BuiltWithNOF

gen Süden

Dienstag, 09.09.2008ein Wahnsinnsteil - eine moth

Aufbruchstimmung in der “Deutschen Bucht” von Cascais. Alle sind am Werkeln und Vorbereiten für den kommenden Törn, sei es nach Madeira oder einfach weiter Richtung Süden, entlang der portugiesischen Küste. Sechs deutsche Boote liegen inzwischen hier vor  Anker. Auch bei uns ist Baustelle (ein nur allzugut bekannter/vertrauter Zustand). Der Kpt. “ringt” mit dem Radar, eigentlich schon seit ein paar Tagen. Da kommt es natürlich für diverse Tests gelegen, dass auf der “Tigger” das gleiche Gerät istalliert ist. Also fröhliches Basteln zwischen all den Einzelteilen im Cockpit. Zwischendurch kommt Norbert von der “Ische” vorbei, der - auch zu Testzwecken - ein gewisses Kabel/Stecker benötigt, dann kommt Jens von der “Tigger” mit Fragen zu dem und dem Programm, anschliessend klopfen Karl und Karin von der “Taygete” an, dann wieder Norbert und zum Schluss Jens. Gegen 15 UhrNorbert und Irene verlässt der Kpt. seine Baustelle, um zur “Tigger” zu fahren und eine nicht auffindbare Frequenz aufzuspüren. Für um 17.30 Uhr ist heute bei uns an Bord Grillabend angesagt und wir müssen dafür nochmal zum “Jumbo”-Markt rüber, Wurst etc. kaufen. Naja, ich lasse mich überraschen. Gegen 17 Uhr stehen wir dann doch vor dem riesigen Fleischregal im Supermarkt und der Kpt. stapelt die Packungen mit Wurst, Spiessen und Bauchfleisch (speziell für Norbert und Karl) in den Korb. Als dieser kurz vor der Grätsche ist erinnere ich kurz daran, dass wir heute Abend nur acht Personen sind. Also nur noch eine Packung oben drauf und im Sturmschritt zur Kasse. Dann zurückhecheln durch die Stadt (bei 27°C), Sprung in das Schlauchboot - Bordfrau begibt sich flugs in den Sicherheitsbereich ausserhalb des “Anlassers” - und ab geht es in Gleitfahrt zur “Mira” zurück. Grill an, und da kommen auch schon die Ersten: Karl und Karin Cheese!(“Taygete”) mit Melone und dem berühmten “Kimpel-Salat”. An Backbord sichten wir ein winziges knallrotes Schlauchboot, darin ein rudernder Norbert, eine wie immer lachende Irene (“Ische”) auf der Kante mit Nudelsalat und Weinkarton. Als die ersten Würste fast fertig sind kommen auch Jens und Ann Kriss (“Tigger”) mit ihren Biervorräten und Baguettebrot in ihrem “I-Ah” (Schlauchboot) angebraust. Na, dann kann es ja losgehen! Fazit des Abends/Morgens: Was geht es uns gut! Norbert kann Unmengen an Wurst und Bauchfleisch vertilgen - Hut ab! Der 5l-Karton Rotwein ist alle ...

 

Mittwoch, 10.09.2008

Aufbruch - der Erste. Noch im Schlafanzug Santa Marta - der Leuchtturm von Cascaisverabschieden wir die “Taygete”, die nach Ankerauf kurz nochmal längsseits zum Schütteln kommt. Seit beinahe vier Wochen sind wir mehr oder weniger gemeinsam gesegelt, haben oft zu einem “Schnack”, auf einen Wein oder zum Kuchenvernichten zusammen gesessen. War eine schöne Zeit. --- Also, ihr zwei, wir wünschen euch eine gute Überfahrt nach Madeira und vielleicht treffen wir uns ja mal wieder. Voneinander hören werden wir ganz bestimmt. --- Der Kpt. ist von den Strapazen des Vorabends noch etwas geschwächt und pflegt sich noch ein wenig in der Waagerechten während Bordfrau schonmal mit Aufklaren anfängt. Als alles fertig ist, ist auch der Kpt. wieder genesen. Also Landgang und nebenbei unauffällig den Müll auf ungezählte Papierkörbe verteilen. Heute Abend fahren wir noch einmal rüber zum Hotel “Baia”, um nach Post zu sehen, die Internetseite zu aktualisieren, und um das aktuelle Wetter zu bekommen. Damit können wir dann planen, wie und wann es weiter in Richtung Süden geht.                                                                                                                                                                                                                                                                                                   

 

Donnerstag, 11.09.2008Baum mit Dornen?

Die gestern Abend eingeholten Wetterberichte haben es schon angekündigt: heute und morgen jede Menge Wetter! Wind bis 45 kn, das sind 9 Bft. Ein Stück weiter raus gibt es sogar 55 kn, was satte 10 Bft sind (die braucht man nun wirklich nicht). Das erste deutsche Boot, eine schwere Stahlketsch, zog seinen Stockanker (!) schon über Grund und trieb so immer weiter auf die Mole zu. René hat vor ca. einer Stunde sein “Pferd” gesattelt, um bei der Rettungsaktion zu helfen. Inzwischen liegt das Boot wohlbehalten in der Marina, mein Kpt ist aber noch ausser Sichtweite. Stromprobleme haben wir heute mit Sicherheit nicht, der Windgenerator schwingt sich durchgehend zu Höchstleistungen auf und stopft immer fleissig rein in unsere “bedürftigen” Batterien. Eine schöne Gelegenheit, um an der Seite zu basteln, ohne die bohrenden Blicke des Kpt., der immer ein Auge auf den Stromverbrauch hat. Zugegeben, wir haben beide ein Auge drauf - was wird man geizig! Der Waschkorb grinst mich auch so scheel an, also gut, schnell alles durchknuddeln. Die Leine wird im Cockpit gespannt, da es dort etwas windgeschützt ist.Wanted! In Nullkommanichts ist alles trocken - fertig! Um 18 Uhr schleift eine holländische Yacht ihren Anker durch die Bucht. Keiner an Bord, aber Gott sei Dank ist das Boot offen. Ein Engländer, ein Deutscher und ein Holländer nehmen den Anker auf und fahren ihn neu ein. Glück gehabt! Nun noch eine Frage an den geschätzten Leser: wir waren ja gestern in Cascais rumströpen und haben mitten in der Stadt fünf von diesen merkwürdigen Bäumen entdeckt. Ich hab schon meinen “Atlas Mediterrane Pflanzen” befragt, bin aber nicht fündig geworden. Über eine Info würde ich mich freuen.

Mittwoch, 17.09.2008Cabo de Sao Vicente

9 Uhr. Irgendwie haben wir uns mit dem Aufbruch von Cascais sehr schwer getan, aber seit gestern sind wir wieder auf See, unterwegs Richtung Südküste, zur Algarve. An Backbord liegt schon das “Cabo de Sao Vicente”, der südwestlichste Zipfel Europas (wie auch an allen anderen europäischen “Zipfeln” werden hier Touristen Reisebusweise zum Staunen abgeladen). Der Leuchtturm, sein Licht ist 50 Meilen weit zu sehen, steht auf einem 60 m hohen Felsplateau und ist von einer Festungsmauer und den Überresten eines Franziskanerklosters umgeben. Hier soll Heinrich der Seefahrer gestorben sein. Da mein Kpt. noch schläft nutze ich die Zeit für einen Rückblick auf die vergangenen Tage:

 

Freitag, 12.09.200Rückweg 8

 

Viel Wind und Welle, wir bleiben noch. Irene und Norbert haben Mühe, mit ihrem “Pulpo” zum Kaffee herüber zu kommen. Tagsüber die üblichen “Bastelarbeiten”, abends trifft sich die deutsche Gemeinde bei Detlef und Thomas auf der “Via Vitae”.

 

 

Sonnabend, 13.09.200Mondfisch8

“Tonga”, Monika und Gerd brechen auf Richtung Madeira. Wieder eine Verabschiedung. Die verbleibenden “Gemeindemitglieder” unternehmen einen Ausflug zum Oceanario Lisboa. Das befindet sich auf dem Gelände der EXPO 98 (für die Weltausstellung wurde damals im Osten von Lissabon eigens ein Wohn- und Industriegebiet abgetragen). Im Oceanario kann man 25000 Meeresbewohner bestaunen, und damit soll es das grösste Aquarium Europas sein. Als Stralsunder und Kenner des dortigen Meeresmuseeums erwartet man da ja einiges und wir wurden nicht enttäuscht. Das Erste, das ich in diesem wirklich gigantisch grossen Becken entdeckt habe, war ein Mondfisch. Das hat mir glatt einen Jubelschrei entlockt! Ein echter Mondfisch - voll krass! Abends Treffen auf der “Chrisadee” bei Hans und Gudrun.

Sonntag, 14.09.2008

Verabschiedung von Norbert und Irene. Die “Ische” fährt noch eine Runde “Tigger” und “Mira” sind mit Fähnchen geschmückt und aus unserer Tröte schallt “Reise, Reise” von Rammstein. Wir müssen bis zum Anschlag aufdrehen, denn in Cascais ist mal wieder eine Blaskapelle mächtig am Lärmen. Heftiges Winken und Tröten ... Am späten Nachmittag gegenseitiges Haareschneiden auf dem Marinasteg bei “Chrisadee” mit anschliessendem “Duschtourismus” (Tigger-Mira- Crews nutzen mit “Chrisadee”-Karte die Marinaduschen). Herrlich, heiss Wasser aus Wand! Frisch gestylt treffen wir abends Jens und Thomas in der Hotellobby, die beiden sitzen schon ne Weile über ihren Laptops und stöbern bei ebay nach Teilen für Rechner und Co.

Montag, 15.09.2008lecker Puddingpfannkuchen!

Es ist voll geworden in der Bucht. Auch die “Via Vitae” und die “Chrisadee” liegen jetzt hier draussen vor Anker. Wir haben beschlos-  sen, heute brechen wir auf! Der Wind ist hervorragend und ausserdem sind wir inzwischen das Boot, das die längste Zeit hier liegt. Also los! Schnell noch ein letztes Mal an Land, ein bisschen Wasser nachbun-   kern und Pfannkuchen für die Fahrt kaufen. Zurück an Bord ist Aufklaren angesagt, René nimmt das Schlauchboot an Deck, ich bin innen am Verstauen. Plötzlich lautes Fluchen und mein Kpt. tut seinen Wunsch nach einem Pflaster, oder besser gleich der ganzen Küchenpapierrolle lautstark kund. Es ist der Fuss. Er war wieder einmal barfuss an Deck unterwegs und ist weggerutscht. Nach erstem Säubern entdecken wir einen tiefen Riss zwischen zwei Zehen, es blutet. Kurzes Überlegen - wir müssen an Land. In Cascais gibt es sogar mehrere Kliniken. Also JWir bleiben nochens von der “Tigger” heran gewunken und wir haben wieder mal Glück. Seine Frau Ann Kriss ist vom Fach und so bringt er sie, einschliesslich Binden etc., gleich mit. Die Verletzung wird bestens versorgt und ich erhalte zeitgleich die Einweisung für die weitere Behandlung. Also bleiben wir doch noch. Wollen zuerst sehen, wie der Fuss morgen aussieht. Am späten Nachmittag werden wir zum Abendessen auf die “Via Vitae” eingeladen. Und so sitzen wir dann zu sechst ein letztes Mal zusammen, haben viel Spass und von dem leckeren Essen, das Thomas gekocht hat, bleibt nicht ein Krümelchen übrig!

Dienstag, 16.09.2008

Verbandwechsel. Nach ausgiebiger Betrachtung und liebevoller (!) Versorgung der Beschluss: heute fahren wir! 13.10 Uhr gehen wir Ankerauf und leider gibt es kein Tröten und Winken von den anderen deutschen Booten - alle sind beim Landgang. Schade ... Naja, wir haben uns ja auch inzwischen ausreichend verabschiedet. Mit passendem Wind rauschen wir unter Genua und Grosssegel los. Um 14.10 Uhr müssen wir kurzfristig beidrehen, um nicht die “AIDAbella” zu “treffen”, die Lissabon verlassend, unseren Weg kreuzt. Bis 20 Uhr feinstes Segeln, dann bleiben die versprochenen 15 kn Wind von N aus und der Motor muss wieder mit ran. Die ganze Nacht über strahlt ein dicker, fetter Vollmond - ergo kein Meeresleuchten, zu hell.

Freitag, 19.09.2008

Seit zwei Tagen liegen wir in der Bucht vor Lagos. Die 130 sm - Überfahrt hatte Marion ja schon beschrieben und es sind nur zwei Dinge zu ergänzen: die absolut beeindruckende Kulisse, die sich einem bietet wenn man ab “Cabo de Sao Vicente” die Küste der Algarve entlang segelt (jawohl, der Wind war uns wohlgesonnen!). Von Wind und Wellen ausgehöhlte Felsformationen, die vor Lagos wirklich sehr bizarr sind, wechseln sich ab mit “Postkartenbadebuchten”. Weniger beeindruckend waren die Ergebnisse meiner neu entdeckten Angelleidenschaft. Beim Besuch des “Oceanario Lisboa” erinnerte ich mich beim Anblick der umherschwimmenden Thunfische sofort an das Angelgeschirr, das bis dato noch in der Backskiste schlummerte. Kaum zurück auf dem Boot wurde eine Rolle an die Reling montiert. Jens von der “Tigger” spendierte die passende Sehne im XXL-Format (er hat Angelverbot seit er einen Hai am Haken hatte) und endlich konnte ich sie einsetzen. Aufgrund mangelndes Erfolges blieb der Grill kalt. Und wie zum Hohn umkreisen uns hier am Ankerplatz riesige SchPonta de Piedadewärme von “Shit-Fischen”.                                                                                                                      Mit dem Schlauchboot haben wir uns die berühmten Felsformationen vor Lagos angesehen, die angesagteste Touristenattraktion hier. Dutzende von kleinen, herausgeputzten, ehemaligen Fischerbooten, beladen mit kamerabewaffneten Urlaubern, fahren den Küstenabschnitt entlang und vor den zahlreichen Höhlen, Grotten und Tunneln staut es sich des öfteren. Die Geschicklichkeit der einheimischen Bootsführer hat Marion mir offensichtlich nicht zugetraut, so dass sie einige (besonders verlockende!) Einfahrten abwählt. Dafür habe ich beim Stadtbummel besonders stark gehumpelt, so dass sie keine Ziele ausserhalb eines 10 km-Radius in Betracht ziehen konnte. Aber auch innerhalb der Stadtmauern gab es genug zu entdecken. Ein hübsches Städtchen, sehr für den Tourismus hergemacht - aber in der Hochsaison möchten wir uns hier nicht durchzwängen müssen. Jetzt, im Spätsommer, verläuft sich alles und man bekommt in den zahllosen Restaurants und Strassencafés auch noch einen Platz. So kann man herrlich dem bunten Treiben zusehen beim Café oder einem Glas Wein. Natürlich hat auch Lagos sein Castelo, diverse Kirchen, Palmen, eine maurische Vergangenheit, berühmte Seefahrer, Könige, ... und noch eine Besonderheit: einen Sklavenmarkt! Den ersten und grössten in Europa überhaupt. Wer jetzt Hoffnung wegen seiner umfangreichen Hausarbeit schöpft, diese Art von “Markttätigkeit” wurde hier 1836 abgeschafft. - Ein Besuch der Stadt ist sehr empfehlenswert! Der Ankerplatz davor nicht. Der sandige Grund hält zwar phantastisch, aber nachts, wenn der Wind “einschläft”, legen sich die Boote quer zur (eigentlich kleinen) Dünung und schaukeln sich dann stellenweise so sehr auf, dass im Inneren alles umher fliegt. Vorm Schlafengehen ist also immer alles seefest zu machen! Dann muss man sich irgendwie in der Koje verkeilen und sich nur noch mit den, in den Bilgen umher kullernden Dosen/Flaschen arrangieren. Oder man macht es so wie wir und besucht eine der reichlich vorhandenen Bars und verkürzt so das Elend um die Hälfte. Auch hier ein Tipp: “Shakers” - super Musik, WiFi, nette und hilfsbereite Betreiber, tolle Stimmung und rammelvoll! Die Bar, nicht wir!

Sonnabend, 20.09.2008Promenade von Lagos

Es soll weitergehen nach Faro und so herrscht heute früh eine geschäftige Aufbruchstimmung. Und während ich bei strahlendem Sonnenschein und 28 °C das Schlauchboot auf dem Deck befestige, macht Marion eine interessante Entdeckung: SCHNEE in der Backskiste! “ ... Kpt., wir haben ein Problem!” Irgendwie hat sich der dort gelagerte 6 kg Pulverlöscher selbstständig gemacht und die Backskiste in eine wunderschöne Winterlandschaft verwandelt. Also Deckel wieder zu, Abfahrt verschieben und erstmal in Ruhe frühstücken. Über sieben Stunden sind wir dann damit beschäftigt, jedes Teil einzeln gaaaaaaaanz vorsichtig aus der Backskiste zu heben, zur Badeplattform zu tragen und dortBeim Winterdienst zu reinigen. Dabei möglichst wenig von dem Pulver im Cockpit und auf dem Deck verteilen. Verschiedene “Reinigungstechnologien” werden probiert und verworfen und die Stimmung an Bord pendelt immer so zwischen Galgenhumor und Frust. Irgendwann haben wir uns dann mit einer Version eingespielt, bei der ich die Gegenstände zur Badeplattform trage, Marion sie abfegt, ich nachwische und Marion sie mit Wasser und Spülmittel nochmals wäscht. Sechs Kilo Pulver können sehr viel sein! Und hartnäckig! Jetzt haben wir wieder eine blitzblanke Backskiste,  ein gereinigtes Cockpit, sauberes Deck und Badeplattform und eine frisch geduschte, zufrieden, mit einem Glas Bacardi-Cola in der Hand, den Sonnenuntergang geniessende Crew!

Montag, 22.09.2008

Gestern klappte es dann mit der Abfahrt und wir gingen Anker auf, Kurs Faro. Ein mässiger Wind aus Süd und Sonne, also Bilderbuchsegeln. Die felsige Küste mit ihren vielen Höhlen, Buchten und Stränden sind schon ein krasser Anblick, leider muss man sich an vielen Stellen die hässlichen Bauten darüber wegdenken. Die Fahrt verlief ansonsten ohne Ereignisse, d.h. kein Biss an der Schleppangel! Ich muss wohl mal einen anderen Köder probieren. Am späten Nachmittag schlief der Wind ein, so dass wir die letzten zwei Stunden motoren mussten. Pünktlich 19.30 Uhr (Hochwasser) passierten wir dann die Einfahrt zur Lagune von Faro und es herrschten immer noch beachtliche 3,5 kn Strom. Vor oder nach HW sollen es über 5 kn sein! Jetzt nurWir ankern auf der Landebahn des  Flughafens Faro noch einmal rechts abbiegen, Richtfeuer in Peilung bringen, immer geradeaus fahren, wieder ein wenig nach rechts, und schon sind wir da. Sowohl der “Reeds” als auch der Reiseführer sind sich einig: “... ein schöner, sehr beliebter Ankerplatz zwischen der vorgelagerten Insel und dem Festland!”  Zwar liegen hier bereits ca. 20 Yachten vor Anker, aber der Reiz dieses Platzes hat sich uns bisher noch nicht erschlossen. Es regnet in Strömen! Damit wäre zumindest bewiesen, dass die Statistik nicht stimmt. Wir hatten schon unsere zwei Regentage für September! Dass sich das Ankerfeld genau in der Einflugschneise des Flughafens Faro befindet, wo z. Zt. etwa 20% der Weltbevölkerung landen wollen, stand im Reiseführer auch nicht. Dagegen nehmen wir die, durch die ankernden Yachten rasenden Fischerboote, die augenscheinlich als Taxi zwischen der Insel und dem Festland fungieren, schon kaum noch wahr. Allerdings hat das Wetter auch was Gutes. Wir haben endlich Zeit, das Logbuch im Rechner mal wieder zu aktualisieren und einen Haufen Zettel abzuarbeiten.   Da ich, laut Marion, zu massloser Übertreibung neige, werden wir also den morgigen Tag (mit gaaaaaaaanz viel Sonnenschein) abwarten und dem Platz hier eine zweite Chance geben. Immerhin konnten wir hier ruhig schlafen (trotz zahlloser Flugzeuge).

Dienstag, 23.09.2008

Immer noch recht düstere Wolken, sie hängen aber über dem Festland, über Faro und Olhao, fest. An unserem Ankerplatz und der vorgelagerten Insel “Ilha da Culatara” lacht die Sonne. Na, geht doch! Schnell frühstücken und danach steige ich ins Schlauchboot, um das gesammelte Regenwasser in unsere grosse Schüssel zu pützen. Anschliessend alles in unsere Solardusche “zirkeln”, fertig! Landgang ist angesagt. Wir haben heute keinen Bock auf Stadt und so geht es in Richtung Insel. Hier gibt es einen kleinen, einen ganz kleinen und einen klitzekleinen Ort,Weit und breit kein Mensch - nur wir reichlich Sand, Dünen, Lagunen, traumhaften Strand und zwei winzige “Mercados”. Endlich wieder shoppen! Wir erwerben Milch, Tomaten, Zwiebeln, Eier, Joghurt und einen neuen hölzernen Schrubberstiel. Schnell an Bord verstauen und dann ist Zeit für den Inselrundgang. Die Orte sind im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut. Es gibt aber befestigte, einen Meter breite Betonwege, die offensichtlich mehrmals in der Woche vom “Wegeverantwortlichen” mittels Traktor mit davorgebauter Schaufel freigeschoben werden. In den Gärten vor den kleinen weissgetünchten Häusern klammern sich die Pflanzen mit ihren Wurzeln krampfhaft in den losen Sand, damit sie nicht umfallen. Die Dünen sind auf EU-finanziertem Holzweg schnell durchquert und wir haben einen traumhaften Atlantikstrand vor uns. Kilometerlang und - wie schön - leer! Wir wandern am Wasser entlang zum anderen Inselzipfel und treffen ganze fünf Leute. So ein Strand bei uns, dazu diese Temperaturen, der wäre brechend voll! Wir finden riesige Muscheln, Quallen, Seesterne etc. (darf nichts mitnehmen, Kpt. hat Taschenkontrolle angekündigt). Nach stundenlanger Strandwanderung kehren wir zurück in den ganz kleinen Ort, voller Vorfreude auf ein schönes kaltes “Cerveja”, da erspäht mein Kpt. noch eine Handvoll Masten, die er unbedingt besichtigen muss. Wir entdecken eine kleine, jetzt bei Flachwasser trockengefallene Lagune, in der ca. zwanzig Boote - überwiegend Katamarane - auf Land liegen. Darunter viele segelnde (?) Merkwürdigkeiten, halbfertige Bauobjekte und scheinbar bereits aufgegebene. Dazwischen finden wir auch eine Reinke aus Bremen und eine, wie eine Spinne mit acht LeinenDas Reich des Engländers nebenan abgespannte, Yacht aus Oldenburg. Natürlich kommen wir mit den Bewohnern, Karlheinz und Evelyn, ins Gespräch und kurz darauf stehen unsere Crocs im Sand und wir sitzen im Cockpit. Hier gibt es übrigens auch kaltes “Cerveja”. Die beiden liegen bereits seit eineinhalb Jahren in dieser Lagune und haben viel zu erzählen über ihre zum Teil recht skurrilen Nachbarn und ihre Reisen. So wohnt gleich nebenan ein Engländer (seit sechzehn Jahren!), der hat sein Boot dermassen eingebaut, dass er wahrscheinlich damit nie wieder von hier wegkommt. Und gegenüber ein italienischer Ingenieur, der schon seit Jahren in einer Erdhütte haust. Ehe wir uns versehen wird es dunkel. Es ist 20.30 Uhr und wir müssen uns verabschieden, denn die Flut kommt und gleich schwimmen unsere Schuhe weg. Im Dunkeln stolpern wir durch den losen Sand des Ortes zurück und unser Schlauchboot wartet auch brav und ohne Möwensch... im kleinen EU-fi- nanzierten Fischereihafen auf uns. Nach einer scheinbar langen, spritzigen Überfahrt mit reichlich Wellengang erreichen wir hungrig und klappernd unsere “Mira”. -- Ob wir auch mal mit ihr trockenfallen? Bestimmt, aber hier wollen wir das nicht ausprobieren. --

Mittwoch, 24.09.2008

Obwohl wir uns mit dem Ankerplatz “versöhnt” haben und die Flugzeuge eigentlich gar nicht zu hören, und die Fischerboote kaum zu bemerken sind, gehen wir Anker auf. Wir haben festgestellt, dass es bis zu unserem geplanten Winterliegeplatz in der Türkei noch 2000 sm sind,Das isser - unser Parasailor2 d.h. jeden Tag 30 Meilen, dann sind wir zum 1. Dezember dort. Kurz entschlossen nehmen wir alsodamit geht die Post ab Kurs auf Spanien. 3 bis 4 Bft., der Wind weht immer mehr achterlich und eigentlich müsste man die Genua jetzt ausbaumen. Oder?! Seit Beginn unserer Reise schlummert unser Parasailor2 in seinem Segelsack. Da wir mit Spinnakersegeln keinerlei Erfahrungen haben sind jetzt perfekte Bedingungen, welche zu machen. Eine halbe Stunde Vorbereitungen, dann kann Marion das Segel hochziehen. Der Bergeschlauch rauscht hoch und der Parasailor2 steht! Über anderthalb Knoten schneller als unter Grosssegel und Genua, und besonders wichtig für den “faulen” Segler: das Ganze unter Windfahnensteuerung. Ich zitiere ja ungern B. Schenk, der sich zum Parasailor wie folgt geäussert haben soll: “... hochziehen und vergessen.” Da ist was dran. Nur an unserer Bergetechnologie müssen wir noch feilen. Gegen Abend erreichen wir den Rio Guadiana, den Grenzfluss. Links Portugal, rechts Spanien. Die Entscheidung zugunsten Spaniens fällt, weil es in der dortigen Marina lt. Reeds eine Waschmaschine gibt. Es herrscht starker Wind, starker Strom, Niedrigwasser und es ist fast dunkel. “Ideale” Bedingungen also. Marion verschwindet schnell nochmal im Bad und ich kreise derweil vor der Einfahrt. Trotz kurzzeitiger Grundberührung (von Marion am Bug zum Glück unbemerkt) klappt der Anleger super. Im Marina- office kommen dann die Nackenschläge: wir müssen an einen anderen Liegeplatz (für 14m-Boote ist ohnehin nichts mehr frei, es gibt nur noch welche ab 16m. Natürlich bezahlt man dann auch diese Länge. Der Preis lt. Reeds stimmt auch nicht, es ist deutlich teurer) und eine Waschmaschine gibt es hier schonmal gar nicht. In der Stadt soll aber ein Waschsalon sein. Grosszügigerweise erhalten wir einen winzigen, schlecht kopierten Stadtplan. Wir trotten also wieder zurück zum Boot, das wir im Stockdunkel der Nacht zum neuen Liegeplatz fahren und festmachen. Mittels Deo und frischem knittrigen T-Shirt machen wir uns stadtfein, greifen die Stadtplankopie und auf geht es in die City. Die Waschsalonsuche bleibt erfolglos, aber wir entdecken eine ganz tolle alte Stadt - AyamonteAyamonte. Und nur deswegen wollen wir noch einen Tag bleiben.

Donnerstag, 25.09.2008

Sonnenschein und 26°C in Ayamonte. Wir frühstücken und machen erst einmal einen kleinen Stadtbummel. Erneute Suche nach dem mutmasslichen Waschsalon. Wir finden eine chemische Reinigung und die Dame hinter dem Bügelbrett bedeutet uns, dass es auf der Portugiesischen Seite des Flusses einen Selfservice-Salon gibt. Das ist uns denn doch zu weit. Marion beschliesst trotzdem Bettenwechsel und die Lieblingssachen werden schnell per Hand gewaschen. Ich versuche, den Landstrom an- zuschliessen. Geht nicht, Kraftstromanschluss. Marion eilt ins Marinaoffice wegen eines Adapters und reicht mir kurz darauf strahlend einen fünf- poligen Drehstromstecker. “Das Bastelset für den ambitionierten Hobbyelektriker”! Ich schraube dann mal den Stecker um, einfach die zwei überflüssigen Phasen weglassen und rein damit in die Landsteckdose ... Marion, beim Wäscheaufhängen auf dem Vordeck, verfällt nicht in wilde ZuckunAdapter (Marina-Service)gen, also ist alles richtig geklemmt! So, Strom haben wir jetzt auch.

Ist er nicht toll, mein Kpt.? Bevor er wieder an Bord steigt fasst er ganz vorsichtig die Reling an, während ich barfuss hier herumlaufe! Ich bin noch bei der Wäsche, währenddessen ist er schon mit anderen Bastelarbeiten beschäftigt und versenkt ganz nebenbei mal wieder ein Bauteil. Dieses Mal ist es vom Windgenerator. Anschliessend hat er damit zu tun, Ersatz dafür zu finden und alles wieder zusammen zu schrauben. Von weiteren Aktionen dieser Art kann ich ihn erst einmal abhalten und wir gehen zwecks “Aufbrezeln” in die “pompöse” Marinadusche. Danach ist Ayamonte angesagt. Wir schlendern kreuz und quer durch die schönen Gassen, finden etliche Kirchen, den hiesigen “Plaza de Toros” (Stierkampfarena), riesige uralte Treppen hinauf in die hügelige Altstadt, mit Palmen und Bananenstauden umstandene Plätze mit gemauerten, buntgefliesten Bänken, ... Einer der Plätze ist eigens für Kinder. Der Boden ist mit kleinen Spielzeugmotivfliesen gepflastert, es gibt kleine Nischen mit winzigen buntbemalten Fliesenbänkchen und in der Mitte ist jede Menge Platz zum Spielen und Austoben. Hier sitzen wir eine ganze Weile und sehen dem spassigen Treiben zu. Irgendwann beutelt uns der Hunger und wir finden ein gemütliches Restaurant in zweiter Reihe. Essen und Wein sind absolut lecker und zufrieden “rollen” wir in die Marina zurück. Und weil es noch relativ früh am Tag ist und wir ja zur Zeit oberreichlich Strom zur Verfügung haben suchen wir uns noch eine/zwei DVDs aus unserer Box. “Sail away”, Teil I und II “Von Heiligenhafen bis zu den Canarischen Inseln” von Claudia und Friedrich aus Eden, die sie uns noch ganz schnell vor unserer Abfahrt im Juli zugeschickt haben (habt nochmals vielen Dank!). Wir haben viel Spass beim Ansehen, denn inzwischen waren wir ja auch in einigen von den Orten, die sie auf ihrer Segeltour angelaufen sind. Das macht Lust auf Mee(h)r!

Freitag, 26.09.2008

Wasser bunkern, Adapter abschrauben, schnell duschen und schon können wir unsere 85 Euro Liegegebühr bezahlen. Dafür wasche ich glatt noch das Deck und spüle den Ankerkasten. Es ist bereits drei Stunden nach Niedrigwasser und wir verlassen ohne “Aufsetzer” die Marina. Kurs SO haben wir uns eine 40 sm entfernte Flusseinfahrt als Ziel auserkoren. Dazu knackiger Sonnenschein und ein leider schwacher Wind. Unser Liegeplatznachbar, eine dänische Yacht, kommt auf und nun zupfen zwei Männer immer wieder unauffällig an ihren Segeln, ändern den Kurs, winken sich unschuldig dreinschauend zu, kurz: Regatta! Ein paar Stunden später - der Däne liegt nur ganz leicht in Führung - weist Marion darauf hin, dass wir den geplanten Rio wohl erst im Dunkeln erreichen werden und sie hat in 6 sm Entfernung eine andere Flussmündung ausgemacht. Dort soll man gut geschützt hinter den Dünen ankern können. Der Reeds gibt dazu nicht viel her. Stark veränderliche Sandbänke, aber betonnte Einfahrt. Wir erreichen diese gute zwei Stunden vor Niedrigwasser, tasten uns vorsichtig an der ersten Tonne vorbei und sitzen auch schon auf. Gute 50 m schieben wir uns noch in Richtung zweiter Steuerbordtonne, bzw. werden von Strom und Welle geschoben, dann sitzen wir ganz fest. Ab und zu wird das Boot noch von einer Welle angehoben und gleich darauf unsanft wieder abgesetzt (das scheppertSo kann man auch den Anker ausbringen im “Gebälk”!) Marion ist blass und braucht erst einmal einen Schnaps. Tja, Mädel, das nennt man “Trockenfallen”. Zwar nicht ganz freiwillig und mitten im Fahrwasser, aber in ca. fünf Stunden schwimmen wir wieder. Ich bringe dann noch, bis zur Brust im Wasser stehend, den Anker aus, damit wir bei steigendem Wasser nicht aufs Land treiben. Die Strömung ist doch recht beachtlich und Marion fuchtelt ganz nervös mit einer Sicherungsleine herum. Kaum zurück an Deck ist sie wieder ganz die liebevolle Bordfrau: “Erst abduschen, so salzig kommst du nicht ins Boot!” Dann kocht sie uns ein leckeres Abendbrot und im Cockpit sitzend vergeht die Zeit beim Essen, Erzählen und Warten. Zwei- mal kommen Fischerboote (die “aktuelle” Einfahrt liegt jetzt offensichtlich ca. 100 m rechts vom betonnten Fahrwasser), wir geben ihnen aber zu verstehen, dass wir keine Hilfe benötigen. Gegen 22 Uhr schwimmen wir wieder auf und um 23.30 Uhr haben wir schon gute    30 cm Wasser unter den Kielen. Wir nehmen den Anker hoch, fahren langsam zurück und lassen ihn 500 m weiter auf 9 m Wassertiefe fallen. Um Mitternacht sitzen wir endlich mit einem Glas Wein im Cockpit, schauen noch eine Weile in den Sternenhimmel und auf das Meeresleuchten und gehen dann schlafen. So ist also “Trockenfallen”!

Sonnabend, 27.09.2008

4 Uhr. Ich werde wach. Also aufstehen und einen Blick in die Runde werfen - alles o.k. (vor Anker schläft man eben meist doch nur mit einem Auge und einem Ohr). Wieder in die Koje, umdrehen, weiterschlafen. 5 Uhr. Wieder wach. War das eben ein Blitz? Da, wieder einer! Zählen bis zum Donner - ahja, ist ein Ende weg. Wieder eindruseln. René tapst im Dunkeln durchs Boot und bringt das HandGPS in Sicherheit (im Tresor). 6 Uhr. Der Schlaf geht, das Gewitter ist immer noch da. Noch dazu regnet es jetzt in Strömen. Toll! Unruhiges Hin- und Herdrehen, an Einschlafen ist nicht mehr zu denken. 7.30 Uhr stehe ich auf. Draussen ist ein wahrer Hexenkessel. Rings um uns blitzt es und ich bin permmein nasser Heldanent am Zählen. Nein, so weit weg ist es nicht (eigentlich habe ich keine Angst vor Gewitter, im Gegenteil. Aber hier auf dem Wasser?!) Die “Mira” schaukelt unschuldig hin und her und ihr Mast ragt nur ganze 16,5 m in den schwarzen, blitzenden Himmel. Da kann sich einem bzw. mir schon der Magen umdrehen. Es gibt ein schnelles Frühstück, der Kpt. wirft sich in seine “Winterkombi”, nimmt den Anker auf und dann nichts wie weg. Kurs Richtung Tanger. Dazu regnet es natürlich wieder wie aus Eimern und er kann seinen Ausguck im Cockpit auch kaum verlassen, hier ist das Wasser regelrecht gespickt mit Fischernetzen. Mein Angebot, ihn abzulösen lehnt er aber generös ab, es reiche wenn einer nass wird. Wie schön, er ist mein Held! Also mache ich mich unter Deck nützlich. Gegen Mittag gewittert es immer noch. Der Wetterbericht “murmelt” etwas von einem “... Tief 1017 westlich Gibraltar, festliegend ...”. Den Wind bekommen wir natürlich genau auf die Nase und für die nächsten Tage werden Böen bis 8 Bft. angesagt. Die brauchen wir nicht unbedingt und blättern im Reeds hin und her, um ein geeignetes Plätzchen zu finden. Der Rio Guadalquivir, das ist es. Dort ist sogar eine Stelle zum Ankern. Nichts wie hin! Und bei dem Mistwetter könnte man ja einen “Ausflug” nach Sevilla machen, das liegt nur 50 sm flussaufwärts. Gegen Abend hört es doch tatsächlich auf zu regnen, die Wolkendecke lockert sich auf und lässt noch ein paar Sonnenstrahlen durch. Die Einfahrt zum Rio Guadalquivir erreichen wir bei ablaufendem Wasser und haben 3 kn Gegenstrom. Immer weiter flussauf, so richtig einladend zum Ankern sieht es nirgends aus. Den im Reeds ausgewiesenen Ankerplatz wählen wir ganz schnell ab, die Tiefen stimmen nicht mehr. Wir gehen auf die andere Flussseite und werfen da unseren Anker auf 3,5 m Tiefe, kurz neben der Fahrrinne. Um den, in Richtung Sevilla fahrenden Frachtern nicht in die Quere zu kommen, bringen wir noch einen Zweiten aus. Gegen 22 Uhr sind wir mit allem fertig und sind relativ zufrieden mit der Platzwahl. Die wenigen Frachter fahren hier sehr langsam und vorsichtig vorbei, und so haben wir mal wieder eine recht ruhige Nacht.

Dienstag, 30.09.2008

Zwei Tage Ankern im Rio Guadalquivir waren dann doch genug. Die Abwechslungen bestanden aus Sturmböen oder Gewitterschauern, und dass man die jeweils entgegengesetzte Uferseite betrachten konnte, ohne den Kopf zu drehen, je nach Flut- oder Ebbstrom. Die Wetterprognose des DWD änderte sich alle zwölf Stunden, d.h. mit jeder Aktualisierung. Für Montag Abend sollte der Wind aber auf 5 Bft abschwächen und im Laufe des Dienstags auf Nord drehen. Das Zeichen zum Aufbruch! Das Aufholen der beiden Anker ging erstaunlich unkompliziert und 17.30 Uhr verliessen wir unter Segeln den Rio, zum zweiten Versuch Richtung Tanger. Der Wind nimmt zur Nacht zu und dreht nicht ganz wie angekündigt, aber wir können auch erstmal mit einem Südkurs leben. Nach ein paar Stunden sehen wir auch keine Fischerboote mehr und wenn die See nicht so ruppig wäre, hätten wir eine Traum-Nachtfahrt. So wurde Marion in ihrer Freiwache in der Koje hin und her geschleudert und ich im Cockpit mit Segelreffen und -trimm wach gehalten. Marion ist der Meinung, dass sie während der bisherigen Reise abgenommen hat (ca 500 gr) (“Haha! Stimmt wohl!”-Bordfrau) und der Aufprall für sie besonders hart war. Dementsprechend  unausgeschlafen und mürrisch knurrte sie dann auch am Morgen. Trotzdem hat sie es irgendwie geschafft, ein Frühstück und einen heissen Kaffee ins Cockpit zu zaubern (eine akrobatische Spitzenleistung, wir hatten durchgehend 6 bis 7 Bft - in Böen bis 35 kn - und eine wirklich beeindruckende See). Gegen Mittag tauchte die afrikanische Küste aus dem Dunst und kurz vor 17 Uhr erreichten wir die Bucht von Tanger. Der kräftige Wind schiebt uns förmlich in den Hafen. Etwas verzweifelt kreisen wir vor der Einfahrt des hoffnungslos überfüllten Fischerei-, Innenhafens. Die bereits im Päckchen liegenden Yachten gleich vorn am “Visitorpontoon” reichen schon bis in die Zufahrt. Auf Marions Anruf über Funk bekommen wir die, mit typisch arabischer Gelassenheit vorgebrachte Aufforderung, in das Gewühl erstmal reinzufahren. Also Augen zu und Vollgas (immer noch Starkwind) und irgendwie klappte es tatsächlich, dass wir da noch mit Buganker und verlängerten Landleinen als Letzter im Päckchen liegen. Wir liegen jetzt genau vor der Einfahrt, aber das soll wohl so. Wir haben noch die Leinen in der Hand, da klettert schon der Beamte der “Immigration Police” über unsere Reling und mein “Please, come on board!” erreicht ihn bereits im Cockpit sitzend. Das Einklarieren geht freundlich, unkompliziert, schnell und ohne Frage nach einem “Bakhshish” vonstatten und als wir uns endlich aus den nassen Segelanzügen pellen schallt der Ruf des Muezins laut über den Hafen. Angekommen! Tanger

Donnerstag, 02.10.2008

Ganz Tanger hat sich herausgeputzt, alle haben ihre schönsten Sachen an und sie feiern - bei Pfefferminztee und Café - Ramadan, der Fastenmonat ist vorbei! Die Medina ist voller fröhlicher Menschen, der Muezin ruft und mittendrin sind wir. Viele der Geschäfte haben noch geschlossen. Dann und wann werden wir angesprochen, ob wir einen “Guide” benötigen, aber wir lehnen höflich ab. Oft werden wir einfach mit einem Lächeln oder einem freundlichem “Bonjour” gegrüsst. Wir schlendern durch die Gassen und geniessen die Atmosphäre. Es dauert nicht allzu lange - eine Familie mit zwei Kindern kommt uns entgegen, der Mann spricht uns auf englisch an und ist sehr nett stellt uns seine Frau und Kinder vor und wir gehen gemeinsam weiter. Hier und da gibt er Erklärungen zur Stadt etc und wir landen im Souk, und ein wenig später beim Teppichhändler. Haha, wir Touris! Der Teppichhändler ist hoch erfreut und obwohl wir ihm gleich zu verstehen geben, dass Gasse in Tangerwir nichts kaufen möchten bringt er uns in die nächste Etage des Hauses und beginnt voller Geschäftseifer, einen Teppich nach dem anderen vor uns zu entrollen. René versucht ihm beizubringen, dass wir auf einem Boot wohnen. Auch das ist gar kein Problem, er hat auch kleine Teppiche und die sind gar nicht teuer. Eine ganze Weile später gibt er auf, obwohl, in der unteren Etage hat er noch Keramik, Schuhe, Taschen, Lampen, Schmuck, ... vielleicht ist ja da etwas dabei. Wieder Fehlanzeige und jetzt gibt er dann endgültig auf. Unser Glück, dass nur ganz wenige Geschäfte geöffnet haben, wer weiss wo wir sonst noch überall gelandet wären. So hasten wir im Sturmschritt durch den Souk, links und rechts ein schaukeln wollendes Kind an der Hand und kommen gar nicht dazu, uns mal umzuschauen. Dann Pause im Caféhaus. Wir bezahlen die Getränke für alle und verabschieden uns mit der Notlüge, dass wir in einer Stunde eine Verabredung mit Freunden hätten. Natürlich schreibt uns Mohammed seine Telefonnummer auf, denn morgen sind mehr Geschäfte auf, der Gewürzladen z.B., oder man könnte eine Fahrt nach ... Wir “würgen” das Ganze ein bisschen ab und reden uns mit den Freunden raus. Zurück am Boot legen wir erstmal die Füsse hoch. Uff! Na jedenfalls sind wir jetzt schlauer. Zwei Stunden später machen wir uns noch einmal auf in die Stadt und finden ein einfaches Restaurant, in dem wir ein leckeres Essen bekommen. Danach gehts wieder kreuz und quer durch die Gassen. Öfters erscheinen Gestalten, die Hasch anbieten, allerdings verschwinden sie genauso schnell wenn man ablehnt. Immer noch feiern alle auf den Strassen, auch jede Menge Kinder sind dabei. Wir sind langsam k.o. und verholen uns erstmal in die Koje.

Sonnabend, 04.10.2008In der Medina von Fès

Weil der Wind noch nicht wirklich passend für uns ist bleiben wir noch und haben uns per Bus auf den Weg in die Königsstadt Fès gemacht, das ca 250 km entfernt von Tanger im Landesinneren liegt. Die Fahrt dauerte beinahe sechs Stunden und ist mit 9 Euro pro Person sehr billig. Freitag Nacht sind wir dort angekommen und haben relativ schnell ein annehmbares Hotelzimmer bekommen. Das Zimmer liegt zur Strasse raus und sah vor vielen Jahren sicherlich schonmal besser aus. Aber immerhin ist es sauber und es gibt keine Krabbeltiere, auch nicht in den Betten (soweit feststellbar). Ein Loch im Boden, eine Toilette und eine Dusche für alle gibts auf `m Flur. Naja. Nach einer relativ schlaflosen Nacht (Strassenlärm, fremdes Kopfkissen) versuchen wir in der Früh, Menschen aus uns zu machen und dann geht es auf Richtung Medina. Der Plan, zu Fuss dorthin zu gelangen, scheitert aIm Soukn den zum Teil nur arabisch geschriebenen Strassennamen (so gut können wir das noch nicht). Also winkend an die Strasse stellen und ein rotes “Petit Taxi” entern. Wir tauchen ein in die Medina und in das Wirrwarr der Souk-Gassen und sind schlichtweg begeistert! Quirliges Treiben, Handeln, Feilschen, Unmengen verschiedener Farben und Düfte. Hier Gassen, in denen Leder- waren und Schmuck verkauft werden, dort Teppiche, da Gewürze und Süsswaren, weiter vorn Obst und Gemüse, dann Fleisch, lebendes Geflügel und Eier, dann wieder Parfüm, Stoffe und Gewänder, in einer anderen Gasse reiht sich ein Friseurladen an den Nächsten (auch René hat jetzt eine neue Frisur!), man kann beinahe sagen, es gibt hier nichts, das es nicht gibt. Mein Highlight waren die Gewürzläden, winzige Räume voll bis unter die Decke mit Regalen,Ein Gecko für nur 1000 DH in denen Gläser mit den verschiedensten Gewürzen und auch mit Tee stehen. In der Mitte ist noch ein winziger Platz für einen netten Verkäufer und davor sind riesige Schüsseln und offene Säcke mit Bergen von Gewürzen. Dieser Duft! Schade, dass man ihn nicht einfangen und mitnehmen kann! - Die Süssigkeiten werden von grossen Blöcken abgeschlagen und sehen zumindest so süss aus, dass einem schon im Vorbeigehen der Mund zusammenklebt. - Beim Geflügelhändler sitzen die Hühner ausserhalb des Käfigs bereits mit nacktem Hals rum und harren still ihrem Schicksal entgegen. ... - Es sind so viele Eindrücke, man kann das nicht einfach so schreiben, das muss man selber sehen! In der Medina befindet sich auch die Kairouyine-Moschee, die 956 als erste islamische Hochschule gegründet wurde und als älteste Universität der Welt gilt. Heute wird hier nicht mehr unterrichtet, die Moschee dient als Freitagsmoschee von Fès, und ist damit das wichtigste Gotteshaus der Stadt. Leider darf man nicht hinein. Und auch hier sind die Menschen sehr freundlich, viele grüssen, lächeln und wir fühlen uns wirklich willkommen. Besonderen Spass haben die Kinder, die mit “Bonjour, ca va?” ihre Französischkenntnisse testen. Viel Beachtung findet es auch wenn wir inmitten der Männer vor einem Café-, Teehaus sitzen und dem Hin und Her in der Gasse zusehen. Wir verbringen beinahe acht Stunden in der Medina und am Ende geht es uns so wie unser Reiseführer schon prophezeite: ohne Führer verläuft man sich! Kein Problem, fragen wir eben. Aha, dreimal links. Wir landen auf einem unbekannten Platz ausserhalb der Medina, aber hier fahren schon die “Petit Taxi”s. Also winken und schon geht es in Richtung Busbahnhof.

Montag, 06.10.2008Schiffsverkehr in der Strasse von Gibraltar - genau in der Mitte sind wir

Nachdem die Polizei mittels Stempel ihren Segen zu unserer Abreise gegeben hat wollen wir den im Päckchen liegenden Franzosen und die Leinen loswerfen. Und wie es immer so passt, just in dem Moment kommen zwei französische Yachten in den Hafen gefahren und legen sich zu dem anderen Franzosen ins Päckchen - nämlich auch an unser Boot. Das kann ja spassig werden! Es braucht eine geschlagene halbe Stunde eh wir aus dem Leinenwirrwarr heraus sind. Natürlich kriegen wir den Wind voll auf die Nase (4 Bft NO), aber die Sonne lacht und der Strom steht nicht mehr allzusehr gegen uns. Wir fahren durch die Strasse von Gibraltar, hinein ins Mittelmeer! An Backbord haben wir die Schifffahrtsstrasse, in der die Frachter wie auf einer Perlen- schnur gefädelt, hintereinander herfahren. Unser AIS zeigt nur noch einen schwarzen Klumpen an, so viele sind es. Gut, dass wir da nicht durch müssen. Hier vor der marokkanischen Küste sind lediglich ein paar kleine Fischerboote. Ein kleines Patroullienboot hält kurzzeitig auf uns zu, grüsst und fährt weiter. Gegen 17 Uhr können wir Gibraltar im Dunst ausmachen, das sehen wir uns aber ein andermal an. Heute laufen wir Ceuta an, eine der spanischen Enklaven in Marokko. Um 20 Uhr OZ, kurz vorm Dunkelwerden, legen wir unseren ersten römisch-katholischen Anleger hin (mit dem Heck zum Land). Klappt super!                                                                                                                                                                                                    

Donnerstag, 09.10.2008

Eigentlich müssten wir die Flagge “Seuche an Bord” hochziehen und in die Quarantäneecke des Hafens verbannt werden: seit drei Tagen ringe ich mit der schlimmsten und gefährlichsten Männerkrankheit überhaupt - SCHNUPFEN! Und während ich unsere Tempovorräte aufbrauche unterzieht Marion die Bordtoilette einem harten Dauertest. Eigentlich “pflegt” sie ihr Leiden schon seit Fès, das hat sie in ihrem Bericht aber verschwiegen. Besonders auch meine Lieblingsszene, als sie in einer Apotheke in der Medina ihre Beschwerden vorspielt: kurze Andeutung einer Hocke, “Pfffft!”. “Ah, diarrhées!” “Si!” Und schon reicht die Dame ihrRené mit Stadtplan - fast albern in dieser kleinen Stadt mit mitfühlendem Blick eine Packung Tabletten herüber. Der Beipackzettel war auf französisch, das verkürzte die Zeit erheblich, die sonst bis zur Einnahme der ersten Tablette vergeht. Es reicht ja auch wenn man weiss wie viele und wie oft. Unsere bisherigen Wanderungen durch Ceuta haben sich daher sehr in Grenzen gehalten. Mein Hang zum Tempo und Marions Leidenschaft für Keramiksitze beschränkten die Dauer doch erheblich. So gross ist Ceuta allerdings auch gar nicht. Ein klitzekleines Städtchen auf einer spanisch “gebliebenen” Halbinsel Marokkos. Das beschert den Bewohnern Zollfreiheit und macht es zur ersten Wahl im westlichen Mittelmeer, wenn man preisgünstig Elektronik, Chanel-Unterwäsche, Hugo-Boss-Socken oder einfach nur eine neue Rolex kaufen will. Und nebenbei bemerkt - der Liter Diesel kostet heute 88,9Cent! Da unser Verlangen nach einer neuen Rolex sich in Grenzen hält erkunden wir derweil die Bunkermöglichkeiten für Lebensmittel und Getränke und sind auf der ständigen Suche nach einem Internetcafé, oder besser noch, einem Hot-Spot. Zu unserer grossen Enttäuschung bisher aber ohne Erfolg. Dafür haben wir einige Reparaturen, Reinigungsarbeiten, Aktualisierungen von Stau- und Proviantlisten u.ä. Arbeiten erledigt und viel Zeit damit zugebracht, uns gegenseitig zu bedauern.

Sonnabend, 11.10.2008Drachenhaus in Ceuta

Gestern war unser 21. Hochzeitstag und wir sind uns einig, ihn selten so stürmisch begangen zu haben. Nicht, dass es uns an Leidenschaft mangelte, aber dieses Mal war ein Levante der Grund. Seit zwei Tagen bläst es nun ununterbrochen mit 7 - 8 Bft, in Böen 10 Bft, und die Handvoll Segler hier ist zum grossen Teil damit beschäftigt, ihre Fender und Festmacherleinen zu erneuern, umzuhängen oder zu verstärken. Der Hafen ist gesperrt und über die Innenmole, hinter der die Marina liegt, krachen immer wieder neue Brecher. Zwanzig Meter neben uns reissen sie dabei Steine mit, die aber glücklicherweise nicht die Nachbaryachten treffen. Dafür muss eine davor befindliche Bar daran glauben. Vor unseren Liegeplätzen sollen sich auch mehrere kleine Gebäude befunden haben, die aber schon bei einem der letzten Stürme einfach weggespült wurden. Für die Marina ist gesperrter Hafen anscheinend gleichbedeutend mit Feierabend, denn die Marineros glänzen durch Abwesenheit.wieder gesund

Sonntag, 12.10.2008

Heute hat der Sturm nach gelassen. Leider müssen wir zwei grosse Fender und drei Festmacherleinen entsorgen, die diesen “Tanz” nicht überlebt haben. Eine Bootswäsche ist auch oberfällig, wir sind komplett rot vom Saharasand. Daran werden wir mit Sicherheit noch lange Freude haben. In der Stadt entdecken wir ein Café mit WiFi-Zone - also Laptop geschnappt und nix wie hin. Nach ungefähr zwei Stunden geben wir auf, der Rechner kann sich nicht einwählen.jede Menge Grünzeugs in der Stadt

Montag, 13.10.2008

Die längst fällige ausgiebige Ceuta-Besichtigung haben wir gestern auch erledigt - wir sind beide wieder fit und können ohne Porzellantopf und Dutzenden von Taschentüchern unterwegs sein. Spät abends starten wir noch einen Versuch, einen freien Hot-Spot zu finden und hatten Erfolg. Bis um 2.30 Uhr sassen wir mit Laptop auf den Knien auf einer Bank in der Hauptgeschäftsstrasse. Die Aktualisierung der Internetsite hat geklappt - wurde ja auch mal wieder Zeit. Oder? Der Wecker klingelt um 8 Uhr. Oooooaaah, schon aufstehen?! Duschen, Frühstücken, Zigaretten kaufen (nur zu “Bestechungszwecken”, wir sind immer noch clean), Leinen los und gleich wieder festmachen - an der Tankstelle. Wunderbarerweise kostet der Liter Diesel hier 88,9 Cent und unser Tank ist so gut wie leer (hat von Stralsund bis hier gereicht!) Marina SmirAlso rein mit der Zapfpistole ... eine halbe Stunde später ist es vollbracht. Cash bezahlen und los geht es. Ursprünglich wollten wir heute nach Gibraltar hinüber, aber die gesamte Bucht dort ist gesperrt. Ein Frachter ist dort gesunken und hat jede Menge Öl verloren. Diese Info erhalten wir von anderen Seglern, nicht aus dem Marina-Office. Service = Null! Also bleiben wir auf der “Afrika-Seite” und segeln nach Smir, in die exquisiteste Marina Marokkos. Vielleicht gibt es da ja mal eine Waschmaschine? Die Anlage ist gigantisch und leer. Ein paar riesige Motoryachten liegen hier, sonst nichts. Kurz vor der Dämmerung machen wir fest. Einklarieren, kleiner Spaziergang, René macht Ölwechsel und ich Abendbrot. Die Uhr muss auch mal wieder umgestellt werden, zwei Stunden zurück. Das macht einen fertig! Zum “Feierabend” gibts nach längerer Zeit mal wieder einen Film, haben ja Strom aus der Dose

Dienstag, 14.10.2008

Wieder Weckerklingeln (zum Eintakten auf die neue Zeit) Ausklarieren, das Altöl abgeben, Leinen los. Weiter geht es nach El Jebha. “... is beau- tifully situated in an isolated, mountainous part of the coast where the cul- tivation of kif is the major activity ...”, “ ... the changing world of the past 100 years seems to have passed El Jebha by ...” Wir lassen uns überraschen. Vorbei geht es am Cabo Negro (der hier stehende Strom versetzt uns plötzlich um fast 20 Grad nach Backbord) und am Cabo Jagarschmidt. Leider ist es sehr diesig, die Sonne sehen wir heute kaum. Über den riesigen Bergen des Rif-Gebirges hängen dicke Wolken. Wind gibt es auch mal wieder keinen und unter Motor schieben wir uns durch die glatte See. Die Sonne ist bereits untergegangen als wir El Jebha erreichen. Gleich vorn an der Mole die obligatorischen Polizeiboote mit Besatzung. Auf Marions Frage, wo wir festmachen dürfen winkt einer und deutet auf die Mole hinter ein paar Fischkuttern. Die Leinen sind kaum fest, da stehen schon zwei junge uniformierte Männer am Boot, um uns einzuklarieren. Und weil es augenscheinlich selten vorkommt, dass hier ausländische Boote festmachen, lesen sie von der mitgebrachten Arbeitsanweisung ab und wir gehen diese gemeinsam Punkt für Punkt durch. Die beiden sind sehr freundlich und da es ihnen an Englischkenntnissen und uns an Französisch mangelt kommen auch “Hände und Füsse” zum Einsatz. Und natürlich verlassen sie das Boot nicht, ohne uns “Willkommen in Marokko” zu heissen. “Shukran”, Danke! Obwohl es inzwischen schon stockdunkel ist stolpern wir noch eine Runde durch das Dorf. Drei kurze unbefestigte staubige Strassen, vor vielen Häusern Strassencafés mit Plastikgestühl, voller meist fast zahnloser Männer, bei einem Glas Mokka oder einer langen dünnen Haschischpfeife sitzend. Daneben ungezählte Verkaufsstände oder Läden von 3 x 3 Metern Grösse und natürlich überall Kinder. Im “Reiseführer” haben wir gelesen, dass 62% der Bevölkerung Marokkos unter 15 Jahre alt sind. - Wir kaufen noch etwas Obst und gehen zurück zum Boot. Dort werden wir schon von einer aufgeregten Menge erwartet. Mehrere Fischkutter sind heimgekommen und einer findet nicht genug Platz zum Anlegen. Mit tatkräftiger Unterstützung ist die Mira schnell ein Stück nach hinten gezogen und so kann der Kutter endlich seinen Fang ausladen. Das halbe (natürlich männliche) Dorf scheint mittlerweile hier zu sein und kommentiert und begutachtet ausgiebig die Kisten voller Fisch, die aus dem Frachtraum des Kutters geholt und auf der Mole nach Sorten nebeneinander gestapelt werden. Immer wieder leuchtet jemand in die Kisten, befühlt die Fische und dann beginnt eine Auktion. Eine Stunde später haben Geldbündel ihre Besitzer gewechselt, sind Kisten in Transporter und auf Karren geladen und die Mole ist leer bis auf einige Jungs und Katzen.Im Hafen von El Jebha

Mittwoch, 15.10.2008

Da wir ohnehin über Nacht segeln wollen haben wir es mit der Abfahrt nicht so eilig und wollen uns El Jebha nochmal bei Tageslicht ansehen. Wieder werden wir von allen Seiten freundlich gegrüsst. In verschiedenen Läden erstehen wir zwei Brote, Eier und Tomaten und lassen uns in einem Strassencafé nieder, um gemütlich einen leckeren Pfefferminztee zu trinken. Immer wieder werden wir angesprochen, woher, wohin, Kinder? und der örtliche Englischlehrer würde sich freuen, uns mit dem Auto die nahegelegene Stadt Tetouan zeigen zu dürfenEin Strassencafe im Ort. Man ist sehr bemüht um seine zwei Touristen! Eine Stunde später ist die Mira wieder unterwegs, entlang an der Küste, am Rif-Gebirge. Es fehlt wie so oft der Wind. Das Meer leuchtet strahlend blau und wir sehen Fliegende Fische und auch nach langer Zeit mal wieder Delphine.

Donnerstag, 16.10.2008

100 sm bei fast Windstille. Der ständige Motorenlärm nervt zwar aber die spiegelglatte See beschert der Freiwache dafür schöne Träume. Entsprechend ausgeruht passieren wir mit den ersten Sonnenstrahlen den langen Wellenbrechen vor Melilla. Dahinter, 500 m nach links der marokkanische Hafen Nador, oder 500 m nach rechts der Hafen von Melilla (spanisch). Eine Meile macht hier einen Zeitunterschied von zwei Stunden aus. Wir entscheiden uns für das spanische Melilla, da ist es abends länger hell! Oder war´s da morgens länger dunkel? Egal! Wir ignorieren die Einfahrt zur Marina und machen inmitten einer grossen Baustelle im Stadthafen, unterhalb der alten Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert fest. Veit, unser neuer Nachbar klärt uns darüber auf, dass Sportboote hier nicht mehr liegen dürfen und verweist nicht ohne Stolz darauf, dass er schon über drei Monate die behördlich geforderte Verlegung seiner knallbunten Stahlketsch in die Marina hinauszögern konnte. Er stattet uns noch mit einigen praktischen Tipps aus, lädt zum Abend auf eine kleine Bierrunde in eine Taverna ein und wünIn Melillas Altstadtscht uns viel Spass mit den Behörden.. Wir verdrücken uns erst einmal in die Stadt. In Melilla endete früher der Karawanenweg und es hatten hier so ziemlich alle grossen Eroberer mal das Sagen. Wir schlendern durch die Altstadt, die “Neustadt”, durch die arabischen Viertel und haben überall das Gefühl, die einzigen Touris zu sein. In der “Neustadt” reiht sich ein Prunkbau an den anderen, über neunhundert Häuser im Jugendstil sollen es sein. Üppige Parkanlagen wechseln mit aufwändig gestalteten Plätzen und stehen in deutlichem Kontrast zu den eher maroden, dafür aber quirligeren Arabervierteln. - Dicke Füsse vom Wandern, dicken Bauch vom Teetrinken und dann auch noch abends in die Taverne! War aber nett, kamen mit anderen Seglern (aus der Marina) ins Gespräch und haben ausgiebig mit einem englischen Paar geschwatzt, die sich für uns vermutlich auf ein verbales Kindergartenniveau begeben haben. Die beiden wollen uns in ca drei Wochen nach Algerien folgenMoschee im Araberviertel.                                                       

Freitag, 17.10.2008

Die “Guardia Civil” hat uns liebevoll geweckt. Zwei Beamte unterhalten sich angeregt mit Marion (die beiden auf spanisch, Marion auf englisch) und im Ergebnis verschwinden sie mit unseren Pässen zum Registrieren. Nach einer halben Stunde erhalten wir sie zurück, aber kurz darauf klopft die nächste Behörde und ein wenig später auch noch eine dritte. Viel Palaver, keiner versteht keinen und letzten Endes lande ich in Begleitung der “Policia Puerto” im Hafenamt. Dort wird uns einen Liegegebühr nach Tonnage berechnet, was eher einen symbolischen Charakter hat (leicht wie wir sind), aber alle sind glücklich und zufrieden und wir können endlich frühstücken. Danach ziehen wir wieder los, Stadtbummel exzessiv! Melilla, als zweite spanische Enklave in Marokko, gefällt uns deutlich besser als Ceuta. Und nicht etwa wegen des persönlichen Wohlbefindens. Irgendwie ist hier alles intensiver, natürlicher, lebhafter, weniger Fassade und ausserdem weit weg vom Mutterland. Ein Franco-Denkmal und ähnliche Zeugnisse der jüngeren Vergangenheit wird man in Spanien sonst kaum noch finden. Und bei all dem Bummeln, Gucken, Rumsitzen, Teetrinken und Geniessen erhandeln wir im Souk sogar noch so praktische Dinge wie Milchpulver und eine neue kurze Hose für den Kpt.

Sonnabend, 18.10.2008

Um die Behörden nicht weiter nervös zu machen (sie haben mit unserem Bootsnachbarn sicher schon Sorgen genug), stellen wir uns den Wecker und verlassen beim Sonnenaufgang - naja, jedenfalls kurz danach - den Hafen. Wieder Windstille, was aber praktisch für das “Unterwegsfrühstück” ist. Kurz darauf haben wir eine Begegnung der besonderen Art: ein Dutzend schwarzer Speedboote, von der marokkanischen Küste kommend, braust an uns vorbei in Richtung Spanien. Jeweils mit ein bis zwei Arabern besetzt und noch viel Platz für ... ? Schmuggler ist hier ein Beruf und die entsprechende Tätigkeit ein Wirtschaftszweig, wo - wie das Hafenhandbuch es ausdrückt - die Schmuggler die richtigen Kontakte in Marokko haben und der spanische Zoll keine Fragen stellt. Nach drei Stunden kommt ein leichter Wind auf und wir segeln mit gemütlichen 3 kn auf fast spiegelglattem Wasser dUnd auf jedem der 3 Felsen weht die spanische Flaggeahin. Marion nutzt die Zeit, um ein paar Sachen zu waschen während ich mit Angeln ausgelastet bin. Wir passieren die Islas Chaferinas, drei klitzekleine Inseln knapp zwei Meilen vor Marokko gelegen, die aber zu Spanien gehören. Vermutlich hat Spanien nicht genügend eigene Inseln, so dass es diese drei Felsen unbedingt noch benötigt. Drei Stunden später haben wir die Hafeneinfahrt von Saidia erreicht, dem letzten marokkanischen Hafen vier Meilen vor der algerischen Grenze gelegen. Es sieht völlig anders aus als im Hafenhandbuch und zum Glück erscheint eine Motoryacht, die uns auffordert, ihr zu folgen. Der Hafen und die Mole werden komplett umgebaut, überall Bagger, Schwimmbagger, mit riesigen Steinen beladene Kipper und mit diversen roten Bällen ist so eine Art Einfahrt um mehrere Ecken markiert, die sich nur dem Eingeweihten erschliesst. Dank “Lotse” vorweg erreichen wir dann aber die riesige Anlage des zukünftig grössten “Marina-Hotelkomplexes in Nordafrika”. Zumindest die Anzahl der dort herumstehenden Personen ist schon recht beachtlich. Wie immer, die Leinen sind noch nicht ganz fest, stehen schon die Behörden am Boot. Um den Einstieg zu erleichtern binde ich das Pendelruder der Windfahnensteuerung los, was runtersaust und “PLATSCH!” hat der am nächsten stehende Polizist eine Ladung Hafenwasser auf der Uniform. “Sch....” denke ich, murmele aber lieber “Pardon!” Marion verzieht sich schnell unter Deck, um nicht loszuprusten. Er nimmt es aber sportlich und sein Part der Einklarierung geht am schnellsten. Er ist gut vorbereitet und hat schon alle unsere Daten, die er uns stolz zeigt. Übermittelt per Fax aus El Jebha wo wir, nur um irgend etwas anzugeben, Saidia als nächsten Hafen genannt hatten. Wir werden hier also schon seit zwei Tagen erwartet. Kurz alles abhaken, fertig! In den nächsten zwei Büros, in denen wir genau die selben Daten nur in andere Formulare eintragen, dauert es wesentlich länger. Der letzte Beamte, ich glaube das war der Zoll, hat sogar mehrere Formulare mit den selben Daten auszufüllen. Das Ganze auf französisch oder alternativ auf arabisch. Eine Stunde später ist dann aber doch alles erledigt und am Steg erwartet uns ein englisch sprechender, junger dynamischer Mann, der uns in sein Office lotst um uns zu begrüssen, voller Stolz das Projekt der Anlage vorstellt und wenn wir Wünsche hätten oder etwas bräuchten ... Marion hat einen! Der Seesack in der Achterkajüte ist voll schmutziger Wäsche (Bettwäsche etc. kann man schlecht per Hand waschen) ... Er kennt da eine Reinigung in Ouschda, 30 km entfernt, und schwups, steht der Sack in seinem Office. - Wir hoffen, dass der Preis für die Wäsche nicht den Neupreis der Kleidung/Bettwäsche übersteigt. We´ll see.

Sonntag, 19.10.2008

Es regnet! Unser geplanter Besuch des Ortes Saidia (6 km entfernt) fällt also ins Wasser, dafür rollen wir die Segel aus und lassen nebenbei den Saharasand herausspülen. Die ca zwanzig Personen, die hier aus welchem Grund auch immer herumstehen, -sitzen, -laufen haben heute mit ihren einzigen zwei Gästen (uns) nicht viel zu tun. Wir gehen den ganzen Tag nicht von Bord, haben Internetanschluss und somit jede Menge zu tun. Bankdaten abrufen, Updates herunterladen, dies und das nachschauen, Tagebucheinträge aktualisieren und mit Fotos auf der Website einstellen, Nachmittags ein Anruf von meinen Eltern (kurz, knapp, kostenbewusst über Handy) ... und letzten Endes telefonieren wir nach langer Zeit per Internet ausgiebigst mit den Kindern und Renés Mutter. Skype ist doch was Feines! Und wenn wir nicht irgendwann Hunger bekommen hätten würden wir wohl immer noch skypen ...

Montag, 20.10.2008Minarett mit Storchennest

Schon seit längerem haben wir geplant, noch ein Solarpaneel nachzurüsten und in Melilla den Tipp bekommen “... in Berkane ist in der Nähe des Marktes eine Strasse, dort hat irgendein Laden sowas ...” Also im Marinaoffice nach einem Taxi gefragt und eine halbe Stunde später steht dann auch ein verbeulter Renault am Steg. Zwar kein Taxi, sondern vermutlich der Freund eines Bekannten des Cousins von einem der Marinaangestellten. Egal, vorher den Preis ausmachen und ab geht es. Da er “nur” arabisch, französisch und spanisch spricht beschränkt sich die Unterhaltung auf sporadische Ausrufe seinerseits und ein blödes Grinsen und je nach Laune Nicken oder Kopfschütteln meinerseits. Wir verabreden, dass er uns in fünf Stunden, oder vielleicht auch um fünf Uhr (?), wieder abholt und ziehen los. Welcher Markt ist denn jetzt gemeint? Scheinbar ganz Berkane besteht aus Läden, Märkten und Verkaufsständen, wobei man sich das grösstenteils als zugemölte Nischen, Einfahrten oder Garagen vorstellen muss - nur wird der Schrott und Sperrmüll nicht abgeholt sondern verkauft. Daneben gibt es wiederum Stände mit den neuesten Designerklamotten (Made in China). Klugerweise haben wir das Bild eines Solarpaneels, das wir fleissig herumzeigen. Wir lernen viele nette Leute kennen, alle wollen helfen und jeder schickt uns in eine andere Richtung. Als wir später gar nicht mehr danach suchen entdecken wir per Zufall doch noch das “Geschäft”, in dem ein älterer Herr aus verschiedenen staubigen Ecken, Dachböden und Nachbargaragen diverse Paneele hervorzaubert. Leider sind sie alle für uns zu gross, zu schwach oder zu teuer. Macht nichts, war trotzdem ein schöner Tag in Berkane. Unser Taxifahrer findet uns auch wie- der, macht aus der Rückfahrt eine kleine Sightseeingtour einschliesslich algerischer Grenze und Strand und weigert sich am Schluss sogar noch, den vereinbarten Fahrpreis anzunehmen. Naja, aber nicht sehr lange. Und während ich jetzt Tagebuch schreibe macht Marion uns ein lecker Abendbrot. Ich glaube es gibt heute überbackenen Knoblauch mit kleinen Tomatenstückchen.

Dienstag, 21.10.2008

Das wir heute zwei mal Duschen waren könnte man natürlich auch mit immensen körperlichen Aktivitäten erklären, es lag aber nur an den Temperaturen. Der Weg dorthin war so ziemlich die einzige sportliche Betätigung, ansonsten sind wir kaum vom Boot gekommen und waren FAULIS. Internet an Bord verführt doch zu einer gewissen Bewegungsarmut. Weg können wir sowieso noch nicht, da unser Wäschesack noch nicht zurück ist. Der sollte zwar heute kommen, allerdings mit dem Zusatz “In sha`a allah!”- wenn Gott es so will. Und er wollte wohl nicht. Dafür haben wir heute endliche die Preisliste der Marina bekommen und wissen somit nach nur drei Tagen wieviel unser LiegFés-Medina-Styleeplatz kostet. Zwischendurch hatten wir noch ein Skype-Telefonat mit Karl von der Taygete, die gerade in Cadi... war aber billig ...z liegen und auf dem Sprung zu den Kanaren sind. War schön mal wieder von den Beiden zu hören, es gab viel zu erzählen. Anschliessend Fototermin für mich, die Kinder wollten unbedingt meine Fes-Medina-Style- Frisur sehen, nachdem Marion Sie als eine Mischung aus Irokese u. Pittiplatsch beschrieben hatte. Soooo schlimm sieht es ja nun auch nicht aus und ausserdem kennt mich hier (noch) keiner!

Mittwoch, 22.10.2008

Der Wäschesack ist wieder da! Er ist zwar noch nicht so richtig an Bord, aber er soll schon irgendwo sein. Ist uns jetzt aber auch nicht mehr ganz so wichtig. Erstens dreht der Wind morgen wieder auf NO und bläst die nächsten Tage mit 4-5 Bft genau aus der Richtung in die wir wollen. Brauchen wir das? Und zweitens haben wir ab heute unsere eigene Waschmaschine. Das heisst, die hatten wir eigentlich schon immer, sie Am Strand - Einfahrt verboten!war nur nicht angeschlossen. Jetzt dreht sie brav mit unserer Wäsche “ihre Runden” und wird das wohl auch die nächsten Tage noch tun. Haben ja reichlich Wasser und Strom zur Zeit. Welch ein Luxus!!!!

Freitag, 24.10.2008

Gestern ist unser Wäschesack endlich wieder “Zuhause” angekommen. Ich glaube, er war solange weg, dass die Sachen darin schon wieder modern sind. Unterdessen läuft sich unsere Waschmaschine hier den Wolf. Da sie im Motorraum steht ist ihre Bedienung irgendwie automatisch in meinen Aufgabenbereich gefallen. Mittlerweile drehe ich schon recht souverän an den drei Knöpfen. Schleudern ja/nein, Temperatur 0°C-40°C-60°C und der dritte bleibt immer auf Buntwäsche. Marion türmt neue Wäscheberge vor der Motorraumtür auf, die sie vermutlich sauber aus den Schränken holt, um mich zu trainieren. Zwischendurch hatten wir aber auch ausgedehnte Strandspaziergänge, bei denen sie dann neue Verhaltens- und Bewegungsabläufe üben konnte: “... nein, das nehme ich jetzt nicht mit ...”, “... diese besonders schöne Muschel muss ich wieder zurück legen ...”. Sie wird immer besser darin und ich denke, bald können wir die Taschenkontrollen weglassen.

Montag, 27.10.2008

Morgen wollten wir eigentlich weiter, da der Wind endlich auf West drehen soll. Das tut er auch, aber gleich mit 7 Bft. Also werden wir noch bleiben. Langweilig ist es nicht. Trotz wechselhaftem Wetter (mal 28°C und Sonne, mal 18°C mit Sturm und Regen) waren wir unterwegs. Z.B. sind wir nach Saidia gewandert - blöde Idee, weil richtig weit. Dort angekommen sind wir beide so platt, dass wir uns am ersten Strassengrill fallen lassen, was essen und ein Taxi für die Heimfahrt heran winken. Nach Saidia mit Taxi gefahren - guSo machens also die Käfer ...te Idee. Dort viel herumgelaufen. Das moderne, saubere, neue Viertel ist langweilig. Schnell weiter in den alten Stadtteil. Etwas schmuddelig, mit lebhaftem Feilschen im Souk, bröckelnder Stadtmauer, Garküchen, teeschlürfenden alten Männern auf den Terrassen der kleinen Strassencafés, ... einfach liebenswert. Wir haben im Souk sogar eine webcam “erstanden” und können jetzt beim skypen doof winken. Gestern sind wir stundenlang durch ein Naturschutzgebiet, das sich in der Nähe befindet, gewandert. Es gibt dort vorgeschriebene Wanderwege, die zur Zeit aber völlig unter Wasser stehen. Am besten folgt man den Spuren der mopedfahrenden Einheimischen, die kreuz und quer durch die schützenswerte Dünenlandschaft verlaufen. Reiher, Flamingos und einige andere Flugwesen kann man hier beobachten, Marions Interesse galt aber eher kleinen Schildkröten und Käfern. ---                                               

Dienstag, 28.10.2008

Heute ist Fahrradfahren angesagt. Der Kpt. baut in Nullkommanichts die beiden Räder zusammen und grübelt dann, wie man Luft in die Reifen bekommen könnte. Natürlich haben wir keine Luftpumpe an Bord! Aber wir “wohnen” ja derzeit in einer Marina und ergo sind bald mehrere Marineros beschäftigt. Irgendwo wird nach ca. einer Stunde eine 12 V-Kompressorpumpe aufgetrieben und schon sind die Räder flott. Auf gehts in Richtung Ras el Mar, ungefähr 15 km von hier. Irgendwie haben wir ein kleines Fischerdorf mit Hafen im Sinn und sind erstaunt, als wir eine kleine Stadt vor uns sehen. Egal. Der Hafen und das eigentliche alte Dorf sind schnell gefunden. Durch den Regen der letzten Tage stehen die Strassen hier teilweise komplett unter Wasser und beim Durchfahren der Megapfützen kann man nur auf Allah vertrauen und hoffen, dass sich mittendrin keines der mitunter recht tiefen Schlaglöcher befindet. Die Bewohner sind echt nett, grüssen freundlich und beobachten lächelnd unseren Einkauf am Obst- und Gemüsestand. Wir finden auch einen Stand (Familienbetrieb - Vater, Mutter, Tochter), an dem die 1-Meter-Durchmesser-Fladen verkauft werden. Für uns wird extra einer frisch gebacken, den wir heiss gleich an Ort und Stelle verschlingen. Anschliessend zufriedenes Grinsen bei uns und grosse Freude bei den Standbetreibern. Mit den dicken Bäuchen “schwingen” wir uns auf die Räder und Dank Masse x Beschleunigung (es geht bergab) sind wir schnell unterwegs. Beinahe jedes Auto “behupt” uns und es wird wild gewunken, manchmal fall ich vor Schreck fast vom Rad. So´n bisschen Exot ist man hier doch. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir wieder zurück an Bord.

Mittwoch, 29.10.2008

8.30 Uhr. Das Aussenthermometer zeigt 15,8°C an. Brrrr! Der Wind heult und pfeift schon die ganze Nacht in den Fallen und Wanten. Seit einer Stunde tappe ich durchs Boot, räume hier, verstaue da, werfe den Brotbackautomaten an und mein Kpt. kommt auch langsam aus der Koje. Heute wollen wir weiter segeln Richtung Osten, Algerien. Der Wind sollte eigentlich schwächer werden ... Gegen 10 Uhr steht der Marinachef am Boot und fragt nach, ob wir wirklich bei dem Wetter fahren wollen (hatten unsere Abfahrt wegen dem Ausklarieren gestern angekündigt). Ja, schon. Er murmelt etwas von “stormy” und “difficult” und verschwindet. Wir sehen uns im Internet noch mal die aktuellen Gribfiles (Winddaten) an - so wirklich gut sieht es nicht aus. Etwas später ist der Marinachef wieder am Boot, dieses Mal mit Verstärkung. Es geht ums Wetter und jetzt nehmen sie den Kpt. mit zum Office. Als der zurück kommt verkündet er: “Ich hab um zwei Tage verlängert.” Sie waren gemeinsam auf dem “Aussichtsturm” des Hafengebäudes und er konnte von dort einen Blick auf das Meer werfen. Nun denn, also beobachten wir weiter das Wetter. Zur Zeit jagt hier ein Tief das nächste und es geht ganz schön heiss her dabei. ... Sollen wir die verstauten Fahrräder wieder auspacken? ...

Donnerstag, 30.10.2008

Wir warten wieder. Dieses Mal nicht auf Wetter sondern auf Wasser. Gegen Mittag wollen wir die Leinen loswerfen und vorher noch Wasser bunkern. Natürlich hat gerade heute jemand in der Marina beschlossen, etwas an den Leitungen reparieren zu lassen, was höchstwahrscheinlich schon seit einem halben Jahr in diesem Zustand ist, und hat den Haupthahn zugedreht. “Approximate two hours”(so Gott will). In den vergangenen Tagen hatten wir viel Zeit und Gelegenheit, um die Site zu aktualisieren und zu verändern, so dass wir jetzt recht zufrieden damit sind. Ausserdem hat uns der sich fleissig drehende Besucherzähler verraten, dass es augenscheinlich einige gibt, die unseren Törn mit Interesse verfolgen. Das freut uns natürlich auch! 11.50 Uhr. So, die Wassertanks sind jetzt randvoll und wir segeln dann mal weiter. Eine Weile werdet ihr erst einmal nichts mehr von uns hören. Haltet aus! Bis dann.

Dienstag, 04.11.200Unterwegs - Angelsehnensalat8

4.30 Uhr. Der Wind aus Ost ist so gut wie eingeschlafen und es ist noch 22°C warm. Wir stehen beide im Cockpit und freuen uns auf den bevorstehenden Landfall. Die warme Morgenluft riecht nach Erde und Nadelwald. Tabarka, der erste tunesische Hafen von Algerien kommend, liegt vor uns. Solange es noch dunkel ist wollen wir dort nicht einlaufen, sondern vor der Süd-Mole ankern. Plötzlich hören wir beide ein leises Schaben am Boot und René kuppelt sofort aus. Fischernetze! Aber wir sind schon mittendrin! Nichts wie raus hier! Es ist natürlich klar, dass wir in umgekehrter Richtung im Netz hängen bleiben - wär ja auch zu schön gewesen! Wieder auskuppeln damit sich das Netz nicht um Propeller und Welle wickelt und dann versuchen wir verschiedene “Entfesslungsaktionen”. Es nutzt alles nichts, der Kpt. muss ins Wasser. Aus dem untersten aller Stauräume kramen wir seinen Neoprenanzug (macht ne tolle Figur! Hmmm!) und schon taucht er ab. Das Netz hängt “nur” hinter den Kielen, trotzdem hat er fast eine Stunde zu kämpfen, zumal ein leichter Wind das Boot in das Netz drückt. Aber dann sind wir frei und kurz darauf fällt der Anker vor der Ost-Mole. Darauf einen heissen Kaffee! Anschliessend alles aufklaren und mit der aufgehenden Sonne laufen wir eine Stunde später in den Hafen ein. Winkende Fischer “Hallo Dütschland”, und weil weiter kein Platz ist machen wir an einer anderen Yacht fest. Das Einklarieren zieht sich (immer wieder durch vermutlich wichtige Unterhaltungen und Umarmungen der Beamten unterbrochen) über zwei Stunden hin. Unser Boot muss auch noch einmal “umgeparkt” werden, so dass es fast Mittag ist als wir uns endlich mit einem Glas “Auf-den-Landfall”-Wein im Cockpit niederlassen. Vier Tage und fünf Nächte sind wir unterwegs gewesen und es war mit fast sechshundert Seemeilen unsere bisher längste Etappe. Und gleichzeitig auch die stürmischste. Zweimal mussten wir durch einen Sturm, davon einer der Stärke 8 (das sind nicht die Böen, es be- zeichnet die durchschnittliche Windgeschwindigkeit). Als der Wind nach etwa drei Stunden auf 30 - 32 kn zurückging (7 Bft) war das wie Erholung. Zum Glück stürmte es immer nachts, da sieht man nichts von dem “Elend” drumherum. Dafür kamen wir aber auch schnell voran, so dass wir beschlossen, bis Tunesien durchzufahren. Gut behütet fühlten wir uns ausserdem, denn jeden Morgen wurden wir über Funk von der Algerian Coastguard angerufen, was immer in die Bordfrau-Wache fiel (man kann sich an einen morgendlichen “Plausch” gewöhnen, zumal die Herren sehr nett und freundlich waren).

Donnerstag, 06.11.2008Tabarka

Kpt´s Geburtstag! Ich werde wach als mein Geschenk mit einer Schleife versehen wieder ins Bett klettert. Grosse Freude! ... Da Marion beschlossen hat, einen Geburtstagskuchen zu backen, ziehen wir nach dem Frühstück erstmal los, shoppen. Margarine, Eier, und sie findet sogar Schlagsahne. Zurück am Boot parkt gerade dreissig Meter neben uns ein Unimog mit Wohnaufbau und deutschem Kennzeichen ein. Man grüsst und schon nach kurzer Zeit stehen Angelika und Peter am Boot, die Männer sind schon heftig am “Labern”. Da hat Marion eine gute Idee und lädt die beiden für später zu Kaffee und Kuchen ein. Anschliessend wirft sie sich in die Pantry und verdonnert mich zum Nichtstun - hab ja schliesslich Geburtstag! Meine nichtsahnenden Geburtstags- gäste stehen pünktlich “vor der Tür”, Marion holt den Kuchen aus dem Ofen und es duftet lecker im ganzen Boot. Warmer Kuchen mit Schlagsahne - sowas von lecker! Mit Angelika und Peter sind wir sofort auf einer “Wellenlänge” und sitzen, erzählen, machen einen Wein auf, erzählen, machen noch einen Wein auf , ... später ziehen wir los in die Stadt, um in einem Strassenimbiss etwas gegen den langsamAuf dem genuesischen Kastell wieder knurrenden Magen zu tun. ...“Und jetzt gibt es bei uns noch einen kleinen Schlummerschnaps!” “Na gut, aber nur einen.” ... Watt´n schön´Geburtstag!

Sonnabend, 08.11.2008

Tabarka ist recht überschaulich. Kaum fünfzehn Minuten, dann hat man es in jeder Richtung durchquert. Aber man kann ja auch ganz langsam gehen und ein siebentes Mal in die Strasse mit dem Angelladen schauen, in dem es die tunesische Gastlandsflagge gibt, die wir so dringend benötigen. Vielleicht hat er ja diesmal geöffnet? Wir besichtigen die berühmten Fels- nadeln des Ortes, die auf beinahe jeder Postkarte sind und vor denen Souvenierverkäufer derart abgrundhässlichen Kitsch anbieten, dass man schon wieder überlegt, wen man so gar nicht leiden kann, um ihm so etwas zu schenken.- Ein gut halbstündiger Fussmarsch führt hinauf zu einem alten   genuesischen Kastell. Eigentlich wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen, wird aber doch von dem, der es vermutlich bewachen soll, für einen Rundgang mit tollem Panoramablick geöffnet. Voller Bescheidenheit lässt er sich dann hinterher zwei Dinar in die Hand drücken. Wir geniessen es aber auch, einfach mit einer Tasse Kaffee im Cockpit zu sitzen - Hafenkino! Da sind die winkenden Kellner vom Restaurant, vor dessen Terrasse wir liegen, und die den Versuch uns dort hineinzulocken aufgegeben haben. Der umtriebige Hafenmeister, der jeden kennt, für alle ein paar Worte hat - für die Frauen ganz besonders. Oder die beiden älteren französischen Pärchen in ihren Wohnmobilen, deren grösste Sorge die Funktionstüchtigkeit ihrer Fernseher ist. In den letzten Tagen hatten sie zwei Katastrophen zu verkraften! Einmal der abendliche Stromausfall zur wahrscheinlich besten Sendezeit und heute musste ein Monteur für die Satellitenschüssel ran. Ihr allerdings bester Beitrag zum Hafenkino ist der vormittägliche Gang der beiden rundlichen Madames im geblümten Morgenmantel , halb über die Restaurantterrasse, zum Duschhaus. Nicht nur ich, auch die Kellner und Gäste sind Fans dieser selbstbewussten Darbietung. Die Abende verbringen wir mit Angelika und Peter. 2007 waren die beiden schon für drei Monate mit ihrem LKW in Tunesien unterwegs. Da gibt es jede Menge zu erzählen und zu zeigen - Peters fotografischen Reiseberichte sind unterhaltsam und echt interessant. Wir sitzen jedesmal bis spät in der Nacht. Nur unterbrochen durch einen Besuch unseres Lieblingsimbiss, wo es so gaaaanz lecker gefüllte Fladen gibt. Danach ist man total genudelt und um knapp einen Euro pro Person “ärmer”.

Sonntag, 09.11.2008Wandertag

Gestern hatten wir kurz Besuch von einer französischen Nachbaryacht. Jerzey, sprach perfekt Englisch und interessierte sich für unsere Vorsegelrollanlage. Etwas später erfahren wir, dass er heute eine, im französischen Reiseführer empfohlene Wanderroute, und ein Thermalbad im Landesinneren besuchen will. Ob wir mit möchten? Wir möchten! Angelika und Peter kommen auch gerade darauf zu und so sind wir zu fünft. Der Bus nach Ain Draham fährt bereits um 9 Uhr, doch diese Herausforderung meistern wir alle und stehen pünktlich vor unserem “Reiseleiter”. Von Ain Draham, einem an der algerischen Grenze gelegenen Ort, wandern wir los. Der Grund, warum der Weg im französischen Reiseführer vermerkt ist besteht wohl einzig und allein darin, dass er Teil eines Versorgungsweges zu einem wichtigen französischen Militärstützpunkt in Algerien war, das von dort während des Krieges belagert wurde. Gemeint ist der Befreiungskrieg der Algerier. Wir wandern durch Korkeichenwälder, erklettern Felsen, sehen massenhaft von Wildschweinen durchwühlten Waldboden, treffen “gut frisierte” Ziegenherden, haben eine tolle Sicht auf die 500 Meter entfernte Grenze und diverse Wachtürme, erfahren, dass hier die Sommer- (oder war´s die Winter-?)Residenz des Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali liegt, von der wir nichts weiter sehen ausser den bewachten Zaun drumherum, und wir wissen jetzt, dass Jerzey eine Vorliebe für´s Pilzesammeln hat. Es gab keinen Ziegenhirten oder Wanderer, den er nicht nach den besten Fundorten aushorchte. Wieder in Ain Draham angekommen nehmen wir zwei Taxen und fahren nach Hammam Bourguiba. Das liegt so dicht an der algerischen Grenze, dass am Ortseingang (Schlagbaum mit Posten) die Pässe kontrolliert werden. Hammam ist im Arabischen ein Bad und hier wird es aus einer heissen ThermalquellWer bist du denn?e gespeist, die wegen ihrer Inhaltsstoffe berühmt ist. Es gibt die pompöse Version mit integriertem Hotel und allem Luxus, wo sich viele reiche Tunesier, vor allem aber wohlhabende Algerier verwöhnen lassen, und ein Hammam für das einfache Volk. Den schauen wir uns natürlich auch erst einmal an. Dort drängen sich in kleinen, etwas muffigen Räumen viele nackte schwitzende Männer aneinander. Selbstverständlich macht man für uns noch Platz und auch der Fussboden wird schnell nochmal gewischt. Ja, wenn man denn keine andere Wahl hätte; aber die haben wir. Und ausserdem gibt es in dem Schickimicki-Teil auch noch ein kaltes Bier hinterher. Wobei das Bier auch das Beste war. Nix mit Gurkenmaske für wettergegerbte Kapitänsgesichter oder entspannende Massagen durch zarte Frauenhände. Wer nur für Hammam bezahlt kriegt eben auch nur heissen Dampf! Dafür soll der aber gesund sein und porentief rein sind wir jetzt auch wieder. Die Rückfahrt gestaltet sich nicht ganz einfach mit der Organisation von Taxen, Strassensperren, neuen Taxen, etc. Aber Dank Jerzey´s Französischkenntnissen gelingt es ihm, selbst MPi-behangene Polizisten milde zu stimmen und auf das geforderte Bussgeld zu verzichten. In Tabarka angekommen stürzen wir heisshungrig in unseren Lieblingsimbiss. Heute gibt es sogar einen zweiten Gang! Crepes chocolate.

Montag, 10.11.2008

Wieder mal Abschied nehmen. Angelika und Peter wollen weiter, wir auch. Nur in verschiedene Richtungen. Glücklicherweise müssen wir nicht ausklarieren, es reicht eine kurze Abmeldung bei der Garde National, der Militärpolizei. Kurz aufräumen, die Liegegebühr bezahlen, ein paar andere Boote werden “umgeparkt” und schon können wir ablegen. Schnell nochmal winken und dann die Segel raus. Ein leichter Wind schiebt uns gemütlich ostwärts. - Irgendwann nachmittags surrte die Angelsehne von der Rolle. ... An dieser Stelle sollte jetzt die wortgewaltige Schilderung meines heroischen Kampfes mit dem riesigen Fisch stehen, aber es folgt die Kurzversion: Fisch weg, Köder weg, Sehne weg!! Bei jedem Wettkampf gibt es eben auch einen zweiten Platz! Wir wollen heute nicht die Nacht durch segeln und haben uns einen Ankerplatz hinter einem Kap ausgesucht. Über Funk melden wir das der Coastguard und es ist bereits dunkel, als wir die kleine Bucht hinter Cap Serrat ansteuern. Beim Ankermanöver erschrecken wir, als es neben uns laut prustet. Drei Delphine tauchen immer wieder auf, sie scheinen zu jagen. Ein leckeres Abendbrot, ein Glas Rotwein im Cockpit, dicker fetter Sternenhimmel - wir haben es mal wieder sowas von gut!

Sonnabend, 15.11.2008

Wir liegen jetzt den fünften Tag an der Betonpier im Hafen von Bizerte (im eigentlichen Yachthafen ist für uns nichts frei). Dieser Platz ist eingezäunt und hat ein bisschen was von Quarantäne. Ausserdem gibt es hier Null Strom und Wasser. Na, was soll´s. In den letzten Tagen haben wir die Stadt erkundet (Internetroom, Einkaufsmöglichkeiten und eine “Electrique-Auto”-Werkstatt wg. unseres defekten Anlassers vom Generator). Der Ort ist auch ziemlich geschichtsträchtig. Bizerte, die nördlichste Hafenstadt Afrikas, wurde von den Phöniziern gegründet und war im 16. Jahrhundert neben anderen nordtunesischen Städten eine Hochburg der Freibeuter / Piraten. Von hier aus wurden christliche Handelsschiffe gekapert und geplündert. Die Seemänner oder Passagiere, die bei solchen Beutezügen in Gefangenschaft gerieten, wurden zu Galeerendienst verurteilt oder auf Sklavenmärkten verkauft. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelang es, dem Treiben der Piraten ein Ende zu setzen. Ja, das war schon ´ne heisse Ecke hier! Auch 1963 gab es in der Stadt blutige Strassen- schlachten, weil die Franzosen ihren militärisch wichtigen Stützpunkt vor Ort nicht aufgeben wollten (Tunesien war bereits seit 1959 unabhängig). Heute ist Bizerte eine relativ moderne grosse Stadt, mit drei Festungen, drei Häfen, einer schönen Medina / Altstadt, diversen Moscheen (alle mit moderner Technik ausgerüstet, d.h. Lautsprecher und Kassettengeräten, die fünfmal am TaDer alte Fischerhafen in Bizerteg zum Gebet rufen) und Sandstränden. Am 12. war ich ausnahmsweise mal nicht für die Frühstücksvorbereitungen zuständig. Der Kpt zelebrierte nach einer halben Stunde sogar einen Obstsalat! Die Geburtstagskerze habe ich mir selber aus dem hintersten “Schwalbennest” hervor gekramt - perfekt! So schön kann Geburtstag sein! Abends waren wir zur Feier des Tages in einem empfohlenen Restaurant essen, richtig mit weisser Tischdecke, polierten Weingläsern und Oberkellner (bloss nicht mit dem Besteck klappern!). War echt lecker! Am 13. haben wir den kaputten Anlasser vom Generator in die entdeckte Werkstatt gegeben, abends schon abgeholt und tags darauf   wird er angebaut und ausprobiert. Dabei stellt der Kpt fest, dass im Motor des Generators Wasser ist (durch Rücklauf vom Auspuff). So beginnt er ein, den ganzen Tag währendes, “Basteln” im Motorraum. Zwischendurch muss ich den Generator probeweise starten, der Anlasser wird wieder heiss und qualmt vom Feinsten. Also steht auch der heutige Tag ganz im Zeichen des Generators. Der Monteur aus der Werkstatt kommt mit seinem Boss an Bord und nun habe ich hier drei bastelnde Männer sitzen. Zwischendurch immer wieder heisse Diskussionen auf Arabisch, Französisch, ein bisschen Englisch oder Deutsch. Nun, wir werden sehen, ob der Generator anschliessend wieder läuft. Inshallah! 17.45 Uhr. Vier strahlende Gesichter. Er läuft!                                                                                                                                

 

Sonntag, 16.11.200Flohmarkt in Bizerte8

Heute habe ich Bastelverbot. Die Lieblingsbastelhose bleibt in der Ecke liegen und wir machen uns landfein. Durch Bizerte verläuft ein Kanal und Marion möchte heute mal auf Was für Schätzchen!die andere Seite der Stadt. Also pilgern wir über die einzige Brücke und finden uns in einem riesigen Menschenauflauf wieder. Auf dieser Kanalseite ist sonntags immer “Flohmarkt”, so auch heute. Unmengen von nützlichem und unnützem Krempel, Berge von Secondhand- und neuesten Markenklamotten, Ramsch, Ersatzteile für alles und jeden, oder eben einfach nur Schrott. Die eigentliche Verkaufskunst besteht darin, seine Ware möglichst lautstark anzupreisen und dabei unbedingt den Nachbarn zu übertönen. (Wär ein toller Job für den Kpt, lautstark ist er auf jeden Fall! - Anmerkung der Bordfrau). Zum Teil erstreckt sich das Marktgeschehen entlang einer Müll- bzw. Schutthalde und bei einigen “Verkaufsständen” ist die Grenze zwischen Angebot und Umgebung schwer auszumachen. Die Händler haben viel Spass und wir auch. Obwohl Marion immer wieder wirklich wichtige, witzige oder tolle Sachen auf den Grabbeltischen entdeckt gibt sie sich am Ende doch ganz bescheiden. Drei Haarspangen und ein Kopftuch! Ganze 7 Dinar (4 Euro)  haben wir nach einem mehrstündigen “Einkaufsbummel” bezahlt! Männer, schickt eure Frauen hier shoppen! Es macht ihnen Spass und kostet fast nichts!

Dienstag, 18.11.2Eine von vielen Moscheen008

Gestern habe ich die Generatorbastelei vorerst abgeschlossen und zwecks Vermeidung einer erneuten “Motorflutung” auch gleich die Kühlung umgebaut. Und während ich mir die Zeit mit kleinen Basteleien und Inspektionen vertreibe, plagt Marion sich mit einem schon bekannten “Leiden” herum. In kurzen Intervallen verschwindet sie im Bad. Zum Glück ist es diesmal nicht ganz so schlimm wie in Marokko, so dass wir trotzdem noch durch die Stadt bummeln können. Eigentlich ein richtig netter Tag, wenn nicht ... ja, wenn nicht zum Abend so ein absolut ekliger Schwell im Hafen stehen würde. Das Nachbarboot, eine GFK-Charteryacht, und wir krachen nur so an die Betonkante! Mit fünf, eilig zusammengesuchten und als Fender angebundenen alten Autoreifen können wir den “Aufprall” zwar etwas abmildern, aber Ruhe finden wir die ganze Nacht über nicht. Noch schlimmer ist allerdings das plötzlich fehlende Geräusch, genauer gesagt das Plätschern, und der starke Widerstand an der Toiletten- pumpe. Da geht Mann mit der Gewissheit ins Bett, dass der nächste Tag (im wahrsten Sinne des Wortes) so ein richtiger Sch ... tag werden wird. Marions grummelnde Gedärme veranlassen sie, gleich nach dem Aufstehen wieder ins Bett zu gehen. Und das ist gut so. Meine Sprüche und Flüche während der nächsten Stunden sind absolut gar nichts für empfindsame Ohren - und stubenrein sind sie schon gar nicht! So ein prall gefüllter 60 Liter-Fäkalientank stellt doch eine gewisse Herausforderung dar. Letztendlich gelöst habe ich das Problem dann mit Flossen, Schnorchel und Taucherbrille. Für die, mit Weingläsern im Cockpit sitzende, Crew der Nachbaryacht hatte es sicher einen hohen Unterhaltungswert, wie ich immer wieder Luft hole, um dann abzutauchen. Zum Glück können sie aber nicht sehen, wie ich mit einem Drahthaken in dem Borddurchlass des besagten Tankes herum bohre. Dort haben es sich kleine Muscheln gemütlich gemacht und so nach und nach die Öffnung verschlossen. Also die “Anwohner” mit einem langen Schraubendreher im Loch abschaben, dann mit dem Draht so lange bohren ... und dann schnell wegschwimmen! -- Die zwei Grappa habe ich mir heute wirklich verdient!

Mittwoch, 19.11.2008

Wir haben beschlossen, heute weiter zu fahren. Da Marion sich wieder am Frühstück beteiligt - es geht ihr besser - steht dem Aufbruch nichts mehr im Wege. In der Capetanerie habe ich Mühe, unser Liegegeld loszuwerden. Wir werden gar nicht in den Büchern geführt. Quarantänekai eben. Zum Glück darf ich trotzdem bezahlen. Für um 11 Uhr hat sich der Monteur angekündigt, der den Wechselrichter reparieren wollte. Die Polizei lässt ihn aber nicht in den “Quarantänebereich”. Da wir sowieso noch zum Markt wollen, verabreden wir uns dort. Er ist da, das Gerät ist heil, wir bezahlen, ... “Noch zusammen einen Kaffee trinken?” “Warum nichtWeiter.” Es folgt ein zweiter Kaffee. “Jetzt müssen wir aber wirklich los!” Im Laufschritt zum Hafen. Kurz davor treffen wir Ursula und Christian von der französi- schen Yacht “Kheops”. Als sie hören, dass wir nach Sidi Bou Said wollen, bieten sie an, in dem ständig überfüllten Hafen anzurufen, und einen Liegeplatz für uns zu reservieren. Also schnell noch auf die “Kheops” und, ganz französische Lebensart, stellen die beiden fest, dass es jetzt Zeit für Brunch, einen Aperitif und ein Glas Rotwein sowieso wäre. Es fällt schwer, zu widerstehen. Christian organisiert uns telefonisch den Liegeplatz für Morgen und schweren Herzens verabschieden wir uns von den beiden. Nun noch schnell bei der Garde National abmelden und es ist bereits 14.25 Uhr, als wir endlich die Leinen loswerfen. Noch im Hafen empfangen uns die ersten zwei Delphine. Bei strahlendem Sonnenschein und 3 Bft Wind segeln wir gemütlich unserem nur 20 sm entfernten Tagesziel, einem Ankerplatz hinter Cap Farina entgegen.

Donnerstag, 20.11.2008

Eigentlich habe ich keine Lust auf Sidi Bou Said, die nächste Marina, die wir anlaufen werden. Aber das Wetter soll ein bisschen ungemütlich werden und da ist Ankern nicht immer gut. Dabei ist der Platz hier am Cap Farina so schön! Mit einer alten Moschee und einem Kastell mitten im Wald, einigen kleinen Sandstränden - ideal zum Anlanden, weit und breit keine Menschenseele ... Sidi Bou Said soll dagegen brechend voll sein und ausserdem noch teuer. Aber wir sind ja für heute Nachmittag angemeldet. Na, dann nichts wie hin! Gegen 11 Uhr gehen wir Ankerauf, Genua und Grosssegel werden gesetzt. Die Sonne strahlt, das Meer ist blau (blauer gehts nicht) und beinahe spiegelglatt und natürlich schläft nach ca vier Stunden der Wind total ein. Das macht der doch mit Absicht! Was bleibt uns anderes übrig, wir werfen den Motor an und der knattert uns bis zum Schluss die Ohren voll. 15.30 Uhr. Wir erreichen die Einfahrt zur Marina und fahren einen grossen Bogen, da sich vor den Molenköpfen Sandbänke befinden.Blick auf die Marina Sidi Bou Said Trockenfallen wollen wir heute nicht! Zeitgleich beginnt ein netter Herr von “Port Sidi Bou Said”, uns über Funk auf französisch zuzutexten. “No comprende! Do you speak english?” Darauf keine Antwort mehr vom Port. Na dann nicht! Trotzdem werden wir von einem Marinero in den Hafen, an einen Platz ziemlich hinten durchgewunken. Es wird immer enger, mir wird schon ganz kribbelig im Bauch, aber mein Kpt parkt uns ganz souverän “katholisch” ein. Uff! Danach haben wir erstmal Zeit, uns so richtig umzugucken und wir sind echt baff. Hoch oben über der Marina, auf mit Kakteen, Agaven, Eukalypthusbäumen etc bewachsenen Felsen, sieht man die weiss getünchten kleinen Häuser von Sidi Bou Said. Natürlich ist auch eine Moschee dabei und wie zur Begrüssung, fängt der Muezin auch gleich zu rufen an. Traumhaft! Und auch die Marina ist nicht so riesengross und hypermodern wie befürchtet, sondern eher etwas altbacken und beinahe ein bisschen familiär. Ja! Hier bleiben wir gern für ein paar Tage!

Freitag, 21.11.200Traum in Blau-Weiss8

Hier muss er irgendwo sein! Neben einer grossen Baustelle durch das Gebüsch kriechend suchen wir den Weg, der am Fels hinauf in den Ort über unseren Köpfen führt. Da hat doch irgend so ein Blödmann eine Mauer hochgezogen! Wir “schwingen” uns so elegant es geht hinüber und haben jetzt reichlich Stufen aufwärts vor uns. Oben angekommen stehen wir wieder vor einer Mauer, die ist aber ca zwei Meter hoch. Das kann doch nicht wahr sein! Mein furchtloser Kpt entdeckt in die Mauer geschlagene Löcher, die man prima als Stufen benutzen kann. Mann, sind wir heute wieder sportlich! - Auf der anderen Seite kommen wir nur langsam voran. Das liegt nicht etwa am schlechten Weg, nein, Sidi Bou Said ist einfach ein wunderschöner Ort (findet sogar der Kpt). Die kleinen Häuser sind ausnahmslos alle weiss gekalkt, die Türen, Fensterläden und filigranen Gitter der Fenster sind alle blau gestrichen. Herrliche Gärten dazwischen, Palmen, BanSidi Bou Saidanen, üppige Bougainvilleas in allen erdenklichen Farben. Ein Traum! Später geniessen wir bei Pfefferminztee und tunesischen (grausam süssen) Süssigkeiten (kleine Schnittchen mit Honig und Nüssen, äusserst klebrig) die überwältigende Aussicht über die Bucht von Tunis von der Terrasse eines Cafés. Die farbigen Teppiche auf den Betonbänken lassen uns doch für recht lange Zeit die eigentliche Härte dieser Sitzgelegenheit vergessen. Nur die Rechnung holt uns dann wieder auf den Boden der Realitäten zurück. Für vier Pfefferminztee und sechs kleine honigtriefende Teilchen 25 Dinar (14 Euro). Naja, da bezahlt man die gute Lage halt mit. Benannt wurde dieser Ort übrigens nach einem marokkanischen Sufi, einem heiligen Mann, der sich im 13. Jahrhundert nach der Rück- kehr von seiner Pilgerreise nach Mekka, hier nieder- liess. Diesem Heiligen wurden wundersame Heilkräfte nachgesagt und noch heute finden alljährlich im August festliche Prozessionen zu Ehren des Sufi statt. Viele Künstler liessen sich von der Schönheit des Ortes, den weiten Ausblicken und von der Lebhaftigkeit der Farben inspirieren: z.B. Paul Klee, August Macke und Louis Moillet (an dieser Stelle ist sicher zu merken, dass die Bordfrau heute federführend ist - ich will euch auch nicht weiter mit Einzelheiten quälen). Uns gefällt es hier super und wir waren sehr froh, dass wir in die Ecke mit den Souvenierverkaufsständen erst ganz zum Schluss geraten sind.

Sonnabend, 22.11.2008Thermes d´Antonin Pius

Hey, wir haben das grosse Karthago gesehen! Es ist schon echt beeindruckend, die Überreste, sprich Ruinen, einer so alten und einst so mächtigen Stadt vor sich zu haben! Gegründet 814 v. Chr., da liefen bei uns noch alle mit Bärenfellen rum. Von hier aus zog Hannibal gegen Rom. Auch wir waren zu Fuss unterwegs, denn Karthago liegt hier sozusagen gleich um die Ecke. An einem Tag kann man es absolut nicht schaffen, alles anzusehen und so haben wir ausgewählt: die “Therme des Antonin Pius” (der Hanse-Dom ist eine win- zige Waschküche dagegen), den “Punischen Hafen”, von dem leider nicht mehr allzuviel zu sehen ist, den “Tophet” (gruselig!), ein mystisches Heiligtum, wo vermutlich tausende Kinder geopfert wurden, den “Byrsa-Hügel” hoch über der Stadt, das Amphitheater und Amphitheater mit Käpt´ndas Hippodrom. So gegen 18 Uhr, pünktlich zum Sonnenunter gang, sind wir wieder zurück auf der Mira, kuscheln uns mit einem Kaffee gemütlich in die Sitzecke und legen die qualmenden Füsse hoch. Das waren schon ein paar Kilometer! Nichtsdestotrotz setzen wir uns noch an den Laptop, um das Tagebuch auf den neuesten Stand zu bringen. Die Übertragung scheitert leider an der schlechten Verbindung, aber immerhin ist alles vorbereitet.

Dienstag, 25.11.2008

Eigentlich wollen wir heute die Leinen loswerfen. Nach einem Blick auf die aktuellen Windfiles lassen wir das aber und kochen uns lieber noch einen Kaffee, ganz in Ruhe. Hier in der Bucht von Tunis ist das feinste Segelwetter, aber vor Cap Bon, unserem nächsten Ziel, stürmt es mit 7 - 8 Bft. Gut, dann eben nach Tunis! Aber nicht mit dem Boot, nicht zu Fuß, sondern mit der Bahn. Wir kommen erst ab Mittag los, die Pumpe des Grauwassertanks macht uns einen Strich durch die Rechnung. Der Vormittag vergeht beim Umbau und der Reinigung der Anlage. Irgendwas ist eben immer, da kann man sich drauf verlassen! Anschliessend ein bißchen “aufbrezeln” und ab geht es zur Bahn. Fahrkarten kaufen - kein Problem! Wir sprechen schon ein paar BROCKEN Französisch. Kurz vorm Ziel ist Endstation. Neue Tickets kaufen, auf Metro umsteigen. Fünf Minuten Fahrt, wir sind da. Tourigemäss schlagen wir unseren Stadtplan auf und wackeln los zur Medina. Wir haben sie noch gar nicht betreten, da haben wir schon den ersten Guide am Hals, den wir aber kurz und schmerzlos abwimmeln. Hinein in das Gewühl! Die Medina von Tunis existiert schon seit 13 Jahrhunderten und hat sich ihre ursprüngliche Form, Grösse und Ausstrahlung bis heute bewahrt. Es wurde nie etwas durch Kriege etc zerstört. Wie immer erschlägt die Warenfülle uns fast, permanent werden wir angesprochen, begrüsst, gebeten, in die Läden zu gehen und zu schauen. Nett und nicht aufdringlich. Nach ca zehn Minuten habe ich eine “Original”-Gucci-Sonnenbrille käuflich erworben (ich brauche gar keine und hatte absolut nicht die Absicht zu kaufen, aber der Verkäufer, ein junger Mann, war so gut, wirklich gut, wir haben nur gelacht, halbherzig gefeilscht und sie gekauft. Prima Verkäufer!) Weitere fünfzehn Minuten später finden wir uns in einem Teppich- und Souvenirgeschäft wieder. Der Kpt hat sich von einem netten jungen Mann “einwickeln” lassen, der uns natürlich nur die Aussicht von einer Dachterrasse eines alten SultanpalasteTunis - im Laden von Fathis über die Medina zeigen will. Wir sehen über die Stadt, sehen ein Haremsbett (mit Probesitzen) und eine Etage tiefer werden schon die Teppiche für uns ausgerollt. Obwohl wir gleich klarstellen, dass wir nichts kaufen werden da wir auf einem Boot wohnen, gibt der Händler noch lange nicht auf. Viele Leute mit Boot hätten bei ihm schon Teppiche gekauft! Sie sind wirklich schön, haben wunderschöne Farben und Muster (ich gebe zu, unter anderen Umständen hätte ich den Kleinsten vielleicht! gekauft). Natürlich findet der Verkäufer es normal, sich einen Teppich im Boot an die Wand zu hängen! Aber Null Chance! Enttäuschung. Was soll´s! Alles andere wimmeln wir uns radikal ab. Das reicht erstmal! Allein und ganz in Ruhe bummeln wir weiter. Mittendrin entdecken wir einen uralten, traumhaft ausgestatteten Laden und kommen mit seinem Besitzer, Fathi, ins “Gespräch”. Er spricht Französisch, wir behelfen uns mit Hand und Fuss, Englisch und Deutsch. Der Laden existiert schon seit 1924 in dieser Form und stolz zeigt er die alten Bilder an der Wand mit den ehemaligen und dem jetzigen Präsidenten von Tunesien, die alle in seinem Laden waren. Dann holt er aus seinen Schränken “Chechias”, die roten Filzhüte, und erklärt uns, wie sie in Handarbeit hergestellt werden. Auch Frauen tragen sowas - ich hab noch keine damit gesehen. Probetragen muss natürlich sein. Wieder kaufen wir nichts, aber das ist nicht tragisch, Fathi freut sich über das Interesse. Grosses Danke auf beiden Seiten, weiter geht´s. Da, ein Herrenfrisör! Beim Vorbeigehen winkt uns der junge Inhaber hinein (bestimmt hat er gesehen, dass der Kpt oberfällig ist). Also gibt es einen neuen Haarschnitt, dieses Mal im “Tunisstyle”. Vier junge Männer sind mit translaten, Ratschlägen etc beteiligt. Zum Schluss werden René mit einem Zwirnsfaden die kleinen Härchen im Gesicht ausgerissen. Welch ein Spass! Er jammert sogar ein bisschen ... noch Gel in die Haare, fertig! Fusslahm kommen wir an unsere Metrostation, es ist offensichtlich “rush hour” und nichts geht mehr. Ein junger Mann neben uns meint, das wäre jeden Tag so. Eine halbe Stunde später “setzt” er uns in die richtige Bahn und so sind wir gegen 19.30 Uhr zurück an Bord. Geschafft!

Donnerstag, 27.11.2008

Es stürmt und stürmt und stürmt und zur Abwechslung regnet es zwischendurch. Wir sind extra früh aufgestanden für die nächste Etappe, Kap Bon. Der amtierende Wettergott hat aber mal wieder andere Pläne. Und während wir noch grübeln, ob wir es eventuell doch versuchen, nimmt uns der Hafenkapitän die Entscheidung ab. Es ist besser, zu bleiben und sie freuen sich, dass wir da sind ... Na gut, dann machen wir ihnen die Freude halt noch etwas länger. Wir beschliessen, nach La Goulette, einem Vorort und Hafen von Tunis, zu fahren. Dort sollte ein Geschäft für Schiffsbedarf zu finden sein. Wir sind schon länger auf der Suche nach neuen Fendern. Da sich in der Schwell-Nacht von Bizerte zwei weitere von uns verabschiedet hatten, ist das Problem noch dringlicher geworden. So richtig was her machte es nicht, als beim Einlaufen in Sidi Bou Said, dem Yachthafen der Schönen und Reichen von Tunis, ganze drei Fender an unserem Schiffsrumpf baumelten. Standart scheinen hier sechs an jeder Seite zu sein. In La Goulette gibt es nicht viel zu besichtigen, der Fischereihafen, eine alte kleine Festung, das war´s dann auch schon. Wir finden den ersten Ausrüster für Fischereiboote und Co. “Ballons mit Luft” hat er nicht. Seine Kunden nehmUnsere drei neuen Fenderen, je nach Schiffsgrösse, leere Plastikkanister oder Autoreifen. Damit könnten wir eigentlich auch leben, aber wir haben das Gefühl, dass das bei künftigen Marinabesuchen nicht besonders gut ankommt. Auch bei Ölfiltern werden wir nicht fündig, obwohl er einen grossen Vorrat hat ( sogar für Zastava, Polski Fiat und ähnlich betagte Modelle). Mit guten Wünschen und einer Wegbeschreibung zu einem anderen Laden ziehen wir weiter. Und dort gibt es sie wirklich! Wir wollen das grösste Modell, drei sind davon noch vorrätig. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite ist praktischerweise gleich eine Tankstelle, so dass wir sie gleich “in Form” bringen können.- Touristen, die mit luftgefüllten Ballons unterm Arm rumlaufen, scheinen hier nicht zum gewohnten Strassenbild zu gehören. Wir haben ein bisschen das Gefühl, vom Mars zu kommen. Ich hab keine Ahnung was die Leute glauben, was wir mit den Teilen vorhaben, aber überall verdreht man sich die Köpfe, grinst, tuschelt und lacht. An meiner neuen Frisur liegt es jedenfalls nicht, wie Marion mir versichert. Der Gelklumpen, den der Frisör gestern auf meinem Kopf verteilt hat, hält auch heute noch alles super in Form. - Auf dem Boot angekommen, kriegen die drei neuen Fender einen besonders schönen Platz. Natürlich nicht am Rumpf! Da könnten sie schmutzig werden und kaputt gehen ...

Freitag, 28.11.2008

Es stürmt immer noch, aber aus einer anderen Richtung. Bis morgen Abend soll das so bleiben. Gestern Nachmittag erschien der Hafen- kapitän mit sorgenvollem Blick. Am liebsten hätte er uns an einen anderen Platz gelegt, aber bei dem Wind war das nicht möglich. Irgendwie schien man der Haltbarkeit der Mooringleinen nicht ganz zu trauen. Letztendlich haben wir noch eine 50 m lange Leine quer zum nächsten Poller auf der Betonpier gespannt. Alle schienen darüber sehr froh zu sein.

Sonnabend, 29.11.2008

Uns steckt der letzte Happen vom Frühstück noch im Mund, da klopft es. Jemand von der Marina und ein Herr, dem anscheinend das marode Boot gehört, an dem wir festgebunden worden sind. Wir sollen hier weg. Der Wind steht so, dass wir gegen die anderen Boote drücken. Das war die Tage vorher auch so, da hat es aber niemand wirklich gestört. Na, was soll´s. Ich sammle die gerade aufgehängte Wäsche von der Leine und der Kpt holt schon ein paar von den ausgebrachten Leinen ein. Der Wind drückt von Steuerbord, ob wir hier überhaupt weg kommen? Der neue, freigewordene Liegeplatz liegt geradezu, so dass wir wenigstens nicht gross herumkurven müssen bei dem Wind. Aber es steht auch kein Marinero bereit, der die Leinen abnimmt oder die Mooringleine angibt. Seht mal zu! Als wir alles fertig habeVorbereitung auf die Abfahrtn kommt einer und fragt:” Ca va?” Alles gut? ... Und wie es aussieht müssen wir heute noch bleiben. Der Kpt hat vor zwei Tagen eine unserer Gasflaschen zum Befüllen weggegeben und sie ist noch nicht zurück. Hier dauert eben alles etwas länger. “... als Allah die Zeit schuf ...” Inshallah! - Die Umgebung haben wir in den vergangenen Tagen ausgiebigst angeschaut, kennen inzwischen jeden Grashalm und Bouganvilleastrauch. Übrigens ist das hier ne absolut vornehme Wohngegend: östlich von der Marina wohnt der Präsident und westlich, im  Präsi-Palast arbeitet er, wenn er denn arbeitet. Natürlich wird alles von ganz unauffälligen und auch weniger unauffälligen Herren bewacht.- Frische Vorräte haben wir gestern gebunkert ( frisches Obst, Gemüse, Eier, Halwa, Käse, eben das Notwendigste). Alles in die Rucksäcke gestopft und dann den schon erwähnten Weg zurück, über die beiden Mauern und die vielen Stufen hinab zur Marina. - Aber morgen wollen wir hier ablegen. Wir haben uns schon eine Bucht ausgesucht, in der wir gut geschützt gegen den angekündigten Wind (mehr als 30 kn) über Nacht ankern können.

Sonntag, 30.11.2008

1. Advent. 14.30 Uhr, unser Bügelanker gräbt sich in den sandigen Grund der Bucht hinter dem “Ras El Fartass”. Der Wind bläst auch hier recht kräftig (max bisher 31 kn) und die Wellen haben sich, wie zur Feier des Tages, kleine weisse Häubchen aufgesetzt. Bis 18 Uhr soll der Wind noch zunehmen, dann aber etwas abschwächen. Genau während des Ankermanövers ruft uns über Funk die “Tunesian Coast Guard” an, die wir auf später vertrösten. Naja, die können ja nicht sehen, was wir gerade machen. Oder doch? Als alles fertig ist, der Anker sitzt, der Motor ist aus, rufen wir sie zurück und erstatten unsere übliche Meldung: wer, woher, Rufzeichen, wieviele, von wo nach wo, warum, ... - “Surrounded by mountains, a few goats looking for the scarce vegetation may be the only sign of life.” So beschreibt unser “North-Africa-Imray” diese Bucht hier. Recht hat er, Berge, Ziegen sind da, auch Dünen und wunderschöner Sandstrand. Und ein paar verrückte Angler. Der Kpt klärt mich auf: Brandungsangeln! Aha. Das inspiriert ihn natürlich, sofort wird die Angel klar gemacht und mit dem, in La Goulette heimlich (!) erworbenen, Blei bestückt. Oben ´ne Pose die hoch zieht und darunter Blei, das nach unten zieht?! Das soll einer verstehen. Aber mein Kpt macht ein ernstes Gesicht dabei und tut so, als hätte er Ahnung (wenn er das liest, krieg ich´n Minuspunkt). Ich verkneife mir kluge Bemerkungen und mache mich in der Pantry nützlich. Zum 1. Advent soll es heute Nachmittag Griessbrei mit frischem Obst geben (ich höre förmlich das Aufstöhnen bei der Leserschar: Griessbrei!! Wir essen das gerne, so!) Die Milch ist fast heiss und ich klappe die luftdichte Dose mit dem Griess auf - oh, die ist bewohnt von winzigen, kleinen Käferchen, die den Inhalt offensichtlich toll finden. Boah! Wo kommen die denn her?! Ab, über Bord damit. So kann der Kpt mal “Sandmann” sein und wer weiss, vielleicht lockt es ja sogar Fische an? In der Pantry Planänderung, es gibt Pudding mit frischem Obst. Und weil das Boot sich mit dem Bug immer in den Wind dreht, können wir prima geschützt mit Pudding und Kaffee im Cockpit sitzen und noch richtig Sonne fassen. Schöner 1. Advent!

[Home] [Crew] [Boot] [Unsere Route] [Tagebuch] [Argentinien] [Brasilien] [Atlantik] [Mittelmeer] [gen Süden] [nach Portugal] [Fotos] [Gästebuch] [Impressum]