähte zum Beispiel. “Hast du denn noch Silikon?”, kommt es sofort von unten. “Ich glaube ja”, fang ich an danach zu kramen und halte wenig später triumphierend eine Kartusche hoch. Weiss, für Bad und Sanitär ... und knochenhart. Dann fahr ich eben los und kauf welches. “Hat der Baumarkt denn über Mittag auf?”, bremst Marion mich schon wieder. “Äh, ich glaub nicht”. Fahr ich dann halb drei los. Schlauchboot anketten, durch die Hitze zum Stadtrand latschen und dann vor `ner ewig langen Regalreihe mit hunderten verschiedenen Silikontuben stehen ... dauert, bis ich mich für eine entschieden habe. Azeton brauch ich auch, schleich anschliessend so`n bisschen um die Akku-Bohrmaschinen rum, entdecke Spiegelfliesen, nach denen wir schon ewig suchen, hab zum Glück genug Geld in den Hosentaschen, buckel mit meiner Beute wieder Richtung Stadt, komm an einem Angelladen einfach nicht vorbei und irgendwann werf ich meine Beute dann stolz ins Cockpit. “Guck mal, ich hab Spiegelfliesen gefunden!” “Hast du nicht gleich Baguette mitgebracht?”, kommt es zurück. “Äh, nö, das wollt ich jetzt noch holen”. “Ach, und ganz zufällig geht dann auch gleich die Sonne unter und wenn du schon mal in der Nähe bist, könntest du ja noch auf ein Feierabendbier ... “, hat sie meinen Plan sofort durchschaut. Aber morgen fang ich gleich ganz früh an, die Liste abzuarbeiten!!

Dienstag, 02.12.2014
Zufrieden ziehe ich den ersten Strich auf meiner Liste. Silikonnähte Bad/Küche kann ich streichen. Sieht alles wieder schick aus. Hab sogar Marion`s Sonderwünsche abgearbeitet. Sie wollte im Bad noch ein paar zusätzliche Versiegelungen an den Schränken. Falls mal wieder jeMANNd die Luke auflässt ... Natürlich brauchte sie die Silikonnähte genau da, wo man im Guten nicht rankommt. Vermutlich sind da deshalb auch keine gewesen. Aber jetzt kann sie munter Wassereimer ins Bad kippen, ohne hinterher das ganze Zeug, das sie in die Schränke gequetscht hat, trockenlegen zu müssen. Ausprobieren soll sie das aber lieber selber. Das ich den halben Tag ihr Bad blockiere, hat sie natürlich sofort ausgenutzt und im Cockpit heimlich die Farbe abgekratzt. Hab ich ja gerade erst frisch gestrichen. In Uruguay, so vor knapp drei Jahren. Sie kratzt auch nicht die ganze Farbe runter. Ne, sie pult die nur da ab, wo sie eh von alleine hochkommt. Fast überall an den Rändern oder wo Bohrlöcher sind und das Wasser nichts besseres zu tun hat, als im Laufe der Zeit da drunter zu kriechen. Was hat das da überhaupt zu suchen? Ich wühle schon mal unsere Malerkiste aus seinem Versteck. Noch zwei Dosen Decklack, aber kein Primer. Muss ich also erstmal kaufen. Und diesmal auch Etsch-Primer. Hatte ich in Uruguay grosszügig drauf verzichtet. Da gab`s keinen. Aber noch besser ist, ich guck morgen erstmal auf meinen Zettel, ob ich nicht irgendwas finde, was mehr Spass macht als COCKPIT STREICHEN :-(

 

Donnerstag, 04.12.2014
Montag oder Dienstag sollte unser endgültiges Riggangebot kommen. Heut ist Donnerstag. Schreib ich Kevin mal `ne Mail. Die klingt am Ende doch netter als ich eigentlich drauf bin. Wenn der Kerl keine Lust hat oder mit `nem Angebot für einen Mast überfordert ist, soll er das doch einfach sagen. Wenn wir schon vier Wochen auf das Angebot warten, wie lange soll das dann erst mit dem Mast dauern??? So vom Bauchgefühl her sind wir uns einig, dass wir den Mast bei Patrick bestellen. ABER vielleicht klart Kevin ja auch so lange an der Quotation rum, damit die am Ende besonders billig wird? Werden wir also zähneknirschend weiter jeden Morgen den Rechner aufklappen und darauf warten, dass er irgendwann mal die paar Zahlen zusammen tippt und `n Endpreis rauskriegt. Den haben wir immerhin jetzt für die neuen Rollanlagen. Haben Sven und Chrissi (unsere “Bodenstation”) sich mal wieder selbst übertroffen :-) DAAANKE!!! Die sollten dann Anfang nächster Woche bei uns eintrudeln. Wird das Problem mit dem fehlenden Mast noch viel akuter. Irgendwo müssen wir die Dinger ja schliesslich dran hängen. Vermutlich wohnen die aber auch erstmal in der Achterkabine. Falls wir da noch Platz finden. Viel schlimmer ist, wohin mit der blinkenden Weihnachtsbeleuchtung? Die ersten Boote flimmern und blinken abends bereits unter greller, im Sekundentakt die Farbe wechselnder Lichterdeko. Dem Trend kann man sich ja nicht verschliessen. Wer will schon das einzige Boot ohne Weihnachtsmann in den Wanten oder Rentier auf der Saling sein? Marion ist ohnehin am Nörgeln, weil sie nicht weiss, wo sie `ne Wäscheleine befestigen soll. So ohne Mast, das geht irgendwie gar nicht!

Freitag, 05.12.2014
Weil dieSchleifspass :) Steuersäule eh halb auseinander gebaut ist und Marion die lose Farbe abgekratzt hat, hab ich mir überlegt, dass ich das Ding ja mal streichen könnte. Scheint mir eine überschaubare Aufgabe zu sein. Erstmal die restlichen Kabel und Teile abschrauben. Dann hol ich stolz meinen neuen Schleifer aus dem Werkzeugfach. Ich schleiche ja schon seit ein paar Jahren um diese Fein-Multimaster rum. Echt geiles Werkzeug aber eben vieeeel zu teuer. Und hab ich bei Andreas in der Werkstatt so`n Ding entdeckt. Ist nur nicht von FEIN. Macht aber das selbe. Gibt`s für 89 Euronen im Baumarkt, hat er mich dann so richtig heiss gemacht. Brauchte ich mir also nur noch in einem unbeobachtetem Augenblick genug Geld in die Hosentasche stopfen, zum Baumarkt wandern und ihr hinterher die Notwendigkeit der Neuerwerbung möglichst plausibel schmackhaft machen. “Guck mal, damit kann man schleifen, sägen, äh ... und noch ganz viel mehr machen.” “Was denn noch?” “Na zum Beispiel mit `nem schmalen Blatt sägen und mit `nem runden für breite Schnitte und einem für Metall ...” “Aber da sind doch nur zwei Sägeblätter.” “Ja, die anderen muss ich noch kaufen”, bereite ich sie schon mal auf die nächsten Investitionen vor. “Ausserdem ist weltweit ja kaum noch ein Segler ohne so`n Multimaster unterwegs.” Mit dem Argument hätt ich gleich anfangen sollen. Jedenfalls bearbeite ich jetzt mit dem Teil unsere Steuersäule. Macht nicht nur richtig Spass, sondern auch jede Menge Dreck. Muss Marion geahnt haben, klugerweise hatte sie alle Luken und das Niedergangsschott zugerammelt. Irgendwann ist die Farbe runter, alles noch mal schön abwischen und dann den Etsch-Primer drauf pinseln. Sieht jetzt noch nicht so beeindruckend aus, aber der ist ja auch nur dafür da, dass die Farbe hinterher hält. Fast genauso lange, wie zum Schleifen der Steuersäule brauch ich dann, um das Cockpit wieder sauber zu kriegen. Besser gesagt begehbar. Sauber ist es, nachdem Marion sich noch mal mit Wassereimer und Lappen darüber hermacht. Ich widme mich wichtigeren Dingen. Der verbesserten Befestigung vom Cockpittisch zum Beispiel. ”Wieso, der hält doch schon die ganzen Jahre so”, findet Marion, weil ich ihr beim Putzen im Weg bin. “Ja, aber der ist schief.” “Aber nur ein ganz kleines bisschen.” Ich will aber einen geraden Tisch! Ich brauch nur ein Loch durch diese Edelstahlplatte bohren, dann den Tisch ordentlich ausrichten, Loch durchs durchs Gehäuse von der Schaltung, Gewinde reinschneiden, Schraube rein und schon ist der dauerhaft gerade. Geht ganz schnell, schieb ich noch nach. War natürlich gelogen. Ich komm mit der Bohrmaschine da schon mal nicht an. Also Winkelaufsatz raus kramen und schwitzend versuchen, stumpfe Bohrer durch die 2mm Edelstahlplatte zu würgen. Klappt gerade so. Platte ausrichten, schnell das Loch durchs Gehäuse bohren und ... feststellen, dass sich genau dahinter eine 5mm dicke Edelstahlstrebe befindet :-( Vielleicht hätte ich das Schaltgehäuse vorher mal aufschrauben sollen? Gut, muss ich da eben auch noch durch! Eine Stunde später weiss ich auch wie. Mit scharfen Bohrern! Muss ich mir nur schnell von Andreas holen ... “Zeit für´s Feierabendbier?” hör ich noch hinter mir ...

Sonnabend, 06.12.2014
Die besten Schnäppchen gibt`s immer ganz früh, haben uns erfahrene Schnäppchenjäger wissen lassen, die vermutlich schon seit Jahren mit den Taschen voller Dollars über den monatlichen Seglerflohmarkt pilgern. Können wir jetzt so nicht bestätigen, was aber eher daran liegt, dass wir sooo früh, wie die meinen, gerade aus der Koje klettern. Danach brauchen wir erst `nen Kaffee, ordentliches Frühstück, `ne Dusche ... Halb zehn schlendern wir dann auch endlich zwischen den Ständen lang. Und selbst da gibt es DIE SCHNÄPPCHEN noch! “Deutsches Bier, 24 Dosen für 5 Dollar”, steht auf dem Schild vor dem, mit Abstand am dichtesten umlagerten Verkaufstand. Rennt natürlich fast jeder hier mit `ner Palette unterm Arm rum. Und der was verkauft, hat meist einen Teil seines Erlöses gleich wieder investiert und drei, vier Paletten des edlen Getränks neben seinem Verkaufstisch stehen. Die geschäftstüchtige Bierverkäuferin hat natürlich auch an eine grosse Kühlbox voller Eis gedacht, aus der sie die Dosen einzeln, zum sofortigen Runterstürzen, vertickert. Kommt bei den Schnäppchenjägern ebenfalls sehr gut an. Bei einigen offensichtlich schon seit dem frühen Morgen. Lockert die Marktatmosphäre jedenfalls ungemein auf. Kein mürrisches Rumgefeilsche, zufriedene Segler schwanken mit breitem Grinsen, Palette unterm Arm, Dose in der Hand und irgendwie die bereits erbeutete Steuersäule, uralte Winch oder das “fast unbenutzte Segel” balancierend, von Stand zu Stand, stehen munter plaudernd in Gruppen zusammen, versuchen, ob das Fleisch vom Grill schon durch ist, tauschen vor der “Kühlbox” erneut Dollar gegen Dose ... richtig, nette Volksfeststimmung heute. Hauptsponsor: Oettinger Brauerei! Ist die Versuchung natürlich gross, sich der allgemein ausgelassenen Stimmung anzuschliessen, munter die kaltenHier oben wohnen Maria und Christophe

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                       V Dosen runterzustürzen, zwischendurch mal ein halbgares Huhn zu verschlingen, mit Dauergrinsen an die Werftmauer zu pinkeln und darauf zu warten, dass irgendwann vielleicht noch `ne Band ihre Instrumente aufbaut ... machen wir aber nicht. Wir haben heute schon eine Verabredung! Was seriöses. Ein paar gepflegte Drinks, anschliessend gemeinsames Essen - so stand es in Christophe`s Einladungs-Mail. Stehen wir also Punkt sieben in Dinnergarderobe vorm vereinbarten Treffpunkt, der Fort Louis Marina. Mit Christophe`s Wägelchen, Laszló und Marie-Louise, zwei weiteren Gästen geht`s dann immer weiter bergauf nach “Agrement”, der kleinen Siedlung, die auf dem Berg oberhalb der Stadt thront. Schön mit grossem Zaun drumherum, da ist man wenigstens “unter sich”. Phantastische Sicht auf die Bucht, das Lichtermeer der Stadt, die Lagune und Maria`s hektisch blinkendem Weihnachtsbaum (natürlich mit wechselnden Farben - den hat Marion sofort ins Herz geschlossen). Christophe versucht, aus unzähligen Flaschen für jeden was Passendes zurecht zu mixen, Maria schleppt permanent irgendwelche Platten mit Snacks, Häppchen, Appetitmachern und was weiss ich an - Franzosen bereiten so`n Essen ja strategisch vor. Nachdem man sich zwei Stunden lang durch irgendwas geknabbert hat, kommt der Hauptgang: reichlich lecker Steaks! Die werden natürlich nicht einfach runtergeschlungen, die lässt man auf seinem Teller schön kalt werden, betreibt fleissig Konversation und schnippelt sich ab und zu mal ein Häppchen ab. Schaffen die anderen bei dem Tempo gerade mal ein Steak in der Stunde, bevor die Teller wieder abgeräumt werden - ich schaff drei! Christophe kippt fleissig Drinks und Wein nach, Maria schleppt weiter Teller rein, Käseplatten, Obst, was Süsses. So`n Franzosen-Essen zieht sich! Marion hat sich mit Selma, der Nachbarin angefreundet und kauderwelscht mit Portugiesisch-Spanisch-Englisch, Laszló versucht mir ständig was zu erzählen, das ich nicht verstehe, Christophe kippt das erste Weinglas um und Maria überlegt, ob sie noch was zu Essen reinholen soll... Gegen Mitternacht kramt Christophe noch einen ganz besonderen Schnaps aus irgendeiner französischen Gegend raus, Laszló ist schon eingeschlafen, Marion sich nicht sicher, ob sie noch ein Eis will und ich schliesse mich der Meinung an, dass man auf einem Bein nicht stehen kann ... Echt nicht schlecht, so`n französisches Dinner. Und beim nächsten Mal will Christophe mit uns in irgendeine Bar zum Tanzen. Na unbedingt doch!

Sonntag, 07.12.2014
Die Steuersäule nur so mit dem Etsch-Primer sieht ja blöd aus. Da muss Farbe rauf! Fang ich also gleichmal an. Erst alles schön abkleben, Zeitung auf den Fussboden (wegen Kleckern) und dann Pinsel suchen. Das dauert am längsten. Malerzeug wohnt ja unter der Koje in der zugemölten Achterkabine. Aber dann geht`s los! Pinsel in den Farbtopf tauchen und versuchen, den weissen Primer möglichst gleichmässig und ohne Nasen auf der Steuersäule zu verteilen. Boot schwankt in den Wellen, der Künstler ebenfalls - geht schon mal der eine oder andere Strich etwas daneben. Also dahin, wo eigentlich keine Farbe rauf soll. Vor mich hinschimpfend wisch ich das weg, tauch den Pinsel erneut ein und versuche, ihn hochkonzentriert an der richtigen Stelle aufzusetzen. Rast das nächste Motorboot vorbei - heut ist ja Sonntag, da müssen die zwingend mit Vollgas durchs Ankerfeld - ich zieh schnell noch den Pinsel weg, um mich mit verzweifeltem Griff irgendwo festzuklammern. Natürlich da, wo ich schon gestrichen hatte. Fluchend leg ich den Pinsel zur Seite, wisch mir die Hände mit Lappen und Aceton sauber, will zum Pinsel greifen - rollt der auf den Fussboden. Also wieder der Lappen, Farbe vom Fussboden wischen, Pinsel greifen - kurzer Rundumblick, ob Motorboot im Anflug und schnell die nächsten paar Quadratzentimeterchen Steuersäule pinseln. Aber irgendwann bin ich fertig. Zufrieden und weiss besprenkelt betrachte ich mein Werk. Gut, es ist jetzt nicht ganz so elegant, wie ich es geplant hatte, aber das ist ja auch erstmal nur der Primer. Ich leg den Pinsel zur Seite, greif nach der Farbdose ... wo liegt eigentlich der Deckel? Erwischt mich die nächste dicke Welle! Schwaps, klatscht ein Teil des Doseninhalts auf den Fussboden. Natürlich dahin, wo keine Zeitung liegt! SCHEISSE!!! Ich stell die Dose ab, fabriziere damit die nächsten Farbränder auf der Cockpitsitzbank. Laut fluchend mach ich mich mit reichlich Aceton und meinen restlichen Lappen daran, alles wieder sauber zu kriegen. Natürlich latsch ich dabei auch noch in die Farbe, verteile meine Fusstapsen auch an den Stellen, die bisher sauber waren, brüll verzweifelt nach `nem Müllsack, weil ich langsam nicht mehr weiss, wohin mit den Putzlappen, aber irgendwann hab ich Fussboden und Sitzbänke annähernd farbfrei. Anstatt hier nichts mehr anzufassen hab ich jetzt die blöde Idee, den Pinsel auszuwaschen. Kein Glas in Reichweite, nehm ich einfach so`n Plastetrinkbecher, den Marion mir aus irgendeinem Grund rausgestellt hatte. Aceton rein kippen, Pinsel zwei-, dreimal eintauchen, ... prompt fliegt der Boden raus! Und die ganze Aceton-Farb-Brühe verteilt sich auf dem gerade erst mühevoll sauber geschrubbten Fussboden. Ich hab sowas von die Schnauze voll! Hände, Füsse, Fussboden alles voller weisser Suppe, kein einziger Lappen mehr da - dauert `ne Weile bis Marion sich raus traut. Die sieht irgendwie aus, als ob sie sich da unten kaum halten konnte vor Lachen! Ich krieg `n Schwung neuer Putzlappen gereicht, krieche erneut auf dem Fussboden rum, räum GANZ VORSICHTIG meine restlichen Malerutensilien zur Seite und fass heut nix mehr an. Ausser Skatkarten! Ist schliesslich Sonntag!

Dienstag, 09.12.2014
Die letzte Runde Lack für die Steuersäule will Marion streichen. Ist ja klar, ich quäl mich tagelang mit den Vorarbeiten, streich dreimal den Primer, renovier nebenbei fast den CockpitfuHaben seit Tagen heftigen Schwell in der Bucht - macht sich irre gut beim Streichen!ssboden und wenn es dann ans finish geht, die Belobigung sozusagen, greift sie nach dem Pinsel und sagt: Lass mich auch mal! Macht sich natürlich besser in ihren Memoiren, wenn sie schreiben kann “ ... und dann hab ich auf Saint Martin zum Pinsel gegriffen!” oder wenn sie bei Vorstellungsgesprächen ein Häkchen bei “Malerkenntnisse” setzt und Fotos der Mira-Steuersäule als Referenzobjekt herumzeigt ... Soll sie eben pinseln, solange sie keine neuen Nasen fabriziert! Ich hab schon ein neues Projekt. Die Seitenteile der Instrumentenhalterung. Sind aus Plastik, mehrfach geklebt, schon wieder eingerissen und sehen einfach nur noch hässlich aus. Beleidigen geradezu das Auge! Such ich mir also eins der Teakholzbretter, die ich vom Wrack in Kuba abgebaut habe. Daraus bau ich jetzt schöne, neue Seitenteile, verkünde ich Marion. Und es wäre besser, wenn du den grössten Teil des teuren Top-Lack auf der Steuersäule und nicht auf dir verteilst, setzte ich noch als kleine Gehässigkeit hinterher. Ich greif zu meinem neuen Lieblingswerkzeug, befestige den Sägeaufsatz und verzieh mich auf die Badeplattform. Seitenteile grob ausschneiden, auf den Schleifaufsatz wechseln und den Dingern eine elegante Form verpassen. Dauert natürlich. Aber irgendwann genügt das Ergebnis meinen hohen ästhetischen Ansprüchen, sie bekommen Bohrlöcher zur Befestigung und anschliessend durchwühle ich unsere Farbkiste nach Klarlack. “Da kommt kein Klarlack rauf”, ruft Marion sofort. “Doch, das soll schliesslich `ne Weile halten.” “Das ist Teak, da muss kein Klarlack rauf”, beharrt sie auf ihrer Meinung. Ich will da aber Lack drauf haben, sonst seh`n die Dinger sofort grau und hässlich aus! “Hast du denn noch Klarlack?” “Nö!” “Na also”, kommt es zurück. An der Stelle komm ich heute also nicht weiter. Macht nichts, Andreas hatte mich ohnehin gefragt, ob ich ihm heute noch helfen kann. Spring ich also ins Schlauchboot und fahre zur Werkstatt. Der streitet wenigstens nicht mit mir.

 

Mittwoch, 10.12.2014
Heut hab ich mich gleich den ganzen Tag zu Andreas verdrückt. Ich musste eine Kunststoffhalterung laminieren und er ist immer froh, wenn einer bei den schweren Aussenbordmotoren mit anpackt. Ausserdem hatte ich Horst versprochen, ihm seinen Sonnenschutz über der Terrasse aufzubauen. Der hatte auch ziemlich unter Gonzalo gelitten und liegt schon seit einer Woche repariert herum. Ist ja immer nicht ganz so einfach, unter Horst´s wachsamen Augen irgendwas RICHTIG zu machen, aber erstaunlicherweise hat er kaum geknurrt während ich auf der Leiter rumgeturnt bin. “Na ja. ... So kann man das wohl auch machen ... “ bedeutet, dass ich es fast richtig gemacht hab. Kann er jetzt jedenfalls wieder im Schatten auf seiner Terrasse hocken und das Geschehen im Kanal vorm Haus kommentieren. - Und dann war noch die Post da. Genauer gesagt FedEx. Ganze vier Pakete für die Yacht MIRA! War jetzt nicht sooo spannend mit den vorfristigen Weihnachtspaketen, stand ja draussen drauf, was drin ist: Proful 430! Haben die Dinger trotzdem gleich aufgefetzt. Müssen die neuen Rollanlagen doch wenigstens schon mal anfassen. - Marion hat dann noch `ne Mail an Kevin geschrieben. Nicht so nett wie meine letzte, aber auf die hatte er ja auch nicht geantwortet. ... “Meinst du, dass du das Angebot für den Mast noch in diesem Jahr bekommst?

Freitag, 12.12.2014
Es geschehen doch noch Wunder! Ehrfürchtig hocken wir vorm Laptop und versuchen die PDF-Datei zu öffnen, die Kevin uns geschickt hat. Quotation for Mira, heisst das Ding, wir kriegen die bei dem miesen Wifi-Netz bloss nicht auf. Der Rechner rödelt und rödelt, aufgeregt schlingen wir unser Frühstück im Cockpit runter und starren immer mal wieder nach unten auf den Salontisch, wo der Laptop steht. Spannend! Aber irgendwann hat der ein Einsehen und vor uns tut sich das Ergebnis von Kevin`s sechswöchigem Denkprozess auf. Jede Menge Positionen, jeweils mit `ner fetten Zahl dahinter (wenn man die alle mal addiert, kommen stolze 25000 Dollar raus). Ohne Transport, ohne Rollanlagen ... Gut, die haben wir ja schon. Ich brauch das Angebot von Patrick gar nicht erst raussuchen um zu wissen, dass der um etwa 3000 Euro billiger ist und wir den Mast bei ihm bestellen werden. Ärgerlich ist bloss, dass wir das schon vor vier Wochen hätten machen können! Was soll`s, wir sind ja noch jung, wir haben Zeit :-) “Wann willst du die Steuersäule eigentlich wieder zusammenbauen?”, fragt Marion auch gleich, damit ich mit der Zeit was sinnvolles anfange. “Na ja, ich hab da noch so`ne Idee”, bereite ich sie auf mein nächstes Bastelprojekt vor. Geht mir schon ewig durch den Kopf - einen Ausgleichbehälter in unser Hydrauliksystem zu integrieren. Da die Plungerpumpe der höchste Punkt ist müsste man an diesem Anschluss ein T-Stück einsetzen und daran irgendwie einen Ausgleichbehälter befestigen. Zum Glück will sie das IRGENDWIE nicht näher erläutert haben, dazu habe ich nämlich noch keine Idee. Am besten fahr ich zur Hydraulikbude, mal hören, was den Jungs dort dazu einfällt. Will Marion mit. Leg ich dort also die Skizze unserer Hydraulikanlage auf den Tisch und erläutere mein Vorhaben. Fällt denen sofort auf, dass ein Anschluss falsch ist. Das hatte Horst mir schon gesagt, hab ich nur nicht geglaubt. Der Schlauch muss unten an die Plungerpumpe, da muss irgendwo noch ein Anschluss sein. Soll ich erstmal kontrollieren. Der Ausgleichbehälter kommt dann an den oberen, dann freien Anschluss. Die gibt`s im PDG-Laden gleich um die Ecke und die Jungs hier basteln mir dann da einen entsprechenden Fitting ran. PDG ist ein gewerblicher Küchenausstatter. Die haben keine Ausgleichbehälter für Hydrauliköl! Auch nicht in der Service-Werkstatt nebenan. Dauert `ne Weile, bis ich begreife, dass ich mir irgendeinen Behälter kaufen soll, wo dann ein Anschluss drangebastelt wird. Ich entscheide mich für `ne Edelstahl-Zuckerdose. Dann wieder zurück zum Boot, den Anschluss an der Unterseite der Plungerpumpe suchen. Dazu muss die ausgebaut und die Schläuche im Motorraum abgeschraubt werden, dann das ganze auslaufende Hydrauliköl wieder aufwischen ... Die Pumpe hat einen unteren Anschluss. Krieg ich bloss den Schlauch nicht ran. Der bräuchte dafür einen anderen Schraubanschluss. Also das ganze Ding in eine Plastetüte stopfen, wieder zur Hydraulikbude fahren, auf den Schlauch ´ne neue Schraubverbindung pressen lassen, noch mal bei PDG durch latschen, weil ich festgestellt habe, dass meine Zuckerdose nicht mit in die Steuersäule passt, finde nichts vernünftiges, Pumpe und Schlauch wieder einsammeln, zurück zum Boot düsen, alles wieder zusammenbauen, Öllachen wegwischen und das Projekt Ausgleichbehälter auf morgen vertagen. Jetzt nProjekt Ausgleichbehälterehm ich `ne Dusche und fahr zum Feierabendbier. Ohne Marion, die liest lieber.

Sonnabend, 13.12.2014
Andreas hat einiges auf der holländischen Seite zu erledigen, haben wir uns überlegt, dass ich mitfahren könnte, um auf der Suche nach einem passenden Ausgleichbehälter ganz in Ruhe durch die Regalreihen des riesigen ACE-Baumarktes zu schleichen. Mit Zollstock und den maximal möglichen Massen im Kopf, um das Ding auch in der Steuersäule unterzubringen, mische ich mich dort also unter´s kaufwütige Volk. ´Ne Dose Abdeckpaste für 3,95Dollar hat die perfekten Abmessungen. Farbe egal, der Pamps da drin fliegt eh raus. Natürlich gibt`s auch eine ganze Regalreihe mit Fittingen. Gerade, gebogen, mit metrischem oder imperialem Gewinde, konisch oder nicht, aus Messing, Kunststoff, Inox oder was sonst gewünscht wird, dazu alle erdenklichen Adapter ... Bin ich `ne Weile beschäftigt. Der würde in die Plungerpumpe passen, dann mit dem Teil weiter, ne der passt nicht, vielleicht mit dem, äh, in welches Fach gehört der denn jetzt wieder, welcher war jetzt eigentlich der, der in die Plungerpumpe sollte ... Irgendwann hab ich alles zusammen. Andreas tut soAlles dicht?, als ob ihm die Warterei nichts ausmacht. Dafür steh ich dann bei seinen nächsten Läden sinnlos rum. Zurück in der Werkstatt muss ich meinen Fitting noch ein wenig zurecht schleifen, von den Überwurfmuttern die Hälfte absägen, damit daraus schmale Muttern werden, passende Dichtungen suchen ... zum Glück ist Andreas Werkstatt gut ausgerüstet. Dann noch den Pamps aus der Dose schmeissen, ein Loch reinbohren und alles probeweise zusammenschrauben. Passt! Und im Idealfall ist es sogar dicht :) Das probier ich dann an der Steuersäule aus. Meine Konstruktion anbauen, Hydrauliköl auffüllen und abwarten. Ist dicht! Jetzt muss nur noch in die Abdeckung ein Loch für den Ausgleichbehälter geschnitten werden. Kann ich mich für einen Lochkreissägenaufsatz, der etwas zu klein und für einen, der viel zu gross ist entscheiden. Ich nehm den zu kleinen, um anschliessend eine Stunde lang, abwechselnd mit Marion, an dem Ding rumzufeilen, bis der Durchmesser die passende Grösse hat. Schnell noch alles zusammenbauen, Kompass drauf schrauben - fertig! Zeit für`s Feierabendbier! Marion will mit. Das verleitet Andreas dann spontan zu der Idee, anschliessend noch Billard spielen zu gehen. So mit Kugeln wegschubsen, noch mehr Feierabendbier und gaaaanz spät nach Hause kommen ...

Sonntag, 14.12.2014
Keine aufgeklappten Werkzeugkisten, keine offenen Baustellen, Flex und die asthmatische alte Bohrmaschine “schlummern” in ihrer Box. Der Käpt´n steckt bis über beide Ohren in seinem Sudoku-Heft. Sonntag eben. Na ja, ein bisschen geschwächt sind wir noch vom Billard gestern Abend. Ich sag´s ja, Billard macht Kopf! Wobei, 5 kleine Bier innerhalb von 6 Stunden? Woher kommt da der Kopf?! ... Trotzdem schwirren mir schon wieder die Hummeln im Hintern. “Soll ich dir die Haare schneiden?” ´Ne Weile später kommt von gegenüber: “Häh?!” (eindeutiger Beweis, dass es Zeit dafür ist.) Also ab, auf die Badeplattform. Ohne Sudoku. Das Model mosert noch rum, vonwegen Stress und so, aber das geht im Gebrumm des Haarschneiders und im Gerassel der Schere unter. - Zum Nachmittag springen wir ins Dingy und düsen zu Andreas Werkstatt. Die Jungs haben sich zum Spielen an einem Motorfuss verabredet. Wer nicht da ist, ist Andreas. Auch von Jackie weit und breit keine Spur. Wir rufen. Nichts. Lediglich Alfred steht wedeAlfred - irgendwann schläft er noch bei unslnd da und versucht schon mal, unauffällig zu uns ins Dingy zu kommen. Gut, gehn wir eben schnell zum Chinesen, ein paar “Hühnerfüsse” einpicken und als wir zurück kommen ist auch das Leben auf dem Andreas-Wohnboot erwacht. Zumindest zur Hälfte. Jackie kann gar nicht aus den Augen gucken und legt sich wieder hin, Andreas versucht, die Kaffeemaschine in Gang zu kriegen (Bock auf Motorfuss hat er nicht). Rund um besagte, jetzt besorgniserregend vor sich hinröchelnde Maschine und auf dem grossen Herd stapelt sich der Abwasch (Jackie bekocht “ihre” drei Männer rund um die Uhr und dementsprechend ist auch die Höhe der Stapel). Andreas entdeckt doch noch drei saubere Tassen und verkrümelt sich mit René zu Horst auf die Terrasse (wichtige Männergespräche). “Das heisse Wasser kommt hier gleich aus der Wand”, erklärt er vorher noch schnell auf meine Nachfrage. Whow! Luxus! Na, dann werf ich mal meinen Geschirrspüler an - gut, dass Frau den immer dabei hat ;) ... Es geht auf 18 Uhr, Alfred hockt schon wieder wedelnd vorm Dingy - Cadisco-Zeit. Jackie ist auferstanden und stellt gleich mal wieder die Töpfe auf den Herd für die nächste Kochrunde (ich möchte nicht unbedingt mit ihr tauschen!) Wir verholen uns mit Alf zum Feierabendbier. “Oh man, ich hab ein Muskelkater in den Schultern! Vom Haareschneiden?! Vom Abwaschen?” Mein frisch Frisierter nickt nur: “Ja ja.” Auf der elend harten Holzbank vorm Cadisco wird´s auch nicht besser. Im Gegenteil. Noch dazu wird´s richtig kalt, dabei haben wir bestimmt noch 26°C. Gänsehaut. Schiebe die Füsse unter René, die kalten Hände unter sein T-Shirt ... “Will nach Hause.”

Montag, 15.12.2014
Marion ist krank. So richtig, mit Tabletten neben dem Kopfkissen, grosser Schüssel in greifbarer Nähe, falls irgendwas raus will und Fieberthermometer unterm Arm. Sie weiss auch was sie hat. Die Krankheit, von der kein normaler Mensch sich den Namen merken kann: Chikungunya. Ist hier im Augenblick DIE Modekrankheit. Kleiner Mückenstich und dann hat man so ca. sechs Wochen lang Freude daran. Oder auch länger. Fieber, Schmerzen in Knochen und Gelenken, man kriecht rum wie `n Hundertjähriger mit Rheuma-Attacke und es gibt keine Medizin dagegen. Paracetamol zur Schmerzlinderung, viel trinken und Vitamine. Passt mir jetzt irgendwie gar nicht. Andreas hat heute Geburtstag. Das halbe Jahrhundert voll und wir sind eingeladen. Brauch ich Marion ja heute wohl nicht mehr hinschleppen. Fahr ich also erstmal los, um da abzusagen. Andreas nicht da. Als nächstes zu Patrick, dem Rigger, um zuzusagen. Wegen dem Mast. Anschliessend zum Supermarkt zwecks Vitaminen. Stopf ich reichlich Apfelsinen, Mangos und was da sonst noch so rumliegt in die Plastetüte und rase zurück, um mich meiner heutigen Hauptbeschäftigung, der Pflege von Marion, zu widmen. Die pennt zum Glück, brauch ich nicht viel pflegen. Kann ich ganz leise im Cockpit vor mich hin basteln. Irgendwann wacht sie aber doch wieder auf und hat Hunger. Linseneintopf???!!! Wühl ich also verzweifelt in unseren gehortetTigermücke - hat uns ausser Gefecht gesetzten Vorräten rum, bis ich tatsächlich `ne Dose Linsen finde, schnippel ein paar Wiener Würstchen rein, mach alles heiss und stell ihr `ne Flasche Essig neben den Teller. Anschliessend wartet der Abwasch. Krankenpfleger ist schon anstrengend. Klugerweise verlässt sie sich bei den Tabletten-Zeiten lieber auf den Wecker und nicht auf mich. Vom ganzen Pflegen tun mir nun auch schon die Ellenbogen weh und die Schultern und die Handgelenke... Zu Andreas muss ich auch noch mal, wegen gratulieren und Feier absagen ... Muss mich richtig quälen, um ins Schlauchboot zu klettern und die Reissleine vom Motor krieg ich kaum noch durchgezogen. Sieht auch nicht mehr sonderlich elegant aus, wie ich bei Andreas auf den Steg krieche. Der hat schon Feierabend gemacht und hockt mit Horst beim Bierchen. Muss ich mich dazu hocken. Ich schüttel das Geburtstagskind erstmal ordentlich und entschuldige uns wegen dem Pflegefall an Bord. Kein Problem, Jackie geht`s auch nicht so gut, verschieben wir das Essen eben auf später. Hat Andreas natürlich nicht mit Horst gerechnet. “Tja, dat tut mir ja nu leid wenn Marion krank is. ... Aber warum muss ich denn nu deswegen hungern?!!!”

Dienstag, 16.12.2014
Hatte ich Andreas doch versprochen, ihm heute früh zu helfen einige Kisten auf den LKW zu laden und zum Hafen zu fahren. Geht nicht, ich kann mich einfach nicht bewegen. Aber Andreas hängen lassen will ich auch nicht. Krieche ich also im Zeitlupentempo durchs Schiff, lass mich irgendwie ins Schlauchboot plumpsen und schaff es tatsächlich, den Motor anzuschmeissen. Ganz langsam tucker ich zu Karl in die Lagune und überrede ihn, meinen Arbeitseinsatz zu übernehmen. Irgendwie schaffe ich´s auch wieder zurück, komm mit viel und lautem Gestöhn die Badeleiter hochgekrochen, schlepp mich bis zur Koje ... keine Ahnung, wie ich es da reingeschafft habe. Wir leiden jetzt gemeinsam und wer zuerst wieder aufwacht, muss den Anderen pflegen!

 

Freitag, 19.12.2014
Ich hab gar nicht gewusst, was einem alles so weh tun kann. Die Zehgelenke! Die Fingergelenke! Fussgelenke, Arm - und auch alle sonstigen sowieso. Gicht im Endstadium! Man kann nicht kriechen, sich nicht bewegen, nichts anfassen, sich nicht zum Pinkeln auf`s Klo schleppen, ohne vor Schmerzen aufzustöhnen. Und Haltungsnoten dabei, wie `n Hundertzwanzigjähriger! Dazu Fieber, `n riesigen Schädel und permanent nervt Marion`s Wecker, weil der meint, wir müssten schon wieder mal `ne Paracetamol einwerfen. Aber ab heute ist zumindest das Fieber runter und die Knochen tun auch nur noch halb so doll weh. Schleppe mich grad langsam durch den Salon, als es draussen klopft. Och nö. Klopft noch mal. Noch mal och nö! Vorsichtige Kurskorrektur Richtung Niedergang, den linken Fuss auf die Stufe, den rechten langsam nachholen, ... Draussen an der Bordwand hängt Torsten von der “Christa”, die gestern hier in der Bucht eingelaufen ist. Wollte kurz “hallo” sagen und sieht gleich, dass ich nicht so ganz “rund laufe”. “Ah, Chikungunya! Ihr Armen! Braucht ihr was, können wir euch irgendwie helfen? Habt ihr noch genug Paracetamol? ...” Sagts, düst im Dingy los, um kurz darauf mit lecker warmen Baguette und ausgezogener, in mundgerechte Stücke geschnittener Ananas wieder aufzutauchen. “Hier, Vitamin C, das braucht ihr jetzt. Morgen gucken wir wieder vorbei.” Hm, gar nich schlecht, so´n Patenschiff ;)Alle Jahre wieder ...

Dienstag, 23.12.2014
Um es kurz zu machen und allen die Einzelheiten einer echt fiesen Krankheit zu ersparen - wir sind halbwegs wohlauf (einen Tag ganz fit und am nächsten doch wieder lahm wie 95). Fürchte, das wird uns so noch ´ne ganze Weile erhalten bleiben. Nun liegen wir aber nicht nur in der Kiste rum, nö, wir sind natürlich auch fleissig. Wenn wir denn können... Als erste Amtshandlung nach unserer Auferstehung musste mal der kleine Weihnachtsbaum ausgebuddelt und aufgestellt werden (ehe Weihnachten vorbei ist ;). Wegen dem hohen Schwell, der seit Tagen wieder in die Bucht steht, wurde er angeschnallt. Gut, die Plastikkugeln an dem Teil sind unkaputtbar, aber es nervt, wenn man ihn alle 20 Minuten aus einer anderen Ecke herauspulen muss. Ist auch nicht so prall für die Nadeln ;) ... Am Sonnabend haben wir dann endlich mal das Geburtstagsgeschenk für Andreas zusammengetragen. In der ganzen Stadt gab´s natürlich keine richtigen Limetten, die grünen Dinger, die wir gekauft haben, passten aber letzten Endes doch ausgezeichnet zum kubanischen Rum, der wiederum perfekt zum Mandelkuchen (von dem das Geburtstagskind lediglich noch ein paar Krümel vorgefunden hat, wie wir später erfahren haben). Da war er wohl nicht schnell genug :) Na ja, 50 halt... Den 21. habe ich, der Abwechslung wegen, kopfüber, kopfunter in den tiefen Bilgen des Salons verbracht. Nicht, dass mir den Tag nichts sinnvolleres einfiel, nein. Der kubanische Kürbis (der Letzte seiner Art an Bord), hatte von einem Tag auf den anderen sein junges Leben ausgehaucht, den Aggregatzustand spontan in flüssig geändert und sich so netterweise über die o.g. Bilgenböden verteilt. Hat reichlich rumgemüffelt! Ganz toll! Der Käpt´n hat sich derweil der unBilgen-(Weihnachts)Putzdichten Badluke angenommen. Leisten und Lampen abgebaut, die Deckenplatte runter genommen, Luke raus, Farbe abschleifen, säubern, Luke neu einkleben, ... Tags darauf springen wir ins Dingy und klopfen mal wieder bei Patrick, dem französischen Riggbauer an, wünschen ein schönes Weihnachtsfest und horchen, ob die Anzahlung für den Mast bei ihm angekommen ist. Alles da, alles prima soweit. Ende Januar soll er fertig sein und kommt dann per Schiff von Frankreich hierher. Schneller geht´s leider nicht. Danach geht´s quer über den Lagunenteich zu Budget, brauchen Sika und irgendwas war´s doch noch ...? “Weisst du das nicht mehr?” “Nö.” “Ich auch nicht.”... Nicht nur, dass wir uns grad mega-alt fühlen, jetzt müssen wir uns auch noch Zettel schreiben!! ... Kurz vor der Mittagspause kommen wir an der Polipat-Werft vorbei, fragen uns zum Chef durch, der kurzerhand vom Trecker steigt, ins Büro hastet und unsere Mail-Adresse notiert. Das Angebot für einen Stellplatz schickt er heute noch raus. Macht er dann wirklich (nicht auszudenken, wenn alle hier so fix wären!) Supi. Zurück zum Kahn. Nachmittags schüttet es wie aus Eimern, tags darauf auch. Wird also ein klassischer Bürotag für mich. Der Käpt´n setzt den Rest des Bad-Baukastens wieder zusammen. Abends macht er sich aus dem Staub in Richtung Cadisco und Feierabendbier. Die Runde dort wird immer kleiner, irgendwie wird einer nach dem anderen krank. Einzig Lothar hält durch. Der hat aber andere Sorgen: heute sollte nämlich sein Freund aus D ankommen, der Urlaub bei ihm machen will. Da steht Lothar mit Schlummermutter Christine auf dem Flugplatz, wer nicht kommt ist der KLM-Flieger und Lothars Freund auch nicht. Ist er auf dem anderen Flughafen gelandet? Wo ist Kumpel Reinhard abgeblieben? So gross ist die Insel ja nun nicht. Der Reinhard hat natürlich kein Handy, beide schreiben sich gegenseitig mails umeinander herum - ganz verworrene Geschichte :)

Mittwoch, 24.12.2014 Weihnachten!
Kurz nach drei packt mein Mitarbeiter sein Werkzeug zusammen. “?” “Na, ich hab doch Andreas versprochen, dass ich ihm heute hWerner gibt ein`n auselfe.” Stimmt. Horst hat nämlich zu Kartoffelsalat und Würstchen, dem klassisch deutschen Weihnachtsessen, eingeladen und auf dem “Festplatz” sieht´s noch aus wie bei Hempels. Überall reparaturbedürftige Aussenborder, stehend, liegend, lehnend, Ersatzteile aller Art (könnte ja mal wer was davon brauchen), luftlose Dingys, und und und, und die grosse Kuhle, die Alfred gebuddelt hat. Die ist schon so tief, dass man vermutlich bis zur Hälfte verschwinden würde bei einem versehentlichen Fehltritt. Die zwei sind mordsmässig fleissig! Als wir abends ankommen, sieht es hier wirklich nach Festplatz aus. Sogar unterm Tisch: keine Spur mehr von Alfs Loch! Alles ist aufgeräumt, eben und GEHARKT!!!! Sogar eine grosse Tafel haben sie gebaut, an deren Kopfende schon Horst in seinem Chefsessel thront. Zu seiner Rechten Christian, Andreas, Werner, links Lothar und zwei neue Gesichter: Annamarie und Siggi. Nur Jackie ist nicht da, die Arme liegt krank im Bett (was auch die fehlende weisse Tischdecke erklärt ;). Die beiden Neuen haben Essen mitgebracht. Und das reichlich. Vielleicht mögen sie keine Würstchen mit Kartoffelsalat ;) Horst nörgelt bisschen rum, weil die Würschte noch nicht heiss sind, was Annamarie nutzt, ihm bayrische Semmelknödel und Kassler anzubieten. “Nöööö. Lass ma!” Auch den bayrischen Kartoffelsalat mag er nicht probieren (Wat der Buer nich kennt ...) Alle anderen lassen es sich schon mal schmecken und nebenbei erzählt Lothar, dass er seinen Kumpel immer noch nicht gefunden hat. Alle am Priemeln, es gibt diverse VermutungenSind das Schneeflocken? ... bis Lothars Handy klingelt und ihm Schlummermutter Christine mitteilt, dass sich der Verlorengegangene gemeldet hat, derzeit vorm Beach Plaza Hotel steht und dort wartet. Was würde Lothar nur ohne diese sagenhaft hilfreiche Frau machen?! Er wäre hier total verloren! Schnell noch den Teller leer essen, das Bier austrinken (man weiss ja nie) und dann macht sich Lothar wiedermal auf den Weg, seinen Kumpel abzuholen. Ist nicht weit, nur einmal quer über die Strasse. Siggi und Annamarie erzählen derweil ausführlich und mehr (Siggi) oder weniger (Annamarie) begeistert von ihren jährlichen Chartertouren in der Karibik. Das machen sie schon seit Jahren, Siggi ist Skipper, Annamarie der Koch. In 14 Tagen geht es wieder los, ihr 15m Boot liegt hier in der Lagune, aber eigentlich sind sie startklar. Kein leichtes Geschäft! ... Dann steht Lothar mit Freund Reinhard da, der guckt ganz ausgehungert, ist aber Vegetarier. Grinsen rundrum. Ist uns nur recht ;) Na ja, der Abend wird ganz lustig, vor allem, als Werner ´ne Buddel Sekt ausgibt, in Becher giesst, die alle, aber auch alle Löcher haben - “Schnell, macht doch schnell!” - und jeder nach dem Anstossen noch 2 ml Sekt schlürfen kann. Danach fängt es leider an zu schütten, was uns beide in unseren gepunkteten Regencapes weniger stört, auch Horst nicht, der sitzt unter seinem grossen Schirm, einige stehen unterm Möwenpick-Sonnenschirm, Christian flüchtet in die Werkstatt, zum Kühlschrank mit den Biervorräten ...

Sonntag, 28.12.2014
Die restlichen Weihnachtstage haben wir ganz entspannt verbracht. Hier und in Europa ist eh alles geschlossen - rien ne va plus - wie der Franzose so schön sagt. Keine Chance, irgendwo etwas zu erledigen, zu organisieren. - Mein Jäger hat im “Simply” ein schönes Stück Schwein erlegt und mir selbiges nebst Kartoffeln und Feldsalat an Bord liebevoll vor die Füsse gelegt. Hab ich mich nicht zweimal bitten lassen und ein leckeres Weihnachtsessen draus gezaubert. Abends kuschelnd einen guten Film sehen und anschliessend noch mehr kuschelnd, weil auch nur noch 22°C nachts, in die Kiste ... Erholt wie wir sind, stürzen wir uns danach auf unser Projekt: Versetzen der Genuaschienen. Beide sollen ca 1,5m weiter nach vorn. “Lass uns Bb anfangen.” Das ist die kompliziertere Seite. Erstmal die Deckenplatten ab. Cool, die achtern ist eingeklebt, müssen wir raus schneiden. Im Schrank davor ist es ähnlich spannend. “Wer hat den Scheiss hier so dämlich eingebaut?!”, kommt zwischendurch immer mal ´n Brüller von achtern. Ja, wer das wohl war? ;) Während der Käpt´n an der hinteren Front kämpft, evakuiere ich den kompletten Inhalt der Regale ins Vorschiff. Danach ist die Platte im Durchgang dran, im Schrank über der Batteriebank. Geht. Navi-Ecke, BücheMühsam ernährt sich das Eichhörnchen - Millimeter für Millimeter die Deckenplatten lösenrregal, das erste und das zweite. Muttern lösen. Ich steh draussen, kontere mit dem Inbus. 30 Schrauben. 4 an den Endstücken. Während mein Capitano die 17 neuen Löcher bohrt und die Farbe drumherum abschleift, dann die 17 “alten” Löcher mit Alu-Epoxie zuschmiert, kratz ich mit ´ner Cutterklinge Farbe und Sika von der Schiene. Hält wie Hanne! Gewinde aller Schrauben nachschneiden (genialer Job wenn einem sowieso schon die Hände und Gelenke weh tun!), dann noch die Isolierung um die neuen Bohrungen rauspückern, draussen Fläche mit Aceton säubern, Schrauben mit Wollfett einschmaddern, Sika um die Bohrlöcher, Schiene drauf, Schrauben nach und nach rein, weiter biegen, noch mehr Schrauben, noch mehr biegen, ... Muttern rauf, draussen kontern, anziehen, erstes Endstück und Wagen rauf, zweites Endstück. Es fängt an zu regnen - EGAL!! Wir haben das Deck dicht!! Hurra!! Jetzt brauchen NUR NOCH die Schraublöcher von innen ausgeschäumt werden, die Deckenplatten an ihren Platz, alles sauber gemacht und eingeräumt zu werden, draussen der Alu-Epoxie geschliffen zu werden, ... Mannomann, zwei tolle Tage!!

Mittwoch, 31.12.2014
Ohne nennenswerte Pause beginnen wir am 29. mit der Steuerbord-Genuaschiene. Die geht ja sooo einfach ... oder nicht? Fünf Platten müssen rausgesägt werden! Eine sechste kann erst mit Hilfe unseres GUTEN FISKARS-KÜCHENMESSERS millimeterweise zum Loslassen überredet werden. Schrauben in dChaostageer Gas- und Backskiste ist da fast Belobigung. Dann dasselbe Spiel: Löcher bohren, für eine Schraube Gewinde ins Deck schneiden weil da kein Rankommen ist, Löcher zukitten, reinigen, schleifen, ... Am 29. springt mein Käpt´n plötzlich und unerwartet ins Meer. Jetzt hat er vermutlich endgültig die Backen dick! Aber mit Maske und Flossen? Nach dem fünften Auftauchen hält er triumphierend etwas in die Höhe. Ah! Er hat eins der Endstücken versenkt! - Heut werden die Bohrlöcher zugeschäumt und so nach und nach kommen alle Platten wieder an ihren ursprünglichen Platz. Irgendwann steht der Sack des Parasailors in voller Grösse mal wieder im Durchgang, was mir das Hin und Her beim Aufklaren achtern auch nicht gerade erleichtert. Die Knochen tun nur noch weh, es reicht langsam. Draussen fliegt hier und da schon mal eine Rakete in den Himmel, Musik ist zu hören - ich würde jetzt gern mit ´ner Flasche Sekt unterm Arm und dem Capitano an der Seite ins Dorf lempeln und dort auf dem Markt, wo mehrere Bands spielen sollen, ins Neue Jahr hinein tanzen. “Wir müssen dran denken, den Benzinkanister aus den Cockpit wegzustellen. Wenn die hier heut Nacht rumballern ...” Um Halb sieben schaffen wir es tatsächlich, frisch geduscht ins Dingy zu klettern. An Springen ist nicht mehr zu denken, sind total k.o. Einen Sack Getränke dabei, entern wir am Steg neben Andreas Werkstatt auf. Feierabend für 2014!Alfred ist voll aufgeregt und freut sich dermassen uns zu sehen, dass wir kaum aus dem Dingy und an ihm vorbei kommen. Die Silversterfeiergemeinschaft ist schon versammelt, kleinere Runde diesmal, dafür ist Jackie auch mit dabei. Später kommt noch Francoise dazu, der interessant und ohne Punkt und Komma erzählen kann, Werner verkrümelt sich irgendwann unauffällig, Horst auch ... DAS wäre jetzt die Gelegenheit, um auf dem Marktplatz zu tanzen und zu feiern! Aber Horst hatte gemeint, dass er zu Mitternacht zurück kommt. Und weil Horst der Chef ist  bleiben alle brav sitzen. Einige Raketen jagen himmelwärts ... “Hast du eigentlich den Kanister weg gestellt?” “Ich dachte, du hast ...?” Unser Chef taucht pünktlich wieder auf, das ist das Signal, die Sektflaschen zu öffnen. Jeder bekommt davon in seinen Plastebecher (heut ohne Löcher)... und PLOPP! Frohes Neues Jahr!! ... Irgendwann kann ich Francoise und den Käpt´n doch “trennen”, Andreas kippt vor Müdigkeit schon fast vom Hocker (sieht auch krank aus) und um 2.30 Uhr fallen wir an Bord in unsere Kojen. Haben schon schlechter gefeiert ;)

Donnerstag, 01.01.2015
Neues Jahr? Da schlafen wir erstmal aus! Nach den 5 tollen Bautagen muss das einfach sein. Spätes Frühstück, Kaffee, KEINE ZIGARETTE (wir sind seit heute Morgen ein Nichtraucherboot. Tabakfrei sozusagen), mein Gegenüber versinkt in seinem Sudoku-Heft, was er sich auch mehr als verdient hat :). - Gegen Mittag kann ich nicht mehr stillsitzen und ruhig sein. Erstmal Radio an! Beschwingt fang ich an, die Steuerbord-Regale, -Schränke, das Bad und die Achterkajüte zu saugen, zu wischen, zu trocknen, mit Politur zu bearbeiten und alles wieder einzuräumen. Gut sieht das aus, endlich kann man auch in der Vorderkajüte wieder treten! Bei der Gelegenheit wird gleichmal entrümpelt. Bisschen. Kommt plötzlich der Käpt´n daher, zeigt auf meine Bücher, “Die können alle weg!” “Hä? Schmeiss doch deine weg!”... So im Laufe des Tages schaukelt sich das ziemlich hoch. Scheint am Nikotinmangel zu liegen. Jedenfalls sitzen wir dann abends im Salon, jeder hat seinen Rechner vor sich, Stöpsel im Ohr und sieht den Film SEINER Wahl. Beim Capitano, auf seinem 10-Zoll-Netbook, gibt´s wohl nur Schmalfilm. Vermutlich auch in schwarz-weiss. Hat das Ding überhaupt `n Ton? Weia, ich bin böse ;)

Freitag, 02.01.2015
Mir geht´s Sch... . Nacken, Schultern, Hände, Hüfte, linkes Knie, Fussgelenke, es gibt kaum etwas, das heut nicht weh tut. Wenigstens ist gestern alles soweit fertig geworden. Also in die Ecke setzen. Lesen geht nicht, dabei muss man runter gucken, tut der Nacken weh. Also gibt´s Spanisch auf´s Ohr. Der kleine Zen-Stone ist voll damit und kann mich stundenlang zuquatschen. An der Nichtraucherfront noch keine Entspannung. Dicke Wenigstens einer tut hier was :)Luft ohne Rauch.

Sonnabend, 03.01.2015
Bin gefühlt immer noch ganz schön alt. Mein Nichtraucherkollege scheint die Probleme nicht zu haben, oder nicht in dem Masse. Keine Ahnung, wir reden ja grad nicht ;) Er widmet sich seit gestern dem nächsten Projekt: Ankerkasten, Posilichter. Stundenlang hockt er vorm oder im Ankerkasten, bohrt, schleift, kittet Löcher zu, zwängt neue Kabel durch klitzekleine Löcher im Bugkorb, baut irgendwelche Sachen aus den Resten unserer alten Mastbeleuchtung aus und in die Bug-Seitenleuchten ein, die fertigen Lampen dann irgendwann an, kurz darauf wieder ab, taucht mit seiner Flex auf, um auf dem Vordeck richtig Lärm und Dreck zu machen, lässt, logisch, alle Luken dabei auf. Kommt MANN ja gar nicht in den Sinn, dass der Wind den ganzen Schleifstaub direkt ins Schiff weht! Ich könnt ihn würgen! Ach ne, geht grad nicht. Kann ja die Hände kaum bewegen und die Arme auch nicht. Eigentlich gar nichts. Na ja, immerhin ist er fleissig, was man von mir heute nicht behaupten kann.  Ich werd mich jetzt trotzdem mal hoch quälen und den Dreck unter Deck zusammenfegen.

Sonntag, 04.01.2015Ne, ne, gesund is das nich!
Es regnet. Es schüttet! Fast den ganzen Tag. Nicht unbedingt zuträglich für Leute mit Entzugserscheinungen und lahmen Knochen. Trotzdem verzieht sich so langsam die dicke Luft. Erste Worte werden gewechselt, hier und da taucht ein Grinsen auf, Hörnchen werden stückchenweise eingefahren. Als der Käpt´n nachmittags einen Braten in die Pfanne schmeisst und der Duft lecker durch den Salon zieht, ist es um mich geschehen. SO EINEM MANN KANN MAN GAR NICHT BÖSE SEIN :)

Montag, 05.01.2015
War schon echt anstrengend mit Marion, so die letzten Tage. Genauer gesagt, seit sie nicht mehr raucht. Da wird sie dann immer komisch. Mir macht das ja nichts aus! Ich kann problemlos drei, vier Tage auch mal schweigsam an irgendwas rumbasteln. Und nebenbei darüber nachgrübeln, warum ich jetzt eigentlich keine Kippen mehr an Bord habe. Ach ja, weil wir nicht mehr rauchen. Wieso eigentlich nicht? Hat doch Spass gemacht. Und während ich versuche, mich an die Gründe zu erinnern, warum ich jetzt auf diesen Spass verzichten wollte, versucht sie, mich zuzuquatschen. Kann ich mich nicht auf`s Nachdenken konzentrieren. “Hast du schlechte Laune?” Neeee, ich betreibe Nichtrauchermotivation und das geht nunmal lautlos. ”Dir fehlt wohl das Nikotin”, nervt sie weiter und grinst. Vermutlich, um von ihren Suchtproblemen abzulenken. Dabei war das ihre Idee! Das mit dem Nichtrauchen. Fand ich ja gleich blöd. Und eigentlich können wir es uns auch gar nicht leisten, mit dem Rauchen aufzuhören. Bei den Zigarettenpreisen hier! 1,50 für `ne Packung Marlboro! Natürlich die “light”, weil die ja viel gesünder sind. Kostet in Deutschland 5Euronen!!! Spar ich jedesmal 3,50 pro Schachtel! Das macht im Monat 100Euro! Im Jahr 1200! Schliesslich sagt sie ja selbst immer, dass wir sparen müssen :-)
 

7.1.
8.1.
12.1.
6.1.
14.1.

Freitag, 06.02.2015      Ich mach mal den Quereinsteiger, damit hier auf der Seite überhaupt mal wieder was passiert. Weil der arme Käpt´n  jetzt immer so viel Arbeit von mir aufgenackt kriegt (alldieweil ich mich auf dem Vordeck faul in der Sonne räkele ;) hat er nun auch grad überhaupt keine Zeit mehr, sich der Schilderung jedes einzelnen Arbeitsschrittes nebst ausführlicher technischer Erläuterung zu widmen. Weht mir da der Ostwind grad ein leises, enttäuschtes “Och!” an´s Ohr? Ja, sorry. ´Ne Menge zu tun und zu organisieren gab und gibt es immer noch. Wir liegen am selben Platz in der Baie de Marigot vor Anker, die inzwischen gerammelt voll ist mit Segelbooten und Katamaranen, von winzig bis Mega-J aus aller Herren Länder, und werkeln dazwischen so vor uns hin. Übrigens immer noch standhaft als NICHTRAUCHER! Jawoll ja!! ;) Den Werftaufenthalt haben wir aufgrund schmerzender Gelenke und Knochen bislang vor uns her geschoben (die “Chickenpest” ist wirklich ätzend hartnäckig!) Zurzeit sind wir dabei, die hiesigen Segelmacher abzuklappern, um Angebote für die neuen Segel einzuholen, die hoffentlich fertig werden, bevor wir 6 Monate hier sind (viel fehlt da ja nicht mehr) ... Ein paar kleinformatige Arbeitsimpressionen der letzten Wochen gibt´s mal eben hier rundherum.

17.1.
17.1.
17.1.
20.1. 21.1. 25.1.
19.1.
29.1. 30.1.
30.1.
31.1.
2.2.
3.2.
5.2.
5.2.

Sonnabend, 07.02.2015
Ist mir schon die letzten Tage aufgefallen, dass ich mit dem Schlauchboot nicht mehr so richtig “aus dem Knick” komme. Irgendwie lahm geworden, das Teil. Und wenn sich MariSch... Arbeit! Aber es würkt ;)on dann noch mit rein drängelt, kommen wir nur noch mit Vollgas ins Gleiten. Guck ich mir Marion so an, ob sie vielleicht dicker geworden ist - ne. Wenn`s nicht an Überladung und erhöhtem Windwiderstand liegt, bleibt nur noch eine Möglichkeit. Klarer Fall, der Motor bringt keine Leistung mehr, diagnostiziere ich auch sofort. “Am besten, ich schleppe das Teil mal zu Andreas in die Werkstatt und zerleg ihn da”, kündige ich mein heutiges Tagesprojekt an. “Hast du dir dein Schlauchboot schon mal von unten angeguckt?”, bremst Marion meinen Tatendrang. “Das hat `n Bart. Und was für einen!” schiebt sie gleich nach und bewahrt mich so davor, selbst in das eisige, 26°C kalte Wasser springen zu müssen, um mir MEIN Schlauchboot von unten anzugucken. “Jo, das wäre auch noch ´ne Möglichkeit”, räum ich ein und überleg sofort, was mehr Spass macht - Motor zerlegen oder Schlauchbootbart abschrubben. Eindeutig Motor zerlegen! Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine derzeitigen Schleichfahrten am Unterwasserbewuchs liegen doch eindeutig höher. Bau ich also zähneknirschend den Motor ab, räum sämtlichen Krempel aus und dreh das Schlauchboot einfach um. Kann man sich wunderbar auf den bewachsenen Kiel hocken und dem Pelz mit verschiedenen Schabe-, Schrubb- und sonstigen Enthaarungstechnologien zu Leibe rücken. Macht eindeutig keinen Spass! Deswegen darf Marion auch mitmachen. Aber nach drei Stunden haben wir den Bart endlich ab! Weil eh schon klatschnass, verpass ich unserem Gefährt auch gleich noch eine ausgiebige Innenreinigung, dann alles wieder anbauen und erwartungsvoll an der Startleine ziehen. Motor tuckert brav vor sich hin, bisschen am Gas drehen, schiessen wir los. Noch `n bisschen mehr, jetzt fliegen wir förmlich über´s Wasser. Hat sich die Aktion also gelohnt. Komme ich jetzt wieder viel schneller zum Feierabendbier. Und Alf darf nur noch mit rein, wenn er sich Hausschuhe anzieht. Der macht mir sonst alles wieder dreckig ...

 

Sonntag, 08.02.2015
Marion hat sich einen bastelfreien Tag gewünscht. So einfach mal Sonntag machen, mit ausgiebigen Frühstück und anschlDie REGINA, auf der für den Skyfall-James Bond gedreht wurdeiessendem Nichtstun. Klingt ja verlockend, aber ich hatte Andreas schon versprochen, ihm heute Nachmittag zu helfen. O.k., dann eben ein halber “Nichts-tu-Tag”. Marion schwebt ein Ausflug vor. Nicht so weit, haben ja nur `n halben Tag, abzüglich ausgiebigem Frühstück, Kaffee, einigen wir uns auf `ne Runde im Schlauchboot durch die Ankerbucht. Könnte ich jetzt in `ner Viertelstunde hinter mich bringen (das Boot kann ja jetzt wieder fliegen), aber Marion möchte ganz gemütlich da rum tuckern. Sieht man ja mehr. Kleine Boote, grosse Boote, ganz grosse ... Dann muss auch noch immer wieder anhalten werden weil sie Fotos machen will von besonders schönen oder besonders hässlichen Yachten, ich überlege nebenbei, welche Besitzer ich vielleicht mal ansprechen sollte, ob sie ihr Boot nicht mit mir tauschen wollen ... dauert also bis wir die Runde rum sind. Komm ich natürlich zu spät zu Andreas. Ist aber nicht weiter schlimm, wir kriegen den Fuss von dem 60PS-Motor trotzdem fertig, ich schaff sogar noch ein paar Terminals von unseren alten Wanten abzuschrauben und das beste ist, dass Andreas mal wieder grillen will. Gleich heute Abend! Passt perfekt, ich sollte mir nämlich Gedanken machen, was wir Essen wollen und das Zeug dann einkaufen. Brauch ich jetzt nicht mehr. Es gibt lecker “angekokeltes” Fleisch (auch was extra mageres für mich ;) mit Kartoffelsalat und kaltem Bier. Muss ich nur noch schnell mein Weib abholen ...

Montag, 09.02.2015
Zugegeben, besonders beeindruckend ist das Ergebnis meines heutigen Schaffens nicht. Ich hab den alten Badspiegel abgenommen. Also vier Leisten abgeschraubt und drei Spiegelfliesen zur weiteren Entsorgung bis ins Cockpit getragen. Da fällt mir jetzt aber auch keine wortgewaltige Umschreibung für ein, damit es nach mehr Arbeit klingt. Ich kann nichts dafür, ich hätte schon noch mehr gemacht. Ging aber nicht. Wir hatten Besuch! Und irgendwie wirkt es ja unhöflich, wenn man seine Besucher im Cockpit platziert und ihnen, während man mit der Säge im Bad rumwerkelt, hochruft “ ... Falls ihr `n Kaffee wollt, der steht in der Küche gleich links im Schrank. Vergesst nicht, den Gasschalter wieder zuzumachen!” Gehört sich einfach nicht. Man lässt die Bordfrau den Kaffee machen, hockt sich mit ins Cockpit und betreibt Konversation. Jetzt weiss ich auch, wie Wolfgang und Chris ihr Antifouling gestrichen haben, wie und wo sie ihr Schlauchboot gekLittle Red Jr. auft haben, wie ihr neuer Kühlschrank aussehen soll ... bloss wie ich mich morgen rasieren soll, weiss ich jetzt nicht. So ohne Spiegel ...

Dienstag, 10.02.2015
Mir kam das Wort auf ihrem Einkaufszettel schon verdächtig vor: PÜMPEL. Wir waren heute mal wieder zur grossen Shoppingrunde. Elektronikladen in Philipsburg, Budget-Marine, Electec und dann, im ACE-Baumarkt liegt er plötzlich im Einkaufswagen. Das ist also ein Pümpel. “Ja, der hat sogar einen Namen”, berichtet Marion stolz. “Little Red Jr., guck, steht hier drauf”. Vermutlich starre ich etwas irritiert auf das Ding und bevor ich jetzt anfange darüber nachzudenken, wofür Frauen sich sowas kaufen, schiebt sie schnell eine Erklärung nach. “´Nen Pümpel wollte ich schon immer haben, der ist für die Waschbeckenabflüsse”. “Wieso, was ist mit den Abflüssen?” “Nichts. Aber wenn die mal verstopft sind ...” Kurzer Blick auf`s Preisschild - 1,99$ - hätte schlimmer kommen können. Andere Frauen wünschen sich neue Schuhe oder Brillianten ... bei uns soll jetzt eben der “Little Red Jr.” im Bad wohnen. Solange er da ruhig ist und keinen Dreck macht ... Ach ja, Bad! Wir haben einen neuen Spiegel. Gut, die Spiegelfliesen dafür liegen bestimmt schon drei Monate in der Achterkabine rum, aber heute habe ich es endlich geschafft, die passenden Leisten dafür zu sägen und alles anzuschrauben. Der ist jetzt 50% grösser als der Alte. Falls wir dicker werden. So bis 120kg. Sollten wir noch dicker werden, reicht der Spiegel dann doch nicht mehr. Aber dann passen wir auch nicht mehr durch die Badtür ... :-)

Mittwoch, 11.02.2015
Heute früh ist mir erstmal der Nachteil unseres neuen Spiegels aufgefallen: der gibt die Falten so konturenscharf und gestochen wieder! Der alte Spiegel mit seinen vielen Flecken und blinden Stellen war da irgendwie gnädiger. Hat aber auch was Gutes - sieht MANN zu, dass er morgens schnell wieder aus `m Bad kommt und sich seiner eigentlichen Beschäftigung zuwendet. Der Abarbeitung der “To-do-Liste”! Die wird irgendwie immer länger. Immer wenn ich `ne Position abstreiche schreibt Marion zwei neue dazu. Deswegen hab ich mir für heute was ausgedacht, was gar nicht drauf steht. Die kugelgelagerten Umlenkrollen am Heck wieder zum Rollen bringen. Ist ganz einfach. Muss ich bloss die halbe Achterkabine für zerlegen, die Dinger jeweils abschrauben, mit brutaler Gewalt auseinander würgen, von ´nem Kunststoffdistanzring ein klitzekleines bisschen abschleifen, die Umlenkrolle mittels erneutem Einsatz von brutaler Gewalt wieder vernieten, aus `nem alten Fender eine passgenaue Unterlage zwecks Isolation schneiden, das Ding schön mit Sika einstreichen und an die Aluwand klatschen, über das ganze Sika an den Fingern fluchen, zum Abreiben immer einen Lappen erwischen, der schon voll ist mit dem klebrigen Zeug, noch mehr fluchen ... Rolle aufsetzen, von innen anschrauben, nächste Rolle abschrauben ... Fünf sind es insgesamt. Und hinterher die Achterkabine wieder zusammenbauen (könnte ja sein, dass demnächst Besuch kommt), Marion das Schlachtfeld zwecks Reinigung und Wiedereinräumung aller dort wohnenden Teile überlassen. Ich überhöre gekonnt ihr dahingehauchtes “... Wolltest du heute nicht kochen?” NEEEE, ich will heute nicht mehr kochen, ich will mich jetzt mit `m Feierabendbier ins Cockpit setzen, dir beim Putzen zugucken und irgendwann anfangen rumzunörgeln, ob das Essen nicht bald fertig ist. Ich mach dir jetzt den Bordmacho!!!

 

Freitag, 13.02.2015
Mal wieder einer dieser Tage, an dem einen das miese Gefühl beschleicht, das Feierabendbier gar nicht verdient zu haben. Irgendwie so gar nix geschafft! Und Schuld hat schon wieder Wolfgang. Kommt der mit seiner Chris doch heut früh vorbei getuckert und fragt mich, warum wir fürWie war das noch gleich mit dem Satz des Pythagoras ...? den neuen Mast denn keine Dyform-Wanten nehmen. Wat is dat denn??? Im Gegensatz zu mir weiss er das natürlich. Die haben `ne 30% höhere Bruchlast und kosten nicht sooo viel mehr als normaler Wantendraht. Das macht der mit Absicht. Mich mit solchen Informationen füttern. Natürlich weiss Wolfgang ganz genau, dass ich als Mann für solch innovativen Ideen empfänglich bin und also für den Rest des Tages zu keiner Arbeit mehr zu gebrauchen. Wieviel ist “nicht sooo viel mehr?” Im Budget-Katalog finde ich den Draht, aber keinen Preis. Special Order! Aha. Der Versuch mit der Internet-Recherche scheitert an dem wie üblich räudigen Wifi-Netz. Das macht der blöde Hotelmanager mit Absicht. Wieviel Draht brauchen wir eigentlich? Und damit ist der Tag gelaufen. Stundenlang hocke ich vor dem Rigg-Plan, dem neuen Mast-Plan, leeren Schmierzetteln, Lineal, Bleistift, Taschenrechner, ... Wie war das noch mal mit der Länge C beim alten Pythagoras? ... Ach ja! a² + b² = c² Irgendwann hab ich die genaue Länge aller Wanten und Stagen ausgerechnet (das ist schon wieder die Seglergeheimsprache. Gemeint sind die ganzen Stahltaue, mit denen ein Mast nach allen Seiten abgespannt wird - Segler sind nur zu vornehm, um die Dinger einfach DRAHT zu nennen), hab nebenbei ermittelt, dass unsere neue “Abspannung” 12kg leichter wird, mich gefragt, warum der Rigger eigentlich 2800Euro dafür haben will, mich dran gemacht zu ermitteln, was wir überhaupt an Wantenspannern, Terminals, etc. tatsächlich neu brauchen, was der Krempel bei Budget kosten würde, dass wir ungefähr 400Dollar sparen wenn wir das Zeug selber kaufen, hab irgendwann sogar kurzzeitig `ne Internetverbindung, erfahre so, dass “nicht soooo viel mehr” für Dyform-Draht immerhin mehr als der doppelte Preis von normalem Wantendraht ist, berechne aus sportlichem Ehrgeiz trotzdem noch schnell, um wieviel die Geschichte sich damit verteuern würde und weiss jetzt immerhin, dass auf unseren Dampfer keine Dyform-Wanten kommen! Hab ich also den ganzen Tag damit zugebracht, auszurechnen, dass wir etwas nicht brauchen, von dem ich heute früh nicht mal wusste, dass es sowas gibt. Ich hätte mich einfach an den Spruch halten sollen, der bei uns in der Küche hängt: “Lieber nichts tun, als den ganzen Tag nichts schaffen!”

Sonnabend 14.02.2015
Das heutige TagesziBald kann Andreas sein Haar wieder im Wind wehen lassenel ist ziemlich klar umrissen: zum Feierabend mit Bacardi-Glas und freiem Oberkörper durch die Lagune heizen bis die Mädels uns hinterher pfeifen! Andreas ist sich nur noch nicht sicher, ob er das mit dem freien Oberkörper lieber weglässt. Auf jeden Fall soll an sein Schlauchboot ein neuer Motor. Mit dem 30PS-Teil weht das Haar einfach nicht richtig im Wind. Also erstmal das Boot auf einen Trailer ziehen, vor die Werkstatt fahren, Anschlüsse vom alten Motor abbauen und das Ding runter wuchten. Der neue 60PSer hängt schon am Flaschenzug bereit. Mit `nem Hydrauliklift zirkeln wir das Monster hinten ans Boot, bohren neue Befestigungslöcher zum Festschrauben, schmaddern ordentlich mit Sika rum ... und jetzt kommt der Teil, wo Andreas über sich hinaus wächst: ER VERZICHTET AUF SEINE MITTÄGLICHE SIESTA!!! Wir bauen die alten Steuerkabel aus, ziehen neue ein, verlegen Kabelbaum, Benzin- und Stromleitungen neu, klemmen, schrauben, isolieren, kleckern mit Benzin rum, holen uns blutige Schrammen und blaue Flecken ... aber kurz nach fünf schwimmt das Boot wieder! So sieht ein erfüllter Arbeitstag aus! Wegen der tiefstehenden Sonne verzichten wir zur Probefahrt auf den freien Oberkörper, statt Bacardi-Glas halten wir `ne Bierdose und wir heizen auch nicht durch die Lagune, sondern draussen durch die Marigot-Baie. Wegen dem Fahrtwind können wir auch nicht hören, wieviel Mädels uns hinterher pfeifen. Vermutlich jede Menge. Bloss Marion nicht, die wir abholen, um sie zu zwingen, mit uns ein Feierabendbier im “Cadisco” zu trinken. Aber sie kann auch nicht richtig pfeifenJa gut, bisschen knuffig sind manche Mädels schon.

Sonntag, 15.02.2015
Ich hab jetzt eine Spleissnadel! Damit beginnt auf der MIRA die Massenproduktion von Tauwerkschäkeln. Lothar hatte so`n Ding mal angeschleppt, sogar die Bastelanleitung dafür mitgeliefert und mich damit auf die Idee gebracht. In der Theorie ganz einfach. Braucht man Dynema-Tauwerk, zieht ein Tauwerkende durch die andere Hälfte, macht am Ende einen Diamantknoten, fertig. Mein erster Versuch, mittels Kabelbinder ein Tauwerkende durch das andere zu würgen,  war nur mässig erfolgreich. Shake it, shake it ...Noch mieser der Versuch, mit einer durchgefädelten Strippe und mit Isolierband befestigtem Tauwerkende ... Aber jetzt hab ich von Lothar die Spleissnadel. Damit komme ich regelrecht in Tauwerkschäkel-Ekstase. Schäkel aus 6mm-Tau, aus 8mm- ... ich hätte heute bestimmt über zwanzig so`ne Dinger basteln können, aber Marion hat mich gebremst. “Wozu brauchen wir denn die ganzen Schäkel?” “Damit kann man Sachen festmachen!” “Das können wir mit den ganzen Inox-Schäkeln, die wir haben aber auch.” “Aber die Dynema-Schäkel wiegen bei gleicher Bruchlast nur ein Bruchteil.” “Und kosten das -zigfache”, kommt sofort zurück. Dass Frauen an neue, fortschrittliche Technologien immer so schrecklich nüchtern rangehen müssen ... Jedenfalls haben wir jetzt acht von diesen Hightech-Dingern und ich muss mir nur noch überlegen, was ich damit anfange :-)  Aber nicht jetzt, heute ist nämlich die Grand Parade de Carnival. Müssen wir natürlich hin. Nun ist gross natürlich ein relativer Begriff. Von drei Trucks gibt`s ordentlich auf die Ohren, dazwischen kleinere Fahrzeuge mit fusslahmen Tänzerinnen oder winkender “Miss West Indies”, “Miss Saint Martin” muss laufen, pummlige bis stark übergewichtige Mädels in bunten Kostümen hüpfen Kiddies sind natürlich auch dabeiüberall rum, die Zuschauer an beiden Seiten der Strasse zucken genauso im Takt, am End5km in Stiefeln durch die Stadt tanzen ... o.k. Hackenschuhe sind auch nicht bequemer ;)e ein Polizeiauto - fertig. Ist aber nicht so schlimm, der Umzug folgt den parallel zum Wasser verlaufenden Längsstrassen bis zum Kreisverkehr und kommt auf der nächsten wieder zurück. Braucht man bloss 30m auf einer Querstrasse hochgehen und hat den selben Umzug noch mal. Funktioniert dreimal. Ich warte schon immer auf meine beiden schlanken Lieblingstänzerinnen, Marion hat vermutlich so ziemlich jeden Umzugsteilnehmer fotografiert, wir schieben uns noch `ne Weile durch das Gedränge hinter den letzten Tänzerinnen her, können die Musik langsam mitsingen ... ich glaub, Marion will zum Karneval auch noch `n Satz loswerden *-* Eigentlich war ja schon am 31.1. Karneval-Start. Fast jeden Tag was los seitdem, Lothar jammert schon, der kriegt seit Nächten kein Auge mehr zu :) Wir schaffen es immerhin mal zur Gran Parade!  He, der Umzug war echt spitzenmässig! Richtig gute, laute Soca-Mugge aus den Lautsprechertürmen der Trucks (das ist der Rhythmus, wo Frau mit muss!! :), enthusiastische Tänzerinnen und Tänzer in wunderschönen, aufwendigen Kostümen, die sage und schreibe fünf Stunden lang (Start 13 Uhr, Farmacia-Thermometer zeigt 39°C) ca. 5km lang im prallen Sonnenschein durch die Stadt tanzen! Strahlend! Gut, am Ende noch schwach lächelnd, aber tanzend! Anderswo werden die Tanztrüppchen auf´m Truck durch die Strassen gefahren, wackeln für´s Volk ein bisschen mit dem mehr oder weniger knackigen Hintern, winken, strahlen und steigen am Ende vor einer Tribüne ab, um ihren Tanz zu präsentieren, von dem das Normalo-Publikum dort dann kaum was zu sehen kriegt. Also wirklich, Hut ab vor den Tänzern hier! Hat auch nicht viel gefehlt, dann wären wir bis zum Ende der Parade mitgegroovt, aber laut Farmacia-Uhr (gibt hier viele Farmacias ;), ist es schon kurz vor sechs - Cadisco-Zeit! Mein Käpt´n wird unruhig ...

 

Montag, 16.02.2015
Marion ist in letzter Zeit bisschen am Nölen, ihr fällt langsam die Decke auf den Kopf. Hab ich mir, so als treusorgender EhemanHe, zieh mal den Bauch ein!n verkleidet, natürlich Gedanken drüber gemacht. Aber was soll MANN `ner Frau bieten, die eh schon auf einer Karibikinsel wohnt? Drei Wochen Antarktis vielleicht? Können wir uns aber im Augenblick nicht leisten. Und heute ist mir endlich die passende Lösung eingefallen: ich nehm einfach die Decke runter! Kann sie ihr nicht mehr auf den Kopf fallen und ich komm auch gleich viel besser an die Salonluke. Die muss nämlich raus. Zumindest mal kurz. So zum Abkratzen der Farbreste unter der alten Dichtung, schön säubern, neue Dichtmasse rauf und wieder einsetzen. Klappt auch alles ganz gut, bis auf “neue Dichtmasse rauf”. Mein Sika ist alle. Auch kein Problem, auf dNa, geht doch! ;)er Insel kann man ja kaum treten vor lauter Schiffsausrüstern. Spring ich also ins Schlauchboot und rase zum Nächstgelegenen. Der sitzt gleich in der Kanaldurchfahrt. Gähnende Leere in seinem Sika-Regälchen. Dann eben weiter, zur holländischen Seite. Budget hat ein Riesenregal voller Sika. Sonst jedenfalls. Heut liegen da grad mal ein paar vereinzelte Tuben rum. Bloss kein Sika 295. Genau das brauch ich aber zum Eindichten. Mich beschleicht der Verdacht, dass sich alle Bootsbesitzer in der Lagune zeitgleich überlegt haben, mal eben ihre Luken neu abzudichten. Nächster Versuch bei Island Waterworld. Den Laden scheinen die Anderen übersehen zu haben, es gibt noch 295er. Krieg ich meine Luke heute also doch noch vollgeschmaddert und eingesetzt. Fühlt man sich auch irgendwie besser bei, so ohne halbmeter grossem Loch in der Salondecke. Zumal sich die nächsten Regenwolken schon wieder über die Berge schieben. Aber die Decke bleibt ab. Von wegen “auf den Kopf fallen” und so ...

Dienstag, 17.02.2015
Gut, wenn man im Salon sitzt und nach oben starrt, dann sieht das jetzt nicht sooo romantisch aus, aber dafür habe ich ungehinderten Zugang zu weiteren Bastelprojekten. Die Umlenkrollen für die ganzen Leinen vom Mast ins Cockpit zum Beispiel. Die Dinger scheint das selbe Genie entworfen zu haben, das sich auch die Konstruktion der grossen Fussblöcke, wegen denen ich die halbe Achterkabine zerlegt habe, ausgedacht hat. WenigstensRollenspiele ;) sind die Umlenkrollen diesmal nicht vernietet. Brauch ich das Teil mit den sechs Rollen also bloss abschrauben, auseinandernehmen, von dem Kunstoffdistanzring jeweils ein Zehntel Millimeter abschleifen, alles von den Ablagerungen der letzten 7 Jahre befreien, erfolglos nach Ersatz für eine der langen Schrauben suchen, die ich beim Abbau zerwürgt habe, mit dem Schlauchboot zum nächsten Schiffsausrüster im Kanal fahren, die passende Schraube nicht finden, zu Budget auf die holländische Seite rasen, Schraube finden, wieder zurück rasen ... noch schnell bei Andreas auf dem Schraubstock die untere Halteplatte unserer Radarhalterung richten, zurück zum Boot ... klingelt das Handy: Christian hat gerade die Zeitung vor sich. Für morgen warnt die vor gefährlichen Wellen. Gut, wir haben heute schon recht grosse Wellen, eigentlich eine Dünung, lang auseinander gezogene Wellen, die ankernden Boote werden angehoben, verschwinden dann im Wellental, so dass nur noch die Masten zu sehen sind, dann wieder nach oben ... Ja, aber für morgen ist die richtig fette Dünung angesagt, bis 3m Höhe, die bricht sich dann in der flachen Bucht, die ankernden Schiffe werden umgeschmissen oder losgerissen, auf den Strand gespült, alles furchtbar gefährlich, er kennt das. Wir sollen unbedingt in die Lagune kommen! Gut, nun lungert Christian schon über 20 Jahre hier rum ... Wir werden die Sache mal beobachten. Zwei Stunden später ruft er noch mal an, die Brücke öffnet gleich, ob wir schon den Anker hochgeleiert haben. Äh, nö ... Kriegt der sich gar nicht wieder ein, von wegen der Gefährlichkeit morgen, die Zeitung schreibt das ja nicht ohne Grund und unsere letzte Chance, der drohenden Kenterung zu entgehen, wäre gleich morgen früh in die Lagune zu fahren. Aha. Etwa 200m neben uns schaukelt das Zollboot an seinem Anker. Wahrscheinlich haben die heute noch keine Zeitung gelesen ... Als dann aber abends um zehn das Telefon schon wieder klingelt und ich Horst an der Strippe habe, gibt mir das doch zu denken. “Du, horch ma! Die ham für moorgen 8 bis 10 Fuss Dünung aus Nordwest angesacht. Da wird das bei euch ungemütlich. Is man besser, ihr kommt rein oder lecht euch `n bisschen weiter raus, so auf 6m Tiefe. Ich hab dat schonma erlebt ... “ Ich stell mir den Wecker auf um sieben und nehme mir beim Einschlafen vor, gleich morgen früh in die Lagune zu fahren oder eben weiter draussen zu ankern ..

Mittwoch, 18.02.2015
Wir haben uns bewegt! Stolz trägt Marion 1sm im Logbuch ein. Wir sind zwar nicht in die Lagune gefahren, aber ankern jetzt gaaaanz weit draussen, wo sonst eigentlich nur die Mega-Yachten ankern. So auf 6, 7m Wassertiefe. Wegen der fürchterlichen Dünung und der brechenden Welle. Da bricht aber nichts!!! Vielleicht ein paar Touris auf den Charterbooten, jedenfalls keine Wellen. Die Dünung, die wir gestern noch hatten, ist verschwunden. Dafür schaukelt es hier draussen ganz grässlich. Kann man einfach nicht arbeiten bei. Machen wir also heute nix. Aber das mit vollem Einsatz! Marion liest und ich fang an, die ganzen DVDs zu überspielen, die wir seit Jahren spazieren fahren und zum Teil sogar noch immer nicht gesehen haben. Jetzt kommen die ganzen Filme auf eine Festplatte, private Sicherungskopie nennt man das wohl und die DVDs lassen wir bei Andreas zur sicheren Aufbewahrung. Und wenn wir sie irgendwann mal wieder brauchen, können wir sie uns ja bei ihm abholen. Ich glaub so ist das gesetzeskonform :-) Ich mach auch noch die nähere Umgebung mit kulinarischen Gerüchen mürbe. Hatte ich doch gestern extra noch einen schönen grossen Braten gekauft. Man weiss ja nie, wie lange wir wegen der Monsterwellen nicht an Land kommen. Und jetzt brutzelt das Teil in der Pfanne vor sich hin. So schön mit Zwiebeln, Knoblauch, Rotwein ...

 

Donnerstag, 19.02.2015
Mit fetten Wellen, Brechern und Überschlag scheint das ja nun nichts mehr zu werden. Tuckern wir also wieder zurück auf unseren alten Platz. Zumindest dicht daneben. Die Schaukelei da draussen nervt! Ausserdem kann man dabei nicht arbeiten (so werd ich mit meiner Liste nie fertig). Nächster Punkt: Fallenstopper. Abbauen, auseinandernehmen, reinigen. Kommen einem unheimlich viele Teile entgegen. Plättchen mit Löchern drin, etliche Bolzen, Federn ... Treibt einem so`n bisschen den Angstschweiss auf die Stirn - aber ich krieg das Ding am Ende doch wieder zusammengebaut. Dafür wird der Dampfer jetzt richtig zerlegt. Die nächste Deckenplatte muss runter. Ist jetzt `n bisschen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad: da hat doch ein cleverer Innendesigner (also ich) mal so ganz gekonnt die Haltestange beim Niedergang mit integriert. Heisst Loch durch die Deckenplatte und Holzlattung in den Aluspant gesägt, Haltestange durchgesteckt und am unteren Ende an der Motorraumwand festgeschraubt. Sieht nicht nur elegant aus, sondern ist vor allem unheimlich praktisch, so`ne feste Stange, wenn man im Seegang die Treppe runterstürzt (hat uns schon öfter den A... gerettet ;) Krieg ich also die Deckenplatte natürlich nur wieder ab, wenn ich die Haltestange vorher rausziehe. Muss sie unten nur losgeschraubt werden, was ja auch kein Problem wäre, wenn ich nach dem Anbau der Stange damals dem Motorraum nicht noch `ne weitere Isolationsschicht spendiert hätte, danach eine grosse Kunstoffplatte an dieser Stelle angeschraubt, auf diese diverse elektronische SpielzeHier irgendwo im Schaum müssen die Muttern vom Mastfuss sein ... Schmeissen schon mal den alten runteruge und Helfer drauf geschraubt ... Ich komm an die Muttern im Guten einfach nicht mehr ran! Den ganzen Quatsch ab- und hinterher wieder anzubauen dauert bestimmt drei Tage. Aber nur wenn ich dabei keine Zeit mit Fluchen vergeude ... Geht dann aber viel einfacher als gedacht, ich mess solange mit dem Zollstock rum, bis ich `ne schöne Stelle gefunden hab, wo die Muttern vermutlich drunter sind, muss einen Ventilator abbauen (was den Wohnkomfort im Motorraum drastisch reduziert), mit dem Multimaster einen schicken Ausschnitt in die Kunststoffplatte sägen, die Isolierung sauber rausschneiden und schon komm ich, mit nur leichten Verrenkungen, an die Muttern. Der Rest ist einfach. Haltestange rausziehen, Deckenplatte abnehmen, sie dem Rest der Besatzung zur Reinigung ins Cockpit stellen, duschen und sich schnell zum Cadisco verdrücken ...

Freitag, 20.02.2015
Marion denkt ja, wenn sie beim Teile abschrauben hilft, dann kommen die Deckenplatten schneller wieder ran. Hab ich ihr natürlich erst zum Feierabend gesagt, dass ich gar nicht vorhabe, die Dinger schon wieder anzuschrauben. Wenn ich den neuen Mastfuss anbauen will, müsste ich sie ja wieder runternehmen. Und der Mast nebst Mastfuss kommen ja schon Mitte Februar. Das ist in genau ... ?!! Äh, vielleicht hätten wir mit Patrick doch auch über das Jahr sprechen sollen? Jedenfalls bleiben die Decken jetzt solange ab und wohnen, schön fest verzurrt und geklammert, an der Reling. Hat Marion zwar `n bisschen gemurrt, von wegen mangelnder Gemütlichkeit im Salon, aber mein Argument, dass die Decken bloss zerkratzen wenn wir sie permanent an- und abbauen, hat sie dann abgenickt. Klingt natürlich auch viel überzeugender, als wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich nur zu faul dazu bin :)Wieder jede Menge Wetter heute

Sonntag, 22.02.2015
Endlich mal wieder so`n richtig gemütlicher Sonntags-Karten-auf-den-Tisch-klopp-Nachmittag! Hatte wir schon seit Monaten nicht mehr! Aber vorige Woche haben wir zwei Segler als der Skatregeln mächtig entlarvt und sofort zur sonntäglichen Skatrunde verdonnert. Erich und Alfred. Letzterer ist nicht verwandt mit Andreas´ gleichnamigen Hund, muss aber früher in recht anrüchiger Gesellschaft der edlen Kunst des Skatspiels gefrönt haben. Er schleppt eine grosse Flasche 7-jährigen Havanna Club an. Wir trinken nie Schnaps beim Spielen! - wehren wir ganz entrüstet ab - höchstens mal das eine oder andere Döschen Öttinger Gerstensaft. Gespielt wird diesmal in der gemütlichen Sitzecke auf Horsts Dachboden, was den Vorteil hat, dass der Wind uns nicht die Karten vom Tisch wirbelt und wir nicht bei jedem kurzen Regenschauer in den Werkstattcontainer flüchten müssen. So können wir direkt durchspielen. Bis das Bier alle ist. Um Halb zehn! Der Rum auch. Wäre ja nicht weiter schlimm, aber ich hatte den Auftrag, noch einzukaufen. Brot zum Beispiel. Hat der blöde Supermarkt nur bis um neun auf. Dabei müssen die doch damit rechnen, dass auf`n Sonntagabend noch der ein oder andere Mann Brot kaufen muss! Aber Männer kennen ja keine Furcht. Trau ich mich also trotzdem nach Hause. Gut, sie hat mich jetzt nicht geschlagen, aber Frauen kennen natürlich subtilere Formen der Folter. Da wird mein Abendbrot einfach nicht noch einmal warm gemacht! Hättest ja zum Essen da sein können, hab bis neun gewartet, krieg ich statt dessen zu hören. Da hätte es auch noch Brot gegeben, muss sie noch nachtreten. Andere Frauen sind froh, wenn ihre Männer zum Frühstück wieder da sind!

 

Montag, 23.02.2015
“Da sind ja Riesenlöcher drunter!!!” Marion hat den alten Mastfuss abgeschraubt. Hätte sie mal lieber nicht machen sollen. Jetzt haben wir die Löcher! Die waren natürlich vorher auch da, aber eben nicht zu sehen. Man lebt einfach viel entspannter auf `nem Boot, wenn man nicht weiss, dass das Teil Löcher hat. Haben uns ja alle vor gewarnt, als wir mit `nem Aludampfer los wollten. ”Boah Aluminium, das bröselt euch im Salzwasser unterm Hintern weg! Spätestens wenn ihr an einem Stahlboot vorbeifahrt löst sich euer Kahn auf ...” Von wegen der Elektrolyse und so. Zum Glück fahren Aluboote ja schon ein paar Jahrzehnte auf den Meeren spazieren und somit gibt es auch genug Leute mit etwas mehr Sachverstand, die wissen worauf man beim Bootsbau mit Aluminium achten muss. Teile aus aus anderen Metallen unbedingt isoliert anbauen, zum Beispiel. Haben wir uns natürlich brav dran gehalten. Aber blöderweise hat Salzwasser die unschöne Angewohnheit, im Laufe der Zeit auch UNTER die Isolierung zu kriechen. Schmatzen wir dem neuen Mastfuss eben ordentlich was drunter und passen auf, dass die winzige Wasserablaufrinne, die so´n Fuss nunmal auch hat, schön frei bleibt. Aber bis dahin ist eh noch Zeit. Patrick, der Rigger unserer Wahl, hat wohl alles vor ungefähr einem Monat in Frankreich bestellt, nach ewigem Hin und Her, Nachfragen, Diskussionen - soll ja möglichst auch alles passen am Ende. Ich hole trotzdem schon mal Spachtel, Drahtbürste und Alu-Paste und drücke das meiner Holden in die Hand. “Wenn du schon mal dabei bist ...” :)

Deckenplatten werden abgenommen Fallenstopper von unten - fliegt raus, kommt ne Nummer kleiner dran 19.2.
Staubtrocken da drunter, nichts gammelt - super!
Spieglein, Spieglein auf dem Tisch
25.2.
Hurra! Ein Päckchen! Der Regler für den Wellengenerator - geil!!
Löcher?!
Da hab ich wohl was kaputt gemacht - `tschuldigung!
20.2. PAUSE

...
Dienstag, 07.04.2015
Ruck, zuck, schon wieder ist ein Monat vorbei. Irgendwer hat mal gemeint, dass die Zeit schneller vergeht, wenn man viel zu tun hat. Das können wir so bestätigen! Gerade sassen wir noch hoch und trocken auf dem Plaza-Beach-Hotel-Strand (nicht, dass das toll war!) und nun ist hier vor ein paar Tagen das Känguru durch gehüpft. Ach ne, das war ja ein Hase! Das andere Tier mit dem Beutel dran lag auf dem Grill zu eben besagtem Fest. Ohne Beutel. Ich hoffe wirklich inständig, dass es sich bei jenem NICHT um das von Marc-Uwe Kling handelte, denn das wäre jammerschade!! (Dann wären aber auch noch Boxhandschuhe, Aschenbecher u.ä. in der Packung gewesen ;) Andreas ist schuld, der hat unseren Vorschlag (Lamm) abgewählt. Aber lecker war´s doch :)
Damit das hier nicht ganz so mager wirkt, hab ich wieder ein paar Fotos drumrum gepappt (muss auch bisschen zügig gehen, denn ich hab nur heute Nachmittag und Abend dafür frei). Wenn alles klappt wie wir denken, dann gehen wir am Freitag, dem 10., in die Werft. Heute Abend wird ausgewürfelt, welche wir nehmen. Die Preise sind nicht ohne, da guckt man schon und vergleicht. Auch anderes ist wichtig: so gibt´s bei JC nicht einmal ein Klo, geschweige denn eine Dusche. Andererseits sind wir das schon vom Hotel-Aufenthalt gewohnt. Bei Time Out kann der Manager Alu schweissen, hat die Gerätschaften, entsprechend Strom und Verlängerungskabel sind auch vorhanden, ein frisch renoviertes Klo ist da, `ne Dusche, eine Waschmaschine und Sebastian, Myriel und Lilou stehen auch dort mit ihrer “Tawun” (kennen wir aus Venezuela). Also ich bin für TIME OUT!
Auf unserer “to-do-Liste” steht immer noch diverses. So, wie man was wegstreicht, kommt Neues dazu. Und wenn mein Käpt´n doch mal mit Füssen hoch da sitzt, ist es schon vorgekommen, dass ich dann passenderweise den Generator erledigt habe - natürlich nur, weil ich NICHT auf ihn gehört hab (war aber so`n bisschen Eigentor von ihm, er hätte die Verteilerdose gleich richtig anbringen sollen ... ;) Ansonsten stöbern wir in Katalogen und, so verfügbar, im Internet, düsen quer über die Lagune und latschen durch die Schiffsausrüsterläden, was brauchen wir noch? Wieviel? Wo kriegen wir das? Wie kommt das ggf. hierher auf die Insel? Wo gibt´s ´ne Spedition, die Sint Maarten anfährt? Was kostet der Spass? ... Ziehen das neue Antennenkabel ein, pflücken unsere “alten” Leinen auseinander (sind eh nur noch Reste), wie lang sind die, kann man sie noch verwenden oder sind sie beschädigt? Arbeiten alle Teile auf, die wir wieder verwenden wollen / können und sind froh, dass wir die Werkstatt von Andreas, nebst Gerätschaften nutzen dürfen. Neuerdings auch Horst´s Werkstattcontainer, der ist noch ´n Zacken “schärfer”. Was es da für Werkzeuge und Maschinen gibt!!! Ohne diese Möglichkeit wären wir echt ziemlich aufgeschmissen! Als Dank dafür helfen wir, wo wir können. René schraubt mit Andreas an z.T. monströsen Aussenbordern und Autos, ich streiche mal ein kleines Motorboot oder steige den Herren auf´s Haus- und Werkstattdach. Auch den Hunden. Mit 20L-Eimer Farbe und Rolle, damit alles dicht ist und startklar für die nächste Hurrikansaison. Das ist gar nicht mehr so lange ... Aber bald kommt ja unser Mast (vermutlich mit eingearbeiteten Intarsien o.ä.) und wenn der steht, dann können wir auch Segel bestellen ;) und vielleicht 4-6 Wochen später wahrhaftig los segeln? Geil! Vorher bauen wir aber auch noch den Wellengenerator von Monika und Lukas komplett ein (NIE WIEDER STROMMANGEL - HURRA ;) Die beiden haben den noch fehlenden Regler kurzerhand mit nach Trinidad genommen, wo sie an ihrer “Caracolita” herumwerkeln, ihn dort Fanny vom Marine Warehouse übergeben, die ihn dann per FedEx zu uns geschickt hat (nach so langer Zeit haben wir nämlich auch schon eine Postadresse). Also, an dieser Stelle ereilt euch noch einmal unser herzlichster Dank!!! Es wird sich ganz bestimmt noch die Gelegenheit ergeben, bei der wir uns für alles revanchieren können :) -- Und ein weiteres, mega-grosses Dankeschön an meine Eltern, die ein stolzes Sümmchen, anstatt sich selber was dafür zu gönnen, still und heimlich auf unser Konto geschickt haben. Entdeckt haben wir das fast 3 Wochen später, als es mal wieder Internet gab - peinlich! Ganz dicken Kuss, haben euch lieb :).
So, das war also der Schnelldurchlauf März. Mein Schreiberlein will demnächst auch wieder durchstarten, schauen wir mal. Draussen sackt die Sonne zischend ins Wasser, Zeit, die Pfanne auszubuddeln, Kartoffeln zu schälen, ... mein Dicker kommt bald zurück und schiebt Kohldampf ;)

Irgendwie sehen die Kabel bei uns aber doch anders aus
Teddy muss auch dran glauben
Nö, keine Spaghetti
11.3.BAUMENDBESCHLAG FERTIG
Antennenkabel macht Spass
16.3.
fertiger Endbeschlag kommt wieder  an den Baum
Tauwerkbestellung
15.3.
Beulen aus dem Hörnchen dengeln, schleifen, primern, lackieren
23.3. BÜROTAG 
MIT ALFRED
Horst´s Heiligtümer
Inselrundfahrt zur Autowerkstatt French Quarter
Windgeber - ein Kapitel für sich! ;(
Die Strandräuber waren unterwegs (einen Tag später werden alle gestrandeten Boote zerhackt, geschreddert, ... :(
25.3.MÄNNER-
UNTERMAUTO-
LIEGTAG
Gut, dass im Kühlschrank immer ein kaltes Bier steht
Winch achtern wird gewechselt
Die ABs kann einer allein nicht bewegen
28.3. Winch-Bastelsatz
FLOHMARKT 4.4.
Einer muss ja den Markt überwachen. Lothar auch ganz entspannt
Alles soweit erledigt, nach 48 Tagen kommen die Deckenplatten wieder dran

Mittwoch, 08.04.2015
Nun, das wird wohl doch erstmal nichts mit der Schreiberei - da fährt er von dannen. Zu Andreas. Die beiden haben einen Job. Dauert 2-3 Tage und bringt bisschen Geld rein, was ja nie verkehrt ist. “Denkst du an den Krantermin?”, ruf ich noch hinterher und kriege ein heftiges Nicken als Antwort. Hatten uns gestern Abend auf “Time Out” geeinigt und da gibt es nur noch am 10. einen Termin, danach erst wieder vierzehn Tage später (der Kranfahrer hat frei). Da rückt mein Capitano mit seinem Job heraus. “Maximal 3 Tage, dann sind wir fertig.” Wär ziemlich doof, wenn man mit dem eigenen Boot in der Werft steht, und an einem anderen arbeitet. Dafür kostet das einfach zu viel. - Bei mir steht heute “Deck” auf dem Zettel. Schon mehrere Male bin ich mit Spachtel und anderem Instrument da rüber gekrochen und der losen Farbe zu Leibe gerückt. Da hat Andreas mich doch auf die Idee gebracht: Elektrospachtel! Richtig! So´n Aufsatz haben wir ja auch für unser Multi-Tool (neuerdings Käpt´ns Lieblingswerkzeug, die Flex ist auf Platz 2) Cool! Verlängerungsschnur raus, Luken dicht, los geht´s! Bis Mittag hab ich mit dem Lärmpegel alle Nachbarn in die Flucht geschlagen. Ist eh besser, sich mal was an Land anzusehen statt immer nur auf dem Kahn zu hocken ;) - Abends sitzen wir beide erledigt im Cockpit. Wir haben beide Fuss-Aua. Jeweils links. Können wir im Takt humpeln. Ich hab mit dem kleinen Zeh ´ne Relingsstütze mitgenommen, mein Capitano weiss nicht, wie und wo das passiert ist. Na, da sind wir ja fit für die Werft! - Apropos: Krantermin ist morgen um 13.30 Uhr.

Donnerstag, 09.04.2015
Schon bevor der Wecker kräht, bin ich raus aus der Kiste. Ein letztes Mal schwimmen gehen, duschen, Kaffee kochen, Käpt´n wachküssen (vielleicht wird er doch eines Tages ein Prinz? Aber will ich das überhaupt? Ne! ;) Schnelles Frühstück, bisschen aufklaren, Karte von der Lagune raussuchen ... “Wann ist Brückenzug? Um 9? Hier drauf steht 8.15 Uhr.” René steht da, mit der Zahnbürste im Mund und kriegt grosse Augen. “Wen hast du denn überhaupt gefragt? Wer sagt denn, um 9?” Wenn wir den Brückenzug verpassen, können wir den Krantermin knicken. Die nächste Öffnung ist erst 14.30 Uhr. Er putzt schneller, nebenbei gehetzter Blick auf die Uhr. 8.07 Uhr. Wir lassen alles fallen, werfen den Motor an, gehen ankerauf, 8.13 Uhr, “düsen” in Richtung Kanaleinfahrt zur Lagune. Der Propeller macht urige Geräusche, ist inzwischen ziemlich bewachsen. Die Brücke ist zu. Kein weiteres Boot, das auch wartet. “Mist!” Mein Käpt´n ist leicht unentsKein leichtes Mädchenpannt. Vor, zurück, vor, zurück, ... wir versuchen, vor der Einfahrt zu bleiben. Schlag 9 Uhr geht das Lichtsignal der Brücke an. Puh! Da haben wir uns ganz umsonst heiss gemacht! Na, besser so als anders. Drei Boote fahren raus aus der Lagune, dann sind die Reinkommer dran.. Spannend! An der Kanaleinfahrt steht gut Strömung, man muss schon richtig Gas geben - natürlich kommt uns in dem Moment “Enten-Tours” entgegen! Die heissen eigentlich anders. Da kriegt jeder Touri ein knallgelbes Dingy und dann tuckern alle hintereinander raus auf´s Meer, gehen irgendwo schnorcheln und tuckern wieder zurück. Bis zu 11 Dingys in einer Reihe. Klasse, gutes Timing! Aber sie fahren alle brav hinter ihrem Guide her und wir durch die Brücke, biegen nach bb ab, in die Einfahrt, in der Horst´s Hausboot angekettet ist. Scharfe Kurve, Andreas steht schon bereit und hilft beim Festmachen am Haus. Echt klasse, so´n “eigener” Steg. Man ist ja viel beweglicher. Die Männer düsen los zu ihrem Job, ich klemm mir den Rechner unter den Arm, stöpsel mich in den Internet-Hausanschluss ein und mach Bürozeit. Bank, Käpt`ns Sailtec-Bestellung bezahlen, mails, - alles in einer traumhaften Geschwindigkeit. Alfred liegt neben meinem Stuhl, direkt vorm Ventilator, klappert mit den Augen und geniesst die Gesellschaft. Versuche zu skypen, aber in Deutschland sind nur die AB´s zuhause. Mittags kommen die Jungs zurück. Ich hab inzwischen das Boot fertig zum Kranen. Kurz was essen, Blick rüber zur Werft. Da tut sich nichts. Das letzte gekrante Boot liegt noch immer dort am Ponton. Horst ist inzwischen auch da und schimpft wie ein Rohrspatz. “Das is wieder typisch! Da geb´n die einem ´n Termin und denn wartest stundenlang! Brauch man sich gar nichts weiter vornehmen den Tag! Bei mei´m Arzt is das genauso! ...” Wir düsen mal rüber, fragen. Planänderung: werden auf der anderen, der Kanalseite gekrant. Bei den Stellplätzen da hat´s nämlich ´ne Starkstromsteckdose (wg Schweissen). Leinen los, Andreas im Dingy hinterdrein. Halten auf den Kanal zu - es ist nicht zu glauben: “Enten-Tours” kommt zurück!! Warten, bis alle Quietscheenten durch sind, scharfe Wende, kommen trotz Wind gut rum, Andreas schiebt uns seitlich und wir landen butterweich am 2x1m grossen Ponton, wo uns die Werftjungs gleich die Leinen abnehmen. Die Gurte werden positioniert und ab geht´s. Ist dieses Mal gar nicht sooo spannend, so ohne Mast. Der Kran hat ´ne Waage. 15t! Wir sind baff. Dabei ist der 1100L-Tank so gut wie leer! `Ne Weile hängt unser Dickschiff in der Luft, die Jungs wollen uns möglichst hoch stellen, damit wir das Ruder ziehen können, ohne buddeln zu müssen. Sind wohl schon berühmt-berüchtigt dafür, nach der Aktion in Venezuela ;) Es erinnert so`n bisschen an Kinder, die mit Holzklötzchen spielen - die Männer hocken da, schieben kurze Bohlen unter die Kiele, gehen in die Knie, ein Auge zukneifen, gucken, ob´s passt - ne, Bohle wieder raus, eine dickere nehmen, wieder ein Auge zu, gucken, Kopf schütteln, zum Kran gehen, das Boot Millimeter weiter nach links schwenken, zurück zum Kiel, dicke Bohle raus, dünne wieder rein, darauf ein dünneres Brett, hinknien, Auge zu, gucken, ... Das machen sie 30 Minuten, dann sind sie zufrieden. Unter den Pops muss noch ´ne Stütze - sie trauen dem Frieden nicht. Wie´s aussieht, brauchen wir für´s Ruder nur ein bisschen im Sand zu scharren. Man kann ja fast zwischen den Kielen stehen ;) - Andreas und mein Capitano eilen gleich weiter an ihren Arbeitsplatz, ich knüpper unser Bimini ab, das noch ein paar Schmisse von Gonzalo hat (ein paar Meter weiter “wohnt” ein Canvas-maker) , greife die Bootspapiere und hetze, alles untern Arm geklemmt, ins Office. Da ist Paulas Reich. Sie hat hier alles unter Kontrolle. Sie macht ihre Kopien , schüttet mich lachend mit Infos zu und drückt mir zum Schluss die erste Rechnung in die Hand. Zu bezahlen, gleich. Oder moSauber!rgen früh. Kranen, raus, rein: 504,40 Euronen. Nicht gerade ein Schnäppchen! Aber was hilft´s? Mit Rechnung, Papieren und Bimini eile ich ins Kabäuschen vom Canvas-Mann Lorent. Sieht hier nach viel Arbeit aus, aber er ist nicht da. Mist! Will grad seinen Nachbarn mit Fragen löchern, da kommt der Gesuchte angeschlendert. Er hebt schon abwehrend die Hände, nein, nein, überhaupt keine Zeit! Ich schieb mich mich dem Stoff ins Kabäuschen, breite alles in Sekundenschnelle aus, zeige auf die Stellen, halte ihm den Ersatzstoff vor die Nase, quatsche ihn zu und klapper am Ende noch mal mit den Augen ... Kurzes Überlegen - es wirkt! ;) Um 17 Uhr kann ich alles wieder abholen. Weiter hasten, zurück zum Boot. Irgendwer muss hier ja auch mal was machen. Also Spachtel her, Angriff! Der Bewuchs ist nicht so heftig wie letztens in Venezuela, als wir kaum noch Antifouling drauf hatten. Aber erstaunlich, was da alles so wächst. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich super Fotos machen können! Erdbeerähnliche Gebilde, auch genauso rot, grellgrünes Zeugs, ... 17 Uhr, schnell den Dreck aus dem Gesicht wischen, ab, zu Lorent. Der präsentiert strahlend das fertige Bimini, ich strahle zurück, schmeiss reichlich mit Lob um mich, drücke ihm 10 Dollar in die Hand und schon bin ich wieder weg. Kurz darauf kommen Horst, Andreas und mein Dicker im Dingy vorgefahren. Die Mira wird rundrum beguckt, die Beulen, das Ruder, das kaputte Lager, ... dann düsen sie wieder los, ins Cadisco, zum verdienten Feierabendbier. Ich bin auch am Ende, der Mira-Bauch ist sauber, nun muss ich nur noch ins Dorf zum Geldautomaten, in den Supermarkt, Essen kochen, ... :)

 

Donnerstag, 16.04.2015Ne, da passt ´se noch nich rein
Wir sind ein Stück weiter ... Sonntag: Versuchen, den Propeller abzubekommen. “Das ging immer!”, flucht der Käpt´n lautstark. Mach ich mich mal eben aus dem Staub und auf den Weg zu Andreas. Einen Abzieher organisieren. Wie gut, dass das gleich um die Ecke ist. Mit Abzieher rührt sich aber auch nichts. Klopfen munter rundrum mit Hammer und Holz drauf, hilft nicht. Lockt aber Werftlieger Jan an, der nämlich auch gerade seinen Propeller abnehmen muss und zufällig einen grossen Abzieher braucht. Die Jungs probieren noch ein bisschen rum. Nada. Nichts. “Das geht nur, wenn wir den heiss machen.” Wetz ich also wieder zu Andreas rüber, hol den Propan-Flammenwerfer en miniature. Mit Ersatzkartusche. Dann steh´n wir zu dritt und machen dem Prop Feuer unterm Hintern (als ob es nicht so schon heiss genug ist). Jan dreht langsam, klopft ab und an mit Holz und Hammer, ich spiele Windschatten mit dem Brett von nebenan. Irgendwann gibt er doch auf und fällt uns vor die Füsse. Na, geht doch! Da können wir ja dann gleich bei Jan weiter machen. - Danach unser Ruder ziehen. Quadranten abbauen, ´ne kleine Grube buddeln (so ganz ohne geht´s doch nicht ;), dann das Ruder langsam runter lassen.  Der Schaft ist verbogen. Rohe Kräfte, die da gewaltet haben! Wenn man die Einschläge an der fetten Platte zwischen Skeg und Ruder so betrachtet, ist es nicht verwunderlich, dass so`n 80er Vollmaterial die Biege macht. Was macht man nun am besten mit dem Teil? ... Montag: Schleppen das Ruder aus der Werft an´s andere Ende der kleinen Bucht (da Wir legen uns ´nen Pool an ...liegt Andreas´ grosses Dingi), wuchten es vorsichtig rein, polstern alles gut ab und dann fahr´n die Männer mal eben über´n See, über´n See, zu FKG. Fachwerkstatt für so ziemlich alles. Die sollten die Ahnung und ggf. auch entsprechende Maschinen haben. Da gucken sie kurz rauf. “ALMG 4,5?” Nö, biegen geht nicht! Und weil die beiden ungläubig gucken, nimmt der Typ ein Stück Alu, biegt das - prima. Dann ein Stück seewasserbeständiges, auch mal biegen - KNACKS! O.k., war echt überzeugend - das angebogene Ding muss raus und ein neues eingeschweisst werden. Material haben sie da, aber zu dick. Gut. Kann man abdrehen. Sie machen mal eben einen Kostenvoranschlag für alles fertig - Schluck! Äh, ja, das durchdenken wir noch mal. Wieder zurück über´n Teich. Hier auf der Werft hab ich inzwischen Wasser und ´nen grossen Kärcher organisiert, kann der Käpt´n sich mal so richtig austoben. Das macht er dann auch (habe Bedenken, dass wir langsam aufschwimmen) ... Nebenbei immer das Ruder im Kopf. Was für Möglichkeiten gibt´s noch? Abends noch mal mit Andreas und Horst reden. Der weiss `ne gute Werkstatt auf der französischen Inselseite. Die wird am Dienstag angefahren, allerdings mit LKW (gut, dass wir so einen FuhUnser Ruder wohnt jetzt erstmal bei FKG vor der Werkstattrpark zur Verfügung haben ;) - Ich krieche derweil ums Boot, unters Boot, mit Spachtel und Tape, markiere die Stellen, an denen der Primer bis auf´s Alu runtergeschlagen ist, schleife Propeller und Cockpittisch, rücke loser Farbe auf den Leib, organisiere 2 Tonnen nebst Bohlen als Arbeitsrüstung, - zu tun gibt´s immer. ... Mittwoch: Am Nachmittag wollen wir zu Budget. Hocke vorm Rechner und bastle einen “Flyer” mit den Sachen, die wir verkaufen wollen. In der Nähe von Budget ist nämlich das “Lagoonis”, eine angesagte Seglerkneipe, die eigens für sowas eine wunderbar grosse Pinwand hat. Tackern unseren Zettel dort fest und wackeln zu Budget. Ärgern uns mal wieder, weil es weder Wellenlager noch Welle gibt (laut ihrem Computer ist beides vorrätig!!) Ja, sie könnten das wieder ordern, allerdings müssen wir die Frachtkosten zahlen. Auf was sind die denn?! Bei Budget kann man sich mit schöner Regelmässigkeit ´nen Puschel wachsen lassen! - Wir rauschen weiter, zu Island Waterworld. Und, siehe da, die haben wenigstens das Lager. Und Zinkanoden mit Alugurtband! Sind wir ja schwer begeistert! Haben wir wenigstens was erreicht. ... Heute kam die e-mail von der französischen Werkstatt. Schon mal ein KostLothar, Andreas, Manfred und Erika - Feierabendrundeenvoranschlag für zu bestellendes Material und Arbeit. Da haben wir immer gedacht, FKG wäre teuer! Ha ha! Käpt´n schleppt mit Andreas das Ruder zurück in dessen Dingi, wir düsen wieder rüber nach Holland. Im FKG-Office sprechen wir alles genau ab. 3Zoll-Material ist vorrätig, fehlen nur ein paar Millimeter zum Original. Würde uns das Abdrehen sparen. Kurz durchdenken. Dürfen gleich 700$ auf den Tresen und danach das Ruder vor die Werkstattür legen. Und weil wir schon mal wieder in dieser Ecke sind, tun wir uns auch noch Budget an, sprechen diesmal gleich mit dem Manager. Das klingt besser. Nachmittags schmiedet der Käpt´n mit Horst auf dessen Terrasse Pläne in Sachen Ruderlager. Der erste Interessent aus der Seglerkneipe meldet sich, und es kündigt sich mal wieder Besuch an. Wir stehen ja direkt am Kanalufer und alle fahren hier vorbei. Jeder, der uns kennt, sagt sich, och, da fahr ich doch mal auf Besuch vorbei! Laufend klopft´s. Zum Feierabend aber o.k. (besonders wenn auch noch ein kaltes Feierabendbier mitgebracht wird ;)  - Abends gibt´s Neuigkeiten vom Ruder. Komplette Planänderung. Neueste Version: kein “schlankeres” Rohr für’s Ruder und neue Lager drehen, weil die Jungs hier für das POM ja glatt den aktuellen Goldpreis aufrufen. Jetzt halt stärkeres Vollmaterial bei FKG kaufen, mitnehmen, auf Horst´s Drehbank passig machen. Hat den Charme, dass wir nur ein Lager neu drehen müssen. Und dafür liegt noch genug Material  in Rene’s “Baustoff-Vorratskammer”  ...

Freitag, 17.04.2015
Hocke im Cockpit mit dem zerlegten, abgeschliffenen Tisch. Regentag. Die Finger kleben wie Hanne, bin beim Ölen. “Ich fahr mal eben mit Carsten rüber zu FKG.” Weg isser. Sie wollen das Vollmaterial abholen und heute Abend mit Horst die Drehbank anwerfen. Nachtschicht sozusagen. Horst´s Wunsch. Am Tag ist´s ihm zu heiss im Container. Bin grade fertig, klopft´s. Unten steht Manfred von der “Motu”. Er ist extra vorbei gekommen, um uns für morgen Abend zum Essen einzuladen. Das´s ja nett! Wir “fachsimpeln” ein bisschen (er mehr, ich weniger ;) Sie sind auf der Suche nach einem kleinen Hobby-Cat, den könnten sie gut auf dem Boot unterbringen (ist doch ein kleiner Unterschied zwischen 13er und 16er Reinke) ... Bin kaum wieder die Leiter hoch, kräht das Handy los. Horst. “Du sach ma, der René, is der schon los? Ich hab ganz vergessen, ich muss ja erstma messen, ob wir dat Alurohr da überhaupt reinkriegen in die Drehbank ...” Au ja. Das Ding ist ganz schön lang. Nämlich 1,85m. Hat keiner dran gedacht! Vor lauter Aufregung spricht Horst schon englisch mit mir. Tja, die beiden sind schon vor Stunden los, das dürfte nu zu spät sein. Und ich kann ihn eh nicht erreichen, das Handy liegt ja hier. 30 Minuten später kommen sie angebraust. Ich rücke gleich mit der “frohen Botschaft” raus, René fällt fast tot um. “Das gibt´s doch nicht!!” Dann können wir das am Montag gleich wieder zurück bringen, damit FKG es abdreht. Die müssen auch denken, wir spinnen. Egal. Stinkesauer fährt der Käpt´n rüber zu Andreas und Horst. Der sitzt ganz zerknirscht auf seiner Terrasse (und hat wohl davor schon einige Zeit grübelnd vor der Drehbank im Container gehockt). “Werd wohl langsam alt! Früher wär mir dat nich passiert!” Ist nun nicht mehr zu ändern. Pech. Käpt´n hat heut Null Bock auf Cadisco (?!), da jibt´s mal früh Essen und anschliessend nach langer Zeit ´nen Film. “Black sails”. Mit Piraten und so.

Sonnabend, 18.04.2015
Heut früh hat´s mal Internet an Bord. Whow. So richtig gut und beinahe schnell :) Eine e.mail vom Budget-Manager. Er verkauft uns die zu lange Welle für den Preis der 200er. Ist ja mal was nettes! Können wir uns nachher gleich ins Dingi werfen, sie abholen, dann das Wellenlager einkleben, Welle einbauen. Aber erstmal schnell noch nach AYA-Antifouling im Internet suchen. Inhaltsstoffe. Das war das gut wirkende Zeug, das wir in Venezuela gekauft und der Dicken auf den Bauch gepappt hatten. Damit waren wir sowas von zufrieden! Gibt´s hier natürlich nicht (und schon gar nicht zu DEM Preis). Aber es gibt Amercoat nebenan. Und auch Primer davon. Scheint irgendwie der selbe Hersteller zu sein?... Dann werden wir das mal nehmen... Die Welle ist fix eingesammelt. Bevor wir loslegen am Boot, gucken wir noch bei Andreas in der Werkstatt vorbei. “René, denkst du dran? Wir fahren nachher zu Ramses, die Klimaanlage einbauen.” Ja, cool. Soviel zur eigenen Baustelle! Soll aber nur ´ne Stunde dauern. Denkste! Um 18 Uhr kommt mein Fremdarbeiter angestürmt. “Ich weiss, ich weiss, ich bin zu spät”, reisst sich die Arbeitsklamotten vom Leib und springt unter die Dusche. Grinsend kann ich Entwarnung gebSonnenuntergangsstimmung bei Time Outen, sind ja erst in einer Stunde verabredet. “Da finden wir das Schiff ja gar nicht mehr, da ist´s stockdunkel!” “Na, fahren wir eben paar Minuten früher los. Werden wir schon finden.” Als wir dann los wollen fällt ihm ein, dass der Dingischlüssel in der anderen Hose ist, die in Andreas Werkstatt hängt. Die ist natürlich jetzt zu, Andreas sitzt im Cadisco. Prima! Also dürfen wir noch die grosse Runde aussen rum ins Cadisco laufen, hocken uns da kurz zu den Feierabendbier schlürfenden Männern, schlürfen auch mal kurz weil Durst, überreden Andreas, mit uns im Dingy zu seiner Werkstatt zu fahren, Schlüssel zu holen, uns danach bei unserem Dingi am anderen Ufer abzusetzen ... Wider Erwarten finden wir die “Motu” recht schnell. Ist wirklich inzwischen zappenduster, aber schwach kann man die beiden Masten erkennen und die Form einer Reinke erahnen. Die beiden haben ein Dschunkenrigg darauf gestellt. Absolut interessant, aber im Dunkel siehst davon mal gar nichts mehr. Müssen wir wohl noch mal im Hellen kommen ;) Klar, dass erstmal das Boot beguckt wird. Immer spannend, jeder Ausbau ist anders (richtig fasziniert bin ich ja von der riesigen Küche mit einer Unmenge von Stauraum!) Sitzen dann im Cockpit - auch oberreichlich Platz (16er eben ;) - und gleich geht´s mit Essen los. Manfred meint, dass es “nur” vegetarisches heut gibt. Stört mich ja nun überhaupt nicht, aber ich glaube, mein Dicker ist ein bisschen in sich zusammengesackt. Super lecker hat Erika gekocht!! Der Hauptgang entpuppt sich dann doch als FLEISCH, René strahlt, Manfred auch (er wollt uns halt nur ein bisschen schocken ;), dann gibt´s auch noch lecker Nachtisch und Wein, ... oh mannomann! Irgendwie haben immer alle den Ehrgeiz, uns dick zu füttern ;) Schon ´ne Weile her, dass wir soooo gut gegessen haben!

Sonntag, 19.04.2015
Gönnen uns den Luxus, bisschen länger zu schlafen (glaub, wir sind erst so gegen 3 Uhr, oder später in die Kiste gekommen). Aber dann geht´s los! Käpt´n schraubt im Motorraum an der Flexkupplung rum, ich bastle am Ruderkoker. Erstmal müssen die Unmengen von seewasserbeständigem Fett raus. Schade drum. Riesiger Glibberhaufen unterm Boot. Mal lieber schnell “eintüten”. Dann die Lager. Das obere geht leicht, für das untere trete ich gleich mit Hammer und Beitel an. Wenn ich unsere Beitel so betrachte - beim grossen ist der Griff lose, klemmt Frau sich ganz fix die Finger, beim kleinen ist der Griff nur noch zur Hälfte da. Heisst es gut zielen! Ich hämmere und dresche vorsichtig ´n ganze Weile auf das Lager ein - dann der Schrei! “Yep! Got it!” Ohne auf die Finger zu hau´n! Stolz hole ich mir mein Lob ab ;) Den Ruderkoker noch entfetten (kann man ja super bis zur Schulter reinkriechen), den restlichen Kleber raus pulen, fertig. Danach kommt die neue Welle dran. Muss ein Stück ab. Der Käpt´n wackelt mal eben zu Horst rüber, der hat ´ne grosse Eisensäge. Kaum ist er weg, stehen zwei Männer da, die unseren Flyer im Lagoonis gesehen haben und am AIS interessiert sind. Sie kommen aus Freest. Das ist ja gleich bei Stralsund um die Ecke. Klein ist die Welt! ... Irgendwann kommen wir doch noch zum Sägen. Macht sich doof auf den Fässern, wackelt. Aber einen besseren Arbeitsplatz haben wir hier nicht. Ein Schlauchboot tuckert vorbei, zwei behütete Sonntagsausflügler winken herüber. Erika und Manfred. Legen die Säge zur Seite ... Die Männer fachsimpeln und sind irgendwann verschwunden, wir entern auf, gucken unser Bauchaos an und hocken uns mit kaltem Getränk ins Cockpit. Die Männer kommen zurück. Manfred hat einen Aufsatz für die Flex und spezielle Schleifscheiben aus dem Schweisser-Bedarf mit eingepackt, die probieren wir aus und sind echt begeistert! Geht spitzenmässig! Mit dem Schwingschleifer braucht´s ja ewig und vor allem auch viel Schleifpapier. Gucken wir morgen gleich mal bei ACE, ob die sowas haben. Müssen sowieso zu FKG, das liegt da fast auf dem Weg. Was auch interessant ist: Manfred hat ein Alu-Schweissgerät an Bord ... ;)

 

Sonnabend, 25.04.2015
Huch, schon wieder ´ne Woche um. Die ist mal so eben vergangen zwischen Schleiferei, Hin- und Hergefahre über´n Teich in Richtung FMummie´s at workKG, Baumarkt, Budget und dem Rumgerenne und Telefonieren, um eine Argon-Flasche für´s Schweissen zu organisieren, einem ganzen Tag Schweissen, einem ganzen Tag, um alles wieder anzubauen, und, und, und ... Schreibt sich schnell weg, braucht aber alles seine Zeit. Dazu ist es seit Tagen pottenwarm. Sonne satt! Der Wind hat auf Süd gedreht, zur Freude der Segler, die so langsam in Richtung Europa/Azoren aufbrechen, für uns grad doof, weil Wind von der Seite nicht wirklich durch´s Boot pfeift. Wir sind hier nicht dermassen verfettet - die Anzüge gibt´s halt nur in XXXXXLHatten letztens 36,9°C hier drin. Kann man sich schön reden, vonwegen Sauna ganz umsonst und so ;) - Das Montags-highlight war eindeutig FKG. Haben ja nun das neu erworbene Alu-Vollmaterial, das eigentlich bei Horst auf der Drehbank auf die passende Stärke gebracht werden sollte, zurück, über den Teich gekarrt, neben unser Ruder dort gelegt, das immer noch am selben Platz vor der FKG-Werkstatt lag. Unangetastet. Der Typ im Office war dann auch richtig schwer begeistert! Jetzt wäre ja alles viel komplizierter und aufwändiger, so können sie das Teil nicht in der Drehbank einspannen und komplett abdrehen, ...! Klar, leuchtet uns auch ein, ändert jetzt aber nicht viel. Der Mensch ist richtig sauer. Weia! Hin und her, wir quatschen ihn dicht. Am Ende nickt er (immer noch ziemlich brummig), als wir fragen, ob das Ruder denn eventuell zum Wochenende fertig ist. Frau klappert noch mal mit den Augen ... Den Rest des Tages verbringen wir schleifend. Erika und Manfred schauen auch wieder vorbei. Manfred hat dann spontan “HIER” geschrien, als wir unsere Schweissaktion angesprochen haben. Wir müssten nur eine Argon-Flasche besorgen, sehen, dass die Anschlüsse passen, dann würde er uns unsere bb-Reling wieder anschweissen. Ja, Cool!! :) Wir telefonieren uns ´nen Wolf. Also der Käpt´n. Ich geh solange schleifen. Argon gibt´s grad nicht auf der Insel. Nächste Woche kommt auch noch keins, nein. Da hilft auch kein Charmeversprühen. Nächste Woche wollen Erika und Manfred aber schon weiter segeln ... Da kommt mir´ne Idee! “Gib mir mal das Handy. Ich glaub, Christian hat ´ne Argon-Flasche.” ... “Na klar, überhaupt kein Problem! Könnt ihr gleich abholen!” Hach, ist er nicht ein Schatz? ;) ´Ne Stunde später steht das Teil neben der Mira. Genial! Horst hat in seManfred in Schweissekstaseinem Schweisser-Fundus noch einen Druckminderer, der Käpt´n fährt damit rüber zur Motu, gucken, ob der Anschluss passt, nimmt schon mal das moströse Schweissgerät mit an Land, - ich schleife solange. Am Donnerstag reisst uns der Wecker superfrüh aus der Kiste. Schnelles Frühstück, Kaffee, ab geht´s: Bimini abbauen, Cockpit leer räumen. Fangen an, die verbogenen vorderen Relingsstützen zu richten. Gegen elf kommt Manfred. Voller Tatendrang, mit Tobeklamotten unter´m Arm. Er hat prima Ideen, wie man alles wieder gerade kriegt. Sein Bruder hat eine Karosseriewerkstatt, erzählt er lachend, weil wir echt am Staunen sind. Fetten Holzklotz auf die eine Seite, von der anderen auch mit fettem Klotz draufhauen, Auge zukneifen, gucken, ja, Beule ist raus. ;) So geht das. Das hintere Relingsende wird abgeflext, die beiden düsen zu FKG, ein Stück Alu-Rohr kaufen, das an der Schnittstelle eingesetzt wird. Ich darf in der Zeit schon mal die Deckenplatte in der Navi-Ecke abschrauben, die Isolierung wegschneiden und den grossen Block vom Deck abnehmen. Ist zu nah an einer Stütze, stört beim Schweissen ... 14.30 Uhr. Kann los gehen. Alles wird zusammengebaut ... Der Anschluss vom Druckminderer passt nicht! Ist 1, 2mm zu klein. “Der fliegt uns um die Ohren”, prophezeit Manfred. Doof. Ich hechte die Leiter hoch, greif mir das Handy. Christian hat bestimmt auch einen passenden Druckminderer. Er hat. "Klar könnt ihr den haben..." René sitzt schon im Dingi und düst zu ihm rüber, während wir noch bisschen Small Talk machen. Haben uns schliesslich schon ´ne Weile nicht mehr gesehen :) Viertelstunde später kann die “Brutzelei” dann beginnen. Logisch, dass der Wind passenderweise noch mal richtig aufdreht. Müssen eine Plane spannen und Manfred einhausen. Klappt aber alles prima. Stütze für Stütze schweisst er sich nach achtern. In seinem Schweisskoffer findet sich auch ein zweiter Schweissschirm, so dass wir direkt mal richtig zugucken können. Wirklich interessant! Kurz vor 18 Uhr steht dann die Reling wieder. In voller Schönheit und rammelfest. Vor Freude hüpf ich ´ne Runde um Manfred, dann gibt´s ´n Kuss links und rechts. HURRA!! :) - Am Freitag bauen wir alles wieder an und spannen das Bimini. Ohne geht ja gar nicht! Man kommt sich vor, als läge man auf´nem Rost! Wir rütteln an unsrer Reling, prima, da wackelt nix! Toll! Mal eins fertig! René fängt an, den Schrank im Durchgang  zur Achterkajüte zu zerlegen, klemmt die Batteriekabel ab, wuchtet die Batterien von ihrer Bank, ... schneidet Isolierung raus. Da sind sie: die Beulen. Und denen soll es eben heute an den Kragen gehen. Manfred hat da schon eine Idee ...

Sonntag, 26.04.2015
"Ich will aber nicht an den Strand! Wir haben reichlich zu tun, ich will da nicht rumliegen und du schinderst hier! ..." Hilft nichts. Ich muss. Strandtag mit Lothar und seiner "Schlummermutter" Christine. Die beiden fahren öfter mal hoch nach Grand Case. Toller Strand, herrliches Wasser, hat Lothar mir vorgeschwärmt. "Ah, ja?" Ich kann mich dafür nicht erwärmen. Springe lieber vom Boot ins Wasser. Irgendwie hat Lothar das aber nicht so ganz mitbekommen, jedenfalls hat er über René ausrichten lassen, dass er mit mir und Christine am Sonntag, also heute, an den Strand fährt. Maulend packe ich Badesachen ein. Die haben da hoffentlich ein bisschen Schatten irgendwo. Vorsichtshalber kleister ich mich mit Sonnencreme ein, deren Konsistenz ähnelt Latex. Lichtschutzfaktor 50 schätze ich mal. Fertig präpariert füge ich mich dem Befehl des Kapitäns und wackel durch das Dorf bis zu Lothars Bleibe. So lerne ich denn nun auch mal sein Christinchen kennen. Sie ist wirklich eine Seele von einem Mensch! Wie sie sich um "ihren" gestrandeten Lothar gekümmert hat, ihm ein Dach über den Kopf, ein Bett gegeben hat, mit ihm zu den Behörden gerannt ist, ihm Kleidung gegeben und versorgt hat, ... Dafür hat Lothar die Rolle des Hausmeisters übernommen. Gestrichen, repariert, Möbel gerückt, Bilder aufgehängt, was immer auch anfiel. Natürlich muss ich einmal durch´s Haus gucken. Sieht prima aus. Da war er richtig fleissig ;) Als ich sie darauf anspreche, meint Christine, dass sie Lothar sehr vermissen wird und hofft, dass er wieder zurück kommt. Es gäbe noch so viel zu tun. Grand Case beachSie lacht. Ich übersetze für Lothar, der mit seinem Englisch da nicht so ganz mitgekommen ist. "Ja, vielleicht", er grinst. Irgendwann haben wir dann alles beguckt und eingepackt (Sonnenschirm - klasse!!), sammeln Christinchens Schwester ein und düsen gen Norden, nach Grand Case. Witziges Städchen. Bin schon mehrfach hier durchgefahren. Beladen wie die Esel wackeln wir an den beach. Nun, sieht gar nicht verkehrt aus. Liegen und Schirmchen. Und sogar mal für umsonst. Der Strand ist wirklich toll, nicht so überlaufen. Das Wasser glasklar. Ich ziehe unter ein Sonnenschirmchen. Mist, Füsse sind in der Sonne. Gut, kann man zudecken. Sudoku raus. Christinchen ist mit ihrer Schwester am Schnattern, mich beschnattert Lothar. Leg ich das Sudoku wieder weg... Zwischendurch mal Schwimmen gehen oder einfach nur rumpaddeln und treiben lassen, Lothar erzählt mir von seinen Tauchgängen (bis 60m!! Whow!), irgendwann mal was essen gehen, am Strand entlang laufen bis es nicht mehr weiter geht, wieder ins Wasser springen, ... doch gar nicht sooo schlecht am beach ;) 17 Uhr wird Lothar unruhig, er muss zurück, muss ins Cadisco, wo er sich heut das erste Mal mit seinem Kapitän trifft, auf dessen riesigem Katamaran er als Crewmitglied schon bald Richtung Europa, zu den Azoren segeln wird. Er hat richtiggehend Lampenfieber. Aber Bill und seine australische Crew, Dive und Keith, scheinen ein prima Trüppchen zu sein, und wenn man Lothar so anguckt, sieht man, dass ihm da grad ein grosser Stein vom Herzen gefallen ist. Dann kann´s ja los gehen. Falls er seinen neuen Pass noch rechtzeitig bekommt ... Natürlich muss ich abends noch das Tagwerk meines Capitanos bestaunen. Stundenlang haben Manfred und er mit gewaltigen Hämmern, fetten Balken, Kanthölzern und sonstiger grobschlächtiger Ausrüstung unsere zwei Schiffs-Beulen bearbeitet. Von denen ist jetzt kaum noch was zu sehen! :)  Innen ist die Isolierung wieder eingeklebt, die Spuren ihres Wütens sind beseitigt und als mein Capitano dann so in Bastellaune kam, hat er auch gleich noch paar Veränderungen an der Installation seiner Stromverteilung vorgenommen. Hat er mir mit vor Stolz geschwollener Brust erzählt. Nun kann Mann den Flurschrank ganz einfach auseinandernehmen. Falls wir mal wieder `ne Beule im Rumpf haben (lieber nicht!!!) und da ganz schnell ran müssen ... Klar, lob ich ihn natürlich ausgiebig und zauber ihm schnell sein Abendessen. Einen Riesenberg! Hat er verdient ;) Na, und ich? Hab nur rumgelegen. Aber immerhin bin ich heut so sauber wie schon lange nicht mehr :)

 

Montag, 27.04.2015
Wie sangen schon die Boomtown Rats? “I don´t like mondays ...” Schon am frühen Morgen sitzt mein Käpt´n mit dickem Hals vor´m Rechner. Vonwegen mal kurz mails checken. “Der reagiert auf gar nichts mehr!!” Ich kann ihn grad noch davon abhalten, das Teil zu erschlagen. Wetz ich also kurz darauf mit dem meinigen unterm Arm vor´s Werftoffice. Nada. Nichts. Der will sich partout nicht einwählen. Wetz ich weiter zu Andreas, dann durch die Gefahrenzone, vorbei am berühmt-berüchtigten Wachhund Scratchy, stöpsel mich in Horst´s Hausanschluss - nichts. Was ist denn das bloss für´n K...? Grad heute, wo wir auf wichtige mails warten! Muss ich wohl oder übel rüber zu Shrimpy, “sponser” ihn mit 3 Euronen für kurz mal Rechner benutzen. Immer noch keine Angebot von der Spedition gekommen! Schnell die wichtigsten mails schreiben und abschicken, zurück zur Baustelle ... Mein Dicker fleissig am Schleifen. Die letzten Meter. Bb-Kiel. Da gibt´s dann ´ne “Überraschung”: eine gerissene Schweissnaht. Durch die kleinen Haarrisse fängt das Wasser fröhlich an zu laufen. Das ist ja cool! So erklärt sich auch unser Gewicht beim Kranen. 15t, obwohl der 1100L-Dieseltank so gut wie leer war. René bohrt ein Loch, damit das Wasser ablaufen kann. Springbrunnen! Sch...! ... Am späten Nachmittag kommt Patrick, bringt den Mastfuss, holt unsere beiden neuen Rollanlagen ab, misst an Deck rum. Ja ja, die Kleinteile können wir morgen bringen, brubbelt er René zu, der knurrt zurück. Patrick macht sich lieber wieder aus dem Staub. Zum Feierabend tuckert Manfred im Dingi vorbei, sieht unsere langen Gesichter. Zu dritt stehen wir dann da und gucken dem Springbrunnen zu. Toll, Schweissgerät und Flasche haben wir ja gerade wieder weggebracht! “Das muss erst abtrocken, ansonsten kriegst du das nicht dicht.” Er erklärt uns, wie das geschweisst werden muss und warum. Von unten nach oben, eine steigende Naht. Aha. ... “Manfred, wann wollt ihr lossegeln?”

Dienstag, 28.04.2015
Das Schleifen ist endlich erledigt und streichen können wir noch nicht, weil ja eben erstmal geschweisst werden muss. Also düst mein Käpt´n über´n See. Nach unserem Ruder sehen und zu Island Waterworld. Zurück kommt er mit ´nem grossen Karton. Ein neues Windinstrument. Schlappe 514 US$. Leider haben wir für unser Northstar-Gerät keinen Geber auftreiben können, der mit dem Gerät auch kommuniziert (der alte ist mit Gonzalo auf und davon). Vom Ruder gibt´s noch keine Neuigkeiten :(  Bevor er aber das Dingi anschliessen kann, buckel ich schnell die Teile fürs Rigg ran. Damit Patrick loslegen kann... Dauert nicht lange, da steht er mit Sack und Pack wieder vor mir. Wutschnaubend. Irgendwie können die beiden Männer nicht miteinander. Na, das kann ja lustig werden!

Donnerstag, 30.04.2015
Sind echt angefressen. Der Kiel tropft noch unter sich, mein Käpt´n sitzt davor, die Bohrmaschine auf den Knien, bohrt mal hier ein Loch, mal da (muss ihn unbedingt stoppen, bevor der Kiel perforiert ist), pult in den Löchern herum, kriecht mit dem Ohr am Alu lang und klopft alles ab auf der Suche nach weiteren “Wasseradern”... Dann hat er die glorreiche Idee, Feuer darunter zu machen. “Äh, ne. Lass mal lieber. Da knallt auch so die Sonne den ganzen Tag drauf. Wir können ja versuchen, mit der Dingi-Luftpumpe Luft reinzudrücken.” Gesagt, getan. Er hält die Löcher zu, ich pumpe. Super Oberarmtraining!! ... Dann loslassen ... Schwarze müffelnde Modder kommt da rausgepfiffen. Wer sagt´s denn. Hier gibt´s auch noch die Schlammpackung umsonst dazu ;) ... Gegen Mittag kommen Erika und Manfred an. “Habts Lust, zum Karneval mitzukommen?” Ja, vielleicht ganz gut, den ganzen Kram hier mal liegen zu lassen. Sie fahren vor, wir müssen eh erstmal Menschen aus uns machen. Suchen schnell noch heraus, was für ein WLAN-Kabel wir brauchen - wenn man denn schon mal in Philipsburg ist, kann man das ja gleich mitbringen (kein Leerlauf ;) Das Maxi-Taxi erreicht die Stadt und wir wissen sofort, das wird heut nichts mit Kabel. Alles ist zu, die Rollläden runter, verriegelt, verrammelt. Ausnahmezustand Carnival. Aber der ist schon seit dem 14.3.? ... Immer der Musik nach, werfen wir uns in das Getümmel. Eigentlich sind wir viel zu spät. Die Children Parade war schon früh um zehn und vermutlich sind das jetzt nur noch die letzten Wagen. Gefühlte 10 Zentner Sonne von oben haben die gefiederten, geschmückten, bunt bemalten Umzugsteilnehmer schon ziemlich geschafft (kein Wunder, die sind ja schon einmal durch die ganze Stadt gezogen), aber es wird immer noch getanzt, manchmal ein bisschen geschwankt und vielleicht nicht mehr ganz so sehr gestrahlt. Die Soca-Mugge lässt mit ihrer Lautstärke die Härchen auf den Armen “wehen”, die Füsse fangen an zu zucken, geht gar nicht anders ;) Da gibt´s sogar Livemusic auf den Trucks, nicht nur Dosenmugge! Natürlich toppt die Dutch-Carnival-Parade die der französischen Seite. Hier ist alles noch bunter, noch schöner, noch lauter, sind noch mehr Menschen, ... und es ist noch heisser (nach einer halben Stunde hab ich den Verdacht, dass ich gleich gar bin). Wir halten trotzdem bis zum letzen Wagen aus, widerstehen aber dem allgemeinen Trend, ihm bis ins Carnival-Village hinterher zu laufen. Erika und Manfred finden wir in dem Gewühl eh nicht. Schnell an der Strasse ein kühles Getränk zischen und in dem Verkehrschaos ein Maxi-Taxi nach Marigot ausmachen. Dort laufen wir dann Hugo und Ramses über den Weg, besser gesagt, wir kommen an der Bar vorbei, vor der sich die zwei an ´nem leckeren Getränk gütlich tun. “Setzt euch doch mal hin, ich geb einen aus!”, ruft Ramses und gibt die Bestellung im Englisch-, Französisch-, Spanisch-Mix auf. Ja, why not? :) Später kommt Freundin Sarah dazu, zwei Getränke später fällt ihr ein, dass heute Donnerstag ist und es in Grand Case Latino-Musik am Strand gibt. Klar, auf Tanzen im Sand haben wir immer Lust! Das kleine grüne gemietete Auto der beiden hat aber Null Bock, noch mal loszufahren. Alle sitzen drin und die doofe Alarmanlage schreit, was das Zeug hält. Sind wir dem vielleicht zu schwer? Ramses kann nicht mal starten. Nach dem siebten Versuch geben wir auf und wackeln weiter zu unserem staubigen “Time Out”-Freizeitcenter. - Schade, wär bestimmt schön gewesen.

Freitag, 01.05.2015
Der neue Mastfuss ist angebaut, die Salondecke kommt wieder an ihrem Platz. So richtig mit allen Leisten und so. Cool! Sieht gut aus. Heute Abend kommen Erika und Manfred, wir wollen sie mal mit unseren Kochkünsten quälen. Die beiden waren heute noch einmal zum Carnival, sind hartgesotten. (Und unser Essen überleben sie auch ;)

 

Sonnabend, 02.05.2015Flohmarktmeeting an unserem Stand
Obwohl wir spät in die Kiste gekommen sind, stehen wir FAST pünktlich zum Flohmarktbeginn da. Lothar rutscht seinen Wassermacher ´n Stück zur Seite, schon haben wir unseren “Stand”. Nur schnell noch den 6m-Spi-Baum ranbuckeln und den Alu-Anker aus Andreas Schuppen, “alte” Leinen, ´ne Petroleumlampe, LED´s, mehrere Stücken unserer Ankerkette, und, und, und, ... Ich beziehe Stellung, René bringt den Rest ran. Schon ab acht sind ´ne Menge Leute da und wir können einiges an den Mann bringen. Zeitweise herrscht so´n Gedränge, man weiss nicht, wer war nun zuerst da? Macht Spass. Ab Mittag sieht unser Platz schon gut leergeräumt aus, meine Taschen am Rock sind Dollargepolstert (gutes Gefühl - auch wenn´s bisschen aufträgt ;Ernesto aus Cuba (es muy barato und kann sehr gut kochen - sagt er ;)) Ausgaben haben wir momentan ja mehr als genug. Der Spi-Baum lungert noch da rum, ein paar von den Leinen. Muss ich wohl wieder ´nen Aushang basteln, oder wir bieten das auf der morgendlichen Funkrunde an, denn Flohmarkt gibt´s erst wieder im Dezember - da werden wir garantiert nicht mehr hier sein! Auf jeden Fall ist unser Dickschiff wieder etwas leichter geworden und die Achterkajüte ist beinah begehbar :) Abends geht´s zur Feierabendbierrunde ins Cadisco. Ich raffe mich auch mit auf, denn Ramses, Sarah und Hugo sind das letzte Mal da, sie wollen morgen los segeln. Irgendwer meint, man könnte ja noch zum Reggae-Konzert nach Pilipsburg fahren. Hin und Her. Warum nicht? Aber als wir den Eintrittspreis erfahren, haben wir keine Lust mehr. 40 Euronen pro Nase! Nö. Wir wollen ja schliesslich nicht unsere heutigen Einnahmen in Konzertkarten anlegen!

Montag, 04.05.2015
Andreas hat Rücken. Er kriecht hier wie´n Chikungunyagebeutelter rum. Meint, er braucht ´ne neue Matratze und René (zum Probeliegen?! ;), ne, eher zum Tragenhelfen. Machen die beiden sich vormittags auf den Weg. Nach Holland. Nachdem sie den Matratzenhändler in den Wahnsinn getrieben haben mit ihrer Rumliegerei, suchen sie sich neue Opfer. Am Hafen könnte Mann mal vorbei fahren. Da gibt´s Agenturen von Speditionen, die ja vielleicht gewillt und in der Lage sind, unsere neue Ankerkette von Deutschland nach hier, auf die Insel, zu bringen. Bis dato waren unsere Bemühungen diesbezüglich von sehr mässigem,  besser, gar keinem Erfolg gekrönt. Ja, wären wir eine Firma! Dann wär das kein Problem. Sind wir aber nicht. Und wirklich! Dort lehnen sie nicht ab und er bekommt eine e-mail-Adresse. Von Theo in Holland nämlich. Im “richtigen” Holland. Prima. Step 1 erledigt! WLAN-Kabel steht noch auf dem Zettel, geht fix, danach zu FKG. Das Ruder ist immer noch nicht fertig. Hm, na ja, war Carnival. Und ausserdem haben sie soooo viel zu tun! Immerhin erbeutet er im FKG-Shop ein Paar Long Link Plates für eine unserer Rollanlagen. 336 US$. Special-Island-FKG-price! Der treibt selbst einem hurrikanerprobten Käpt´n Tränen in die Augen. Nutzt nichts! Tränen wegwischen, Dollars auf den Tisch legen! Wir brauchen die Dinger. Jetzt. Wenigstens ein Paar... Zurück am Boot geht die Kielpflege weiter. Sieht inzwischen gut aus, kommt kaum noch Wasser. Könnte man schweissen. Lassen. ... Manfred kommt auch heute hier vorbei und weil er nicht rechtzeitig ausklariert hat, ankerauf gegangen und weggesegelt ist, erhält er den Zuschlag. Er ziert sich auch nicht lange, hatte eh schon erwartet, dass wir fragen. Haben wir nur wieder die Problematik mit der Argon-Flasche und dem Druckminderer. Christian hat in der Zwischenzeit sein Handy versenkt, den erreichen wir nicht mehr. Also auf gut Glück morgen früh bei ihm auf der Werft vorbei fahren, fragen. Danach Manfred nebst Schweissgerät einsammeln, ... Der lädt aber erstmal zum Feierabendbier auf die Motu ein. Super! Ist noch hell, da können wir uns mal in Ruhe ihr Dschunkenrigg angucken. Zwei Strassenlaternenmasten, die gelegt werden können. Gar nicht schlecEIN MEGADICKES DANKE AN UNSEREN LIEBLINGSSCHWEISSER MANFRED!!!!ht! Die Erika hat gaaanz zufällig einen Riesentopf voll Krautfleckerln auf dem Herd - wird doch ein bisschen später :)

Dienstag, 05.05.2015
Schweisstag, der zweite. Der Käpt´n fährt gleich früh zu Christian, ich springe in meine Tausend-Meilen-Flip-Flops und pese quer durch Marigot, zum Super-U. Wegen der Arbeiterversorgung. Gegen halb elf ist alles startklar. Gasbuddel da, Schweissgerät da, Manfred da, wir da, gerissene Schweissnaht da, Elektroden da, Strom da. Wind auch. Kräftiger. Klar. Wir müssen unseren Gastarbeiter wieder einhausen. Die Schweissnaht ist keilförmig angeschliffen und Manfred tupft das flüssige Elektroden-Alu liebevoll, Punkt für Punkt, dick hinein. Von unten nach oben. Wir gucken zu. Welding - Lesson twManfred macht uns dichto. Besser als Kino. Also, wenn das nicht hält! Wir haben ja jetzt auch bisschen Ahnung (nicht wirklich ;) Die Löcher, die wir zwecks Wasserablauf gebohrt hatten, kriegen auch alle eins übergebrutzelt ... Fertig! Mittagspause! Grad mal alles runter geschluckt, klingelt das Handy. Andreas ruft zum Einsatz. Ramses und Sarah sind bereits zurück von ihrer Segeltour. Unfreiwillig. Motor kaputt, Generator kaputt, Klimaanlage kaputt, ... sie ankern vor der Brücke und wir sollen mithelfen, das Boot in die Marina zu bugsieren. Also stechen die Männer in See. Klappt alles prima. Von meinem Logenplatz auf dem Vordeck hab ich ja ´ne klasse Aussicht ... Nach der Aktion seilen wir noch unsere Waschmaschine ab. Die hat Manfred sehr ins Herz geschlossen. Für uns wäre es zu teuer, in D eine neue Platine zu kaufen, sie herschicken zu lassen. Und wer weiss denn schon, ob sie dann nicht noch irgend eine andere Macke hat. Bei Manfred kam der Bastler durch, er hat schon ganz grosse Pläne mit ihr. Uns soll´s recht sein. Wieder ein bisschen leichter ;) ... Am Abend kommt Erika dann auch mit, wir gucken ein bisschen in Weingläser, stopfen uns Blumenkohl-Kassler-Auflauf in die Bäuche und vernichten den letzten Rest vom Uschi-Rum ;)

Mittwoch, 06.05.2015
Klar hab ich am Montag gleich dem Theo in Holland ´ne mail geschrieben. Gestern, nix. Heute früh, 6.30 Uhr, Augen noch gar nicht ganz auf, Post! Von Theo. Cool! Und was er schreibt klingt sogar richtig gut. Auch Preismässig. Bin ich ja begeistert! Ich antworte, kommt gleich die Antwort darauf zurück - das funzt ja! ... Schnelles Frühstück, dann sitz ich wieder in meinem office, “bei” Theo. Bis kurz vor zwölf haben wir alles komplett in Sack und Tüten. Yep! Endlich wer, der unsere Kette hierher bringen kann und will! Mein Capitano sticht unterdessen in See. Zum x-ten Mal zu FKG. Dort ist er mässig erfolgreich. Na, eher gar nicht. “Morgen fahr ich wieder hin und trete denen auf die Füsse. Das mach ich ab jetzt jeden Tag!” Anrufen oder e-mails schreiben bringt bei der Firma mal gar nichts. Sie sind sooo beschäftigt, dass sie darauf überhaupt nicht reagieren. Bei Patrick fährt er danach auch noch ran. Klärendes Gespräch unter Männern. Ist scheinbar friedlich über die Bühne gegangen, auch ohne dass ich als Schlichter dabei war. - ALLES WIRD GUT! - Am Nachmittag steht wieder Schleifen auf dem Programm. Erst die geschweissten Stellen am Kiel (ich hätte das glatt so gelassen. Wozu schön, Hauptsache, es hält), danach das Deck. Hoffen ja immer noch, dass das Ruder die Tage fertig wird, damit wir alles im Stück streichen können.

Donnerstag, 07.05.2015
Kurz nach acht klingelt das Handy. Wir fallen ja fast vom Glauben ab: FKG! Anscheinend hat sich nun doch jemand unseres Ruders angenommen. Und dieser jemand hat da mal eben ´ne Frage. ... Zehn Minuten später saust mein Dicker schon über den Teich. Mit der Ruder-Zeichnung in der Tasche. Ich hab hier inzwischen Tag der offenen Tür, laufend klopft´s. Jacques aus Kanada steht zum Beispiel da. Er wohnt im Apartmenthaus am Strand und hat am 13.10., als Gonzalo hier alles aufgemischt hat, ein Video aufgenommen. Da kann man sehen, wie die Mira von Christophe´s Amazone attackiert wird. Hat er alles auf ´nem USB-Stick dabei. Ich kopiere das schnell (bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt sehen will). Bei youtube sind auch diverse Gonzalo-Videos im Umlauf... Ich bedanke mich aber brav, (ist ja lieb gemeint). Danach kommt Christian, der “Herr der Argon-Flasche” und “Retter in der Not” ;) Er hat aber nicht einmal Zeit für ´nen Kaffee. Wir pirschen ums Boot, begucken die geschweissten Stellen und dann muss er auch wieder los. Mein Käpt´n kehrt zurück, misst kurz die Aufnahmen für die Stagen und Wanten aus, verschwindeBeim Anblick eines so monströsen Knochens wird der schärfste  Wachhund weicht wieder. Zu Patrick. Ich versuche derweil, an Bord aufzuklaren. Haben seit Tagen kräftigen Wind und seit Ewigkeiten keinen Regen gehabt - der komplette Werftplatz ist in Bewegung, heisst, eine riesige Staub-, Dreckwolke wabert hier rum. Nase dicht, zwischen den Zähnen knirscht es, mit dem Hören wird´s auch Tag für Tag schlechter. Teilweise kann man kaum aus den Augen gucken. Ohne Augentropfen geht gar nichts mehr. Man kommt sich vor wie beim Sandsturm in der Sahara oder so. Nur dass da purer Sand rumfliegt, der nicht wie hier, mit abgeschliffenen Antifouling- und Farbpartikeln “angereichert” ist. Im Boot sieht´s entsprechend saumässig aus. Sch...! - 10 Uhr. Erika und Manfred kommen. Pünktlich wie die Maurer. Hab schon die Schere gewetzt, alles ist bereit: Manfred braucht ´ne Frisur. Meint Erika. An den Iro-Schnitt will er aber nicht ran :) Mutig vertraut er mir sein Haupt an ... Halbe Stunde später spricht er noch mit mir (gut, war jetzt auch kein Spiegel greifbar ;)  Müssen dann noch mal mit zur Motu rüber, die beiden überreichen uns da einen mega Hammelknochen (damit können wir uns prima bei Scratchy einschleimen ;) Wir verabschieden uns, bis ... vermutlich Venezuela. Da werden die beiden dann mit ihrem Boot in der Werft stehen -  jeder ist mal dran ;) Nochmal drücken, Küsschen links und rechts, wir düsen wieder los. Haben die zwei das gut!!! - Ab Mittag hockt René wieder auf dem Vordeck und schleift ... mühsam ernährt sich das Eichhörnchen! Aber das macht nicht soviel Dreck. - 17 Uhr fällt der Hammer und ein staubiger Mann sackt auf mein Friseur-Getränkekisten-Stühlchen. Erstmal gucken, ob er es auch wirklich ist ... dann rasselt die Schere los. Frischer Iro, prächtig gelungen! Nach der Dusche sieht mein Käpt´n mal wieder richtig vorzeigbar aus. Rrrrr ... Anhübschen und dann geht´s mit Jackie, Sarah, Andreas und Ramses nach Grand Case zum Latino Abend. Geniale Liveband! Keiner kann stillstehen bei der Mugge, überall wird getanzt, auf den Bänken, im Strandsand, im Wasser,Jetzt liegt das Ruder fast 4 Wochen bei FKG ... :)

Freitag, 08.05.2015
Sind jetzt nicht ganz so früh aus der Kiste raus, hocken aber um halb zehn beide im Dingi und tuckern Richtung FKG. Hatten wir ja schliesslich versprochen, dass wir jetzt jeden Tag kommen. (Es gibt auch wirklich Männer, die sagen können: “Wenn das hier nicht funktioniert oder bald fertig ist, dann schick ich meine Frau!” Ehrlich, gibt´s. Prompt wird der Auftrag erledigt, oder die Sache repariert, sogar ohne dass die Frau vorbei kommen muss (erlebt auf Trinidad ;) Nun bin ich nicht sooo fürchterlich, dass René bei FKG mit mir Eindruck schinden oder was bewegen könnte. Glaube ich zumindest. Oder? Wir entdecken unser Ruder, daneben den fertigen Schaft. Liegt draussen rum. Kommt auch schon der Schaftverantwortliche herbeigeeilt und beteuert, dass nun alles soweit fertig ist, er sein bestes getan hat. Das Schweissen macht jemand anderes. Wir sollen doch mal den Chef im office heimsuchen ... Ral meint, nöööö, am Sonnabend arbeiten sie ja eh nicht, irgendwann nächste Woche wird´s wohl fertig sein. Anfang der Woche!, berichtige ich ihn und klapper mal bisschen mit den Augen. O.k., Handschlag drauf. Na, da sind wir ja jetzt gespannt! - An Bord wird weiter geschliffen. Was für ´ne mühselige Arbeit! Halb sechs schleppt mein Dicker sich unter die Dusche und verdrückt sich zum wohlverdienten Feierabendbier. Ich versuch, das Deck halbwegs staubfrei zu kriegen, damit wir wenigstens zur Nacht ´ne Luke aufmachen können. Und dabei kann ich fluchen und toddern wie ich will, René hört mich ja nicht. Als er zurück kommt steht das Abendbrot auf dem Tisch und ich bin sowas von entspannt ...  :) Zur Belobigung gibt´s danach Bordkino: Piratenfilm, “Black sails”, Teil 2 der neuen Staffel (wird Capt. Vane jetzt von seiner Crew plattgemacht? Ich hoffe doch nicht! Wär schade ...)

Sonnabend, 09.05.2015
Deck schleifen, Klappe die x-te! Am Boot alles verriegelt und verrammelt, ich puzzle hier und da bisschen rum, entkeime die abgeschraubten Doradelüfter, beseitige den gröbsten Mist im Motorraum, weiche die Stopfbuchse mal ein, versuche zu schreiben, ... Das Wasser läuft nur so an mir runter, das Thermometer zeigt fröhliche 41,2°C und es dröhnt hier drin, als ob ein Jet startet. Ich flüchte rüber zu Andreas, wo ich eigentlich unser Dingi heute umdrehen und “entbarten” wollte, aber er ist nicht da. Greife ich mir eben Alfred, der “Bürozeit” hat und faul auf dem Teppich vorm Ventilator liegt. Mit mässig begeistertem Hund an der Leine geht´s Richtung beach. Er ahnt schon wieder was ihm blüht, aber da muss er durch, ist gut für seine Hautwehwehchen. Ausserdem ist er inzwischen geradezu ein Held geworden in Sachen Baden. Vor ein paar Monaten war er partout nicht zu bewegen, ins Wasser zu gehen. Bockbeinig wie ein Esel - no way! Nun stürmt er heut auch nicht gerade juchzend in die Fluten, aber er setzt sich immerhin und ich muss ihn nicht die ganze Zeit nass machen ;) Im Stechschritt zurück zum Boot, schnell Mittag machen, meinen Schleifer mittels kaltem O-Säft wiederbeleben - er fängt gerade an, das bb-Walmdeck von der Farbe zu befreien. Wollen wir “blank” lassen. Da hält die Farbe natürlich wie Hanne! Ausser an einigen kleinen Stellen. Sch...job! Wirklich. Ich bedauere ihn, begucke seine Wunden. Alles noch im grünen Bereich ... 17 Uhr kommt Andreas rüber und läutet den Feierabend ein. Ob wir heut mit essen gehen wollen? Nööö. Aber vielleicht morgen? Mit ´nem kalten Ötti in der Hand hocken die Männer unten. René staubt so´n bisschen um sich. Muss er wohl heute schon wieder duschen, der Arme ;) Ich fang mit dem Aufklaren an Deck an, die Männer machen sich auf den Weg ins Cadisco. Laut Meteo France soll es gleich anfangen zu regnen. Sogar die ganze Nacht lang. Das ist mehr als nötig. Sehnsüchtiger Blick in den Himmel. Kurz kommen da mal dunkle Wolken, das könnte klappen ... Bisschen später ist der Himmel wieder klar. :( -  Essen basteln, in fünf Minuten ist alles verputzt, Füsse hoch, Kino, Blick nach draussen (immer noch keine Regenwolken), Kiste!

 

Sonntag, 10.05.2015
Es hat geregnet heute. Sintflutartig. Das berichten Sarah und Ramses abends, als wir alle beim Chinesen sitzen. Sie waren an ´nem Strand im NO der Insel. Toll! Hier in Marigot ist wieder nichts angekommen. Nicht ein Tropfen! So riesig ist die Insel ja nun nicht und am höchsten Berg, dem Pic Paradis mit seinen stolzen 424m, bleiben die Wolken auch nicht grad hängen ... Unsere Schleifaktion ist immer noch nicht beendet. Morgen kommt der letzte Rest dran. Mein Dicker kann sich zum Feierabend kaum noch auf der Leiter halten. Alles tut ihm weh. Ich darf ihn aber auch nicht ablösen, er meint, es reicht, wenn sich einer mit der Flex zerhackstückt ... Wir können jetzt wieder mit unserem Dingi rumheizen, der Bart ist ab, es ist rundrum entkeimt - mein Sonntagsjob. Schliesslich wollen wir am Dienstag wieder rüber zu FKG ;)

Montag, 11.05.2015
Kaum hat Monsieur Francois Hollande im Zuge seiner “Karibik-Tournee” Saint Martin hinter sich gelassen, funktioniert hier nichts mehr. Seit dem frühen Morgen gibt´s keinen Strom in der ganzen Stadt. Ergo auch kein Internet. Das schon seit gestern. Wir warten auf wichtige mails und ausserdem konnten wir nicht mal unsere Mütter mittels Anruf “erschrecken” ;( Strom können wir aber selber, ätsch! Werfen den Inverter an. Mein Käpt´n steckt schon in der Schleifkombi, will gerade loslegen - klingelt das Handy. FKG!! Der Schweissverantwortliche. Er hätte da mal ein Problem ... Er kann das Ruderblatt nicht einfach so abtrennen und an den neuen Schaft schweissen. Ne. Geht nicht. Da steckt nämlich noch so einiges drin in dem Ruder. Eigentlich muss er ein ganz neues Ruderblatt bauen ... Mit der Ruderzeichnung unterm Arm pesen wir rüber zu Andreas (unser Dingi ist da am Haus festgemacht). Andreas natürlich nicht da, wir müssen an Wachhund Scratchy vorbei. So´n bisschen bangt mein Käpt´n doch um seine Waden. Vorsichtshalber hab ich zwei Stücken Salami mitgenommen. Ich lenke den “blutrünstigen” Hund ab, er huscht vorbei. Hätte sicher auch so funktioniert, aber wer will das testen? ;) ... Ja, sieht wirklich so aus, als müsste das ganze Ding neu geschweisst werden. Und der FKG-Mann hat eigentlich ÜBERHAUPT KEINE ZEIT dafür und fragt, ob wir nicht einen Schweisser “an der Hand” haben. MANFRED!!! Aber der ist ja nun weggesegelt. Gerade noch rechtzeitig ;) Die Motu schaukelt jetzt vor St. Barth, oder vielleicht sind sie auch schon weiter. Klar, dass er nicht die ganze Saison schweissend unter der Mira verbringen will. Da muss der FKG-Mann wohl mal in die Hände spucken! - Oh Mann, die Rechnung dann möchte ich gar nicht sehen!! ... Trotz dieser Verzögerung wird mein Dicker heut mit dem Schleifen fertig. Obwohl er so die Backen dick hatte, schleift er inbrünstig auch noch den letzten winzigen Farbfleck vom Alu. Danach kürzen wir die Welle noch um 10 cm. Die alte trag ich rüber zu Jäger & Sammler Horst ("So`n Stück Inox kann man bestimmt ma für was brauchen!" ;) René macht Feierabend, ich versuche mich am Aufklaren. Erstmal wieder den Sonnenschutz für alle Scheiben und Luken anknüppern. Danach Wasser marsch! Herrlich! Luken auf! Endlich mal wieder normale Temperaturen unter Deck! Unsere Nachbarin Myriel atmet auch auf. Sie hatte das Pech, genau neben uns und noch dazu in Windrichtung zu stehen. Oh, pardon Madame!! - Heut soll es noch regnen. Oder morgen. Paar dicke Wolken hängen da schon rum. HOFFENTLICH!

 

Dienstag, 12.05.2015
4.56 Uhr. Es regnet. Zwar nur kurz und knackig, aber der Werftbewohner freut sich!

Mittwoch, 13.05.2015
Hektik auf der Mira. Frühs vorm office rumsitzen und skypen, dann mich los schicken zum skypen, anfangen zu schleifen, wie ein Derwisch herumwirbeln und nebenbei toddern, dass ich zu spät zurück komme, los rennen, um den Kärcher von Andreas zu holen, ausprobieren und feststellen, dass der überhaupt keinen Druck “macht”, telefonieren und wieder los rennen, anderen Kärcher anschleppen, aufbauen und feststellen, der ist für 110V (wir haben hier nur 220V ;), wettern, schimpfen und fluchen ... Er macht mich fertig heute! Geh ich zu Paula ins office. Wir bräuchten ihren Kärcher noch mal. Kein Problem, die Australier in der Nähe von uns sind gleich fertig mit dem Teil, dann können wir loslegen. Super! Mach ich uns erstmal Mittag. Mein Hektiker kühlt sich ein bisschen ab bei der Bootswäsche, danach gehen wir shoppen. Primer kaufen. In ´nem Container hier auf dem Werftgelände (echt praktisch). Was brauchen wir überhaupt? Ist morgen auch auf? ... Wie sieht´s aus mit discount für arme Studenten? Anscheinend gehen wir noch eher als arm, aber nicht mehr als Studenten durch ;( O.k., Primer anrühren, jeder macht eine Seite. Dauert nicht lange, stürzt mein Käpt´n in das für´s Ruder gebuddelte Loch und reisst den halbvollen Farbpott um. Schwappt natürlich reichlich raus, mir vor die Füsse. Weia!  DAS hätte mir mal passieren sollen! Logisch, so kommen wir mit dem Primer nicht einmal rundrum. Sehen am Ende zu, dass alle Alu-Stellen eins übergepönt kriegen, “dippen” auch noch mal in die Farbpfütze auf der Erde, soweit es geht. Der Rest ist eben morgen dran. Muss den dicken Mann erstmal richtig entspannen ;) Und morgen fange ich gleich ganz früh an. Ganz entspannt!. Da schaffen wir dann auch 2 Lagen.

baden .... Und? Sieht doch schon prima aus!
Noch mal anschleifen ...

 

Donnerstag, 14.05.2015
Vaddertach. Ist hier auch Feiertag. Nennt sich nur anders. Die Jungs haben sich nicht verabredet. Andreas liegt krank in der Kiste und mein Dicker mag wohl nicht allein mit Bollerwagen und Bierdose in der Hand über die Insel wandern. Scheitert auch am nicht vorhandenen Wagen. Steht er also mit ´ner Rolle in der Hand neben mir am Boot. Wir streichen Primer. Lage, die zweite und dritte. Lob ich ihn auch. Klar! In der Mittagspause klopfen Sarah und Ramses ans Boot. Sie wollen am Sonnabend nach Tintamarre segeln. “Wollt ihr mit? Habt ihr Lust?” Kurz überlegen, morgen streichen wir noch 2x Primer, Sonnabend könnten wir frei machen (ist irgendwie auch mal bitter notwendig). Ja, warum nicht. Cool! Wir stechen mal wieder in See!!! ;)

Freitag, 15.05.2015
Farbe anrühren oder nicht? Blick zum Himmel. Dicke graue Wolke hängt über uns ... es fängt an zu nieseln, bisschen später regnet´s. Mein Käpt´n wirft mir einen bitterbösen Blick zu, der sagt klar und deutlich: DU bist Schuld! DU wünschst dir immer Regen! Brubbelnd klettert er die Leiter wieder hoch. “Mach mir noch nen Kaffee.” Mein Wunschregen ist schnell vorbei und ich puschel fix und unauffällig die letzten Tropfen vom Bootsrumpf...Tintamarre “Kann losgehen!” - Wir schaffen die letzten zwei Lagen Primer - o.k. ready for Urlaub! :)

Sonntag, 17.05.2015
Ramses sammelt uns am Sonnabendvormittag ein und wir ziehen gleich mal in die Vorderkajüte seiner Amel ein. Nachdem Sarah mit noch warmen Brot und Baguette aus der besten Inselbäckerei “Serafina” an Bord ist, gehen wir ankerauf und tuckern unter Motor (natürlich haben wir Gegenwind ;) nach Tintamarre. Das eigentlich unbewohnte winzige Eiland ist schon gut besucht, diverse Boote schaukeln an Moorings, oder liegen vor Anker. Karibik eben - man ist nie allein. Das Wasser ist traumhaft klar, Schildkröten paddeln relaxed ums Boot, lassen sich überhaupt nicht stören. Ein Adlerrochen “schwebt” vorbei. Schnell Flossen und Schnorchel greifen und PLATSCH! So kriegt man vielleicht auch denWandern wir mal Werftdreck runter? ;) Abends wird gegrillt, Sarah startet das volle Verwöhnprogramm, hat leckere Salate und Bulgur vorbereitet, wir argentinischen Wein mitgebracht, Ramses mixt noch flugs ein paar Pina Coladas ... Und heute, am Sonntag, nach tollem Frühstück, wird gewandert. Na, gross ist die Insel wirklich nicht, aber irgendwie finden sich ja immer ein paar Steine, auf denen man rumkraxeln kann, piekiges Gebüsch, das einem die Beine blutig kratzt, ein Hügel, von dem man runtergucken kann, ... Sarah und Ramses laufen tapfer hinter uns her. Cool! Das ist wirklich Urlaub :) Zurück am Boot sind wir schnell wieder im Arbeitsalltag. Der Motor läuft trocken und René verschwindet gleich im Motorraum. Der Impeller ist leider schon hin. Wurde gerade gewechselt. Letzte Woche. Den neuen Wassersammler hat´s auch schon verschmort. Läuft jetzt fröhlich Wasser raus... So gut es geht wird alles repariert - muss Ramses nur heute Nacht das Seeventil zu machen, damit er nicht absäuft mit seinem Bötchen. Zum Zurücksegeln reicht der Wind leider nicht, der Motor hält aber brav durch, wir huschen durch die Brücke und binden die Amel wieder an ihrem Marina-Stammplatz fest. Ramses fährt uns nach Hause in das Time Out-Freizeitzentrum - na, fast. Am Cadisco kommen die Männer natürlich nicht vorbei ;)

 

Montag, 18.05.2015
Mein Dicker düst gleich früh rüber in die Marina, zu Ramses. Der hat nämlich heute Geburtstag. Unser letzter Cuba-Rum wechselt den Besitzer, schütteln, Schulter klopfen, und dann machen die beiden zusammen einen Ausflug. Nach Holland. Teile kaufen. Kurzer Stopp bei FKG. Am Mittwochabend soll das Ruder fertig sein. Wär ja prima, würden wir endlich mit der Streicherei weiter kommen. Und weil bis dahin noch bisschen Zeit ist, kann Mann es sich also noch mal im Amel-Motorraum bequem machen (da liegen wirklich Kissen! ;) und die maroden Teile wechseln. Das ist überhaupt das schönste Geschenk für Ramses! Auch Sarah guckt erleichtert, sie hatte doch Sorge, dass sie in ihrer Koje über Nacht aufschwimmt. Und weil die beiden sich so freuen und eh Geburtstag ist, laden sie gleich mal zum Abendessen ein. Horst, Andreas und Jackie kommen auch, Ramses fängt gleich an, Pina Coladas zu mixen, ...

Mittwoch, 20.05.2015
Bin heut obdachlos. Freiwillig. Mein Erzoberschleifer bearbeitet heute Deckshaus, Cockpit und Achterdeck ... da mach ich mich lieber aus dem Staub und auf die Suche nach einem neuen 8-Loch-Inox-Scharnier. Das alte ist uns weggeknackt. Haben drei von der Sorte am Backskistendeckel, wo sie auch richtig was halten müssen. Drei Baumärkte - Fehlanzeige. Ein zahnloser, freundlicher Angestellter murmelt sich was in den spärlichen Bart, geht mit mir vor die Tür und zeigt mir, grossartig gestikulierend, den Weg. General bateau verstehe ich, ansonsten eher Bahnhof. Ich nicke wissend und bedanke mich überschwenglich ;) Na, guck ich eben mal. Auf dem Weg dahin ein Schild: CARDEC. So ´ne Art Baustoffhandel. Nichts wie hin, aber die haben auch nix. Schicken mich zu General ... Irgendwann steh ich doch vor dem Laden. Aha. General materiaux! Der nette ältere Herr im Laden schüttelt den Kopf und verweist auf SIAPOC in der Friars Bay. Hier rausfahren, links rum, über den Berg, ... Ja, ich weiss, ist ein Ende bis dahin. Okay, das mach in dann doch ein anderes Mal. “Merci beaucoup!” Ich haste zurück durch das Dorf, kurzer Abstecher zu Island Waterworld (die haben auch nichts), schnell noch bei Chinesin Sophie vorbei, Eis und Getränk mitnehmen, Leiter hoch ... graue Winterlandschaft ... es rieselt mir schon am Heck entgegen. Mittendrin mein Käpt´n in Vollkombi, mit Brille und Maske. Muss erst drei Purzelbäume schlagen, eh er mich bemerkt, wobei er sich dann vor Schreck fast in die Hand flext. Dankbar stürzt er sich auf die Eisbecher. Sorte egal, Hauptsache kalt! Was anderes gibt´s erstmal nicht, der Niedergang ist zugeklebt (und das ist auch besser so). Tiefgekühlten Eistee hinterher - zischhhhh! Mach mich wieder vom Acker, sitze die Restzeit vorm Werftoffice am Rechner ab. Bin pünktlich zur Reinigung wieder zurück, schicke den dicken grauen Mann mit Duschbad und Handtuch los (ist schliesslich fast Cadisco-Zeit) und fange an, das “eingeschneite” Boot freizulegen, begehbar zu machen ... Das war HOFFENTLICH die letzte Schleifaktion!!!               Anruf FKG: das Ruder ist erst morgen fertig.

21.5. Wir bereiten derweil das Achterdeck für´s Streichen vor
22.5. Horst und René haben einen Plan. So könnte das gehen ...
21.5. Als das Ruder zurück ist, der Test: Sch..., der Skeg ist auch verbogen! Wie kriegen wir den denn nun wieder gerade...?!
21.5. Ruder fertig, muss aber nochmal zurück zu FKG, weil die Experten eine Naht komplett übersehen haben
23.5. Als wenn das nicht schon reicht - entdecken heute über der neuen Schweissnaht am Kiel fette Blasen im Primer. Super!! Können wir alles wieder runter schleifen!
31.5. Müssen mal raus! Abends Ausgang mit Ramses (hier als begeisteter  Karaoke-Sänger :)
30.5. Flex hilft immer!
25.5. Backen dick! Schnauze voll!!
31.5. Sarah, Heiko, Tony und wir als  hingerissenes Publikum
29.5. Morgenbesuch - so´n Tier entspannt die Lage. Brauchen wir ein Bordtier? Momentan DRINGEND!!!
1.6. Die Ketten kommen wieder dran ...
... so kriegen wir den Skeg gerichtet. 1.6. Das Blei hier vorn muss raus 1.6. Süsswasserspülung
4.6. Loch an Loch, und hält doch: das SVB-Paket mit Tauwerk etc kommt endlich an
10.6. Holen die neue Ankerkette von der Spedition in Philipsburg ab 16.6.
16.6. Generator für´s Schweissen wird gebracht 16.6. Stunde später ist auch FKG vor Ort. Mit drei Mann
16.6.
16.6.
17.6. Sieht jetzt dicht aus. Können wir wohl wieder streichen.
19.6. Letzte Lage Primer. Morgen geht´s mit Antifouling weiter
Kann uns noch auf die Schnelle neue Buchstaben organisieren - die alte Beschriftung war ganz schön zerhackstückt
20.6. Werfthund Rosi schaut immer mal vorbei. Eventuell gibt´s ja ´n Zipfelchen Wurst
21.6.
22.6. Es regnet den lieben, langen Tag. Streichen fällt ins Wasser
21.6.
Letzte Lage Antifouling
23.6. 24.6. 3 Tuben seewasserbeständiges Fett in den Schaft pressen, Hydraulikzylinder anbauen, Steuerung überprüfen - alles dicht? 24.6. Mittagspause - fix und foxi
24.6. Und nicht vergessen, uns an der Werftmauer  zu verewigen
25.6. Da schwebt sie dem Wasser entgegen
Gehen abends wieder raus in die Baie de Marigot

Sonntag, 28.6.2015
Einen ganzen Monat mal wieder in Bildern - und selbst dazu muss Frau sich aufraffen. Es ist einfach immer zu tun, wir haben den Kopf nicht frei. Gut, technische Sachen gäbe es massig zu berichten, aber der techn. Chef hat Null Böcke (auf schreiben) und vieles um die Ohren. Fällt also aus.

25.6. Wollen eigentlich in der Lagune bleiben, damit wir ´nen kürzeren Weg zum Mast haben, aber als Ankerplatz ist das einfach nur K... hier

Gestern sind wir mit Sack und Pack, Werkzeug, Teilen etc. an unseren neuen Arbeitsplatz gezogen, heisst auf die Geminga-Werft, wo bei Patrick unser neuer Mast halbfertig auf der Seite liegt. Gut, er hat´s bequem. Der Mast. Kissen drunter, Dach drüber, nicht der schlechteste Platz. Auch prima zum Basteln. Regnet natürlich gleich reichlich, aber das geht uns da am A... vorbei. Können im Trockenen alle Leinen und Kabel einziehen, Licht, Antennen, Windfred etc. anbauen. Maststufen hat René erstmal abgewählt. In der kommenden Woche will Patrick die Stagen und Wanten fertig machen und dann wird der Mast gestellt. Hoffentlich klappt das alles so. Dann können wir auch gleich die Maße für die neuen Segel losschicken ... Heut klemmt eAn den ersten Mast kamen die Stufen dran als wir schon im Wasser waren. Äusserst spannende Angelegenheit! Da ist das hier echt Belobigung.r die Lampen an. Muss ich an Bord bleiben, weil ich ihn dabei mit meinen klugen Ratschlägen sowieso nur nerve ;) Hier liegt ja auch noch genug Werftdreck rum, wird schon nicht langweilig werden. Und falls doch, dann geh ich eben  mal gucken, ob der Rochen noch da ist ...

Dienstag, 30.06.2015
Mannomann! Morgen fängt der Juli an ... Also in die Hände gespuckt, Werkzeug wieder eingesackt, alles nebst uns selbst ins Dingy verfrachtet und im Tiefflug geht´s in die Lagune, zu Patrick und unserem Mast. Letzterer liegt immer noch bequem auf den Kissen rum, sieht irgendwie nicht so aus, als wollte er jemals hier ausziehen. Da hat er aber nicht mit uns gerechnet! Patrick und sein Helferlein schaffen heut den zweiten Mast, der daneben liegt, zum Stellen raus, haben wir Platz und Ruhe ohne Ende. Poppen wir gleich den ganzen Tag rum. Man könnte auch sagen, wir nieten. Nämlich doch die Maststufen an. Haben hin und her überlegt. Letzten Endes hat der Gedanke an unser greises Alter sich uns DAFÜR entscheiden lassen. Aber immerhin verzichten wir auf einen Handlauf (hat da schon jemand in der Richtung Erfahrungen gesammelt?) Jedenfalls poppen wir die 24 Stufen dran. Mal René, mal ich, wuseln herum, bohren, fegen unsere Späne weg, ... fühlen uns schon ganz heimisch hier. Patrick kommt und fragt, ob er uns noch Musik anmachen und einen Teppich ausrollen soll? Ja, warum eigentlich nicht? ;) Abends noch einen kurzen Abstecher in Andreas Werkstatt, wo auch Horst hockt. Dann ist Cadiscozeit. Die beiden Männer maulen und machen Sprüche, als mein Dicker meint, dass er heut nicht mitkommt. Er will mich nämlich bekochen! (Ist er nicht der Beste? Auf jeden Fall!)

Donnerstag, 02.07.2015
Die spinnen, die Franzosen! Jedenfalls die brückenverantwortlichen. Vermutlich haben sie irgend etwas speziell gegen uns. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass sie uns vor der Brücke “verhungern” lassen. Oder lassen die nur Boote durch, die einen Mast drauf haben? Haben wir doch! Ist nur ein wenig kürzer als allgemein üblich. Es ist wirklich zum Haare raufen! Da kurven wir mehr als zeitig, gut sichtbar hin und her, rufen die Heinis über Funk, nada, niente, nichts tut sich. 14.30 Uhr. Steht auch noch gross angeschrieben! Nein, wenn WIR rein oder raus müssen, dann ist einfach kein Brückenzug. Brückenwärter guckt aus seinem Lükchen, “Oh non, bateau Mira!” und legt sich wieder hin. Dabei haben wir ´nen Termin. Bei JCs Werft. Da wären wir sonst nämlich heute noch an Land gegangen - dank des dusseligen Brückentypen können wir das nun wieder knicken. Ein ganzer Tag futsch, nur weil der pennt, ein wichtiges Telefonat hat, ignorant ist, what ever. Irgendwann bequemt sich der Mensch doch und antwortet auf meine penetranten Funkrufe. 17.30 Uhr ist der nächste. Ach was! Das wissen wir auch. Danke für den Hinweis! Drehen wir also ab und fahren unseren Anker wieder ein. Käse! Trinken wir noch n Kaffee, setzten uns hin. Was man in der Zeit alles schon hätte machen können! ... Natürlich hat der Wind ordentlich zugelegt, als wir dann endlich in die Lagune gelassen werden. Ziel: Box der JC-Boatyard. Steht der Wind voll drauf. Ganz super! Natürlich auch keiner mehr da, der mal ´ne Leine fängt. Klappt aber doch alles ganz gut und am Ende liegen wir ruhSchon wieder Werft!!ig, wie einbetoniert. Müll aller Art wabert im Wasser um uns. Lecker! Wird unser neues, helles Antifouling anschliessend toll aussehen. Schlafen nachts total unruhig, die Schiffsbewegungen fehlen.

Freitag, 03.07.2015
Die Sonne kriecht grad hinterm Berg hoch, um gleich hinter dicken grauen Wolken wieder zu verschwinden. Der Wind jault. Voll das Bettwetter! Aber wir müssen raus, denn irgendwann schmeisst hier der Kranfahrer den Travellift an und hievt uns an Land. Haben grad das Frühstück eingepickt, René hockt noch im Bad rum, ich werf mal einen Blick nach draussen ... Oh, da jumpt Rowell schon in sein Fahrerhäuschen (erstaunlich bei ca 180kg Lebendgewicht!). “Husch, husch!” ruf ich nach unten und spring schon mal an Land, wo auch gleich die ersten Kommandos kommen. Die Leine soll weg, die da hinten auch, ...! Die Gurte sind dreckig und voller Sand (was will man hier erwarten), aber das Kranen klappt super. Er parkt uns, ohne viel Federlesen, gleich neben der Box ab. Gefühlt die mistigste Ecke vom gesamten Gelände. Farb- und Antifoulingbrocken, Müll, leere Flaschen, Scherben, Reste von rostigen Ketten, ... Dagegen war´s ja bei Time Out wie im Garten hinterm Haus! Ist doch klar, dass man den Dreck wegräumt, wenn man den Platz verlässt. Oder? Hier nicht, hier wird einfach der nächste drauf gestellt. Vielleicht räumt der ja was weg ... Na, wir wollen auch nicht länger als nötig hier stehen! Müssen nur eben unser Problem mit den “bad vibrations” lösen. Die gibt´s nämlich neuerdings im Motorraum. Haben wir leider zu spät gemerkt, sonst hätten wir uns am 25. gleich wieder rauskranen lassen. Hat die neue Welle ´nen Schlag, oder woran liegt das? Bis dato hatten wir damit nie Probleme, Motor und Welle liefen immer wunderbar ruhig. Nun mussten wir die alte aber tauschen, weil die nach der Abbergung vom Strand einen herben Schlag hatte, konnten mit Ach und Krach eine neue organisieren - und dann das! Doof. Als wir draussen in der Bucht lagen, hatte mein Dicker sich schon mal in den Neopren-Strampler gequält (und festgestellt, dass er unbedingt abnehmen muss), Brille, Schnorchel und Tauchflasche geschnappt und den Propeller abgebaut. Das brachte keinerlei Veränderung, Motor und Welle waren immer noch fröhlich am Schwingen. Und wie! Also lag´s daran schon mal nicht ... Heut wird nun flugs die Welle gezogen und zusammen mit der Kupplung zu FKG gebracht. Die können das vor Ort einspannen und sehen, wo der Hase begraben liegt. Sozusagen. Nachmittags dürfen wir alles wieder abholen. So im Groben war alles i.O., an dem Innenteil der Kupplung haben sie ein wenig abgedreht. Wenn Mann das nun SO einbaut, söllte das funktionieren. Cool! Macht auch gleich mal 80 Dollar. Na ja. Bringt uns jetzt auch nicht mehr um. Der Käpt´n kommt mit der “Beute” wieder nach Hause, das Bordweib hat inzwischen den Propeller wieder spiegelglatt geschliffen (irgendwer hatte da echt Fett drauf gepappt vorm Kranen - geht ja gar nicht! Und hilft ja auch überhaupt nicht gegen Bewuchs. Ich vermute eher das Gegenteil. Jedenfalls sah das Teil nach nur einer Woche schon aus wie S..) 18 Uhr, Cadisco-Zeit. Da kennen die Männers ja nix. Es stürmt wie doof, sie hocken auf den harten Holzbänken, versuchen krampfhaft, das Bier festzuhalten und sind am Ende total durchgefroren. Aber, das nimmt Mann ja alles auf sich. Die Unbilden der Natur und so. Frau hat es da viiiieeel einfacher! Die steht am Herd. So, wie sich das auch gehört (glaubt man mal den CDU-, CSU-Anhängern). Die friert da auch gar nicht! Nö! Im Gegenteil! Warm ist ihr! Und wie! ... Ich glaube, das wird echt mal Zeit, dass wir von dieser Insel hier weg kommen und sich so das ein und andere wieder ändert :)

Sonnabend, 04.07.2015
Hab grad meinen Kaffee fertig und kann die Uhr noch gar nicht so richtig erkennen ... ah, 7.15 Uhr ...klingelt das Telefon. Nä! Um die Zeit?! Meine Mutter. Sie dachte, es wäre schon nach 9 bei uns. ;) Ich wollte auch schon seit Tagen bei ihnen anklingeln, es scheitert momentan hauptsächlich am Internet. In D ist alles i.O., sie jammern ein bisschen, es wäre grad so heiss. 28°C in der Wohnung (das haben wir hier schon frühs um 8 Uhr :) Na ja, vermutlich beginnt dann aber auch eine Woche später die neue Heizperiode. Also, nicht maulen, Badehose an und ab an einen der schönen Ostseestrände,Der Käpt´n liegt mal wieder im Motorraum rum die kurze Zeit geniessen! ... Wir geniessen heute getrennt. Käpt´n hockt, liegt, kniet, im Motorraum vor, über, neben, ... seinem “Bad Vibrations”-Projekt. Und, es entwickelt sich! Ab und an ein kerniger Fluch und ein kurzer Brüller, dann wieder Stille oder zufriedenes Kommentieren des Arbeitsschrittes ... Ich werkel heute direkt im Windkanal, neben/unter dem Boot. Es ist immer noch sagenhaft windig. Nervt echt. Laufend fliegt einem der Werftdreck um die Ohren, in die Augen. Kein schönes Arbeiten. Gut, mein Projekt ist jetzt auch nicht sooo wichtig, aber Mann, speziell der da oben im Motorraum, findet es immer ganz toll, wenn ich ihm nicht im Weg bin. Also hab ich mir heut mal wieder eine unserer Klobrillen gegriffen, geschliffen und lackiert. Im Normalfall würde man einfach ´ne neue kaufen, gibt im Baumarkt ja schon welche unter 10 Dollar (die passen aber nicht auf so´n kleines seegängiges Pumpklo). Damit ich anschliessend keine sandpapierähnliche Oberfläche habe (wär “spannend” bei Seegang), hab ich die Teile in ´nem riesigen Karton untergebracht, da sprüh ich sie ein und klapp den schnell  zu, bevor die nächste Sandböe um die Ecke pfeift. Funktioniert super! 2 Stunden trocknen, nächste Lage. In der Zwischenzeit buckel ich vom Supermarkt mittels Hackenporsche den Lieblings-O-Saft meines Holden heran, an Bord alles verstauen, dann mal zu zweit kurz den Motor starten, um zu sehen, ob jetzt alles ruhig läuft - läuft viel ruhiger! Trotzdem will der Bordtechniker noch die Motorfüsse ausjustieren, dann wird es perfekt sein. Was für eine Arbeit! Da geh ich lieber ´ne Runde sprühen, oder noch mal Saft holen ... Bauen zuletzt den funkelnden Propeller und die Anode wieder an, dann der letzte kurze Probelauf ... 1A! Käpt´n guckt strahlend aus dem Motorraum. Hat er sich sein Feierabend-Cadisco-Bier im Windkanal doch mehr als verdient!!

Sonntag, 05.07.2015
Die Jungs haben sich heut verabredet. UM 9 UHR! Nicht zum Skatspielen! Nein! Zum shoppen. Wär ja fast umgefallen, als ich das gehört hab. Aber dann kommt die Überraschung: sie shoppen bei Super U, um uns, die holde Weiblichkeit, zu bekochen. Cool! Na gut, Horst und Werner werden natürlich auch was abkriegen. Jackie kann ihr Glück gar nicht fassen, das passiert ihr einmal im Jahr, wenn überhaupt ... Ich mach mich auf den Weg ins Dorf zwecks Geldbeschaffung (morgen früh hält JC die Hand auf für´s Kranen). In der Kirche wird inbrünstig gesungen, klingt ein bisschen nach Weihnachten. Das Gotteshaus ist rammelvoll. Auf dem Rückweg guck ich bei unserem Mast vorbei. Mal sehen, ob Patrick was getan hat. Whow! Das Teil liegt fix und fertig vorbereitet da! Da können wirDie Männer kochen - Alfred und Scratchy sind fix und fertig, stehen seit Stunden sabbernd an der Tür morgen gleich von Werft Nr.2 zu Werft Nr.3 fahren, um den Mast zu stellen. Weil´s fast auf Strecke liegt sacke ich noch eine Runde O-Saft ein, wuchte alles an Bord und verkünde die Mastneuigkeiten. “Müssen wir noch die Kabeldurchführung fertig machen, Hörnchen und die Rollen für die Flagleinen anbringen”, was unser Tagesprogramm dann sehr strafft. Zuerst wird Aktion Motorraum aber beendet (neuerdings wird jetzt bei Motorfahrt die Welle zusätzlich über einen Bypass mit Wasser “geschmiert”), dann Werkzeuge in den Hackenporsche, fix rüber in die nächste Werft, den Mast vorbereiten. Dauert echt bis 16.30 Uhr. Wetzen wieder zurück, Käpt´n duscht kurz und setzt sich die Kochmütze auf. Ne, das macht er wohl erst bei Andreas, denn sie kochen da drüben, auf Horst´s Hausboot. Hier kriegen wir die älteren Herrschaften gar nicht hoch und haben auch gar nicht so grosse Töpfe ;) - Der Wind hat etwas nachgelassen. Zum Kranen und evtl. Mast stellen ideal ;) Werd mal die Klobrille aus dem Karton sammeln und in Sicherheit bringen, dann den Karton in passige Stücke zerhacken, damit wir die morgen zwischen Gurt und Boot legen können, sonst ruppt uns Rowell noch mehr von unserem neuen Antifouling runter. Dann duschen, anhübschen und der Einladung zum Abendessen folgen. Bin schon gespannt. Und vor allem hungrig!! :)

Montag, 06.07.2015
Oh ja, das Essen war lecker. Aber wie das nun hiess, wusste mein Dicker nicht mehr, obwohl er da natürlich auch Hand angelegt hat (vor allem beim Fleisch ;) Pilze waren mit dabei, Kartoffelbällchen, ... GUTE DEUTSCHE HAUSMANNSKOST! JAWOLL!! Aufgrund der ziemlich runden Bäuche war die Nacht etwas unruhig... Sind zeitig hoch, Frühstück ging schnell (waren noch satt von gestern), danach bin ich in meine 7-Meilen-Flip-Flops geschlüpft und rüber zu Patrick. Der stand schon parat beim Mast, aber der Liegeplatz vorm Kran, wo man zum Stellen anlegt, war besetzt. Patrick war auch nicht so richtig begeistert deswegen, zumal das andere Boot für 2 Tage früher avisiert war. Wir beide also rüber und mit dem Eigner gesprochen. Der braucht aber wirklich nur diesen einen Tag, morgen früh können wir hier ran. O.k., bleiben wir halt noch einen Tag bei JC. Müssen aber aufpassen, dass wir nicht eingebuddelt werden, denn das machen die mit Booten, die hier länger stehen :) ... Die technisch verantwortliche Bootsbesatzung arbeitet heut in Einschweben, einschweben, ...der Achterkajüte, ich komm irgendwie auf die Idee, die Schränke vorn auszuräumen, Klamotten auszusortieren, (Gott, wieviele Jahre manche Sachen schon auf dem Buckel haben!!! ;) Nachmittags fahren wir per Bus nach Philipsburg und machen alle Läden unsicher, in denen es Waschmaschinen gibt. 110V? 220V? Messen alle ungefähr in Frage kommenden Geräte aus und wissen eigentlich gleich: viel zu gross! Mist! Manno!

Dienstag, 14.07.2015
Seit Sonntag schaukelt die Mira wieder in der Baie de Marigot. 4m tiefes, glasklares Wasser unterm frisch bepinselten Bauch. Die Schildis scheinen das Hellgrau schick zu finden, den ganzen Tag paddeln sie in der Nähe rum. Überhaupt fühlt es sich hier draussen wie Urlaub an (nach sooo langer Werftzeit)! Es ist die letzten Tage recht windig, aber die Schaukelei hält sich in Grenzen: wir haben nämlich wieder einen Mast :) !!! Genaugenommen seit Dienstag, dem 7. Mit dem ganz frühen Kranen wurde es natürlich nichts, sind erst gegen 9.30 Uhr am Steg vor der Geminga-Werft angekommen. Patrick hatte schon diesen gehetzten Blick drauf und stürmte sofort mit seinem anscheinend taubstummen HeStrippengewirrlfer Robert an Deck, um alles für´s Stellen vorzubereiten. Antoine, der Werftchef, stand in einer der grossen Öllachen neben seinem verrosteten Kran rum und unser Mast lag mal wieder ganz entspannt da. Haben wir uns eben bemüht, so wenig wie möglich im Weg zu stehen ... Nach einer Stunde ging´s dann doch los. Antoine hatte nochmal reichlich Öl in den Kran reingeschüttet (das läuft unten aus dem Ding genau so schnell wieder heraus - muss man eben zügig arbeiten), der Mast hatte eine hübsche gelbe Schlinge um, und langsam, langsam schwebte er heran ... wie im Film, wenn die Verliebten oder so, in Zeitlupe aufeinander zulaufen ...Und super Haltungsnoten!! Der Fuss passte perfekt (besser is!) und die Männer sprangen herum, um die Wanten zu spannen, nach vorn und achtern kamen erstmal nur Leinen dran. Eine Viertelstunde später durfte er dann schon mal alleine stehen. Cool! Wir haben wieder ein richtiges Segelboot! O.k., ja, die Segel fe9.7. Schon voll schick!hlen noch ;) In den folgenden zwei Tagen hat Patrick dann die Vor- und Achterstagen geschnitzt. Die beiden neuen Rollanlagen wurden montiert - ein Traum, die Dinger! Und es gab wieder arge Diskussionen zwischen Patrick und dem Käpt´n wegen der Achterstag-Antenne. Speziell wegen der Höhe des unteren Isolators. Am Ende hat er uns das Rigg fertig hingestellt, gespannt (ohne Isolatoren), am nächsten Tag haben wir die Vor- und Achterstagen wieder lose gedreht, den Mast mit Leinen neu abgespannt, das stb. Achterstag abgenommen und dort die Isolatoren in der, von uns gewollten Höhe angebracht. Ist ein bisschen hirnrissig, aber na ja. Logisch, dass der aus D geschickte Isolator auch noch ein kleineres Auge als bestellt hatte (die Deppen da! Und wir Deppen haben´s nicht gemerkt!), also wurden wir den10.7. Antenne basteln, Achterstag aufdröseln ... Tag mit der Antennenaktion nicht fertig. FKG darf uns mal wieder retten. Sie drehen uns eine Buchse, damit der kleinere Pin so richtig in die grösseren Löcher der Gabel passt. Ist aber erst nächste Woche fertig, weil es ist Freitag und ... Haben wir das Rigg eben wieder gespannt ... Eigentlich müssten wir schon weg vom Steg, aber unverfroren wie wir sind, bleiben wir einfach noch ´nen Tag - das Rigg ist ja noch nicht ganz fertig. Nutzen den Sonnabend, um Baum und Niederholer anzubauen und anschliessend alle Masse für die neuen Segel zu nehmen. Haben dafür von Horst ein 30m-DDR-Massband bekommen, original, im exquisiten Lederetui. Das ist schon richtig betagt. Vielleicht hätte man doch mal nachmessen sollen, ob der Meter da drauf noch 1 Meter lang ist? Das Teil hat uns aber gute Dienste geleistet und hat selbst den Absturz von ganz oben aus dem Masttop ohne Schaden überstanden. Mein Dicker hatte angenommen, da wären nur 20m drauf. 5m hatte er rausgepult und war dann bass erstaunt, als das Teil unten auf dem Steg mit Karacho aufschlug. Oups! Hab noch versucht, es zu fangen, bin dann aber lieber zur Seite gesprungen ... Nix passiert ;) Am Abend war dann ganz dringend mal wied11.7.Ganz schön lang, das Massband. . ist grad im Ankerkasten verschwundener Cadisco angesagt (Mann kriegt ja schon Sprüche zu hören) und Sonntag früh konnten wir dann endlich raus aus der Lagune. Endlich keine Mücken mehr im Boot und vor allem Wind!! :) Sogar der französische Brückenverantwortliche hat uns für voll genommen und das Eisenteil pünktlich hochgeleiert - WIR HABEN JA JETZT NEN MAST!! :) ... Unser Bügelanker hat sich gleich beim ersten Mal bis über die “Ohren” im sandigen Grund der Marigot-Bucht eingebuddelt, konnten wir also gleich loslegen mit unserem Programm: Sonntag = beliebter Bord-Chaostag. Eigentlich wollten wir nur was raussuchen aus der Backskiste, am Ende ist das Riesending komplett leergeräumt, man kann nicht mehr treten im Cockpit, ... nach “Gonzalo” stand da drin das Wasser bis hoch an den Deckel. Sand, Algen, ... Gut, zum Abend haben wir wider Erwarten doch fast 12.7. Nur das Genie beherrscht das Chaosalles drin. Gestern kamen noch mehr Teile an ihren angestammten Platz, es lichtet sich langsam. Anderes will einfach nicht mehr auftauchen (meine Klodeckelscharniere z.B., so lungern die beiden frisch Lackierten immer noch in der Achterkoje rum). Unser W-LAN-Teil ist gestern im wahrsten Sinne des Wortes abgeraucht, der Verräter. Gerade jetzt, wo wir immerzu mit den kleinen Chinesen wegen der neuen Segel mailen müssen ... Die Leinen sind alle da, wo sie hingehören. Dyneema. Tolles Zeug. Hängt an den Enden nur recht schnell das Innenleben raus. Würde man einen Leinenschneider sein Eigen nennen - o.k., dauert bei uns ein bisschen länger, hält aber genauso gut, wenn nicht besser :) ... Heute sind wir nach Holland rüber gedüst, zu FKG, mal schauen, wie´s unserer Buchse geht. Geht noch gar nicht, war der Drehbankverantwortliche noch nicht bei. Liegt aber auf s14.7. Peng, bumm, puff, zisch, ...einem Tischchen. Gleich als nächstes. Die Gabel mit Zettel dran. Schön, können wir nochmal drüber reden. Morgen dann ... Kehren wir bei Budget nebenan ein, erstehen eine neue französische Flagge (den alten Fahnenrest, schätzungsweise fünf Fäden, kann man einfach nicht mehr hochziehen - fällt vermutlich vorher auseinander), eine kleine Klampe für den Mast, ... Fischstäbchen im Supermarkt jagen, ... zurück auf´s Boot. Flagge hoch ziehen, Stralsund-Wimpel an bb, weil heut nämlich Nationalfeiertag der Franzosen ist (schallt schon ordentlich Mugge rüber aus dem Dorf). Aber der Käpt´n muss noch in die Werkstatt zu Andreas und überhaupt war er schon zwei Tage nicht zum Feierabendbier - das gibt wieder Mecker! Das Bordweib darf sich derweil am heimischen Herd wärmen ... als dann alles verputzt ist nehmen wir unsre Bäuche, greifen uns zwei Oettis und hocken uns auf die Bank im Bugkorb, mit Blick auf´s hellerleuchtete Dorf. Soll noch Feuerwerk geben (so die News aus dem Cadisco). Es beginnt etwas verspätet. Da findet mal wieder einer sein Feuerzeug nicht, oder die Streichhölzer gehen bei dem starken Wind dauernd aus. “Das war doch nich nötich, dass die wegen uns rumballern!”, sagt mein Dicker, ploppt mit seinem Oetti an meins. Wir haben nämlich auch ein Jubiläum heute. Sind 2008 am 14.7. in Deutschland losgesegelt. “Auf die nächsten sieben?” ;)

 

Freitag, 17.07.2015
Was ist eigentlich ein Foamluff? Oder wer ist Cunningham? Und Clew? Schon mal was von Tell Tale Windows gehört? Oder Leech, Luff und Foot? Braucht man ein Bluewater Finis...noch `n paar Falten rausbügelnhing? Wozu? Und was genau ist das eigentlich? ... Wir bestellen Segel. Man hätte jetzt die ganz einfache Variante wählen können, nämlich einen Segelmacher hier vor Ort. Der wäre an Bord gekommen, hätt alle Masse genommen die er braucht (weiss der ja auswendig, macht er schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten), hätt sich an sein Telefon gehockt und alles nach Südafrika z.B. durchgegeben, woraufhin die fleissigen Südafrikaner sich flugs an die Nähmaschinen gesetzt, Tag und Nacht durchgearbeitet und nach ca. 4 Wochen alles in Segelsäcke verpackt auf einen Dampfer nach Sint Maarten geworfen hätten. 2 Wochen später würde jemand dem Segelmacher alles brav in den riesigen Briefkasten stopfen und am nächsten Tag hätten wir den Segelmacher nebst wunderbar neuen, passenden Segeln wieder an Bord. Söllte doch irgendwas nicht so passig sein, darum müsste sich natürlich der Segelmacher kümmern. Wählt man diese, für den Kunden viel bequemere (aber weitaus teurere) Variante, hat man am Ende ganz sicher gute, passende Segel. Wir haben uns für Variante b), b wie billiger, entschieden. Heisst, erstmal “rumhorchen”, wo ein guter, seriöser Anbieter ist, ... China? Die sind dort hoffentlich des Englisch mächtig? Sind sie. Gott sei Dank, mit Chinesisch sind wir schlichtweg überfordert.   Kontakt aufnehmen, alles ausmessen (spannende Angelegenheit: Mass I, Mass P, Mass GA, GE, FA, FE, Fmax, T, A, R, B, ... WHO IS WHO? ;) Alles in die Massblätter der Firma reintickern, per e-mail einmal halb um den Erdball schicken, auf Antwort warten. Chinese Michael nimmt sich unserer an und schickt gleich mal ´nen Kostenvoranschlag. Sieht eindeutig netter aus als die, der vor Ort ansässigen Firmen. Natürlich wird man diverse Male hin und her mailen, um alle Unklarheiten aus dem Weg zu räumen (wollen ja schon passende gute Segel haben), aber das nehmen wir in Kauf - haben bis jetzt jede Menge Kohle in den Mira-Wiederaufbau gesteckt, am Ende soll auch noch ein bisschen für uns übrig bleiben ... Heute Nacht kam die letzte Änderungsbestätigung für die Fock zurück, haben wir uns frühs gleich nach diesen Abmessungen eine imaginäre Fock aus Leine gebastelt um zu sehen, ob das jetzt passt. Sieht prima aus! Lassen wir so. Bestätigungsmail an Michael. Entdecken nebenbei, dass bei der Genua eins der bereits abgesegneten Masse verändert wurde - auch darauf noch hinweisen, alles absenden ... Dann steht heut noch das Anbringen des Gabelterminals am Achterstag auf dem Zettel. Die Buchsen sind nämlich fertig. Dem Preis nach müssen sie aus Titan sein ... Projekt wird vertagt. Zuviel Welle heute, da muss man nicht unbedingt die Stagen vom Rigg lösen. Versucht der Käpt´n eben etwas vom Chaos um den Navi-Tisch zu beseitigen. Nein, jetzt klappt er den Rechner wieder auf ... jetzt stöbert er in der Tasche mit den “alten” Mastteilen ... gerade nimmt er die Segel-Massblätter zur Hand ... Ich werd mich mal wieder ins Büro hocken - die roten Zahlen aufschreiben... Fast vergessen: Ganz lieben Dank an Silke, die sich kümmert und für uns die Anzahlung der Segel auf den Weg schickt. :)

 

Montag, 20.07.2015
Montag=Schontag. Ne, normalerweise nicht, aber heut schon. Am Sonnabend und Sonntag war hier wieder das volle Chaos ausgebrochen. Es fing in der Achterkabine an ... Dachte, ich fall tot um, als ich ahnungslos um die Ecke schau, was mein Herzallerliebster in der, inzwischen wieder begehbaren Räumlichkeit, so treibt. Die Decke schraubt er ab! Das ist noch gar nicht so lange her, dass wir diesen Zustand hatten? “Jo, die Luke muss raus, die beiden Augen auch, die Klemme will ich tauschen und der Block von der Grossschot muss sowieso ab, ...” Ich will keine weiteren Erklärungen, mach auf dem Hacken kehrt. OCH NÖ! NICH SCHON WIEDER! Hatte gedacht, diese Dauerbaustellenzeit haben wir ENDLICH hinter uns ... Na, was soll´s - wat mut, dat mut. Bemühe mich, so wenig wie möglich “im Weg” zu sein. Regt meinen Baulöwen trotzdem auf ... Sonntagnachmittag klingelt Andreas an, er braucht René als Fahrer, er muss ein Auto vom anderen Inselende abholen. Bin ich froh, dass ich ihn mal los bin ;) Abends, nach Cadisco-Schluss kommt er zurück und hält mir den rechten Mittelfinger entgegen. Bin erst irritiert, höre dann ein klägliches “Aua!” Hat er sich den Finger in der Autotür eingeklemmt. Selber zugeschlagen!  ;) Nu ist der schon beachtlich dicker und farbiger geworden. Zur Nacht gibt´s Salbe und ein Trostpflaster drauf ... Und heute gibt´s keine Baustelle, er darf den Finger in abgekochtem Wasser mit Jod baden und nebenbei Käpt´n Blaubär hören (hatten wir schon ewig nicht mehr ;). Ich mach nebenbei Büro, entwerfe und drucke neue Flyer in Sachen zu verkaufenden Spi-Baum, ... danach gibt´s ne neue Frisur auf der Badeplattform, icSchöner wohnen :)h bastel uns was zu essen und wir verschwinden früh in der Kiste. Mit nicht mehr ganz so dickem Finger.

Freitag, 24.07.2015
“Bist du heute im Salon?” Schon die Frage lässt mich zusammenzucken. Harmlos guckt er. Als könnte er kein Wässerchen trüben. Vielleicht tue ich ihm Unrecht? ... “Nein. Ich kann heut im Cockpit arbeiten.” Zack, zack, springt er auf, fängt an, alle Polster in die “inzwischen WIEDER begehbare” Achterkajüte zu tragen ... “Kannst du mal mit anfassen? Den Tisch nehmen wir zusammen mit der Bodenplatte raus, drehen das Ganze um und stellen das dann ...” Ah! Die Wassertanks sind heute dran. Das kann dauern! ... Aber es geht gut voran, ich bemühe mich, ihm nicht vor den Füssen zu stehen und erledige die Draussenjobs (natürlich bin ich trotzdem Schuld, wenn urplötzlich eins der Werkzeuge spurlos verschwunden ist). Der erste von den drei Tanks hat bereits seinen Tankgeber bekommen, der Deckel ist wieder eingeklebt, alles an seinem Platz. Erstaunlicherweise sieht der Tank innen blitzblank aus. Tank 2 wird schon etwas trickiger. Da haben wir etwas sandähnlichen Bodensatz, den mein Wassermann komplett mit dem bisschen Restwasser rausputzt. Geber einbauen, Deckel draufpappen, ... “Welches war jetzt die Saugleitung?” ”Öh. Weiss nich.” Draussen sackt gleich die Sonne ins Meer - Feierabend! Tank 3, den am schlechtesten zugänglichen, heben wir uns für morgen auf. Der Tisch bleibt kopfüberkopfunter stehen und Abendbrot gibt´s irgendwo dazwischen. Mann muss ja mal was neues ausprobieren :)

Sonntag, 26.07.2015
Tisch verkehrt herum hat sich doch nicht bewährt. Ist seit gestern Abend wieder am alten Platz. Alles andere auch. Polster und so. Projekt Wassertanks ist abgeschlossen. Zumindest der Teil, der direkt an den Tanks passiert. Nun braucht man dem eingebauten Geber nur noch das “Sprechen” lernen. Von “knackevoll” bis “staubtrocken”. Ne! Der spricht natürlich in Zahlen. Aber die muss man ihm auch erst beibringen. Momentan will er uns weismachen, dass in Tank 2 noch 36L sind. Hä hä! Wir wissen´s besser, haben ja reingeguckt. Wie gesagt, Mann muss ihm das noch beibringen. Heute wurde nun der Wassermacher aus seinem verordneten “Werft-Winterschlaf” gerissen, um der Trockenheit in unserem Wasserreservoir ein jähes Ende zu bereiten. Erstmal die leckere Chemie rausspülen ... und nun bastelt er Trinkwasser für uns. Hierbei kann man wirklich von “basteln” sprechen, wenn man auf das kleine Rinnsal schaut, das am Ende herausläuft :) Aber gut, dass wir das Teil haben! Mein Käpt´n hockt seit ´ner Stunde vorm Rechner und beliest sich über Membranen, im Eigentlichen und im Besonderen. Nebenbei betreut er natürlich den Wasserproduzenten. Steicht ihm liebevoll über´s Manometer und so. (Heut hat er mal Daumen und Zeigefinger der linken Hand im Verband) ... Ich hab meine Tape-Markierungen vom Deck gepult, die Einschläge vom Maststellen sind jetzt übergepönt. Alles wieder schick! Auch das Dingi. Nicht übergepönt! Sauber! Das hatte in der Werftzeit arg gelitten. Also wurde ich gestern ausgesetzt. Kilomeeeeeterlange Strippe ... irgendwann kam dann das umgedrehte Dingi, ich mit Spachtel, Putzschwamm und Chemie obendrauf. Hockt sich supergut da, wenn alles “eingeseift” ist! Bei jeder Welle, die da kam (und das waren reichlich), war Frau kurz vorm Runterglibschen ;) Der Capitano hat meinen abgelegnen Arbeitseinsatz SEHR genossen. Claro! Und die Nachbarn hatten bestimmt auch ihren Spass ;)

 

Mittwoch, 29.07.2015
Oha! Da ist der Juli auch schon wieder fast vorbei und wir schaukeln immer noch in der Baie de Marigot ... Hatte ich doch glatt gemeint, das war´s jetzt mit Baustellen - Weit gefehlt!! Ganz weit! Wir basteln fleissig weiter. Gestern z.B. kam unser “Patient” aus Neuseeland zurück. In diesem Fall unser wunderbares, noch fast neues AIS, das nach Gonzalo an kompletter Arbeitsverweigerung krankte. Haben wir es zusammen mit aktueller Insel-Presse in einen kleinen Schokoladenkarton gezwängt, fest zugeklebt damit nichts raushängt und nach erfolgreichem Ausfüllen eines Paketzettels auf französisch (ca 30 Minuten) und einer weiteren Stunde des Anstehens und Wartens, es einer sehr netten jungen Caribin mit leicht verrutschter Perücke und aufwendig, herrlich bunt lackierten Fingernägeln, vertrauensvoll in die Hände gelegt. Und, La Poste war richtig fix! Eine Woche! An seinem Geburtsort, am anderen Ende der Welt, hat man das AIS dann aufgemacht, ihm in den Bauch reingeguckt ... e-mails hin und her ... und jetzt ist es wieder zurück vom “Erholungsurlaub”. Sieht aus wie vorher, keine Narben oder Nähte und, das haben wir schon ausprobiert, es funktioniert auch wieder. Ganz so wie früher :) Die Ursache des Ganzen war das Antennenkabel, dasWindfred mit Sonnenuntergang durch beim Mastbruch heruntergekommene Teile, beschädigt wurde. Fällt einem so gar nicht auf, wann kraxelt man schon da auf dem Geräteträger rum. Bei der Gelegenheit haben wir auch alle anderen Kabel da oben kontrolliert - die Plusleitung vom Windgenerator ist auch durch. Na Klasse! Also haben wir uns mal wieder ins Dingi geworfen und sind rüber nach Holland. Da gibt´s Kabel ohne Ende. Und wo wir schon auf der Ecke sind, holen wir auch unseren Radarmast ab. Auch ein Gonzalo-Opfer. Der wohnte zwei Tage bei FKG, die haben ihn wieder richtig gerade bekommen. War  der vorher auch schon dermassen lang? ... Wir, mit dem Mast im Dingi, wie die letzten Einhörner zurück über den Teich (nicht, ohne vorher flugs in Little Jerusalem ein Shawarma einzupicken - warn lange nicht da). Wir also einhornmässig mit megadicken Bäuchen, aber trotzdem in Gleitfahrt, zurück. Auf halber Strecke erstirbt der AB. Ohne ein Wort fass ich zum Tank runter, heb ihn kurz an. Alles klar! Seitdem das Dingi unterbodenmässig wieder blitzblank ist, kurvt mein Holder ja auch voller Begeisterung mal hierhin, mal dahin. Gestern dreimal hin und her ... Vernichtender Blick von links: “Lass mich raten, du hast kein Handy mit” “Nö. Du?”, grinse ich zurück. “Bisschen Sport ist nie verkehrt! Paddel raus!”, und los geht´s. Logisch, gegen den Wind. Darf auf der Seite sitzen, auf der es weniger zu paddeln gibt und bemühe mich redlich, rechtzeitig und auf keinen Fall zu früh meinen Paddler zu tun. Kriege trotzdem dann und wann einen Rüffel. Mein Käpt´n hat gut zu tun, uns auf Kurs zu halten ... Irgendwann kommen wir beim Cadisco an, das, so ganz nebenbei, ja auch ´ne wirkliche Tankstelle ist. Natürlich sitzt die Stammkundschaft schon auf den Bänken beim allabendlichen Bier. Freudige Anfeuerungsrufe und Winken bei unserem Erscheinen. Auch Horst hat ein breites Grinsen im Gesicht. Mein Holder guckt ganz relaxed zurück - machen wir doch mit links! Vonwegen :) Er darf dann gleich mal tanken und ich geh auf die Jagd zum Simply. Irgendwie brauchen wir ja auch mal wieder was zu futtern ... Heute haben wir nun unseren Windfred eingefangen, zerlegt, dessen Mast heruntergenommen, die alten Leitungen raus- und neue Kabel reingezerrt, gleich mit dabei das neue Antennenkabel, ... das hat glatt den ganzen Tag gedauert. Nun surrt er achtern fleissig und wie gewohnt vor sich hin, Wind haben wir seit Tagen oberreichlich. Mein Capitano hat sich über den ersten, mit Pactor empfangenen Wetterbericht gefreut (funktioniert unsere gebastelte Achterstag-Antenne also ;) - und ansonsten ist Feierabend angesagt. Abendessen war mega-lecker. Füsse hoch - aus - Ende.

Montag, 03.08.2015
8 Uhr. Andreas und der Käpt´n sind unterwegs zum Insel-TÜV. Das weisse Auto braucht ihn. Nach laaanger, langer Zeit, die es meistens in der Wildnis vor der Schrauberbude in French Quarter abgestanden hat, ist es nun doch, wider Erwarten, fahrtauglich. Zum französischen TÜV wär es vermutlich nur halb so weit, aber die Holländer sollen das irgendwie entspannter angehen. Also nach Philipsburg. Dem diensthabenden TÜVler hat aber ausgerechnet heute seine treusorgende Ehefrau die geputzte Brille im letzten Moment in die Jackentasche geschoben - bemängelt er gleich mal das gerissene Glas vom Stb.-Scheinwerfer. 1x umsonst. Egal. Dann fahren sie eben shoppen ... In unserem Kühlschrank herrscht grad gähnende Leere. Was bringt Mann von der Jagd mit? Eine Flasche argentinischen Rotwein (ja, ist schon lecker) und eine Grosspackung schwarzer Pfefferkörner. Ja, brauchen wir auch. Erwartungsvoll schaue ich meinen Jäger an. Nein, mehr zaubert er nicht hervor. Okay, können wir mal bei Chefkoch.de nachschlagen, was man daraus feines machen kann ... So denn das Internet funktioniert.

Mittwoch, 05.08.2015
Unser “kleiner” Spi-Baum ist wieder an seinem alten Platz. Dafür haben wir die Schiene am Mast soweit wie möglich nach oben verschieben müssen. Passt gerade so! Nun könnten wir wieder auf dem Vordeck tanzen. Uns ist aber grad nicht nach Tanzen, wir reiben seit Tagen unsere Hörnchen aneinander. Typischer Inselkoller, würde ich mal sagen. Einer tüftelt über den Reffleinen, eine knüppert die Sonnenblenden ab und bearbeitet die Salonscheiben von aussen mit “Restorer” und “Polish”. Leider mangelt es an einem Polieraufsatz für elektrisches Gerät. Das Zeug mag Frau auch nur tropfenweise verwenden. 8USfloz (237ml!!) zu jeweils 70 oder 77 US$! Geht ja gar nicht! Wer hat das denn gekauft? Blöde Frage! ... Das Wetter ist heut traumhaft! Klasse Fernsicht, viele kleine Wolken, nicht zu viel Sonne - ideal zum Wandern! Vor ein paar Tagen hatte ich den Capitano endlich soweit becirct, dass er mit mir den Pic Paradis, den höchsten Inselberg, besteigen wollte (424m). Hat nur ganze 10 Monate gebraucht, bis ich ihn soweit hatte. Und nun sind die Hörner im Weg ... Beim Polieren schiele ich immer mal sehnsüchtig zum “Paradies” rüber (haben ja Arbeitsplätze mit Aussicht)... und poliere weiter. Abends tut mir das Handgelenk weh, aber egal - Hauptsache, die Scheiben sind wieder ansehnlich. Kleine Farbspritzer, Kratzer etc sind verschwunden, glänzt wie Hanne!

 

Donnerstag, 06.0Von Cripple Gate nach Columbier8.2015
Kaffee schlürfen, Frühsport. Ganze Weile später setzt sich was, vom Schlafen ganz zerknittertes zu mir (ohne Hörner?) “Wolltest du nicht heute auf den Berg?” Oha! Zack! Resthörnchen schnell wegstecken. “Ja,” :) Klapper, klapper (Augen) ... Leckeres Frühstück, Wanderkombi nebst Strohhut greifen, Getränk einsacken, Fotoapparat, Inselplan, Nase mit LSF 50 einkleistern, FERTICH! Das Dingi bleibt in der Royal-Marina, wir wackeln zum Busbahnhof, kommen gleich weg und jumpen bei Cripple Gate wieder raus. Ab da wird gewandert. Wir haben unseren Inselplan befragt und der meint, wenn man die Strasse von hier nach Columbier hoch geht, beginnt dort, wo diese Strasse dann endet, ein Wanderweg. Quer durch den Wald, einmal rundrum um den Nachbarberg, direkt auf den Pic Paradis. Klingt gut, wir ziehen los. Ist wirklich schön, mal aus dem voll erschlossenen städtischen in einen ländlichen Inselteil zu kommen. Hier gibt´s reichlich Muh, Mäh und Gegacker, gelb, rot, lila, blau, ... blühende Bäume, ManRauf ... (ist an dieser Stelle noch harmlos)gobäume MIT Früchten (wir Dussel haben wieder keine Tüte bei!), Blumen, kaum Autos. Alle grüssen freundlich. Anscheinend kommt hier selten ein Touri zu Fuss durch. Am Ende der Strasse ist dann wirklich Ende.  Kein Wanderpfad. Mist. Kriechen probehalber mal durch jedes Gebüsch - nix! Auch die Befragung verschiedener Bewohner bringt uns nicht weiter. Ja, da gab´s mal Wege. Früher. Aber jetzt? Nein. Alles zugewachsen. Klar, hier geht ja auch keiner mehr zu Fuss, alle kutschen in ihren Autos immer rund um die Insel. Müssen wir wieder zurück. Dann eben Plan B: eine Ortschaft weiter führt eine Strasse direkt bis zum höchsten Inselgipfel. Mein lauffreudiger Käpt´n geht vor mir. “Siehst du schon was?” “Was?” “Na, die Waden!” “Ja klar! Sind schon viel dicker!!” ... Eine Betonstrasse schlängelt sich von Rambaud bergauf. Vorbei an der Lottery Farm (voll der Touri-Bespaßungsplatz) und der Pondarosa-Ranch. Kleine ...  und runter guckenZicklein kommen an den Zaun und lassen sich die Hörnchen kraulen. Die Strasse wird immer steiler. 424m hatte ich mir kürzer vorgestellt. Klar, sind natürlich Höhenmeter. Die Sonne knallt auf uns runter (auch der Strohhut bringt da irgendwie nicht viel), dazu Null Wind. Pffff ... Ein Auto hält, der nette Mensch darin will uns mitnehmen. Aufeinander gestützt, mit letzter Kraft lehnen wir dankend ab. Wir woll´n heut wandern! Hätten wir da schon gewusst, dass es noch sooo weit ist ... Irgendwann sind wir aber doch oben! Aha. Das ist also das Paradies. Zumindest das hiesige. Mit Runtergucken ist nicht so doll, rundrum zugewachsen. Dornröschenmässig. Marigot, Terres Basses und die Simpson Bay kann man erspähen, Philipsburg nur auf Zehenspitzen, aber die NO-Inselseite beinah komplett. Die 4 monströsen Sendemasten der französischen Telecom runden den paradiesischen Eindruck ab. Schmetterlinge torkeln um uns herum. Die waren vermutlich zu lange in der Nähe der Masten. Öh, lass malBeim Abstieg schön vorsichtig! wieder absteigen ... Runterwärts haben wir keinen Bock auf die Strasse und halten nach kleinen Trampelpfaden Ausschau. Immerhin will die Karte uns ja weismachen, dass es mehrere davon gibt. Wir finden wirklich einen und schlängeln uns mehrere Stunden durch schattigen Wald und Gestrüpp, klettern vorsichtig über Kakteen, die im Weg liegen, über rostigen Stacheldraht, vorbei an dornigen Akazien, stachelbewehrten Stämmen, bleiben in dornigen Ranken hängen und müssen des öfteren grosse Stachel aus den Flip-Flops pulen. Unterwegs stellt sich mir doch die Frage, ob ein Kleid wirklich zum Wandern taugt. Plötzlich stehen wir mitten in ´ner Grossbaustelle. Der Weg ist einfach weggebaggert, unter uns liegt der französische Flughafen. Das´s ja doof! Hier bau´n sie auch alles zu! Rechts im Gebüsch finden wir aber einen “Anschlusspfad”. Der geht in eine ganz andere Richtung. Nehmen wir trotzdem. Egal wo der hinführt, ist immer richtig. Ist ja ´ne Insel :) ... Die Sonne steht schon recht tief, ... wir vor einem Zaun. Dahinter ein einzelnes Haus und Garten. Nu müssen wir hier durch latschen, geht nicht anders. Die werden schon keinen scharfen Hund haben oder gleich ein Gewehr auf uns richten. Wegen dem Hund darf ich vor gehen ... Nichts. Stille. Hier ist gerade niemand. Alles verriegelt und verrammelt. Auch das hohe Gartentor, das wir erklimmen nachdem ich mein Kleid zusammengeknotet habe (nächstes Mal doch lieber ´ne Hose). Wenigstens haben sie hier mal auf Stacheldraht verzichtet ... Noch ein Stück Natur mit dornigem Geröllweg, ... dann rechts ein Stück Land mit vorbereiteten Baugrundstücken, und PENG! sind wir wieder in der Zivilisation. Orient Bay. Mehr als voll erschlossen! Und laut. Der Inselverkehr tost an uns vorbei. Wir laufen am Strassenrand, immer mit einem Auge nach hinten, falls ein Bus nach Marigot dabei ist, Sonne satt, ... “Sag mal, da vorne ist doch auch ein Cadisco?” “Ja.” “Boah, ich brauch jetzt ein kaltes Bier! Du auch?” Was für eine Frage! Da gibt´s sogar eine Klimaanlage! Nichts wie hin! ... 21°C Raumtemperatur. Fast wie im Paradies!

Sonntag, 09.08.2015
Irgendwie mögen sich Andreas und mein Käpt´n nicht mehr trennen. Gestern haben sie den ganzen Tag, heute bis Mittag unterm Auto gelegen oder auf dem Motorblock gehockt und vor sich hin geschraubt. Danach verabreden sie sich gleich zum zweiten “Koch-Duell” an Horst´s 5-flammigen Gasherd (gibt auch das ein und andere eiskalte gerstehaltige Getränk dabei - wird ja schliesslich warm in so´ner Küche!) Ich find´s super! Ich brauch mal nicht kochen! Jackie regiert eigentlich lieber allein in ihrer Küche, aber da muss sie jetzt durch. Das Chaos, das die beiden verursachen, hält sich auch wirklich in Grenzen. Abends versammeln wir uns alleWir und Marina! Ganz toll! zwecks Verkostung. Die beiden Männer sind schon recht fröhlich, was natürlich vom Kochen kommt! Und echt, das schmeckt wieder SOWAS VON LECKER!!! Wir Frauen sind ganz hin und weg :)

Montag, 24.08.2015
Danny kommt heute vorbei. Früh, so ab 7 Uhr. Seinetwegen haben wir uns in die “Marina Royal” verkrümelt. Und das schon am 19.! Nicht weil wir Angst hatten, dass Danny plötzlich zu früh hier ist. Nö. Die Anzahl der sicheren Liegeplätze und Moorings ist einfach begrenzt. War gerade noch rechtzeitig, die Plätze waren abends alle schon komplett vergeben! - Als Marinabewohner hat man´s auch nicht leicht. Heiss ist es hier und das Wasser stinkt meist wie in ´ner Güllegrube. Royal halt. Der Preis ist auch royal - aber was tut man nicht alles. Für Danny. Der ist nämlich der Erste, ein Frühchen sozusagen. Und berühmt! Im “Spiegel” ist ein Artikel über ihn erschienen. Mit Foto. So von oben herab. Das Foto. Als Vorhersage taugt der Artikel aber nicht. Danach trifft er die Inseln Martinique UND Anguilla. Dazu müsste er gewaltige Haken schlagen. Hätte der Verfasser vielleicht einfach mal auf `ne Landkarte schauen sollen. Haben wir uns dann also doch lieber an die Prognosen der Leute gehalten, die was davon verstehen. Das National Hurricane Center zum Beispiel. Der kleine Danny hatte unterwegs noch mal richtig auf dicke Hose gemacht und sich ernsthaft zum Hurricane Stufe 3 aufgewirbelt. Da bricht einem hier in der duftigen Box noch mehr der Schweiss aus, wenn man früh´s auf die NOAA-Karte guckt. Er hat es sich dann aber doch anders überlegt und kommt jetzt als Tropical Depression. Reicht ja vollkommen! Er geht auch lieber runter nach Guadaloupe. Noch besser! Wir liegen hier dermassen gut geschützt, dass wir selbst von dem “Restwind” wenig abkriegen. Das bisschen Regen ist auch nicht schlimm. SchwJetzt kommt auch noch ERIKA!ein gehabt ;)

Dienstag, 25.08.2015
Nun könnte man glatt denken, ja, der Danny, der war nun da, jetzt gehen die mit dem Kahn gleich wieder raus aus der Stinke-Marina und mit dem ersten Brückenzug zurück in die Marigot Baie, wegen teuer und überhaupt. Prinzipiell gar nicht schlecht gedacht! Guckst du aber mal bei NOAA, Latest Advisory rein (wie wir heut früh, Augen noch gar nicht richtig auf) DA STEHT JETZT “ERIKA”! Gut, hinter dem Danny schlichen zwei Kreuze hinterher, wovon sich das eine schon von gelb in rot gefärbt hatte. Nun ist das Ding aber noch “dicker” geworden und heisst fortan Erika. Und natürlich wirbelt sie fröhlich Leewards. Am Donnerstag soll sie dann genau nördlich von Saint Martin, Anguilla durch ziehen. Mit 45kn, noch als Tropical Storm. Danach wird sie sich dann zum Hurricane aufrüschen. Aber ob Erika auch weiss, dass sie das erst soll, wenn sie an Saint Martin vorbei ist ...???! Jedenfalls rührt sich hier in der Lagune nicht ein einziges Boot von der Stelle, alle bleiben brav wo sie gerade sind. Mit unzähligen Leinen in alle Richtungen fest verzurrt, Bimini, Sprayhood, Segel sowieso runter, Baum gesichert, Solarpaneele und Windgeneratoren teilweise abgebaut, Dingys hoch genommen, ... Kann man nichts machen. Muss man aussitzen. Gibt`s `n Bürotag. Bei 33 bis 35°C unter Deck schwierig, einen klaren Gedanken zu fassen. Mal kuscheln? Kuscheln?! Kuscheln! In der Pantry hat´s nur 30°C ;)

 

Freitag, 28.08.2015
Erika ist durch. Ist mit ihrem breiten “Hinterteil” über die Inseln geschabt. Die Wetterkarten waren kunterbunt, reichten von weiss -harmlos- bis lila -oha!!- über die ganze verfügbare Palette. Glücklicherweise querte sie weiter südlich, über Guadeloupe. Also Glück für uns. Da unten sieht´s (lt. News) nicht ganz so gut aus. Auf Dominica gab´s 35 Tote und ca. 30 Leute werden noch vermisst. Schlammlawine. Heftig! Hier auf der Insel ist nicht viel passiert (besser is das). In der königlich miefigen Marina lagen wir wie in Abrahams Schoß. Lediglich “verirrte” Windböen haben die Boote unserer Reihe mal ein bisschen auf die Seite gelegt - ein paar hundert Meter vor uns sah das allerdings schon anders aus! Sind aber alle bis auf “Gandalf”, ein dickes Stahlschiff, am Platz geblieben. Der hat sich mitsamt Ankergeschirr oder an was auch immer er hängt, direkt zum Cadisco “verlegt”. Hat der Skipper es jetzt nicht mehr so weit zum Feierabendbier. - Wir sind gestern durch Marigot gestiefelt. An Bord wird man ja rammdösig. Die Stadt, ausgestorbener denn je. An der “Fort-Louis-Marina” vorbei, linksschwenk auf die Mole. Da hat´s mächtig gepfiffen, die Böen trieben die Gischt in Wolken raus auf die See. Die Marina fast leer, die paar Boote da drin schwankDHL Segel-Fahrplanten und schaukelten wie wild. Nö, denn doch lieber Gestank. ... Die Wetterkarte sieht heute endlich mal wieder gut aus, nichts im Anmarsch. Da hüpf ich doch mal ins Office und tu unsere Abfahrt für morgen kund. Fix was einkaufen und dann ranklotzen, gibt ´ne Menge zu tun ...

Mittwoch, 02.09.2015
Die Spannung steigt. Heute müssten sie ankommen. Nein, kein Besuch. Unsere neuen Segel! :) Seit Tagen verfolgen wir ihren Weg von Hong Kong über Cincinnati USA nach Sint Maarten. DHL-China-Tracking machts möglich. Unterwegs werden aus den “2 Pieces” zweimal “1 Piece” ... grosse Fragezeichen über unseren Köpfen ... dann sind es wieder “2 Pieces”. Aufatmen ... Gleich früh klingelt das Handy und ein netter DHLer tut mir kund, dass ich meine Pakete abholen kann. Wie? Abholen? Bringen Sie die denn nicht? Aber ich habe doch gar kein Auto, (ich lege ein... und jetzt die Genua! bisschen Verzweiflung in meine Stimme). Am Ende hab ich ihn soweit, muss aber versprechen, dass jemand vor Ort ist, der beim Ausladen hilft. Die Pakete sind schliesslich schwer! CLARO! ;) Natürlich ist mein Holder schon unterwegs (seinen Lieblings-O-Saft bunkern, mit dem er mir später das Cockpit zustellt), kann ich ihn also nicht erreichen und der arme DHLer muss die zwei Pakete leider selber aus seinem Auto wuchten. Tut mir ja leid. Aber immerhin hatte er wohl so´ne Art Sackkarre dabei. - Kurz nach dem Mittag bringt mein Dicker die Pakete mit Andreas grossem Dingi an Bord. Am liebsten hätten wir sie direkt aufgefetzt, aber erstmal müssen noch die 360L Getränke irgendwo (?) im Boot verstaut werden. Können ja sonst hier nicht treten ... Kurz den Schweiss wegwischen, jetzt sind die Segel dran. Fangen mit der Fock an. Es ist heute fast windstill - also ideal! Als erstes sehen wir schon, dass der UV-Schutz auf der “falschen” Seite aufgenäht ist. Hm! Na ja. Rollen wir halt die Reffleine von der Trommel ab, in der anderen Richtung wieder drauf. Die Blöcke müssen dann noch mal versetzt werden. Wir ziehen das Segel hoch ... Blaue Streifen? Haben wir die bestellt? Ist vielleicht gerade “in” in China ... Folienfenster für die Windfäden? ... Als die Fock oben ist gucken wir in Ruhe. Sieht alles in allem sehr gut gearbeitet aus und passt. Alle Nähte (bis auf eine kleine) sind i.O. Ein kleiner Drachen grinst uns an. Der Loong-Drachen :) Echt schön! Zwei Boote weiter wird uns zugejubelt und -gewinkt. Klar, irgendwie ist man inzwischen bekannt wie´n bunter Hund und alle sehen, wie es step by step voran geht. :) Einrollen. Nächstes Segel. Die Genua. Der UV-Schutz ist auch auf der anderen Seite ... Wird schon alles ein bisschen komplizierter, das riesige Segel an der ersten Rollanlage vorbei nach oben zu zotteln. Stückchen für Stückchen. “Halt! Stop! Stück zurück!” ... “Weiter!” ... Aha. Auch blaue Streifen ... auch zwei Folienfenster ... Mittendrin, das Segel noch auf Halbacht, kommt Wind auf. Passt prima! Die Mira nicht faul, nimmt schon mal Fahrt auf. Die nächsten Ankerplatznachbarn gucken schon ganz hektisch rüber - nu´ aber fix! ... Am Ende wird´s bisschen krampfig und laut. Und leider ist überhaupt keine Zeit, um in Ruhe zu gucken, müssen sehen, dass wir das Segel einfangen. Schade. ABER, immerhin sind die beiden Segel schon mal oben. Sieht suuuuper aus! ... Das Gross lassen wir uns lieber für morgen :)

Donnerstag, 03.09.2015
Gleich nach ´m FrühLattengross - ganz frisch hochgezotteltstück lässt sich der Käpt´n in den Mast hoch leiern (cool! Hat er extra viel gegessen). Ne, er klettert natürlich die Stufen hoch, ich hol nur die Sicherungsleine dicht. Fünf Bändsel müssen abgeknüppert werden. Mit denen hatten wir die Rollanlage im Mast ruhiggestellt, sonst hätte uns deren Klappern und Schlagen in der Zwischenzeit bereits in den sicheren Wahnsinn getrieben. Von oben wieder zurück, soll dann das Segel mittels Schäkel befestigt ... pling, plang, plong, ... platsch! Weg isser. Doof! Von der Sorte haben wir natürlich nur den einen. Schnorchelbrillen auf, suchen ... Man gut, dass das Wasser hier so schön klar ist. Irgendwann blinkert uns der Schäkel im Sonnenlicht an ... Duschen. Dann weiter mit dem Grosssegel. Ich sichere mir gleich den Platz an der Winch. “Mach du mal den Einfädler.” Das wird garantiert viel entspannter! Ich kurbel, Käpt´n fädelt los. Klappt alles super. Unser neues Segel hat 4 vertikale Latten (sind wir ja auch gespannt wie das steht und ob wir das alles in den Mast rein kriegen - haben wieder die Rentnerversion Rollgross ;) Ruf ich ihm also jedes Mal “Latte” zu, wenn die dazugehörige Tasche in seine Reichweite kommt. Und natürlich kriegt er auch ´ne Latte von mir. Gereicht. Nr.1 zuerst (warum sie die durchnummeriert haben - sind eh alle gleich lang) ... Blaue Streifen auf dem Segel. Klar ... An´s untere Segelende kommt ein Softschäkel dran - böses Gefummel ... Fertig! Der Wind ist heute gnädig und lässt uns genügend Zeit zum Begucken. Voll schick und super gearbeitet! Hat auch ´ne ganz andere Form als unser altes Segel ... Dann die Stunde der Wahrheit: passt es auch in den Mast? Kurbel, kurbel, ... Latte 1 verschwindet, Latte 2 auch, ... am Ende guckt noch das Stückchen UV-Schutz und der kleine Loong-Drachen raus. Supi! JETZT WOLLEN WIR NATÜRLICH AUSPROBIEREN!!! :) :) Am besten gleich morgen? ... Der Wetterbericht kündet von zu wenig Wind. Hm! Aber Sonntag sieht gut aus. Da könnten wir noch eine Nacht vor Tintamarre ankern, bisschen auf der Insel rumströpen - ist ja echt wie Urlaub! Noch ein Blick auf die NHC-Site (da ist ja neuerdings immer “was los”). Hurricane “Fred” ist nordwestlich der Kapverden “nur noch” als Tropical Storm unterwegs, der kommt uns nicht zu nahe. Aber dann ist da noch ein Tropical StorJetzt nicht auch noch Wasserhosen!m. “Grace”. Die müssen wir im Auge behalten! Sind aber noch ein paar Tage Luft.

Freitag, 04.09.2015
Der Wind dödelt rum, dreht in alle Richtungen. Ständig ´ne neue Aussicht. Vormittags entdecken wir einen dunkelgrauen Wolkenrüssel über Terres Basses ... Whow, wenn der weiter runter kommt, gibt das ´ne fette Wasserhose! Er wabert da eine Weile rum, löst sich dann aber ganz langsam in Wohlgefallen auf. - Wir versetzen die Blöcke der Reffleinen vorn beim Bugkorb. Zwischendurch flüchten wir unters Bimini weil es wie aus Eimern schüttet. Der Käpt´n grummelt vor sich hin, vonwegen Sch...wetter und so. Ich schieb ihn zur Badeplattform. “Komm, lass uns solange schnorcheln.” Witzig, unter Wasser kann man die Regentropfen hören. Ein kleiner Stachelrochen, ´ne Schildi, die üblichen kleinen Fischchen sind da ... wir finden einen, vor zwei Tagen versenkten Inbus wieder :)... Der Regen hört auf, mein fleissiger Käpt´n macht sich wieder ans Werk. Da, gleich neben dem Mira-Bauch eine “Traube” Kalmare. 12 Stück. Gar nicht so klein, recht dunkel gefärbt mit winzigen hellen Pünktchen, grossen Augen und ganz langen “Nasen” schweben sie vor mir. Kommen mal dichter, schwimmen etwas zurück, dann wieder zu mir. Kriegt der Capitano oben natürlich mit und will gleich mitsamt der Harpune wieder ins Wasser kommen. Kann ihn gerade noch davon abhalten. “Ich weiss, dass die gut schmecken! Aber guck doch mal wie hübsch sie sind. Ausserdem haben wir für heute Schnitzel.”

 

Sonntag, 06.09.20Wende! Tack!  ... Am Horizont St. Barth15
“Am Sonntag will mein Süsser mit mir segeln geh´n, sofern die Winde weh´n, das wäre wunderschön! ...” Kaum die Augen auf, spukt mir diese Schnulze von 1929 im Kopf rum. Gleich mal rausgucken ... Ja, heute hat´s endlich mal ernstzunehmenden Wind aus einer steten Richtung. Nämlich 3-4 Bft. aus OSO. Wenn man denn nach fast einem ganzen Jahr mal wieder Segel rausleiert, dann reicht das schon aus ;) Also flugs den Süssen wach küssen, ihm den Frühstückskaffeepott in die Hand drücken, Dingi verstauen, ins Wasser springen und danach gehen wir ankerauf. Marigot und die 7 Berge dahinter werden immer kleiner. Als erstes darf das Grossegel raus. Sind wir ja total gespannt, weil es ganz anders geschnitten ist als unser altes und ausserdem noch Latten hat. Der Wind kommt fast achterlich und unser Segel steht wie ´ne Eins. Klasse! “Motor aus!” So rauschen wir um Pointe de Bluff herum. Kursänderung, die Genua kann mit raus. JetztTack!  ... Philipsburg voraus rauschen wir noch schöner - haben beide ein breites Grinsen im Gesicht. Nebenbei gibt´s Frühstück, als vorbeifahrende Landschaft präsentiert sich Terres Basses dazu, der Inselzipfel auf dem die Reichen und Schönen wohnen ... Kurswechsel. Halber Wind ... Kurswechsel. Hart am Wind. Wir kreuzen. Genua rein, Fock raus. Läuft super. Wende! Tack! Cupecoy, MaGeil! :)ho, der Flughafen, Simpson Bay, Cole Bay, Philipsburg, ... kreuzen, kreuzen. “Wieso schmeisst das Gross mit mal so´ne Falten?” “Keine Ahnung. Die Fock auch.” Was ist da los? Oh, Käse! Die Fallen rutschen durch die Klemmen! Beide Segel “hängen” an einer 8er Dyneema Leine. Die Genua hat das Problem nicht, da haben wir eine 10er genommen. Das müssen wir umbauen. Entweder auf 10er wechseln oder die beiden 8er ins Cockpit führen und durch die Klemme dort ein weiteres Mal sichern. Müssten zwei neue Durchführungen geflext, gebohrt werden und anschliessend haben wir die Fallen in ihrer ganzen Länge immer dort rumliegen ... (Frau hatte schon gedacht, wir hätten alles fertig). Hilft aber nichts, das muss geändert werden. Wir ziehen die beiden Fallen noch mal richtig an, so geht das erstmal. Die Logge zeigt 7,7kn. Die Mira rennt. Gut sieht sie aus. Wie neu ... Wende! Tack! ... So arbeiten wir uns um die Insel rum. Am Ende gibt´s wieder halben Wind = Belobigung :) Das Grinsen steht uns immer noch im Gesicht ... Die Sonne sackt langsam runter zum Horizont, wir rauschen Tintamarre entgegen, der kleinen unbewohnten Insel im NO Saint Martins/Sint Maartens. Rechtzeitig vorm Dunkelwerden fangen wir uns dort eine Mooring und knüppern unser Dickschiff daran fest. Der Käpt´n kramt Grill und Holzkohle aus der Backskiste. Für Grillen am Strand ist´s leider zu spät, also entfacht er das Feuerchen “auf der Badeplattform” und wirft einen kleinen Fleischbatzen für sich und Würstchen auf den Rost. Versuchsweise auch zwei Käsespiesse, die wir seit Brasilien/Amazonien lieben (leider irgendwie die falsche Sorte aufgefädelt, die läuft schneller durch den Rost als man sie retten kann). Ich schnitze derweil Mangosalat mit Knobi und Grenzdressing. Und als die da draussen komplett das Licht ausmachen sitzen wir im Schein unserer Kokosnusslampe im Cockpit und mampfen. Segeln macht hungrig. Und wie! ...

Montag, 07.09.2015
Kurz nach sechs tapper ich ins Cockpit. Mit Kaffeepott, Lesebrille und ´nem 965 Seiten starken, alten englischen Schmöker unterm Arm. Vorsichtig, damit a), der Käpt´n nicht wach wird, b), damit das Buch nicht komplett zerfällt. Draussen herrliche Stille, die Sonne lugt grad mal durch die kleinen Bäume am Strand. Rund um´s Boot sind schon Schildis unterwegs, lassen sich ihr Seegrasfrühstück schmecken, kleine Vögel zwitschern, der Himmel knallblau... schon nett, dieses Fleckchen Erde. Genaugenommen besteht das Fleckchen aus Muschelkalk und ist grad mal 2,5km lang und 981,54m breit. Einen Berg hat´s hier (beachtenswerte 39m hoch!), eine Steilküste auf der N-, NO-Seite, zum S hin ist alles nur noch fläch. Mittendrin auf der Insel gibt´s ´ne Menge knochentrockene Sträucher, Kakteen, auch mal Palmen und Pinien, kein Wasser weit und breit. Ausser eben drumrum das Meer. Ziegen hat´s reichlich (irgendwo meckert´s immer), Leguane, Krabben, Landschildis. Wohnen tut hier ansonsten niemand. Jedenfalls im Augenblick nicht. Das war aber schon mal ganz anders. Irgendwann hatten die Engländer nämlich dieses Inselchen okkupiert, lagen hier aber anscheinend nur gelangweilt in der Sonne. Nach 40 Jahren des Rumlungerns hatten sie die Backen dick und haben das Eiland den Franzosen angedreht. Die Franzosen nicht faul, fingen an, hier heftigst Landwirtschaft zu betreiben. Bis zu 150 Leute sollen derzeit hier gelebt haben! Wenn man die Insel so beguckt, das kann man sich kaum vorstellen. Egal, hat irgendwie funktioniert bis Anfang des 19.Jh. die Holländer kamen und um das Stück Muschelkalk herumzuschleichen begannen. Das war die Familie van Romondt (denen gehört hier auf der Ecke ´ne ganze Menge!). So nach und nach haben sie die Franzmänner von der Insel geschickt und am Ende flatterte ihre Fahne dort im Wind. Ein Spross der Familie namens Diederik Christian machte da richtig auf dicken Max, genauer gesagt er mimte den Inselkönig. Echt! Im 1648 unterschriebenen Teilungsvertrag für Saint Martin haben die Dussels glatt vergessen, Tintamarre mit aufzuschreiben, ergo hat der Inselkönig sie als holländischen Besitz beansprucht, holländisches Geld eingeführt und auf Viehzucht gemacht. 70 Rinder, 540 Schafe, da war die Insel schon ziemlich voll. Um den Tintamarre-Käse und die Butter haben sich die Leute auf allen Westindischen Inseln gerissen. Auch um die feine Baumwolle von hier. Na, hat der König sicher nicht selber hergestellt. Der Typ soll ´ne Menge Post bekommen haben von heiratswilligen Damen aus Europa, die gern Inselkönigin gewesen wären. Von denen hat er aber keine gewollt, hat sich lieber mit den caribischen Schönheiten vergnügt (was man auch wieder verstehen kann ;) ... bis eben 1931. Da war´s dem König auf seinem Stück Muschelkalk dann wohl doch zu langweilig, oder seine Mädels wollten bisschen mehr Luxus oder so, jedenfalls hat er sein Reich an einen Franzosen verhökert. Die Mädels und all die ganzen Viecher konnte der Diederik ruhig mitnehmen, der Neue hatte ganz andere Pläne: eine Flugbasis! Dazu baute er eigens eine 500m lange Start- und Landebahn und das lief auch alles ganz prächtig. Sogar Flugboote (z.B. Sikorsky S-41) konnten in der Lagune landen und hatten einen sicheren Bisschen schwer zum MitnehmenHafen ... bis zum 1.9.1950, da kam nämlich mal der Baker vorbei. Ein Hurrikan der Stufe 2, der alles platt gemacht hat. Was der Baker nicht geschafft hat haben weitere Hurrikans in den Folgejahren geschreddert ... Heutzutage ist hier Naturschutz angesagt. Gut so. Es gibt Wanderwege auf der Insel und man kann kreuz und quer umher ströpen, den Rest der Landebahn entdecken und alte Sternmotoren, die weiträumig verteilt sind, Flugzeugteile, die verlassenen Bauernhöfe von 1902, halbierte Seeminen, die als Viehtränke dienen, alte rostige Maschinen mit Riemenantrieb, um die man herum geht und sich fragWas ist das denn?t, wozu das mal genutzt wurde, ...

Dienstag, 08.09.2015
Da die gestrige Inselerforschung relativ kurz ausfiel (mordsmässige Hitze, zerfallende Flip-Flop´s), machen wir uns heut schon gegen 10 Uhr auf den Weg. EIGENTLICH wollten wir schon zurück nach Marigot segeln. Gleich ganz früh. Aber nur eigentlich. Mein Käpt´n will auch nur schnell noch zu den Bauernhöfen, will mir auf dem Weg dahin die Sternmotoren zeigen und das Flugzeugwrack. Dauert überhaupt nicht lange, deswegen lassen wir auch die “schwere” Wasserflasche im Schatten beim Dingi und ströpen mal los. Schmale Ziegenpfade, kratzige kleine Büsche wohiBrunnen und Minen-Viehtränke am alten Bauernhofn man tritt (wenigstens haben die keine Dornen). Die Sternmotoren werden genauestens untersucht. Leider kein Typenschild mehr dran. Die Motoren sind vom Zahn der Zeit, von der aggressiven Salzluft gut zerfressen. Ich bewundere alles ausgiebig, dann können wir weiter. Zu den alten Höfen, den alten grossen Maschinen. Alles begucken, anfassen. Irgendwelche grossen Stahlkessel mit ´ner Menge Röhren drin. Was macht man damit? Schnaps brennen? Ist dat vielleicht ´n Dampfmaschin? Auch bei aller anderen Maschinerie schwebt ein dickes Fragezeichen über unseren Köpfen. Irgendwo in der Nähe meckert eine Ziege. Wir pirschen uns an ... Steckt doch tatsächlich eine mit ihren Hörnern im Zaun fest. Bestimmt stanEr trägt mal wieder Tarnfarbed was ganz leckeres auf der anderen Seite. Sie kommt nicht mehr vor noch zurück. Mein Capitano befreit sie. Der Gedanke an die Bordpfanne kommt ihm zu spät (war das Frühstück wohl zu üppig ;) ... Über die alte Landebahn geht´s weiter an die Südküste, wir laufen über abgestorbene Korallen und Fels bis zum östlichsten Inselzipfel. Steilküste. Kein Baum, nix Schatten, Sonne satt, Kakteen, pieksige Büsche, ... Bisschen Wasser wär jetzt nicht schlecht ... Wir lugen von hier oben mal an´s andere Inselende. Ja, da sind ein paar Masten. “Am besten, wir gehen quer durch.” Mein Angetrauter ist eher für den Weg, den wir gekommen sind. Ist ja langweilig. Ich geh schon mal los, er stochert dann auch hinter mir her ... Blödes Gestrüpp! ... Wir kommen in eine Senke. Puh, da geht gar kein Wind mehr! ... IrgenVoll erledigt!  Unsere Pfadfinderfähigkeiten sind  bisschen eingerostetdwie wird´s immer heisser ... Ein kleiner Baum! Passen wir beide grad so drunter. Ein bisschen Schatten. ... Wessen Idee war es eigentlich, das Wasser beim Dingi zu lassen? ... Wir quälen uns noch ein Ende durch die Sträucher ... Das sind nicht mal Ziegenpfade hier! ... War wohl doch ´ne blöde Idee! Lass uns nach links abbiegen, den keinen Hügel rauf, da sehen wir vielleicht die Farm ... Siehst du was? Nö ... Lass trotzdem hier weiter gehen ... Ein Zaun, eine Mauer! ... Alles “cool” zugewachsen dahinter ... So langsam wird das doof ... Wir kriechen unter kleinen Bäumen und Büschen hindurch, nirgendwo lichtet es sich ... Meine Beine sind arg zerkratzt. Bloss nicht jammern! ... Der Schweiss läuft in Strömen. Klar, kein Wind in dem Dickicht! ... Versuche, meinen Mitwanderer bei Laune zu halten ... “Hör mal, das Meer rauscht. Gleich sind wir wieder am Strand” ... Dauert noch ein bisschen, aber dann stehen wir endlich auf dem “alten Weg”. Nu isses ja nicht mehr weit. Ein Haufen Knochen liegt ein paar Meter neben uns. Aha. Da waren also schon mal welche ohne Wasser unterwegs ... Dicken Schmatz auf die rotglühende Wange, weiter geht´s ... Die 2L-Wasserflasche steht noch da und ist in Nullkommanichts leer, wir düsen rüber zur Mira und lassen uns ins Wasser fallen ... Zischhhhhhhhh! ... Gegen drei machen wir uns von der Mooring los, haben noch einmal einen superschönen Segeltörn mit achterlichem Wind und fahren unseren Anker wiedermal auf dem alten Platz in der Marigot Baie ein. Urplötzlich verfällt der Käpt´n in Hektik, stürmt ins Bad, greift Hemd und Hose, streift im Lauf beides über, lässt das Dingi runter... Blick zur Uhr. Klar, die Termine rufen: Cadisco.

Brutzel, brutzel ...
Bon appétit!
Vollchaos

Sonnabend, 12.09.2015    Heut wird gelötet was das Zeug hält (die ganze Hütte ist blau) - Anschlüsse für den neuen Navi-Monitor. Der alte hat schon oft bedrohlich geflackert und, wahrscheinlich aufgrund seines hohen Alters, dann und wann mal ausgesetzt.

Montag, 14.09.2015     Treffe ich abends zufällig Uschi im Dorf. Wir schnattern ´ne ganze Weile. Sie bietet mir wieder ihre (heisse) Dusche an, ich kann aber, da wir ja auch Wasser an Bord haben, ablehnen. Sie ist schon piepig. Aber echt lieb ;) “Ich muss noch einkaufen, wir brauchen was zum Abendbrot.” Wir gehn gemeinsam in Richtung Supermarkt, Hund Foxi braucht eh noch Auslauf. Dann, unter fadenscheinigen Gründen verschwindet Uschi im Supermarkt, Foxi, Fahrrad und ich warten brav davor. Werd schon langsam nervös, weil mein Dingi-“Taxi” bald losfährt. Gefühlt ist´s schon ganz schön spät. Irgendwann kommt Uschi aber doch wieder raus. Schwer bepackt mit ´ner grossen Einkaufstüte. “Unten drin ist ein Huhn vom Grill, ganz heiss, das könnt ihr dann nachher gleich essen.Da ist auch Wein und Bier mit dabei, aber das ist leider nicht kalt.” Sagt´s und drückt mir den ganzen Sack in die Hand. Ein kompletter Einkauf mit Käse, Wurst, Kaffee, Joghurt, ... Incroyable! Uschi ist wirklich ein verrücktes Huhn! :)

Dienstag, 15.09.2015     Bürotag. Hocken beide vor den Rechnern, der Drucker läuft heiss. Von ganz früh bis zum Cadisco-Termin. ANSTRENGEND!!!

Freitag, 18.09.2015    Bauen die feste Scheibe ab wegen zwei neuen Durchführungen für das Gross- und Fockfall. Flex und Co. im Einsatz. Braucht ganze zwei Tage.

Sonntag, 27.09.2015Ein paar unserer Untermieter
“Ich geh schon mal schwimmen”, ruft´s von achtern. PLATSCH!!!!! Das Wasser spritzt hoch, das Wasser spritzt weit ... bis ins Cockpit. Weg isser, mein Dicker. Gut, das spritzt jetzt nicht so weil er inzwischen wirklich dick geworden ist. Wobei, im Laufe des Jahres hatte er sich langjährigen Inselbewohnern in Sachen Körperfülle leicht angenähert. Ist, zugegebenermassen auch nicht schwer bei all dem fetten Käse, Bier und anderen Leckereien hier. Inzwischen ist er aber fast wieder stromlinienförmig - wie gehabt :) Mit Kaffee und Sport fertig, greif ich mir Schnorchel und Maske, lass mich sacht ins Wasser gleiten, um all die “Untermieter” zu begrüssen - da unten ist Totentanz. Weit und breit keiner zu sehen. Keine Schildi, kaum Fische (nur die ganz hartgesottenen kleinen heringsartigen, die direkt unterm Mira-Bauch wohnen), keine Krabbe, keine Kalmares, geschweige denn Rochen. Ich könnte ihn würgen! Alle erschreckt, vertrieben, verscheucht! Ein Eidechsenfisch presst sich an den Boden, wartet auf Beute. Ein Kofferfisch liegt halbschräg auf der Seite, spielt tot. `Ich bin gar nicht da.` Heimlich äugt er zu mir hoch und wedelt möglichst unauffällig mit der rechten Brustflosse, damit er nicht ganz umkippt. Seesterne und -gurken liegen noch da, die können so schnell ja nicht weg. Ich drehe mehrere Runden weitläufig um die Mira. Nichts! Kann ich wieder zurück schwimmen. Die Wolke unserer kleinen Untermieter kommt mir freudig aufgeregt entgegen geschwommen. Wenn man das so betrachtet haben wir also auch “Haustiere”. Mein Ehegesponst steht im Cockpit, frisch geduscht, duftig und fragt: “Na, was schönes gesehen?” !?! ...

Zuhause hinter den sieben Bergen

Da guckt man mal für ´ne Weile nicht hier rein und schon ist fast ein halbes Jahr vorbei. Was ist heut für´n Datum? Der 21. März? 2016? Montag? Herrje! Ausgerechnet Montag ... Was in den 6 Monaten bei uns los war? Ja, die ein oder andere Nachfrage kam da schon. Dabei hatten wir gedacht, man kann mal still und heimlich die Füsse hochlegen und alle Fünfe gerade sein lassen ... Nö...

War jetzt wirklich nicht so, dass wir faul auf´m Sonnendeck gelegen, die 36 Inselstrände oder unzähligen Bars der Reihe nach durchgetestet haben. Okay, im November haben wir uns aus gegebenem Anlass mal eine kleine 7-Tages-“Kreuzfahrt” rüber nach St. Barts und Saba gegönnt (war schön!) Danach ging´s aber ganz schnell wieder zurück in die Baie de Marigot. ... Nachdem die neuen Segel im September angekommen und irgendwann auch richtig passig gemacht waren, hätten wir gleich los segeln sollen ... ABER dann war da dieses und jenes, der ganze Papierkram war noch nicht fertig, dem Käpt´n fiel noch was ein, das zu bestellen war, mir auch, von Land kamen Anfragen wegen diverser Fremdbaustellen (z.B. hat Horst endlich ein Dach auf seinen Werkstattcontainer bekommen - sogar mit Regenrinne und Tonne zum Auffangen des Wassers -, worüber er wirklich glücklich war), die Segelkumpels vom letzten Jahr trudelten langsam alle wieder hier ein, viele von ihnen mit vielen Baustellen an Bord (es hatte sich auch schon unheimlich durchgeschwiegen, dass mein Dicker in Sachen Baustellen was auf der Kirsche hat). Da unsere “Technik unter Deck” zwischenzeitlich die “Füsse stillgehalten”  und nicht gezuckt hatte, ward er fortan selten gesehen im eigenen Bordhaushalt und ich hab abends schon mal den Ausweis verlangt, wenn da im Dunkeln ein Dingy anlegte und ein Mann Einlass + Abendessen begehrte. Das ging so eine ganze Weile, bis unser Lotterschiff vermutlich auch mal die Faxen dick hatte und mit ihren eigenen Mitteln den Käpt´n zurück an Bord geholt hat: Ich glaube, es fing an mit den Toiletten. Die waren auf den Schlag beide undicht (wenn schon, denn schon!) Das war so Mitte Januar. Volles Programm mit Topf abbauen, im Cockpit zerlegen, Schläuche ab, Bad fluten, ... Ganz feine Sache! Das hat uns ein paar Tage auf Trapp gehalten. Danach kurz Ruhe ... am 31. dann Wasser in den Salonbilgen. Wo kam das her? Alles hoch nehmen, alle Möglichkeiten abchecken, alles trockenlegen ... Nichts zu sehen... Ganz nebenbei “fackelt” sich da auch noch unser grosser Sterling-Inverter ab, haucht sein gerade mal anderthalb Jahre langes Leben stinkend aus. Uns stinkt´s, wir flüchten von Bord zum Kinderfasching an Land, bevor hier noch mehr kaputt geht... Tags darauf finden wir den Bilgenflutungs-Verantwortlichen: der Grauwassertank, der unter der Stufe zur Pantry eingebaut ist. Das Plastik-Teilchen, an dem der Tankentlüftungsschlauch befestigt ist, zerbröselt uns regelrecht zwischen den Fingern ... Nach ein paar Tagen sind Teile besorgt, repariert, was repariert werden muss, der Tank selbst blitzeblank. Es folgen kleinere Umbauarbeiten im Motorraum WEIL ... am 3. 2. unsere Waschmaschine ankommt :) !!! Ein echter Kraftakt bis sie ihren vorläufigen Platz im Mira-Cockpit einnimmt. 49 kg und kein Griff zum Anfassen! Die alte hatte welche. Und war ´n bisschen leichter. Der Probelauf soll draussen sein, falls das Maschinchen vom Transport ´ne Macke hat, muss sie nicht extra wieder aus dem Motorraum hoch gewuchtet werden. Also Generator an, Wasser marsch! - Maschine läuft prima, heizt aber nicht. Warum? Der Generator spinnt: 190 Volt, 210 Volt, ... die Anzeige hüpft rauf und runter. Hat er bis dato nie gemacht?! Er hat schon ´ne Weile Öl verloren, ja. Na, dann isser jetzt fällig! Im Motorraum ist das nicht machbar, der Käpt´n baut ihn aus, buckelt ihn rüber an Land (das Teil ist bald doppelt so schwer wie die Waschmaschine!) In Andreas Werkstatt wird er zerlegt und wir ordern einen kompletten Dichtungssatz mit Impeller bei Faryman in D. Transport kostet ca. 100 Euro! (Das is nur Gummi, das wiegt doch nix? Das passt sogar in ´nen Briefumschlag?! ... denkt man so) ... Paar Tage später, Bordfrau wuselt auf dem Vordeck rum, kommt an der Ankerwinch vorbei und guckt auf die Kette (die schöne, neue, wunderbar glänzende!!! :) Frau streicht mal drüber, freut sich und guckt ... Frau guckt weiter und findet auf den 3m zwischen Ankerwinch und Kunststoffrolle, über die die Kette runter ins Wasser geht, drei Löcher an den Schweissnähten! Der Käpt´n, als er abends aus der Werkstatt vom Generator kommt, ist gar nicht zu halten vor “Begeisterung”. Wir verfassen ´ne E-Mail an die Herstellerfirma, schicken Fotos mit. Tags darauf organisieren wir uns bei Paula an der TOBY-Yard einen Liegeplatz, wo wir die Kette an Land, im Gras auslegen und komplett begucken können. Zwei volle Tage hockt Frau mit 5 Ztr. Sonne im Nacken bei der Kette und “fräst” sich da Glied für Glied durch. Wat `n Job!! Aber das kennen wir ja schon. - Schauen wir mal, wie das weiter geht ... El Capitano schraubt inzwischen im Motorraum die Heizung nebst Auspuff ab. Der war so gut durch die Wassermachergerätschaften  verdeckt, dass uns nicht aufgefallen ist, wie verrostet er ist. Bei unserm unfreiwilligen “Landfall” im Oktober 2014 ist da einiges an Salzwasser und Sand durch den Heizungsaustritt gespült worden (Stb.Seite zum Wasser). Der Rost hat Löcher in den Auspuff gefressen. Die Heizung schrauben wir auch auf - der Sand ist sogar bis dort unten, bis in die Brennkammer gelangt. Sagenhaft! Alles reinigen, zusammenbauen ... Nach 2 Tagen wird der improvisierte neue Auspuff eingebaut, die Heizung angeschlossen - läuft nicht an! Das Steuerteil hat das Sand-, Salzwasserbad anscheinend übel genommen. ... Nebenbei wird auch noch der Generator zusammen gebaut, bekommt seine neuen Dichtungen und zieht am letzten “Landliegetag” wieder an seinen Platz im Motorraum. Der erste Startversuch bringt noch nichts. Ah, kein´n Stress. Gucken wir mal morgen, wenn wir wieder draussen auf See sind  ... Ein weiterer “Pflegefall”: die Pumpe des Wassermachers. Verliert Öl. SOS-Ruf nach Trinidad zu ECH2OTec. Ja klar, das Dichtungs-Kit für 220 USD (Gott sei Dank schon inklusive Versand). Ja, das nehmen wir!!! Soll am 4.3. in Marigot sein. Fein! ... Den Generator haben wir nicht zum Laufen gekriegt! Am 4. fliegt er wieder raus, fährt über den Teich und nimmt seinen Zweitwohnsitz bei Andreas ein.  Das ist unsere letzte Amtshandlung. Wir sind platt, sowas von platt und gönnen uns 2 Tage Auszeit von dem ganzen Quatsch. Am 5.3. motoren wir stolze 8sm nach Tintamarre (und der Generator darf nicht mit!!!) Natürlich haben wir Gegenwind und es ist brechend voll vor dem Inselchen (Hochsaison eben). Am Sonntag kraxeln wir 5 Stunden über die Insel. So schön - da ist nämlich niemand! Alle sind am Beach oder paddeln hinter den armen Schildis her. Feinstes Wadentraining (mit anschliessender Vermessung). Mein Lieblingskäpt´n schmeisst abends den Grill an :) ... Montagnachmittag geht´s zurück. Unter Motor. Diesmal Null Wind. Der Anker fällt wieder vor Marigot und am Abend fängt auch schon das angesagte Wetter an, in Gestalt einer gruselig grauen, dicken  Wolkenwurst,  die sich von NNO heran wälzt. Es fängt gut an zu blasen. 6 Bft, in Böen 7. Die Welle steht direkt in die Bucht - das ist ankern auf hoher See! Nachdem einen Tag gar nichts ging, fliegt mein Dicker im Dingy am Donnerstag doch zum doofen Generator rüber. Bevor er loslegt mit Bauen, telefoniert er mit ´nem Mechaniker von Faryman,  kriegt neue gute Ratschläge und obendrauf das Werkstatthandbuch als Pdf gemailt und macht sich wieder frohen Mutes ans Werk... Das Dichtungs-Kit für den Watermaker ist natürlich noch nicht angekommen (im letzten Wassertank sind vielleicht noch 30L) ... Wie gut, dass es den  Arthur gibt! Der kommt mal eben auf Anruf  mit seiner Barkasse angetuckert, macht am Boot fest, Schlauch in die Tanks, Pumpe an und schon plätschert das Trinkwasser fröhlich - zu einem annehmbaren Preis. Wenn man bedenkt, wie lange man selbst hin- und hergurkt, um alle Tanks voll zu haben, ist das absolut o.k. ... Letzte Woche kam Uschi bei uns vorbei. Happy ohne Ende, weil nun endlich der Motor auf ihrem Bötchen wieder läuft. An dem hatte mein Dicker auch viele Stunden rumgeschraubt, bevor er von den eigenen Baustellen “übermannt” wurde. Sogar Horst war 2x mit an Bord, als der grosse Insel-Motoren-Experte, und ich, als Werkzeugreicher, Handbuchvorleser und Starter. Beendet hat das Projekt Francoise. Nun will der auch mal mitfahren, mit der Intrigue, Uschi und Voxy. Nach Tintamarre z.B. So ganz “allein” mag die Uschi dann doch nicht und also bekniet sie uns, mitzukommen. Warum nicht, und ausserdem steht hier schon seit Tagen so´n übler N-Schwell in die Bucht - nichts wie weg!! Am Freitag wirft sie alle Lebensmittelvorräte bei uns ab (??!) und sticht dann mit Fusselhund und bärtigem Francoise in See. Gut, wir hinterher. Da wir nicht unbedingt Böcke auf Kreuzen haben, sind wir am Ende schneller und bereiten schon mal Uschis Abendessen vor ... Tags darauf ist wieder Wadentraining angesagt, die Intrigue-Crew wählt die Kurz-Version (vermutlich wegen der kurzen Hundebeine. Nö, der wurde ganz sicher getragen ;) und fällt abends total erschöpft bei uns ins Cockpit. Mein Capitano steht höchstselbst am Grill :) ... Am Sonntag wirft Uschi ihre Leinen los und startet zur Inselumrundung. Wir haben ihr die Rekordzeit zwecks Überbietung mitgegeben, und bleiben noch. Zum Spätnachmittag machen Sabine und Michael ihr Boot an einer der Moorings fest und kommen kurz danach rübergeschwommen (wahrhaftig auf der Flucht vor ihrem Besuch ;) Zeit für ein, zwei kühle Bierchen haben sie, es gibt so viel zu erzählen und zu lachen. Die beiden haben auch lang am Boot gebaut und nun endlich mal URLAUB ... Aber zum Abendessen müssen sie wieder zurück. An den Herd ;) Wir essen heute mal allein ...

21. März 2016    Gestern war Frühlingsanfang in Deutschland. Wenn man das Wetter dort beguckt, ist noch nicht allzu doll. Hier hat´s 26°C, kann man gut mit leben. Die Überfahrt war heut recht fix, der Wind etwas böig, aber schön zum Segeln. Geschätzte 5 Bft. (der Windmesser zeigt nix mehr an). War nur ein bisschen nass, aber Mittwoch gibt´s ja vielleicht Regen (Deckswäsche). El Capitano ist gleich mittels Dingy an Land gedüst, zum Generator (der immerhin am Freitag schon mal angesprungen ist!!!!!! :), Andreas und vermutlich Cadisco, Borfrau klart alles auf, guckt in den Briefkasten (Mannoman! Randvoll! Da ist man mal kurz weg ... Immerhin sollen die Dichtungen für den Wassermacher morgen ankommen!!!) und stellt sich an den Herd. Ganz nebenbei hier mal ein bisschen schreiben, damit das so langsam wieder in Gang kommt. Langsam...

Mittwoch, 23.März 2016
E-Mail an Faryman, Herrn D., von gestern: "... ich benötige leider doch noch ein paar mehr Ersatzteile für den Farymann 15W. Dass mein Motor nach der Reparatur nicht mehr anspringen wollte, lag an einem "hängenden" Auslassventil und dem Einspritzzeitpunkt. Die Einspritzzeit habe ich mit Unterlegblechen aus Bierdosen "nach hinten" verschieben können. Wieder mal ein schöner Beweis dafür, wie wichtig es ist, immer ein paar Bier an Bord zu haben. Da das Auslassventil am Schaft schon etwas "angefressen" ist (deshalb auch der "Hänger"), möchte ich es gleich mit auswechseln. Bitte um Lieferung folgender Teile ..."   Antwort: "Hallo Herr Jenss, tut mir leid, das zu hören. Dennoch Auftragsbestätigung der von Ihnen benötigten Teile anbei. Bitte prüfen Sie nochmals sehr genau welche Teile tatsächlich benötigt werden, da die Frachtkosten zu den French Antilles wirklich enorm teuer sind. Mit freundlichem Gruß D ..."

23. Januar - Aussenklo
31. Januar - Bilgenflut - Probier mal, schmeckts salzig oder süss? Ne, lass mal lieber. Kommt vielleicht vom Klo?!
1.Februar - Wollte schon immer mal bis zur Schulter im Grauwassertank stecken ... Alles blitzblank jetzt
5.Februar - Probelauf Waschmaschine
19.Februar - Kettencheck - es wird nicht langweilig
20.Februar - sandbetriebene Heizung?
26.Februar - Generators Zweitwohnsitz

Da hat sich doch über die anderthalb Monate eine richtig schöne Brieffreundschaft entwickelt. Manchmal wird sogar telefoniert. Über Skype. Da wird der Herr D. schon mal mitten in einer Besprechung mit Fragen gelöchert :) ... Die Frachtkosten sind wahrhaftig enorm! Mit 110 Eurönchen sind wir dabei. Für ca 500 Gramm. Na, ist ja Ostern. Man gönnt sich sonst nichts. Der Generator hängt also mal wieder in der Warteschleife. Dafür haben es die Dichtungen für den Wassermacher bis hierher geschafft. Immerhin, 842 Kilometer von Trinidad bis Saint Martin! ... 13 Uhr UTC (9 Uhr Ortszeit) - funken mit Marlin-Micha. Der hockt auf Kuba mit Crew an Bord und hat grosses Arm-Aua (GUTE BESSERUNG!!!! :) Ab morgen wird der Funktermin vorverlegt, so kommt el Capitano denn doch noch vor Mittag an seine Baustellen (heute Wassermacher) ... Ich lege den Motorraum trocken. Da wabert ein Schluck Salzwasser rum (beim sportlichen Segeln von Tintamarre vermutlich durch die lose herumliegenden Schläuche der abgebauten Geräte hereingekommen (?), spüle anschliessend mit gefühlt 2cl Süsswasser (Wasser sparen!!) ... Dann bekommen die 8mm-Leinen ein Mäntelchen übergezogen - man sagt, es wird "gemolken" - weil es eben soo einfach nicht geht. Die Leine staucht sich zusammen, wird dadurch dicker, schon rutscht das Mäntelchen nicht mehr drüber ... K...!! ... Ist es endlich da, wo man es hin haben will, wird es vernäht, damit das nun dickere Leinchen nicht mehr durch die Klemme rutscht (ist nicht wirklich toll, wenn beim Hart-am-Wind-Kurs das Segel langsam runter kommt) ... Danach Garten. Die Basilikumpflanzen müssen umziehen. Da wohnt eine Horde kleiner Fliegen mit im Topf und wenn ich denen nicht Einhalt gebiete, übernehmen sie eines schönen Tages das Kommando an Bord. Schwupp, gehen sie mitsamt der Erde baden ;) ... Am Spätnachmittag kommt der gewünschte Regen, prasselt wunderbar auf´s Boot herunter und beseitigt Salzkruste und Werkstatt-Fussspuren meines Liebsten auf Deck. Zwischendurch mit einem Schwamm nachhelfen, patschenass zurück - das spart fast die Dusche ;) ... Bisschen schreiben, nebenbei kochen ...Gut?

Donnerstag, 24.März 2016
Und das nennt sich nun "einfacher" Takling! Man, tun mir die Finger weh! Von den Dingern gibt´s auch noch den geknüpften, den genähten und den spanischen. Aber wem sag ich das. Und garantiert verrenkt man sich bei jedem die Pfoten! Mein erster heute ist ganz gut geworden. Finde ich. So´n richtiger Erzober-Taklingfreak wird nach einem kurzen Blick darauf sicher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich die Haare büschelweise ausraufen. Na ja. Den zweiten werde ich ganz bestimmt noch mal aufdröseln. Mach ich aber morgen, ist mir heut zu zugig da oben auf dem Deckshaus. Da kommt ausserdem die ganze Frisur durcheinander (ist in Wirklichkeit gar keine)... Ich könnte auch einfach mit Takelgarn und Leine bewaffnet auf Andreas warten, der täglich früh´s bei uns anklopft und mich immer im grössten Chaos erwischt, das mir mein dicker Käpt´n vor Arbeitsantritt (Fahrt in die Werkstatt) hinterlässt. Takeln kann Andreas sicherlich, aber er ist auch immer auf der "Flucht", oder auf Genuasuche, oder beim Startklarmachen der "Aphrodite", die ihn und Cordula nebst eigens anreisendem Paten-Teenager schon die nächsten Tage gen Norden bringen wird, am Ende bis in die USA. Haben wir auch schon mal drüber sinniert ... Aber bis wir hier fertig sind, da müssen wir erstmal gucken, was dann noch möglich ist. Bis zur nächsten Hurricaneseason ist´s gar nicht mehr lange ... Heute soll die Pumpe vom Wassermacher fertig werden. Sollte sie gestern schon, aber da kam mal wieder irgendwas dazwischen. War sicher wichtig ... Ich will morgen mein Leinenummantelungsprojekt beenden (könnte mir ja Tape auf die Finger kleben, als Schutz ;) und ein bisschen Ostern "vorbereiten". Ob hier dieses Jahr wieder DAS Känguru durchhüpft? ...

Sonnabend, 26. März 2016
Käse macht Kopfschmerzen! Ganz sicher. Sassen gestern Abend ein paar Stündchen auf der Aphrodite, bei Schinken, Melone, Wein, Nüssen, ... und eben Käse. Verschiedener. Welcher von den Sorten verursacht bloss den üblen Kopf? ... Was hilft? Kühlen ... Killern. Knutschen, kuscheln ... Kaffee mit Zitrone ( hab eigens die Espresso-Maschine ausgegraben ;) ... Kopfschmerztablette ... Kuchenbacken (im österlichen Eierformat) ... kalte Dusche ... SudoKu? ... K ... 

 

Montag, 28. März 2016Osterkuchen im praktischen Wanderformat
"Heut könnt man ja mal was machen ..." kommt es von gegenüber, hinterm Rechner auf der anderen Seite der Salonsitzecke hervor. Da werd ich gleich hellhörig und unterbreite meinem unsichtbaren Gegenüber prompt ein paar unverfängliche Bewegungsangebote. Nach dem zweiten bremst er mich aus. "Friars Bay? Klar. Da wolltest du schon immer mal hin laufen." Freudiges Augenklappern meinerseits und in Nullkommanichts steh ich wanderfertig parat, mit eingekremter Nase, Unterwegsgetränk + Osterkuchen als Wegzehrung. Schnell noch meinem Käpt´n trotz lautstarken Protests die LSF30 Gesichts-, Ohrenmaske verpassen, ins Dingy jumpen und in verwegener Rauschefahrt in die Marina Royale düsen. Von da wandern wir los. An Port Galisbay vorbei, durch ein Wohngebiet, bergauf. Hinter einem provisorischen Zaun bös kläffende Hunde. Mein Capitano zuckt zusammen - ich quatsch die Viecher so zu, dass sie dann wedelnd, mit wehmütigem Blick uns hinterher schauen - ganz sicher wär´n sie gern mitgekommen. Dann geht`s bergab. Meine Güte, wer baut denn sowas! Und vor allem wie? Gefälle geschätzt ca. 50%. Bin versucht, auf allen Vieren runter zu gehen. Zerreissprobe für unsre Flip-Flops ... Unten Kühe. Cool! Fast wie auf´m Dorf. Wir wackeln weiter Richtung StAu ja! Beach-Party! rand. Da gibt´s Steine. Ne Menge davon, in allen Grössen. Nichts da mit Kuhle im Sand bauen. Entsprechend leer ist es auch. Über Stein und Stein, die Anse de Péres immer am Wasser entlang bis zu einem Nobel-Privatgrundstück. Hoch oben die fette Villa, hier unten riesige aufgeschüttete Gesteinsbrocken. Von hinterm Berg ist schon die laute Mugge der Friars Bay zu hören. "Na, hier möcht ich ja nicht wohnen müssen", grins ich meinen wanderbegeisterten Capitano an und wir machen uns an die Ersteigung der felsähnlichen Grundstücksumrandung. Allerfeinstes Wadentraining! Auf halber Strecke wird mein, gerade in die Luft guckender Dicker von einer Welle überspült - ist ja, Gott sei Dank, nicht so kalt hier ... Irgendwann kommt dann die Friars Bay in Sicht. Zu hören war sie ja schon lange. Was für ein Wooling! Auf der rechten Seite der Bucht eine Menge schwarzer badender Gestalten, vor Spass quietschende Kids, Gewusel am Strand, alle paar Meter ein Grill (das schnuppert!!) oder eine Getränkeerfassungsstelle. Auf der linken Seite eher Totentanz. Hier ruhen die Weissen auf ihren Strandliegen, andere hocken im Café. Boah, langweilig! Bleiben wir mal auf der dunklen Seite, ordern uns zwei kalte Bier (wohlverdient), hocken uns zwischen ein paar Jungs auf die grossen Steine am Rand und schauen dem Treiben zu. MageOsterkaktus an der Anse Guichardn, Milz und Co. hüpfen mit im Takt der ohrenbetäubend lauten Musik - ja, so ungefähr hatten wir uns Ostern vorgestellt ... Nach einem Blick auf die Waden wandern wir dann noch weiter. Den Strand lang, vorbei an apathisch auf Liegen röstenden Bleichgesichtern (manche kurz vor der Blasenbildung), dann bergauf, folgen einem kleinen Weg, der diese Bezeichnung sogar verdient. Ganz entspannt durch Natur pur (links Kaktus, rechts Akazie), den Weg über der Anse Guichard bis in die Happy Bay. Ja und in der Happy Bay sind sowieso alle glücklich. Sagt ja schon der Name. Schöner Sandstrand, fröhliche Leute, sogar ein bisschen miteinander vermixt, hier ein Grill, in ein zwei Ecken sogar kleine Zeltstädte und natürlich Musik. Nicht ganz so laut wie nebenan. Auf einem palmenbeschatteten Platz machen wir uns über unseren Osterkuchen her und diskutieren krümelnd, ob wir nun noch weiter gehen oder nicht (hinterm nächsten Berg liegt Gran Case). Dazu gibt´s super "Kino": eine Grossfamilie bricht ihre Zelte ab. Sieht arg nach Umzug aus, da sind sogar die pinken Plüschkissen vom Sofa Zuhause mit dabei ... Nach ´nem Blick auf die Sonnenuhr machen wir uns auf den Rückweg. An der Friars Bay gibt´s noch ein kaltes Bier auf heissem Stein. Es ist noch voller geworden und ein stimmgewaltiger DJ heizt die Stimmung an, Füsse scharren im Sand, Hüften wackeln, Tanzbeine zucken ... das geht hier gleich richtig los ... ABER mein Käpt´n schiebt mich in Richtung unseres steinigen Kletterpfades. Jaaaaa, im Dunkeln ist das nicht zu laufen. Hat er ja recht. Tanz ich eben von Steinklotz zu Steinklotz ... Wir sind dann so fix, dass wir noch ´ne schnelle Simply-Einkaufsrunde schaffen ... und der Dicke seinen Cadisco-Termin.

Dienstag, 29Tichy Don im Schrank. März 201638L Wasserverbrauch mindestens - kein Sparwunder
Der Flurschrank wird leer geräumt. Parasailor und zwei grosse Bretter wohnen in der Achterkabine und -Klo, der Rest vorn ... Käpt´n steckt im Schrank, über der Batteriebank, bastelt an den Anschlüssen des neuen Inverters, der aus der Werkstatt vom Check zurück ist. Es wird geschwitzt und herzhaft geflucht - verdrück ich mich lieber ins Dingy, das hat eh mal ´ne Wäsche nötig. Danach Flossen und Schnorchelbrille schnappen, bisschen am Mira-Bauch rum schrubben. Mittags wieder an Bord, der Inverter läuft. :) El Capitano eilt zum Bastel-Date mit Andreas - herrliche Ruhe! Dank des funktionierenden Inverters kann ich die Waschmaschine starten (ordentlich Wasser verbraten und das Schiff zuhängen), anschliessend den Wassermacher anwerfen, um neues Wasser zu basteln. Strom hat´s en masse weil gut Wind und Sonne, wir könnten glatt verkaufen. Meine Taklinge hab ich immer noch nicht fertig - Frau kommt irgendwie zu nix.

Mittwoch, 30. März 2016
Taklinge erledigt - der letzte war echt der gelungenste, Projekt Leinenummantelung abgeschlossen. Hat aber auch gedauert! Projekt Fahne liegt noch rum. Aus einer holländischen zwei französische schnitzen ... Wassermacher läuft, muss Strom verbrauchen. Funke, Instrumente, Inverter an. Die 27kn Wind waren nicht angesagt. Ja, seit OstWasser basteln - mit Verkostungersonntag “spricht” unser Windinstrument wieder mit uns!!! Von ganz allein ;) - KRG28 - Technik, die begeistertäpt´n baut heut mit frisch eingetroffenen Dichtungen/Teilen den Generator zusammen. Hoffentlich läuft der dann auch wieder. Weiss gar nicht, wie viele Wochen da schon drauf gegangen sind. - Nachmittags immer noch zuviel Strom. Da fällt mir der Mixer ein - der Backwahn schlägt zu. Fleissig surrt der RG28s. AKA Elektrik. 28 Jahre alt das Teil. Unser Hochzeitsgeschenk von der Minol-Tankstelle Werftstrasse. Das ist noch Qualität! Heutzutage fällt alles schon nach anderthalb Jahren auseinander (unsere elektrischen Zahnbürsten und Inverter als aktuellste Beispiele). - Cordula ist mein erstes Opfer, das ich mit dem Endprodukt quäle. Von wegen einfach mal so zum Schwimmen im Mira-Pool vorbei kommen - da muss man auch Kaffee trinken und den Kuchen testen.

 

Donnerstag, 31. März 2016
Umzug. Wir sindGut, das is jetzt ohne Käppchen jetzt einer mehr an Bord. Der Neue kommt von der Aphrodite, aber eigentlich aus Greifswald, ist ziemlich klein und hat ein rotes Käppchen auf (bestimmt ist ihm auf der Aphrodite immer kotzübel gewesen und sein Käppchen hat sich grün verfärbt, weil Andreas und Cordula als echte Regattafreaks immer so schnell segeln). Nun wohnt er jedenfalls bei uns. A) geht´s bei uns gemächlicher zu - wir ankern z.B. ewig auf einer Stelle - , und b), passt sein Käppchen wunderbar zur Mira-Aussengarderobe ... ER ist ein kleiner 3,5er Tohatsu-Aussenborder, der seinen neuen Platz backbord im Heckkorb anscheinend geniesst. Die Aussicht ist ja auch nicht schlecht. Gegenteiliges wäre uns, da wir achtern schlafen, sicher schon zu Ohren gekommen. Wir finden´s auch super, dass er da ist, sein Vorgänger wurde ja 2014 in Cienfuegos "umgezogen" als wir nachts, etwas geschwächt von den fünf Nächten Carnilval, an den bordeigenen Matratzen horchten. Die am folgenden Tag herbeieilenden kubanischen Kriminalisten zeigten zwar vollen Einsatz, zogen alle möglichen Register und überzogen das Mira-Heck mit einer dicken braunen Pulverschicht zwecks Spurensicherung - aber eine Meldung, dass der Kleine wieder aufgetaucht ist, haben wir bis heute nicht bekommen. Na, nun is ja der Neue da :) - Punkt 18 Uhr jumpt der Käpt´n an Bord, reisst sich die ölverschmierte Werkstattmontur vom Leib, schäumt, duscht, schäumt noch mehr und erzählt mir nebenbei, dass er den Motor vom Generator heut zum Laufen gekriegt hatte, dann das Generatorteil angebaut hat und danach nichts mehr ging ... Schnell ´n bisschen aufbrezeln, wasserfest verpacken und dann bei dem Wind über den Teich zum Lagoonis düsen. Da sitzen Cordula, Andreas und ihr Urlauberpatenkind, mampfen Burger, geniessen die Live-Musik - Prost, bright! Ihr letzter Inselabend, morgen geht´s in die BVIs. Der Alleinunterhalter ist jetzt nicht so der Hit, aber wenigstens macht er nicht so viel Lärm, man kann sich noch halbwegs unterhalten. Wo wir schon mal da sind, kann man ja auch was essen ... es ist leider enttäuschend, der Weg lohnt wirklich nicht. Die Jungs fachsimpeln, die Mädels tauschen Strickmuster (was sonst? ;) ... Noch mal alle drücken, knutschen, winken, ... im Stockdunkeln düsen wir im Slalom um die in der Lagune liegenden Boote zurück.

Freitag, 01 .April 2016
Denkste! Hier gibt´s keine “Erster-April-Story”. Für solche Kindereien haben wir gar keine Zeit. Heut erst recht nicht ... Gleich früh´s springen wir in den Bus Richtung Philipsburg. Unsere Zahnbürsten schwächeln nämlich. Käptn´s hat schon den Geist aufgegeben, nun muss er immer warten bis ich fertig bin. Das nervt ihn natürlich gewaltig! Also nach Philipsburg. Muss die Hochburg für elektrische Zahnbürsten sein. Philips-Zahnbürsten naDas leckerste Eis auf dem Eiland: ETNAtürlich. Sagt ja schon der Name. In der Stadt hat´s auch reichlich Elektronik-Geschäfte. In der Pondfill Road, der Back- und erst recht in der Frontstreet. Klappern wir alle ab, löchern die Verkäufer mit Fragen - alles was wir finden sind No-Name- oder OralB-Zahnbürsten. Nix da mit Philips! Wir wollen aber keine OralB! Sind wir zickig. Letzter Versuch, ein kleines Elektroniklädchen ´ne Treppe hoch. Ich spule meine Frage runter. Der indische Verkäufer strahlt mich an. Klar haben sie eine elektrische Zahnbürste von Philips und er wackelt los, sie aus dem Regal zu holen. Ich fasse es nicht, bin schon ganz aus dem Häuschen! Tatsächlich! ... Als wir die Verpackung sehen, sacken wir wieder ein Stück zusammen. Das ist das Modell von 2007 ca. Die hatten wir 2008, als wir D verlassen haben. Die hier kostet “nur” 130 Dollar. Und garantiert sind die Akkus schon Schrott. Der Verkäufer strahlt trotzdem ... Na ja, einen Versuch war´s wert. Immerhin haben wir die inselweit einzige Philips-Zahnbürste gefunden! Dafür haben wir uns glatt ´ne Belobigung verdient! Kein Bier! Ist ja noch nicht mal Mittag! Kaufen uns beim Chinesen zwei 500ml-Pötte Inseleis (ich nehm Rum-Rosine, danach bin ich immer fast betrunken ;) und hocken uns zwecks Vernichtung selbiger auf die Steine am Beach. Board Walk und Strand sind von Kreuzfahrttouris bevölkert, ich könnt hier ewig hocken und zugucken. Aber mein Capitano hat Sehnsucht nach dem Generator, ergo geht´s wieder heme ... Als er abends vom Cadisco kommt gibt´s gleich erstmal frohe Kunde: der Generator ist kurz vorm Feierabend angesprungen!!!!

Sonnabend. 2. April 2016
Schon wieder mal der erste Sonnabend im Monat = Flohmarkt bei TOBY. Muss Mann natürlich hin. Da ist zwar nichts los und nichts interessantes zu ergattern (seine Aussage), aber trotzdem. Gibt genügend Segler, die bei der Gelegenheit schon vormittags beim Bier hocken und da auch bleiben, manchmal bis nach Mitternacht ... Brauch ich nicht. Greif mir lieber Schnorchel, Flossen, Bürste und Spachtel und mach dem Dickschiff bisschen am Bauch rum, zur Freude unserer heringsartigen Untermieter. Die kriegen sich gar nicht wieder ein. Gegen Mittag raus aus dem Wasser (schrumpelig und aufgedunsen), steh grad unter der Dusche im Cockpit, braust mein Käpt´n daher. Mit Generator. Und Pilzen. Der Generator will wieder hier einziehen. Is ja cool! Das Hoch-, Rein- und Runterwuchten des Schwergewichts eher weniger. Da weiss ich Sachen, die besser für den Rücken sind ... Nachdem im Motorraum alles wieder an seinem Platz ist und unser Stromerzeuger sofort beim ersten Startversuch anspringt (:) springt der Mann zu den Pilzen in die Pantry und bereitet seine geheime Pilzsauce zu ... dauert ca. eine Stunde, kann theoretisch kein Pilz im Stück mehr drin sein. Ist er aber doch! ... Hocke draussen im luftigen Cockpit und stichele an unserer “neuen” Fahne rum (aus einer von Andreas ausrangierten grossen holländischen mach zwei französische) ... Und als sich drinnen alles auf so ca. 35°C aufgeheizt hat und Mann sich zum verdienten Feierabendbier an Land verholt, darf ich in die Küche und den “Rest” kochen. - Ich weiss, ich bin ein undankbares Weib!

Sonntag, 3. April 2016
Nichts spannendes heute. Wäsche (cool, dass ich das Zeug einfach in den kleinen Waschmaschinenbauch stopfen kann). El Capitano hat nachmittags Skattermin. Ich steche weiter auf die Fahne ein. Anschliessend Austausch gegen das zerfetzte Teil unter der Steuerbordsaling.

Montag, 11. April 2016
Merkt keiner, dass inzwischen wieder ´ne Woche vergangen ist ... Passiert auch nicht wirklich was zur Zeit. Letzten Montag? ... Ach, da haben wir versucht, Kabel für den neuen Inverter zu kaufen. Der braucht längere weil er unterm Navi-Tisch wohnt und nicht, wie der alte, im Flurschrank. Beim Versuch blieb es auch, weil Andreas, bei dem wir kurz nur gehalten hatten, nämlich grübelnderweise vor seinem Rechner hockte. Er hat da mal ein Problem ... Dienstag dann Kabelkauf (müssen aus Gold sein bei dem Preis)! NaKarl und Ady - glaube, den Kuchen haben sie schon halb weggeputztchmittags werf ich den Generator an, dazu den Wassermacher. Läuft brav. 1 1/2 Stunden. Dann schwächelt er, geht später aus. Hm. Kriegt kein´n Diesel? Haben aber keine Zeit für Untersuchungen, müssen durchstarten zum Kuchenessen. Selbstgebacken. Von Werner. Der hat Geburtstag und ausserdem den Posten des Alterspräsidenten übernommen. Grund genug, mal ordentlich auf den Tisch zu klopfen. Werner stellt auch gleich DEN bayrischen Radiosender auf seinem Handy ein, der 24h lang nur Volksweisen aus eben jener Gegend spielt. Wir hätten nie gedacht, dass Werner SOOOO laut Musik hört! Na, er hört auch schon bisschen schwer und ausserdem hat er Geburtstag ... “Holleradeldideldö ...” Wir beissen die Zähne zusammen und Werner freut sich ;) Gibt sogar noch lecker Pizza von um die Ecke ... Mittwoch nach Holland. Käptn´s Tauchcomputer hat ´ne neue Batterie bekommen. Is auch aus Gold. Cooles Buch in dem Laden gesehen. “Reef Creatures Identification”. 49 Dollar! Die spinnen doch! - Männer basteln, ich bastel Marmorkuchen für Ady und Karl, die wollen morgen früh los nach Kuba. Abends ist aber noch Zeit für ein Cadisco-Abschiedsbier. Wir hocken da alle recht lange und am Ende erzählt Ady von Indien. Und er erzählt und erzählt. Spannend! Wird spät ... Der Donnerstag steht dann wieder im Zeichen der elektrischen Zahnbürste. Grase alle Läden in Marigot ab, alle Pharmacias - nichts. In einem Einrichtungshaus finde ich ein Philips-Modell. Notiere mir die Nummer und abends blättern wir im allwissenden Internet. Mein Dicker will die nicht. Zu laut, schlechter Akku. Und ich war so stolz! Gut, guck ich mich jetzt eben nach einem Niem-Baum um. Mit dessen Zweigen putzen sich heut noch Millionen Menschen in Indien und Afrika die Zähne. Da braucht´s nicht mal Zahnpasta! Soll´s hier in der Karibik auch geben. Auf Haiti und in der Domrep. Saint Martin hat bestimmt auch irgendwo einen ... Neben der Zahnbürstensuche hab ich schon einige Zeit nach Bettwäsche geschielt. Unsere fällt inzwischen auseinander. Nun haben die hier aber andere Betten als wir das aus dem Hohen Norden kennen. Echt! In dem Einrichtungshaus hab ich einem Verkäufer Löcher in den Bauch gefragt, der immerhin etwas Englisch sprach. Hätt er mich die Verpackung aufmachen lassen, wär ihm das alles erspart geblieben. Immerhin war er der Meinung, da passen zwei Leute rein. Na gut. Bin ich also mit zwei Packen unterm Arm zurück auf´s Boot und hab da die Beute auseinandergenommen ... Hm. Anders eben. Spannbetttuch, zwei kleine Kissenbezüge, ein riiiiiieesiges Laken. Bunt bedruckt, soll anscheinend oben drauf liegen. Hm. Da schläft man ja unter der blanken Decke. Versteh ich nicht! Hin und her überlegt. Zurück bringen? Ne, wir brauchen neue Bettwäsche. Jetzt. “Du wolltest doch schon immer eine Nähmaschine kaufen?” Klapper, klapper ... Freitag stehen wir beim Inder und feilschen um eine Singer-Nähmaschine. Gibt er sie uns 20 Dollar billiger, nehmen wir sie mit ... Macht er, obwohl er fast weint. Der Arme. Und schon ist wieder ein bisschen mehr Gewicht an Bord. Bedienungsanleitung ist auf arabisch und französisch - genau richtig für mGeht doch nichts über so´n echtes nordeuropäisches Bett!ich blutigen Anfänger!! :) ... Am Sonnabend sitzen wir auf dem Sprung. Andreas und Cordula´s Patenkind fliegt heut nach Hause. Sie wollen ihn auf den BVI´s in den Flieger setzen, der landet auf dem Juliana-Airport Sint Maarten, von da weiter mit AirFrance nach Paris ... Sollte der “Kleine” den Anschlussflug hier verpassen, dann sammeln wir ihn ein, kriegt er ´ne Koje bei uns und zu essen findet sich auch was. Soweit die Theorie. Es wird wirklich spannend, denn schon der erste Flieger kommt zu spät auf den BVI´s an ... Hab zwischendurch Andreas am Telefon, der so gut wie nicht zu verstehen ist. Der letzte Anruf dann: er hat es trotzdem geschafft. Zwar ohne Koffer, aber das “Kind” ist unterwegs. Mal wieder ein typischer Fall von “warum kann nicht einmal was funktionieren wie es soll?!” ... Mein Dicker hat mir eine deutsche Nähmaschinenbedienanleitung ausgedruckt und nach kurzem Durchblättern fang ich an. Faden aufspulen, einfädeln, Unterfaden “ausbuddeln” ... Mann verkrümelt sich zu Andreas, der grosse ABs hin und her wuchten muss. Geht zu zweit eindeutig leichter ... Zum Sonnenuntergang ruft´s draussen “MIRA!!!” Ich hechte raus, die Marady fährt am Heck vorbei. Ady und Karl winken was das Zeug hält. Fahren sie also doch mal los ;) Wir sind ja nicht besser ... Sonntag. Wäsche, dann Wassermacher anwerfen. Nachmittags schick ich den Käpt´n zum Spielen an Land zu Andreas. Brauche Platz, will heut die Bettwäsche umändern, die alte flicken, ... Und heut, am Montag, geht´s weiter. NÄHWAHN nennt man das. Halte irgendwann zwei Bezüge für die Decken hoch und zwei extra Kopfkissenbezüge. Der Dicke hockt vorm Rechner und tut wenigstens so, als ob er das auch toll findet ... Immerhin hat er heut zwei E-mails geschrieben. Er braucht ja auch mal Pause. Abends Cadisco, Frau wärmt sich am Herd - Feierabend.

Dienstag, 12. April 2016
Immer Cayo Campos, Nueva Gerona, Jardinas de la Reina, Hanvanna...  Kartenstudium mit vollem Körpereinsatz nur vor der Nähmaschine hocken ist auch doof. Als Ausgleich lauf ich heut rüber nach Holland. Mein Dicker setzt mich aus (er freut sich über sturmfreie Bude, kann er mal ganz in Ruhe Nachrichten lesen) Nach ´nem Umweg zur Post zwecks Briefmarkenbeschaffung starte ich durch, die Rue de Hollande, Ortsausgang, flaggenumwehter Grenzstein, irgendwann rechts ab auf die Brücke und unter Beachtung der Windrichtung rüber (bei dem Verkehr ist man ansonsten vor Erreichen des anderen Endes erstickt), also heut auf der linken Seite, bis zum Flughafen, links rum und dann ist man defacto auch schon da. Kartenkauf steht auf meinem Zettel. Hier ist nämlich der inselweit beste Kartenladen. Da brauch ich ewig und René verzweifelt jedesmal. Heut kann ich mir ja Zeit lassen ;) Und nach dem Buch gucken. Eventuell ... Erstmal umkreise ich das Regal. Unauffällig. Ja, das Buch steht noch da. Ist nicht billiger geworden. Nehm´s in die Hand, dreh´s hin und her, stell´s wieder weg ... Später geh ich doch damit zur Kasse. Jammere bisschen. Von wegen teuer. Mein Mann wird mich schlagen! (Grinse die Verkäuferin an, die erschrocken guckt) Sie macht´s spontan 5 Dollar billiger. Na ja, immerhin. Wackele mit meiner Beute nach Little Jerusalem, zu Ibrahim, und warte da in Gesellschaft eines kalten Presidentes auf meinen Dicken. Der wird im Dingy von ´nem fetten Regenschauer erwischt, trocknet aber schnell beim megaleckeren Shawarma. Auf dem Rückweg kommen wir dann gerade noch so in Gleitfahrt und am Boot wartet schon Toni aus Bulgarien auf uns, der demnächst auch nach Kuba will und noch ein paar Tipps braucht. Oh, das wird ein langer Abend. Und lustig.

 

Montag, 25. April 2016
EIGENTLICH wollten wir schon weg sein. Seit Tagen. Einen fetten Strich durch die Rechnung haben wir uns selber gemacht, als wir am 14. einem verzweifelten Mathias zugesagt haben, sein Schiff zu kranen. Er hat kurzfristig einen Job bekommen und steigt am Sonnabend auf dem Dampfer auf, der gleich Richtung Spanien düst. Der früheste Krantermin, den er bekommen konnte ist dann aber erst am Dienstag. Okay, machen wir. Klar. Mathias fährt erleichtert los und uns wird im Nachhinein erstmal der Umfang der “Massnahme” bewusst. Der Mast muss ja auch runter und das Unterwasserschiff sieht aus wie ... na, wie das so aussieht, wenn man ewig in der Lagune liegt. Da bringt ein Kärcher nichts mehr, spachteln ist angesagt. Die beiden beVielleicht schon mal das Steuerrad anschrauben?reiten einen Tag lang an Bord alles vor und Dienstag früh fahren wir das Boot rüber zu TOBY. Es treibt eigentlich mehr, steuern ist fast Null, der Propeller ist dermassen zu. Wenigstens den hätte Mathias sauber schrubben können. Der Mast wird runter genommen, das Boot rausgekrant, dann Unterwasserschiff säubern, nachmittags Salinge etc. abbauen, alles zusammentüddern zum Wegstauen, nächsten Tag Baum und Spi an Deck festbinden, Dingy unters Boot wuchten, Wassertanks leeren, letzter Check, Schlüssel zu Paula. Drei tolle Tage am Ende! - Bei der Gelegenheit haben wir mal unser marodes, von “Gonzalo” bearbeitetes Ruder der Windsteuerung dem Bootsbauer in der TOBY-Werft vorgeführt. Unsere Reparatur mit Epoxy vor einem Jahr sah erstmal gut aus, inzwischen ist der Kunststoff aber dort, wo der Ruderschaft in das Material geht, mehrfach gerissen. Ggf. hat Thomas ja ´ne bessere Idee, wie und ob man das reparieren kann. Hat er aber auch nicht wirklich. Da müssen wir uns wohl ein neues schnitzen lassen. Sagt auch der Hersteller, der Herr Förthmann aus Hamburg und hat auch gleich einen Kostenvoranschlag mitgeschickt. SCHLUCK!! ... Brauchen wir eigentlich eine Windfahnensteuerung? ... Heute früh guckt der Käpt´n lange nach Wetter. Ja, Wetter gibt´s. Reichlich. Er guckt auch lange ... Seine Bastelklamotten flattern draussen duftig im Wind - hatte ich doch glatt angenommen, die Baustellen wären jetzt beendet. Ne, da soll ja noch ein Tagestank für den Generator eingebaut werden. Der steht tatsächlich schon im Cockpit rum, braucht nur noch zwei zusätzliche Leitungen ...  mein Dicker hat einen Plan! --- Ob wir jemals hier los kommen? ---

 

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