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nach Portugal

    ganz früh aufgestandenMontag, 14.07.2008

    Um 07.10 Uhr (wir können auch früh aufstehen) ist es soweit. Der Anker geht auf und wir verlassen die Reede vor Barhöft mit Kurs WEST zu unserer" grossen Reise". Wie gross sie am Ende sein wird? Keine Ahnung, aber wenn man es nicht probiert, weiss man es nie! Falls Regen ein gutes Omen ist, dann beginnt unsere Reise unter einem solchen. Und natürlich Wind 4-5 Bft aus West, genau unsere Richtung! Höhe Darsser Ort kommt dann aber doch noch die Sonne raus und da wir jetzt Kurs auf Kühlungsborn setzen, auch die Segel. Wir sind mit Maik, einem alten Freund und ehemaligem Kollegen von René verabredet. In Rauschefahrt bis zur noblen Marina, gleich an den ersten und grössten Steg. Der Platz hat sogar eine Treppe!! Das rote Schild wollten wir nicht sehen und dank Computerabsturz wusste auch niemand ob der Platz nun frei ist oder nicht ...? ...wir könnten ja erst mal liegen bleiben bis evtl. doch jemand kommt ... Wir werden nie erfahren, ob noch jemand kam, denn wir waren zum Abendessen bei Maik und Jaqueline. Nach leckerem Essen (kleine Portion, dekorativ angeordnet) und anschliessendem Schlummertrunk auf dem Boot - und noch einem Trunk ... fielen wir irgendwann todmüde in die schaukelnde Koje.

    Dienstag, 15.07.2008

    Jeden Tag früh aufstehen muss ja nun auch nicht sein. Um 08.45 Uhr werfen wir die Leinen los und nehmen Kurs auf Fehmarn. Wieder 5 Bft West, aber wir wollen ja erst mal NW und so geht es unter Fock und gerefftem Gross bis zur Fehmarn-Sund-Brücke. Unter Motor quälen wir uns gegen Wind und Strom hindurch. Marion schiesst noch schnell ihre Fotos und nichts wie weiter nach Kiel. Weit kamen wir nicht. Natürlich sind uns die rot/weissen Blitze aufgefallen und selbstverständlich auch die gelben Tonnen. Jetzt weiss ich sogar, dass zwischen beiden ein Zusammenhang besteht. Dank netter Aufklärungsarbeit eines uns aufstoppenden Kriegsschiffes wissen wir jetzt, dass sich dann nimmermüde Verteidiger des Weltfriedens auf deutschen Kriegsblechen gegenseitig beschiessen. Selbstverständlich kommen wir der netten Aufforderung, das Schiessgebiet zu verlassen, gerne nach. Ein wenig froh sind wir jetzt doch über unseren weissen Anstrich, wir sehen nicht mehr ganz so doll nach einem potentiellem Ziel aus. Da die angekündigten 6-7 Bft mittlerweile auch da waren, fuhren wir die  18 Meilen Umweg doch mit noch grösserer Begeisterung. Was bei dieser Fahrt nicht kaputt gegangen ist, das hält auch den Rest der Reise! Unter nahezu Vollgas durch die ruppige See - die Ladung wurde dermassen zusammengestaucht, dass wir jetzt wieder richtig Platz in den Schränken haben. Pünktlich beim Einlaufen in die Kieler Förde fing es auch noch an zu regnen (dunkel war es sowieso schon). Das hatte zumindest den Vorteil, dass man die ganzen grossen Frachter nicht nicht sehen musste, die so fürchterlich riesig und schnell an einem vorbei fuhren. Dank Radar machten wir aber um 23.15 Uhr dann trotzdem vor der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal fest. Fazit des Tages: Wenn der Bundestag keine Auslandseinsätze der Bundeswehr mehr beschliessen würde, bräuchten die auch nicht mehr das Schiessen üben (Bettenbauen würde dann ja reichen) und wir könnten eher unser "Feierabendbier" trinken. Na wartet, die nächsten Wahlen kommen! So, dann eben jetzt erst ein Alster und für den Kpt. einen Grappa!

    Mittwoch, 16.07.2008Fehmarn-Sund-Brücke

    Um 06.00 Uhr klingelt der Wecker und wir sind auch tatsächlich aufgestanden Über Funk bei der Schleuse angemeldet und kurz nach  08.00 Uhr geht es schon los. Trotz Marions Bammel vor dem Schleusen ging alles ganz easy. Auf der anderen Seite konnte man dann den Gashebel einrasten und brav dem Kanal folgen. Der (mittlerweile obligatorische) Gegenwind fiel hier nicht so sehr ins Gewicht, da man im NOK ja ohnehin nur unter Motor laufen darf. Und das Ganze auch nur während des Tages, was aber im Juli kein Problem darstellt. Das würde man sogar schaffen wenn man schnell rudert, was aber wiederum nicht erlaubt wäre. Die 95 km gingen recht schnell und unspektakulär (Marion vermisste Kühe!) vorüber. Ach ja, es regnete die meiste Zeit. Anmeldung zum Ausschleusen: "Jawoll SY Mira, sie können sofort hinter dem Frachter einfahren." Ein wenig suspekt war Marion die riesige Bordwand neben ihr schon, aber ehe sie weiter darüber nachgrübeln konnte öffnete auch schon die andere Schleusenseite. Um 16.35 Uhr befahren wir die Nordsee. Befahren?! Gab das einen auf die Mütze! Eine richtig steife Briese! Der Windmesser verharrte in Ruhe bei 25-30 kn (Spitze 42 kn)! Dazu eine "schöne" See von vorne. Das Packmass aus der Kieler Bucht konnte nochmals verkleinert werden. Dank des vom Kpt. minutiös vorausberechneten Ebbstroms (watt´n Glück aber auch wieder), das Ganze allerdings in Supergeschwindigkeiten. Spitze 9,5 im Nord-Ostsee-Kanalkn über Grund! Wir hatten echt zu tun in Cuxhaven über das Fahrwasser und in den Amerikahafen zu kommen. In dem grossen Hafenbecken war dann genug Zeit und Ruhe um Leinen und Fender klarzumachen und unter tatkräftiger Hilfe dreier Vereinsmitglieder im dortigem Hafen festzumachen. Für alle, die mal nach Cuxhaven segeln, sei dieser Vereinshafen wärmstens empfohlen. Nette kleine Schwimmstege hinter einer grossen Spundwand im grossen Amerikahafen. Hilfsbereite Leute, mit einem Vereinsraum inkl. Dusch- und Sanitäranlage. Für einen Euro pro Meter inkl. Strom und Wasser, Leihfahrrad, Stadtplan, Dusche, vielen Tipps ... Nur wenn man sich im Clubraum ein Bier aus dem Kühlschrank nimmt möchte man doch einen Euro in die Kasse legen. Wir waren auch die einzigen Leute da. Den Schlüssel möchten wir doch einfach in den Briefkasten werfen. An dieser Stelle also mal ein bisschen Werbung für diesen Hafen und wir hoffen, dass niemand diese Gastfreundschaft missbraucht. Das Ganze übrigens in historischer Kulisse. Von hier aus fuhren vor hundert Jahren die grossen Auswanderungsschiffe nach Amerika. Der alte Bahnhof, die Abfertigungshalle, die Anleger alles noch so wie damals und unter Denkmalschutz.

    Donnerstag, 17.7.20Bahnhof der Tränen Cuxhaven08

    Als mittlerweile erfahrene Tidenfüchse hatten wir unsere perfekte Abfahrtszeit mit ablaufendem Strom für 14.00 Uhr berechnet. Das ergab eine sehr angenehme Weckzeit inkl. ausgedehntem Frühstück. Die Tide hielt sich an unsere Berechnungen und auch der Regen stellte sich pünktlich ein. Nach zwei Meilen waren wir dann wirklich auf der Nordsee und konnten Segel setzen. Der Regen hörte auch auf und für einige Stunden hatten wir puren Segelspass. Irgendwann hatten wir aber den Strom gegenan, den Wind von vorne, die Wellen wurden grösser und Regen sowieso! Gegen 23.00 Uhr wurde Marion in die Koje geschickt. Das muss man sich weniger wie schlafen vorstellen, sondern eher wie so eine Art Astronautentraining. Ein ständiger Wechsel zwischen Beschleunigung nach oben (Start), Verharren in einer Art Schwerelosigkeit und anschliessendem Aufschlag (Absturz). Das stählt sicher alle möglichen Muskelpartien, aber an Schlaf ist dabei nicht zu denken. Um 05.00 Uhr Wachwechsel, aber nach drei Stunden Achterbahn gibt man freiwillig auf und setzt sich ins Cockpit. Nach Frühstück und Kaffee war die Crew wieder fit und um 10.51 Uhr überquerten wir die holländische Grenze. Bei 12 sm Abstand zum Festland zwar mehr eine theoretische Feststellung, aber wir haben trotzdem stolz unsere erste Gastlandsflagge hochgezogen. Bei 4-5 Bft aus SW und abwechselnden Strömungsrichtungen motoren wir entsprechend mal schneller und dann wieder sechs Stunden langsamer nach SW. Die vom Kpt. prognostizierten Strömungsrichtungen und Stärken entwickelten allerdings meist eine Art Eigenleben und somit hielt Marion meist brav Ausschau nach Kollisionsgegnern während der Cpt. über Bücher gebeugt Worte wie "... Anschlussort ...drei Stunden vierzig nach Hochwasser Dover ..." und ähnliches murmelte. Da wir die Schlafstätte mittlerweile in den Salon verlegt hatten konnte man sich auch etwas ausruhen. Von "Schlafen" würde ich allerdings immer noch nicht sprechen. Ausser Frachtern und Gasplattformen war auch nichts weiter zu sehen, was Marion zu der Bemerkung verleitete, dass wir die einzigen Dödel seien, die gegen Wind, Strom und Welle unter Motor Richtung SW dem schlechtem, kalten Wetter entgegen krachen. Gegen 23.00 Uhr bekamen wir einen Anruf aus Stralsund mit aktuellen Wetterdaten und dem Tipp, uns am nächsten Tag einen Hafen zu suchen. Bereits in der Nacht frischte es auf und am nächsten Morgen hatten Wind und Seegang bereits eine beeindruckende Grösse erreicht. Gegen      11.00 Uhr hatten wir  6 Bft und wir beschlossen, den nächsten Hafen Ijmuiden in gut 20 sm Entfernung anzulaufen, den wir in etwa querab hatten. Leider machte der Autopilot das nun folgende Wellenreiten nicht mit, so dass von Hand gesteuert werden musste. Die obligatorischen Regenschauer brauche ich sicher nicht extra zu erwähnen. 14.45 Uhr lagen wir im Yachthafen Ijmuiden (so eine Art Warnemünde von Amsterdam) fest. Raus aus den nassen Klamotten, notdürftiges Aufklaren, Anmeldung im Marina-office und dann haben wir uns endlich den Willkommens-Bacardi gegönnt.

    Montag, 21.07.2008Marina Ijmuiden 7-8 Bft.

    Es stürmt, es stürmt und es stürmt und zwischendurch regnet es. Die Zukunft des Tourismus muss eindeutig im Nordosten liegen. Hier jedenfalls nicht. Wir haben Hochsommer und 12,7°C !!!! Mein Angebot, die Heizung anzumachen hat Marion aber ganz tapfer abgelehnt. Den gestrigen Tag haben wir mit Aufklaren (Marion) und kleinen Reparaturen und Faulenzen (René) herum gebracht. Ach ja, und Frühstücksfernsehen! (Hallo Dieter! Du hattest Recht mit dem Suchtfaktor. Wir sind heute am zweiten Tag schon bei der vierten Folge.) Im Laufe des gestrigen Tages kamen noch einige Boote herein geweht. Einer geschleppt vom Seenotkreuzer. Heute kam keiner mehr. Die letzte anstehende Reparatur betrifft den Abfluss des Küchenwaschbeckens. Marion bastelt derweil an der ?-vielten Version der Internetseite. Mit dem Erwerb einer Guthabenkarte für den Marina-Hotspot sind wir auch in der Lage, noch ein paar Mails abzuschicken. Der Wetterbericht verheisst für morgen einen Rückgang des Windes auf 4 Bft (heute 7-8 Bft), so dass wir die Leinen loswerfen und die nächste Etappe nach England in Angriff nehmen wollen.

    Dienstag, 22.7.2008

    20.40 Uhr - der Kpt. begibt sich in die Vorderkajüte, um ein bisschen vorzuschlafen für die Nachtwache. Bordfrau hat, nachdem das Brutzeln des Abendbrotes vollbracht war (es gab lecker Zucchini aus Prohner Anbau - hmm...), Einweisung in momentane Lage, Blick auf den Monitor - Navigationsprogramm mit aktueller Position und dem nächsten Wegpunkt, erhalten. “Dödelwache”, kann nix passieren, immer nur geradeaus. Die dicken Pötte in ihrer Schifffahrtsstrasse bleiben immer an Backbord. “Ey, ey, Sir!” Bordfrau lässt sich, nach Rundumblick natürlich, im Cockpit nieder, um erstmal Kaffee zu schlürfen und ein paar Sätze zum Tag für die immer noch nicht fertige Internetseite zu schreiben. Die ersten Sätze sind auf dem Papier - Rundumblick. Hah!! Frachter voraus - und das gleich nein, wir sind nicht allein!3mal! Da, wo eigentlich für uns alles frei sein sollte! Schifffahrtsstrasse übersehen? Da fahr ich nicht durch! Also Kpt. wieder wecken. Um 20.50 Uhr wird er liebevoll von seiner Bordfrau wachgeküsst (in der kurzen Zeit kann eh´ keiner einschlafen). 21.50 Uhr, wir sitzen beide im Cockpit und haben die “Catherine” im Auge, die von Backbord kommend in 2,5 sm Entfernung unseren Kurs kreuzt. Und die nächsten Containerschiffe folgen schon. - Ich kann euch sagen, hier ist was los auf dem Wasser! Bin froh wenn wir aus diesem Gewusel raus sind! Aber sonst war der Tag recht unspektakulär. Wir hatten endlich mal schönes Wetter! Frühstück, Aufklaren, Kpt. zwecks Reparatur in den Mast leiern, Müll entsorgen, Leinen los (tolles Ablegemanöver!) Holland ade! Segel raus, schöne lange Wellen, Wind könnte etwas mehr sein  (3 Bft) und vor allem - Sonne! Was will man mehr? 22.40 Uhr, die “Stad Amsterdam” , ein Dreimaster unter Vollzeug läuft an Backbord an uns vorbei - wunderschön! Schade, dass es schon so dunkel  war, sonst hättet ihr hier an dieser Stelle ein Bild von ihr gefunden. 23.50 Uhr, wir haben heute Meeresleuchten. Die kleinen Schaumkämme, die beidseitig von der “Mira” weg stieben strahlen grünlich weiss und das Wasser funkelt. Könnte stundenlang zugucken, aber der Kpt. schickt mich schlafen.

    Mittwoch, 23.7.2008Dover querab

    Um 5.05 Uhr quäle ich mich aus der Koje, Zeit für den Wachwechsel. Der Kpt. sitzt im Cockpit, um ihn herum bleierne Flaute und es ist sehr diesig - ah, da sind wir wohl an der englischen Küste angekommen! Fünf Stunden später haben wir strahlenden Sonnenschein und der kaum vorhandene Wind kräuselt ganz sacht das Wasser. Wird das der angekündigte, ersehnte Ostwind? Auf AIS sehen wir in der Schifffahrtsstraße die “Endeavour II” in 2,5 sm Entfernung. Ob sie das wirklich ist? Leider bekommen wir sie nicht zu Gesicht. 17.00 Uhr - unser bisher wichtigstes Naviinstrument, das Radar, hat seinen Geist aufgegeben und trotz diverser Wiederbelebungsmassnahmen durch René streikt es weiterhin. So´n Radar braucht wohl auch mal eine Pause (?!) Ungefähr zur selben Zeit ist ein Trupp Insekten über uns hergefallen, d. h. sie fahren einfach nur mit. Brummer, Fliegen, Fruchtfliegen, Schwebfliegen, ... das hat ein bisschen was von “Arche Noah”. Zu guter Letzt gibt es noch einen kleinen “Prosecco 2 Go” - wir haben Dover querab. Ärmelkanal - wir kommen!

    Donnerstag, 24.7.2008

    Die Sonne steigt als riesengrosse dunkelorange Scheibe aus dem Meer. Das entschädigt für die durchwachte Nacht. Der Kpt. steigt ebenfalls aus seiner Koje, übernimmt erst mal `nen Kaffeedie Wache und muss versprechen, mich zu wecken wenn wir den 0-Meridian “überfahren”. Mit nur 10-Minuten Verspätung steht er mit Sekt am Bett - schade, ich hätte ihn mir gern angesehen (auf dem GPS natürlich). Der Ostwind hat inzwischen zugelegt (4 Bft) und wir haben das Großsegel und die Genua draussen (Schmetterling). Dazu kommt eine knuffige Welle, so dass die “Mira” vom allerfeinsten rollt. Da werden Waschen, Frühstückmachen und Kaffeekochen schon zu ausgewachsenen Stunts. So schafft es der Kpt. zum wiederholten Male, den frisch aufgebrühten Kaffee in der Pantry einschliesslich im Kühlschrank zu verteilen (immerhin nicht auf sich). Das bereitet der, wegen der Schaukelei nicht so ganz ausgeschlafenen, Bordfrau für eine Stunde viel Vergnügen. Sie sinnt schon darüber nach, den Krümelkaffee während der Fahrt in die Bilge zu verbannen und nur noch Tee und löslichen Kaffee zu genehmigen. Der Kpt. besänftigt sie durch seine liebevolle Art wieder und gelobt Besserung. 17.30 Uhr liegt die “Isle of.Wight” querab. Übrigens sind die ersten Fliegen gestorben. Waren sie seekrank oder sind sie verhungert?

                                                               Neuer Geschwindigkeitsrekord heute: SOG 10,5 kn!!

    Freitag, 25.7.2008

    Nach drei durchsegelten Tagen und Nächten hat uns das andauernde Rollen recht mürbe gemacht. Der Wind nimmt in der Nacht noch zu und die Wellen sind gewaltig. So beschliessen wir, in einer Bucht vor der englischen Küste zu ankern und eine (Schlaf-) Pause einzulegen. Wir rauschen durch die Dunkelheit zu unserem Schlafplatz - Dank guter Befeuerung ist das kein Problem. Um     5.00 Uhr fällt der Anker auf 16m Tiefe. Es dämmert schon und beim “Absacker” im Cockpit lässt siPortlandch die Schönheit des Ortes und der Landschaft erahnen. Drei Stunden später steht der Wind voll auf der Bucht und wir haben reichlich Schwell - an Schlafen ist dabei nicht wirklich zu denken. Die “Mira” tanzt an ihrer Ankerkette. Gegen 11 Uhr versuchen wir mit Hilfe von kaltem Wasser, “Menschen” aus uns zu machen, es gibt ein ausgiebiges Frühstück und 14.40 Uhr gehen wir Anker auf. Unser nächstes Ziel ist Brixham, wir haben Wind aus SW und können bis 19 Uhr segeln. Schon von Weitem sieht man, dass die ganze Bucht hell erleuchtet (voll erschlossen) ist. Bestimmt jede Menge Hotels, Bars, Discotheken, ... Es gibt sogar ein Feuerwerk. Für uns? War doch nicht nötig! 23 Uhr fällt der Anker, wir geniessen noch die laue Nacht im Cockpit. Erstaunlich ruhig ist es hier.

    Sonnabend, 26.7.2008

    Wir haben das Weckerklingeln überhört und so gehts erst 8.25 Uhr unter Motor raus aus der Bucht. Im Hellen ist es schön hier, rote Felsen und die Stadt hat schon was vom “sonnigen Süden”. So entdeckt der Kpt. die erste Palme. Passend dazu ist auch die Sonne in Höchstform und die Hüllen fallen (zumindest teilweise). Um 9.40 Uhr sichtet die Bordfrau 3 oder 4 Schweinswale, die ersten auf unserer Reise. Am frühen Nachmittag kommt Wind auf - Segel  raus! Als Abendessen gibt es Nudelauflauf (die Nudeln wurden mit Original Atlantikwasser gekocht - gut salzig). Die Bucht von Falmouth ist bald in Sicht und wir schlängeln uns mit Hilfe der Leuchtfeuer und Tonnen auf unseren Ankerplatz. 0.20 Uhr fällt das Eisen und wir in die Koje.

    Mittwoch, 30.7.2008

    Boah! Was für ein Wetter! Das Aussenthermometer hat sich zu kühnen 17°C aufgeschwungen, ein Regenschauer jagt den anderen! Typisch britisch? So wird aber die “Mira” gründlich vom Salzwasser befreit und man kann auch schon wieder etwas durch die Scheiben sehen. Bei soviel Wasser rundherum hat die Bordfrau den Beschluss gefasst: Heute ist Waschtag! Der Wäschesack ist schnell randvoll gepackt und der Kpt. steht als Fährmann bereit. Offensichtlich haben alle “vor Anker liegenden” Bordfrauen den selben Plan, aber mit etwas Glück erwischen wir eine Lücke und stopfen unseren Wäscheberg in eine der zwei Maschinen. Kurzes Grübeln über der Bedienungsanleitung, Münzen rein und schon geht es los. Die anderen Maschinen werden von drei französischen Mädels belagert, die anscheinend die Wäsche für alle französischen Boote hier vor Ort gesammelt haben und in diesem 2 qm grossen Raum ihre restlichen Ferien verbringen wollen. Der heutige Tag bietet ohnehin reichlich Spannung. Zum Einen die extra zum üblichen Wetterbericht gross ausgewiesene Sturmwarnung, zum Anderen die Aufforderung an alle vor Anker liegenden Yachten, das Ankerfeld bis 16.30 Uhr zu verlassen wegen “Shippingmovement”. Unser Aufenthalt in Falmouth gestaltete sich bisher recht ruhig. Nachdem wir am Sonntag um 15 Uhr offiziell in den Hafen eingelaufen sind, d.h. unseren Anker im dortigen Becken versenkt haben, schweifte Marions Blick sorgenvoll umher. Wir hatten nicht einklariert und irgend jemand musste das doch merken! Jeder vorbei fahrende Ausflugsdampfer wurde argwöhnisch beäugt, bei jedem Hubschrauber zuckte sie zusammen. Nachdem das Schlauchboot zu Wasser gelassen und wir an Land im Harbouroffice unsere Ankergebühr entrichtet hatten ohne verhaftet zu werden, traute sie dem Frieden. Sofort zwang sie den Kpt. zu einer ausgedehnten Stadtbesichtigung. Wie sich herausstellen sollte war das auch gut so, denn es war der letzte schöne, sonnige Tag seitdem. Falmouth ist eine knuffige kleine Stadt mit typisch englischen Häusern, kleinen Gassen, einem grossen Hafen mit mehreren Marinas und, nicht zu vergessen - Pubs. In den Gärten und Parks findet man eine üppige Vegetation, die eigentlich in den Mittelmeerraum gehört. Ab Montag hatten wir dann Temperaturen um die 18°C und Regen, Regen, Regen! Ein Wetter um depressiv zu werden oder der Trunksucht zu verfallen. Wir nutzten die Zeit dann aber doch lieber, um die anstehenden Wartungs- und Reparaturarbeiten zu erledigen, was recht schnell getan war. Selbst das Radar arbeitet auf wundersame Weise wieder! Die Bordfrau hat den “Haushalt” wieder hergerichtet, Bilder und Internetseite bearbeitet unWaschtagd zum Feierabend gab es ein original “Cornish Knocker”-Bier im Pub.

    Mittwoch, 30.7.

    Der Grund für die heutigen “Zwangsevakuierungen” , ein grosser Frachter, ist mittlerweile von drei Schleppern quer durch den Hafen gedreht worden und liegt an seinem Kai. So nach und nach kommen alle Yachten zurück und fahren ihre Anker mehr oder weniger sorgfältig ein. Das zweite Ereignis, der angekündigte Sturm der Stärke 8, steht noch aus. Im Boot schnuppert es nach frischer Wäsche. Die Leine ist von der Achterkajüte bis in den Salon gespannt und hinten über der Koje hängt die Wäschespinne. Werfen die Heizung kurz an, damit alles schneller trocknet.

    Donnerstag, 31.7.2008

    Der Sturm ist ausgeblieben, dafür haben wir Regen, Regen, Regen ... Überlegen, ob wir uns mit Duschbad einseifen und dann ins Cockpit stellen. Wurde wieder abgewählt weil viiiiel zu kalt! Irgendwann muss René mal Wasser schöpfen im Schlauchboot, sonst säuft das ab ... Wir loggen uns in den Harbour-Hot-Spot ein und überlegen, ob es bei diesen Wetterprognosen sinnvoll ist, den Halbjahresvertrag zu nehmen. Ab heute sind wir also online! Das eröffnet gleich ganz neue Möglichkeiten, an neue deprimierende Wettermeldungen zu kommen. Gegen Abend klart es doch noch auf und wir schaffen es trocken bis zum Castle um die Ecke. Auf dem Rückweg müssen wir uns schon sputen, denn die nächsten schwarzen Wolken schieben sich bedrohlich über die kleine Stadt. Mit den ersten Regentropfen schlüpfen wir in den Pub um die Ecke. Hier gibt es gute Musik und das wohlverdiente “Cornish Knocker”. Und noch einstypisch englisch, ...

    Freitag, 1.8.2008

    Hurra! Die Sonne ist da! Zwar zeigen sich ab und an noch dicke graue Wolken, aber die scheinen einfach zu Falmouth zu gehören. Landgang! Nach einem - gefühlt -10stündigem Fußmarsch quer durch die City, Berge rauf und runter, von einem Ende zum anderen sind wir uns einig: Falmouth is nice! Auf dem Rückweg ausgiebiges Shopping - Kartoffeln, Äpfel, BananeThe Chain Locker - der Pub um die Ecken, Möhren, Fleisch für das Abendessen, Wasser, ... der Weg bis zum Schlauchboot erschien uns weiter als auf dem Hinweg. Die Arme wurden immer länger ... Am Abend will Marion ihre vorbereitete Web.site in´s Netz stellen und ... PANIK ... sie ist weg! Einen Schnaps und viele Tränen später gelingt es uns, wenigstens einen Teil zu rekonstruieren. Bis tief in die Nacht versucht sie aus diesen Fragmenten eine Notversion der Seite zu erstellen, um sie doch noch online zu stellen. Der Kpt. schafft es in dieser Zeit, genau zwei Gläser Wein zu trinken und zwei Mails zu beantworten. Tolle Leistung!

    Sonnabend, 2.8.2008

    Wir wachen auf und - es scheint die Sonne! Für die nächsten Tage ist eine kurze Winddrehung auf W angesagt. Das reicht zwar nicht ganz bis rüber nach Portugal, aber wir beschließen trotzdem: Aufbruch morgen früh! Also hektische Vorbereitungen. Zum Beispiel Wasserbunkern - bis die Tanks wieder voll sind braucht es genau fünf Schlauchbootfahrten mit Kanisten. Da Marions Computerbastelei doch reichlich Strom kostet, noch schnell mittels Generator die Batterien laden. RödeKabelbrand am Anlasserl, rödel, ... der macht zwar merkwürdige Geräusche, springt aber nicht an. Na dann eben später! Nach einer Weile erschnuppert Bordfrau einen eigentümlichen Geruch, der als brenzlig und aus dem Motorraum kommend analysiert wird. Der Kpt. begibt sich, mit gefüllter Pütz und feuchtem Tuch vorm Mund (besorgte Bordfrau) in Selbigen und öffnet die Schallschutzhaube des Generators. Kabelbrand am Anlasser! Nach ganzen 7 - in Worten: SIEBEN Betriebsstunden kann so etwas schon mal vorkommen! Erst einmal alles lüften und zwei Stunden später liegt der “Verräter” (Anlasser) im Cockpit. Die Motorraumisolierung wird vom Kpt. mit Deo eingesprüht ... 17 Uhr, letztes Shoppen. Lebensnotwendiges wie Knoblauch und Bier. Danach einen Kaffee an Bord und ganz “nebenbei” werden wir erneut versuchen, die Seite einzustellen. Am Abend stept dann nochmal der Bär bei Fish und Chips und einem   (?) Bier - dann heißt es: ab in die Koje! Morgen gehts weiter.

    Montag, 4.8.2008

    23.45 Uhr - Sind jetzt den zweiten Tag auf See Richtung Kap Finisterre. Nachtwache. Sternenklarer Himmel, die Atlantikwellen rauschen unter dem Boot durch und die Gischt leuchtet. Fast schon kitschig aber beeindruckend schön. Die Windfahnensteuerung, anfangs argwöhnisch beäugt, hält das Boot kraftvoll und sicher auf Kurs. Gestern sah nichts nach Segelromantik aus: gegen 11 Uhr rödelte die Winde den Anker nebst reichlich Unterwasserbotanik an Deck und natürlich - eigentlich braucht man es nicht mehr zu erwähnen - regnete es in Strömen! Nichts wie weg nach Süden! Das Schietwetter hielt aber ca 1 Million Engländer nicht davon ab, in der Bucht von Falmouth mit ihren zum Grossteil wunderschönen klassischen Booten zu segeln. Bei 16°C und strömendem Regen kreuzen die einfach so hin und her nur weil Wochenende ist. Ich hätte den Pub vorgezogen! Aber nach einer Stunde ständigem Ausweichens wegen Segelbooten oder Fischernetzen sind wir alleine, die Segel oben und (die Batterien waren wirklich ganz schön runter) der Motor läuft mit. Das tut er immer noch als wir weitere vier Stunden später eine polnische Segelyacht überholen und lässig unter der SprayKochen an Bord - mitunter nicht ganz einfachhout hervor aus dem Cockpit grüssen (Autopilot läuft natürlich). Ein bisschen leid tut der Mann uns schon wie er da so im strömenden Regen am Steuerrad steht und verzweifelt die Segelstellung überprüft. Es ist schon fast Abend als der Regen endlich aufhört, die ersten Wolkenlöcher zu sehen sind und die Sonne zaghaft herauslugt. Der Motor ist aus - Zeit der Windfahnensteuerung! Also Windfahne ran, ausrichten, Pendelruder ins Wasser, einkuppeln, Autopilot aus, ... Und? Es funktioniert! Welle rauf, Welle runter, Welle wieder rauf, ... Krass! Als ob jemand am Steuer steht! In der Nacht habe ich vielleicht fünf- oder sechsmal am Rädchen zum Verstellen des Windwinkels (und damit Steuerkurses) gedreht. Marion dann in ihrer Wache nicht, so dass sie mich mit der Nachricht weckte, dass wir jetzt der Winddrehung folgend Kurs auf Frankreich nehmen. Da wir momentan keine Termine haben wäre das nicht besonders schlimm, aber wir wollen ja nun mal in den Süden. Also Kurs korrigieren und Crew in die Geheimnisse des “Rädchendrehens” einweisen. Ich gebe allerdings zu, dass die Kurskorrekturen auch bei mir noch einen gewissen experimentellen Charakter haben. Ich lasse es dann nur so aussehen, als wenn ich genau dahin wollte... Langsam wird der Segeltag Normalität. Ab und an der Rundblick, Kaffee kochen ohne den Inhalt im Schiff zu verteilen, die Suche in der Freiwache nach der vermeintlich besten Schlafstelle, Essenzubereitung eingekeilt auf dem Fussboden sitzend, feststellen, dass man wieder die Zeit für den Empfang des Wetterberichtes verpasst hat, die Beseitigung der “Spuren” im Bad nach der morgendlichen Wäsche, ..., das Kennenlernen immer neuer Ecken und Kanten beim “Gang” durch das Schiff, ... Wir wollten es ja nicht anders!

    Dienstag, 5.8.2008

    Wache ab 5 Uhr - der Kpt. hat sich gerade in seine Koje verholt. Draussen dämmert es schon, vom phantastischen nächtlichen Sternenhimmel ist nichts mehr zu sehen, nur noch die hellsten Sterne. Bordfrau hangelt sich mit einem Pott Kaffee und zwei nicht unbedingt lecker schmeckenden englischen Cakes ins Cockpit. Rundumblick - keiner da, wir sind ganz allein. Stimmt nicht ganz, der erste Delphin schwimmt an Steuerbord neben dem Boot. Unser Lot zeigt schon seit einer Weile zwei waagerechte Striche, wir haben derzeit eine Tiefe von über 2000 Metern. Biskaya eben.  Es wird sehr schön sonnig und die See zeigt sich von ihrer netten Seite. Der Wind kommt fast von vorn, wir fahren unter Motor und haben das Großsegel draussen, damit das Boot ruhiger in der Welle liegt. Rundumblick zwischendurch und das AIS sagen: keiner weiter da. Nur Wasser! Gegen 9 Uhr wird Bordfrau (MP3-Player im Knopfloch, Ohrhörer im Ohr, Max Goldt lauschend, aufs Wasser schauend) von fremdem Motorgeräusch aufgeschreckt - Rrrrrooooooooaaaaaarrrr! - eine kleines Flugzeug, eine Propellermaschine, kurvt flach über dem Wasser kurz hinter unserem Heck vorbei und fliegt dann weiter, wahrscheinlich Richtung Frankreich. Boah! Doch nicht allein! Um 10.10 Uhr beginnt plötzlich das Lot Tiefen anzuzeigen. 163m, 150m, 123m, ..., 60m, 57m, 23m. Bordfrau wird blass und schaltet MP3-Player aus. Ein Blick auf den Rechner sagt: Tiefe 4230m und “Submarine Area”. Na toll! Lieber Gott, bitte lass es ein Fischschwarm sein! 11.30 Uhr - der Himmel bewölkt sich. Wir haben weiterhin Wind aus S, 2 Bft., und lassen den Motor mitlaufen.

    Mittwoch, unterwegs6.8.2008

    Wachwechsel - es ist bewölkt, keine Sterne mehr für mich. Schade! Dafür Meeresleuchten! Ziehen einen leuchtenden “Schweif” hinter uns her. Später erscheint die Sonne kurz über dem Meer, um dann gleich in den Wolken darüber zu verschwinden. Laut Rechner haben wir hier z.Zt. eine Tiefe von ca. 4750 m. Die Anzeige ist jetzt auf Wassertemperatur umgestellt. 18°C - ist auch noch nicht so richtig einladend. Aber das Wasser ist wunderschön klar und blau. Die Wellen sind recht hoch und lang, sie heben unser Boot sacht hoch und lassen es auf der anderen Seite ebenso sacht hinunter. Gegen 10.30 Uhr gibt es ein vom Kpt. zelebriertes Frühstück, mit Spiegeleiern, richtig lecker! Der Wind dreht langsam auf SW. Kurz vor Mittag sichtet Bordfrau an Backbord den Blas eines Wales, daneben gleich noch ein Zweiter! Stehen beide wie gebannt im Cockpit und beobachten die Tiere. Sie kommen bis auf 50 m heran und wir können den grossen glänzenden schwarzgrauen Rücken sehen, die Fluke leider nicht. Der Kpt. hofft, dass sie noch näher kommen, Bordfrau findet den Abstand ganz in Ordnung. Nach einer Weile drehen sie ab und schwimmen Richtung Westen. Boah! Erst danach haben wir wieder Zeit fürs Boot und setzen Genua und Grosssegel, die Windfahne wird anmontiert. - Hatte ich schon erwähnt, dass wir von der Windsteueranlage ganz begeistert sind? Sind wir!

    Donnerstag, 7.8.2008Landfall in Spanien - Ria de Cedeira

    5.00 Uhr - brausen unter Fock und Grosssegel durch die stockdunkle Nacht. Der Wind hat sich an die Vorhersage gehalten und auf 5 Bft. aufgefrischt. Die Wellen sind entsprechend knuffig ... Land in Sicht und wir beschliessen nach Karten- und Reedsstudium, Ria de Cedeira anzulaufen. Wozu extra nach La Coruna, hier liegt man in einer Bucht gut geschützt und hat prima Ankergrund. So fällt kurz nach 7 Uhr der Anker in besagter Bucht, es gibt noch ein Glas Rotwein auf die gelungene Überfahrt und dann fallen wir in unsere Kojen. Ausschlafen!          13.30 Uhr ist Bordfrau wach und beginnt mit Aufklaren des Bootes und Vorbereitung eines “spanischen” Frühstücks. Später beschliessen wir, den Tag hier zu bleiben und morgen weiter zu fahren.

     

    Freitag, 8.8.2008

    Keiner hat den Wecker gestellt und so gehts um kurz vor 12 Uhr los. Leichter Nieselregen, dicke Wolken. Das kennen wir ja! Aber kaum sind wir zwischen den Bergen raus, reisst der Himmel auf und wir haben fortan allerfeinstes Sommerwetter! Genua und Grosssegel raus. Der Wind ist zu schwach und kann sich nicht wirklich für eine Richtung entscheiden, dementsprechend auch die Windsteueranlage. So ist der Kpt. den ganzen Tag beschäftigt. Gegen 21.20 Uhr erreichen wir Corme, unseren Ankerplatz für die Nacht. Der erste Ankerversuch wird durch ein am Grund liegendes Fischernetz verhindert. Wir heben die ganze “Ladung” hoch und können uns relativ schnell entwirren. Ein zweiter Versuch an anderer Stelle klappt. Gegen Mitternacht beginnt für die ortsansässige Jugend in einer Felsenhöhle am Strand eine “session”. Die Musik ist nicht schlecht und gut laut. Ab 2.40 Uhr hört man nur noch betrunkenes Grölen, also Luken zu und “Gute NachDas Cap Finisterre - das damals vermeintliche Ende der Weltt”.

    Sonnabend, 9.8.2008

     ... vor langer, langer Zeit einmal schenkten uns Monika und Wolfgang von der SY “Blau” eine edle Flasche “Barolo”-Grappa, auf die der Kpt des öfteren begehrliche Blicke warf. Aber mit scharfer Stimme rief ihn Marion immer wieder zurück: “... die Flasche wird erst zu einem besonderen Anlass aufgemacht!” Heute nun war es endlich soweit! Die Rundung des “Cap Finisterre”, das in der mittelalterlichen Welt als das Ende derselben angesehen wurde, musste als Anlass herhalten. Kaum war der Anker in die sehr windige Bucht hinter dem Kap gefallen wurde darauf angestossen. Kurz darauf entschlummerte Marion im Cockpit, womit die Hoffnung des Kpt. auf ein zweites Gläschen erstarb. Naja, die Meerenge von Gibraltar könnte auch als Grund genügen ...

    Sonntag, 10.8.2008eine von Tausenden Krabben

    Sie machen die Augen auf und sehen erstmal nix! Dicker fetter Nebel! Also gibt es zum Frühstück eine neue Folge “Dieter”. Der Nebel bleibt und wir beschliessen, trotzdem auszulaufen. Eine schöne Gelegenheit, unser automatisches Nebelhorn einzusetzen. Klingt etwas peinlich neben dem erhabenen Dröhnen des Nebelhorns vom Leuchtfeuer Cap Finisterre. Wir tasten uns aus der Bucht und da erwartet uns ein spiegelglatter Atlantik. Nur eine lange sanfte Dünung und alle Nase lang Delphine. Irgendwann lichtet sich der Nebel, Wind kommt auf und wir segeln nach Süden. Der weitere Tag war geprägt von vier Ereignissen: 1. Marion verbot dem Kpt. endgültig das Singen (keine Chance für junge Talente), 2. Der Kpt. bekam auf dem Vordeck eine neue Frisur, den “Isla Onze Schnitt” (diese Insel passierten wir gerade), 3. Wir durchsegelten kilometerlange Krabbenschwärme. Bisher dachten wir immer, die süssen kleinen Krabben krabbeln nur ganz brav zwischen kleinen Steinchen umher - nix da! Zu Hunderttausenden schwammen sie im offenen Meer und strampelten fleissig mit ihren Beinen. Wir mittendurch und etliche Delphine hatten augenscheinlich auch ihren Spass dazwischen. 4. Und zuletzt gab es, kaum hatten wir den Anker hinter einer der drei Inseln der “Islas Cies”fallen lassen, ein Riesengewitter. Nicht draussen - unter Deck! Bootskoller?

    Montag, 11.8.2008

    Heute scheint wieder die Sonne. Unter Deck! Dafür stürmt es draussen. Wir wollen trotzdem an Land gehen und lassen das Schlauchboot zu Wasser. Klingt ganz einfach, aber das gute Stück liegt auf dem Vordeck, wiegt stolze 67 kg und über die Reling bis ins Wasser ist es ein weiter Weg! Mittlerweile haben wir aber eine ganz gute Methode dafür und nachdem es mit Motor und Tank komplettiert wurde, die Crew landfein (Regenkombi) war, ging es ab Richtung Strand. Hier herrscht eine beachtliche Brandung und die Kunst besteht jetzt darin, kurz vorm Strand auf einer Welle zu reiten, die uns auf den Sand setzt, dabei gleichzeitig den Motor auszukuppeln und im selben Augenblick aus dem Boot zu springen, um es festzuhalten. Ansonsten wird man gnadenlos wieder zurück gespült. Rückzu das Ganze dann in etwa umgekehrter Reihenfolge. - Später stehen wir lachend, splitternackt im Cockpit und versuchen, unsere kompletten Klamotten irgendwie zum Trocknen aufzuhängen. Den Rückweg müssen wir also noch üben. Ach ja, der Landgang. Die Insel, vor der wir ankern gehört zu einem Nationalpark. Morgens kommen diverse Dampfer, schütten ganz viele wander- und badewütige Spanier aus und abends werden diese auf demselben Wege wieder von der Insel geschafft. So ähnlich wie Hiddensee. Naja. Die Vegetation jedenfalls nicht, hier sind wunderschöne Wälder aus Eukalyptusbäumen, es gibt Steineichen, Pinien, etc. und tausende Möwen, die hier brüten. Dementsprechend gross ist der Lärmpegel manchmal. Sie sind einfach überall. Wir waren auch überall, Berge rauf, Berge runter, quer durch die Wälder. Auf den Gipfeln war es reichlich windig, immerhin 7 Bft. und Bordfrau hat sich oft mit Mühe an den Flechten und Moosen festgekrallt. Nebenbei konnten wir reichlich unsere erste und so ziemlich einzige Spanisch-Vokabel “Hola” anbringen, ja, die spanischen Wanderer sind ein freundliches Völkchen!

                                                                                                                                                                                                           Dienstag, 12.8.200Morgenbad8

    Der Wind hat gedreht und die Bewegungen der “Mira” sind wieder in ein sanftes Schaukeln übergegangen. Dementsprechend werden wir gaaaaaanz langsam wach. Dann das Morgenbad - der Kpt. mit eingezogenem Bauch und viel Geschrei (sehr männlich!) “gleitet” die Badeleiter hinab, danach die Capetana, ohne viel Getöse. Anschliessend Kaffee, Frühstück und noch einen Kaffee. Marion ist aufgefallen, dass die Insel zwei Seiten hat, von denen wir eine noch nicht erlaufen haben. Also Landgang! Keine Wellen heute = trocken am Strand angekommen. Aufmerksam folgt der Kopf des Kpt. wenn Marion voller Begeisterung in die Baumwipfel blickt und ehrfürchtig bleibt auch er brav vor jeder Blume und jedem Stein dieser Inselhälfte stehen. Zurück am Strand wird der Plan, in dem dortigen “Restaurante” ein Cerveca zu trinken von geschätzt 100 000, dort anstehenden Wanderern und Badegästen zunichte gemacht. Also wieder an Bord und hier mixen wir aus englischem Bier und schottischer Citro-Limonade zwei schöne Alster. 17 Uhr gehen wir Anker auf, um ihn eineinhalb Stunden später in der Bucht von Baiona wieder fallen zu lassen. Schon vorab rasen Marineros in Schlauchbooten auf die ankommenden Segler zu, um sie in eine der beiden Marinas zu locken. Wir ziehen den Ankerplatzganz hinten links liegen wir aber vor und sie mit ihren Schlauchbooten naserümpfend ab. Nach dem Inselleben endlich mal wieder durch eine richtige Stadt schlendern! Haben uns landfein gemacht und lassen uns irgendwann mitten im schönsten Gewühl an einem Tisch nieder und von einem perfekt deutsch sprechendem Spanier ein leckeres Essen aus verschiedenen Schinken- und Käsesorten, frischem Brot und Vino Tinto zusammenstellen. Einfach nur dem bunten Treiben zuschauen, eine Unterhaltung ist bei der Lautstärke der um uns herum “palavernden” Leute ohnehin nur schwer möglich. Ab und zu etwas Schinken und Käse essen (dabei auch noch unauffällig aufpassen, dass Marion sich nicht die grössten Stücke angelt), ein Schlückchen Wein, ab und zu dem Kellner mit überschwenglichen Gesten beteuern wie gut alles schmeckt. Haben wir das gut!!

    Donnerstag, 14.8.200Baiona8

    Zwei Tage schaukeln wir vor Baiona. Die Festungsmauern haben wir erlaufen, jedes Gässchen erwandert, einen Briefkasten gesucht hier ein Glas Wein getrunken, dort einen Kuchenkein Feuerwerk, aber auch schön gegessen (Marion liebäugelt jeden Tag mit einem Kuchenstück, 10x10x10cm, fast nur aus Schlagsahne bestehend - aber sie ist standhaft geblieben!) und wir haben Nachts einem klassischen Konzert des “Concello de Baiona” unter freiem Himmel gelauscht - eine wunderbare Atmosphäre in dieser Stadt! Marion hat das Boot aufgeklart, der Kpt. die Ausrüstung gewartet und teilweise versenkt ... Es ist schön hier und das internationale bunte Häufchen der um uns herum schaukelnden Yachten sehr nett, aber wir wollen weiter. Endlich nach Portugal, das so dicht vor uns liegt und das erste Ziel unserer Reise ist. Und wie für uns zum Abschied - um Mitternacht kracht es gewaltig - wir hocken zwanzig Minuten im Schlafanzug im Cockpit und erleben das tollste Feuerwerk, das wir bisher gesehen haben. Vor uns auf dem Wasser die schaukelnden Yachten, dahinter tausende Lichter der Stadt, darüber Sternenhimmel, in den die Raketen die tollsten Figuren und Farben “zeichnen”. Dabei verblasst sogar der Mond! ...und in unseren Schränken scheppert das Geschirr.

    Freitag, 15.8.200Auf Portugal!8

    Gegen 14 Uhr: der eisgekühlte Champagner (nochmal Danke an Angela und Andreas) perlt in unseren Bacardigläsern, wir sitzen im schönsten Sonnenschein auf dem Vordeck und stossen an - auf Portugal! Wir haben es geschafft, die Mündung des Rio Minho, die Grenze, liegt querab. Was sind wir doch für Seefahrer! Unter Genua und Grosssegel rauschen wir durch die sanfte Dünung unserem nächsten Ziel, Viana do Castelo, entgegen. Vor der Marina  ist eine Fussgängerbrücke, die sich aber wie von Zauberhand öffnet, als wir die Einfahrt ansteuern - also nichts wie rein! An einem der Stege steht ein winkender Karl (von der “Taygete” aus Hamburg, kurz in Baiona kennengelernt) und so fädeln wir uns mit seiner Hilfe in die Box, aus der der Hintern der “Mira” herausragt. Naja, etwas kurz aber passt schon. Abends schlendern wir mit Karin und Karl, den Hamburgern, kurz durch die Stadt und nach einem gemeinsViana do Castelo amen Schlummertrunk fallen wir in die “Kiste”.

    Sonnabend, 16.8.2008

    Heute stürzen wir uns voller Tatendrang in die City. Viana do Castelo - in unserem winzigen Reiseführer steht nicht allzuviel darüber, aber immerhin ist der Ort erwähnt. Schon die Römer haben sie “Pulcra”, die Schöne genannt und die doch recht grosse Altstadt ist wirklich sehenswert. Viele der alten Häuser haben winzige Balkons und Fassaden aus gemusterten, glasierten Fliesen, es gibt mehrere Kirchen, ein “Castelo” am Hafen, ... , an jeder Ecke ein Straßencafe und über allem thront oben auf dem Berg über der Stadt der “Templo de Santa Luzia”. Schaut es euch mal im Internet an. Die gesamte Stadt ist derzeit geschmückt mit Lichterketten, Figuren, Kunstblumen etc., und das in einer Menge, dass es einen fast erschlägt. Grund dafür sind die 750-Jahr-Feier der Stadt und  das “Festas da Senhora d´Agonia 2008”. Nachts sieht das natürlich fantastisch aus und es sind jede Menge Leute auf den Strassen, an jeder Ecke spielt Musik. Die richtige Feier geht aber erst am 20. los... Ausserdem gibt es absolut leckere Pfannkuchen mit Pudding drin - ich glaube, die Verkäuferin in der Bäckerei kennt mich schonWaschtag.

     

    Sonntag, 17.8.2008

     

    Waschtag. Der Kpt. schlägt sich beim Befüllen der Waschmaschine die Lippe auf, was er sogleich als Beweis dafür anführt, dass Männer zum Wäschewaschen nicht geeignet sind...

     

     

    Montag, 18.8.200Nein, wir nehmen die Treppe8

    Der “Templo de Santa Luzia” steht heute auf dem Plan. René versucht zwar noch, in Richtung Castelo am Hafen auszuweichen, aber er hat keine ChancTemplo de Santa Luziae. Nach ca 1 Stunde im Fischereibedarf- und Angelladen bringe ich ihn doch auf den rechten Weg. Natürlich nehmen wir die Treppe hinauf und nicht die kleine Bahn! Es sind viele Stufen ... Nach Besichtigung der Kirche haben wir selbstverständlich auch noch den Turm derselben erklommen, und wir können getrost sagen, dass die Treppen und Leitern im Turm der Marienkirche in Stralsund dagegen bequeme Wanderpfade sind. Dicke kommen auf den “Santa Luzia”-Turm schonmal gar nicht rauf, selbst wir müssen den Bauch einziehen! Von da oben haben wir einen traumhaften Blick über die Stadt, den Rio Lima und den Atlantik. Wunderschön! Auf dem Rückweg versuchen wir, die Funktionsweise der Bahn zu ergründen und kommen am Friedhof vorbei, dem ich unbedingt, und René eher widerstrebend, einen Besuch abstatten. Kaum am Boot angekommen sind wir mit Karin und Karl verabredet, mit denen wir (Laptop geschultert zwecks Einstellen der Internet-Site) in ein von Karl entdecktes Cafe mit Hotspot gehen. Während die beiden fleissig ihre Post abarbeiten, ihre Site aktualisieren und mit den Kindern telefonieren kämpfen wir mit meinem Laptop, der sich partout nicht einwählen will. Na, dann eben nicht!

    Dienstag, 19.8.2008

    Warten, warten ... 0 Uhr! Wir rufen bei Anne in Berlin an, unser “grosses” Kind hat heute Geburtstag. Doch wir sind 1 Stunde zu spät - immer wieder Zeitumstellungen, da blickt ja keiner mehr durch ... Sie freut sich trotzdem und ist auch schon reichlich am Feiern. Heute wird den ganzen Tag hart gearbeitet. Bereiten die Internet-Site vor, aktualisieren - soweit wir es schaffen - das “Tagebuch” und um 17 Uhr geht es wieder in das Cafe in der Rua do Poco, um einen erneuten Versuch zu starten. Das muss doch einfach mal klappen! Nach 3 kleinen Bier, 3 Gläsern Portwein, 1 Teller Kartoffelsuppe, mit Trick 17 und einiger Bastelei ist es dann endlich vollbracht - die Site steht! Endlich! ... Whow!

    Mittwoch, 20.8.200um diese Dame dreht sich momentan alles8

    Seit den frühen Morgenstunden ziehen Menschenmengen hinter paukenden, trommelnden oder sonstwie Krach machenden Musikern hin und her. In der Marina sammeln sich die Speed- und Motorboote (mit monströsen Motoren bestückt!), auf den umliegenden Parkplätzen werden Reisebusse ohne Ende abgeparkt. Die “Festa da Nossa Senhora d´Agonia”, die aufwendigste Prozession in ganz Portugal wird in Viana do Castelo abgehalten. In diesem Jahr kommt auch noch die 750-Jahr-Feier der Stadt dazu. Das wird sicher ein beeindruckendes Schauspiel, aber wir werden seit vier Tagen von dem Vorbereitungstrubel zugedröhnt und auch so schon von Menschenmassen platt getrampelt. Die Steigerungsform davon, die wahrscheinlich einer Völkerwanderung gleichkommen würde, wollen wir uns dann doch nicht geben. Unser Entschluss steht fest, wir wollen weiter nach Porto! Am Nachmittag wird die grosse Prozession der Fischer und Seeleute auf dem Rio Lima mit hunderten von Booten stattfinden, die Madonna wird “spazieren gefahren” und Tausende verfolgen das Spektakel von den Tribünen am Ufer aus. In dieser Zeit ist die Ausfahrt für uns gesperrt. Also schnell beim netten Hafenmeister bezahlen und eine Brückenöffnung für 12 Uhr bestellen, aufklaren, Wasser bunkern und dann heisst es auch schon “Leinen los”. - Die “Taygete” aus Hamburg ist mit gleichem Ziel schon vor drei Stunden los. Wann schlafen die beiden eigentlich? Kann Segeln schön sein! Vier Windstärken aus N - NW, moderater Seegang, Sonnenschein und das Ziel im Süden. Nur der recht kalte N - Wind trübt das Vergnügen etwas. Am frühen Abend erreichen wir Leixoes. Die, in dem grossen Industriehafen versteckte, Marina hat augenscheinlich den Ehrgeiz, diesem in Bezug auf das ölige, schmuddelige Erscheinungsbild mindestens gleichzutun. Der erste Steg ist für die fremden Yachten. Rein in die erste freie Box, Leinen fest. Ein finster dreinschauender Polizist auf dem Steg macht uns dann irgendwie klar, dass das Marinaoffice bereits geschlossen ist. Da die Anlage mit einer automatischen Tür gesichert ist sind wir also für den Rest des Abends “gefangen”. Das ist doch mal wieder ein schöner Grund für zwei Folgen “Dieter”.

    Donnerstag, 21.8.200Ticketkauf für Metro nach Porto8

    Waschen, Kaffee schlürfen und dann erstmal in das Marinaoffice. Missmutige Angestellte erledigen die Formalitäten für uns und einen zeitgleich eincheckenden Franzosen, man hat fast das Gefühl, unsere Liegegebühr wird ihnen vom Gehalt abgezogen.  Eigentlich möchte man sich gleich wieder abmelden. Danach frühstücken wir erstmal und dann klopft auch schon Karl von der “Taygete”, ob wir denn auch  nach Porto wollen. Also machen wir uns eine halbe Stunde später zu viert auf den Weg zur Metro. Der Kauf der Tickets erwies sich als echte Herausforderung, aber Dank einer Traube hilfsbereiter Portugiesen wurde eine passende Zielstation für uns ermittelt und dem Automaten die dafür notwendigen Fahrscheine entlockt. In der gnadenlos runterklimatisierten Metro erreichten wir nach halbstündiger Fahrt das historische Zentrum von Porto (nur das Öffnen der Türen auf den vielen Stationen bis dorthin hat uns vor dem Tod durch Erfrieren bewahrt). Bei 25°C und Sonnenschein tauen wir schnell wieder auf und schlendern durch eine Vielzahl kleiner und grosser Gassen bergab in Richtung Fluss, dem Rio Douro. Häuser schmiegen sich aPorton Granitfelsen, Gassen gehen bergauf und - ab, manchmal sind sie nur drei Meter breit, dann wieder zwei Meter breite Häuser. Irgendwie alles schief, leicht marode, immer anders farbig, leicht muffig und irgendwie so gar nicht für Touristen hergemacht. Wir beide waren echt begeistert, wobei man zugeben muss: der schönste Anblick bot sich doch aus einer gewissen Entfernung, nämlich vom anderen Ufer des Rio Douro. Dort, in Vila Nova de Gaia, befindet  sich ohnehin das Mekka eines jeden Portweinliebhabers. Rund sechzig Kellereien sind dort angesiedelt und in deren kellerartigen Lagerhäusern liegen, umgeben von Spinnweben und modrigem Geruch, ins mehr als mannshohen Eichenfässern Millionen Liter von Portwein. Die grössten Eichenfässer fassten ca 44 000 Liter! Hinter verschlossenen Gittern lagern dort Jahrgänge, die zum Teil 100 oder 200 Jahre alt sind. Interesse heuchelnd haben wir uns in die Kellereien begeben, um die Fässer zu bestaunen und die jeweils gereichten zwei, drei Gläser unterschiedlicher Portweine zu geniessen und mit aufgesetzter Kennermiene wohlwollend zu nicken. Portwein hat einen Alkoholgehalt von fast 20% und esleider unter Verschluss kann eventuell daran liegen, dass die Frauen nach der dritten Kellerei (es war “Sandemann”) darauf bestanden, die Besichtigungstour abzubrechen. Dabei hatten wir über fünfzig Kellereien noch gar nicht besucht! Leicht beschwingt begaben wir uns also wieder über die Brücke - übrigens ein Entwurf des Herrn Gustave Eiffel - nach Porto, um dieses Mal bergauf schlendernd langsam den Heimweg anzutreten. Wiederum mit diversen Erfrierungen erreichten wir Leixoes und nach einer nicht ganz einfachen Suche nach der geeigneten Kneipe (nicht zu speckig, nicht zu ordentlich, nicht zu voll aber auch nicht leer, ...) fanden wir schliesslich doch noch ein nettes Restaurant. Dank Marions Wörterbuch war die Bestellung auch keine Lottoziehung und irgendwann streichelten sich alle zufrieden über ihre prallen Bäuche. Und während der Kpt. an Bord noch ein Glas Schlummer-Portwein einschenkt, ist Marion schon eingeschlafen. Prima, dann eben zwei für mich!

    Freitag, 22.8.2008

    “Good morning!” Freundlich lächelnd lege ich die Keycard zum Öffnen der Stegpforte auf den Tresen. “Leaving now?”, mehr als Aufforderung denn als Frage zwischen den Zähnen hervor gepresst - die “Gute-Laune-Bärchis” hinter dem Marinatresen. Sie haben auch keinen Wetterbericht. “Outside!” Dort entnehme ich , dass zwar 6 Bft und 2 m Welle angesagt sind, aber immerhin aus Nord. Für Marion mache ich daraus erstmal 5 Bft. Toll, dass Karl kurz darauf auftaucht mit der Nachricht, der Deutsche Wetterdienst (DWD) hätte für die portugiesische Westküste 6-7 Bft und 3 m Welle angesagt. Ich bin der Meinung, der DWD übertreibt immer etwas und Marion sieht das zum Glück genauso. Wir wollen weg aus Leixoes! In der Hafenausfahrt kommt uns ein Fischkutter entgegen der uns winkend zu verstehen gibt, nicht raus zu fahren und umzudrehen. Marion bemerkt das aber nicht so richtig und vielleicht winken die Fischer hier ja immer so. Wir wollen ja auch nur 35 sm weiter bis nach Aveiro. Um es kurz zu machen, die Überfahrt war schnell, nass, rollig, der Autopilot weitestgehend überfordert (Windfahnensteuerung natürlich nicht montiert) und die Vorhersagen des DWD sind gar nicht so schlecht. Als Marion dann im Hafenhandbuch auch noch entdeckt, dass Aveiro einer der ersten Häfen an der portugiesischen Küste ist, die bei schlechtem Wetter, auflandigem Wind oder starkem Schwell geschlossen werden, schlägt ihr das auf den Magen und schon lange vor der Hafeneinfahrt hält sie Ausschau, ob irgendwelche Zeichen auf eine Schliessung hindeuten. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Hafen, wo wir pünktlich 2 Stunden vor Hochwasser die sonst zu flache Einfahrt einer kleinen Seitenbucht des Rio Vouga befahren können, um dort unseren Anker zu werfen. Hier gibt es mit Sicherheit nichts Schönes und der Wind pfeift ganz elendig, aber wir haben einen besonderen Grund für diesen Abstecher.

    Sonnabend, 23.8.200Vorfreude8

    Schon beim Frühstück sind wir ganz aufgeregt. Unlängst hatte Marion entdeckt, dass es ca. 40 km von Aveiro entfernt einen Ort namens “Mira” gibt. Ohnehin ein Muss für jeden Portugalreisenden, stand es für uns ja nun völlig ausser Frage: da müssen wir hin! In Gedanken sahen wir uns schon vor einem gemütlichen Marktcafe sitzen und uns mit Sekt zuprosten. Also machen wir uns schnell landfein, lassen Schlauchboot nebst Motor zu Wasser, und ab ins Dorf. Laut Hafenhandbuch soll von dort die Fähre nach Aveiro abfahren - stimmt so leider nicht ganz. Sie fährt zu einem mystischen Ort namens “Forte de Barra”,  und das auch erst in einer Stunde. Also ist noch Zeit, ein wenig Obst, Gemüse, Joghurt und eine Flasche Portwein zu kaufen, und an Bord zu bringen. Irgendwann geht es dann aber doch los und wir fahren eigentlich nur aus der Bucht, über den Fluss und legen neben einer wunderschönen Industrielandschaft wieder an. Die anderen Fahrgäste hasten zu dem daneben gelegenen Parkplatz, zu ihren Autos, schlagen die Türen zu und ehe wir uns versehen sind wir allein. Eine Bushaltestelle macht uns auch nicht klüger, da hängen lediglich die Fährfahrzeiten aus. Also wandern wir los. Vorbei an Hafenanlagen, Kanälen, Hafenanlagen, Autobahnauffahrten, ... Nach über einer Stunde, wir sind bereits in einer bewohnten Gegend, vor uns eine Bushaltestelle mit einem Bus. “Aveiro?” Kopfnicken. Uff! An der Endhaltestelle, einer Seitengasse neben dem Bahnhof, erklären wir der freundlichen Busfahrerin, dass wir nach Mira wollen und sie zeigt auf den hinter ihr parkenden Bus und sagt uns auch die Abfahrtszeit. Natürlich auf Portugiesisch, aber wir meinen etwas mit Vierzig verstanden zu haben. Wie immer ohne Uhr, haben wir aber zumindest soviel Zeit, um auf dem Bahnhof nach einer eventuellen Zugverbindung zu schauen. Fehlanzeige!Also wieder zurück. Der Bus steht noch da. Und das tut er auch noch weitere zwei Stunden. Wir trauen uns auch nicht weg, weil natürlich genau dann der Busfahrer einsteigen und losfahren würde! Wir sind gar als endlich die Türen geöffnet werden, lösen zwei Tickets nach Mira und lassen uns in die Sitze plumpsen. Nach einer Stunde schöner Überlandfahrt erreichen wir endlich den Busbahnhof (das Wort ist eigentlich zu hochtrabend für diesen staubigen Platz) von Mira - zwar schon ganz schön spät, aber wir sind endlich da! Das Ziel unserer Träume, der heimlichen Geburtsstätte unseres Schiffes, der gelobten Stadt aller Seefahrer - zumindest derer, dessen Boo... und zurückt “Mira” heisst. Sicherheitshalber fragen wir nochmal nach, wann der letzte Bus zurück nach Aveiro geht. Um 17.40 Uhr. Das ist in 5 Minuten! Und es ist der Bus, aus dem wir eben gerade ausgestiegen sind! Einen Augenblick lang ist Marion bockig, aber dann steigt sie tapfer wieder in den Bus. Der Fahrer reicht uns grinsend und verständnislos mit dem Kopf schüttelnd die zwei Rückfahrtickets. Wir nehmen es sportlich - dagewesen sein ist alles! Und wenig später haben wir viel Spass an der Vorstellung, wie der Busfahrer heute Abend seiner Familie davon erzählt. Versteh einer die Touristen! Selbe Landschaft, nur andere Richtung - dieses Mal erwischen wir einen Anschlussbus nach Forte de Barra, wo die Fähre schon wartet und eine halbe Stunde später sitzen wir im Cockpit mit einem Glas Portwein. Dann wird eben nicht in Mira auf Mira, sondern auf Mira auf Mira angestossen!

    Sonntag, 24.8.2008

    Schon seit längerem hat Marion beschlossen, ihren Haaren zu einer frischen Farbe und damit ihrer gesamten Erscheinung zu neuem Glanz zu verhelfen. Vielleicht hat sie ja doch bemerkt wie der Kpt unauffällig den hübschen Portugiesinnen nachschaute, oder sie hatte die ZWEI eigenen grauen Haare entdeckt - wie auch immer. Hier in der Provinz war die alte Farbe noch zu tolerieren, aber wir nähern uns der Hauptstadt und somit steht fest: heute soll es sein! Nervös herumlaufend geht sie den Vorbereitungen nach und der Kpt ihr lieber aus dem Weg. “... tu ich´s im Bad oder besser im Cockpit? Die Badeplattform wäre auch nicht schlecht. ...” Irgendwann fällt die Entscheidung für das Bad. Das Fluchen “ So ein Mist, jetzt muss ich noch die Farbe von der Wand waschen und aus der Fussbodenmatte pulen ...” deutet auf einen eventuelle Fehlentscheidung hin. Wenig später erscheint sie dann mit einem merkwürdigem, feuchten Pamps auf dem Kopf und lässt sich im Cockpit zum “Einwirken” nieder. Schweigen ist jetzt wohl erstmal besser und so zurrt der Kpt das Schlauchboot auf dem Vordeck fest. Mitleidige Blicke vorbeifahrender Fischer sollen wohl aufmuntern, aber selbst die sonst immer über dem Boot kreisenden Möwen meiden jetzt diesen Ort. Ich verkneife mir lieber die Bemerkung, dass sie sich für die “Einwirkzeit” einen schönen Job als Scheuche in der hiesigen Landwirtschaft hätte suchen können und bereite lieber das Spülwasser vor. Dieses Mal auf der Badeplattform, werden dann unsere Wasservorräte und wieder eine glibberige Masse auf ihrem Kopf verteilt, das Ganze mit einem Handtuch bedeckt. Wieder spülen, zurück ins Bad und eine halbe Stunde später erscheint sie wieder an Deck und nunmehr goldig in der Sonne schimmernd, weht ihr Haar im Wind. “Dabei hattest du das doch gar nicht nötig”, schleimt der Kpt. Wir können dann Ankerauf gehen und Kurs auf die Halbinsel Peniche, knapp 100 sm südlich gelegen, nehmen. Dieses Mal aber mit vorher montierter Windfahnensteuerung. “Und wenn du, Marion, mich nachher mit der Wache ablöst und diesen Eintrag liest, denke nicht, dass du die Wahrheit einfach löschen kannst. Ich habe eine Abschrift als Flaschenpost dem Meer anvertraut!”

    -- Kein Kommentar! --

    Apropos graue Haare, beim Verfasser des obigen Textes wurden auch schon mehr als ZWEI entdeckt. Vielleicht braucht er die selbe Packung? Zum Wachwechsel gibt es ein internationales Menü an Bord: Cornish Potatos, Garlic aus Falmouth, Huevos aus Spanien, Tomates aus Portugal und Bockwürste aus Döbeln. Lecker! Mit “goldig in der Sonne schimmerndem Haar” beziehe ich Stellung im Cockpit für den ersten Teil der Nachtwache. Der Kpt begibt sich zwecks Nachtruhe in die Koje. Der Wind hat arg nachgelassen, wir fahren unter Motor, das Grosssegel zur Stabilisierung mit draussen. Nach einer Stunde verschwindet die Sonne “im Atlantik”, die ersten Sterne “gehen an”. Es ist nicht viel los auf dem Wasser, an Backbord ein Segler mit derselben Fahrtrichtung, ziemlich weit unter Land, und an Steuerbord ein Frachter, weit entfernt. Also ist Zeit zum Sternegucken. Der Sternenhimmel auf dem Meer ist gewaltig! Ab ca. 2 Uhr geht der Mond erst auf und bis dahin kommt jeder, aber auch der kleinste Stern voll zur Geltung! Man hat wirklich Mühe, dazwischen ein Sternbild zu entdecken. Dazu haben wir - natürlich - Meeresleuchten (ich glaube fast, wir hatten bisher keine Nacht ohne?). Gegen 22 Uhr, während eines Rundumblickes, entdecke ich an Backbord achtern einen grossen hellen Fleck auf dem Wasser, der sehr schnell näher kommt. Oh Mann, was ist das denn wieder?! ... Und plötzlich sind sie da. Mindestens sieben Delphine, die mit der “Mira” schwimmen, pfeilschnell von einer Seite des Bootes auf die andere wechseln, abtauchen, wieder hoch kommen und dann wieder alles von vorn. Durch das Meeresleuchten kann man jeden Einzelnen von ihnen sehen, ihre Körper leuchten weiss (wie ein Fotonegativ) und ziehen einen weissen Schleier aus Luftblasen hinter sich her... Schnell den Kpt wecken, damit er das auch sehen kann. Die Delphine haben anscheinend viel Spass, sie bleiben bestimmt zehn Minuten am Boot und beim Auftauchen stossen sie kurze Pfiffe aus. Wir stehen fasziniert an der Reling und sehen ihrem Spiel zu. Im Laufe der Wache kann ich diverse Fischschwärme beobachten, die unter dem Boot hindurch schwimmen. Die mit den kleineren Fischen erscheinen wie weisse, grosse Wolken oder Blumen, die grösseren Fische ziehen schnelle einzelne Lichtspuren durch das dunkle Wasser ... wunderschön.

    Montag, 25.8.200Forte de Peniche8

     1 Uhr, Wachwechsel. Und mit dem Kpt kommt auch der Wind wieder. Also Motor aus und die Genua raus. Schönes Segeln! Inzwischen sind auch alle Fischer der hiesigen Küstenorte erwacht und in See gestochen, so dass mein Wachhabender “alle Hände voll” zu tun hat. Um 7.40 Uhr versenken wir unseren Anker im schlammigen Grund vor der Werft und dem Fischereihafen in Peniche. Auf die Marina haben wir keinen Bock. Dann heisst es Schlaf nachholen bis Mittag. Nach ausgiebigem Frühstück und Kaffee werden Schlauchboot und Motor für den Landfall klargemacht. Mittels Fernglas versuchen wir, einen guten “Landeplatz” zu finden und entdecken dabei die “Taygete”, die am Visitor-Steg der Marina liegt. Also erstmal dorthin und “Hallo” sagen. Peniche war mal ein kleines Fischerstädtchen, das früher sehr oft von Piraten überfallen wurde. Irgendwann hatten die Bewohner davon die Backen dick und fingen an, die gewaltigste Seefestung Portugals, das mächtige “Forte de Peniche” Penichezu mauern (das hat allerdings auch ca 300 Jahre gedauert). Während der Salazar-Diktatur waren hier Regimegegner inhaftiert und die Folterkammer war berühmt-berüchtigt. Am 25.4.1974 - Nelkenrevolution - wurden alle befreit und heute ist in dem “Forte” ein Museum. Die Stadt selbst hat die üblichen kleinen Gassen, kleine Häuser (mitunter mit kräftigen Farben gestrichen, weniger Kachelfassaden), mehrere Kirchen und Plätze, alles ein bisschen marode und schmuddelig, und nicht zu vergessen die vielen Cafes - auch hier gibt es Pfannkuchen mit Pudding! Ich bin begeistert! Abends verprassen wir das eingesparte Liegegeld in einem Restaurant, in dem nur Einheimische sitzen - und wir werden nicht enttäuscht! René braucht am Ende einen “aguardente” (Schnaps), der in einer beachtlichen Grösse von 8 cl auf den Tisch kommt. Mit dicken runden Bäuchen tuckern wir im Dunkeln zurück zur Mira.

    Dienstag, 26.8.200Fischer beim Netzeflicken8

    Morgens beim Frühstück haben wir mittlerweile viel Spass beim Betrachten der Verfallsdaten unserer Speisen. Getrübt wird er nur durch Bemerkungen wie “... das war der letzte Käse ... “ oder “ Die Leberpastete ist jetzt auch alle.” In Gedanken macht wohl jeder schon heimlich seine Liste, was der erste Besuch aus Deutschland mitbringen muss. Marion versucht nach dem Frühstück, die letzten handgeschriebenen Tagebuchseiten in eine ordentliche Form zu bringen und kämpft dafür mit dem Rechner. Ich suche mir derweil Bastelarbeiten da sie meine Kommentare dazu als nicht besonders hilfreich empfindet. Zum Glück habe ich noch ein kleines Elektroproblem offen und schon ist die halbe Navi-Ecke demontiert und mit Messgerät und Schraubenzieher stürze ich mich auf die Kabel. Später ist Landgang angesagt und so bummeln wir durch die Gassen, unter anderem zum Pudding-Pfannkuchenbäcker, auf die Festung ins Museum, dann nochmal in ein Cafe ... Zurück an Bord ist Marion der Meinung, dass wir langsam schon nach Fisch riechen. Kein Wunder, denn seit zwei Tagen ankern wir zwischen Fischkuttern, Fischhallen, fischig riechendem Hafenwasser, Fischernetzen. Wir beschliessen, morgen lieber weiterzufahreDelphinen.

    Mittwoch, 27.8.2008

    Um SIEBEN klingelt der Wecker und keine halbe Stunde später ist auch der Kpt schon aus dem Bett. Zwischen 50 bis 60 sm (je nach Ankerplatz bei Lissabon) haben wir heute vor uns. Also schnell waschen, Kaffee und dann Anker hoch. Frühstück gibts unterwegs. Die Wetterprognose lautet viel Sonne und 3 Bft aus N und zumindest das mit der Sonne stimmte. Stück für Stück entblättern wir uns während der Motor bei nahezu Windstille dröhnt. Viel Zeit zum Delphine gucken, Lesen, Knabbern, Delphine gucken, Kaffee trinken, Delphine ..., Knutschen ...immer noch Delphine Nachmittags darf der Motor sich dann doch noch ausruhen und gegen 18 Uhr rauschen wir - jetzt schon gerefft - in die Bucht von Cascais, einem lebhaften Vorort Lissabons (wirkt schon recht cool wie wir mittlerweile erst kurz vor dem Ankerfeld die Segel lässig wegnehmen und nur die letzten 100 bis 200 m motoren). Wie stellenweise chaotisch waren doch unsere ersten Segelbergemanöver!

     

     

    Sonnabend, 30.8.2008

    Seit drei Tagen liegen wir in der Ankerbucht vor Cascais und sind ganz begeistert. Ein buntes, ständig wechselndes Ankerfeld (der Mix reicht von Kanada bis Russland), eine quirlige Stadt, mehrere internationale Segelwettbewerbe vor der Bucht, sowie ein allabendliches Open-Air-Konzert am Hafen sorgen für jede Menge Abwechslung. Tagsüber versuchen wir, wenigstens eine gute Tat zu vollbringen. So verbrachte ich StAnkerfeld in Cascaisunden damit, die bisher angesammelten neuen “Tagebuchseiten” ins Internet zu stellen. Der Zugangscode der benachbarten Marina wird von Ankerlieger zu Ankerlieger weitergereicht. Und mit selbigem, sowie ihrem Laptop ausgestattet, schickte mich Marion dann an Land, um alleine (ohne meine hilfreichen Einwürfe :) einige Ansichtskarten zu schreiben. Ich begab mich also in die Marina, um mich unauffällig mit aufgeklapptem Laptop vor die Stege zu hocken. Die Tipps, an welchen Stellen der Empfang möglich sei, taugten bei Marions Rechner alle nichts und zudem schrie er auch permanent nach einer neuen Batterie. Beim vierten Versuch klappte es dann endlich - ich hockte zwischen einem Palmenkübel und einem Mülleimer - und kaum hatte ich im grellen Sonnenlicht die Meldung für die erfolgreiche Übertragung entziffert, brach die Stromversorgung zusammen. Mittleidig blickte die noble Kundschaft der Marina zu mir herab und eigentlich erwartete ich ständig, dass mir jemand einen Euro zuwarf. In der Zwischenzeit hatte Marion ihre Karten längst fertig und wir fuhren erst mal wieder in die Stadt zum Bummeln und Pudding-Pfannkuchen essen (Marion). Hier kann man sooo schön faul sein, dem Abend entgegenfiebern. Punkt 22 Uhr beginnt das Open-Air-Konzert und die Ungewissheit - was wird es heute geben? - hat ein Ende. Am ersten Abend waren wir zuerst etwas irritiert, als eine Opernsängerin anfing, zu “trällern”. Aber das mit den Arien war schnell überstanden und als sie dann Lieder von U2, Queen, u.v.a. sang, war das schon echt krass! Am Donnerstag spielte eine Rockband. Natürlich aus Portugal und alles tobte. Wir waren auch begeistert und beim obligatorischen Schmuselied für die Feuerzeughochhalter hat die Bordfrau ganz spontan (vermutlich von dem Glas Rotwein enthemmt) ein paar Tanzschritte mit mir hingelegt. Gestern dann die Über-Rapper von Portugal “Da Weasel”, die Eminems der Algarve, die SEEEDs vom Rio Tejo! Wir hatten beide einen super Platz im Mittelfeld zwischen frenetisch kreischenden Mädels, den Kopf im Takt wiegenden Omas und verständnislos auf die Bühne starrenden und nervös an den Hörgeräten drehenden Opas. Ein wenig verwundert hat uns das Interesse der Generation 60+ an den Rockkonzerten schon, aber es könnte eventuell auch daran gelegen haben, dass die Musik wirklich dermassen laut war, dass im Umkreis von mehreren Kilometern ohnehin keiner schlafen konnte. Das Konzert war jedenfalls “affengeil”, Hip-Hop, Reggae, Hardrock, von allem was dabei und vermutlich waren wir die Einzigen, die nicht jeden Titel mitsingen konnten. Um Mitternacht begann dann das Feuerwerk und es dauerte noch Stunden, bis sich der ganze Trubel aufgelöst hatte. Mit klingelnden Ohren sind wir dann auch zurück zum Boot. Heute früh weckte uns das permanente nervtötende Tröten eines Nebelhornes (erster Gedanke: Tinitus?). Blick nach draussen, dicke fette Suppe, Sicht bis zum Bugkorb. Damit konnten wir unseren Plan für heute, mit der Metro nach Lissabon zu fahren, erstmal aufgeben und uns noch ein Stündchen ins Bett verkrümeln. Am frühen Nachmittag klart es dann doch soweit auf, dass wir beschliessen, unsere Vorräte ein wenig aufzufrischen und einzukaufen. Unsere Getränke (Saft und Wasser) gehen nämlich so langsam zur Neige. “Nur” Wein ist noch genug da. Also Dinghi satteln, die grossen Rucksäcke mit rein und los geht es. Wir wandern in den Jumbo-Supermarkt und trotz der durch Marion angemeldeten Zweifel werfe ich Flasche um Flasche, dutzende Tetrapacks und für alle Fälle noch eine Stiege portugiesisches Bier in den Einkaufswagen. Irgendwie hat auch alles in die beiden Rucksäcke gepasst. Dann alles auf den Rücken wuchten - ohne gleich umzukippen! - dazu in jede Hand weitere Getränketrays, bzw 5-Liter-Wasserflaschen und so wankten wir bei ca 29°C mitten durch die Stadt, durch Touristenströme, die gefühlten 42 km bis zum Dinghianleger. An Bord haben wir nachgerechnet, es waren über 75 kg! Nach einer Verschnaufpause auf zur zweiten Runde. Uns zittern immer noch die Knie und schon die leeren Rucksäcke sind ausreichend schwmal wieder Feuerwerker. Im Supermarkt treffen wir Karin und Karl von der “Taygete”. Da wir gerade am Fleischstand stehen und mein Blick lüstern auf einer super-grossen  Packung Würsten ruht mache ich den Vorschlag, heute Abend bei uns an Bord zu grillen. Beide Männer sind spontan begeistert (Bratwurstessen und Weintrinken im Sinn) und die beiden Frauen stimmen zu (an die “Arbeit” denkend - Karin macht Salat und Marion sieht den Abwaschberg am nächsten Tag vor sich). Also flugs den Einkauf beenden und ab zum Schlauchboot. Die Rucksäcke abwerfen, Leine los und ein heftiger Riss an der Anlasserleine des Aussenborders ... Klatsch! Hinter mir war Marions Kopf an einer Stelle, wo er sonst nie ist. In der Hektik des Aufbruchs sass sie auf der falschen Seite. Genau das linke Auge getroffen! Mit Vollspeed rasen wir zum Boot und seitdem steht Marion abwechselnd in Küche und Bad und versucht, das Auge zu kühlen. Es wird richtig dick und sie sieht scheusslich aus, aber immerhin kann sie schon darüber lachen. Da ich mir gestern die linke Augenbraue an einer Winch aufgeschlagen habe sind wir jetzt ein schönes Pärchen.

    Sonntag, 31.08.2008

    Nachdem Marion sich heute früh im Spiegel erblickte, wurde die Fahrt nach Lissabon gestrichen und die Nachtruhe um eine Stunde verlängert. Auch nicht schlecht, wir hatten den Abend zuvor mit Grillwürsten, wirklich lecker Karin-Salat und Wein, dem obligatorischen Feuerwerk, sowie den rockigen Klängen einer Frauenband, doch recht lange im Cockpit gesessen. Die Erkenntnis, dass sie ihr nunmehr lilafarbenes, geschwollenes Auge der restlichen Menschheit nicht zumuten kann, führte bei Marion zu dem Entschluss: “ Heute ist Waschtag! ”. Also werden meine zwei Poloshirts ( “... die lassen sich aber sehr schwer auswringen! “) sowie ihre schmutzige Wäsche zu einem riesigen Berg aufgetürmt und Waschwasser aufgesetzt. Ich sollte mich an Deck nützlich machen, sprich ihr nicht im Weg stehen. Kurz darauf wurde meine Aufgabe dahingehend korrigiert, das ich doch mal Karl nebenan besuchen könnte und ausserdem noch das Pärchen von der SY “Ische” ( auch Hamburg ) für den Abend zum Grillen einladen. Beim gestrigen Aufreissen der Monsterpackung Würste haben wir festgestellt das unter den Ersten 24 eine weitere Schicht lag. Das war dann zu viert einfach nicht zu schaffen! Wenig später sitze ich auf der “Ische” und schwatze mit Irene und Norbert. Die zwei sind sofort begeistert, einzig Irene besteht darauf einen Nudelsalat mitzubringen. Später fahre ich dann zu Karl rüber, um mir zum wiederholten mal sein Gegrübel über die weitere Reiseroute anzuhören “.... Madeira oder doch lieber Algarve, Kanaren oder Mittelmeer...?” Tja, lieber Karl, das müsst ihr nun mal selber auswürfeln. Nebenan hängt Marion die Wäsche auf und ich beschlieJesus auf Seesse, dass ich ihr wieder im Weg rumstehen kann. Wir haben es uns kaum im Cockpit gemütlich gemacht, als merkwürdige Blasmusik zu uns dringt. Menschenmassen an der Promenade und dem Hafen. Am Anlegepier liegen die bunt geschmückten Boote der Fischer. Diverse Heilige werden aufgeladen und dann setzt sich der Bootskorso, quer durchs Ankerfeld, Richtung Meer in Bewegung. Allen voran ein Jesus aus Pappe, lassen alle Schiffe ihre Nebelhörner oder Hupen erklingen und so ( man weiss ja nie wozu das gut ist ) tröten wir brav mit. Eine Stunde später die ganze Flotte wieder retour und wir werden wohl nie erfahren was sie mit Jesus auf dem Meer gemacht haben. Unsere Gäste trudeln ein, Irene und Karin jeweils mit Salatschüsseln, Karl mit Weinkarton und alle mit guter Laune. Dementsprechend wird es auch ein richtig schöner Abend zu sechst im Cockpit bei Grillwurst, Salaten, Wein, Rockmusik vom Ufer und abschliessendem Feuerwerk.

    Montag, 01.09.2008                           Königlicher BesuchDie Yacht der Margarethe von Dänemark!

    Nachdem wir uns aus der Koje gequält, gefrühstückt und die Spuren des Vorabends beseitigt haben, lassen wir uns erst mal schön mit einem Kaffee ins Cockpit plumpsen. Und da gleitet Sie erhaben an uns vorbei. Die königliche Yacht der Margarethe von Dänemark. 200 Meter von uns entfernt macht sie am Aussensteg der Marina fest und irgendwie wertet das unsere Wohngegend hier doch merklich auf. Bei unserem späteren Spaziergang durch Cascais (vor allem wegen Puddingpfannkuchen) hatten wir noch eine Begegnung mit Jesus. Gestern noch ,als Prozession, mit viel Pomp und Gedöns durch den Ort und auf`s Meer gefahren, wurden die Madonnen und Jesus heute auf so einer Art Sackkarre von drei Männern durch die Hintergassen geschoben.

    Geschäft, in dem man alle möglichen Heiligen kaufen kann
    Elevador da Bica in Lissabon

    Dienstag, 02.09.200ein winziges Stück von Lissabon8

    Heute haben wir es nun endlich geschafft und waren in Lissabon. Schon die Fahrt mit der S-Bahn, vorbei an all den Villen, Schlössern und Castellos am Ufer des Tejo, die ihre beste Zeit zum Grossteil schon lange hinter sich haben (und z.T.  Exilsitz emigrierter königlicher Häupter diverser europäischer Länder des vorigen Jahrhunderts) war ein Erlebnis. Die Bahn endet im Zentrum und so ist man gleich mitten drin im Gewühl. Wir haben uns für eine Stadtrundfahrt mit der historischen Strassenbahn entschieden (sogar auf deutsch ), sind viel rumgelaufen, haben in Cafés gesessen, wieder gelaufen, ein Glas Wein getrunken ......... Eine quirlige, alte Stadt mit leicht muffigem Charme und unbedingt sehenswert. Wir verzichten hier auf eine ellenlange Schilderung, kauft euch einen Reiseführer oder fahrt einfach mal hin. Zurück am Boot, stellen wir fest, dass wir neue Nachbarn bekommen haben. Eine australische Yacht liegt nun neben uns. Und dann sind im Verlauf der letzten zwei Tage sehr viele deutsche Yachten hier eingetroffen. Sind die vor einer neuen Steuererhöhung emigriert, von der wir noch nichts wissen? Es ist zu spät um jetzt noch rüberzufahren aber wir werden es rauskriegen.

    Mittwoch, 03.09.200Gasse in Sintra8Kunst in Sintra

    Heute wollen wir nach Sintra, eine gute halbe Stunde Busfahrt entfernt. Irgendwie klappte der zeitige Aufbruch nicht so recht aber der Bus fährt ja jede Stunde. Auf der Überlandfahrt gab es viel zu sehen und wir stellen beide fest, dass Portugal unbedingt eine Reise mit dem Landrover wert gewesen wäre. “Sintra is very nice”, aber auch sehr touristisch. Das bedeutet, dass die Häuser (der wirklich hübschen Altstadt ) die kein Café oder Restaurant haben, dann einen Souvenirshop beherbergen. Drum herum Berge, Parks, unzählige Schlösser und über allem thront ein riesiges Kastell aus dem 8. Jahrhundert, erbaut von den Mauren. Dazwischen Heerscharen von in Bussen rangekarrten Touristen, die brav jede bestickte Tischdecke anfassen, Porzellantassen mit “Sintra” - Aufdruck oder Basecaps mit “I love Portugal” kaufen. Da Marion sich nicht ganz wohl fühlt haben wir nicht erst den letzten Bus genommen und somit kann ich das “Logbuch” noch bei Tageslicht schreiben. Die Zetteltexte müssen auch noch in den Rechner und da Marion sich hingelegt hat, das Ganze erst mal ohne Bilder. Die kann sie dann morgen reinzaubern. Und das schönste kommt zum Schluss. Hocke nicht hinter Mülleimern in der Marina für die Übertragung, sondern sitze lässig im Sessel der Hotellobby hier am Hafen, trinke ein Glas Wein und bin online!

    Donnerstag, 04.09.2008

    Heute ist Ruhetag! Marion kränkelt noch so ein wenig vor sich hin während ich versuche auf besonders fürsorglich zu machen. Heute früh wurde per Schlauchboot die Nachricht von heranziehenden Sturm weitergereicht, so das sich mittlerweile die meisten Yachten in die Marina verkrümelt haben. Wir sind dickfällig und mit uns noch sechs weitere Boote.

    Sonnabend, 06.09.200maurischer Brunnen in Sintra8

    Die Wetterstörung ist durch, nur bei Marion hält sie noch an. Statistisch regnet es in Portugal im Monat September an zwei Tagen. Für den Rest des Monats sollten wir also nur noch Sonnenschein haben. Mal sehen. Da Marion noch bei Tabletten und Kräutertee vor sich hin leidet ist sie der Meinung, dass meine überschwengliche Fürsorge ihrer Genesung eher abträglich ist und so bekomme ich Aufgaben wie Wasserbunkern (mit Kanistern), Einkaufen, andere Boote besuchen, also alles Tätigkeiten, die sich in einer gewissen Entfernung zu ihr abspielen. Mittlerweile füllt sich die Ankerbucht wieder und auch die königliche Yacht ist noch da. Der dänische Prinz nimmt an den bereits erwähnten Segelmeisterschaften teil und so wird sein Wetder Autortkampfboot täglich vom Deck ins Wasser gekrant. Marions Favorit ist allerdings die Ausfahrt der älteren Herrschaften (der König ist auf jeden Fall dabei) im grossen hölzernen Beiboot, in dem immer an Bug und Heck je ein weiss uniformierter Matrose mit einem Bootsmannshaken Spalier steht Bei den Wellen müssten die eigentlich umfallen.. Um uns herum findet derweil so eine Art Regatta statt. Ein Dutzend alter Fischerboote (bunt bemalt und inzwischen einer freizeitlichen Nutzung zugeführt) fährt ohne für uns erkennbare Regeln kreuz und quer durch das Ankerfeld. Da sie es aber lautstark und voller Hingabe tun scheint es einen sportlichen Hintergrund zu haben. Ich hole uns erstmal ein kaltes Alster, man soll ja viel trinken bei der Wärme. Marion bemerkt, dass wir schon so lange hier sind, dass das hiesige Einwohnermeldeamt uns sicher schon in seinen Listen führt. Na ja, man könnte natürlich schon so gaaaaanz langsam Richtung Süden weitertingeln ..Regatta im Ankerfeld.

 

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