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Atlantik

14.12.2009, Montag

Als wir in Berlin landen beginnt auch der Wintereinbruch in Deutschland. Im Laufe der Tage wird es immer kälter und es fällt immer mehr Schnee, wAm Querkanal in Stralsundir werden sozusagen SCHOCKGEFROSTET. Durch Eltern und Freunde werden wir mit langen Unterhosen und Handschuhen versorgt ... Wir dürfen für die Zeit unseres Aufenthaltes in die wunderschöne Wohnung unserer Freundin Karin einziehen, die mitten in Stralsund, in der alten Stadtmauer gelegen ist. Ein Traum! HERZLICHEN DANK dafür, wir haben uns dort äusserst wohl gefühlt! (Auch ohne Wasserbett :) - Die Tage vor Weihnachten waren ausgefüllt mit hektischem Organisieren diverser Ersatzteile für die “Mira”, wobei wir ohne die Hilfe und Unterstützung von Manner, Chrissie und Sven echt alt ausgesehen hätten!!! Auch euch  DANKE! (Das letzte Ersatzteil haben sie uns wirklich kurz vor unserer Abreise in die Hand gedrückt, und das hatten sie eigens aus einem ihrer Boote ausgebaut - Bestellung wäre nicht mehr angekommen :) - Natürlich war auch Familie ganz gross geschrieben! Vor Weihnachten gab es noch drei Geburtstage zu feiern, wo wir auch mit geborgter Garderobe glänzen konnten (auch dafür DANKE!:) So viele Umarmungen, Freudentränen, Essen, ... Es war so schön, unsere Kinder zu knuddeln (Nadja kam extra aus Zagreb, Anne nach überstandener Magengrippe ein paar Tage später aus Berlin :), meine Oma Lise (97!) strahlte, unsere Eltern und Geschwister - alle waren sie da. Dazwischen jeden freien Tag ein Treffen mit Freunden, aber leider haben wir nicht alle Besuche geschafft - man hätte eigentlich viel mehr Zeit gebraucht! ... Mit dem Kälteeinbruch in Deutschland scheinen auch alle fluchtartig das Land verlassen zu wollen - wir bekommen keinen Rückflug! Auf den letzten Drücker erwischen wir dann doch noch einen preiswerten Flug, allerdings von Düsseldorf. Wiedermal von allen verabschieden - Tränen - SCHWER! Unsere Kinder stehen noch einmal am Bahnsteig ... es soll wieder schneien, reichlich, so wie im Winter 78/79. Wir hoffen, dass der Flug nicht gestrichen wird, aber ab Hannover regnet es nur noch ...

30.12.2009, MittwochWieder Zuhause am Steg T

Hurra, wir sind nicht eingeschneit! Nach nur 22stündiger Reise kommen wir von Deutschland wieder Zuhause an, etwas geschafft aber froh, endlich die schweren Rucksäcke loszuwerden und wieder eine fröhlich tänzelnde “Mira” unter den Füssen zu haben. Grosses Bergüssungs-Hallo und schon landen wir im Nachbarcockpit der “Anni”, bei Jens und Sophie, Arnim und Barbara - nur kurz auf ein Bier. Allerdings halten wir nicht lange durch und nach einem schnellen Abendbrot fallen wir todmüde in die Kojen (endlich wieder ein schaukelndes Bett!)

31.12.2009, Donnerstag

Auf allen Booten wird die geplante Silvester-Stegparty vorbereitet, rundherum schnuppert und duftet es. Also lassen wir erst einmal alles stehen und liegen und hasten zum “HiperDino”, denn unser Kühlschrank ist leer. Abends werden provisorische Tische und Bänke auf demSilvester-Stegparty Steg aufgebaut, alle bringen Getränke, Salate, Klopse, frisches Brot, Käse, Suppen, Auflauf, Pfannkuchen, ... leider ist es nicht zu schaffen, alles zu probieren! Barbara unternimmt diesen Versuch und gegen 22 Uhr müssen wir sie mittels “Schwedenbitter” wiederbeleben. Überall kunterbuntes Sprachgewirr, Segler aus Frankreich, Holland, der Schweiz, von Curacao, aus den USA, Tschechien und last, but not least aus Deutschland - Verständigung ist kein Problem. Noch vor Mitternacht wird die Tanzrunde eröffnet und wir bangen etwas um den Schwimmsteg, der wahrscheinlich nicht für diese Menge Leute auf einer Stelle ausgelegt ist. Aber alles geht gut und es landet auch niemand im Wasser (was doch sehr erstaunlich ist). Um 0 Uhr werden diverse Sektflaschen entkorkt und alle fallen sich mit vielen guten Wünschen für das Neue Jahr in die Arme, um den Hals ... Dazu gibt es ein riesiges Feuerwerk über der Stadt und lautstarke Musik von den umliegenden Bars. WELCOME 2010! ... Der Letzte geht nach 5 Uhr in die Koje ...

02.01.2010, SonnabendDer Tag danach - Tanzopfer Sophie

Gestern war es erwartungsgemäss ruhig am Steg T, alle waren noch ziemlich geschwächt vom Jahreswechsel und auch wir haben uns bei einem langen Spaziergang den kühlenden Wind um die grossen Köpfe wehen lassen. Ab heute wird jedoch durchgestartet: als erstes Großeinkauf im Supermarkt mit Barbara und Arnim (Ergebnis: drei volle Körbe, die morgen früh bis an´s Boot geliefert werden). Die umgetauschten Instrumente werden eingebaut, der Windgenerator bekommt seine neuen leisen Flügel und danach beginnt das Projekt “Wassermacher”. Der Kpt hockt im Motorraum und schmiedet Pläne. Am Rechner ist auch einiges zu erledigen aber da geht gar nichts, hier in der Marina gibt’s kein Internet mehr. So ein Sch... Mich hat eine fette Grippe erwischt, sicher ein “Mitbringsel” aus Deutschland. Nase dicht, Stimme weg - toll!

03.01.2010, Sonntag

Pünktlich um 9 Uhr kommt unsEinkauf der Ersteer Einkauf und wir stapeln erst einmal alles im Cockpit. Erstaunlicherweise geht das Verstauen recht schnell - naja, ist ja auch noch nicht alles. Anschliessend überlegt mein Kpt, ob er einen kleineren Wassermacher oder ein grösseres Boot kaufen soll. Ab und zu schreit er die vor ihm liegenden Teile an, aber das hilft auch nicht allzuviel.... Ich kümmere mich um den vollen Waschkorb, etc und um die Grippe. Mittags kommen Ellen und Frank von der “Bogomil” aus Zingst vorbei, um mal eben “Hallo” zu sagen. Bisher kannten wir uns nur per e-mail. Aus dem “kurz” wird länger, die Chemie stimmt. Die beiden wollen weitersegeln nach Gomera, dann nach Senegal und Gambia. Ich bin von der Route auch begeistert, aber mein Kpt hat andere Pläne. Aber auf alle Fälle werden wir uns in nicht allzu langer Zeit wieder “über den Weg laufen”.

05.01.2010, DienstagSchmeckt - Karine, Kalle, Tom, Arnim

Der Kpt sitzt wieder im Motorraum am aktuellen Projekt, die ersten Teile haben einen Platz gefunden, und ich mache mich auf zu einer grossen Runde durch die Stadt mit anschliessendem Einkauf für`s Abendessen mit Sophie und Jens, Barbara und Arnim. Gegen 17 Uhr bin ich zurück und am Steg T ist schon eine “Party” im Gange. Die Mädels sitzen alle auf der “Rain”, die Männer auf der “Anni” und sie sind schon recht fröhlich. Es sind heute wirklich alle am Feiern, der spanische König Juan Carlos hat Geburtstag - Feuerwerk, grosse Wasserfontänen im Hafen, alle Schiffe lassen ihre Hörner erklingen, ... und ausserdem ist auch noch der Umzug der Heiligen drei Könige, aber statt auf Kamelen zu reiten fahren sie huldvoll winkend in wunderschönen Oldtimern quer durch die Stadt, auf den Strassen geht gar nichts mehr. Überall vor Freude schreGekleckert - Barbara, Kpt, Fritz, Ingridiende Kinder mit ihren Eltern und Großeltern, dazwischen vereinzelt verzweifelte Polizisten die versuchen, gelegentlich ein Auto durch die Menschenmassen zu winken. Zu Fuß ist man da eindeutig am besten unterwegs. - An Bord fange ich mit den Abendbrotvorbereitungen an und Barbara leistet mir dabei Gesellschaft. Statt der “geplanten” sechs Personen werden es nebenan im Cockpit der “Anni” immer mehr Leute, der Vergleich mit der “Speisung der Fünftausend” drängt sich mir auf und ich werfe alles was hineinpasst in meine Auflaufform. Käse drauf, ab in den Ofen, mehr geht nicht. Komischerweise reicht es dann wirklich für alle. Wieder ein lustiger Abend ...

06.01.2010, Mittwoch

Heute morgen hat die “Shassada” abgelegt, Barbara und Arnim sind jetzt auf dem Weg zu den Kapverdischen Inseln. Es ist irgendwie still geworden am Steg T.

07.01.2010, Donnerstag

Alle sind am Vorbereiten ihrer Abfahrt. Jens und Karine haben sich heute früh noch schnell eine Gelbfieberimfung geholt, Sophie ist am Vorkochen des Essens für die Überfahrt, links und rechts wird gemalert, gebaut und gebastelt und auch mein Kpt steckt wieder im Motorraum. Der Wassermacher nimmt Gestalt an, alle Teile sind da wo sie hingehören ... im Salon steht alles offen, überall Werkzeugkisten etc. Ich freue mich schon auf “baufreie” Zeit, immer dieses Chaos vor den Füßen. - Ingrid und Fritz von der “Pico” kommen um sich zu verabschieden, morgen früh setzen sie die Segel. Über Gomera und El Hierro geht es weiter zu den Kapverdischen Inseln. - Jetzt wird es auch für uns langsam Zeit!

08.01.2010, Freitag

Heute früh startet Sophies Flieger über Madrid nach Frankfurt. Dort wurden schon diverse Flüge wegen Schneechaos gestrichen und wir hoffen, sie kommt gut an. Jens, nun allein an Bord der “Anni”, wirft auch die Leinen los und macht sich auf den Weg nach Banjul in Gambia, dem kleinsten Land Afrikas. Wieder ein Abschied, aber in zwei Tagen wollen wir mit dem selben Ziel aufbrechen. Der Kpt klemmt im Motorraum die letzten Kabel für den Wassermacher an - fertig! Endlich! Wir sind beide froh darüber. Jetzt sind nur noch kleinere Arbeiten zu erledigen ... Vom Steg gegenüber winkt es herüber und wir staunen nicht schlecht: Gerlinde und Erwin aus Wien auf ihrer neuen “Sagitta”! Zuletzt haben wir uns vor fast genau einem Jahr in Monastir, Tunesien gesehen, hatten zwischenzeitlich per mail Kontakt und sind im Sommer in Griechenland ziemlich dicht aneinander vorbeigekurvt, ohne uns wirklich zu treffen. Wir freuen uns riesig, sind aber erst so spät mit allem fertig, daß wir uns mal wieder verpassen.

09.01.2010, Sonnabend

Früh schreit uns der GerlindeWecker aus der Koje, schnell waschen, Frühstück, Wägelchen schnappen und ab geht’s - heute ist Einkaufstag! Doppelhaken für die Angel, neue Köder, verschiedene Filter für den Wassermacher, ein Paar Schäkel, seewasserbeständiges Fett, eine Gastlandsflagge von Gambia, ... es läppert sich. Danach mit Wägelchen in die Stadt zum Chinesen, wo man gute und billige Waren bekommt. Alles flugs auf’s Boot werfen, dann auf den Nachbarsteg, Gerlinde und Erwin begrüssen, die uns mit leckerem Kaffee aus ihrer Espressomaschine verwöhnen (was für ein Luxus!) Eine Stunde Erholung, danach machen wir uns alle vier auf den Weg zum grossen Supermarkt, denn wir wollen heute unseren Grosseinkauf Teil II erledigen. - Nach gut 3 Stunden schleppErwinen wir uns mit unseren zwei vollgepackten Körben zur Kasse, unsere Begleiter sind schon längst fertig. Es scheint, wir haben jetzt alles, obwohl wir noch mit uns ringen, eines der leckeren Schinkenbeine mitzunehmen ... Mein Kpt sackt in sich zusammen: die Lieferung der Waren erfolgt erst am Montag. Naja, nicht zu ändern, dann können wir eben erst am Montag fahren. Ziemlich k.o. fallen wir in’s Taxi und sind sofort begeistert, als uns Gerlinde zur selbstgemachten Paella mit Meeresfrüchten an Bord der “Sagitta” einlädt (ihre Kochkünste haben wir noch in sehr guter Erinnerung!)

10.01.2010, Sonntag

Wieder volles Programm heute. Eigentlich dachten wir alles ist soweit fertig, aber irgendwie irgendwo taucht immer wieder eine neue Arbeit auf. “Wann haben wir den letzten Ölwechsel gemacht?” Und schon sitzt der Kpt wieder im Motorraum ... Nachmittags kommen Gerlinde und Erwin vorbei, später auch noch Karine von der “Alcatraz” und so kommen alle weiteren Aktivitäten zum Erliegen. Mann/Frau braucht ja auch mal ‘ne Pause! Ausserdem ist Sonntag!

11.01.2010, Montag

Gegen 10 Uhr wird unser EiLecker spanischer Weinnkauf gebracht. Schnell ist alles auf’s Boot gehievt und es heisst mal wieder, für jedes einzelne einen Platz zu finden. ... Die Wasserlinie der “Mira” ist kaum noch zu sehen, jetzt wiegen wir bestimmt 15 Tonnen. Gerlinde und Erwin  kommen rüber und irgendwann dreht sich das Gespräch um spanischen Wein. Künftig gibt’s ihn nicht mehr so gut und günstig zu kaufen ... Prompt ziehen wir nochmal mit unseren Wägelchen zum “HiperDino”, um auch die letzte leere Bilge mit Weinflaschen zu füllen (das wird für Jahre reichen, oder?) Oh Mann! ... Am frühen Abend ist auch dieser letzte Einkauf verstaut und wir beschliessen, erst morgen früh zu fahren. Was soll der Stress? Ausserdem kocht Gerlinde heute nochmal lecker für uns :) ... Kurz vor Mitternacht sind wir zurück auf der “Mira”, steigen den Niedergang hinab und plötzlich stellen sich mir die Nackenhaare auf: 20 cm vor mir grinst mich ein Insekt an, nennen wir ihn mal “Mr.K”. Alarmstufe ROT! Sofort wird er von mir erlegt und fliegt über die Reling ins Wasser. Garantiert hat er sich im Kartoffelsack eingeschmuggelt! Da können wir nur hoffen, dass er alleine war.

 

12.01.2010, Dienstag

Um 7 Uhr kreischt der Wecker. Schnell ‘n Kaffee für Augenauf, waschen, Frühstück und Vorbereiten der Abfahrt. Knapp zwei Stunden später schieben wir uns aus unserer “Lücke” am Steg T, tuckern hinüber zur Tankstelle (so preiswert gibt’s auch den Diesel demnächst nicht mehr), zahlen noch einen Tag Liegegeld im Office nach und verlassen um 9.30 Uhr die Marina Las Palmas. Vom Steg T hupt und winkt es hinter uns her - immer wieder Abschiede... Der Atlantik empfängt uns gnädig, beinahe spiegelglatt mit leichter Dünung (für den ersten Tag nach langer Zeit gut, um uns an das kommende “Geschaukel” auf See zu gewöhnen). Nur der Wind ist so schwach, dass wir gar nicht erst darüber nachdenken, die Segel zu setzen. Morgen soll es mehr werden. - Wir kommen endlich mal wieder dazu, ein Buch zu lesen, die Beine hochzulegen, haben Zeit für uns. - Kurz nach 18 Uhr versinkt die Sonne “zischend” im Meer und es folgt ein spektakuläres Abendrot am Himmel. Hinter uns, am Horizont kann man Gran Canaria nur noch im Dunst erahnen. Jetzt ist rundherum nur noch Meer.

14.01.2010, Donnerstag

Die gute Idee war gestern den Parasailor hochzuziehen, die weniger gute, ihn über Nacht stehen zu lassen. Während Marion ihrem Schönheitsschlaf frönt, ringe ich ab drei Uhr morgens mit dem Autopiloten. Er fühlt sich irgendwie überfordert und bekundet seinen Unmut durch “Dienstverweigerung”. 25 Knoten Wind - der Einzige, der noch Spass dran hat, ist die Logge. Um Sieben hat der Wind auf knapp 30 kn zugelegt - wir werden dauerhaft mit über NEUN Knoten (Spitze 9,6) vorwärts gezerrt - ich bin froh, dass die Sonne und Marion auftauchen. Ein Teil des Segels hat`s mittlerweile rausgerissen und zwei Stunden, sowie klatschnass und einige Blessuren später gelingt es uns endlich, die wild um sich schlagenden Teile auf`s Deck zu zerren. Mit der kleinen Fock machen wir dann immer noch gut über 7 Knoten! Zumindest bis Mittag, dann ist die Front durch, der Wind schläft ein, die See beruhigt sich und wir machen wieder allerschönste Kaffeefahrt. Gelegenheit, mir einen neuen Angelköder zu basteln (Bauanleitung nach Jens von der “Anni”) und damit er sich an Bord auch wohl fühlt bekommt er vor dem “Aussetzen” noch seinen Namen - Alfred.

15.01.2010, Freitag

Draussen dämmert es gerade - Wachwechsel. Mein Kpt zieht mit seinem Kopfkissen in die Koje, ich werfe einen Blick auf den Rechner: wo sind wir, wer ist noch da? Dann vom Cockpit aus einen Rundumblick, alles i.O. Zeit für einen Guten-Morgen-Tee. Während ich warte, dass das Wasser kocht, entdecke ich in der Abwäsche die leere Keksdose. Da waren bis vor kurzem noch die Weihnachtsplätzchen von Bruni drin! Och! “... er hat sie alle alleine gegessen! ...” Wie gemein! - Um 10 Uhr UTC (entspricht der englischen Normalzeit) mache ich den Kurzwellenempfänger an und gehe auf die 14.313, da läuft die allmorgendliche Funkrunde mit Christoph aus Kiel (kann man auch im Internet über www.seelotse.com verfolgen). Ist wirklich inlecker Fischstäbchenteressant, dort bekommt man ein “frisches” Wetter und hört von Anderen, die auch z.Zt. unterwegs sind. Und den Ein oder Anderen kennen wir ja. Barbara und Arnim z.B. sind auf den Kapverden angekommen (haben sich auf dem Ankerplatz ein Unterwant und die Seereling beschädigt) und Jens braucht noch zwei Tage bis Banjul (unterwegs hat er natürlich eine schöne Goldmakrele gefangen!) - Als mein Kpt das hört lässt er gleich ”Alfred” zu Wasser. Der Tiefenmesser zeigt plötzlich 0,9 m, also versteckt sich sämtlicher Fisch direkt bei uns unterm Boot. - Und während Jens auf der “Anni” lecker Makrele isst, liegen bei uns abends FISCHSTÄBCHEN in der Pfanne. Naja, sind auch lecker! - Zur Zeit haben wir mondlose Nächte, das heisst wir haben dann einen wirklich prächtigen Sternenhimmel über uns. Nach eingehender Befragung meines Sternenbuches stehe ich im Cockpit und suche die Beteigeuze und den Rigel im Orion, den Sirius, den Procyon (grosser und kleiner Hund), den Aldebaran im Stier und Pollux und Castor, die Zwillinge. Je später es wird, um so mehr Sterne werden es da oben und irgendwann gebe ich auf - da findet ja keiner mehr durch!

16.01.2010, Sonnabend

Was hat Frau hier bloss für’n “Stress”! Ich kann gar nicht später als um 7 Uhr aufstehen, ich würde sonst gar nicht alles schaffen! Auf nüchternen Magen die Bastelei mit dem Kurs (der Wind ist heute ziemlich dödelig und da macht die Windfahnensteuerung was sie will), danach ist mal Zeit für einen Tee, anschliessend in’s Bad. Noch beim Waschen hörmal wieder Delphinee ich das Pfeifen von Delphinen draussen, also abtrocknen, schnell einen Pullover überziehen und raus. Na, das ist doch mal eine Begrüssung am Morgen! - Um 10 Uhr UTC die Funkrunde, dort sind sie schon am Organisieren, um für Arnim ein neues Want zu besorgen. Das Wetter für uns sieht zwar schön aus, hat aber wenig Wind (ein “dickes” Hochdruckgebiet um uns herum). Dann Frühstück, die letzten Brötchen im “Toaster” aufbacken (da muss ich wohl gleich noch ein neues Brot ansetzen, Dresdner Vollkornbrot). Abwasch, Saubermachen, ... Die “Mira” ist heute geradezu umzingelt von Seevögeln. Einige sehen aus wie fliegende Pinguine, andere wie kleine Seeschwalben. LEIDER haben wir kein Vogelbuch an Bord. Es heisst jedenfalls, wo Vögel sind ist auch Fisch. Natürlich bringt mein Kpt gleich beide Angeln aus...

17.01.2010, Sonntag

Und wir machen heute mal so richtig Sonntag! Es gibt frisch gebackenen Zitronenkuchen (noch warm) MIT SCHLAGSAHNE! Ansonsten Füsse hoch und lesen. Der Wind hat ab Mittag auch nicht mehr so richtig Lust, so dass wir nur mit ca 3 kn dahin dümpeln. Na und :) Abends Pizza, die nicht vom Blech will aber trotzdem schmeckt. Später beim Sternegucken finde ich endlich das Sternbild Walfisch mit seinem Hauptstern “Mira”, nach dem unser Boot benannt ist. Witzigerweise steht er direkt über uns. - Zur Feier des Tages gibt’s mal wieder Meeresleuchten und es scheint, als ob da unten im Wasser jemand mit riesigen Taschenlampen eine “lightshow” macht. Die absolute Krönung sind dann Delphine, die mit einem langen grünlich-weissem Schweif aus Luftblasen hinter sich wie kleine Gespenster unter der “Mira” hin und her flitzen!

18.01.2010, MontagAus zwei mach eins

In der Funkrunde hören wir, dass Jens anscheinend auf dem Weg nach Banjul auch noch einen Tunfisch gefangen hat. Meinen Kpt hält nichts mehr, er rüstet auf: aus den beiden so halbwegs funktionierenden Rollen wird eine gebastelt, dann kommt neue Schnur darauf (extra stark :) und an’s Ende wird Köder Alfred II gehängt (den ersten haben wir schon verloren). Bevor er ihn in’s Wasser setzt “erklärt” er ihm nochmal wozu er gut ist, nämlich um sich beissen zu lassen, und ab geht es. - Abends holen wir Alfred II wieder ein. Schön gebadet hat er. Na, morgen ist ja auch noch ‘n Tag.

19.01.2010, Dienstag

Heute haben wir wieder Ostwind, der für uns zwar brauchbar ist aber im Laufe des Tages immer schwächer wird. Nachmittags dümpeln wir nur noch mit 3,5 kn dahin und werfen mal eben den Motor mit an, denn irgendwann wollen wir ja doch noch ankommen. Gegen Abend sind wir dann im “Flachwasserbereich” vor der westafrikanischen Küste. Hier steigt der Meeresgrund von 3000 m, 1000 m bis auf ca 20 m an. Da behält man doch etwas argwöhnisch den Tiefenmesser im Auge.

20.01.2010, Mittwoch

Mittags erreichen wir die Ansteuerung von Banjul, der Hauptstadt Gambias. Von Land ist weit und breit noch nichts in Sicht, es ist total diesig und wir “tasten” uns langsam heran. Über die Funkrunde haben wir erfahren, dass uns im Hafen schon ein Guide erwartet, Adi, der uns beim Einklarieren behilflich sein soll. Es stellt sich aber heraus, dass Adi heute keine Zeit hat und er hat als Vertreter einen Freund geschickt, nämlich Bob. Gut, dann eben Bob.Wir beginnen die Runde bei der Emigration ... - Abends fallen wir total erledigt und leicht angenervt in unsere Koje, das war ein echt langer Tag und wir konnten nur die Hälfte erledigen, der Zoll hatte heute keine Lust mehr. “Tomorrow.” Da kann man nichts machen ...

Donnerstag, 21.01.2010

Zumindest hat der Tag gut angefangen. Wir benötigen gerade mal drei Stunden, ein wenig “Behördenmotivation” von Seiten Bob`s, sowie einige kleine “Aufmerksamkeiten”, um die fehlenden Einklarierungsformalitäten zu erledigen. Da Adi, unser empfohlener Lotse zum Ankerplatz in der Lamin-Lodge noch nicht da ist, bleibt noch Zeit für eidurch den Dunst sehen wir Banjul erst spaetnen Stadtbummel. Bunt, laut, STAUBIG - die Kurzbeschreibung! Die Gebäude bestehen grösstenteils aus sanierungsbedürftigen Lagerhäusern, davor jeder Quadratmeter voller Verkaufsstände - jeder handelt mit irgendwas. Wir sind die einzigen “Bleichgesichter” - alle sind freundlich, ausser Bob. Er drängelt, die Tide läuft ab - wir müssen los. Adi ist immer noch nicht da, für Bob kein Problem, er ist schliesslich auch Lotse und von Adi ja als Vertretung geschickt! Also mit dem Dinghi zur “Mira” und Ankerauf. Unser Lotse am Steuer, ich daneben mit argwöhnischem Blick auf die Karte und Marion klart unter Deck ein wenig auf. Das macht sie genau fünf Minuten lang, dann kracht es gewaltig und sie fliegt mit diversen anderen Gegenständen quer durchs Schiff. Unser Lotse hat uns auf ein Wrack gesetzt! Schneller Bilgen-Check - kein Wasser, nur ein wenig Bier. Wenigstens kein Leck! Während ich unseren Pilot bezüglich seiner Qualifikation als Lotse “Mass nehme”, versucht Marion das Chaos unter Deck zu ordnen. Vom deutschen Katamaran “Hermann Heinrich” bekomme ich über Funk Navigationshilfe, unser Lotse nutzt die Zeit der FunkgesprächeTao und Aorai in der Lamin-Lodge, um uns noch zweimal auf eine Sandbank zu setzen und Marion klappert derweil mit Scherben, ausgelaufenden Flaschen und Dosen, sowie dem Wischeimer rum. Grosses Hallo, als wir dann endlich in die Lamin Lodge einlaufen und der Anker fällt. Fröhliche Runde bei Jens auf der “Anni” - Lothar und Renate von der “Catorion”, Tom und Susi von der “Aorai” sowie Oliver von der “Tao”. Letzterer ist stinksauer auf unseren Pilot und setzt telefonisch sofort alle Hebel in Bewegung, um Bob für immer als Guide und Einklarierungshelfer für Fahrtensegler streichen zu lassen. Das rettet vielleicht ein paar Boote. Jens kreiert eine Spezialmischung als “Sundowner” und als er davon noch einen zweiten Durchgang mixt geht für alle Beteiligten mehr oder weniger die Sonne unter!

Freitag, 22.01.2010

Ich tauche das Unterwasserschiff ab - tiefe Abschürfungen bis auf`s blanke Aluminium im vorderen Bereich, der Backbordkiel ist vorne stark deformiert, die Schweissnaht zum Rumpf auf zwanzig Zentimeter Länge aufgerissen - Wasser im Kiel. Marion listet diversen Bruch auf, darunter das Weitwinkelobjektiv ihrer Kamera, sowie ihren kleinen Zeh! FRUSTTAG!

Sonnabend, 23.01.2010

Der Crash der “Mira” als Thema der morgendlichen Funkrunde. Oliver beschreibt den Sachverhalt, mehrere Stationen können ihn nicht hören, so dass die Beschreibung mehrfach weitergeleitet wird. Was dabei so rauskommt hat schon wieder eine komische Komponente - eigentlich liegen wir mit abgerissenen Kiel als Wrack auf einer Sandbank. Wir können schon wieder darüber lachen (na ja, zumindestens grinsen). Ich schnapp mir die Tauchflasche, um den Riss provisorisch abzudichten, damit wir nicht den ganzen Schlamm und Deck im Rumpf sammeln. Abendessen findet für alle auf der “Aorai” statt, da die “Hermann Heinrich” jetzt auch in der Lamin-Lodge ankert sind wir zu zwölft! Wie Susi es schafft, aus einfachsten Zutaten so schnell ein schmackhaftes Mahl für alle zu zaubern, bleibt uns echt ein Rätsel.

Sonntag, 24.01.2010

Gruppenausflug nach Serakunda! Lothar, Renate, Tom und Susi, Jens, Oliver, wir zwei und Adi als Guide. Hier soll heute Wrestling, der gambische Ringkampf, stattfinden - muss man schliesslich mal gesehen haben. Wir finden die Arena, sind aber die Einzigen hier. “Ja, heute findet Wrestling statt, es beginnt demnächst” Klare Aussage mit eindeutig gambischer Zeitangabe - wir sind uns einig, noch genug Zeit für ein Abendessen zu haben. Zwei Stunden später, tobt die Menge schon vor der Arena. Wir sind die einzigen Bleichgesichter und Polizei und Ordner lotsen uns durch die Menge zu den VIP - Plätzen. Erste Reihe, unverbaubarer Seeblick! Trommeln und Sängerinnen peitschen die Simmung an, die Kämpfer tanzen sich warm. Halbnackte, schweissgebadete, schwarze, muskulöse Körper, wild im Rythmus stampfend und zuckend - drei weisse Frauen sitzen da mit leuchtenden Augen. Irgendwie scheint immer das halbe Dorf seine jeweiligen Kämpfer zu begleiten, wenn`s sein muss auch auf die Kampfläche. Die eigentlichen Wettkämpfe bestehen dann darin, dass sich zwei der Jungs gegenseitig an ihre, um die Hüften gewickelten Stofftücher packen und versuchen, den Gegner auf den Boden zu bringen. Die Kampfhaltung wie bei den Sumoringern, nur nicht so fett - und wer zuerst im Staub liegt hat verloren. Da meist mehrere Kämpfe gleichzeitig stattfinden und deren Ergebnisse durch eine grosse Anzahl in die Arena stürmender Menschen gefeiert oder wild protestiert wird, einige wiederum ausserhalb zwischen den Zuschauern noch mal “nachverhandelt” werden - bleibt es für den ungeübten Zuschauer (also uns) etwas undurchsichtig. Der Unterhaltungswert ist allerdings gigantisch! Die Champions werden euphorisch gefeiert, präsentieren sich selbstverständlich persönlich den weissen Ehrengästen und vermutlich hat nur die Anwesenheit der Ehemänner unsere Damen davon abgehalten, ihnen auch zerknitterte Geldscheine in die knappen Hüftwickel zu stopfen.

Dienstag, 26.10.2010

Oliver ist gestern in eine seiner Luken gestürzt und hat jetzt ein dickes Knie. Auf fast jedem Boot (seit gestern sind es noch zwei mehr) wird spontan eine Diagnose erstellt und entsprechend Salben, Bandagen, Kühlakkus rübergepaddelt. Auch in der morgendlichen Funkrunde waren heute nur angehende Mediziner am Mikro - Oliver kann aus einem weiteren halben Dutzend Ferndiagnosen nebst Behandlungsmethoden wählen.  Jens will mit seiner “Anni” morgen zu den Kapverden aufbrechen und heute noch mal in Banjul und Serrakunda bunkern. Irgendwie sind wir blöd genug mitzukommen und bei über dreissig Grad von einem Markt zum nächsten zu hecheln. Das Feierabendbier in der Bar der Lamin-Lodge auf ein Schwaetzchen mit Jenshaben wir uns mehr als verdient!

Mittwoch, 27.01.2010

Jens macht ernst und geht Anker auf. In einer Woche fliegt seine Sophie zu ihm auf die Kapverden, wir werden die Beiden vermutlich in vier Wochen wieder treffen. Tom und Susi, Lothar und Renate sowie die beiden Schweizer Adi und Mary  winken ebenfalls, die drei Boote gehen den Gambia-River rauf. Irgendwie richtig leer mit mal in der Bucht. Wir warten noch auf Dokumente, die wir morgen bekommen sollen, dann folgen wir ebenfalls flussaufwärts. Am Abend ist Oli`s Bein so dick und blau, dass ich mit ihm noch zur Klinik nach Banjul will. Er will natürlich nicht, wir einigen uns dann aber auf morgen Vormittag.

Donnerstag, 28.01.2010

Oli`s Huf sieht wieder besser aus, das erspart ihm den Klinikbesuch. Marion verordnet Ruhe und übernimmt einige Besorgungen in Serakunda. Wir müssen eh noch Geld holen, Obst kaufen, Wasser “organisieren”, ... Am Dinghi-Anleger ist der “Wasserverantwortliche” zwar gerade nicht da, wir sollen unsere Kanister einfach mal dalassen. Auf Taxifahrt für (zähverhandelte) 150 Dalassi haben wir keine Lust und wählen den halbstündigen Fussmarsch durch`s Dorf. Dort sind wir zumindest für die Kinder eine Attraktion und “Toubab” (Weisser) anfassen ist für sie immer ein Muss. An der Hauptstrasse winkt man einfach einem der Sammelbusse und fährt dann für 5 Dalassi pro Person nach Serakunda. Die Geldorganisation erweisst sich als echte Herausforderung, da die Bankautomaten selten, dann meist nicht in Betrieb, oder nicht Willens, einen Geldbetrag grösser als (umgerechnet) fünfzig Euro auszuspucken sind. Wiederholungen lehnen sie dann freundlich ab. Nach einigen Stunden kennen wir jetzt wohl fast alle Geldautomaten der Stadt. Die Sache mit dem Obst und Medikamenten für Oli geht dann ruckzuck, wir hängen in der Stadt gleich noch ein Abendessen und kaltes Bier mit ran. Sammelbus, Fussmarsch durch`s Dorf, sich dabei von allen Dreijährigen anfassen lassen - zurück an der Lodge sind die Wasserkanister natürlich noch leer. Gleich morgen früh um Acht kann ich meine Zweihundert Liter am Dinghi-Steg abholen! Das sollte mich wundern.

Freitag, 29.01.2010

Dass ich aber auch immer wieder den selben Fehler mache - es war natürlich gambische Zeit gemeint! Gegen Neun erscheint der Wasserboy. Er hatte seinen Esel bis eben suchen müssen, jetzt nimmt er aber sofort unsere Kanister, fährt zur Wasserstelle ins Dorf, füllt sie und bringt sie dann direkt an den Steg. Wir können also erst mal frühstücken und uns dann in Ruhe bei den Anderen verabschieden - bei Angela und Frank von der “Hermann Heinrich” und ihren beiden Kindern Felix und Marvin, beim nicht mehr ganz so kranken Oliver von der “Tao”, sowie bei Patricia und Karl von der “Belize” die sich noch mit einer Flasche Sekt, für geleistete Computerhilfe bedanken. Super, hoffentlich denken wir dran, sie vor dem Äquator kaltzustellen. Die Tide läuft weiter ab und Marion schaut immer nervöser zur Lamin-Lodge. Um halb elf tauchen unsere Kanister endlich auf. Schnell abholen, zweihundert Liter in die Tanks füllen, die geborgten Kanister zurückbringen, Anker hoch - winke, winke - los geht`s. Der Wasserstand ist schon recht niedrig, entsprechend vorsichtig tasten wir uns vorwärts - nach einer Stunde haben wir dann das Fahrwasser im Fluss vor Banjul erreicht. Natürlich ohne Grundberührung, wir hatten ja auch keinen Lotsen an Bord. Stromaufwärts fahren wir noch bis James-Island, hinter dem wir auch unseren Anker werfen und Marion viel Spass bei der Besichtigung einer zerfallenenAnkern im Mandori-Creek Bastion, sowie einer Handvoll vollgesch... Boababs hat.

Sonnabend, 30.01.2010

Wir wollen mit der einlaufenden Tide fahren, also klingelt um Sieben der Wecker. Es ist gerade hell, mit Kaffe kriegen wir die Augen soweit auf, um dem Flussverlauf folgen zu können. Links, rechts Mangroven, immer schön in der Mitte bleiben, da ist es tief. Ab und zu ein Dorf am Ufer, winkende Frauen, “Toubab” rufende Kinder, keine Krokodile, keine Hippos (Flusspferde). Gegen zwei kippt der Strom, wir haben keine Lust gegenan zu motoren und verschwinden im Mandori-Creek, einem kleinen Nebenarm. Laut Revierführer ein Vogelparadies, ... ich überrede meine Holde zu einer Erkundungsfahrt mit dem Schlauchboot. Sie entdeckt Pelikane, Reiher, MangrovenwaldWeberknecht, Kingfischer, Milan, ... mein persönlicher Favorit war so eine Art Flugsaurier (nur kleiner). Nach drei Stunden äussert meine leichtbekleidete Nixe leichten Unmut - es wäre unerträglich heiss und die Vögel haben in den seltensten Fällen die Absicht für ein Foto sitzenzubleiben, wenn wir uns nähern.

Sonntag, 31.01.2010

Wir sind keine Stunde unterwegs, da haben wir zwei rote Segel vor uns. Null Wind, die “Aorai” parkt eigentlich mitten auf dem Fluss. Tom und Susi sind froh, dass wir sie “aufsammeln”, uns an die Seite “bändseln” und bis Farafenni mitschleppen. Dort liegt bereits die “Catorion” vor Anker. Später taucht auch die “Marady” auf - super Gelegenheit für`s gemeinsame Abendessen auf dem Partydeck von Tom und Susi, nur unterbrochen von der einstündigen Hilfsaktion zur Netzbergung eines benachbarten Fischers. Drei Männer und eine ausgefeilte, Hebeltechnologie bringen schliesslich das Netz und einen Teil unserer Ankerkette ans Tageslicht. Der Fischer, froh über sein Netz, bereichert unser Abendessen um drei Fische und wir “parken” die “Mira” fünfzig Meter weiter.

Montag, 01.02.2010

Durch Farafenni verläuft die wichtigste Verbindung zwischen Nord-u. Südsenegal. Ständig pendeln Fähren hin und her, klappen am gegenüberliegenden Ufer die Rampen runter und überladene LKW´s, Busse oder schrottreife PKW rollen in den Sand, gefolgt von einer bunten, genauso überladener Menschenmasse. Bunt ist dabei nur die Kleidung, die einzigen “Bleichgesichter”, sprich “Toubab`s” sind wir. Militärposten mit MG-Stellung und Maschinengewehr, sie winken uns heran, wir sollen unser Schlauchboot bei ihnen festmachen, da liegt es sicher. Zusammen mit Mary und Adi sind wir auf dem Weg nach Farafenni.. Zerbeultes Taxi oder halbverrosteter Bus, die Preisvorschläge der Taxifahrer nehmen uns die Entscheidung ab. Im Bus ist es auch irgendwie viel familiärer - alle stellen sich erst mal vor, links wird das Baby gestillt, von der anderen Seite verteilt eine Oma Kekse, drei Reihen vor uns ruft unser Fischer herüber - tolle Stimmung, nur wann der Bus eigentlich fährt weiss keiner. Nach der nächsten Fähre heisst es jedesmal und nach über einer Stunde zuckelt er dann tatsächlich los, die drei Kilometer Staubpiste bis Farafenni hinter sich zu bringen. Zwei Strassen, links und rechts die Hütten, jeder Meter davor und darin Verkaufsstände, Marktfläche oder Garküche. In bunte Tücher gehüllte Frauen, überall Kinder, im Schatten sitzende Männer und über allem eine dicke Staubwolke. Marion und Mary wollen etwas Gemüse kaufen, den Marktfrauen ist es aber wichtiger ihnen erst mal was zum Essen vorzusetzen, die Tomaten laufen ja schliesslich nicht weg. Derweil feilscht Adi um ein Stück Fleisch, was nach einer halben Stunde tatsächlich den Besitzer wechselt. Das Gefeilsche ist seine Leidenschaft, es dauert ewig bis auch seine Einkaufsliste abgearbeitet und er zufrieden mit den runtergehandelten einstelligen Centbeträgen ist. Anschliessend noch hier und da ein wenig naschen, ein kleiner Imbiss, Preisverhandlung mit jedem Taxifahrer (Adi), Staubschlucken auf der Rückfahrt (die Fenster kann man nicht mehr hochkurbeln) und endlich ein KALTES FEIERABENDBIER auf der “Mira”. Zisch!!! Tom und Susi kommen auch noch rübeSusi und Tomrgerudert, es wird etwas später!

Mittwoch, 03.02.2010

Gestern grosse Deckwäsche - wir haben die Süsswassergrenze erreicht. Ankerplatz vor “Elephant Island” - keine Elefanten, aber nachts hören wir das erste mal die Hippos brüllen. Klingt gewaltig. Marion entdeckt ein Kroko, das sich aber schnell in die Mangroven verzieht. Heute ankern wir vor “Sea Horse Island”. So nannten die Portugiesen die Hippos - wir machen einen Dinghi -Ausflug mit Tom und Susi - keine Hippos weit und breit zu sehen, aber pünktlich zum Sonnenuntergang zu hören. Frühmorgens wird man dann vom Gekreische der Affen und Vögel geweckt. Die Betonung liegt auf FRÜH! Um die Mittagsstunden haben wir immer recht kräftigen Wind, so dass wir fast nur noch segeln, genauer gesagt, stromaufwärts kreuzen. Von einem Fischer habe ich unterwegs zwei grosse Fische gekauft, es gibt also lecker Abendessen für alle!

Donnerstag, 04.02.2010

Die Tide kippt jeden Tag ein wenig später, wir können ausschlafen und ganz in Ruhe frühstücken bevor der Strom flussaufwärts dreht. Wir segeln bis Balangar Hill. Erhabene Bezeichnung für das rote Hügelchen. Wir kraxeln trotzdem rauf und werden mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Wie immer, jede Menge bunter Vögel, Eidechsen, Baobabs und STAUB! Am Ufer zwei Fischerhütten aus Stroh, eine Handvoll senegalesischer Fischer putzt ihren Fang. Wir wollen keinen Fisch kaufen, Susi hat aus dem Rest der Gestrigen schon eine Fischsuppe gekocht. Lecker!

Sonnabend, 05.02.2010Vorbereitung auf Tsetsefliegen und Moskitos-alles muss dicht

Heute früh bei der Funkrunde erfahren wir vom Unglück der “Hermann Heinrich”. Sie haben die Lamin-Lodge eine Woche nach uns mit Ziel Karibik verlassen und haben gestern 250 Sm von der Küste entfernt einen Container gerammt. Wassereinbruch, aber noch schwimmfähig, wollen sie versuchen zur Küste zurückzukommen. Oliver konnte ihren UKW-Funkruf gerade noch empfangen und über Kurzwelle und Pactor weiterleiten.

Das Segeln wird immer spannender, da die Fischer häufig die Angewohnheit haben ihre Netze quer über den Fluss zu spannen. Da sie dann in ihren Einbäumen schlafen, sind sie auch keine Hilfe bei der Entscheidungsfindung, an welcher Seite man wohl vorbeikommen könnte. Heute sind die Anker hinter Baboon Island gefallen und wir haben endlich unsere ersten Hippos gesehen. Leider immer nur kurz, sie tauchen immer gleich wieder ab - ist ihnen wohl auch zu heiss. Die Inseln um Baboon Island sind Nationalpark - tragen ihren Namen nach den Pavianen, doch die grösste Affenpopulation bilden dort die Schimpansen. Zwei Park-Ranger tauchen auf und nach dem Entrichten einer kleinen Besuchsgebühr dürfen wir mit unserem Dinghi zwischen die Inseln fahren um die Schimpansen zu beobachten. Ab und zu lässt sich auch ein Pavian sehen und zwei mal taucht kurz vor dem Schlauchboot ein Hippo auf. Die sind jedesmal genauso erschrocken wie wir - einer reisst aber ganz gewaltig sein Maul auf. Klare Ansage: Verschwindet! Zurück am Ankerplatz tummeln sich in einiger Entfernung von unseren Booten drei Hippos und ihr Geschnaufe und Gebrüll hören wir die halbe Nacht.

Sonntag, 06.02.2010so richtig allein ist man nie

Traumhafter Ankerplatz zwischen Baobabs, Palmen und Bananenstauden. Nur eine kurze Etappe heute, dafür ständig mit Blick auf den Tiefenmesser. Das Thermometer steht bei 38 Grad im Schatten, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 16%! Da wir im Süsswasser ankern macht Marion sich die Schüsseln damit voll und erbarmt sich des Haufens durchgeschwitzter Klamotten. Ich beobachte derweil die nebenan in den Bäumen tobende und kreischende Affenhorde, versuche mich auf dies Geschreibsel zu konzentrieren und werde mir jetzt erst mal mein drittes KALTES Alster holen. Zisch! Abendessen heute auf der “Maradi”.

Montag, 07.02.2010

In der morgendlichen FAdi und Ibrahim, der uns mit Bananen versorgtunkrunde immer noch keine Informationen über die “Hermann Heinrich”.

Die Bananenstauden am Ufer sind doch zu verlockend. Also erstmal Landgang! Ein Stück flussaufwärts eine armselige Behausung, daneben ein Mann, mit der Herstellung von Lehmziegeln beschäftigt. Aus einem Sack zaubert er drei Bananenstauden für uns - er will nichts dafür - wir revanchieren uns mit einer halben Schachtel Zigaretten. (Von Adi - wir rauchen immer noch nicht!) Ein Stück weiter zwei, drei Hütten - “Toubab” - wir werden rangewunken. Papa, Mama, drei Kinder, das Jüngste gerade zwei Wochen alt. Schnell werden Maniokwurzeln ausgebuddelt und als kleiner Imbiss gereicht. Wir brauchen eine “Bedienungsanleitung” - ah, mit den Fingernägeln die Schale abpellen und einfach reinbeissen. Alle kauen genüsslich, meine Lieblingsspeise wird das nicht. Wir werden schnell noch mit Erdnüssen und getrockneter Baobabfrucht versorgt, woraufhin Marion an die Kindern noch Süssigkeiten und kleine Plüschtiere aus ihren Beständen im “Geschenkefach” verteilt. Anker auf, es geht nach Georgetown, unser Adi, Mary und ich untersuchen Termitenhuegelletztes Ziel. Tiefhängende Stromleitungen verhindern hier die Weiterfahrt, zumindest wenn man wie wir zwanzig Meter in die Höhe ragt. Wir ankern vor einem kleinen Camp, hier soll es Internet geben. Stimmt auch, sagt der Betreiber, aber immer nur wenn Strom da ist und das ist im Augenblick nicht der Fall.

Dienstag, 09.02.2010

Heute früh, während der Funkrunde, ein Anruf von Adi (nicht der von der “Maradi”) aus Banjul - die “Hermann Heinrich” ist heute Nacht in Banjul eingelaufen. Das können wir dann gleich über Funk weitergeben - Christoph, der “Seelotse” ruft anschliessend bei Franks Eltern an, die sich natürlich riesige Sorgen um Sohn, Schwiegertochter und die beiden Kinder machen und gibt Entwarnung für die deutsche Seenotrettungsleitstelle in Bremen.

Wir brechen auf zur Besichtigung von Georgetown. Wenn es einem erstmal gelungen ist, die arg aufdringlichen selbsternannten Stadtführer und Vermittler jeglicher Dienstleistung  abzuwimmeln, kann man sich im restlichen Ort ganz entspannt bewegen. Ich hätte das Ganze auch nicht als Stadt bezeichnet und wofür man einen Führer brauchen sollte kann ich ohnehin nicht begreifen. Es gibt genau zwei Sehenswürdigkeiten (wenn man mal vom Post- und Polizeigebäude absieht), ein zweihundert Jahre altes Holzhaus, in denen die aus Amerika zurückgebrachten ehemaligen Sklaven lebten und das “Sklavenhaus” ein grosses, halbzerfallenes Steingebäude in dem die Sklaven vor ihrem Transport zur Küste und anschliessender Verschiffung nach Amerika untergebracht waren. Beides unterscheidet sich so deutlich von den restlichen Gebäuden, man muss blind sein um es zu verfehlen. Die Leute sind alle nett, wie immer jede Menge winkende Kinder, das obligatorische Anfassen der “Toubab`s” und ich lüge jedesmal hemmungslos wenn wir gefragt werden ob uns die Stadt auch gefällt. “Aber natürlich finden wir Georgetown wunderschön!”. “BaIn Georgetownmba`s Restaurant” hat jemand über seine Hütte geschrieben. Sieht ganz gemütlich aus, Bamba zeigt Verständnis dafür, dass wir uns seine Preise nicht leisten können und gewährt grosszügig Nachlass. Wir bestellen “Chicken Yassa” ein lecker gambisches Gericht und Bamba zieht los Huhn, Zwiebel und Kartoffel dafür einzukaufen. Seine Frau lässt sich neben uns im Schatten nieder, stillt das Baby, flechtet nebenbei einer anderen Frau neue Zöpfe und empfiehlt Marion auch eine vernünftige afrikanische Zopf-Frisur. Bambas Essen schmeckt super und nach drei Stunden verlassen wir seinen kleinen Familienbetrieb mit dem Versprechen, morgen wiederzukommen.

Mittwoch, 10.02.2010

Das Thermometer steht auf 42,3 Grad im Schatten auf allen vier Booten regt sich kaum jemand. Marion verpasst Renate eine neue Kurzhaarfrisur, Tom versucht in Georgetown Trinkwasser ohne unverschämte Vermittlungsgebühr zu organisieren und ich will probieren, im Camp einen Internetzugang zu bekommen. Heute Abend wollen wir dann gemeinsam in “Bamba`s Restaurant” dessen Kochkünste geniessen. Vielleicht lässt Marion seine Frau ja doch noch an ihre blonden Haare?

Freitag, 12.02.2010

Es ist gelungen! Endlich hat es mit der Aktualisierung unserer Internetseite geklappt. Vom Ankerplatz zum benachbarten Camp findet ein reger Dinghi-Verkehr statt - vier Yachtbesatzungen versuchen (bisher vom Inhaber toleriert), sich in regelmässigen Abständen mit ihren Laptops in das dort zeitweise arbeitende WiFi einzuloggen. Das bedeutet aber noch keinen Zugang ins Internet - nach welchen Kriterien der funktioniert hat sich uns noch nicht erschlossen. Nach fast drei Stunden, unzähligen Versuchen und unter Ausklammern der Fotos (sowie etlichen leisen Flüchen von mir) hat unser Rechner jetzt die fehlerfreie Übertragung gemeldet. Ansonsten haben wir auf dem Ankerplatz schönstes “Kleingartenfeeling”. Jeder besucht jeden, “... hast du noch ein Rezept für Maniokwurzeln?”, “  ... irgendwie bekommt der Baobabsaft bei mir keinen richtigen Geschmack ...”, man bedauert sich gegenseitig wegen der vielen Moskito- und Tsetsefliegenstiche, tauscht Basteltips für LED-Leuchten, hilft bei Computerproblemen und Abends dann immer grosse Spielrunde auf dem Partydeck bei Tom und Susi. Strategiespiel - deutsche Fleissarbeit beim Errichten von Städten und Strassen, trifft auf freche alpenländische (Ueppige Vegetation an beiden Seiten des Gambia-Riverschweizer) “Wegelagerer und Schmarotzertaktik”, eine Strategie, die sich dann auch unter den restlichen Spielern immer mehr durchsetzt. Macht Spass!

Sonnabend, 13.02.2010

So schön es auch vor Janjanburay ist, es zieht uns doch wieder Richtung Meer - wir wollen jetzt auf die Kapverden und endlich im klaren Wasser baden. Das kurze Reinhüpfen ins trübe Süsswasser - “hoffentlich lauert jetzt gerade kein Kroko unter mir!?” - ist wenig reizvoll. Wir düsen mit dem Schlauchboot noch kurz nach Georgetown - Marion drückt dem Postbeamten eine Handvoll Postkarten in die Hand - dann geht es Ankerauf. Kurz bevor der Strom wieder kippt schlagen wir unser Lager in gebührenden Abstand zu den Baboon-Islands auf, wenig später rasselt auch der Anker der “Aorai” neben uns. Mit dem Fernglas auf dem Vordeck werden Hippokämpfe beobachtet, das erste Krokofoto gelingt, Abendessen auf der “Mira”. Es ist stockdunkel, unter lautem Schnaufen und gelegentlichem Brüller schwimmen die Hippos gemütlich direkt an unserem Cockpit vorbei zu ihrem Nachtlager. Boaah!!!! Einfach Gigantisch!

 

Ein Hippo!Sonntag, 14.02.2010

Tom ist fürchterlich am jammern - seine (geschätzt) fünfhundert Moskito- und Tsetsefliegenstiche jucken ganz schrecklich. Ich habe mir gestern auch einige neue dekorative Einstiche zugelegt und kann gut mitfühlen. Warum stechen die Viecher Marion eigentlich nicht? Wir gehen Ankerauf und segeln durch den Nationalpark. Schooon wieder Hippos! Die von uns gewählte Route führt zu gewissen Meinungsverschiedenheiten mit einem Parkranger bezüglich deren Zulässigkeit. Wir haben ein Dokument des Hafenamtes in Banjul, das diese Route erlaubt und der Ranger nach einer Stunde fruchtlosem diskutieren (es gibt kein Geld) einen langen Rückweg - die Strömung hat uns mittlerweile weit aus dem Nationalpark getrieben. Ein paar Meilen weiter fallen die Anker. Es dOmmh ... wir lassen uns inspirierenauert nicht lange bis die ersten “Toubab”- rufenden Kinder auftauchen. Wir machen uns “landfein”, sammeln Tom und Susi ein und haben, dank der Hilfe eines Dutzend Kinder keine Schwierigkeiten, das schwere Dingi die Böschung hochzuziehen. Marion verteilt Gummibärchen, von mir lernen sie Blödsinn - alle haben Spass. Unser Ziel ist “Wassu” - grobe Richtungsangabe durch die Kids - wir wandern los, schlucken viel Staub, werden fast gegart und finden es tatsächlich. Nach gambischen Massststäben eine Stadt - im Schatten vor sich hindösende Polizeiposten, überall winkende, hilfsbereite, freundliche Menschen, Strassenhändler, Marktplatz, eine Ansammlung von Hütten - gefällt uns echt gut, für heute haben wir aber ein anderes Ziel. Die Steinkreise von Wassu - von irgendwem, irgendwann mal im Kreis aufgestellte grosse Steine - heute Weltkulturerbe! Zwei Wächter, eine Preistafel - Eintritt 50 Dalassi! Wir haben nur Geld für zwei KarteSteinkreise in Wassun mit - Tom und Susi durchschreiten das Tor - wir folgen drei Minuten später auf Einladung vom “Stoneman”, dem Chef der Einrichtung. Kleines Museum und viele Steine - die hier stehen also aufrecht, ich durchschreite ehrfurchtsvoll die Kreise - lege bedeutsam eine Hand auf die Säulen - und spüre nichts! Dafür wartet dann am Schlauchboot schon das halbe Dorf auf uns. An jeder Hand mehrere Kids, einen Schwatz mit den Alten, Kurzlehrgang in punkto Sitz- und Schlafmöbelbau aus Palmenwedeln - auf diesem Ankerplatz ist die soziale Integration in die Dorfgemeinschaft garantiert.

Montag, 15.02.2010

Tom und ich stehen in einer Art Wettbewerb um den Titel “Schönster Klumpfuss Gambias” - die Stiche färben sich lila, die Füsse schwellen - ich liege im Augenblick leicht vorn. Die Frauen überprüfen schon mal die Antibiotikareserven. Wir wandern nochmals die staubige Piste nach Wassu, heute ist Markttag für unsAnkerplatz mit Dorfanschluss. Vorher natürlich noch schnell eine Runde Gummibärchen für die am Ufer wartenden Kids. Die “Stadt” ist rammelvoll - kleines Schwätzchen mit dem Polizeiposten, dann rein ins Gewühl. Libanesische Stoffhändler, Viehhändler aus dem Senegal, Frauen aus den umliegenden Dörfern mit ihren Gemüseständen, dazwischen Garküchen, Stände mit Haushaltswaren, Heilmitteln, Schrott oder einfach nur Müll. Ich kaufe keine Kuh, denke ernsthaft über eine Ziege nach, wir feilschen um Tomaten, Auberginen und Co., hauen uns zu viert für EINEN Euro in einer Garküche die Bäuche voll, probieren hier, begutachten dort, werden immer wieder nach unseren Namen gefragt, vergessen genausooft die für uns schwer auszusprechenden gambischen Namen, haben viel Spass und einen langen, staubigen Heimweg. Kurzer Schlauchbootausflug zum flussabwärts gelegenen “Bird Island” und dem roten Felsen “Red Hill”. Einmal hochklettern ist obligatorisch - tolle AussichtAuf dem Hoehepunkt - Susi und Tom! Dort finden wir auch einen sandigen Uferstreifen zum Trockenfallen für die “Mira”, sowie einen Fischer mit frischem Fisch für unser Abendbrot. Die “Aorai” braucht noch Trinkwasser, Tom und ich wollen im Dorf ein paar Kanister füllen, die Frauen inzwischen das Essen vorbereiten. Unsere Kids ziehen mit den leeren Kanistern vorweg, wir hinterher. Während kleine Mädels laut singend an der Pumpe die Kanister befüllen, lernen wir immer neue Einwohner kennen. Frauen tragen die Kinder herbei, die noch nicht laufen können und daher bei den bisherigen Gummibärverteilungen zu kurz kamen. Ich zücke die letzte Tüte - alle Hände schnellen vor. Vermutlich hat jetzt jeder eins bekommen. Schwupp - die Mädels heben sich jeweils einen 10Liter- Kanister auf den Kopf, weg sind sie. Wir müssen den Besuch mehrerer Hütten ablehnen und versuchen, wie immer mit mehreren Kids an der Hand, hinterherzukommen. Die Kanister sind schon im Boot - grosse Verabschiedung - winke, winke! Wir fahren morgen weiter, was uns allen ein wenig leid tut.

Dienstag, 16.02.2010

Ganz früh aufstehen - ein paar Fischer winken am Ufer als wir Ankerauf gehen - wir wollen uns eine Stunde nach Hochwasser bei ablaufendem Strom, drei Meilen flussabwärts auf den Sand “setzen”. Marion ist leicht nervös -  “...Trockengefallen unterm Red Hill ob ich noch mal schnell auf Toilette gehe? ...” - es knirscht leicht, dann sitzen wir schon auf. Das Wasser fällt schnell, Zeit zum Lesen - wir müssen warten. Gegen Zwei kann Marion sich dann das Unterwasserschiff ansehen - zu früh für einen Schnaps - aber eigentlich hätte sie jetzt einen gebraucht! Sie macht ein paar Fotos, ich dichte den Riss am Kiel soweit ab, dass kein Dreck und Salzwasser eindringen kann und dann heisst es wieder warten. Kurz vor Sieben ist das Wasser soweit gestiegen, dass wir sachte den Rückwärtsgang einlegen - kein Knirschen, wir bewegen uns langsam vom Ufer weg. “Warum hast du eigentlich nicht auch gleich die Propellerkanten angefeilt?” “WARUM HAST DU MICH DAS NICHT VOR FÜNF STUNDEN GEFRAGT !?” Mit weiterhin “singendem” Propeller fahren wir zum Ankerplatz hinter die “Bird Islands”, machen eine Flasche Wein auf und stossen auf unser schwimmendes Heim und den Sonnenuntergang an! Prost “Mira”! Kleines Abendmahl, Marion versucht mir Sterne zu zeigen und wenig später gehört die Szene ganz den Hippos. Links und rechts ziehen sie gemächlich planschend, prustend und ab und zu laut brüllend an uns vorbei. Krass!!! Dagegen sind die Sterne doch sowas von Langweiler!

Donnerstag, 18.02.2010

Wir ankern hinter “Elephant Island” und Marion hofft auf eine Begegnung mit Krokodilen. Hier verläuft auch die Süsswassergrenze, was mich gestern zur ausgiebigen Deckswäsche verleitet hat. Bei der Gelegenheit hab ich dann unsere Pütz (Eimer) versenkt, die sich bisher so tapfer ans Boot festgeklammert hatte. Ich sehe mittlerweile aus wie eine wandelnde Pestbeule - überall fette Beulen, lila Punkte und dick geschwollener Fuss. Kann echt nicht verstehen wie Marion sich immer über einen einzigen Pickel ereifern kann. Na gut, sie bekommt ihren garantiert im Gesicht vor irgendeiner Festlichkeit, während mich ja hier keiner sieht. Tom und Susi haben wir noch nicht wieder eingeholt, haben aber auch bei wenig Wind den Motor nicht angemacht und uns einfach treiben lassen.

Freitag, 19.02.2010und noch ein Dorf

Bisher der schönste Segeltag auf dem Fluss. Mussten zwar früh aufstehen, um den ablaufenden Strom zu nutzen, aber so super Wind, selbst bei gekippter Tide (Gegenstrom von 2,5 Knoten) sind wir noch gut vorangekommen - über vierzig Meilen heute. Ankerplatz zum Sonnenuntergang hinter “Tubab Kolon”. Wir sind gerade mit dem Abendessen fertig als es um uns schnauft und prustet - Flussdelphine! Sind echt riesig, aber deutlich scheuer als ihre Artgenossen im Meer. Fast zwei Stunden haben wir ein wunderschönes Abendprogramm, wie sie im Mondschein immer wieder neben uns auftauchen, springen, wegtauchen, ....

Sonnabend, 20.02.2010

Schlaffe Segel heute. Hatten aber beide keine Lust auf Motorengeräusch und haben uns wieder treiben lassen. Irgendwie geriet mir das Pactor-Modem in die Hände, worauf mich der Bastelwahn überkam und ich den ganzen Tag damit zugebracht habe, es endlich einzubauen. Ab und zu mal ein Blick nach oben - keine Fischernetze - weiter mit den Kabeln, Bohrmaschine und Schraubenzieher. Wir ankern hinter “Sika Point”, ich verbringe den Abend leise vor mich hinfluchend mit dem Versuch, die Software zu installieren und dazu zu bewegen, gemeinsam mit den verschiedenen Geräten das zu machen, was ich will. Wenn das dann irgendwann mal klappt, können wir e-mails auch von Bord aus versenden und empfangen. Die Betonung liegt derzeit noch auf “wenn” und “irgendwann”!

Sonntag, 21.02.2010

Ist es nicht herrlich, morgens aufzuwachen, die Vögel zwitschern, die Sonne lugt durchs Fenster und der Kühlschrank läuft und läuft und läuft ... ! Das heisst eigentlich läuft nur der Lüfter, der Kompressor muckst sich nicht. Dafür steigt die Temperatur im Inneren, was die Butter weich und die “Alsterdosen” warm und ungeniessbar werden lässt! Ist es nicht schön, aufzuwachen und wieder ist etwas kaputt, ohne dass man einen Handschlag dafür tun musste! - Wir schaffen heute endlich das letzte Stück, segeln bis kurz vor Banjul und dann unter Motor die restlichen Meilen bis zur Lamin-Lodge. Tom und Susi sind eine Stunde vor uns angekommen und die “Hermann Heinrich” schaukelt auch vor Anker. Logisch, erstmal trifft sich alles dort, um die von Zudichtungen und Mutmassungen bereinigte Version ihrer Kollision mit dem Container, Wassereinbruch und Rückkehr nach Banjul zu hören. Den Vieren geht es gut, der “Hermann Heinrich” leider weniger. Die Reparaturmöglichkeiten hier sind einfach zu beschränkt und ihre grosse Reise damit auf jeden Fall beendet. Sie tragen es gelassen, im August wäre eh Schluss gewesen. Gemeinsames Abendessen - natürlich auf der  “Aorai”.

Mittwoch, 24.02.2010

Seit drei Tagen werkeln wir bei Temperaturen um die vierzig Grad (mit verhaltenem Elan) so vor uns hin. Marion versucht in das Chaos unter Deck wieder einen Hauch von Ordnung zu bringen, die Vorräte zu überprüfen und neu zu stauen, meine über`s ganze Schiff verteilten Sachen einzusammeln, (Kontrollblick - lohnt sich waschen noch, oder gleich wegwerfen!?), unsere Finanzen zu ordnen (wir hatten Internet und somit “frische” Kontoauszüge!!!) und auch sonstwie einen geschäftigen Eindruck zu vermitteln. Ich darf mich derweil an Deck nützlich machen - die Rollanlage der Genua reparieren, ...?..., äh, das war`s eigentlich auch schon. Wir sind nach Lemon und Serakunda gefahren,  Geldautomaten plündern, Brot und Lebensmittel kaufen, eine neue Pütz (damit ich das Deck wieder putzen kann), einen Internetroom heimsuchen, wo wir unseren Laptop anschliessen dürfen (man brauch seeeehr viel geduld), lecker “Chicken Yassa” essen, Bier trinken und dabei (schön im Schatten sitzend) dem Trubel zusehen, haben Wasser gebunkert, in der Funkrunde gelabert, ..... Gestern sind Tom und Susi gefahren - noch mal kurz in Banjul “choppen” und dadas letzte Einhornnn segeln sie zu den Kapverden. Wir werden am Wochenende folgen - vorher weht lt. Wettergurus noch kein passendes Lüftchen.

Donnerstag, 25.02.2010

Heute ist “Hörnchentag”. Eigentlich wollten wir heute noch mal unseren Abschlusseinkauf erledigen, aber jetzt sitzt jeder in einer Ecke, ein “Sudoku-Heft” auf den Knie`n und versucht den Anderen möglichst auffällig zu ignorieren. Ich finde Marion`s Hörner sind grösser!

Freitnicht mal schubsen hilft - faule Säcke, aber heilig!ag, 26.02.2010

Cristobal, der “Seelotse” ( www.seelotse.com ) hat uns einen freien Tag verschafft - er hat schickt uns den Wind aus der falschen Richtung und somit verschiebt sich unsere Abreise. Marion möchte unbedingt doch die heiligen Krokodile sehen. Üblicherweise werden die Touristen in einem Taxi oder Bus durch eine etwas runtergekommene, ärmliche Wohnsiedlung zu dem Krokodil-Pool gefahren, wir bevorzugen den Fussmarsch. Das garantiert viele neue Kontakte - nicht immer angenehme Gerüche und jede Menge anhänglicher Kinder. Vom Pool selbst ist eigentlich nichts zu sehen, zumindest kein Wasser - alles voller Grünzeug. Drumherum dösen einige Krokos vor sich hin. Die sind so faul und vollgefressen, die bewegen sich kein Stück, selbst wenn sie angefasst, geschubst oder ihnen Marion als Futter vorgesetzt wird. Meine Theorie war ja das sie für die Touristen unter Drogen gesetzt werFür leckere Erdnüsse werden sie mutigden, der Wächter verneint das und versucht uns zur Strafe überteuerte Krokodilzahnketten anzudrehen. Hilft gegen die Schmerzen wenn die Milchzähne ausfallen und die Neuen nachwachsen?! Tja, wenn bei uns was ausfällt, wächst nichts mehr nach - das Geld können wir also sparen. Bordfrau gelüstet es nach einer weiteren Attraktion - dem Bijilo Forest Park - auch “Affenwald” genannt. Fussmarsch zurück - schön aufpassen, dass man nicht im Weg steht, wenn Fäkalieneimer aus dem Hauseingang auf den Weg entleert werden - leicht nervige Kinder abschütteln und möglichst nur jede zweite Hand schütteln und Namen austauschen! Der Park ist ausserhalb, inmitten der Touristenanlagen gelegen. Dorthin fahren keine Sammelbusse, also zähes Verhandeln um einen Taxipreis - wir werden uns für Hin- und Rückfahrt einig. Eintrittskarte am Eingang, kurze Belehrung, dann wandern wir durch ein Stückchen eingezäunten Urwaldwald inmitten von Hotels und Bars. Sieht ja nett aus, hatten wir flussaufwärts allerdings auch ohne Zaun und Eintritt. Die Affen haben sich an die Besucher gewöhnt, jeder glotzt erfreut auf sein Gegenüber - der Tourist, weil er die Affen so putzig findet - die Affen weil die Touristen mit Sicherheit Nüsse dabei haben (selbst Bordfrauen!). Jetzt noch schnell das Taxi anschieben, reinspringen und uns an unserem Lieblings “Chicken Yassa” Restaurant absetzen lassen!

Sonnabend, 27.02.2010

Heute endlich Grosseinkauf in Serakunda - Taxi-Gefeilsche - Einkaufen - Discount verhandeln - Hitze!!! - Staub!!! - Generve!!! Rückfahrt zwischen diversen Kartons (da Kofferraum zu klein), mit Schubkarre über wackligen Bretteranleger zum Schlauchboot, alles ins Cockpit verfrachten und anschliessend unter die Bodenbretter treten. Marion wischt abschliessend den Schweiss von den Fussböden und ich mixe uns einen schönen kalten Gin-Tonic zur Belobigung! Morgen soll der Wind auf Nord drehen - wir segeln weiter zu den Kapverden!

Sonntag, 28.02.2010schon besetzt heute - Piroge hoch und trocken auf einem Wrack vor Banjul

Abschiedsbesuch auf der “Hermann Heinrich” - wir gehen Ankerauf - winke, winke Lamin Lodge, Kurs Banjul. “Unser” Wrack ist schon besetzt, diesmal liegt ein Fischerboot drauf. Der Anker fällt vor Banjul inmitten der gambischen Kriegsflotte (vier kleinen und zwei ganz kleinen grauen Booten), wir springen ins Dingi und düsen in den Hafen zwecks Ausklarieren. Batsch, batsch - zwei weitere Stempel zieren unsere Pässe - wann wir abfahren wollen? - Sofort, nur noch schnell auf dem Markt Brot kaufen. Kein Problem, gute Reise! Kaum zu glauben, wie schnell, freundlich und ganz ohne aufgehaltene Hand das heute geht. Wir verjubeln unsere letzten Dalassi, laden Adi, unseren einheimischen “Freund und Helfer” zum Abschiedsessen ein, dann schnell zurück zur “Mira” und .... Bordfrau bekommt Magenkrämpfe! Schnelltherapie mittels Bordapotheke - nichts hilft - der Käpt`n spricht ein Machtwort: Der Anker bleibt unten - wir fahren erst morgen!

Montag, 01.03.2010

Bordfrau verbringt den Tag damit, sich in Krämpfen zu winden, “Drogen” dagegen einzuwerfen, regelmässig schnellen Schrittes Richtung Klo zu verschwinden und über meine mangelnden Qualitäten als Krankenpfleger rumzunörgeln!

Dienstag, 02.03.2010

Die “Anfeindungen” des Pflegepersonals lassen nach, dem Patienten scheint es schon etwas besser zu gehen! In das Grau unserer Nachbarlieger mischt sich ein Farbtupfer, die “Bogomil” hat ihren Anker neben uns geworfen. Frank und Ellen hatten wir in Las Palmas noch kurz vor unserer Abfahrt persönlich kennengelernt - per Mail und Foto schon ein Jahr früher. Geschickte Rollenverteilung ermöglicht es Frank mit mir im Cockpit sitzend zu “schlattern”, während Ellen sich über Stunden mit den, in verschiedener Höhe und variierendem Nachdruck geäusserten, Geschenk- und Preisvorstellungen diverser Uniformierter rumärgert. Mangelnde Spendenbereitschaft schlägt sich direkt in der genehmigten Verweildauer nieder, sie bekommt nur ein “Sieben-Tages-Visa”. “Macht nichts, fahrt den Gambia River rauf, in Farafenni bekommt ihr von freundlichen Beamten unkompliziert eine Verlängerung - Prost!” Ein kaltes Alster auf`s Wiedersehen! Gemeinsames “Chicken Yassa”-Abendessen in Banjul, als “Illegale” meiden wir die Anlandung im Hafen, vorbei an der Polizei, sondern ziehen unser Dingi auf einem grossen Werftgelände an Land. “Kein Problem” ruft das Wachpersonal und meint damit vermutlich die Sicherheit unseres Schlauchbootes und nicht unseren Heimweg. Der ist dann nachts mit unseren vollen Bäuchen durch`s unbeleuchtete Werftgelände doch nicht ganz so problemlos. Wir finden unser Schlauchboot da wieder, wo wir es angeschlossen hatten - nach Überzeugung der beiden “Securitis” nur dadurch, dass sie ununterbrochen darüber gewacht haben - wir bedanken uns überschwenglich “... Sorry, wir haben keine Zigaretten, alle Nichtraucher ..” Macht nicht`s, vielleicht beim nächsten Mal!

Mittwoch, 03.03.2010

Die schweizer “Maradi” hat ihre Flussfahrt beendet und liegt neben uns. Wir fahren auf einen Abschiedsbesuch zu Mary und Adi. Dann kommt das Schlauchboot auf`s Deck, die Windfahnensteuerung wird montiert und eine (fast genesene) Bordfrau beginnt unter Deck, alles seefest zu verstauen. Frank und Ellen kommen zum Kaffee, wir versorgen sie mit reichlich Tips und Infos für die Flussfahrt - Abschiednehmen, Ankerauf, diesmal endgültig winke, winke Gambia! Eine knappe Stunde motoren wir durch die Flussausfahrt Richtung Meer, dann werden die Segel ausgerollt, der “Windpilot” eingekuppelt - die Bücher rausgeholt und jeder sucht der Köder ist größer als der Fischsich eine Ecke zum Lesen.

Freitag, 05.03.2010

Seit zwei Tagen quälen wir uns bei Nordwest und Welle Richtung Sal, unserer geplanten Einklarierungsinsel auf den Kapverden. Wir stampfen uns in der Welle fest, machen kaum Fahrt und irgendwie ist es einfach nur bäh! In zwei Tagen gerade mal 190 Meilen geschafft. Kursänderung nach Praia auf der Insel Santiago im Süden, dort warten eh die “Shassada” und Jens mit der “Anni” auf uns. Jetzt ist es zwar nicht bequemer, aber nicht mehr ganz so bäh und wir machen gute Fahrt! Und dann passiert es tatsächlich - “Alfred II” hat seine Beiss-Phobie überwunden. Der erste Fisch an der Angel! Wenn ich ihn ein bisschen langziehe misst er fast 35 cm. In Marions Augen meine ich zwar mehr Mitleid als Stolz zu erkennen als sie das Foto von mir und der (vermutlich) weltweit kleinsten Goldmakrele schiesst - aber geschmeckt hat sie uns dann beiden!

Sonnabend, 06.03.2010

Na bitte, es geht doch. Kurz nach Mittag rauscht die Sehne aus, wieder ein Biss! Diesmal landet ein Thunfisch im Cockpit, 6,5 kg schwer und 76 cm lang - ich höre den ganzen Tag nicht mehr auf zu grinsen! Dazu bläst der Wind fleissig und wir schiessen seit dreissig Stunden mit 6 bis 8 Knoten durch die Wellen. Kracht zwar öfters ganz gewaltig, dafür erreichen wir Sonntag früh um 5 Uhr schon unser Ziel. Jens hat uns über Funk versichert, der Hafen sei auch nachts gut anzulaufen, aber 1 sm vor der Stadt neige ich mehr dazu, dem Verfasser des Hafenhandbuchs zu glauben, der das verneint. Unmöglich, die zwei für uns wichtigen Lichtsignale in dem Lichtermeer der Stadt zu erkennen. Erst 0,5 sm weiter sind erste Schiffe auszumachen, wenig später auch das Blinken eines Seezeichens und dann auch das Ankerlicht der “Anni”. Wir tasten uns langsam vorwärts und kurz vor Sechs zerrt die “Mira” an der Ankerkette und wir nippen am wohlverdienten Willkommens- und Schlummertrunk!

Sonntag, 07.03.2010das Abendmahl wird vorbereitet!

Wenigstens haben sie uns halbwegs ausschlafen lassen - gegen Mittag sitzen Barbara, Arnim und Jens in unserem Cockpit. Bei Kaffee und Gin-Tonic gibt es jede Menge zu erzählen. Gemeinsames Abendessen ist ja klar - mit stolzgeschwellter Brust ziehe ich den Thunfisch aus dem Gefrierschrank, überlasse es Jens, das Untier zu zerlegen und Barbara, es zuzubereiten. Lecker Schmaus dann auf der “Shassada” - Thun an Bohnen gereicht mit Knoblauchbutter a` la Barbara! Dazu spanischer Wein, Whiskey aus Gambia und Wasser vom Wassermacher - nur die Tatsache, dass die “Shassada” morgen nach Brasilien und Jens zur Nachbarinsel aufbrechen wollen verhindert, dass weitere Getränke aus den Tiefen der Bilge hervorgezaubert werden!

 

Montag, 08.03.2010Auf Wiedersehen in Brasilien!

Als wir uns endlich aus der Koje pellen, ist Jens schon weg. Wenigstens können wir Barbara und Arnim noch zur Abfahrt winken. Knapp 2000 Meilen haben die Beiden jetzt vor sich bis Salvador in Brasilien. Gute Reise und vertragt euch schön! Wir lassen es langsam angehen, erst mal Kaffee, dann Frühstück, dann Kaffee, ...... einklarieren müssen wir ja auch noch, zum Hafenamt und Geld organisieren, schauen wo hier alles ist, ein wenig einkaufen, vielleicht finden wir ja auch ein Internet, ....  bloss keine Hektik! - Das Einklarieren dauert doch erheblich länger als gedacht - zwar erwartet hier niemand eine Sach- oder Geldspende, dafür sollte man aber auch nicht davon ausgehen, während der Öffnungszeiten jemanden anzutreffen. In der Stadt finden wir ein Strassencafe mit Internetzugang. Zwei Bier und eine Pizza später geben wir auf - kein Hochladen der Site, keine Mails, kein Skype, der Laptopakku schimpft auch vor sich hin - dann eben nicht!

Dienstag, 09.03.2010... danach den Hebel nach links, anschliessend ...

6.30 Uhr schreit der Wecker, ich düse mit dem Schlauchboot an Land zwecks Abmeldung bei der “Policia Maritima”. Das war gestern abend nicht möglich, man hatte stolz auf die 24stündige Öffnungszeit verwiesen. Fast logisch, dass jetzt keiner da ist. Nach über einer Stunde halte ich dann doch meinen abgestempelten Zettel in der Hand - wir schlingen schnell noch ein Frühstück runter, Anker hoch, Segel raus - wir zischen ab, Richtung Ilha Brava. Drei Stunden später isser weg, der Wind! Planänderung, nächste Ankerbucht Tarrafal - 30 Meilen. Motorfahrt, klares Wasser - super Gelegenheit endlich unseren Wassermacher in Betrieb zu nehmen! Kurzes Studium der Bedienungsanleitung - Druckregler ganz rausdrehen, ein Hebel nach links, den anderen nach unten, Schalter an, noch ein Schalter - ist doch ganz einfach! Nach drei Stunden ist der Wind wieder da, über 100 l bestes Trinkwasser gluckern im Tank, Motor aus, es wird gesegelt. Wir erreichen die Bucht kurz vor`m Sonnenuntergang - Palmenstrand, dazwischen Felsen, fette Dünung und knackiger Wind von den Bergen herab. Alles deutet auf Schlafstörung hin!

Mittwoch, 10.03.2010

Die Dünung stört weniger als erwartet, es sieht auch ganz nett aus hier - wir bleiben noch! Ausserdem kann ich mich dann auch gleich der (x-ten) Reparatur der Genua-Rollanlage widmen, die sich seit der Überfahrt nicht mehr ausrollen lässt. Nach drei Stunden Bastelei ist auch ihr neustes Problem “langfahrttauglich” gelöst. Spannend bleibt die Frage, ob wir an der Anlage alles soweit durchrepariert bekommen, dass sie dann dauerhaft funktioniert, oder ob sie vorher komplett auseinanderfällt. Wir werden uns jetzt mal landfein machen und versuchen, irgendwie durch die Dünung an Land zu kommen.

Donnerstag, 11.03.2010

Das mit dem Landgang gestern war nur bedingt lohnenswert. Die Anlandung durch die Brandung klappte gut, wir konnten uns auch erfolgreich der, sich zahlreich anbietenden “Schlauchbootwächter” erwehren, Marion ersteht beim örtlichen “Chinesen” (haben immer auf, es gibt dort eigentlich alles und der oder die chinesische Betreiberin sitzen meist mit mürrischem Gesicht an der Kasse und grinsen auf Bestellung) einen Reserveeimer, ich einen portugiesischen Weinkarton - wir versuchen zwei Stunden vergeblich an einem “Hotspot” die Website zu aktualisieren, bekommen kein Brot dafür aber schrumplige Tomaten, trotten recht gelangweilt durch eine Handvoll Gassen, ..... Das Beste war noch das kalte Bier an der Strandbar mit phantastischem Blick auf`s Meer, die in der Dünung rollende “Mira” und den Sonnenuntergang! Heute hat uns jedenfalls nichts mehr gehalten, wir sind Ankerauf und rauschen zur Ilha Brava. Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir die Insel und werfen den Anker kurz bevor das Licht ganz aUmgeben von riesigen Bergenus geht vor dem Dörfchen “Faja de Agua”. Sieht ja echt nett aus!

Freitag, 12.03.2010

Das Fischerdorf sieht auch bei Tageslicht richtig hübsch aus, nur haben zwei “Stiesel” keinen Blick dafür! Marion versucht die gambischen Schmuggelzigaretten zu dezimieren und ich habe den Weinkarton aufgemacht. Den Tag streichen wir am besten!

Sonnabend, 13.03.2010

Landgang - zwei “Entspannte” geniessen die (echt atemberaubende) Landschaft. Stundenlang klettere ich (ohne zu murren) mit Marion über Klippen, erfreue mich an Krabben, bunten Fischen, Vögeln, Sträuchern, Blumen, Bäumen, Bergen, Steinen, Eseln, ..... und freue mich immer mehr auf das versprochene kalte Bier anschliessend. Ist dann gar nicht so einfach zu bekommen. Aber eine Fischerfamilie, die gerade den Fang ausnimmt, hat Verständnis, öffnet einen Raum mit kleinem Tresen und findet nebst eiskaltem Bier sogar noch zwei Gläser für uns. Von der modischen 1-Liter-Flasche schaffen wir dann auch noch eine Zweite und weil der kleine Hunger kommt werden wir auch gleich bei der “Familienabfütterung” mit versorgt. Fangfrischer Wahoo, KarDer Jagdtrieb ist erwachttoffel, Reis, Gemüse - echt lecker!

Montag, 15.03.2010

Marion hat sich mal wieder der Wäsche erbarmt, wobei bekanntermassen von mir ja kaum etwas dabei ist. Trotzdem halte ich es für klüger, dabei nicht im Weg zu stehen und widme mich meinem neuen Hobby - Speerfischen! Klingt irgendwie edler als wenn man sagt, dass man mit der Harpune auf kleine Fische schiesst - meint aber dasselbe. Flossen, Neopren, Maske, Schnorchel und dann bin ich für zwei Stunden beschäftigt. Die Unterwasserwelt ist phantastisch hier - grosse Fische, kleine, rote, gelbe, bunte, graue, stachlige, Muränen, Schildkröten, ..... heute gibt es zwei barschartige und zwei “?” zum Abendbrot.

 

Dienstag, 16.03.2010Kuschelig, aber leider als Bordtier ungeeignet

Wandertag, der Zweite! Wir sind sogar richtig früh los - wir wollen nach “Nova Sintra”, der Inselhauptstadt. Drei Stunden lang quälen wir uns die alte Pflasterstrasse in Serpentinen aufwärts. Und wirklich nur bergauf! Der Wind pfeift kräftig, teilweise kommt man sich vor wie im Windkanal, dafür ist die Aussicht super, ausser wenn man durch Wolken wandert und nichts sieht. Der üppige Bewuchs ist natürlich hinderlich für Marions Wandergeschwindigkeit - überall neue Pflanzen, Bäume, Spinnen und Esel - das hält auf! Irgendwie sieht die Hauptstadt dann auch ziemlich mickrig aus, was aber daran liegt, dass wir im falschen Dorf sind - es geht noch ein paar Serpentinen weiter. Wir treffen einen wandernden Sachsen (sie sind wirklich überall!!!), erfahren innerhalb Sekunden, dass wir unser Ziel fast erreicht haben, es dort einen Bäcker und zurück nach Faja de Agua einen alten Eselspfad durch`s Tal gibt! Verschnaufpause in Nova Sintra - hätte sicher mehr Interesse unsererseits verdient, aber zu mehr als einem kurzen Blick auf die schönen alten Kolonialbauten reichte die Puste nicht mehr. Dafür längeres Verweilen im Marktcafe nebst kalten Getränken und ausgestreckten Füssen! War der Hinweg schon laaaang, der Rückweg ist länger! In engen Serpentinen, teilweise gepflastert, teils über Geröll kletternd, oft kaum noch zu erkennen, windet sich der alte Eselspfad an den Berghängen hinab ins Tal. Tiefe Schluchten, einsame Bauernhöfe, dann wieder üppige Oase voller Palmen - einfach krass! So der immer mühsamer mit trockener Zunge vor sich hin stolpernde Wanderer noch ein Auge dafür hat! Wir erreichen unser Fischerdörfchen kurz nach Sonnenuntergang und brauchen erst mal ein grosses ZISCH !!

Mittwoch, 17.03.2010

Warum kann nicht mal einfach alles funktionieren und heil sein?! Im Motorraum schwimmt Öl, was eigentlich im Generator sein sollte. Eingebaut in seine Schallschutzkapsel ist natürlich nichts zu finden, also verbringe ich den Tag mit Schwitzen, Fluchen, dem kompletten Ausbau des Generatormotors, Verbinden blutender Finger, noch lauterem Fluchen, ... anschliessendem Zusammen-und Wiedereinbau, Probelauf .... Es geht doch nichts über einen schönen heissen Sommertag im Motorraum! Um der Bemerkumg “... so schmierig kommst du nicht in den Salon ... “ zuvorzukommen, springe ich gleich mit Maske und Harpune ins Wasser. Sauber aber ohne Fisch - ich bin wählerisch geworden und Zackenbarsch wollte einfach nicht in Schussposition - darf ich auch wieder ins Boot. Es gibt dafür frischgebackenes Ciabattabrot, Käseplatte, ein Glas Rotwein und wie jeden Abend Kino. Bettlaken an ein Haus gespannt, Projektor davor, das halbe Dorf sitzt auf der Kaimauer und schon rattert die himmlische Botschaft der Sieben Tag Adventisten eingepackt in tolle Naturaufnahmen los.

Donnerstag, 18.03.2010

Sowohl die “Ani” als auch “Shassada” haben mittlerweile den Äquator überquert. In der morgendlichen Funkrunde erfahren wir ausserdem, das Arnim jetzt verstanden hat, dass es beim Angeln darauf ankommt den Fisch ins Cocpit zu holen und Barbara ihnen die erste selbsterlegte Goldmdarf nicht in die Pfanne - Igelfisch ganz entspannt (sonst doppelt so gross)akrele brutzelt. Weil es gestern so schön war, schliesse ich mich wieder in den Motorraum ein. Der elektrische Anschluss des Wassermachers hat meinen Unwillen erregt und wird umgebaut. Klingt simpel, dauert aber fast den ganzen Tag. Beim “Waschgang” erwische ich dann einen Igelfisch, unterschätze die heutige Brandung und habe richtig Mühe mich, nebst Ausrüstung an Land zu schleppen. Digar, ein einheimischer Fischer hilft beim Bergen der Harpune und Marion holt uns dann mit dem Schlauchboot ab. Neben einem Bier drücke ich Digar auch gleich das Filetiermesser in die Hand, woraufhin er ruckzuck den Kugelfisch aus seinem Stachelpanzer pellt und der skeptisch dreinschauenden Bordfrau eine paar kleine Fleischstücke in die Schüssel wirft. Sie fragt dreimal nach ob man das auch wirklich essen kann - “si si !” - und nutzt dann die Zeit als ich Digar zurück an Land bringe um die Stücke heimlich ins Meer zu entsorgen. “Ich hab mal gelesen das Kugelfische giftig sind, so basta !” Es gibt Ciabattabrot - nicht mehr ganz so frisch! Pünktlich nach Sonnenuntergang sitzen wir dann zum Kinoprogramm mit auf der Kaimauer, später mit Bierflasche vor dem Mini-Market, noch später bei Digars Mama Bibi in der guten Stube, dann in dem Barstübchen bei der Unser Einkauf frisch aus einem Garten in Fajo de AguaFischerfamilie, ....

Freitag, 19.03.2010

Die Fischer legen uns heimlich frischen Fisch auf`s Boot, im grossen “Anschreibebuch” der Hinterzimmerbar gibt es eine Spalte für die “Mira”, Marion trägt den Schmuck der einheimischen Mädchen (Dichtgummis von Ölfässern), Bananenstauden und Papayas bekommen wir direkt von den Bäumen abgehackt - es wird Zeit, das wir weiterfahren bevor man uns auch noch die Wahlbenachrichtigungskarten ins Cockpit wirft. Meine Elektrobasteleien bekommen den letzten Feinschliff (jetzt leuchten auch bunte LED`s am Schaltpanel wenn der Wassermacher im Motorraum vor sich hinbrummelt), letzter Landgang, letzter Einkauf, letztes Bier, letztes Kinoprogramm ...

Sonntag, 21.03.2010

Gestern Mittag sind wir wirklich los. Winke, winke, Segel raus und Kurs Nord - Richtung Mindelo auf Sao Vincente. Anfangs sah es mehr danach aus als ob unsere Windfahnensteuerung uns in die Karibik schickt, aber der Wind hat dann immer mehr auf Ost gedreht, so das wir jetzt auch dahin steuern, wo wir hinwollen. Der Wind weht kräftig, wir haben Strom im Überfluss - der Wassermacher werkelt (mit leuchtenden LED´s) munter vor sich hin. Den salzigen Geschmack meines Morgenkaffees hab ich ja noch auf durch Schlafmangel desorientierte Geschmacksnerven zurückgeführt, aber dann ist Marions Zahnputzwasser auch salzig ?! SCH.....!!! Der Wassermacher drückt aus irgendwelchen Gründen schön gefiltertes Salzwasser in die Tanks. Es ist eben nie alles heil und in Ordnung! Ich habe keine Lust mitten in der Nacht in Mindelo einzulaufen und drehe kurz vor der Insel bei. Dabei stehen die Segel eigentlich verkehrt, so dass das Boot nicht so recht weis was es machen soll und ganz ruhig quer vorm Wind langsam treibt. Ankerlicht an und Nachtruhe für die ganze Mannschaft! Marion traut der Sache nicht so ganz und schaut unruhig immer wieder nach ob wir schon irgendwo auflaufen. Wenn sie Spass dran hat ...

Montag, 22.03.2010

Die “Mira” liegt immer noch fast da, wo wir vor sechs Stunden in die Koje geklettert sind - Bordfrau fühlt sich wieder besser. Den Kaffee kochen wir mit Mineralwasser, da schmeckt er auch wieder und quälen uns gegen strammen Wind den Sao Vincente Kanal bis Mindelo hoch. Schöne, grosse, geschützte Bucht - der Anker fällt genau neben einer Marina. Wenig später winkt und ruft es schon vom Ponton - die “Crisadee”. Hans und “Tante Gudrun”, die gute Seele von Cascais/Portugal. Das ist mittlerweile eineinhalb Jahre her, aber zum Glück ist die Welt ja klein und so sitzen wir am Abend bei Wein und Bier auf ihrem gemütlichen schwimmenden Eigenheim.

Dienstag, 23.03.2010Start Richtung Brasilien - Crisadee

Wir winken der “Crisadee”, sie brechen auf in die Karibik. Wir brechen auch auf und zwar zur “Policia Maritima” um uns anzumelden. Das wir von unserer Abmeldung in Praia bis hier zwei Wochen gebraucht haben verwirrt die Beamten etwas, wir murmeln was von Segelboot und widrigen Winden und es wird nicht weiter nachgehakt. Anschliessend Stadtbummel, einstündiges Rumärgern am Public-Hotspot, dem hier üblichen öffentlichen Internetzugang (wie immer kommen wir nicht ins Internet), Markthalle, Fischhalle, ah, ein Bäcker, ... Marion ist begeistert von der Anzahl an “China-Läden”, ich von einem kleinem italienischen Supermarkt - er hat Grappa im Regal stehen. Wir finden das wir uns ein schönes Essen verdient haben und (welch Zufall) hat Marion im Reisführer auch schon einen Tip gefunden. Leckere und preiswerte einheimische Küche wird dort versprochen. Das Restaurant finden wir dann irgendwie gar nicht so toll und die Preise auf der Speisekarte noch weniger. Wie alt ist der Reiseführer eigentlich? Die Küche startet erst um Sieben, das erleichtert uns die Entscheidung, wir haben jetzt Hunger. Dann eben Pizza ein paar Häuser weiter. Essen erst ab Sieben! Letztendlich gibt es Crepes im “Club Nautico” - schmecken zwar nicht, aber dafür ist es hier gemütlich!

Mittwoch, 24.03.2010

Wir können endlich unseren kaputten Parasailor an den Man bringen, in der Marina sitzt ein Segelmacher. Weniger erfolgreich dafür der erneute Versuch am Hotspot ins Internet zu kommen. Ich nörgle über die sch... Technik, Marion über meine Frisur - der Rechner wird zugeklappt und zurück auf der “Mira” bekomme ich auf der Badeplattform einen neuen Haarschnitt verpasst. Bei Windböen von über dreissig Knoten gar nicht so einfach für Frisöse und “Opfer” - das Ergebnis wirkt etwas punkig. Wenig später bekommen wir Besuch - die gerade erst angekommene, vor uns ankernde amerikanische Yacht geht auf Slip und schlägt bei uns auf. Die Crew natürlich an Land, ich springe rüber und versuche mit Marion deren Heck vor der Zerstörung durch unseren stabilen Bugspriet zu bewahren. Wir wollen gerade unseren Reserveanker für sie ausbringen, als ihr Schlauchboot angerast kommt. Wir kennen uns doch? Steve und Eva haben wir schon kurz in Las Palmas getroffen - wie war das doch mit der kleinen Welt? Sie wollen morgen nach Brasilien aufbrechen und sind froh über unseren “Rettungseinsatz”. Steves Vertrauen in seinen Anker ist erschüttert, wir bringen ihre “Musik” in die Marina. Geht doch nichts über gutes Ankergeschirr! Und über gutes Essen - ein China-Imbiss findet Marions Gefallen.

Sonnabend, 27.03.2010Mindelo auf St. Vicente

Morgen wollen wir weiter, zur Nachbarinsel Santa Luzia. Eigentlich ja schon vorgestern, dann gestern, heute, ... irgendeinen Grund zum hierbleiben gab`s immer. Zum Beispiel ist unser Parasailor immer noch nicht fertig. Der Segelmacher ist aber guter Dinge was die Reparatur betrifft, nur etwas unkonkret bezüglich des Zeitpunktes der Fertigstellung. Dafür soll es deutlich billiger werden als wir befürchtet hatten, denn prinzipiell ist auf den Kapverden Nichts billig! Wir fahren dann eben nochmal hierher, um das Segel einzusammeln und können dann auch gleich noch ein bisschen shoppen (mmmmh,der kleine italienische Supermarkt), Wasser bunkern und ausklarieren. Heute haben wir schon mal Brot und Gemüse eingekauft, das soll ein wenig Abwechslung in den Speiseplan bringen. Unsere knapp sechzig Bananen sind (natürlich alle gleichzeitig!) reif geworden und wir leben gerade sehr gesund. Unglücklicherweise hatte Barbara vor ihrer Abfahrt Pilzkulturen in ihrer Bilge entdeckt und natürlich auch gleich welche zu Marion geschleppt. Seit dem muss ich auch noch Kefir trinken. Noch gesünder geht wirklich nicht mehr, zum Ausgleich gibt es jeden Abend ein Feierabendbier im "Club Nautico"! Die "Ani" und "Chassada" sind mittlerweile auch beide wohlbehalten in Brasilien angekommen, wie wir in der Funkrunde erfahren haben. Hören können wir sie z.Zt. nicht, wir haben hier starke Störgeräusche (nicht entstörter Rasenmäher auf einer der Nachbaryachten?). So, letzter Landgang jetzt - Marion freut sich schon auf ihren kapverdischen Eintopf. Kleines Lokal in der Markthalle mit dem Charme einer Betriebsküche, aber lecker!

Sonntag, 28.03.2010

Und wieder eine neue Ausrede! Als wir gestern vom Landgang zurück auf die “Mira” klettern, ruft es aus dem Dunkel. Die “Pico”`s ankern neben uns und winken. Grosse Freude, schnell zwei Flaschen Wein aus der Bilge gekramt, ins Schlauchboot geworfen und schon sitzen wir bei Ingrid und Fritz im Cockpit. Sie haben sich vermehrt und sind jetzt zu dritt - Rolf, ein alter Freund von ihnen ist zu Besuch. Wie immer wird es sehr lustig, sehr lange und die zwei Flaschen reichen natürlich nicht. Die heutige Abfahrt wird verschoben - morgen soll ja auch unser Segel fertig sein - Aspirin zum Frühstück und dann heute bitte schön langsam und bloss nicht so laut!

Montag, 29.03.2010

Kurz nach dem Mittag ist er tatsächlich da, unser Parasailor. Immer noch postgelb, immer noch salzig, aber dafür repariert liegt er im Segelsack. Meine Idee, das gute Stück in der Marinadusche zu waschen, findet dort (ausser mir) keiner gut. Also vertagen wir die Problematik - weiterfahren können wir ohnehin nicht, es bläst seit zwei Tagen mit 6-7 Bft. Ausserdem wollen wir auch nicht weg, wir sind auf der “Pico” zum Essen eingeladen und Fritz seine Kochkünste sind legendär. Wir machen unseren ?ten Stadtbummel, damit wir auch ordentlich Hunger haben, bisschen bei den Marktfrauen im Gemüse rumstöbern, Brötchen kaufen, ach ja, Wein für heute abend und dann schnell zurück. Neues T-Shirt? - ach Quatsch, wenn wir rüberfahren werden wir eh klatschnass und dann fallen die alten Salzflecken auch nicht auf. Marion kann sich mit meiner waschkorbschonenden Einstellung nicht so recht anfreunden - sie wählt das neue Shirt. Spaghetti a`la Fritz mit Sepia, Wahoo und allem möglichen anderen Dingen, alle reiben sich die Bäuche, ich lecke meinen Teller ab, nur der Meister selbst ist leicht am nörgeln - der Sepia eine Nuance zu bissfest, der .....

Dienstag, 30.03.2010Wie, die Strandbar hat zu ?!!!

Wir haben uns beim Weinausschank etwas zurückgehalten, heute ist Wandertag. Zu Fünft heuern wir ein “Aluguer” an, die hiesige Art des Sammeltaxis - Pickup mit auf der Ladefläche montierter Sitzbank - und lassen uns auf die andere Seite der Insel kutschieren. Ingrids Reiseführer verspricht dort eine schöne Wanderrute, vorbei an Sandstränden, Basaltsäulen, durch Steinwüsten hin zum verschlafenen ehemaligen Fischerdorf Baia das Gatas, wobei der Besuch der dortigen Strandbar besonders empfohlen wird. Die Bar hat natürlich zu, die Sonne brennt gnadenlos und wie zum Hohn wirbt eine riesige Werbetafel für “Strela” dem kapverdischen Bier. Die Werbebotschaft zeigt Wirkung - der Reiseführer will uns weiterlaufen lassen zum Strand “Praia do Norte”, wo man sich so richtig schön “ ... durchblasen lassen kann ...”. Wir verzichten auf das zweifelhafte Vergnügen, uns von den Fallwinden Strandsand um die Ohren (und was weiss ich wohin) wehen zu lassen und wählen die kürzeste Strasse nach Mindelo, wo wir kurzLivemusik im Club Nautico darauf von einem “Aluguer” aufgesammelt und in Mindelo vor einer kleinen Bar mit Strela-Werbung wieder abgesetzt werden. Zisch!!! Wo wir da schon mal rumsitzen, gibt es auch gleich was zu Essen - “Chachupa” den kapverdischen Eintopf, der eigentlich gar keiner ist. Abends geht`s dann gemeinsam in den “Cub Nautico”, zu Strela, Grogue (dem kapverdischen Zuckerrohschnaps) und toller Livemusik!

Mittwoch, 31.03.2010

Morgen wollen alle weiter, daher hat Ingrid für heute Abend einen Tisch zum Abschiedsessen im “Pica Pao” bestellt. Preiswerte lokale Küche - so die Empfehlung. Vorher haben aber alle noch zu tun. Unser Parasailor wartet immer noch ungewaschen beim Segelmacher auf uns, aber jetzt haben wir eine Idee. Mit dem Schlauchboot geht`s zur Marina, dort eine Magnetkarte für 200 Liter Wasser erstehen, Segel abholen, ins Schlauchboot werfen Parasailorbaden im Dingiund Wasser marsch! Unter den irritierten Blicken der Marineros verwandelt sich unser Beiboot in eine grosse Badewanne, in der ich dann mühelos die 120 qm Segelstoff im Süsswasser spüle. Etwas schwieriger gestaltet es sich dann schon, das klatschnasse Monstrum auf die Mira zu bekommen und in langen Würsten im Cockpit zum Trocknen festzubinden. Immerhin bläst es immer noch mit 5-6 Bft. Ingrid teilt uns mit, das wir zum Essen nur zu viert sind. Rolf`s Magen rebelliert und nun hat er sich scheinbar in das Klobecken der “Pico” verliebt - zumindest hockt er davor und umarmt es innig. Wenig später geht`s mir ähnlich, auch ich hocke vor der Porzellanschüssel! Dermassen angeschlagen ist mein Urteil über die Kochkunst des “Pica Pao” sicher nicht ganz objektiv - ich stochere etwas lustlos mit der Gabel auf dem Teller rum und nippe ab und zu an meinem Wasserglas. Anschliessend noch zur Livemusik in den “Club Nautico” - ich bin froh, als ich endlich in der Koje liege!

Donnerstag, 01.04.2010

Die “Pico”`s kommen kurz zur Verabschiedung rüber, Rolf geht`s schon etwas besser, Fritz muss kot....! Die reinste Männerseuche! Ich habe mich mit diversen Medikamenten reisetauglich getrimmt, wir gehen Ankerauf. Auf halben Weg nach Sao Nicolau liegen drei kleine unbewohnte Inseln - Santa Luzia ist eine davon. Die “Pico” hatte hier einige Zeit geankert und dabei mehrfach Besuch von Walen gehabt. Unser nächstes Ziel steht somit fest! Bei 6 Bft., sind wir fix da. Langer Sandstrand, drei kleine Bäumchen, dahinter hohe Berge von denen kräftige Fallböen auf uns herab donnern. Der Windmesser hat seine helle Freude! Böen über sechzig Knoten sind hier nicht ungewöhnlich, wir lassen die Ankerkette komplett ausrauschen - 75 Meter garantieren einen ruhigen Schlaf. Marion blickt hoffnungsvoll auf die Schaumkronen imganz schoen droege! Santa Luzia, einsamer Strand und nackte Berge Meer - keine Wale!

Freitag, 02.04.2010

Marion will den Walen noch eine Chance geben, wir bleiben einen Tag länger. Ich verkrieche mich in den Motorraum um (glücklicherweise) festzustellen, dass unser Wassermacher nicht defekt sondern vom Installateur (also mir) nicht ganz korrekt angeschlossen wurde. Kurzer Umbau und schon macht er genau das was er soll, er füllt unsere Tanks mit Trinkwasser! Der, wie blöd rotierende Windgeneratur liefert den Strom dazu, Marion (des “Walewatchings” überdrüssig) widmet sich angelnderweise der Nahrungsbeschaffung und ich kann wieder in Ruhe vor mich hinleiden. Von den Fischen kann sich keiner entschliessen, Karfreitag in unserer Pfanne zu verbringen also kocht Bordfrau ihrem Käpt`n was magenschonendes - Griesbrei!

Sonnabend, 03.04.2010

Den Meeressäugern scheint unser Ankerplatz zu windig zu sein, sie kommen nicht vorbei. Also leiern wir unsere Kette nebst Anker wieder hoch, rollen die Fock aus und nehmen Kurs auf Sao Nicolau. Schnelle Überfahrt, kurz vor der Insel dreht es dann nochmal so richtig auf, bis 36 Knoten! Die Bucht vor Tarrafal liegt aber gut geschützt gegen den ständigen NO-Passat, wir suchen uns ein Plätzchen und gehen vor Anker. Neben uns zerrt die “Aorai” an ihrer Kette, von Tom und Susi keine Spur. Boot aufklaren, Marion brutzelt schon mal ein Abendessen für vier Personen, rumms!, das kleine hölzerne Beiboot der “Aorai” schlägt bei uns auf. Natürlich grosse Wiedersehensfreude, es gibt viel zu erzählen - jeder hat in den letzten Wochen viel erlebt - und des Käpt`ns Magen verträgt sogar schon wieder ein Glas Wein!

Ostersonntag, 04.04.2010

Marions Mutter hat nach dem Frühstück die Idee, mal bei ihrem Töchterchen anzurufen. Drei Stunden Zeitverschiebung - aus dem Tiefschlaf kommend können wir das Geräusch so schnell gar nicht zuordnen. Später ist sie mit ihrem Versuch dann erfolgreicher und Marion freut sich natürlich riesig “ ... wie geht`s euch allen?, ... was macht die Oma?, ... wie, bei euch regnet`s? ...”. Tom und Susi haben uns für heute Abend zum Osteressen bei Henny Küsters mit angemeldet. Er ist Holländer, Mitte Siebzig, versorgt als “Trans-Ocean” Stützpunktleiter die hier vorbeikommenden Fahrtensegler mit allerlei Tipps, Wanderkarten, Waschmaschinen- und Internetzugang und betreibt in seiner kleinen Pension eine Gastronomieschule für junge Kapverdier. Wer morgens vorbestellt, kommt in den Genuss eines unschlagbaren Abendessen mit drei Gängen. Wer hier ankert und das auslässt, hat wirklich was verpasst!!!

Montag, 05.04.2010

Ostermontag, ein Feiertag, also bewegen wir uns nur wenig. Kleine Bastel- und Reinigungsarbeiten, lesen (ich), Ansichtskarten schreiben (Marion) - pünktlich zum Sonnenuntergang kommen Tom und Susi an Bord. Ich bewege mich gerade rückwärts den Niedergang runter um Getränke zu holen, als ich das grosse Stottern bekomme: “...da, da ,da ,da !...” Etwa dreihundert Meter hinterm Boot taucht gerade ein Buckelwal ab. Kurz darauf taucht er wieder auf, springt aus dem Wasser - ein Zweiter folgt. Die nächsten zehn Minuten starren vier Erwachsene mit weit aufgerissenen Augen, offenen Mündern und ab und an “Boah!” oder ähnlich Niveauvolles von sich gebend auf das Schauspiel. Immer wieder springen die Zwei aus dem Wasser, tauchen senkrecht ab, schlagen mit den riesigen Fluken (Schwanzflossen) auf`s Wasser, springen ..... Ein besseres Abendprogramm kann man sich nicht wünschen, auf die Idee einen Fotoapparat zu holen kommt leider keiner von uns!

Dienstag, 06.04.2010auf zum Strand

Für heute steht ein Strandbesuch auf dem Plan. Eineinhalb Stunden Fussmarsch zu einer kleinen, idyllischen Badebucht. Wir holen Tom und Susi ab, deren Rucksäcke verdächtig gross aussehen. Sie haben wirklich alles dabei, Picknick-Korb, Angel- und Schnorchelausrüstung, Grill - eben all die Dinge, die man unbedingt kilometerweit durch die Hitze schleppt! Die Bucht ist wirklich fantastisch, umringt von Felswänden sitzt man im weissen Sand, türkisfarbenes Wasser, sogar eine kleine Düne wo Marion runterrutschen kann. Das tröstet sie ein wenig darüber hinweg, dass ihr Fotoapparat schon beim ersten Foto verzweifelt nach neuen Batterien schreit. Toms vergebliche Angelversuche ersparen ihm zumindest den Stress am Grill - es ist auch so heiss genug. Als wir uns alle schön den Pelz verbrannt haben machen wir uns auf den Rückweg, den wir in einer Stunde und fünfzehn Minuten schaffen. Ein kaltes Bier bei Henny lockt!

Mittwoch, 07.04.2010Immer stramm bergauf

Sonnenhut, Trinkwasserflaschen und Wanderschuhe - heute soll der Monte Gordo, der höchste Berg der Insel, bezwungen werden. Mit dem Aluguer geht`s erst mal nach Praia Branca, einem kleinem Ort am Berghang. Den Weg zu finden kann ja nicht so schwer sein, muss ja immer bergauf gehen. Das gehen aber alle Wege - ein kleines Mädchen bringt uns dann auf den richtigen. Eselspfad links, rechts ein Mäuerchen - jetzt können wir ihn nicht mehr verfehlen. Das mit den Mauern hört schnell auf, die Steigung ist mörderisch - wie steil kann ein Esel eigentlich klettern? Drei kleine Jungs auf dem Nachhauseweg von der Schule überholen uns locker, wir versuchen, nicht so laut zu keuchen und tun so, als ob wir nur ständig anhalten um Fowie, da muessen wir hochtos zu machen. Erster Kamm, es geht mal ein Stückchen gerade, kurzes Kartenstudium, dann weist Toms Arm zum nächsten Gipfel. Dorthin geht`s weiter! Mittlerweile müssen wir immer öfter auch die Hände zu Hilfe nehmen - keuch! Wer hatte eigentlich die blöde Idee mit dieser Route? Irgendwann stehen wir schweissgebadet auf dem nächsten Kamm und geniessen einen phantastischen Blick in alle Richtungen. Kurzes Picknick, Tom und ich klettern vor lauter Übermut gleich noch auf einen benachbarten Gipfel - ab jetzt geht`s ja bergab. Der Weg wird nicht einfacher, aber immerhin geht`s  nach unten. Ein kleines verlassenes Dorf, der Traum vom eisgekühlten Bier löst sich im Nichts auf, wir stehen vor dem nächsten Berg! Susi stolpert willenlos hinter Tom her, in mir verfestigt sich die Gewissheit, dass Bergsteiger - also Leute, die so was freiwillig machen - einen genetischen Defekt haben und Marion, mit aufgeschlagenem Zeh hinter mir, denkt an gar nichts mehr. Irgendwann stehen wir dann doch auf dem Kamm und auf der anderen Seite mitten im Wald! Krass! Dicke, feWandern in den Wolken am Monte Gordotte Vegetation - fast wie im Regenwald. Und das Schönste, es geht langsam abwärts! Mittlerweile sind die Wolken da, wir wandern im Nebel. Der Abzweig zum Gipfel des Monte Gordo, noch mal knapp 300 Höhenmeter! Noch zwei Stunden um dann nichts zu sehen? Klares Nein von allen! (Danke liebe Wolken.) Vorbei an einem alten Bauernhof, Kaffeeplantagen, lila Bäumen, Eseln, Kühen und weiteren Anzeichen von Zivilisation stolpern wir die letzte Stunde steil bergab nach Cachaco. Hier gibt es wieder eine Strasse, Minimarket, kaltes Bier und ein Aluguer nach Tarrafal! Ein schattiges Plätzchen im Cafe, lecker Crepes, ein Glas Rotwein - alle Strapazen sind vergessen. War das eine geile Tour!

Donnerstag, 08.04.2010

Baden, Beine ausstrecken, Wunden lecken und Susi`s Nudelsalat essen. Zu mehr konnte sich heute keiner aufraffen.

Freitag, 09.04.2010Felsformation von Caberinho

Wir können schon wieder wandern! Mit dem Aluguer fahren wir zur Nordseite der Insel, ein staubiger Seitenweg - kurz auf`s Dach klopfen - hier wollen wir raus. Von da eine halbe Stunde durch Sand und Vulkangestein stolpern und schon stehen wir wieder am Meer. Hier haben Wind und Wasser wunderschöne Buchten, Höhlen und Plateaus aus dem Gestein geformt. Begeistert klettern wir stundenlang herum und Marion fällt es besonders schwer, ihrer Sammelleidenschaft zu widerstehen. Ganz klappt es nicht, eine Handvoll unauffällig an Bord geschmuggelter Muscheln entdecke ich dann abends doch. Gemeinsames Abendessen findet wieder in Henny`s Pension statt.  Susi hat für heute ein ganz einfaches Mahl bestellt und ich bin total begeistert wie lecker ein Hühnerfrikasse mit Pilzen schmecken kann. Hoffnungslos überfressen schleppen wir uns anschliessend noch in die gemütliche “Crepes-Bar”, die französische Betreiberin hat eine neue gasbetriebene Crepes-Kochplatte bekommen und das soll gefeiert werden. Livemusik, Rotwein und angebrannte Crepes - mit der Bedienung des Gerätes muss sie sich ganz eindeutig noch einspielen. Nach einem Essen in Henny`s Gastronomieschule hängt die Messlatte ohnehin besonders hoch!

Sonnabend, 10.04.2010Zuckerrohr bereit fuer die Brennerei

Henny hat uns noch eine schöne Wanderroute empfohlen, mit tollen Aussichten und nicht so anstrengend. Also schwingen wir uns zu Viert auf die Ladefläche eines Aluguer, lassen uns in Cachaco absetzen und traben los. Steil bergab (wie schön!) geht`s ins Tal bis ins erste Dorf. Überall wächst Zuckerrohr, Männer sitzen auf einem Hof und schlagen (?) auf Zuckerrohrstangen ein - wenn wir jetzt noch eine Grogue-Brennerei entdecken, dem Meister über die Schulter schauen, Verkostung, .... Wir entdecken keine und Tom`s Hand weist auch schon auf die nächste Bergkuppe - da hinauf geht`s weiter! Ist dann aber gar nicht so schlimm  (wir stehen ja im Training), kurzes Picknik am Gipfel und dann schlängelt sich der Eselspfad auch sBananen- und Papayaplantagen in den Taelernchon wieder hinab ins nächste Tal. Gegenverkehr - Mann mit Esel und störrischem Hund (irgendwas ist hier doch verkehrt?), wenig später sind wir im nächsten Dorf. Kurzer Stopp - hier bestellt man kein Bier sondern Grogue - na ja, wenn`s denn hier so üblich ist .... aber dann bitte die “Frauenversion” - Pontche! Wir wandern durch eine üppige Vegetation, überall Palmen, Bananenfelder, Papayas, Mangobäume, Zuckerrohr und alles mögliche andere Grünzeug, noch ein kleiner Bergrücken und schwupps schon sind wir schon an der Strasse. War doch ganz einfach diesmal! Der Plan mit dem Fischcurry zum Abendessen scheitert dann an stark differierenden Vorstellungen über den Wert der letzten zum Verkauf angebotenen Exemplare auf dem Fischmarkt in Tarrafal. Macht nichts, wir verdrücken dafür ein Gemeinschaftsprojekt von Tom und Marion - Auberginencurry, mit Basmatireis, türkischem Pudding und spanischem Klop-Klop.

Sonntag, 11.04.2010

Irgendwie schaffen wir es immer, dass wir sonntags fleissig werden. Morgen wollen wir weiterfahren und am Boot liegt so einiges an Arbeit. Marion schafft sich unter Deck, auf meiner Bastelliste steht glücklicherweise nichts Wichtiges, zu Henny wollen wir auch noch, um mal sein Internet zu nutzen, Einkaufen (ups, geht ja heute gar nicht!), zwischendurch mal ein Päuschen, Baden .....

 

Montag, 12.04.2010

Ein letztes Abendessen bei Henny gestern, eine halbe Stunde Internetzugang - wir reiben uns hinterher die Bäuche und die Internetsite ist auch wieder auf dem aktuellsten Stand. - Nach dem Frühstück sind wir kurz  mit dem Schlauchboot ans Land, um den Marktfrauen ein wenig von ihren Obst- und Gemüsevorräten abzukaufen, dann alles auf und im Boot verstauen, Anker auf und winke, winke der wunderschönen Insel Sao Nicolau! Pünktlich taucht noch mal ein Wal auf. Um die 10 Knoten Wind sorgen für entspanntes Segeln - ich beschäftige mich damit, auf die Angelschnur zu starren, Marion schreibt Ansichtskarten. Ein junger Thunfisch kann der Attraktivität von Alfred II. nicht widerstehen und liefert ein lecker Abendessen für uns Vier. Meine Filetierfähigkeiten lassen noch etwas zu wünschen übrig - Marion kaschiert das geschickt, indem sie aus den lädierten Fleischfilets Abendessen an Bord der AORAIein lecker Fischcurry bereitet.

Dienstag, 13.04.2010

Die Frauen brauchen Erholung und Ruhe und sind beide froh, dass die Männer zur Jagd aufbrechen. Angel, Schnorchel und Harpune ins Schlauchboot geworfen und schon stellen Tom und ich der hiesigen Fischpopulation nach. Das mit dem Haken nehmen die Fische irgendwie nicht so ganz ernst also beschliesse ich, die Sache mittels Harpune zu beschleunigen. Die Beute sieht etwas merkwürdig aus, wir sind uns aber einig, er darf in die Pfanne. Da dort noch Platz ist, unternehme ich einen zweiten Versuch, erwische einen Zackenbarsch, der es aber vorzieht mitsamt Pfeil in einer Höhle zu verschwinden. Ende der Jagd. Susi nimmt die Herausforderung an, aus unserer mageren Ausbeute ein Abendessen zu bereiten, was ihr super gelingt. Es gibt (vermutlich) Feilenfischcurry, dazu eine Salatkreation von Marion und anschliessend Pfannkuchen a`la Tom.

Mittwoch, 14.04.2010

Für heute ist eigentlich Strandwanderung angesagt. Die Brandung sieht wenig einladend aus, Susi muss Tom überreden. Sie rudern tapfer bis kurz vorm Strand, eine Welle kommt, bricht und schon machen sie einen tollen Überschlag. Jetzt wird es für mich noch schwieriger, Marion für die SchönhTom und Susi von den Wellen an Land gespuelteit des Strandes zu begeistern - erst mein Versprechen sie trocken an Land zu bringen überzeugt sie halbwegs. Wir warten kurz vorm Ufer auf kleine Wellen, dann Vollgas, Motor auskuppeln, hochnehmen, Marion “... oh, Sch...!” rufen hören und schon überschlagen wir uns samt Schlauchboot. Hab ich wohl gelogen! Beim Wandern trocknen die Sachen glücklicherweise schnell wieder und an den Rückweg mag noch keiner denken. Jede Menge Krabben, noch mehr Sand, Sonne sowieso, kaum Muscheln, ein vorbei schwimmender Wal und ein kleines Lager, wo nachts einige Fischer kampieren - Zeit für den Rückweg! Die Brandung ist stärker geworden, Marion blasser, wir warten auf den richtigen Augenblick. Schlauchboot soweit es geht ins Wasser schieben, beide schnell reinklettern, Motor starten, grosse Welle  - Überschlag. Eine halbe Stunde später dasselbe Spiel - ganz grosse Welle - wieder Überschlag! Der Aussenborder ist voller Sand, eine Zündkerze ist zerbrochen, schlechte Karten für uns. Tom versucht noch zweimal sein Glück mit ihrem kleinen Ruderdingi, mit dem selben Ergebnis. Tolle Haltungsnoten bei den Überschlägen, ein paar blaue Flecken mehr und Dingi, Ruder und Tom werden jedesmal wieder an Land gespült. 300 Meter vor uns schaukeln unerreichbar die “Mira” und “Aorai” in den Wellen. Letzte Hoffnung, das Fischercamp. Vier Boote liegen dort am Strand, zwei Dutzend Männer beim Abendbrot. “Bo tardi! Wer ist der Capitano?” Mit Händen und Füssen schildere ich unser Problem mit der Brandung, ob sie uns zu unseren Booten bringen können? Verständnisvolles Nicken, “Si” , sie können. Eins der schwerUnsere Rettung, die Fischeren Holzboote wird ins Wasser geschoben, sechs Mann auf jeder Seite halten es in den Wellen - wir sollen einsteigen, der Capitano steht am laufenden Motor. Warten auf den passenden Augenblick, ein Ruf und ein Dutzend Männer schieben soweit es geht, Vollgas und schon sind wir über die Brandung und wenig später an unserem Boot. Nein, für die Hilfe nehmen sie kein Geld! Ob wir vielleicht ein paar Tabletten gegen Zahnschmerzen haetten? Und morgen nach dem Fischfang wollen sie uns helfen, unsere Boote vom Strand zu holen. Wir packen schnell ein “Hilfspaket” mit zehn Bier, Zigaretten, Tabletten und Rum zusammen - vielen Dank! Zur Nerven- und Kreislaufberuhigung spendiere ich erstmal eine Runde Grappa! Auf den tollen Ausflug! Marion bastelt ein Abendbrot, ich ein Bett in der Achterkajüte und Susi ist happy, dass sie nicht noch im Dunkeln zur “Aorai” rüberschwimmen muss.

Donnerstag, 15.04.2010

Erster Besuch, ein Fischerboot. Ob wir ihm mit etwas Diesel aushelfen können? Natürlich können wir. Wenig später der nächste Besuch. Die Coastguard! Vier Männer kommen im Schlauchboot angebraust, zwei klettern an Bord. Pässe, Schiffspapiere, woher?, wohin? Unsere Schiffspapiere liegen noch in Mindelo bei der “Policia Maritima”, was ganz offensichtlich ihr Missfallen erregt. Ausserdem liegen wir hier nach ihrer Meinung illegal vor Anker - für diese Insel brauchen wir eine Sondergenehmigung. Endloses Hin und Her per Funk mit dem Commandante, schliesslich wird von jedem Boot ein Pass einbehalten und wir sollen uns in Mindelo bei der Polizei melden. Weg sind sie! IILLEGAL klingt ja ziemlich schlimm - Marion verspricht, mich im Gefängnis zu besuchen! Unser Fischer kommt mit zwei Kanistern Diesel wieder. Die habe ich gerade an Bord genommen, als vom Strand gerufen und gewunken wird. Ein Dutzend Fischer versuchen, unsere immer noch einsam am Strand liegenden Boote ins Wasser zu bringen. Den Plan mit dem Aussenborder geben sie schnell auf, sie wollen rudern. Sechs Mann halten das Boot, zwei sitzend wild rudernd darin - Welle - Überschlag. Alles wieder einsammeln - ein Ruder ist auf Paddelgrösse geschrumpft, zweiter Versuch! Sie schaffen es tatsächlich über die Brandung, halb rudernd, halb paddelnd und klatschnass kommen sie bei uns an. Marion strahlt und reicht erstmal trockene T-Shirts, ich strahle auch und reiche zwei Bier! AAntonio und Paolo bringen uns unser Dingi zurueckntonio und Emanuel sehen einfach super aus im “Born to be a Bausparer”-Shirt der Sparkasse. Im zweiten Anlauf kommt auch das Dingi der “Aorai” vom Ufer weg, zwei weitere nasse Männer werden von Marion mit trockenen Shirts und von mir mit Getränken versorgt. Fischer haben Durst, Marion kann gar nicht so schnell Nachschub aus der Bilge kramen, wie die leeren Dosen zusammengeknüllt werden, während ich “Hilfspakete” zusammenpacke. Antonio versucht sich erfolglos an unserem Aussenborder, Tom und eine strahlende Susi trudeln ein, Marion ist bemüht, wenigstens einen Teil der runtergeschnipsten Zigarettenasche mit leeren Dosen aufzufangen und ich frage mich, wie die Männer eigentlich wieder an den Strand kommen?! Kein Problem, sie schwimmen! Die untergehende Sonne verhindert, dass sich das Ganze zur Party entwickelt, wir rudern die Fischer so dicht es geht ans Ufer und schon springen sie mit ihren, an leere Wasserflaschen gebundenen “Beutesäcken” ins Wasser, schwimmen, werden etwas durchgemangelt und stehen dann tatsächlich winkend am Strand. Bei den beiden Frauen hört man es richtig plumpsen. Susi hat Abendessen vorbereitet - wir feiern noch ein wenig weiter!

Freitag, 16.04.2010Problemfall

Irgendwie nicht unser Tag! Erst hängt unser Anker an irgendeinem Felsen fest. Eigentlich soll die Ankerwinde ja den Anker hochziehen, wir machen`s umgedreht und ziehen den Bug runter! Ich renne nach hinten um Schnorchel und Brille zu holen, klopp mir dabei einen Zeh auf, eine grosse Welle hebt uns an - rums! - wir sind frei. Allerdings sieht unser Anker irgendwie gar nicht mehr gut aus, schön verbogen! Zeh verbinden, Kurs Mindelo, ich hänge Alfred II. raus, irgendwas macht Knack! Die Angelrolle geht nicht mehr. Unterwegs habe ich ja genug Zeit, das gute Stück zu zerlegen, zu reparieren und beim Anbau die Ratsche nebst Nuss zu versenken! Marion empfiehlt mir, heute nichts mehr anzufassen. Kurz vor Mindelo rauscht die Sehne ab, ein Biss! Ich rolle den Fisch langsam ran, plötzlich kein Widerstand mehr, er hat sich abgerissen. Der verbogene Anker gräbt sich natürlich nicht ein - Marion dreht mit dem Boot ein paar Runden, bis ich unseren Reserveanker an die Kette geschäkelt habe - der hält dann. Für die Policia ist es eh zu spät, wir warten auf die “Aorai”, kurze Stadtbesichtigung und dann gibt es zwei grosse Feierabendbier im “Club Nautico”!

Sonnabend, 17.04.2010

In der Marina bekommen wir den Tipp, unseren Anker in der “Escola Mechanica”, einer Ausbildungswerkstatt rWaffe gegen Strandsand im Aussenborder - Zahnbuersteichten zu lassen. Also binden wir das gute Stück an unseren Einkaufs-Caddy, schnappen uns ein Taxi und sind 10 Minuten später dort. “Si, no problem”, sie haben auch eine Hydraulikpresse und können uns helfen. Eine halbe Stunde und 10 Euro später stehen alle Teile wieder im richtigen Winkel zueinander. Das hat ja prima geklappt, bleibt noch reichlich Zeit, um Hamsterkäufe zu tätigen. Drei Einkaufstouren mit je zwei vollgepackten Einkaufs-Caddys, wir brauchen Stunden, um alles zu verstauen und wie jedesmal treffen wir dabei auf längst Vergessenes.

Sonntag, 18.04.2010

Basteltag! Der Aussenborder wird im Cockpit in seine Einzelteile zerlegt und mühsam vom Sand befreit. Marion nutzt die Ruhe unter Deck für eine Bestandsaufnahme und Neuaufteilung ihrer Vorräte. Ab und zu ruft sie Susi über Funk, um ihr dieses oder jenes Gewürz abzugeben, worauf Susi sich im Gegenzug auch von einigem Überflüssigen trennt. Am Nachmittag gibt der Aussenborder dann seine ersten Töne von sich, schnell das Cockpit sauber machen und schon heize ich durch die Bucht. Wo das Werkzeug eh draussen liegt, widme ich mich auch gleich noch der Gummidichtungen vom Klo. Alles zerlegen, fetten, dabei das Bad fluten, schnell abpumpen und wischen - fertig. Marion hat ihre 8 Kilo Mehl derweil auch in Plasteflaschen umgefüllt, es wird Zeit endlich SONNTAG zu machen!

Montag, 19.04.2010

Marion hängt mir ein weisses Hemd raus, Zeit für die uniformierte Obrigkeit! “Seelotse” Christoph wünscht sich in der Funkrunde noch ein Bild von uns in Streifendress und Nummer an der Brust - klar doch! Wir holen Tom und Susi ab und stapfen zur “Policia Maritima”. Problem schildern, hier sind unsere Pässe nicht. Ein Beamter geht mit uns zur Coastguard. Wieder nichts, zurück zur “Policia Maritima”. Dort erfahren wir, dass unsere Pässe beim Hafenkapitän liegen. Kurze Wegbeschreibung und wenig später stehen wir dort vor der Tür. Man spricht nur portugisisch, es geht ständig hin und her, keiner versteht den Anderen, die Menschentraube im Office wird immer grösser und endlich spricht auch jemand Englisch und bringt Bewegung in die Angelegenheit. “Ankern vor Santa Luzia ohne Genehmigung!” - alle rollen mit den Augen und wiegen sorgenvoll den Kopf. Mein Gott, wie schlimm kann das denn sein?! Das kann nur der Hafenkapitän selber klären und der ist heute in Praia, wir müssen morgen wieder kommen. Man schickt uns in ein weiteres Büro, kurze Beratung - selbe Auskunft. Auch gut, ein Tag mehr in Freiheit!

Dienstag, 20.04.2010

Hafenkapitän, die Zweite. Frisch geschniegelt stehen wir um 10 Uhr vor dem Büro. Der Capitano ist mit irgendeiner Delegation unterwegs, vielleicht später. Wir können den anwesenden Beamten immerhin zu einer Zeitangabe bewegen “ ... dos ora ... “ Ob das jetzt zwei Stunden, oder 2 Uhr heisst, wissen wir zwar nicht, aber immerhin ein Anhaltspunkt. Wir ziehen uns in “Zivil” um und machen uns an unseren Obst- und Gemüseeinkauf. Auf dem Markt spielen unterm Ladentisch zwei kleine Kätzchen. Susi`s Augen leuchten - sie wünscht sich so sehr eine Katze an Bord. Ich frage die Marktfrau nach der “Gato?”, kurzes Nicken, ein Griff unter den Tresen und schon hält sie mir eine entgegen. Ich kann das Flohbündel gerade noch an Susi weiter delegieren, woNachwuchs auf der AORAI das Tier im Arm sofort sämtliche Mutterinstinkte in ihr weckt. Schmachtblick zu Tom - der hat gar keine Chance mehr “Nein” zu sagen. Die jungen Eltern eilen mit dem Nachwuchs zurück auf`s Boot, wir bringen unsere Grünzeug-Sammeltour zu Ende. Hoffentlich vertrag ich soviel Vitamine. Neuer Anlauf beim Hafenkapitän - Marion zwingt mich sogar, lange Hose und Schuhe anzuziehen. Hat nichts genützt! Eine Stunde sitzen wir schweisstriefend auf dem Flur, bis man uns mitteilt, dass der Kapitän erst morgen wieder da sei. Wir fühlen uns leicht verarscht, grinsen aber trotzdem höflich. Tom und Susi können mit ihrer Katze noch zum Tierarzt, Marion hat noch Zeit meine helle “Behördenhose” zu waschen (einmal tragen reicht ja bei mir) und ich soll nicht im Weg stehen. Am besten ich fahr mal rüber zu dem Spanier fünfzig Meter neben uns, der macht gerade Ausverkauf auf seinem Boot.

Mittwoch, 21.04.2010immer wieder einen Besuch wert, ... 2. Etage, Capetano do Porto

Zehn Uhr, frisch gewaschen und geschniegelt (Tom trägt mangels sauberen Hemdes Susi`s Schlafanzugjacke) klopfen wir an die bis dato verschlossene Tür und diesmal öffnet sie sich. Der Hafenkapitän ist noch beschäftigt, wir sollen warten. Eine Stunde später winkt man uns, schnell zupft Marion noch an meinem Hemd und Frisur und schon stehen wir vor seinem Schreibtisch. Freundlich hört er sich unsere Geschichte an, wiegt bedeutungsvoll die Akten “Mira” und “Aorai” in den Händen, nimmt wohlwollend unser Bedauern über den durch Unwissenheit erfolgten illegalen Aufenthalt vor Santa Luzia zu Kenntnis “... ja, ja, diese unpräzisen Angaben in den Hafenhandbüchern. Aber da die Coastguard nun einmal einen offiziellen Vorgang daraus gemacht hat, muss er auch etwas unternehmen. “ Er blättert sich durch die entsprechenden Gesetzestexte  “... Strafmass zwischen 500.000 und 1.000.000 Escudos! Ach nein, das gilt nur für illegales Ölablassen ins Meer - plumps, macht es bei uns! Jetzt hat er dProst! ... auf die Freiheit!as Passende für uns: 5.000 bis 100.000 Escudos - als (gutgekleidete) Ersttäter wären 5.000 Escudos angemessen. Knapp 50 Euro, damit können wir leben! Wir können aber noch nicht gleich bezahlen, erst muss noch eine amtlich beglaubigte Kopie unserer Pässe angefertigt werden und im Augenblick haben sie keinen Strom. Nachmittags laufen wir also nochmals auf, Strafe zahlen, Gebühr für die Kopien - Nein, unsere Schiffspapiere können wir nicht bekommen, die sind auf amtlichem Weg von der “Policia Maritima” hierhergebracht worden und dürfen auch nur so zurück. Also warten wir bei der “Policia Maritima” bis unsere Papiere ankommen, klarieren inzwischen bei der Immigration Police aus und halten irgendwann freudestrahlend Pässe, Schiffspapiere, inklusive aller Stempel, sowie einen Schwung Quittungen für alle möglichen gezahlten Strafen und Gebühren in den Händen. Das ist jetzt aber einen Besuch im “Club Nautico” wert!

Donnerstag, 22.04.2010Abschied von Mindelo

Der Clubbesuch hat sich gestern doch ein wenig in die Länge gezogen! Marion tippt gerade (mit verkniffenem Gesicht) die gestern ausgegebenen Summen zusammen, ich soll inzwischen auf Deck alles abfahrbereit machen. Wir wollen weiter. Ein kurzer Stopp auf Brava ist geplant, noch mal kurz die Beine vertreten, schnorcheln, Bananen und Papayas bunkern - dann soll es endlich auf die andere Seite des Atlantiks gehen. Tom und Susi sind auch am Packen, sie wollen ebenfalls nach Brava. Dort trennen sich dann unsere Wege - die “Aorai” segelt weiter nach Brasilien und wir wollen erstmal Richtung Trinidad oder Französisch Guyana, oder Grenada, ... Wahrscheinlich, vielleicht - irgendwie ändert sich das bei uns im Augenblick ständig! Also einfach mal schauen, von wo wir uns dann wieder melden.

Freitag, 23.04.2010

Knapp 24 Stunden brauchen wir für die 130 sm bis Brava. Etwas mehr Wind, als vorhergesagt (Meterolügen), somit nicht ganz so komfortabel aber relativ trocken und schneller als geplant. Eine Winch versagt unterwegs ihren Dienst - ach ja, die sollen ja auch einmal jährlich gewartet werden. Ist aber nicht weiter schlimm, wir haben ja noch mehr davon an Bord. Fisch gibt es auch nicht. In Faja de Agua liegen die “Aorai”, eine belgische und eine österreichische Yacht vor Anker. Wir finden gerade noch so ein Plätzchen.

Sonnabend, 24.04.2010

Frühes Weckerklingeln, heute ist grosses Bastelprogramm. Ich nehme mir die Winchen vor. Zerlegen, aufpassen, dass nichts ins Wasser fällt, alle Teile mit Petroleum reinigen, neu fetten, in der richtigen Reihenfolge wieder zusammenbauen und wieder aufpassen! An der Ersten bin ich fast 3 Stunden beschäftigt und ich stelle dabei fest, dKuscheln in der Bauchfalte von Patenonkel Renéass eine Weitere fest ist (da bisher nicht bemerkt, ist sie eigentlich überflüssig an Bord), steigere mich allmählich in den Winch-Zerleg-und-Fett-Wahn und am späten Nachmittag haben alle sechs Winchen ihre jährliche Wartung hinter sich. Marion bringt derweil unter Deck alles auf Hochglanz und reicht ihrem Monteur emsig benötigtes Werkzeug, Putzlappen, etc., immer eifrig bemüht zu verhindern, dass dieser mit seinen fettigen, öligen Füssen ihr gerade gesäubertes Reich betritt. Die “Aorai” lädt zur “Kindstaufe”. Frisch geduscht rudern wir rüber, Franz und Anna, die beiden Alpenländer sind auch mit von der Partie. Das Katzenbaby soll zukünftig “Ronja” heissen. Tom war eigentlich mehr für den wohlklingenden Namen “Duba” - er findet das Verhalten der Katze, so sie nicht schläft, deutet auf einen Dummbatz hin und somit sei der Name angebrachter. Aber wie auch im wirklichen Leben setzt sich bei solchen Entscheidungen die Mutter durch. Gastgeschenke in Form von Weinflaschen wechseln den Besitzer, Susi hat wie immer lecker gekocht und die Geschenke werden an Ort und Stelle geleert!

Sonntag, 25.04.2010

Basteltag, der Zweite. Spibaumhalterung reparieren, die kardanische Aufhängung der Radarantenne leckt seit ein paar Tagen - also das Ganze abbauen, feststellen, dass der vordere Dichtring nicht mehr das tut was er soll, nämlich dichten - mangels Ersatz probieren wir es einfach mal mit dickerem Öl - alles wieder zusammenbauen und jetzt die weitere Entwicklung beobachten. Marion fallen noch einige weitere “Kleinigkeiten” ein, die mal umgebaut oder repariert werden könnten - na gut, am Ruderschaft müssen alle Verbindungen nachgezogen werden, der Hydraulikzylinder, die Grossschot wollte ich schon ewig umbauen, ... es ist später Nachmittag als wir endlich im Schlauchboot für unseren ersten Landgang sitzen. Weit kommen wir nicht, neben der Kirche sitzt das halbe Dorf beim Picknick und wir kurz darauf mittendrin, jeder einen Teller Suppe auf den Knien. Bootstaufe wird gefeiert, einer der Fischer hat heute sein neues Boot bekommen. Anschliessend geht`s in die Bar - na gut, auf ein Glas Wein kommen wir mit, man muss ja schliesslich mal anstossen. Sofort wird drauflos getanzt - einfach krass wie elegant sich diese 100 Kilo-Girls in ihren Hüften wiegen. Marion wird mal gleich mit auf die Tanzfläche gezogen, ich brauche noch ein zweites Glas bis ich meine Sandalen ebenfalls in die Ecke schleudere und mich traue. Vorliebe der drallen Mädels ist es, sich tanzend einen Mann zwischen zwei von ihnen zu klemmen und in zweideutigen Posen zu “zermahlen”. “Hat nichts zu bedeuten”, wird uns immer wieder versichert - ich ziere mich ein wenig (die Damen sind gewaltig!) - Marion meint ich soll mich nicht so anstellen! ... Irgendwann werden wir nach oben gerufen, der Papa hat Geburtstag! Na gut, laut und falsch singen können wir auch, er freut sich auch über deutsche Glückwünsche, eine Riesentorte wird aufgeteilt und dann geht`s unten weiter. Mittlerweile tanze ich (gefühlt) genauso elegant wie die Einheimischen, Marion kann verhindern, dass ich es ebenfalls mit einer Flasche Bier auf dem Kopf versuche, ich kann mich erfolgreich der Versuche erwehren, den dauernd herumgereichten selbstgebrannten Grogue zu trinken, die “Barmutti” schmeisst eine Runde nach der anderen, die in Endlosschleife laufenden Lieblingshits können wir mittlerweile mitgrölen - es wird ein seeeeehr langer, lustiger Abend! ...Wenn das Boot nicht schwimmt!

Montag, 26.04.2010

Etwas zertreten quälen wir Eine neue Frisur fuer Tom - noch nicht ganz fertiguns aus der Koje. Leichte Arbeit für heute. Sinnigerweise hatten wir den Wassermacher vor unserem gestrigen Landgang angeschaltet, die Tanks sind voll - die Batterien leer! Also den Generator starten, wieder ausmachen - erst mal nach dem Ölstand schauen. Natürlich fehlt was - und wenn ich schon dabei bin, kann ich auch gleich Ölwechsel machen. Dann darf er vor sich hin brummen. Wasser haben wir ja genug, Strom jetzt auch - Marion packt gleich mal die Waschmaschine voll. Dann werde ich auf die Badeplattform geschoben, meine Frisur ist mal wieder fällig. Da Susi schon seit geraumer Zeit über Tom`s langweiligen Haarschnitt nörgelt (eigentlich hat er keinen, sie hängen einfach nur lang runter), darf er anschliessend meinen Platz einnehmen. Leichter Irokesen-Style, er ist zufrieden, Susi guckt etwas skeptisch! Als Lohn kocht sie trotzdem Fischcurry, ich schiesse noch einen Fisch dazu und wir haben ein lecker Abendessen. Der einzige Langweiler ist die ständig einschlafende Katze - von wegen Räubertochter!

Dienstag, 27.04.2010

Ein gemeinsamer Ausflug nach Nova Sintra steht auf dem Plan. Marion fühlt sich nicht gut (dicker Hals, lahme Knochen) und ist unschlüssig. Als sie dann beim Abwaschen ihre volle Kaffeetasse in den Kühlschrank entleert, fällt die Entscheidung - sie geht wieder ins Bett! Tom und Susi sammeln mich ein, wir fahren mit dem “Aluguer” die 7 km bergauf, wandern durch das Städtchen - ok. ist man schnell fertig damit - kurzer Snack, wandern nach do Monte und von dort auf altem Eselspfad talabwärts. Susi findet es “traumhaft schön”, Tom findet, er hätte andere Schuhe anziehen sollen - seine Badelatschen geben den Geist auf und er quält sich barfuss runter - und ich finde immer wieder den richtigen Weg. Kurz noch ein Glas Wein bei Clarinda, unserer Lieblings-Bar-Mutti ... ”Obregada für die tolle Fiesta am Sonntag! “ - sie strahlt, schenkt Wein nach, “... und wir müssen unbedingt zur grossen Fiesta am Freitag kommen!”.Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir wieder an Bord, wo Marion schon mit lecker Abendessen für alle wartet. Schnell wird noch die Katze geholt, die heute richtig munter ist und sogar im Salon spielen darf. Am liebsten tobt sie auf den Polstern - das müsste ich mich mal trauen ... !

Mittwoch, 28.04.2010

Eine dicke, fette Dünung rollt in unsere Bucht - drei Boote werden mehr oder weniger sanft hoch und rDie AORAI zerrt in der Duenung an  ihrer Ankerkette unter gehoben, auf dem Vierten sitzt eine leicht panische Susi und ruft um Hilfe. Ihre Ankerkette hat sich mal wieder mehrfach um grosse Steine gewickelt und bei jeder Welle kracht die “Aorai” gewaltig in die viel zu kurze Kette, es ächzt und knirscht, irgendwann reisst es die Klampen raus falls die Kette nicht vorher bricht. Ankerauf geht nicht, mehr Kette rauslassen auch nicht, kurz hinter ihnen ragen die ersten Steinbrocken aus dem Wasser. Einzige Lösung, Kette abwerfen und später bergen. Reserveanker hat Tom, wir spendieren unsere 25m Reservekette - alles klappt mehr oder weniger so wie geplant und dann schaukelt auch die “Aorai” so wie die anderen Boote in der Dünung. Susi entspann dich! Und die Moral von der Geschicht: Wenn man tagelang darüber nachdenkt den Ankerplatz zu wechseln, dann sollte man es einfach tun!

Donnerstag, 29.04.2010

Landgang ist immer noch unmöglich, mit unseren Schlauchbooten kommen wir nicht durch die Brandung. Die Fischer mit ihren schweren Holzbooten haben da weniger Probleme. Eines rudert nach dem Fischen zur “Aorai” ran, sie wollen helfen den Anker zu bergen. Wir hätten ja auf ruhigere See gewartet, aber sie finden in dem aufgewühltem Wasser tatsächlich die Kette, mit drei Mann bergen sie alles und bringen es der jetzt strahlenden Susi. Die bedankt sich mit Pastis und Bier, die Männer mit frischem Fisch. Das Spiel - Fisch gegen Bier - wiederholt sich dann auf der “Scorpio V” und der “Mira”, so dass wir letztendlich genügend Fische für das gemeinsame Abendessen bei FWalter und Jan kommen mit Antonio an Bord, um ihre neuen Haarschnitte zu zeigen - Irokesen-Styleranz und Anna haben

Freitag, 30.04.2010.

Ein Dorf im Ausnahmezustand! “Tanz in den Mai” kennt man auch auf den Capverden - ständig wurde die Einladung wiederholt. Irgendwie passt das nicht ganz zu unserer geplanten Abfahrt, aber wir sind ja flexibel! Am Vormittag schwimmen schon zwei Jungs zu uns rüber, um stolz ihren neuen Haarschnitt zu präsentieren: Irokesenstyle! Langsam hinterlassen wir Spuren! Am frühen Abend geht es dann los. Ein Aluguer nach dem anderen, voller Menschen rollt ins Dorf. Die halbe Inselbevölkerung scheint hier zu sein. Zu sechst stürzen wir uns ins Getümmel. Drei Tanzräume sind eingerichtet, ein riesiges Partyzelt, dazwischen überall Grillstände mit Fisch und Huhn, wacklige Verkaufstische mit Wein und Tanz in den MaiGrogue, überall dröhnt Musik, wird getanzt, gefeiert und getrunken. Wir ziehen von einer Bar zur nächsten, werden immer wieder eingeladen, sind schweissgebadet vom vielen Tanzen (sogar Tanzmuffel Tom!) und amüsieren uns prächtig! Ab Mitternacht wird es dann richtig voll, Unmengen von Menschenmassen (wo kommen die bloss alle her?), in den Tanzsälen wird jetzt Eintritt kassiert, was natürlich nicht für uns gilt, wir sind jeweils Gäste! Gegen 2 Uhr schwächeln Tom und Susi und rudern zur “Aorai”. Zusammen mit Franz und Anna feiern wir in Clarinda`s Bar weiter, tanzen unermüdlich, versuchen tapfer uns der ständig gereichten Drinks zu erwehren und geben um 4.30 Uhr dann auch auf. Und während man auf den Booten schon schläft, wird in Faja de Agua kräftig weitergefeiert ...!

Sonnabend, 01.05.2010

Laut dröhnende Musik weckt uns gegen 10 Uhr. Wir wissen nicht ob die Party jetzt weitergeht oder noch gar nicht zu Ende ist. Den ganzen Tag über ziehen Menschenmassen durchs Dorf, überall vibrieren Lautsprecherboxen, rollen Aluguers mit neuen Gästen heran. WIR BRAUCHEN RUHE! Abends paddeln wir mit Tom und Susi dann doch noch mal an Land. Alles wie ausgestorben! Dabei sollte doch am ersten Mai auch grosse Fiesta sein? Scheinbar in einem anderen Dorf. Bei Clarinda trinken wir dann noch etwas Wein - sie schläft im Sitzen, an die Mauer gelehnt ein und ist froh als wir aufbrechen.

Sonntag, 02.05.2010

Ein Dorf im Koma. Immer noch herrscht überall Stille! Irgendwann klopft es aber doch an unserer Bordwand, Antonio kommt angeschwommen, er möchte auch einen Iro-Haarschnitt. Marion mault zwar etwas, weil sie mit seinem kurzen krausen Lockenkopf nicht recht was anfangen kann, schiebt ihn dann aber doch auf die Badeplattform und werkelt mit Kamm und Schere herum. Wir loben das Ergebnis überschwenglich, viel zu sehen ist allerdings nicht. Ob es Antonio gefällt bekommen wir nicht raus, er ist heute etwas maulfaul. Nach einer Stunde ist es mir dann zu blöd, ich bringe ihn mit dem Schlauchboot an Land. Zwei Fischer kommen vorbei um uns zehn Fische zu schenken, ich fange mit der Harpune vier weitere und schon reicht es für ein gemeinsames Essen. Über Funk kurz den anderen zwei Booten Bescheid geben: Bratfisch auf der “Mira”! Die Frauen bereiten verschiedene Salate und Sossen und schon ist richtig Fettlebe Bei der Santa Cruz-Festa in Nova Sintrabei uns angesagt. Verhungern werden wir hier jedenfalls nicht!

Montag, 03.05.2010

Eigentlich wollten wir heute nach Nova Sintra, um frisches Gemüse für die Überfahrt zu bunkern. Wir erfahren, dass dort heute die Feierlichkeiten für “Santa Cruz” sind - also wohl eher nichts mit Einkaufen. Macht nix, schauen wir uns eben das Fest an. Punkt 11 Uhr sitzen wir auf der Dorfstrasse und warten auf das Aluguer. Mit uns etliche andere Leute und es werden immer mehr. Um 12 kommt dann Carlos mit seinem Pickup und die Menschen klettern mit ihren Beuteln und Taschen auf die Ladefläche. Höflich wie wir sind lassen wir den Vortritt, bis dann kein Platz mehr ist. Carlos verspricht nochmal zu fahren, wir warten weiter! Um 2 Uhr ist er dann tatsächlich da, diesmal springen wir sofort auf! In Nova Sintra ist von Feiern nichts zu merken. Sind wir wohl doch zu spät dran. Wir plündern erst mal den Geldautomaten und schlendern ein wenig durch die Strassen. Vor einem grösseren Gebäude ein paar Menschen beim Picknick, wir werden rangewunken und in den Saal geschoben. Schwupps, hat jeder von uns einen Teller mit Cachupa und ein Bier in der Hand. Drei Männer mit Trommeln legenDie Trommler hau n richtig rein trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch einen tollen Rhythmus hin, es wird getanzt. Wir haben kaum aufgegessen, da wird zum Aufbruch gedrängt. Wir ziehen zu einer Art Aussichtsplattform, wo auf einem Stuhl ein geschmücktes Kreuz steht. Ah, “Santa Cruz”, das heilige Kreuz! Irgendeine Zeremonie wird vollzogen, wobei das Kreuz von einem Mann an einen anderen überreicht wird. Später erfahren wir, dass das Kreuz dann für ein Jahr bei ihm aufbewahrt wird und das eine grosse Ehre fuer ihn ist. Pech ist, dass er aber auch die Feierlichkeiten ausrichten muss! Jetzt dröhnen aber wieder die Trommeln und es wird getanzt. Schön einen Kreis bilden, jeweils ein Mann, dann eine Frau - wir natürlich mit dabei! Auch wenn das Fest einen kirlichen Ursprung hat, den Tanz hat die katholische Kirche definitiv nicht abgesegnet! Es erinnert eher an ein Paarungsritual - ein Schritt nach links, schwungvoll prallt man mit seinem Unterleib gegen den der Frau, zwei Schritte nach rechts - klatsch!,  gegen den der nächsten. Beim ersten Mal tut’s noch weh ...! Da hatte ich aber auch Marion auf einer Seite und die ist recht wenig gepolstert. Danach habe ich schön darauf geachtet, immer zwischen zwei rundlichen Omis zu stehen. Die schwingen ihre Becken auch viel hingebungsvoller ... Von dort geht es weiter zum Haus des nunmehrigen “Kreuzaufbewahrers”. Es werden diverse Snacks gereicht, Pizza, Gebäck, Kuchen und dazu natürlich jede Menge Getränke, bevorzugt Grogue, Pontche, wer`s nicht so hart mag, kann auch Wermut, Wein oder Bier bekommen! Natürlich wird immer wieder getanzt (schön drauf achten wo man plaziert wird), die Trommler wechseln sich ab, es wird immer voller. Viele kennen wir schon von der Fiesta in Faja, eDas macht so viel Spass, dass es abends auf der Strasse noch eine extra Tanzrunde gibtinige sprechen englisch, was die Verständigung ungemein erleichtert. Einer hat eine kleine Farm in der Nähe und möchte uns unbedingt eine Ziege schenken. Glücklicherweise nicht sofort, am Freitag bringt er sie uns nach Nova Sintra. Wir sind skeptisch, aber er besteht darauf. Schaun wir mal, was dabei rauskommt. Als wir aufbrechen kommen wir gerade mal 100 Meter weiter, ein Grill an der Strasse, wir werden zum Essen eingeladen, jemand trommelt auf einer Mülltonne und schon dürfen wir mitten auf der Strasse unsere Becken an weiteren Frauen reiben. Aufbruch, nächste Bar, von da weiter - das letzte Aluguer nach Faja de Agua ist längst weg. Unsere neuen Freunden versichern, dass das kein Problem sei und ziehen mit uns weiter von Kneipe zu Kneipe - Tanzen, Kickern, hier noch mal eine Suppe, dort ein Wein - gegen 24 Uhr sind wir einfach nur noch müde und wollen nach Hause. Von wegen kein Problem, alle Aluguer-Fahrer liegen in ihren Betten, die Jungs ziehen los, einen zu wecken. Irgendwann fährt tatsächlich ein Pickup vor, zähes Verhandeln nützt nichts, er möchte sich seine Nachtfahrt gut bezahlen lassen. Die Alternative, 2 Stunden Fussmarsch durch die stockdunkle Nacht ist wenig verlockend und so akzeptieren wir zähneknirschend den geforderten Preis, um um 2 Uhr dann endlich in unseren Kojen zu liegen.

Mittwoch, 05.05.2010

Clarinda hat uns zum Essen eingeladen. Also rudern wir am Nachmittag rüber, den Männern wird ein Glas Wein in die Hand gedrückt, die Frauen verschwinden in der Küche, um zu helfen. Kartoffeln schälen, Zwiebeln, Knoblauch, Kichererbsen, etc., dazu jede Menge Fisch, alles in den riesigen Topf und dann brutzeln lassen. Ein Salat mit Dörrfisch vorneweg, das beste Porzellan wird raus gekramt und schon stehen dampfende, lecker duftende Schüsseln auf dem Tisch. Hinterher Apfelkuchen, von Anna gebacken. Mit vollem Bauch und etwas geschwächt vom vielen Feiern fällt es schwer, sofort auf die Tanzfläche zu stürzen - aber es hilft alles nichts! Es ist wieder weit nach Mitternacht als wir endlich mit unseren Dingis nach Hause paddeln! Und abfahren dürfen wir auch noch nicht, am Sonntag wollen sie für Bergauf Richtung Tantumuns Fisch grillen!

Donnerstag, 06.05.2010

Wir brauchen Bewegung (nur tanzen belastet die Muskeln zu einseitig) und haben beschlossen, alle sechs zur südlich gelegenen Bucht Tantum zu wandern. Denni, unser ständiger und sympathischer Helfer will uns begleiten. Ein Glück, in dem Gewirr sich ständig verzweigender Eselspfade hätten wir den Weg nie alleine gefunden. 3 Stunden brauchen wir bis zu dem Dorf Tantum, eine Ansammlung recht armselig aussehender Häuser, allerdings auf einem Berghang mit phantastischer Aussicht auf die Bucht gelegen. Nur der den Abhang runtergeworfene Müll schmälert das Erlebnis etwas. AufBergab nach Hause, Faja do Agua den Abstieg zwecks Bad im Meer verzichten wir alle, wir haben auch so noch genug Weg vor uns. Es geht eine steile Strasse bergauf (natürlich!) und nach 1 Stunde erreichen wir do Monte - kurzer Stop für kaltes Getränk - und von dort den wunderschönen, allerdings steilen Eselspfad bergab nach Faja. Tom hat diesmal auch einen Blick für die Umgebung, er trägt Schuhe! Denni drängt, es wird langsam dunkel und mit dem letzten Licht erreichen wir Faja. Erschöpft nach dem siebenstündigen Marsch fallen wir in unsere Dingis und sind heilfroh, an Bord die Fuesse hochlegen zu koennen..

Freitag, 07.05.2010

Heute soll wirklich Gemüse gekauft werden, der Abfahrttermin nach der Grillparty am Sonntag ist beschlossene Sache. Wir springen (aus Erfahrung klug) gleich als erste auf`s Aluguer nach Nova Sintra. Unsere Überlegungen zwecks sinnvoller Verwertung einer Ziege erweisen sich als voreilig, der Farmer ist nicht da! Wir versuchen bei den Marktfrauen am Strassenrand genügend Grünzeug für die Überfahrt zu erstehen, das Angebot ist dürftig, die Rucksäcke nicht allzu schwer! Zwei kleine Supermärkte werden noch heimgesucht, aber die Ausbeute bleibt mager. Assis, einer der Jungs von der “Santa-Cruz-Party” schleppt uns von einem Gehöft zum nächsten,  Tomaten hat keiner. Mittagessen gibt es bei Clarindas Schwester, anschliessen müssen wir unbedingt noch zu Assis nach Hause, wozu wir eigentlich keine Lust haben. Dort treffen wir auf weiter Bekannte der Fiesta, lassen uns Spaghetti aufdrängeln, passen auf, dass kein Grogue in unsere Gläser gefüllt wird und verschwinden mit dem Hinweis auf die bevorstehende Abfahrt des letzten Aluguers. Das ist dann auch richtig voll besetzt, vorne 4 und 13 auf der Ladefläche, hält natürlich genau vor Clarindas Tür die uns schon anstrahlt. Na gut, erst mal die Rucksäcke und Tüten in eine Ecke stellen, ein Glas Wein, Musik, ein wenig tanzen, Clarinda brät ein paar Fische, es wird immer voller, ...und entwickelt sich natürlich zur schönsten Party. Tom und Susi brechen irgendwann auf, als Anna, Franz und wir später den selben Plan haben ist Clarinda entrüstet. Sie hat gerade Suppe aufgesetzt! Na gut, tanzen wir also weiter .... um 2 Uhr liegen wir dann auch endlich in den Kojen.

Sonnabend, 08.05.2010

Kein Besuch heute, wir können endlich mal einige Arbeiten am Schiff erledigen. Marion hängt mit Magenkrämpfen etwas in den Seilen. Nachmittags paddeln Tom und ich dann MAL KURZ an Land, Denni winkt schon heftig. Die Jungs kochen gerade Essen und kommen jetzt damit zu uns. Wir schaffen es gerade noch, die Angelegenheit auf die “Aorai” zu dirigieren, die Frauen vorzuwarnen, dann legt ihr Boot mit vier Mann, riesigen Kochtöpfen und etlichen Weinflaschen auch schon an. Franz und Anna kommen rüber, Marion bleibt auf der “Mira” in ihrer Koje und Susi holt mich nebst schnell gepacktem Korb voller Schüsseln, Löffeln und Gläser ab. Wir stellen fest, dass Denni ein Die Dorfjungs haben fuer uns gekocht - Essen an Bord der AORAIphantastischer Koch ist, wir nicht soviel essen können wie gekocht wurde und das Deck der “Aorai” nicht zum Tanzen geeignet ist. Also greifen die Jungs sich Tom`s Angel und mit den Essenresten als Köder landet ein Fisch nach dem anderen auf dem Deck, Bordkatze Ronja ist ganz aus dem Häuschen. Tom macht auch grosse Augen, er badet seine Haken üblicherweise nur! Ich paddel mehrfach zur “Mira” um meinen Pflichten als fürsorglicher Krankenpfleger nachzukommen. Vom Dorf hört man die Frauen singen, sie feiern in den Muttertag. Die Jungs werden nervös, schnell werden die Fische ausgenommen, in einen Topf geworfen (nein, wir sind ja auch noch nicht satt!!!) und unter dem fadenscheinigen Vorwand, dass Kartoffel fehlen rudern Denni und Antonio schnell mal rüber. Eine Stunde brauchen sie für die Rückkehr, sie waren Tanzen. Das Essen ist jetzt eigentlich Nebensache wir sollen mit rüberkommen zur Fiesta mit den Frauen des Dorfes. WIR BRAUCHEN EINEN ABEND OHNE FIESTA! Schnell wird der (leckere) Fischeintopf weggelöffelt, kopfschüttelnd verabschieden sich Denni, Antonio, Eddi und Carlos von uns und wir können endlich ins Bett. Manchmal ist es schon ein wenig anstrengend mit ihnen!

Sonntag, 09.05.2010

Vormittags kommen Denni, Antonio, Eddi und Carlos vorbei, um sich von mir und Franz die Harpunen zu leihen, ein paar Stunden später präsentieren sie ihre Ausbeute - jede Menge Fische, Muränen, Lobster . In 2 Stunden beginnt die Fiesta! Wir sind pünktlich, stellen ein paar Flaschen Wein auf den Tisch und bekommen unsere Teller in die Hand gedrückt. Ein riesiger Topf wird aufgestellt, voll mit Fisch, von der Suppe ist kaum was zu sehen. Dazu Curryreis, einfach lecker! Natürlich werden wir zum Nachschlag gezwungen, die Gegenwehr ist nur halbherzig. Wir können die Jungs überzeugen, die Musik auf ein Niveau, dass einen Tick unterhalb der Lautstärke einer Flugzeugturbine liegt, runterzuregeln - jetzt macht das Tanzen auch Spass! Einige (knackige) Dorfmädels versuchen relativ erfolglos unseren Damen einen speziellen Tanz beizubringen, sie können ihre Hintern einfach besser schwingen! Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt mit Jungs zu tanzen, nur bei langsamer Kuschelmusik sträube ich mich immer noch. Es wird richtig voll, ständig wird Wein nachgeholt, wir bevorzugen heute die Frauenversion, halb gemixt mit Cola! Irgendwann verteilt Denni dann noch Bratfisch, später Suppe, Franz und ich sind im Tanzwahn, Tom, den einheimischen Männern nacheifernd, holt ständig neue Weinflaschen, Marion steigt irgendwann von ihrer Teekanne auf Cola/Wein um, Anna verteilt entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit einige Körbe, sie hat Bauchschmerzen, Susi versucht doch noch den speziellen Hinternwackel-in-die Knie-geh-Tanz hinzubekommen, ich stürze sofort auf die Tanzfläche als eine Dorfschönheit mich fragt (hätte aber genauer hinhören müssen, sie fragte nicht nach Tanzen, sondern Feuer), lehnen eisern jegliche Versuche ab, Grogue zu trinken..... es wird ein langer, lustiger Abend - super Fiesta! Als wir dann todmüde um 2 Uhr in unsere Dingis klettern, ist sie natürlich noch lange nicht zu Ende.

Montag, 10.05.2010

Fast 2 Stunden bin ich damit beschäftigt, das Unterwasserschiff und die Borddurchlässe zu reinigen, schicke dabei etliche Entenmuscheln in die Tiefe und mache sicher hunderte kleiner Krebse obdachlos. Marion leert den Wäschekorb, räumt unter Deck zusammen, morgen wollen wir aufbrechen. Der Wetterbericht vermiest es uns, ab Dienstag nacht zieht eine Passatstörung durch. 20 bis 25 kn Wind gleich am Anfang brauchen wir nicht unbedingt, die anderen beiden Bootsbesatzungen sehen es genauso und verschieben die Abfahrt ebenfalls. Schön wenn man keine Termine hat! Der geplante grosse Obstkauf wird gestrichen, ein paar Bananen und Papayas bekommen wir auch im Dorf. Marion und Susi meinen ihre Männer schaffen das schon alleine, Franz und Anna steigen dazu, Denni wartet schon auf uns. Fast am Ende des Dorfes steht ein luxuriöses Gebäude mit grossem Garten, dort wollen wir nach Obst fragen. Der Weg dorthin führt am gesamten Dorf entlang, etwa zwanzig Häuser. Mittlerweile kennen wir fast alle Bewohner, immer wieder wird gegrüsst, kleines Schwätzchen, “... nein wir möchten nichts trinken” - wir brauchen eine halbe Stunde! Der Besitzer des erwählten Grundstücks hat jahrelang in Frankreich gelebt, vermietet in dem Haus auch Zimmer und hat gerade zwei Paare als Gäste. Papayas und Bananen können wir bei ihm kaufen, der Preis ist ok., wir sollen uns die Früchte aussuchen und pflücken. Die hängen in 4-5 Meter Höhe, für Denni kein Problem, er klettert jeweils hoch. Die Pensionsgäste kommen auch noch zum Schwatzen, dann sollen wir dem Besitzer in seinen Keller folgen. Grogue Verkostung! Er betreibt auch eine kleine Brennerei und entgegen der üblichen Gewohnheit wird bei ihm der frisch gebrannte Zuckerrohrschnaps nicht gleich weg gezecht, sondern mehrere Jahre in Holzfässern gelagert. Der Aufwand lohnt! Wir ziehen mit unserem Obst los, bekommen noch ein paar Papayas als Beigabe, müssen wieder hier und da fuer ein Schwätzchen halten, “... nein, wir möchten immer noch nichts trinken”, noch frische Eier bei Dennis Bruder kaufen und sind nach 3 Stunden zurück. Es fällt den Frauen schwer zu glauben, dass wir nirgends eingekehrt sind, am liebsten würden sie uns pusten lassen!

Dienstag, 11.05.2010

Foto-, Daten- und sonstiger Tauschtag. Die Männer paddeln mit externen Computerfestplatten hin und her, die Frauen beschäftigen sich derweil mit was Sinnvollem!   Tom`s Iro-Haar-Style ist nach Meinung von Susi immer noch nicht perfekt, nachmittags erscheinen sie zum dritten Nachschnitt! Wird von Marion prompt erledigt und anschliessend mit dem neuen Sof3 Boote haben hier reichlich Platz, drehende Winde, Stroemung und grosse Steine machen das Ankern trickigtmix Cola/Wein als Sundowner ausreichend gewürdigt.

Mittwoch, 12.05.2010

Heute nacht klopfen unsere Nachbarn an! Die “Mira” und “Skorpio V” “kuscheln” miteinander. Franz kann uns gerade noch auseinander drücken. Früh um 6 Uhr wiederholt sich das Spiel, wir klatschen aneinander. Nachtruhe beendet! Drehende Fallböen und konfuse Strömungen. Also wechseln wir den Ankerplatz. Schnorcheln, gute Position für den Anker suchen, mit Boje markieren. Anker auf, gleich mal auf unseren reparierten Hauptanker wechseln, Anker an der markierten Position einfahren, beobachten! Jetzt können die Nachbarn nicht mehr einfach so anklopfen! Abends gibt es auf der “Aorai” die legendären Tom`s Pfannkuchen (wir würden dazu ja Crepes oder Eierkuchen sagen) für alle. Jeder schleppt ein paar Zutaten an, es ist lecker wie immer, aber die fehlende Nachtruhe stecken den Scorpion`s und Mira`s in den Knochen. Es wird ein kurzer Abend.

Donnerstag, 13.05.2010

Herrentag, meine Bordfrau verwöhnt mich! Ich habe heute frei und darf spielen gehen, verabrede mich mit Tom und Franz zum Fischen, aber wie immer kommt es anders. Denni schwimmt mit einem Eimer voll Mangos zur “Scorpio V”, bei uns taucht Antonio auf der Badeplattform auf. Zwecks Bespassung drücken wir ihnen jeweils eine Angel in die Hand in deren Ergebnis am Nachmittag mehrere Dutzend Fische auf den Booten liegen. Dieses führt zu einem mehrgängigem Menü auf der “Scorpio V”, was zwei weitere Jungs vom Dorf anlockt,. so dass wir zu zehnt im Cockpit hocken. Stehen tut nur Anna, nämlich fast den ganzen Abend in ihrer Küche und ihr (wie immer lachender) Kopf taucht von Zeit zu Zeit im Niedergang auf, um volle Schüsseln hoch zureichen und leeres Geschirr zwecks sofortigem Abwasch mit runterzunehmen. Arme Anna!

 

Freitag, 21.05.2010

Heute soll es sein - wir sind fest entschlossen ankerauf zu gehen, die Atlantikueberfahrt in Angriff zu nehmen (wird ja auch langsam mal Zeit)! Aber immer mit der Ruhe ... Erstmal fruehstuecken, Kaffee trinken. Beim Kaffeetassenausspuelen stelle ich dann fest, dass die Seewasserpumpe arg am Wuergen ist, sprich, es kommen nur ein paar Troepfchen, und dann gar nichts mehr aus dem Seewasserhahn an der Pantryspuele. Klar, dass sowas kurz vorm Losfahren passiert! Das ist EIN FALL FUER DEN SUPER-KPT! Einmal abtauchen. "Da ist irgendwas Weisses drin. Aber von aussen kann ich da nichts machen". Also von innen angreifen. Zuerst die Ansaugung im Motorraum checken - nichts, Fusspumpe in der Pantry - auch nichts, immer noch dicht. Nun hat der kluge Kpt beim Einbau ein Rueckschlagventil eingebaut und siehe da: davor hat es sich ein kleiner Oktopus gemuetlich gemacht. Guckt ihn mit grossen Augen an und will ueberhaupt nicht sein neues Heim verlassen. Die Rechnung hat er aber ohne uns gemacht! ... Nach dem Zusammenbauen gibt's erstmal 'n Kaffee im Cockpit. 3 Minuten spaeter an backbord eine Stimme im Wasser: Antonio, unser anhaenglichster Dorfbewohner kommt mit einem Eimer voll Mangos und einer Pine (grosse, stachlige gutschmeckende Frucht) angeschwommen. Fuer unterwegs. Die Leute hier sind unglaublich! Der Kpt rudert ihn spaeter zurueck an Land, ich fange mit Aufklaren an. Kpt kommt zurueck und hat einen neuen Dorfbewohner im Boot, den wir noch gar nicht kennen. Kpt guckt unschuldig:"Er ist einfach ins Boot gesprungen." Jose hat drei Papayas dabei, will sich mNoch ein letzter Blick zurueck auf Faja de Aguaal das Boot angucken, ein paar Fotos machen lassen, die wir unbedingt schicken sollen, und macht es sich erstmal gemuetlich. Im Gegensatz zu uns hat er alle Zeit dieser Welt. Muss ihm das nun gerade heute einfallen? Irgendwann kriegen wir ihn doch vom Boot komplimentiert und rudern ihn an Land. Der Wind ist recht kraeftig und wenn wir das noch ein paar Mal machen bin zumindest ich platt (wir liegen ziemlich weit vom Land vor Anker)... Anschliessend schaffen wir dann wirklich noch etwas. - Eine  Stunde spaeter holen wir Tom und Susi ab. Die beiden brauchen noch Wasser, ansonsten ist allgemeine Verabschiedung angedacht und die "Vernichtung" der restlichen Escudos im kleinen Market. Franzl und Anna, unsere "Uebersetzer", sind mit dabei, obwohl die beiden nicht unbedingt den Eindruck machen, als wollten sie heute auch abfahren... Die Dorfbewohner sind recht betruebt. Gerade jetzt wollen wir fahren, wo doch im Juni die grossen Festas sind! Und heute Abend ist auch Festa, und ueberhaupt! Na wenigstens noch zusammen einen Grogue trinken!! Wir straeuben uns - kein Alkohol auf See! Naja, es wird ein Wein und ein Becher voll Pontche (die abgeschwaechte Variante). Und schon sitzen alle wieder gemuetlich vor der Bar, capverdische Musik laeuft (inzwischen kennen wir ja fast alle einschlaegigen Titel), das Tanzbein zuckt, froehlich-Palaver mit Hand und Fuss, ... und beinahe waere wieder eine Festa draus geworden - wir kriegen gerade noch rechtzeitig die Kurve. Mumu, einer der Fischer ist enttaeuscht, wir sollten doch noch zu ihm nach Hause kommen ... und wir sollen uns ruhig Brasilien, Argentinien usw angucken, aber dann gleich wieder zurueck kommen! Sie sind wirklich lieb die Faja-Leute :) - Anschliessend ist schnelles “Aorai”- und “Scorpi”-Schuetteln (bloss keine langen Abschiede ...!!), und um 17 Uhr holen wir den Buegelanker vom Grund des alten Vulkanes, fahren eine kleine Ehrenrunde (mit einer Traene im Knopfloch ;), winken, troeten, winken, werfen einen letzten langen Blick zurueck auf die Faja de Agua-Bucht ... und drehen den Bug in Richtung offene See. Wind und Welle haben im Laufe des Nachmittags abgenommen, gut zum Eingewoehnen und Einschwingen fuer die lange Ueberfahrt. Natuerlich rollt auch gleich mal die Genua nicht voll aus, die neue Reffleine ist doch zu kurz.  Der Kpt darf gleich basteln (faengt ja gut an ;). Die Logge hat auch keine Lust und zeigt uns stur 0,00 an. Egal. Hinter uns leuchten die roten Segel der “Aorai”, die kurz nach uns ankerauf gegangen sind. Unter Genua sind wir dann mit 4,8kn unterwegs,aber es dauert nicht lange und wir sind in der Abdeckung der Insel. Null-Wind. Etwas spaeter schwingt er sich zu gerademal 10kn aEndlich Zeit zum Lesen ...uf, aber immerhin. Um 1 Uhr nachts wirft der Kpt den Motor an, wir doedeln nur noch doof in der Welle ..

Sonnabend, 22.05.2010

Ein bisschen zertreten sehen wir beide aus, an den neuen Schlafrhythmus muss man sich eben erst gewoehnen. Der NO-Wind wechselt im Laufe des Tages von 1 bis max. 4Bft, schoenes entspanntes Segeln. Kpt hat sich ein Buch gegriffen, ich gucke auf's ewig weite Meer, auf der Suche nach Delphinen oder gar Walen ... es gibt aber "nur" Schwaerme Fliegender Fische, die lange ueber das Wasser gleiten. Am Himmel Passatwoelkchen. Der Autopilot haelt brav Kurs 184°. - Die Bananen sind noch nicht soweit, es gibt Papaya ...

Sonntag, 23.05.2010 - Pfingsten

NO-Wind 3-4Bft, recht ruhige See. Beim Deckputzen geht Schrubber ueber Bord (Mitteilung ueber Funk an die SCORPIO, die jetzt hinter uns sind, dass sie ihn ggf aufsammeln ? ;) Laufen heute 190°, setzen das erste Mal nach Reparatur unseren Parasailor "Christel". Zeit zum Lesen etc. 12 Uhr steigt Windanzeige aus, wird zwei Stunden spaeter aber wieder "munter" und haelt durch - Toi, toi!!! Abends muss "Christel" wieder rein. - Mangotag.

Montag, 24.05.2010

NO, 3-4Bft. Wechseln wieder auf "Christel", die uns ca 4,5kn beschert (wir waren schon mal schneller, das wird an unserem "Bb-Hinkefuss" liegen ...) Logge entschliesst sich, wieder ihren Aufgaben nachzukommen. Sichten achtern gegen 20.20 Uhr Seenotrettungsrakete, drehen, fahren 3 Stunden Richtung N, um in evtl. Sicht-, Funkbereich zu kommen. DoEndlich mal Delphine auf dieser Tourrt nichts zu sehen oder zu hoeren, gehen wieder auf 190°. - Bananen sind reif. Verfallen dem Bananeneierkuchenwahn ...

Dienstag, 25.05.2010

NO 3Bft. Sehen das erste Mal Delphine, eine riesige Schule, deren Weg den der "Mira" kreuzt. Gegen 18 Uhr kein Wind mehr, laufen unter Motor und machen gleich mal den Wassermacher mit an. Ab 23 Uhr wieder 3Bft, Motor aus, Genua raus. - Bananeneierkuchen, Bananenmilch.

Mittwoch, 26.05.2010

NO 3Bft. Um 6 Uhr der erste Regen nach langer, langer Zeit! Der Saharasand laeuft vom Mast, von den Fallen und Wanten als braune Suppe ueber das Deck. Mittags faengt Kpt kleine Goldmakrele, die er auf der Stelle filetiert und mariniert. Lecker Salat! - Bananenkuchen, Bananenmilch und Bananeneierkuchen.

Donnerstag, 27.05.2010Sieht schlimmer aus als es ist

Ab 15 Uhr Flaute. Spaeter Cockpitreinigung, dabei grosse, flinke Spinne aufgeschreckt, die sicher mit Bananenstaude an Bord gekommen ist. Wilde Jagd, Spinne sehr schnell und haarig ;( Kpt sehr mutig, hat sie vom Boot ins Wasser geschubst. 28,5°C Wassertemperatur. - Bananenkuchen, Bananenmilch, Bananeneierkuchen.

Freitag, 28.05.2010

Ueber Nacht Vogel als Schlafgast an Bord. 6.00 Uhr, Gewitter, Regen. Laufen noch unter Motor. Allmorgendliches Abarbeiten der Post (Pactor, so eine feine Sache!) 8.40 Uhr, 3Bft aus SO. - Bananeneierkuchen, Bananenmilch.

Sonnabend, 29.05.2010

SO-Wind 3Bft, mittags 4Bft. Wetterleuchten. Kpt wird morgens durch Schwall Seewasser geweckt (mYep!anchmal sollte man die Luken lieber zu machen), anschliessendes Trockenlegen der Koje. - 50ste Banane gegessen :)

Montag, 31.05.2010

OSO-Wind 2-3Bft, drehtStolz wie Bolle ... auf SO. "Ueberfahren" um 14.54 Uhr UTC den Aequator!!!!! Er- staunlicherweise keine weisse Linie auf dem Wasser ;) Kpt oeffnet versehentlich Flasche mit halbtrockenem Sekt (grauselig!), wir stossen an und taufen uns gegenseitig. Zur Feier des Tages gibt es Papayasuppe. - Morgens natuerlich BanaUnd so sieht's am Aequator ausneneierkuchen, nachmittags Bananenmilch!

                                                           Freitag, 04.06.2010

SO-Wind 3-4Bft. Feines Segeln. Rundherum immer noch viel Meer, Passatwoelkchen. Kpt liest, ich gucke Loecher in die Luft und ins Wasser. Hohe Duenung aus S. 12 Uhr: DIE BANANEN SIND ALLE! 120 Stueck waren an unserer Staude. Es wird hoechste Zeit, dass wir ankommen! Zum Abend Regen. - Letzte Papaya mit Eierkuchen "vernichtet".

Sonnabend, 05.06.2010

Erhalten mail von "Bodenstation" in Stralsund. Inhalt: Rezept fuer Bananencurry. Zu spaet!

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