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Brasilien

Sonntag, 06.06.2010Land an steuerbord, richtiges Land!

SSO 3Bft. Wieder feines Segeln, wir wollen aber heute vorm Dunkelwerden ankommen und machen den Motor mit an. 15.55 Uhr UTC ruft Kpt "Land in Sicht!" Bin total enttaeuscht, vonwegen Land! HOCHHAEUSER!!! Die Hochhaeuser von João Pessoa (600 000 Einwohner) sind als Erstes zu sehen. Das macht das Entdeckerfeeling doch zunichte. Etwas spaeter kann man an steuerbord bewaldete Huegel und Felder erkennen, das sieht fast aus wie in Mecklenburg-Vorpommern. Wo ist denn hier der Regenwald?! ... Wir fahren den Rio Paraiba einige Meilen hinauf. Auf beiden Uferseiten gruen, Palmen und Mangroven - geht doch! Puenktlich zum Sonnenuntergang faellt unser Anker vor Jacare. 1627 sm am Stueck liegen hinter uns. Jemand spielt Ravel's "Bolero" auf einem Saxophon - wie romantisch! Ganz in der Naehe liegt auch die "Scorpio", die schon einen Tag frueher angekommen ist. Franzl und Anna winken unsFlussufer des Rio Paraiba herueber, sie haben schon einen Willkommenstrunk kuehl gestellt :) und wir haben ja immerhin die Atlantik- und Aequatorueberquerungen zu feiern. Nach drei Stunden fallen uns dann doch die Augen zu, sind halt hundemuede ... Als Begruessungsueberraschung gibt uns Anna fuer morgen BANANEN mit :)!!!! Endlich wieder Bananeneierkuchen! ... Aber erstmal schlafen wir aus!

Montag, 07.06.2010

Morgens um 6 Uhr geht hier die Sonne auf und ohne Schlauchboot ueber den Vorschiffsluken scheint sie genau in die Koje, uns direkt in's Gesicht. Eine Weile kann man das ja ignorieren, aber nicht lange. Also Fruehstueck (endlich wieder Bananeneierkuchen!!) und anschliessend aufklaren. René haengt die Antenne zwecks Internet raus - leider umsonst -, bastelt hier, bastelt da und jammert ueber den Wind, den ich widerum sehr angenehm finde bei permanent Sonne von oben. Irgendwann schliesst er sich im Motorraum ein (da ist wenigstens kein Wind ;) und beginnt, den ewig oelverlierenden Generator auseinanderzubauen. Gegen 13 Uhr sind wir mit Anna und Franzl zum Landgang verabredet. Wir sammeln sie ein und dann kommt der ganz grosse Moment: WIR BETRETEN SUEDAMERIKA!!! :) Jubel, Jubel!! Erstmal anfassen! Grins ... Anschliessend lempeln wir durch Jacare, sind nach ca 30 Minuten  in Intermares, wo in einer der Tankstellen mehrere Geldautomaten sind, und halten kurz darauf unsere ersten Reais in den Haenden. Schoen bunt. Gleich daneben ist der erste Supermarkt. Whow! Wie lange hatten wir das denn nicht mehr!? Absolut begeistert gehen wir mit vor Staunen geweiteten Augen durch den klimatisierten Markt, an den prall gefuellten Regalen entlang ... Fleisch! Obst! Gemuese! Alles superfrisch! Wir kriegen das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht und schlagen gleich richtig zu: Bananen, zwei riesige Mangos, TOMATEN! ;), Saft, Senf - das Noetigste halt. Danach gehen wir die Hauptstrasse ein Stueck weiter und sind schon am Meer. Herrlich weisser Sandstrand, Palmen, die voller Kokosnuesse haengen. Es waere ratsam, hier einen Helm zu tragen. Endlich wieder das Meer (ein bisschen bloed sind Segler wahrscheinlich ;)! Wir geniessen den Anblick und trinken an einer kleinen Strandbar ein erstes “Skol”, brasilianisches Bier. Auf dem Rueckweg kommen wir an einer Baeckerei vorbei und gehen fast in die Knie bei all den leckeren Sachen (vor allem wir Frauen). Und es gibt PUDDINGPFANNKUCHEN!!!! Jaaaaaaaaaaaaa! Fuer ca 1Euro pfeifen wir uns jeder ein mit Schinken und Kaese gefuelltes Gebaeckteil rein, was als Abendbrot vollkommen reicht. Noch einen Puddingpfannkuchen auf den Weg ... Die Einkaeufe kurz an Bord bringen und dann ist auch schon Sundownerzeit. Anna und Franzl wieder einsammeln und ab zur Strandbar, wo die ersten Touris schon in den beginnenden Sonnenuntergang starren und tausende von Fotos knipsen. Das hier soll der schoenste Sonnenuntergang weit und breit, oder ueberhaupt, oder in ganz Brasilien, oder ? sein :) Naja. Und wieder erklingt "Bolero", der Saxophonist steht spielend in einem kleinen Holzboot und wird vor der Bar hin- und hergerudert. Langsam natuerlich, damit er erstens nicht umfaellt und zweitens, damit alle Touris genuegend Bilder von ihm machen koennen. Sie geraten geradezu in Ekstase und machen Fotos, Fotos, Fotos... Oh wie romantisch! Zu uns gesellt sich Anthony von der "Wild Fox". Fuer die Herren gibt's “Skol” und wir Weiber schluerfen lecker Caipi ;) Hmmm. Sehr gut! Nach dem Saxophonisten kommt noch eine Geigerin, die sich mit ihrer schwarzen Geige, schoenem popolangem Haar, einem strahlenden LaechKleine Jacare-Marina, direkt neben unserem Ankerplatzeln, hohen Pfennigabsaetzen und einem irren Hueftschwung durch die Tischreihen geigt (die Maenner schmelzen nur so'n bisschen dahin ...) Irgendwann sind wir fast die Letzten und nach gefuehlten drei Stunden tuckern wir im Dingi zurueck auf die Boote. Auf der "Mira" angekommen falle ich vor Lachen fast um, es ist 20.20 Uhr! Da kann man doch noch nicht ins Bett gehen ;) - also mit der Ortszeit, das ist noch so'n Ding ... Des Naechtens faengt es dann an zu regnen, und das gar nicht mal wenig, so dass wir einen Grossteil der Luken zumachen muessen. Dazu windet es recht heftig (wieder eine unruhige Nacht). René hatte den Generator zwecks weiterer Reparatur ins Cockpit gestellt, den hat's glatt umgehauen. Natuerlich ist er so gefallen, dass auch was kaputt geht: der Anlasser... Wir wollten ja sowieso mal in die Stadt, shoppen.

Donnerstag, 10.06.2010

Nach zwei Basteltagen an Bord (komplettes Auseinandernehmen des Generators) haben wir uns ein bisschen Entspannung in Form eines Ausfluges nach João Pessoa mehr als verdient! Wir sammeln Anna und Franzl ein, verzurren unser Dingi am Ponton der kleinen Marina und laufen zum kleineIn João Pessoan Bahnhof von Jacare. Fast stuendlich rumpelt eine kleine Bahn in Richtung der grossen Stadt und fuer ganze 50 Centavos (25 Cent) pro Person sind wir dabei. João Pessoa nennt sich "Gruene Metropole" und soll gleich nach Paris mit 700ha die meisten Gruenflaechen weltweit besitzen. Die Parks sind zum Teil Reste des tropischen Kuestenregenwaldes und schon waehrend der Bahnfahrt rattern wir an sattgruenen Palmen, Bananen, Mango- und diversen anderen Baeumen vorbei.- Gleich nach der Ankunft stuerzen wir in die ersten Laeden (beschleunigt durch kraeftige Regenschauer), denn in der Naehe des Bahnhofs befinden sich viele Autowerkstaetten und -ersatzteilhaendler. Unsere Maenner halten jeweils Zuendkerze bzw. Anlasser hoch, fragende Blicke, erkennendes "Ahhh" - und Kopfschuetteln. Darauf geht es in den naechsten Laden, dasselbe Spiel, bis sich einer unser "erbarmt" und gemeinsam mit uns in die, in Frage kommenden Laeden laeuft. Franzl wird schnell fuendig, mit dem Anlasser ist es nicht ganz so einfach. 30 Minuten spaeter haben auch wir Erfolg und unser Begleiter handelt noch einen besseren Preis fuer uns aus. "Muito obrigado!!!" Vielen Dank! Er wehrt bescheiden laechelnd ab. “Denada”, gern geschehen. Anschliessend haben wir auch Augen fuer die meist gut erhaltenen, oft mit grellen Farben gestrichenen Kolonialbauten, die wirklich wunderschoen sind! Auf beiden Seiten der Strasse mehren sich jetzt Klamottenlaeden, die ausnahmslos alle Brasilien-Fussball-T-Shirts, -huete, -kleider, ... anbieten. Am 15. ist das erste Brasilienspiel und wir wollen mit unseren fussballbegeisterten Gastgebern gemeinsam jubeln, also brauchen wir mindestens T-Shirts. Die Anprobe macht Spass, die Verkaeuferinnen empfehlen die Nummer 10, Kakà. So gut ausgeruestet goennen wHier steppt der Baerir uns erst einmal eine gekuehlte Trink-Kokosnuss an einem der mobilen Verkaufsstaende. Lecker! Es geht quer durch die Altstadt und irgendwann beutelt uns der Hunger. In einem einfachen Restaurant essen wir fuer 5,50 Reais Festpreis, zwei Stuecke Fleisch nach Wahl und von allem anderen soviel wie auf den Teller passt. Tolle Sache! Und schmeckt! Auf dem Rueckweg entdecken die Maenner noch viele Elektroniklaeden, einen mit Angelzubehoer, etc. Ganz zum Schluss weckt ein Uralt-Toyota Landcruser, der zum Verkauf steht, ihr Interesse. Laut Verkaeufer hat er 20 Jahre auf dem Buckel, René guckt unglaeubig. Als die Motorhaube aufgeklappt wird sehen wir auf dem Typenschild die Jahreszahl 1967 prangen. Das kommt schon eher hin! ... Mit dem Baehnchen geht's wieder zurueck nach Jacare. Die Dorfstrasse ist geschmueckt mit gruen-gelben, froehlich wedelnden Stoffbaendchen, die Dorfbewohner sitzen schwatzend vor ihren Haeusern und erwidern freundlich unsere Gruesse. Uns gefaellt es hier! - Als wir mit dem Dingi in Richtung "Scorpio" fahren entdecken wir in der Daemmerung die "Aorai". Die beiden sind aber ausgeflogen (Landfall feiern), nur die Ronja-Raeuberkatze ist an Bord. Wir erwarten sie im Cockpit der "Scorpio" und es dauert auch nicht allzu lange, dass Tom mit der gut angeschnickerten Susi an Bord kommt. HELAU! Noch zwei Atlantikueberquerer!

Sonnabend, 12.06.2010

Gestern basteln, heute basteln. Am fruehen Nachmittag werfen wir uns ins Dingi und fahren an Land, um mal "schnell" was einzukaufen. Zu Fuss 30 Minuten hin, 30 Minuten zurueck (u.a. Bananen und Puddingpfannkuchen im Gepaeck :). Anschliessend alles schnell verstauen und rueber zur "Aorai", wo heute TO-Treffen mit dem hiesigen Stuetzpunktleiter Christoph ist, der schon seit 12 Jahren hier in Brasilien lebt und der eine Menge Tipps fuer uns alle parat hat. Vielleicht koennten wir hier sogar unser Boot reparieren lassen, Christoph selbst kann Alu schweissen. Dazu muessten wir auch mit Brian von der Werft gegenueber sprechen, muessten versuchen, Primer und Antifouling zu organisieren, ... Das wuerde alles in allem sicher ein paar Wochen dauern. Brasilien eben. Amanhã!

Sonntag, 13.06.2010

Um 15.30 Uhr beginnt das Fussball-WM-Spiel Deutschland gegen Australien. Schnell Anna und Franzl ins Dingi laden und zum ersten Strandrestaurant duesen, um das Spiel zu sehen. Natuerlich oeffnet der Himmel rechtzeitig alle Schleusen, damit wir voellig durchgeweicht dort ankommen. Macht nichts! Der Caipi soll laut Tafel vor dem Restaurant nur 1,99 Reais kosten. Eine Runde fuer uns vier, das Spiel wird angepfiffen. Der Fernseher ist recht winzig und ohne Ton (egal, wir verstehen davon eh nichts). Eine 3-Mann-Band beginnt zu spielen. Viele Touris wuseln hin und her, der taegliche Sonnenuntergangszirkus beginnt, obwohl der Himmel heut komplett woklenverhangen ist. Egal, wir nehmen noch eine Runde Caipi's. Deutschland spielt 4:0, immerhin. Vom Spiel haben wir nicht so richtig was mitbekommen. Der Kellner bringt irgendwann die Rechnung, nach der der Caipi 2,90 Reais kostet und sogar ein Obulus fuer die Musik erhoben wird ... Auch egal, hat trotzdem Spass gemacht :)

Montag, 14.06.2010

Im Dorf malen sie 2x3 m grosse Brasilienflaggen auf die Strasse. Froehliches Winken und Lachen von allen Seiten - morgen ist das erste Brasilien-WM-Spiel.

Dienstag, 15.06.2010

Es regnet seit Tagen beinahe durchgehend und die liebevoll auf die Dorfstrasse gemalten Flaggen sind schon so gut wie weggewaschen. Grausiges Wetter! Zum Nachmittag klart es etwas auf und wir schoepfen Hoffnung, denn eigentlich wollen wir heute an den Strand von Intermares und dort das WM-Spiel der Brasilianer gegen Nordkorea sehen. - 14.30 Uhr sind wir, ausgestattet mit Brasilien-T-Shirts, -ohrringen, Regenschirm und -cape auf dem Weg. Alle Laeden sind geschlossen, die grossen Supermaerkte, unser Lieblingsbaecker, alles wegen dem Brasilien-WM-Spiel (in Deutschland undenkbar!) Der Himmel haelt dicht und wir landen in einer kleinen Strandbar mit zwei mehr oder weniger grossen Fernsehern (eine Leinwand waere ja toll gewesen ...). In relativ kleiner, aber lautstarker Runde verfolgen wir das wenig spektakulaere Spiel und jubeln trotzdem ueber den Sieg der Brasilianer. Kakà machte keine gute Figur dabei und wir ueberlegen, ob man die grosse 10 wohl abbekommt vom T-Shirt. Auf dem Rueckweg, es ist inzwischen schon dunkel, freuen wir uns umso mehr als wir entdecken, dass unsere Baeckerei wieder geoeffnet hat. Wir fallen hungrig dort ein, stuerzen uns fast auf die mit Schinken und Kaese, oder Huhn gefuellten Gebaeckteilchen. Die Verkaeufer kennen uns schon und strahlen. Dann noch Broetchen und Kuchen kaufen (der ist soooo lecker! Und soooo viele Sorten! Ganz frisch aus dem Ofen! :). Anna und Franzl sind schon zum Bezahlen an der Kasse, wir haben unseren Zettel fuer's Essen vergessen und gehen nochmal zurueck. Der Verkaeufer schreibt ihn gerade aus, da kommen Franzl und Anna, schieben uns zur Seite, zu den Kuehltuhen. "Versteckt euch dahinter, hier ist gerade ein Ueberfall." Das ist echt wie in einem schlechten Film: An der Kasse vorn steht ein Typ, Motorradhelm auf dem Kopf, Knarre in der Hand und bedroht den Angestellten. Zwischen den Regalen verstecken sich Kunden, kauern dort still und versuchen zum Teil, unauffaellig ihre Handtaschen oder Portemonnaies unter die Regalboeden zu schieben. Ich hocke hinter der Kuehltruhe, neben mir Anna und René. In meinem Rucksack ist eh nichts drin, den koennte er glatt haben. Gott sei Dank kommt der nicht auf die Idee, noch eine Runde durch den Laden zu drehen, schiesst einmal in die Luft und verschwindet auf einem Motorrad. Vorbei ist es mit der guten Stimmung, alle sehen sehr bedrueckt aus. Eine Frau neben mir weint, ich versuche, sie etwas zu beruhigen. Wenigstens ist niemandem etwas passiert. Nur ein Mann sitzt draussen, an die Wand gelehnt, der offensichtlich einen Schock hat. Der Rettungswagen ist sehr schnell da, von Polizei weit und breit noch keine Spur. Wir sechs bezahlen unseren Einkauf und machen uns betreten auf den Heimweg. Als wir nach Jacare kommen ist dort grosser Jubel auf der Strasse, alle feiern und sind von unseren T-Shirts begeistert. Im Normalfall waeren wir dort geblieben und haetten noch mitgejubelt, aber so war uns nicht unbedingt danach ...

Mittwoch, 16.06.2010

Wir brauchen neues Oel fuer das Getriebe und machen uns beide auf nach João Pessoa. Es regnetSão Francisco (1589-1779) schon seit dem fuehen Morgen und es ist schwuelwarm. Mit Regenschirm bewaffnet rumpeln wir im Baehnchen zur gruenen Stadt. Heut steht nicht viel auf dem Erledigungszettel, wir haben auch Zeit, uns umzusehen. So entdecken wir z.B. die "Igreja São Francisco", eine Franziskanerkirche, die zu den schoensten Barockkirchen Brasiliens gehoert. Portugiesische "Azulejos", blau bemalte Kacheln, sind an den Waenden links und rechts, wenn man die Stufen zur Kirche hinaufgeht. Dort hinein kamen wir leider nicht, alle Tueren waren verschlossen (Mittagszeit). Dann sehen wir sie eben beim naechsten Mal an, Anna und Franzl wollten sowieso auch hinein. Wir bummeln durch die Stadt, René findet einen Autopolsterer, eine Edelstahlbude, ... Ich bedauere, mal wieder keinen Fotoapparat dabei zu haben. Ausbeute des Tages: zwei 5l-Kanister Oel, eine Kaffeetasse, eine Nietenzange, ein neues Vorhaengeschloss fuer unser Dingi - shopping-Tag eben :) - Als das Baehnchen in den Bahnhof von João Passoa einlaeuft, ist lautes Trommeln zu hoeren. Aus dem Wagon vor uns tanzt eine lustige Rentnertruppe auf den Bahnsteig, alle in gruen-gelb gekleidet, bunt geschminkt, lachend, Hueften schwingend, mit den Fuessen stampfend, immer der Trommel hinterher ... Herrlich!

Donnerstag, 17.06.2010

Wieder Basteltag. Kpt fuellt das gestern erworbene Oel in’s Getriebe, der anschliessende Motorstart klingt nicht wirklich gut, heisst, er saeuft nach kurzem Lauf ab. Eingehende Untersuchung: durch die Dieselleitung des abgebauten Generators zieht der Motor Luft. Aha. Alles dicht setzen (der Generator ist ja noch nicht fertig und steht seit einer Wochen auseinandergebaut, rostend im Regen), der Motor ziert sich noch ein wenig, laeuft dann aber doch an. Mal eins erledigt. Ich nutze eine kleine Regenpause und die, sich in der Plane ueberm Vorschiff gesammelten Regenwasservorraete, stolze 10L(!) und stuerze mich auf den uebervollen Waschkorb. Handtuecher und Betten fallen bei Handwaesche natuerlich aus. Muss mir mal was einfallen lassen, wie ich mehr Regenwasser auffangen kann. Auf der “Scorpio” und der “Aorai” sind die Tanks laengst voll, waehrend unsere Wasservorraete zusehens schwinden. Die Leine wird im Cockpit unterm Bimini gespannt, so dass zum Abend trotz weiterem Wasser von oben schon einiges trocken ist. Fein!

Freitag, 18.06.2010In der Igreja de São Francisco02

10 Uhr, Tom und Susi, Anna und Franzl und wir stehen inmitten diverser Dorfbewohner auf dem Bahnsteig von Jacare, warten auf die João Pessoa-Bahn, die schon bald in den Schienen quietschend um die Ecke kommt. Heute faehrt ein besonders schoenes Modell: vorn an der Lok prangt das grosse Bild einer barbusigen Frau, aehnlich einer Gallionsfigur an einem Schiff. In den Wagons sind mehrere Securitymaenner verteilt. - Shoppen ist heut weniger angedacht, sondern bummeln durch die Altstadt und zwischendurch Tom und Susi einweihen, wo was zu finden ist. Trotzdem bleiben wir wieder in dem ein und anderen Laden haengen. Unterwegs goennen wir uns gekuehlte Tinkkokosnuesse und frisch gepressten Zuckerrohrsaft, der echt lecker schmeckt. Gegessen wird wieder in dem einfachen RestaurantGekuehlte Trinkkokosnuss ist lecker!, 2 Stueck Fleisch und den Teller so voll wie’s geht, dazu 1Saft fuer ganze 6 Reais, ca 3 Euro. Es ist nur natuerlich, dass man sich dabei ueberfrisst :) Anschliessend “rollen” wir zur “Igreja São Francisco”, die jetzt geoeffnet ist und wir werden von einem jungen Mann durch die heiligen Gemaeuer und durch das dazugehoerige Kloster gefuehrt. Wunderschoen sind die Deckengemaelde, die ehemals mit Blattgold ueberzogenen Holzarbeiten und die blauen Azulejos an den Waenden. Oben im Gebaelk entdecken wir Fledermaeuse, kopfueber, kopfunter, die sich hier offenbar sehr wohl fuehlen. Im angrenzenden Klostergarten koennen wir inmitten von Banenenstauden, Palmen und diversen anderen Gewaechsen Lemuren und einen der winzigen (nur ca.5 cm gross), gruen gefiederten Kolibris beobachten, die hier auch “fliegender Smaragd” genannt werden. Die Luft dampft hier regelrecht, es ist wie im Gewaechshaus und der ein oder andere Moskito findet in uns ein willkommenes Opfer. Bevor wir zurueck zum Zug gehen goennen wir uns noch ein Bier bei Nelson, sein Kiosk liegt auf dem Weg. - An Bord der “Aorai” gibt es noch einen Sundowner, obwohl die Sonne laengst verschwunden ist. Dazu machen wir uns ueber einen gerade gekauften, aeusserst leckeren Kuchen her, der in Nullkommanichts verschwindet. - Zurueck an Bord der “Mira” “gewittert” es heftig ... Flusskoller?

Sonnabend, 19.06.2010

Schon wieder Basteltag. Und mal wunderschoener Sonnenschein, nicht eine Regenwolke in Sicht - geht doch! Jeder werkelt still vor sich hin. René baut die Einzelteile des im Cockpit zerstreuten Generators zusammen (sollte der heute wirklich im Motorraum verschwinden?) und ich entdecke vorn in der Abdeckplane ein paar Liter Regenwasser, genug fuer die restliche Waesche. Tom und Susi kommen kurz vorbei. Dann weiterwerkeln. Gegen 16.30 Uhr buckelt René den 70kg schweren Generator im Stueck in dessen eigentliches Heim zurueck, einbauen ohne Gehaeuse weil das komplett vollgeoelt ist, 30 Minuten spaeter der Druck auf den Startknopf - nichts! René, oelverschmiert, schwarz und schwitzend kriecht wieder in den Motorraum. Ich schrubbe schon mal die Rostflecken im Cockpit weg. Susi ruft ueber Funk zum Sundowner und Spieleabend auf die “Aorai” - dauert noch ein bisschen bei uns... Eine gute halbe Stunde spaeter laeuft der Generator dann endlich und René kriecht ziemlich geschafft ins Cockpit zwecks Dusche. Den Spieleabend sagen wir ab, heut gibt’s nur noch Film und Fuessehochlegen!

 

Sonntag, 20.06.2010

Wie auch am letzten Sonntag macheEins der Kids hat sogar seinen Vogel mit dabein wir sechs uns gegen Mittag auf nach Intermares. In einem Restaurant dort lautet das Sonntagsangebot frei uebersetzt :“Iss soviel du kannst!” . Man nehme einen Teller und esse bis zum Umfallen, Platzen, oder was auch immer. Es gibt reichlich Fleisch, Salate, Beilagen, eben alles was der Magen begehrt und das, so oft man will! Und es ist lecker! Am Ende bezahlt man aechzend 10Reais pro Person und rollt zurueck zum Boot. Um 15.30 Uhr beginnt das Fussball-WM-Spiel Brasilien gegen Elfenbeinkueste - bis dahin haben wir uTooooor!ns eine Pause verdient (René ist total ueberfressen und auch ich fuehle mich wie ein Fass, um die Uhrzeit solche Mengen zu essen sind wir einfach nicht gewohnt!) Bald darauf rufen schon Franzl und Anna ueber Funk, dass sie jetzt wieder an Land fahren, um das ... und noch eins!Spiel zu sehen. Wir sagen ab, wir koennen noch nicht ... verabreden uns aber fuer spaeter. Nach einem magenfreundlichen Tee und Bauchstreicheln fallen wir ins Dingi, koennen unsere “Mitstreiter” aber nirgends finden und landen in einer kleinen Bar an der Dorfstrasse, die ausschliesslich mit Einheimischen gefuellt ist, die begeistert ihre Fussballmanschaft anfeuern. Maenner, Frauen und Kinder. Sofort wirdAnna braucht keinen Tanzlehrer :) jemand hochgescheucht und uns werden Stuehle angeboten. Wir moechten aber eigentlich lieber stehen ... keine Chance. Anschliessend bestellt unser Tischnachbar Fleisch und Scampis, die auch lecker duften und wir sollen unbedingt zugreifen! Upps. Obwohl wir noch total genudelt sind probieren wir natuerlich. Das erste Tor faellt, alle springen jubelnd auf, fallen sich um den Hals, tanzen, ... draussen werden die ersten Boeller abgeschossen. Inzwischen teilen unsere Gastgeber schon ihr Bier mit uns. Es herrscht eine bombige Stimmung und als das Spiel abgepfiffen wird, Endstand 3:1 fuer Brasilien, geht die Party erst richtig los. Laute Musik, alle tanzen - das ist ja wie in Faja de Agua! Wir haben eine Menge Spass und als sie gerade versuchen, uns die neuesten Tanzschritte beizubringen, kommen auch Tom, Susi, Franzl und Anna herein ... als sich die Feier gegen 0.30 Uhr so langsam ihrem Ende zuneigt moechte ich eigentlich noch die Dorfstrasse hinauf gehen, wo auf beiden Seiten noch getanzt und gefeiert wird, aber René ueberredet mich zum ins-Bett-gehen. Von ueberall laute Musik, immer wieder zischen Raketen in die Luft, die bunte, glitzernde Sterne herabregnen lassen ... - Aber immerhin haben wir uns die dicken Baeuche wieder weggetanzt!

Sonnabend, 26.06.2010

Die gesamte Woche stand im Zeichen der Fussball-WM, jeden Tag zwei Spiele, die wir aber auch nicht alle gesehen haben, denn die meiste Zeit ging fuer Basteleien am Aussenborder drauf. Seit dem “Landfall” auf Santa Luzia, Capverden, laeuft er eh nicht mehr ganz rund und gab hier komplett den Geist auf. Ursache schien das Polrad zu sein, in dem sich vier Magneten befinden, die alle zerbrochen sind. René hat naechtelang am Rechner gesessen und sich ueber Polraeder schlau gemacht. Ist es ein Problem wenn die Magneten zerbrochen sind, veraendert Blick auf João Pessaosich dadurch das Magnetfeld? Springt er deswegen nicht an? ... Also, falls jemand Fragen dazu haben sollte ;)  - Am Montag sind wir zu zweit am Strand entlang bis nach João Pessoa gewandert, wobei einige Kilometer zusammen gekommen sind. Bei Wind steht hier eine beachtliche Brandung und dann haben die Surfer eine Menge Spass. Ansonsten ist der Strand so gut wie leer. Komisch, aber vielleicht gehen die Brasilianer im Winter nicht baden? - Ab Mittwoch stellen sich bei mir leichte aber stetige Zahnschmerzen ein. Bei der Waerme kann das schon mal sein, die lassen sicher bald wieder nach (denkt Frau sich so). Natuerlich wird der Schmerz heute, am Sonnabend, dermassen stark, dass ich meine, eine Axt im Kopf zu haben und verzweifelt unsere Bordapotheke nach Schmerztabletten durchsuche. Zuerst muessen die aeltesten weg. Susi und Tom bringen ueber den TO-Christoph (s)einen Zahnarzt inklusive Wegbeschreibung in Erfahrung. Toll! Hier ist zwar an jeder Ecke ein Dentist, aber ein empfohlener ist mir doch lieber.

Sonntag, 27.06.2010

Zum Deutschland : England-Spiel fahren wir an Land, die kleine Bar ist recht leer, die Brasilianer interessieren sich anscheinend nur fuer ihre eigenen Spiele? Don (“Sourdough”, USA), Gregori (“Eva”, Armenien), Jaco und Christelle (“Songerie”, Namibia) und wir sechs platzieren uns an unserem “Stammtisch” direkt vorm Fernseher. Das Spiel ist spannend, aber schon nach der ersten Halbzeit lasse ich mich von René zurueck an Bord fahren. Zahnschmerzen ... Das Nachmittagsspiel Mexiko : Argentinien waehle ich mal gleich ab, obwohl ich es sehr gern gesehen haette. Danach ist Grillen an Bord der “Aorai” angesagt (anstatt sonntaeglicher Fressorgie im Restaurant). Anna und Susi waren gestern eigens zwecks Fleischbeschaffung unterwegs und haben reichlich mitgebracht. Irgendwie ist es mal wieder zuviel zu Essen. Salat von Anna, Brot von Susi, Kartoffelsalat von uns - es geht uns nicht schlecht. Nein :) Ronja, die Raeuberkatze wird ein bisschen “nervoes” bei all den leckeren Geruechen und wir muessen sie des oefteren “der Schuesseln verweisen”. Allzu lange bleiben wir nicht, gleich morgen frueh ist Zahnarzt angesagt.

 

Montag, 28.06.2010

Jetzt weiss ich endlich wo die huebschen Frauen Brasiliens sind: wenn sie nicht leicht bekleidet auf dem Karneval tanzen halten sie sich den Rest des Jahres ueber als Stomaschwester in einer der ungezaehlten Zahnarztpraxen des Landes versteckt. Naja, und der restliche Teil wird zur Zeit vermutlich in Suedafrika zur Fussball-WM sein. Nach 2 Stunden taucht Marion, noch stark narkotisiert, aus dem Behandlungszimmer auf - guter Zeitpunkt, um gleich mal meine Idee zwecks Kauf eines zweiten Aussenborders zu verwirklichen. Es ist mit wenig Gegenwehr zu rechnen. Also in den Bus nach João Pessoa, ein bisschen rumfragen und schon bald stehen wir in einem grossen Honda-Center. Wir werden an einen der zwei Dutzend Verkaufstische gewunken, ueberall freundliches Grinsen, keiner versteht uns. Viel Palaver und  nach 5 Minuten ist eine junge Frau aufgetrieben, die Englisch spricht, nach weiteren 5 Minuten ein anderer Mitarbeiter, der weiss, ob sie nun Aussenborder verkaufen oder nicht (haetten wir nach einem Auto gefragt, das waere einfacher gewesen). Aber alle sind hilfsbereit und nett und wir erfahren, 30 Minuten und zwei Kaffee spaeter, die LiIn João Pessoa, gleich erstirbt hier alles Leben02eferzeit und den Preis fuer den Motor - mit der Lieferzeit koennten wir leben, aber nicht mit dem Preis: 3.710 Reais fuer den 2,3PS-Zwerg, das sind mehr als 1.700 Euro! Wir bedanken uns hoeflich, lehnen ab. Kein Problem, sie bieten sogar an, uns bei der Suche nach Ersatzteilen fuer unseren Tohatsu-Motor behilflich zu sein. Servicecenter eben! Wir druecken ihnen noch schnell die Daumen fuer das Achtelfinal-WM-Spiel Brasilien : Chile heute Nachmittag und machen uns auf den Weg Richtung Bahnhof. Ueberall werden schon die Rolllaeden herunter gelassen, die Geschaefte, Aemter schliessen, es erstirbt jegliches oeffentliche Leben wenn die brasilianische Mannschaft spielt. In Deutschland sind bei WM-Spielen ja auch die Strassen wie leer gefegt, aber hier geht gar nichts mehr! Wir springen gerade noch rechtzeitig in Jacare aus dem Zug. Auf der Dorfstrasse werden schon die ersten Boeller gezuendet und wir finden sogar noch zwei freie Plastikstuehle bei Francisco. Lautstark wird kommentiert, geschimpft, gejubelt, angefeuert! Schoenling Kaka, dessen Nummer 10 wir auf unseren T-Shirts tragen, kaempft mal wieder um den Titel des bestausgeruhten WM-Teilnehmers. Was er dort zwischen den anderen Spielern zu suchen hat, versteht keiner so richtig - meine Theorie ist ja, dass die Haelfte der Funktionaersfrauen vom brasilianischen Fussballverband in ihn verknallt ist und sie ihre Maenner zwingen, ihn mitspielen zu lassen. Aber auch seine Spaziergaenge mit Dauergrinsen koennen den Sieg Brasiliens nicht verhindern - jedes Tor wird mit reichlich Boellerei auf der Dorfstrasse bejubelt (wir bangen um unsere Trommelfelle) - am Ende wird Chile mit 3 : 0 weggeputzt! Jacare steht Kopf, wir jubeln mit und haben auf dem Nachhauseweg Muehe, uns der vielen Einladungen zum Cachaca-trinken und Mitfeiern zu erwehren.

Mittwoch, 30.06.2010

Gestern Zahnarzt, Bastelei Aussenborder, nachmittags Fussball, heute dasselbe Programm. Allerdings gehen wir nach dem Spiel in eine hiesige Werft, in der die Maenner unser Polrad vom Aussenborder abgegeben haben. Der Monteur verklickert uns mittels schlechtem, aber doch halbwegs verstaendlichem Englisch, dass die Magneten darin wahrscheinlich jedes seinen bestimmten Platz haben muss, ob sie René wieder so eingebaut haette, wie sie waren? Hat er nicht, wusste er nicht. Der gute Mann bietet uns an, dass wir den kompletten Aussenborder vorbei bringen koennten zwecks weiterer “Behandlung”. Wir nehmen unser Polrad und schon im Dingi, mit von Franzl geborgtem Aussenborder, schmiedet René Plaene. Im Salon und Cockpit schraubt er dann eine halbe Stunde, wechselt die Magneten, baut alles zusammen und ER SPRINGT AN!!!! Jubel! Jubel! Jubel! Das wurde auch Zeit! Ich uebergiesse ihn mit verdientem Lob und Schleimerei :)

Freitag, 02.07.2010

Zwei Tage Zahnarztfrei, wie herrlich! Die Schmerzen sind fast weg. - Am Donnerstag waren wir mit Anna und Franzl in João Pessoa unterwegs, einige Dinge erledigen. So konnten wir z.B. unseren Feuerloescher gefuellt abholen (Selbstentleerung in der Backskiste bei Schwell vor Lagos, Sept. 2008). War nicht gerade billig weil die Befuellung nur mittels eigens angefertigtem Adapter moeglich war, aber nun ist er wieder startklar. Wir stoebern durch die Markthallen mit den einzelnen “Abteilungen” fuer Fisch, Fleisch, Kaese, Mehl, Reis, Gewuerze, ..., Toepfe, Keramik, tolle Haengematten, es gibt eigentlich alles. Herrlich ist der Obst- und Gemuesebereich! Bergeweise und knackfrisch, die Auswahl ist phantastisch! Vor Zugabfahrt gibt’s in unserer Stamm-Barraca bei Nelson noch ein kuehles Bier, er verwoehnt uns mit kleinen Baguettehaeppchen und einer der anderen Gaeste will fuer uns von einem “fliegendem” Haendler Austern zum Probieren kaufen. Dazu muss man natuerlich Cachaca trinken! René laesst sich breitschlagen ;) - Heute ist wieder um 11 Uhr Fussball (Brasilien : Niederlande) angesagt. Es gibt kein Geboeller, Brasilien verliert und die Jacarebewohner sind enttaeuscht von ihrer Mannschaft. Aber amanha druecken sie die Daumen fuer Deutschland! - Gleich danach widmet sich René dem Aussenborder.  Er laeuft zwar, aber nur im Rueckwaertsgang (mal ganz was Neues ;)! Grosses Raetsel! Brett holen von der “Scorpio”, Franzl kommt gleich mal mit (auch ein grosser Bastler und Schrauber!), alles im Cockpit wieder aufbauen, auseinander bauen, ueberlegen, probieren, ... am spaetBeim Spiel Deutschland - Argentinienen Nachmittag laeuft er wieder! Und auch im Vorwaertsgang! Die Loesung lag mal wieder bei den Magneten im Polrad! - Im Internet sehen wir, dass das WM-Spiel Uruguay : Ghana immer noch laeuft, mit Verlaengerung und entschliessen, schnell nochmal an Land zu fahren, um den Rest zu sehen. Als wir ankommen ist es leider vorbei und wir aergern uns fast. Muss absolut spannend gewesen sein!

Sonnabend, 03.07.2010

9 Uhr Zahnarzt. Ich “wandere” umsonst nach Intermares. Mein Zahnarzt empfaengt mich schon in der Tuer. “Sorry”. Sein Equipment streikt, der Monteur ist schon am Basteln. Ueberall dasselbe ;) Also bin ich rechtzeitig zum Deuschland : Argentinien -Spiel zurueck. Zu um 11 Uhr sind alle versammelt bei Francesco. Don, Gregori, Tom und Susi (in einem schwarz-rot-goldenem KlVoll der Fussballfan! Der Hund von Christelle und Jacoeid ;), Franzl und Anna, Jaco und Christelle, wir beide und sogar ein paar Jacarebewohner, die augenscheinlich auf Deutschland gewettet haben und das Team entsprechend anfeuern. Ich habe so meine heimlichen Zweifel daran, dass Deutschland die Argentinier besiegt, aber schon nach Beginn des Spieles aendere ich meine Meinung. Wirklich klasse! Argentinien fliegt mit 0 : 4 raus, was auch die Brasilianer freut (aus irgendeinem Grund koennen sie die Argentinier nicht leiden). Herrlich anzusehen sind die TV-Szenen nach dem Spiel: Maradonnas Reaktionen auf die einzelnen Tore!

Sonntag, 04.07.2010

Beim Anlegen am MarinSonntag-Bauch-vollschlag-Tagaponton treffen wir Eckart von der franzoesischen Yacht “Baltazar”, der bis zu seinem Ruhestand fuer das Raumfahrtzentrum in Franzoesisch-Guayana gearbeitet hat (“Ariane”). Das interessiert uns natuerlich sehr! Fuer ein ausfuerliches Gespraech reicht die Zeit leider jedes Mal nicht, sie sind dabei, die “Baltazar” (wunderschoenes Boot, eine Garcia!) winterfest zu machen. Wir haben auch einen “Termin”, es ist wieder mal Sonntag-Bauch-vollschlag-Tag fuer 10 Reais.. Unsere komplette Truppe wandert nach Intermares zum Schlemmern. Wir, René und ich,  sind inzwischen ein bisschen klueger und ueberfressen uns nicht allzusehr. Anschliessend “rollen” wir an den Strand, Badetag. Schwimmen ist eher weniger, dafuer Wellenhopsen ;) Vor der Daemmerung geht’s zurueck nach Jacare. Wir holen noch unsere 60°-Waesche aus dem Marina-Waschsalon ab (35 Reais) und sitzen anschliessend noch mit Don und Gregori auf dessen Boot auf ein Bier. Don kann herrlich erzaehlen, spricht aber recht schnell und auf Dauer ist es doch recht anstrengend fuer uns drei, zu folgen. Er erklaert uns u.a. warum sein Boot “sourdough” (Sauerteig) heisst ;) Von Gregori lernen wir ein paar neue russische Woerter und er kann schon ganz prima “Schraubstock” und “Aschenbecher” sagen ;)

Montag, 05.07.2010

9.30 Uhr. Ich sitze mal wieder im Behandlungszimmer meines argentinischen Zahnarztes und vergewissere mich vorher, dass er keinen Groll auf Deutsche hegt wegen des Fussballspieles ;) Ueber’s Wochenende habe ich endlich herausgefunden, welcher der Zaehne rechts oben mich seit 9 Tagen plagt und nach dem Roentgen “greift” er an. Leider muss er meine schoene Keramikkrone zerstoeren ... Vorher gibt’s aber eine Spritze, so wie die anderen Tage auch. Kann man davon suechtig werden ;)? Heute erzaehlt er mir nebenbei vom Karneval, der von Stadt zu Stadt bzw. Nord oder Sued unterschiedlich gefeiert wird, von einem grossen Musikfestival ganz in der Naehe von João Pessoa, vom Leben in Brasilien, ... Die Stomaschwester steht gelangweilt dabei, ab und zu reckt und streckt sie sich mal, kratzt sich in den Haaren (hat sie Schuppen? ;), knackt mit den Knoecheln der Haende, oder steckt sie in die Tasche, guckt aus dem Fenster, .. kaum Handreichungen, sie hat einfach nichts zu tun. Als ich um einen Becher Wasser bitte, um den Mund mal auszuspuelen hat sie richtig Stress! Ganze drei Stunden im Stueck dreht mich der Zahnarzt durch den Wolf! Schwerstarbeit fuer ihn, fuer mich ebenso ... Mit einem “Tomorrow at 8.30, Marion” bin ich “entlassen”. Mein Kopf fuehlt sich nach der Wurzelbehandlung an wie ein zerschmetterter Kuerbis. Schnell mache ich mich auf den Heimweg, seit mindestens 1 1/2 Stunden warten René und Gregori auf mich, wir wollen zusammen nach João Pessoa fahren. René kommt mir schon entgegen, so langsam hat er sich doch Sorgen gemacht (ist er nicht lieb ;) Nach dem Erwerb einer kleinen Flasche lauwarmen Wassers zum Schlucken des “painkillers” entern wir den naechsten Bus. Angekommen, geht es gleich in Richtung Werkstaetten. Gregori hat sein Cover fuer das Grosssegel dabei, das an einigen Stellen nachgenaeht werden muss, wir wollen in eine Edelstahlbude, um unseren Auspuff von der Heizung schweissen zu lassen, der gebrochen ist. Beides soll in zwei Stunden fertig sein und wir haben Zeit, durch die Stadt zu lempeln, hier und da zu schauen, und landen letzten Endes bei Nelson’s Barraca. Ein kuehles Bier und er bereitet uns lecker Fleisch mit Zwiebel, Pommes und Tomaten zu. Lecker! Der “Neue” (Gregori) weckt mal wieder die Neugier aller Anwesenden und sofort werden wir ausgefragt. Zwecks besserem Verstaendnis mittels Hand und Fuss. Ah, aus Armenien! Staunen ringsum! Wo ist Armenien? Ah, Russland! Si! :) ... Der Zug hat 20 Minuten Verspaetung und René noch Hunger, er kauft sich und Gregori am Kiosk zwei runde Bobbel gefuellt mit Huhn. Ich reflektiere eher auf ein herrliches Stueck Torte, das mich jedes Mal auf’s neue dort angrinst (hab ja im Moment keine Zahnschmerzen ;). Die Frauen am Kiosk backen anscheinend selber. Sie kennen uns schon uns strahlen bei unserem ueberschwenglichen Lob. - In Jacare, am Marinasteg verabschieden wir uns von Gregori, der auch ziemlich platt ist. Soviel laufen an einem Tag! Bom noite!

 

Dienstag, 06.07.2010

De facto mitten in der Nacht weckt Marion mich, damit ich sie zu ihrer ?ten Zahnarztsitzung ans Ufer fahre. Soviele Zähne hat doch kein Mensch - ich glaub, ich muss da mal mitgehen. Anschliessend schnell in die Backskiste kriechen, um den geschweissten Auspuff zu montieren, die (dringend notwendige) Dusche anschliessend - gerade noch rechtzeitig, um meine Bordfrau wieder einzusammeln und der Einladung von Eckhard folgend, durch die Garcia 57 zu “trampeln”. Geiles Schiff! EleDon (verblueffende Aehnlichkeit mit ...?)  ist seit 16 Jahren unterwegsgant, komfortabel und praktisch - einfach alles was man zwischen Tropen und Antarktis braucht (oder meint, zu brauchen) ist vorhanden. Vielleicht einen Tick zu gross für zwei Personen, ach ja, wir haben ja auch gerade nicht die zwei Millionen ueber ... Gregori müht sich mit seinem Grosssegel, ich klettere an Bord - jetzt mühen wir uns zu zweit. Das ganze 3 Stunden lang - irgendwie haben wir verschiedene Vorstellungen von der Funktionsweise des "Einleinen-Reffsystems" - also vertagen wir die Angelegenheit auf MORGEN. Ausserdem fängt auch gleich Fussball an. Das Interesse der Dorfbewohner am Soccer ist mit dem Ausscheiden der brasilianischen Mannschaft von 100% auf annähernd 0 gesunken - also hockt die übliche internationale Seglertruppe bei Franzisco vor der Glotze. Alle schreien für Paraguay - Fehler, die letzten Südamerikaner verlieren gegen Holland. Don fängt sich bei der Gelegenheit noch einen Pilz bei Marion ein. Um Missverständnissen vorzubeugen - er heisst Karl und ist ein (Wander-)Yoghurt! Von der "Pico" über die "Shassada" und "Mira" bis zur "Sourdough". So`n Pilz kommt ja echt rum!

Mittwoch, 07.07.2010

Pünktlich um 9 Uhr setzt René mich am Ponton der Marina an Land und ich mache mich wiedermal auf zum Zahnarzt, eine halbe Stunde flotter Fussmarsch bis Intermares. René geht zum “Spielen” zu Gregori - sie wollen sich erneut über das Einleinenreffsystem auf seinem Boot hermachen. Als ich zurück komme sind die beiden noch am Werkeln. Gregori hat im Eifer des Gefechts sinnigerweise eine der Glasfiberstangen versenkt und René ist am Tauchen. 30 cm Sichtweite und fette Strömung, er kann trotz Abtasten des morastigen Bodens nichts finden. Die Zeit wird langsam knapp, um 15.30 Uhr beginnt das Deutschland : Spanien -Spiel. Das geht vor - also Werkzeug in die Ecke werfen - wir müssen uns echt beeilen! Anpfiff verpasst, macht nichts. Hätten wir gewusst, dass das deutsche Fussballteam so grottig spielt, hätten wir uns das ganze Gehetze allerdings erspart! Man kann den Traumtänzern kaum zusehen! Olè, olè - Spanien gewinnt verdient!

Donnerstag, 08.07.2010

8 Uhr, ich bin auf dem Weg zum Zahnarzt und René taucht, dieses Mal mit Flasche, nach Gregori's Stange. Gemeint ist die versenkte Glasfieberstange - diesmal erfolgreich! Wir fahren zurück zur "Mira" und nehmen unseren armenischen Segelfreund gleich mal mit, er möchte sich das Boot ansehen und ist ohnehin immer froh über Gesellschaft. Mit seiner Glückssträhne ist es im Augenblick nicht so doll - Autopilot kaputt, Rechner ausgestiegen - nix mit Mail und Skype - seine Kreditkarte spuckt kein Geld aus, ein Freund, der seit drei Wochen mit Ersatzteilen hier sein wollte, lässt nichts von sich hören und richtigen Vodka gibt`s hier auch nicht zu kaufen! Depri! - Abends düsen wir nochmal an Land, in den kleinen Market und laufen Tom und Susi in die Arme, die uns spontan zum Essen auf der "Aorai" einladen. Tom hat zuviel (?!) Fleisch gekauft. Na gut, überredet :)! Schnell noch zum Bäcker - leckere Puddingpfannkuchen zum Nachtisch holen, alles an Bord bringen und wieder zurück, Gregori einsammeln. Der ist gerade auf der Suche nach einem seiner Steckschotts, die er immer seitlich neben dem Niedergang abstellt. Boah! Versenkt?! Ich sehe René schon wieder im Taucheinsatz, aber wir entdecken das "Brettchen" an einem anderen Platz. Zu dritt, mit Rotwein und Pfannkuchen bewaffnet, fallen wir auf der "Aorai" ein. Das Essen ist wieder super lecker (!) und während Räuberkatze Ronja Insekten jagt und über uns auf der Plane herumturnt, bekommt Tom die erste “RussAORAI unterm Regenbogenisch-Urok” seines Lebens.

Freitag, 09.07.2010

Eigentlich, ja eigentlich sind wir heut mit Gregori, Franz und Anna verabredet, um gemeinsam in den Zoologischen Garten nach João Pessoa zu fahren. Aber das Wetter macht uns einen fetten, nassen Strich durch die Rechnung: es regnet, regnet und regnet! Auch am Horizont sind nur dicke dunkelgraue Wolken zu sehen. Nix mit Wandern! Also erledigen wir andere Dinge, z.B. mal nachsehen, wieviel Diesel noch im Tank ist, arbeiten am Rechner, ... Wäschewaschen fällt heute aus (obwohl wir endlich mal ausreichend Wasser dazu hätten)! Am Nachmittag gibt's als Schlechtwettertrost Bananenpfannkuchen ;)

Sonnabend, 10.07.2010

Die dicke Wolkendecke ist Gott sei Dank aufgerissen, es regnet nicht mehr. Ich bin wieder unterwegs zum Zahnarzt und nehme die Abkürzung über die Bahngleise, einen schmalen sandigen Weg. Aus einem Strauch fliegt ein Schwarm hellgrüner Papageien aufgeschreckt davon. Ausser ihnen und mir sind noch eine Menge Moskitos und die ekligen kleinen schwarzen Sandfliegen unterwegs, die wirklich lästig sind und ihre Freude daran haben, sich auf mich zu stürzen. - René bastelt in dieser Zeit an unserer Website, da ist einiges zu richten und er hat lange damit zu tun. 3 Stunden später kann er mich wieder von Land einsammeln und während ich mich auf den vollen Waschkorb stürze, bastelt er immer noch. Nebenan gehen Tom und Susi ankerauf, sie wollen auf einer Sandbank hinter einer nahe gelegenen Insel ihr Unterwasserschiff säubern und Antifouling streichen, kommen aber nicht weit - die Motoren streiken! Tom darf auch erstmal basteln. Auf diese Sandbank wollen wir auch noch, eine neue Opferanode am Propeller anbringen, die alte hat sich mal schon “geopfert”! Tom und Susi kommen doch noch los und wir düsen in die Dorfkneipe - Deutschland : Uruguay! Die internationale Fussballgemeinde besteht heute nur aus Gregori, Don, Franz und uns. Schnelles, spannendes Match - das deutsche Team ist heute wie ausgewechselt und alle sind begeistert. So hätten sie schon im letzten Spiel agieren sollen, dann wäre es vielleicht sogar ein zweiter Platz, wenn nicht sogar ...Endspiel

Sonntag, 11.07.2010

"So eine Sch....!" René entdeckt, dass er vergessen hat, die berichtigte Version unserer Site auf dem USB-Stick zu speichern. Anschliessend hatte er noch diverse Änderungen vorgenommen, rumgebastelt, einiges ausprobiert und nun ist alles weg! Na ja, bis auf den Zustand vor seiner zweitägigen Bastelei - also bitte alles noch mal! Wie neuerdings jeden Morgen kommt Don vorbeigerudert, um das Aktuellste von Karl zu berichten. Er ist ganz begeistert und hat mittlerweile auch entdeckt, was in dem Pamps der Pilz ist! Als Einhandsegler freut man sich wohl über jede Gesellschaft, selbst wenn es eine glitschige Yoghurtkultur ist, die blöde in ihrem Glas vor sich hinblubbert. Nun gibt es jeden Morgen Müsli mit Kefir bei ihm. “Delicious” (köstlich) - meint Don. Renè entdeckt unterm Generator erneut eine Öllache, kreiert einige, mir bis dato unbekannte Flüche und stellt fest, dass er keine Lust hat, das Monstrum erneut zwecks Demontage ins Cockpit zu schleppen. Wir machen uns auf zum Endspiel in die Dorfkneipe - es isFauli im Zoo von Joao Peesoat rammelvoll - Spanien wird Weltmeister - die Brasilianer jubeln - die Fussball-WM ist zu Ende und Franzesco`s gute Umsätze wohl auch erstmal.

Montag, 12.07.2010

Marion wirft sich in Schale - ich darf sie mal wieder zu ihrem morgendlichen Dentisten-Rendezvous an Land bringen. Dritte Behandlungswoche - unsere Ankernachbarn spekulieren wild über Model und Grösse des zukünftigen Zahnarztautos! Leicht frustriert, mit zwei klaffenden Zahnlücken kommt Marion zurück - die Sitzungen gehen weiter! Wir sammeln Franz und Anna ein und fahren an den Marinaponton, und zu GrArara azul, soll der grösste Papagei der Welt seinegori - wir wollen in den Tierpark von Joao Pessao. Lautes Russisch-Palaver im Cockpit - Gregori hat Besuch, ein Freund aus Litauen. Kein Problem, in den Tierpark passen bestimmt auch sechs Leute gleichzeitig rein. Selbiges funktioniert in dem klitzekleinen Auto von (Namen vergessen ;) nicht so gut und wir haben Mühe, unsere Knochen wieder gerade zu biegen als wir schweissgebadet vorm Zoo dort wieder herausklettern. Zurück nehmen wir auf jeden Fall die Bahn! Drei Stunden wandern wir durch die Anlage, bestaunen Affen, Alligatoren, Papageien, Schlangen, Ozelot, und was sich sonst noch hinter den Gitterstäben rumdrückt - Franz persönlicher Favorit sind die Löwen, Gregori spekuliert über den Nährwert von Schweinen am Grill und alle haben irgendwie nur noch Durst. Schnell eine kalte Kokosnuss trinken, der russischsprechende Gruppenteil fährt mit dem Auto zurück. Wir ziehen weiter. Franz will noch eine Welle abdrehen und neu ausbuchsen lassen - wir finden auch eine Werkstatt, die meint, Erfahrung und Technik dafür zu besitzen. Genug ZeiNelson verwöhnt uns wieder mit leckerem Essen, Obst und guter Mugget, um noch auf ein Bier bei unserem Lieblings-Stehimbiss von Nelson vorbei zu schauen. Wie immer werden wir mit grossem Hallo begrüsst, die Stammkunden angestellt, uns mit Stühlen zu versorgen, kleine Leckereien und grosse Fleischplatte gereicht - lautstark mit Nelson`s Lieblingsmusik vertraut gemacht und in eine neue Technologie des Cachassa-Trinkens mit Cashew-Früchten vertraut gemacht. Mit Mühe schaffen wir die letzte Bahn, die dann allerdings gar nicht fahrt - macht nichts - mit dem Bus kommen wir auch nach Jacare zurück. In Gregori`s Cockpit herrscht schon Stille, dann trinken wir eben auf der “Mira” noch ein Glas Wein.

Dienstag, 13.07.2010

Lukenpflegetag. Mit immerhin 16 Stück, grossen und kleinen, sind wir reichlich beschäftigt.  Wurde auch wiedermal Zeit! Das Fetten der Gummis vertage ich auf Morgen. Abends schnell nochmal an Land, in dem kleinen Market das Nötigste kaufen und ein bisschen die Füsse vertreten.

Mittwoch, 14.07.2010

Heute mal kein Zahnarzt - Marion nutzt die freie Zeit, um mir auf der Badeplattform eine neue Frisur zu verpassen. Die darf ich dann auch gleich mal ausführen - wir besuchen Tom und Susi, die seit drei Tagen auf ihrer Sandbank hocken. Zumindest bei Ebbe. Sie waren inzwischen fleissig, die “Aorai” strahlt mit leuchtend blauem Unterwasserschiff. Tom freut sich über das mitgebrachte kalte Bier und Susi wirft besorgte “mütterliche” Blicke auf Ronja, die das erste Mal seit den Capverden wieder Sand unter den Pfoten hat und mit, zur Bürste gesträubtem Schwanz chaotisch hin und her huscht bis das Wasser wieder aufläuft. - Anschliessend kurzer Landgang in Jacare und später kommen Anna und Franzl zu uns an Bord. Gemeinsam stossen wir auf unseren heutigen Jahrestag an: 2008, am 14. Juli sind wir zu unserer grossen Segeltour gestartet und inzwischen haben wir 12.057 sm zurückgelegt - wenn das kein Grund ist!

Donnerstag, 15.07.2010

Drei Stunden lang bearbeitet mich der Zahnarzt - und wir sind immer noch nicht fertig :( Knapp der Maulsperre entkommen mache ich mich auf den Heimweg. An Bord empfängt mich mein erschöpfter Kpt. Er war sooo fleissig, hat sogar abgewaschen! Gemeinsam mit Franzl macht er sich auf nach Joao Pessoa - die Männer mal unter sich. Kurz nach ihrem Aufbruch beginnt es wie aus Eimern zu regnen und ich bin sowas von froh, nicht mitgefahren zu sein!

Zwei Schlümpfe im Regen! In gelbe Regencapes gehüllt rennen Franz und ich durch die Stadt. Macheten kaufen, Cashew, Simmerringe, diverse Werkstätten heimsuchen und zum Schluss natürlich Nelson. Die Abfahrt des Zuges verhindert, dass wir in der fröhlichen Männerrunde dort “versacken” - ausserdem wartet Anna schon mit Essen auf uns. Meine Bordfrau einsammeln, auf die “Scorpio” klettern - Anna übertrifft sich selbst mit dem Drei-Gänge-Menü!  Marion bekommt beinah ein schlechtes Gewissen beim Anblick von Anna`s glänzendem “Haushalt”. Von der benachbarten italienischen Yacht kommen Alberto und Sabrina - versorgen uns mit vielen Tips für Brasiliens Süden und lecker Wein!

 

Freitag, 16.07.2010

Keine Nachricht von Marion`s Doc, sie beschliesst, die freie Zeit zur Schönheitspflege zu nutzen. Eine Packung Pamps auf den Kopf - einwirken lassen - spülen und über das Ergebnis rummäkeln (Maiskolbenfarbe ;). Ich sag lieber nichts! Tom und Susi verlassen ihr Exil auf der Sandbank und kehren in die “Ankerliegergemeinde” zurück. Ganz so einfach geht`s dann doch nicht - es braucht drei Versuche bis A: der Anker hält und B: Susi mit dem Platz zufrieden ist. Das tut sie dann mit einer Einladung zum “Sundowner” kund - Mojito! Kein Eis aber viel Minze.

Sonnabend, 17.07.2010fleissige Handwerker

Argentinier sind Kälte gewohnt, der Zahnartzt liebt sein auf 18  Grad runterklimatisiertes Behandlungszimmer. Marion weniger, sie hat sich beim leichtbekleideten Räkeln auf dem Behandlungsstuhl das Näschen verkühlt. Jetzt hat sie Schnupfen und leidet! Ich verdrücke mich zu Tom, um ihm bei der Reparatur eines Aussenborders zu helfen. Die “Aorai” hat zwei davon, von denen einer manchmal funktioniert und der andere selten. Letzteren haben wir uns für heute vorgenommen - hieven das Monstrum aus seiner Halterung an Deck, zerlegen ihn - Motor raus, Zylinderkopf ab und stellen fest, dass wir an einer abgedrehten Zündkerze scheitern. Also, typisch brasilianisch, wird das Problem vertagt - in Joao Pessoa gibt`s genug Werkstätten mit Spezialwerkzeug. Abends treffen sich alle zum Schladdern auf der “Scorpio” - ausser Marion, die mit ihrem dicken Kopf und beim Versuch, unsere Taschentuchvorräte zu eliminieren, lieber alleine bleiben möchte.

Sonntag, 18.07.2010

Don geht Ankerauf, er will nach Trinidad oder woanders hin - mal sehen. Winke winke “ ... und pass schön auf Karl auf!” Sonntagsessen in Intermares - so krank ist Marion dann doch nicht mehr, dass sie sich das entgehen lässt! Knapp 5 Euro bezahlen, um sich dann den Teller am Grill und Buffet so oft und so voll zu hauen wie man will! Tom`s Rekord liegt bei VIER vollen Tellern, Franz konzentriert sich nur noch auf das Fleisch. Einziger Nachteil an der Geschichte ist, dass der Rest des Tages eigentlich gelaufen ist, weil “Mann” sich in Magenkrämpfen windet. “Frau” ist da klüger! Abends breche ich mit Franz noch mal kurz auf, um uns Gregori`s Autopilot zwecks Idee für eine Reparatur anzuschauen. Gegenüber liegt eine neu angekommene amerikanische Yacht mit drei Litauern - dort finden wir ihn. Wir sollen erstmal an Bord kommen, der Autopilot läuft nicht weg. Das tut er wirklich nicht - wir leider auch nicht ..... kurz vor Zwei sind wir wieder Zuhause! Und was haben wir gelernt?

Mann sollte sich zum Abend keine ernsthaften Dinge vornehmen; in Litauen trinkt man den Vodka reihum aus einem Glas und diverse russische und litauische Trinksprüche!

Montag, 19.07.2010

Leicht schadenfroh grinst Marion schon, als ich mir die Kopfschmerztablette zum Frühstück genehmige. Gruppenausflug nach Joao Pessoa - Tom will den Zylinderkopf zur Reparatur bringen, Franz bestellte Arbeiten abholen, Anna soll dolmetschen, Marion und ich wollen shoppen und dann will Nelson heute extra für uns kochen! Ich werde neu eingekleidet, für sich entdeckt Marion nichts (?) - pünktlich um 3 Uhr sitzen alle bei Nelson. Der eilt mit seiner Auflaufform zum Nachbarn - er hat keinen Ofen - einen halbe Stunde später steht sie dampfend auf unserem Tisch. “Spaghettiauflauf a`la Nelson”, wir sind hin und weg! Ich steh kurz davor, meinen Teller abzulecken - “Mais?” (mehr?) “Unbedingt!!!”. Hinterher Cachaca, Obst - mit ach und krach schaffen wir den Zug! Letztes Gehöft, kurz vorm Dingy-Ponton - laute Musik dröhnt, es wird getanzt und gewunken. Das kommt ca drei mal die Woche vor - die Cachacas von Nelson zeigen Wikung - diesmal fallen wir drauf rein. Plastebecher werden gezückt, eine Handvoll (Kokosmilch)Crash-Eis rein, den Rest mit Cachaca auffüllen, “Salute!” Nachschenken! “Salute - wir sind alle eine Familie” erfahren wir. Darum werde ich wohl auch gleich zwecks Tanz zu einem Wonneproppen geschoben. Sie ist sehr anschmiegsam, heisst Lucy und ist nicht verheiratet, wie sie mir gegen die Musik ins Ohr brüllt. Ups! Ich rette mich zu Marion und tanze den Rest des Abends nur noch mit ihr. Naja, mit einigen der Männer natürlich auch noch - das lässt sich hier einfach nicht vermeiden!

Dienstag, 20.07.2010Mädchenrunde02

Das Feiern scheint zu helfen, Marion geht`s wieder gut! Bis auf die Tatsache, dass sie immer noch mit Zahnlücke rumläuft und ihr gutaussehender (Knurrr!!) Zahnarzt immer noch nichts von sich hören lässt. Treibt sich vermutlich in diversen Autohäusern rum! Susi hat heute Nachmittag zum Grillen auf die “Aorai” eingeladen. Wir schnappen uns vorher noch unsere Einkaufsrollis und ziehen zwecks Nahrungsmittelbeschaffung nach Intermares in den Supermarkt. Mit den vollen Wägelchen anschliessend beim Zahnarzt vorbei, liegt ja auf dem Weg. Wir sollen warten sagt die Schwester - aha, er hat sich also noch nicht in die Karibik abgesetzt! Irgendwann taucht er tatsächlich auf und mit ihm die Zähne! Marion soll gleich mit rein zwecks Anprobe. “Dauert nicht lange.” Der Bohrer jault, ich dreieinhalb Kilo Fleisch sind doch keine echte Herausforderunghocke im Wartezimmer mit brasilianischen Frauenzeitschrif ten, unser Tiefgefrorenes tropft aus dem Wagen, das Bier wird warm - was tut man nicht alles, damit die Angebetete wieder kraftvoll zubeissen kann. Natürlich kommen wir zu spät auf die “Aorai” - schnell noch Gregori einsammeln, Franz und Anna kommen zum Glück auch zu spät (nach deutscher Zeitauffassung) - dann kann Tom endlich das Fleisch auf den Grill werfen. Jaco und Christelle von der namibischen Yacht spendieren erstmal Wein, dann darf gefuttert werden. 3,5 Kilo Fleisch, diverse Salate, Suppe, Shrimps, Dips, Kuchen - beim “Neueinkleiden” hätte ich vielleicht doch gleich `ne Nummer grösser nehmen sollen?

Mittwoch, 21.07.2010sehr anhängliche Mitreisende

Keine Nachricht vom Doc, zweimal soll Marion noch auf seinen Stuhl. Ich springe mal eben in die trübe Flussbrühe, um das Unterwasserschiff zu kontrollieren. Propeller blitzblank, ansonsten alles voller Seepocken! Sch...! Die müssen runter, also müssen wir rauf - auf die Sandbank. Höchststand der Tide in zwei Stunden, Zufahrt in den Seitenarm very tricky und die Wegpunkte, die wir als Ansteuerungshilfe bekommen haben stimmen nicht. Schaffen es trotzdem rechtzeitig, den Anker vor der Sandbank zu werfen und dann rückwärts fahren bis wir aufsitzen - jetzt heisst`s warten. Mit zunmen at workehmender Neigung der “Mira” nach vorne, steigt Marions Nervosität - zwei Stunden später stehen wir, mit Spachteln bewaffnet, bis zum Bauch im Wasser und schaben an der Bordwand. Franz kommt mit seinem Schlauchboot angetuckert und zu dritt geht`s der Pockeninvasion solange an den Kragen, bis wir in der Dunkelheit nicht mehr sehen können, worauf wir mit unseren Spachteln einstechen. Bordfrau brutzelt schnell ein Mahl für die werktätige Bevölkerung, ich spendiere Bier, Franz tuckert irgendwann in die Dunkelheit nach Hause und wir fallen in die Koje!

Donnerstag, 22.07.2010... viel zu früh und es regnet!

Um Sechs (!) springen wir etwas zertreten aus den Betten, schnell einen Kaffee und dann an die Spachtel. Tidentiefststand und strömender Regen! Über drei Stunden schaben wir die anhängliche zentimeterdicke Pockenschicht vom Schiff, zerkratzen uns die Hände, (Marion ist immer wieder “entzückt” wenn sie ein besonders grosses und schönes Exemplar entdeckt) und mit der steigenden Tide haben wir kurz nach Zehn die Bordwände endlich sauber, aber auch kein Antifouling mehr drauf! Schnell noch eine neue Anode an den Propeller montiert, dann können wir uns endlich fallen lassen und Frühstück essen. Von der “Scorpio” kommt über Funk die Nachricht, dass Marion um halb Vier einen Termin hat. Dat is ja man blöd, wäre genau die Zeit, wo wir uns auf den Rückweg nach Jacare machen könnten. Dann geht`s eben erst morgen zurück. Mit dem Schlauchboot bringe ich Marion pünktlich nach Jacare, düse zurück und warte bis Mira und ich aufschwimmen. Klar, dass es jetzt wieder in Strömen regnen muss, Ankerauf, Riesenbogen um die Sandbank fahren und dort neben Jaco und Christelle wieder fallen lassen. Ich beginne schon mal damit, an Bord alles seeklar zu machen - nach sechs Wochen Ankerplatz sieht`s aus wie in einem Geräteschuppen. Na gut, die meiste Möl ist von mir. Kurz vor Fünf taucht Marion in einem der zahlreichen Wassertaxis wieder auf, Feierabendbier im Cockpit, Abendbrot, in die Polster fallen lassen, Laptopdeckel hoch, Füsse auch, DVD einwerfen - KINOABEND!

Freitag, 23.07.2010ribeira creek

Marions letztes Date mit dem Zahnarzt! Wir haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie rechtzeitig man an Deck stehen muss um von einem Taxiboot eingesammelt zu werden - sie schafft es trotzdem. Für mich “Geräteschuppen - Teil Zwei”! Dann schnell mit Wasserkanistern an Land zu Luciano. Er ist Brasilianer, war fünf Jahre mit dem Segelboot unterwegs und versucht jetzt hier, eine kleine Marina aufzubauen. “Ribeira Adventure Club” , sein kleiner Ponton sieht jedenfalls schon mal recht abenteuerlich aus. Wasser kann ich natürlich haben, kostet auch nix und seine fehlerhaften Wegpunkte hat er auch korrigiert. Als Marion (ohne Zahnlücken!) auftaucht ist alles startklar, kurze Verabschiedung von Christelle und Jaco, dann auf ausreichenden Tidenstand warten und ab geht`s, ohne Aufsetzter durch diverse Sandbänke zurück nach Jacare. Die neuen Wegpunkte sind korrekt! - Im Salon sieht`s gerade aus wie in einem Büro, Marion ringt mit dem Drucker, um irgendwelche PDF-Dateien in Papierform zu bringen, ich versuche, hier Bilder in den Text zu zirkeln und vom Ufer ruft Gregori nach uns. Er hat heute Geburtstag - wir haben schon eine Flasche Sekt in den Kühlschrank gestellt.

 

Sonnabend, 24.07.2010zwei Nüsse für Gregory

Heute soll es endlich weitergehen Richtung Süden, die knapp 500 sm bis Salvador. Es bläst kräftig, 20 bis 25 Knoten Wind - natürlich aus Süd! Dazu die Strömung von 1,5 bis zwei Knoten gegenan - “beste” Bedingungen also! Ich will trotzdem los, Marion nicht. Bordfrau “gewinnt”! Na gut, dann eben auf zur gemeinsamen Geburtstagsparty von Jaco und Gregory. Regencape überwerfen, Wein, Nasentropfen und Taschentücher einstecken (ich leide gerade an der gefährlichsten Männerkrankheit: Schnupfen!), dann werden wir auch schon vom Wassertaxi aufgesammelt und tuckern allesamt rüber zu Luciano`s Marina. Barbecue ist Nationalsport in Namibia - Jaco ist Meister darin. Dazu unzählige Salate, Gebackenes und Dips von Christelle und bestem südafrikanischen Wein aus den Tiefen ihrer Bilge. Jaco hat sich extra von einem Barkeeper in die Geheimnisse der Caipirinha Zubereitung einweisen lassen, assistiert von Gregory an der Machete zwecks Eis hacken. Geschenke wechseln die Besitzer, Fleischberge werden vertilgt, volle GeburtstagspartyTische je nach Regenlage von der Terrasse zum Grill oder zurückgeschleppt, abwechselnd “Na Sdarowje” oder “Cheers” gerufen, laut und lustig debattiert, noch nicht geöffnete Weinflaschen entdeckt und ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt - kurzum: Geile Party! Für den Rückweg in Jacos Schlauchboot wird Tom als Kpt. eingesetzt, der seinen Job trotz vieler an Bord befindlicher Navigatoren souverän mit nur einem “Aufsetzer” meistert. Kann er natürlich nichts dafür - es ist gerade Flachwasser - also aussteigen, schieben, weiter geht`s!

Sonntag, 25.07.2010

Um Elf zum Kaffeetrinken auf der “Aorai” lautete die Verabredung. Susi`s Kopf taucht noch etwas zertreten aus dem Rumpf auf, Franz und Anna verschlafen die Sache ganz. Tom`s Haarpracht bedarf einer Generalüberholung, eindeutig ein Job für Frisöse Marion. Das lässt Gregory auf die Idee kommen, dass es mit seinen nunmehr fünfzig Lenzen an der Zeit für eine etwas modernere Frisur wäre - ein Iro-Schnitt soll es sein. Unter Marions Schere hockend verlässt ihn dann aber doch der Mut - es bleibt beim klassischen Haarschmuck. Die “Aorai”s wollten ihr Boot ja heute eigentlich auch noch zu Luciano`s Marina verlegen, aber ganz brasilian like wird die Sache auf Morgen vertagt.

Montag, 26.07.2010

Wir wachen auf und finden wir könnten heute auch mal was vernünftiges tun, nämlich Einklarieren! Schnell werde ich in Hemd, lange Hose und Schuhe gesteckt, Bordfrau brezelt sich auf und ab geht`s mit der Bahn nach Cabedelo, dem kleinen Hafenstädtchen an der Einfahrt zum Ribeira Fluß. Stolz (weil noch sauber) steh ich vor der Tür zur Policia Federal um zu erfahren, dass jetzt niemand da ist - um Drei sollen wir wiederkommen. Macht nichts, sind ja nur fünf Stunden! Bordfrau beschliesst, die Zeit für einen Stadtbummel zu nutzen, ich folge brav. Quirliges Markttreiben, einige (meist) marode Kolonialhäuschen, Kirche, neue Villen - nach einer Stunde gibt`s nichts, was man nicht schon gesehen hat. Kein Problem für Bordfrau, da gibt es ja noch den Strand! Eeeeeewig lang, es gibt ganz viel Sand zu entdecken, ab und an ein paar raufgezogene Fischerboote, Palmen, Seeigel (die bei Marions heimlichen Versuch, sie in die Taschen zu stecken, gleich zerbröseln) und - endlich - Strandbars. Plumps. Uns fällt auf, dass wir als Gringos nicht wegen unserer Kleidung erkannt werden, sondern vor allem weil auf unserem Tisch keine Cachaca-Flaschen stehen, sondern Trinkkokosnüsse. Punkt Drei wieder vorm Office - es dauert keine Stunde, bis wir die entscheidende Nachricht erhalten. Heute arbeitet die Policia Federal nicht - morgen wieder, um Drei! Wir lächeln freundlich!

Dienstag, 27.07.2010

Hilferuf von der “Scorpio” - der Versuch, ihren Heckanker zu bergen scheitert am erbitterten Widerstand des Selbigen. War gestern abend schon mit unserem Schlauchboot drüben und habe eine Stunde lang mit Franz vergeblich versucht, das gute Stück wieder ans Tageslicht zu befördern. Hat nicht geklappt, erstens hielt er unten fest und zweitens war es eh dunkel. Heute also mit der Winch! Der Kerl da unten ist echt zäh! Nach zwei Stunden vergeblichen Mühen springe ich dann doch widerwillig in die trübe Brühe und siehe da - er hängt an einigen fetten alten Leinen fest. Kurz auftauchen, Messer ordern, ritsch ratsch - Anker wieder frei. War doch ganz einfach! Duschen, in Hose und Schuhe springen - Schnüffeltest am Hemd (geht noch mal!) und schon hetze ich mit Marion zur Bahn. Policia Federal - zweiter Versuch. Wir sind nicht allein, Iby und Ian vom südafrikanischen Katamaran “Winds of Change” versuchen auch ihr Glück. Somit vergeht die halbstündige Wartezeit - bis uns jemand mitteilt, dass heute niemand arbeitet - schneller. Also mit dem Bus zurück nach Intermares, Fussmarsch bis Jacare und dort können wir vier nach den “Strapazen” der Versuchung nicht widerstehen auf ein kaltes Bier bei Francesco einzukehren und noch ein zweites, .. jetzt los, Anna wartet schon mit Abendbrot auf der “Scorpio”.

Mittwoch, 28.07.2010

Wenn wir uns vornehmen Einzuklarieren, dann bleiben wir auch hartnäckig! Neues Hemd für den Kpt., Marion legt noch einen drauf - Minikleid! Zur Bahn hetzen, völlig unnötig - die kommt (wie meist) eine halbe Stunde zu spät - wir stehen trotzdem Punkt Drei geschniegelt vor dem Office. Das übliche Gerätsel und Rumtelefonieren, ob die Policia Federal denn wohl im Haus sei? - ist sie nicht! Aber ein Beamter ist wohl so beeindruckt von unserem Ehrgeiz endlich an den Stempel im Pass zu kommen, dass er uns zum Hauptgebäude der Policia schickt. Schnell Adresse auf einen Zettel gekritzelt - wir sollen den Bus nehmen, dem Schaffner (ja sowas gibt es hier in jedem Bus) die Adresse zeigen und der sagt uns wo wir raus müssen. Macht er dann auch ... und wir sind wieder in Intermares! Grosses modernes Bürogebäude, wir werden in ein Zimmer geschoben - eine nette Frau - wir verstehen sie nicht, sie uns nicht - macht nichts, klatsch, klatsch bekommen wir unsere Visastempel in die Pässe gedrückt - fertig! Den Tipp hätte man uns auch schon zwei Tage vorher geben können! Ich bin für Feierabend, Marion will jetzt auch die restlichen Behörden “abarbeiten”. Also mit dem Bus wieder nach Cabedelo - als nächstes ist der Zoll an der Reihe. Netter junger Mann vor leerem Büro. Sorry, sie ziehen heute gerade in ein neues Gebäude - morgen wieder. Grins! Jetzt auf zur Gesundheitsbehörde. Ist nicht mehr notwendig, werden wir dort aufgeklärt - aber wenn wir möchten, können sie unser Boot gerne inspizieren. Nö, wollen wir nicht! Mit der Bahn und der üblichen Verspätung geht`s dann zurück nach Jacare - Abendbrot - Füsse hoch - Feierabend!

Donnerstag, 29.07.2010

Ich bekomme ein frisches Hemd, lange Hose, Schuhe hingehalten - Marion verschwindet im Bad. Schminkkästchen, Parfüm, Lipgloss - das Kleid heute noch einen Tick kürzer. Wenn das nichts wird! Mit der Bahn (heute pünktlich!) nach Cabedelo - mittlerweile gehören wir hier zum Stadtbild - bei unserem Stammimbiss noch zwei Trinkkokosnüsse schlürfen, dann ist es auch schon Zwei, der Zoll macht jetzt auf. Geöffnete Tür bedeutet aber nicht, dass auch gleich gearbeitet wird, darauf dürfen wir eine weitere halbe Stunde warten. Der junge Mann von gestern erscheint, lässt uns zwei Formulare ausfüllen, will gar nicht wissen wann wir angekommen sind, drückt uns anschliessend einen Zettel für`s Hafenamt in die Hand - fertig! Jetzt kommt die letzte Hürde auf dem Weg in die Legalität - der Hafenkapitän. Marion`s Nervosität steigt, von genau dieser Behörde kommt regelmässig ein Boot, fährt durchs Ankerfeld und notiert sich die Namen der Yachten. Cool bleiben Mädchen! Vielleicht schreiben sie ja doch nur Einkaufslisten. Netter junger Beamter, neue Formulare - Name, Heimathafen, Länge, Tonnage, ... das Übliche ... frech schreibe ich 23.07. als Ankunftsdatum - der befürchtete Griff in den Schreibtisch, um die Kontrolllisten herauszuholen bleibt aus. Wir sind in Brasilien - soviel Stress tut sich hier einfach keiner an! Schnell noch ein bisschen auf der Computertastatur rumhämmern, Protokoll ausdrucken, Stempel rauf, uns in die Hand drücken - fertig! Yipiiiiiiiiiii - wir haben einklariert! Und hat gerade mal vier Tage gedauert - sollte man öfters mal machen! Unser Kokosnuss-Mann greift in seine Kühltruhe als er uns sieht - Nein, diesmal zwei Cachaca, die haben wir uns jetzt verdient. Im Mini-Mercado von Jacare noch schnell ein kaltes Sixpack gegriffen - wir haben Iby und Ian versprochen, vorbeizukommen wenn wir endlich alle Stempel zusammenhaben. Lange können wir nicht bleiben, wir sind noch mit Jaco, Christelle, Franz und Anna verabredet. Die Namibier wollen morgen weiter Richtung Venezuela - wir treffen uns bei Francesco auf ein Bierchen und haben einen letzten schönen Abend zusammen.

Freitag, 30.07.2010

Strahlender Sonnenschein, wir haben uns mit Franz und Anna zu einer Fahrt nach Joao Pessoa verabredet. Marion würde lieber endlich ihren überquellenden Wäschekorb abarbeiten - ich verspreche ihr für morgen auch Sonne - überredet! Die Stadt ist rammelvoll, überall werden Bühnen aufgebaut, proben Musiker, singen hoffnungslose Nachwuchstalente vor leeren Stuhlreihen, gibt es Infostände, dröhnen riesige Lautsprecherautos die Leute zu, werden Handzettel verteilt, Passanten bemalt, .... wir geniessen das quirlige TrBordfrau war fleissigeiben. Hier eine Trinknuss schlürfen, dort einen Fruchtshake, ein bisschen über die Märkte schlendern, geduldig warten bis Marion sich endlich für ein Paar neuer Sandalen entschieden hat, ... irgendwann haben wir genug - schnell noch mal bei Nelson vorbeischauen. Grosses Hallo, er hat uns schon vermisst und natürlich lecker Essen für uns. Schnell werden Tische und Stühle aufgebaut, wir lassen uns fallen, da bricht das Inferno über uns herein. Dreissig Meter weiter hält einer dieser Monster-Lautsprecher-Trucks, ein Trupp Frauen klettert hinauf, um abwechselnd in die Mikrofone zu brüllen oder die Umstehenden mit ohrenbetäubender Musik in die Knie zu zwingen. Sie kämpfen um Frauenrechte wird uns erklärt. Das können sie ja, aber doch nicht in dieser Lautstärke!!!! Eine Stunde lang ist jegliche Unterhaltung in weitem Umkreis völlig unmöglich, dann sind alle Reden geschwungen, Lieder gekreischt, T-Shirts und Blumen verteilt - der Truck fährt weiter!

Sonnabend, 31.07.2010

Ich habe gelogen, keine Sonne heute - strömender Regen. Marion macht sich trotzdem über ihren Wäschekorb her, schimpft vor sich hin, weil sie nicht weiss wo sie die nassen Sachen aufhängen soll - ich verdrück mich mit dem Schlauchboot, um Wasser zu bunkern. Als die Tanks alle voll sind regnet es immer noch, Marion schimpft weiter - ich fahr dann mal Gregory besuchen. Wichtige Männergespräche in einem englisch-russisch Sprachmix, aber als er mir dann noch einen dritten Kakao kochen will trete ich den Rückzug an. Marion hat ihre Wäsche übers Schiff verteilt, die letzte Maschine rödelt im Motorraum - sie strahlt wieder. Und weil sie so fleissig war steht heute der Kpt. am Herd!

 

Montag, 06.09.2010

Ups, da mussten wir ja erstmal beissende Kritik einstecken, bezüglich unserer Schreibfaulheit. Aber wir haben eine gute Ausrede - wir waren verreist! Die letzten Tage davor waren dann auch etwas chaotisch - Sachen zusammensuchen, Rucksäcke packen, das Boot für unsere Abwesenheit “präparieWarten auf den naechsten Fliegerren”, uns überall verabschieden, letzter Blick auf die Checkliste - dann geht`s endlich los. Früh um Zwei kommt Franz mit seinem Dinghi um uns an Land abzusetzen. Dort übernimmt Gregory mit dem, von den Litauern geborgten Mietwagen. Er bringt uns zum Flughafen von Joao Pessoa - schnell noch einen gemeinsamen Kaffee, kurz drücken - pünktlich 05.25 startet unser Flieger nach Recife. Eine Stunde später der Nächste nach Salvador. Acht Stunden hocken wir dort auf unseren Rucksäcken, erneut Einchecken - elf Stunden später sind wir in Frankfurt. Vom Flughafen zum Bahnhof muss man einmal über die Strasse gehen - unser Zeitpolster von drei Stunden ist mehr als ausreichend dafür! Die anderthalb Stunden Aufenthalt in Hamburg stören nicht mehr - nach gerade mal 44 Stunden erreichen wir Stralsund, wo wir schon von Christiane, Sven, Silke und Matzi erwartet werden. Der Trend geht klar zum Sommerurlaub an der Ostsee - dem wollen wir uns nicht verschliessen. Vier anstrengende WochenWarten auf den naechsten Zug lang, Einkaufslisten abhaken, Ersatzteile bestellen, mit weichen Knien überfüllte Supermarktregale bestaunen, Frisur erneuern (Marion), aus dem “Media-Markt” gezerrt werden (ich), Post abarbeiten (nochmals vielen Dank unseren zwei “Bodenstationen” Christiane und meiner Mutter), leidigen Behördenkram erledigen, Freunde besuchen, sich bei den Eltern durchfüttern, Oma drücken, Kindergeburtstag feiern (unsere “Grosse” wird 27!) und dabei auch gleich mal den Freund kennenlernen, öfter mal mit den Rucksäcken umziehen, mit Sven Boote reparieren, Christiane im Büro helfen, Pizza und jede Menge Bifteki essen, sich über das nass-kalte Wetter und teilweise ewig lange Lieferzeiten ärgern, immer wieder erstaunten Bekannten versichern, dass wir es wirklich sind, feststellen, dass der Urlaub fast um ist und wir noch soooo viele Dinge nicht erledigt haben ..... noch einen Tag mit unserem “kleinen” Kind verbringen, immer wieder verabschieden .... am letzten Tag versuchen, all die Neuerwerbungen, Geschenke und Beutestücke in unseren Rucksäcken zu verstauen, ein letzter “Klops” bei Jorgos, letztes Frühstück mit Sven und Christiane und schon stehenNein, die Kinder kommen nicht auch noch mit rauf! wir wieder auf dem Bahnhof. Meine Mutter wartet dort schon mit der neusten Post - schnell noch mal alle drücken, Tränen wegwischen - der Schaffner pfeift - los geht`s. Erstmal bis Köln, dort warten Tina und Stefan mit lecker Abendbrot auf uns (Stefan, falls du jemals einen Job als Schiffskoch suchst .....). Mit vollem Bauch und Taxi dann am nächsten Morgen zum Bahnhof, der Stopp des ICE auf freier Strecke und die Durchsage einer halbstündigen Verspätung zwecks Reparatur des Zuges treiben uns noch mal kurz die Schweissperlen auf die Stirn - kommen aber noch rechtzeitig in Frankfurt an - unsere prallen Rucksäcke passieren anstandslos Gewichts- und Zollkontrolle (wir ebenfalls), schnell in unsere Sitzreihe quetschen, Marion nörgelt diesmal nicht über das Filmprogramm, dafür bekleckere ich mich wie immer mit dem Essen - kurze elf Stunden später landen wir in Salvador. Der Zoll interessiert sich wieder nicht für unser Gepäck - einchecken für den nächsten Flieger - dasselbe dann nochmal in Recife. Kurz nach Eins Landung in Joao Pessoa - eine halbe Stunde später stehen vier Rucksäcke und zwei müde Gestalten am Taxistand und nach weiteren dreissig Minuten in Jacare auf dem Marina-Ponton vor Gregory`s Boot. Per Funk wird Franz gerufen, der schon auf der Lauer liegt, um uns zur “Mira” überzusetzen. Ganz so schnell geht`s dann doch nicht - ein bisschen Umarmung und Zeit für ein Begrüssungsbier müssen schon noch sein!

Dienstag, 07.09.2010

Früh um Sieben sitzen wir zwei schon mit der Kaffeetasse im Cockpit - das wird sich doch hoffentlich bald wieder legen! Seit gestern versuchen wir den Inhalt unserer Rucksäcke im Schiff zu verstauen. Das heisst eigentlich versucht es Marion - ich mag mich von meinen “neuen Schätzen” noch nicht so richtig trennen und habe sie zum ständig neu Bestaunen im Salon verteilt. Ganz lieben Dank noch mal an alle - unsere Eltern (Grappa und Pralinen sind heil angekommen!), Kinder, Silke und Matzi (erholt euch gut), Sven und Christiane (die Liste wäre zu lang, um alles aufzuzählen), Angela und Andreas (hoffen, dass wir die ganzen Medikamente nie brauchen!), Olaf und Karin (Handy läuft super mit der neuen Software und haut einen Schlag rein mit eurem Boot), Ilka und Dieter  (jetzt können wir eigentlich auch nach Patagonien segeln - genug Filme für viele stürmische Nächte!), Petra und Klaus, Tina und Stefan ........und, und und .... ihr werdet uns fehlen - das Wetter nicht! Wir geniessen es, wieder in kurzen Hosen zu schwitzen. Franz und Anna kommen auf ein Glas Wein vorbei und versorgen uns mit den neusten Informationen. Tom und Susi sind mit ihrer “Aorai” einen Tag vor unserer Rückkehr doch endlich Richtung Salvador aufgebrochen, Marek von der “Karolka” gestern nach Polen. Seine Flugroute gestaltet sich noch etwas umständlicher als unsere - er wird fast drei Tage unterwegs sein. Ansonsten eigentlich nichts weiter, ausser defekten Wasserpumpen, Einspritzpumpen, Aussenbordern, gebrochenem Zeh, ... das Übliche also.

Mittwoch, 08.09.2010

Wir wollen uns ein neues Visa holen und machen uns auf den Weg zur “Policia Federal”, ein Stück hinter Intermares. Schweisstreibende Angelegenheit so ein einstündiger Fussmarsch bei knapp dreissig Grad. Zum Glück haben wir uns in FlipFlops und kurzen Hosen auf den Weg gemacht - das sieht man bei der “Policia” anders. In Shorts kommen wir nicht rein - äh, macht nichts, dann versuchen wir es eben morgen. Zurück nach Intermares in den Supermarkt - Fleisch, Käse, Obst, Gemüse, Milch - ich kann gerade noch eine kleine freie Stelle für ein paar Bier in unserem Einkaufs-Caddy finden. Zurück an Bord wirft Marion sich sofort an den Herd - die drei “Mira”-Aufpasser Anna, Franz und Gregory sollen heute abgespeist werden. Mit Abendessen und Wein. Klare Rollenteilung - Marion kocht das Essen, ich hole den Wein aus der Bilge. Um nicht im Weg zu stehen bastel ich noch schnell eine (dekorative) Cockpitbeleuchtung. Pünktlich mit dem Anlegen des Schlauchbootes steht auch die grosse, dampfende Essenschüssel auf dem Tisch. Das Gericht darin heisst “Saunudeln”, schmeckt aber trotzdem lecker. Fazit des Abends - Marion kann doch richtig gut kochen, ich muss an meinen Fertigkeiten als Musikunterhalter noch arbeiten und Gregory taugt als Barkeeper mal gar nicht!

Donnerstag, 09.09.2010

Das Wetter ist heute so bäh, eigentlich könnte man nach dem Frühstück sofort wieder ins Bett gehen, oder in die nächste Kneipe, oder in den Fluss springen - alles grau in grau, es regnet ununterbrochen in Strömen! Wir verfallen nicht in Depression - Marion macht sich über die Fotoseite für den Juli her, ich düse rüber zu Gregory. Er sitzt seit zwei Tagen bei der “General-Innenreinigung” seines Bootes - ich will ihm den Herd ausbauen, damit er auch dahinter saubermachen kann. Natürlich schneide ich mir dabei so richtig schön tief in den Finger, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich jetzt voller Schadenfreude sehe, was Gregory an den freigelegten Flächen um seinen Herd jetzt so bevorsteht. Da brauch ich vor Morgen gar nicht zum Wiedereinbau aufschlagen.

saftige Pause

Freitag, 10.09.2010

Ausflug nach Joao Pessoa - Franz braucht Ersatzteile für seine diversen Basteleien, die beiden Finnen Olli und Merja ebenfalls, bei uns stehen lediglich Briefmarken und Obst auf dem “Erledigungszettel”. Am Steg wartet Gregory mit aufgeschnittenem Finger auf uns - aha, er hat seinen Herd alleine wieder eingebaut und strahlt wie sein, jetzt wieder glänzendes Boot. Nein, er begleitet uns heut nicht, er will im Internet einen Flug nach Moskau buchen (das tut er irgendwie schon seit secGemueseunterricht fuer Anfaengerhs Wochen ...). Mit dem Rumpelbähnchen geht`s in die grosse Stadt und da Franz inzwischen wohl alle interessanten Läden kennt, dauert die Sucherei nach Simmerring und Co nicht lange. Die Männer, besonders Olli, strahlen über das ganze Gesicht: “It`s like a paradise!” Darauf eine Trinkkokosnuss! Kein Händler weit und breit, dann eben zur “Saftbar” um die Ecke. Vor unseren Augen werden die ausgesuchten frischen Früchte mittels Mixer in einen dickflüssigen Zustand gebracht. Das Ergebnis ist furchtbar lecker und nach einem solchen Becher für umgerechnet 1,60€ ist man echt satt. Anschliessend auf dem Fruchtmarkt für uns “Die Sendung mit der Maus (Merja)”. Sie und Olli sind schon länger in Brasilien und sie kennt sich in Sachen Obst und GemEmmi gab's nicht, aber XL steht dir auchüse bestens aus: Wie heisst was, wie schmeckt das, kochen, braten, oder roh essen, wie lange hält sich das, ... Zum Feierabend landen wir bei Nelson. Der Zug fährt in anderthalb Stunden, da ist noch genug Zeit für ein Bier und einen kleinen Happen zu essen. Wunschgemäß haben wir Nelson ein Deutschland-T-Shirt mitgebracht und er ist happy! “Mui lindo!” Sehr schön! - Wieder in Jacare - Anna und Franz mögen noch nicht nach Hause und so sitzen wir noch eine ganze Weile im Mira-Cockpit. Morgen ist ja Sonnabend, da können wir ausschlafen ...

Sonnabend, 11.09.2010

Nix mit Ausschlafen, bin schon wieder um 7 Uhr wach.(die Deutschland-Zeit “sitzt zumindest mir noch in den Knochen”) Mein Kpt schnarcht vor sich hin, also leise aus der Koje krabbeln, Tür zu. Nach dem ersten Kaffee im Cockpit nehme ich das Verstauen der Medizinkiste in Angriff, die uns Angela und Andreas liebevoll gepackt haben (nochmal herzlichen Dank!!!!! :) Was ist wofür bzw wogegen und dann gleich in meiner Computer-Bordapothekenliste vermerken. Toi, toi, das Meiste, das wir bisher brauchten war mal was für den Magen oder gegen Kopfschmerzen. Seeluft hält gesund! Ich hoffe, das bleibt so ;) - Irgendwann hat dann selbst mein Kpt ausgeschlafen und es gibt Frühstück: Tomaten-Käse- und Bananeneierkuchen. Durch Zufall schauen wir mal raus und entdecken fast neben uns die “Eden”er, die gerade angekommen sein müssen. Claudia und Friedrich winken und rufen uns herüber. Dingi runter und schon stehen wir in ihrem Cockpit - grosse Wiedersehensfreude! Das letzte Mal haben wir uns kurz vor unserer Abfahrt, im Juli 2008, in Stralsund gesehen, wo sie uns mit DVDs, Blumen und selbstgekochter Marmelade aus ihrem Garten Eden versorgten. Ein Jahr nach uns sind sie ebenfalls gestartet und in Gambia haben wir uns um nur vier Tage verfehlt. Hier in Brasilien kreuzen sich nun endlich mal unsere Wege - und natürlich hat Claudia Marmelade für uns: Papaya, Cocos, Cachaca. Sie sind derzeit auf dem Rückweg von Argentinien in die Karibik und haben auch eine Menge zu berichten. - Abends gehen wir auf einen Caipi in eins der Restaurants am Flussufer, um den Sonnenuntergang, den “Bolero” spielenden Saxophonisten und die Geigerin mit dem irren Hüftschwung zu sehen. Zum Unterhalten zwar recht sinnlos weil laut, aber ein Muss für´s Ankommen!

Sonntag, 12.09.2010grosse Tafel hungriger Segler

9 Uhr, Kpt sitzt auf der Badeplattform und baumelt mit de Beene, es gibt `ne neue Frisur... Oh, ist wohl ein bißchen kurz geworden... Na, wächst ja wieder ;) - Wir haben mal wieder zum Sonntagsessen getrommelt und sind ganze 13 Mann. Gertrud mit ihren Kindern Inga und Thorben aus Norwegen, Christina (mit Hund Hermann) und Daniel aus Brasilien, ein Franzose (Namen vergessen-sorry), Gregory, Anna und Franz, Claudia und Friedrich und wir beide. Die Finnen, Polen und Engländer haben heut leider keine Zeit. Im Restaurant werden drei Tische zusammengeschoben und alle “stürzen” sich auf´s Buffet. Vier Teller voll (Tom-Rekord) schafft diesmal aber keiner ;) Anschliessend geht`s an den Strand, der heut gut besucht ist. Ein Wettkampf zwischen den Surf-Schulen wird ausgetragen und relativ kleine Jungs flitzen mit ihren “Brettern” über die zahlreichen Wellen. “Unsere” norwegischen Kinder (12 und 16) haben viel Spass beim Sich-mit-Strandsand-bewerfen, Hund Hermann buddelt wie ein Irrer nach imaginären Mäusen und mein Kpt stürzt sich mit Gregory in die Fluten... Auf dem Rückweg durch Jacare kommen wir an einem Prediger vorbei, der auf der Strasse lautstark, mittels Mikro und voll aufgedrehten Boxen, auf seine drumherum stehenden “Schäfchen” einbrüllt. “Haleluja”! Rein auf Verdacht zieht man da schon mal den Kopf ein ;) Weiter unten im Dorf wird gefeiert und wir werden links und rechts eingeladen. Aber Strand und Essen machen müde und wir lehnen lachend ab. “Que pena!” Wie schade! “Amanha?” ...

Montag, 13.09.2010

Policia Federal - Klappe, die Zweite: sorgfältig verstaue ich Kpt`s lange, helle Leinenhose und die guten Florenz-Lederschuhe im Rucksack. Der Weg zur Policia ist weit, ich werde ihn erst kurz vorher umziehen, damit er im entscheidenden Moment auch noch sauber ist. Hab heut auch ein bisschen “dicker” aufgetragen, kurzer Rock, weisses T-Shirt, ... brezel, brezel. Wenn das nichts wird! 30m vor dem Ziel zieht sich mein Kpt im Gebüsch um und strahlend rein stehen wir dann vorm Empfang. Der Blick des Beamten wandert am Kpt hinunter. ”No Bermudas?” “No Bermudas today!” Grins. Wir dürfen durchtreten zur “Imigracao”. Die Dame vom letzen Mal, die uns das neue Visa stempeln wollte, ist heute leider nicht da und umständlich versuchen wir, dem Herren auf der anderen Seite der Glasscheibe zu erklären, was wir eigentlich wollen. Natürlich spricht er nicht ein Wort Englisch. Nach 5 Minuten fällt ihm sein Kollege ein, der Englisch kann und der uns dann wenigstens versteht. Ein bißchen hin und her, nein, ein neues Visa gibt´s nicht, aaaaber ...Nun haben wir den selben Stand wie vorher. Naja, sagen wir mal: Nischt errescht un drotzdem freehlisch ;) - Gerade mal um die Ecke, 20m weiter, zieht mein Kpt wieder seine “Tobehose” und die Flipflops an und wir gehen am Strand, der heut wieder so gut wie leer ist, zurück. Schnell ein bißchen Obst kaufen und Brötchen, dann nach Jacare. Am Marinaponton Gregory die Haare schneiden (eigentlich hat er gar keine Zeit dafür, er ist gerade dabei, mal wieder einen Flug nach Moskau zu buchen ... ;) und zurück auf die “Mira”, alles aufklaren, einen Obstsalat für abends vorbereiten, ...währenddessen grübelt mein Kpt über eine Halterung für den neu erworbenen Pinnenpiloten nach, der die Windfahnensteuerung “bewegen” soll. - 17 Uhr, Claudia und Friedrich laden ein. Anna und Franz, und Uli von der “Tofua” sind auch mit dabei. Ein schöner Abend mit leckerem Essen, im Salon von Claudia liebevoll wie in einem Restaurant serviert. Und dazu so viel zu Erzählen ...

Dienstag, 14.09.2010

Morgens strahlender Sonnenschein, ab 14 Uhr immer wieder einsetzender strömender Regen! Wir hatten gehofft, die Regenzeit sei nun langsam mal vorbei ... Den Wetterunbilden trotzend sitzt mein Kpt Pläne schmiedend auf der Badeplattform (wieder das Pinnenpilotprojekt). Nach und nach nimmt die Halterung Gestalt an, zumindest in seinem Kopf. Ein bißchen ausmessen, ein bißchen herumschrauben, ... ER HAT EINEN PLAN! Anschliessend ist er nur noch mit dem Dingi unterwegs. Zuerst zu Franz, dann zu Friedrich, dann an Land, um in der Werkstatt um die Ecke zu fragen, ob sie das so bauen können - können sie - wieder zurück, Badeleiter abschrauben (wird mit integriert), wieder ins Dingi, wieder an Land, ... usw. Momentan sitze ich hier mit dem Wok voller Essen und harre seiner Rückkehr. - Neuste Nachricht des Tages: Gregory hat ENDLICH einen Flug nach Moskau gebucht!

 

Mittwoch, 15.09.2010MIRA-Abendessen-Nachtisch

Vormittags: Aufklaren unter Deck. Bordfrau fängt an einer Ecke an und eh sie sich versieht, wird ein Gross-Putztag daraus. Den Kpt vorher mit Einkaufszettel versehen und mit “Wägelchen” in den Supermarkt nach Intermares schicken. Schnell noch im Wörterbuch nachschlagen, was heisst Süsse Sahne, Pfirsich, Hackfleisch, 600Gramm, ... und schon ist er “aus dem Weg”. Nachmittags: Abendessen vorbereiten. Anna, Claudia, Franz und Friedrich wollen kommen, Themenabend “Argentinien”. - Aus den Tiefen der “Eden”-Bilge spendieren Claudia und Friedrich einen leckeren argentinischen Rotwein dazu (schon deswegen lohnt es sich, dorthin zu fahren ;). Und als Gastgeschenk gibt es ein “selbstdesigntes” Portemonaie, gebastelt aus einem Saft-Tetrapack - echt coole Idee, ein witziges kleines Geschenk, das noch dazu für weniger MüllMachetenkauf beim Kochtopfhaendler sorgt!

Donnerstag, 16.09.2010

Wir müssen noch mal nach Joao Pessoa, brauchen ein Ventil, das wir einbauen wollen wenn wir trocken auf der Sandbank stehen. Friedrich weiss nicht so recht: Schon wieder ´ne Stadt? Mit unserer Hilfe gelingt es Claudia, ihn zu überzeugen und pünktlich stehen wir gegen 11Uhr am Bahnsteig in Jacare. Leider fährt heute nicht die Bahn, die vorn mit einer barbusigen Schönheit verziert ist (war eins der Argumente, Friedrich mitzulotsen ;). - Claudia stürzt sich gleich mal in ein paar Geschäfte, auf der Suche nach buntem Isolierband (für ihre Portemonaie-Produktion, ich nehme auch zwei Rollen mit -Bastelwahn), dann braucht sie noch kleine Geschenke für die Kinder der Familie in Natal, die sie besuchen wollen, ... So verschwinden wir Frauen öfter in den Weiten der Geschäfte und unsere Kpt´n tragen´s mit Fassung. Ausserdem sind wir von Uli beauftragt, mal nach Tabak und Zigarettenpapier zu schauen - wo kriegt man sowas? Auf dem Markt vielleicht? Dort angekommen müssen wir Friedrich erstmal mittels Bier stärken, damit er noch weiter durchhält. Tabak, nein, dafür eine Menge Obst und Gemüse. Wir erstehen ein paar unbekannte Früchte zu Testzwecken (die Verkäufer versichern uns mit vollem Körpereinsatz, dass sie “deliciosa”, lecker seien) und auch die “Eden”er decken sich für die bevorstehende Abfahrt mit Vitaminen ein. Zufällig kommen wir bei unserem “Stamm-Topf-Händler” vorbei und bei der Gelegenheit fällt Friedrich ein, dass er noch eine Machete braucht. Selbstverständlich bekommen wir Torte macht froehlicheinen guten Preis und Friedrich strahlt übers ganze Gesicht. Einmal Probeschwingen zwischen Bergen von Töpfen, er ist begeistert! - Der Rückweg zum Zug führt zwangsläufig an Nelson´s Barraca vorbei, wir werden überschwenglich begrüsst ... und wir haben ja auch noch Zeit bis zur Abfahrt ;) Ein letzter Versuch, um sich zu erkundigen, wo man Tabak und Papier kaufen könne endet damit, dass Nelson jemanden los schickt, der 10 Minuten später mit dem Gewünschten wieder dasteht. Echt Klasse Service hier! Natürlich müssen wir einen Cachaca mit Cashewfrucht probieren und Nelson dreht für uns seine Musikanlage auf ... Der Zug hat wie meistens Verspätung und so bleibt sogar noch Zeit, um die leckere Torte am Bahnhofsimbiss “mitzunehmen”. - An Bord der “Eden” kommt noch Uli mit dazu, der schier begeistert ist von unserem Einkaufserfolg. Ein kleines Bier für die Kptn, Orangensaft für die Frauen und der plötzlich einsetzende starke Regen verhindert, dass wir zu früh zurück an Bord der “Mira” kommen. - “Regenschirmparty”.Bye, bey Claudia und Friedrich

Freitag, 17.09.2010

Heute mal ganz easy! Ausschlafen, spätes Frühstück. Ehe wir dazu kommen ruft Friedrich schon über Funk, dass sie abfahrtbereit sind .. Wir düsen schnell mit dem Dingi rüber. Claudia hat noch Erde für ihre zwei Avokadopflanzen besorgt, die sie noch eintopfen will. “Du kannst dir gerne eine mitnehmen”! Ich sehe den scheelen Blick meines Kpt ...”Äh, lieber nicht, Danke!” Grins. - Wieder ein Abschied, der schwerfällt, obwohl wir uns nur ein paar Mal getroffen haben. Wir sehen der “Eden” noch eine Weile hinterher, bis sie unter Segeln hinter der Biegung verschwindet... Später düsen wir in Richtung “Tofua”, zu Uli, der noch Alu-Schweissdraht für uns hat (mangels Platz konnten wir den aus Deutschland nicht mitbringen). Bis mittags schnacken wir noch mit ihm beim Kaffee (Uli hat einen herrlichen Hamburger Dialekt, so schön laaaaaaaang ;). Morgen früh will er weitersegeln, auch nach Norden. Irgendwann Uli at workgibt´s dann doch noch “Frühstück” und mein Kpt macht sich nochmal auf den Weg, nach der Pinnenpilothalterung zu sehen. Nix fertig, keiner da. Amanha! - Abends schnell zum Bäcker und auf ein Feierabendbier mit Gregory in die “Bar” gleich um die Ecke. Er erzählt wie ein Wasserfall, ist froh, dass er jetzt nach Moskau fliegt. Er braucht noch das und das und das ... :) Zurück am Steg ist Party auf der “Irun”, dem Boot der Brasilianer. Keine Ahnung, wie viele Leute da schon sitzen, es ist rammelvoll. Mein Kpt ist mit einem Fuss schon wieder fast drauf - ich kann ihn gerade noch bremsen. Bestimmt lustig, aber heute nicht, man kann nicht jeden Tag feiern ... Sorry!

Sonnabend, 18.09.2010

Kpt am Kaffeekochen, ich muss erstmal meinen Rücken gerade biegen (ein bißchen Frühsport ;). Frühstück, im Cockpit duschen (Blick nach steuerbord, Uli ist mit seiner “Tofua” schon los), Kpt springt ins Dingi, düst zur Werkstatt rüber, kommt zurück, immer noch nichts da. Montag vielleicht. Anschliessend zu Gregory, der mal wieder einige technische Probleme hat (Motor springt nicht an, GPS-Antenne funktioniert nicht, Autopilot...). 14.40 Uhr, Kpt ist immer noch nicht zurück. Da hab ich mal viel Zeit zum Schreiben :) Zum Supermarkt müssen wir allerdings auch noch, morgen ist die grosse Abschieds-Grill-Steg-Party und da ist noch einiges vorzubereiten. In der Woche darauf werden die meisten lossegeln, ob nach Norden, Osten oder Süden - wir müssen dann auch ranklotzen, es ist allerhöchste Zeit! - 15.10 Uhr: die “Ewa” segelt gerade an der “Mira” vorbei, an Bord Gregory und Rene. Aha, der Motor lauft immerhin schon wieder! Sie drehen ein paar Kreise, um den Autopiloten “einzunorden”. SOVIEL ZUM THEMA EINKAUFEN. - Heute kam eine   e-mail von Tom und Susi: am Montag (13.) sind sie nachmittags in Salvador angekommen. Sie haben eine ganze Woche da runter gebraucht, Wind und Strömung waren nicht gerade passend! Jetzt sind hier alle beruhigt, hatten uns schon Gedanken gemacht. Um 19.00 Uhr taucht auch mein Kpt wieder auf. Er hat Gregory`s Reparaturliste abgearbeitet - nur der Autopilot will noch nicht so richtig wie er soll.

 

Sonntag, 19.09.Abschieds-Steg-Grill-Party an Bord der EWA2010

Es regnet und ich bin schuld - nicht am Regen, sondern dass wir heute noch einkaufen müssen (habe ja gestern soooo lange mit Gregory gespielt) und jetzt nass werden. Werden wir dann doch nicht - man muss das Frühstück nur lange genug ausdehnen, Gregory zur Strafe mitschleppen und dann noch das Glück haben, von einem Auto eingesammelt zu werden. Unser Partykorb ist schnell gefüllt, alles zurück schleppen, unterwegs die Finnen Merja und Olli “einsammeln”, in Jacare vom nächsten Regenschauer überrascht werden, sich gerade noch in Francesco`s Bar retten und (was bleibt uns anderes übrig) erst mal ein Bier trinken. Der Hinweis der Frauen, dass Fleisch- und Salatvorbereitungen einen gewissen Zeitbedarf erfordern, verhindern weitere überschwengliche Bestellungen seitens der Männer. Auf allen Booten wird fleissig “gewerkelt” und pünktlich zum Sonnenuntergang machen sich die mit Leckereien gefüllten Schlauchboote auf den Weg zum Marina-Ponton. Soll schliesslich eine “Steg-Party” werden. Der einsetzende Regen verhindert das, wir flüchten erstmal auf Gregory`s Boot, wo (zufällig) auch die Biervorräte lagern. Wird schon irgendwie gehen - immer mehr Leute kommen - irgendwann geht es nicht mehr. Schnell noch eine Plane spannen, dann finden irgendwie alle Platz. Einige Regenschauer später wird der Plan mit dem Barbecue gecancelt - Anna, Anja und Dagmara verschwinden unter Deck und verwandeln Gregory`s Küche in einen Schnellimbiss. Fleischberge braten, Stichflammen löschen, Salat raufschaufeln, Teller hochreichen - klappt prima! Ich hangele mich mit Franz auch nach unten - da tränen einem zwar die Augen, sichert aber die besten Fleischstücke. Irgendwie haben wir es tatsächlich geschafft uns alle auf das kleinste Boot zu quetschen - Finnen, Engländer, Brasilianer, Österreicher, Deutsche, Polen, Norweger und ein Armenier. “Amtssprache” ist Englisch. Das Essen wird alle, Bier und andere Getränke ebenfalls, mit Tanzen ist eher schlecht, keiner fällt ins Wasser, die Küche blitzt hinterher auch wieder - coole Party!

Montag, 20.09.2010...das Wasser fliesst ab, bald stehen wir im Trockenen

Ich habe es heute tatsächlich geschafft, mit meinem Pinnenpilot-Halterungs-Projekt ein Stück weiter zu kommen. Schon beim zweiten Anlauf ist mein Werkstattmensch da, hat keine Ausrede und das entsprechend vorgebogene Rohr auch da. Schnell mit Flex, Bohrmaschine und Schweissgerät rumwerkeln, zwischendurch mal zur “Mira” zwecks anpassen, weiter flexen,... Wir wären fast fertig geworden aber die Tide ruft. Wir wollen heute noch auf die Sandbank - “Mira” hat schon wieder die Pocken! Kurz nach 3 Uhr rasselt der Anker hoch (doch noch nicht festgewachsen), wir fädeln uns gekonnt durch die Einfahrt und pünktlich zum Tidenhöchststand schiebt sich unser Pflegefall mit dem Hintern zuerst auf den Sand. Schnell noch einen Heckanker ausbringen und schon ist Feierabend. Arbeiten können wir heute eh nicht mehr, Flachwasser ist erst gegen 10 Uhr und da ist es ja nunmal dunkel. KINOABEND!


Dienstag, 21.09.2010

Ab Sieben stehen wir bis zu den Knien im Wasser und schaben mit unseren Spachteln an den Seitenwänden. Das Wasser fällt zwar weiter, aber irgendwie haben wir eine blöde, weil schlammige Stelle der Sandbank erwischt - die “Mira” sinkt zu tief ein - wir kommen nicht an ihren Bauch! Da hilft es auch nicht wirklich, dass Franz mit Spachtel im Schlauchboot angebraust kommt - eine halbe Stunde schaben wir noch gemeinsam, zerren nach jedem Schritt unsere Latschen aus der Modder, wischen die kleinen Krabben weg, die an den Beinen hoch krabbeln - dann beobachten wir lieber Kaffee trinkend die Muschelsammler vom Cockpit aus. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen knapp hundert Meter weiter - halb Vier ist Hochwasser - da versuchen wir doch mal die Stelle zu treffen! Ist dann bei dem starken Wind gar nicht so einfach - die selbe Übung wie gestern - ein Stunde später ist alles erledigt - das Wasser darf wieder fallen. Landfein machen, ...den Seepocken zu Leibe ruecken...mit dem Schlauchboot nach Jacare` düsen, im Dorflädchen ein Sixpack Bier greifen und zu Gregory eilen. Franz und Anna trudeln auch ein, wir wollen unseren armenischen Freund verabschieden! So hocken wir dann zwischen verpacktem Schlauchboot, Rettungsinsel, Reisetasche, ... im Salon, ein letztes “Na Sdarowje!” und sind alle ein wenig traurig. Nochmal drücken, ein Küsschen, winke, winke...! Als wir “nach Hause” kommen, steht die “Mira” hoch und trocken im Vollmondschein auf der Sandbank. Toller Anblick!...Wasserpassreinigung mittels Buerste und Sand

Mittwoch, 22.09.2010

Schnell ein Brötchen runterschlingen, einen Kaffee schlürfen, dann liegen wir mit den Spachteln unterm Boot. Wir stehen hoch und trocken - diesmal keine Modder, keine Krabben. Nach vier Stunden liegt auch die letzte Pocke im Sand, Opferanode am Propeller wechseln (die alte ist komplett verschwunden nach nur 8 Wochen!), Paddelrad von der Logge säubern, schnell noch einen neuen Absperrhahn in die Saugleitung der Toilette einbauen, Heckanker wieder einsammeln, Duschen - fertig! Zeit für einen Spaziergang über die Sandbank, den Muschelsammlerinnen bei der Arbeit zuschauen! Die schippen sich Körbe voll Sand, zerren diese zum Wasser, schütteln und spülen kräftig und übrig bleibt eine Handvoll kleiner Muscheln, die sie in Säcke füllen. Mühsamer Broterwerb! Um Vier schwimmen wir wieder auf, die Ankerkette rasselt hoch - eine Stunde später liegen wir wieder an unserem alten Platz vor Anker. Merjan und Olli kommen auf ein Feierabendbier vorbei und bringen uns ihre Brasilien-Guides zwecks Kopie - die besten Unterhalter sind wir wohl nicht mehr - uns fallen schon langsam die Augen zu!

 

Donnerstag, 23.09.2010

Unsere Abfahrt steht bevor, wir fahren mit Franz und Anna noch mal nach Joao Pessao - diesmal keine Ersatzteile - wir wollen uns von Nelson verabschieden! Franz soll vorher noch schnell ein neues T-Shirt bekommen, was aber an unterschiedlichen Vorstellung bezüglich der Farbe des Selbigen zwischen ihm und Anna scheitert. Marion meint auch ein gewisses Ungleichgewicht zwischen meinem “Bastel” - und “ausgehfähigem” T-Shirt-Stapel ausgemacht zu haben, greift kurz entschlossen ins Regal - das passt dir! Recht hat sie und mir gefällt sogar die Farbe! Nelson macht dann aber unseren eigentlichen Plan zunichte - sein Kiosk ist abgeschlossen - er ist krank! Schade! - hätten uns gerne noch mal von ihm umarmen und seinen Stammkunden bedienen lassen, ein Bier und einen letzten Cachaca auf sein Wohl getrunken. Das mit dem Bier holen wir dann noch an einem Kiosk vorm Bahnhof nach, der nächste Zug geht erst in einer Stunde.

Freitag, 24.09.2010

Früh aufstehen, wir wollen mit der “Mira” in die Marina. Dort soll dann zwei Tage unsere Waschmaschine (Strom und Wasser gibt`s ja im Überfluss) den Wäschestapel abarbeiten, alles noch mal gecheckt werden, Wasser bunkern, Einkaufen, ... also volles Programm. Sonntag soll es dann endlich weiter Richtung Süden gehen. Anker auf, ganz easy an die Pontonstirnseite fahren, Leinen fest, Stromkabel rein, Wasserschlauch anschliessen, erste Trommel anwerfen, schnelles Frühstück. Marion nimmt sich dann der Innenreinigung an, ich zerre unsere 75 Meter Kette nebst Anker auf den Ponton - die ist auch arg bewachsen und hat eine Reinigung nötig! Beim Schrubben halte ich mit mal ein halb durchlöchertes Kettenglied in der Hand. Lochfrass! So eine Sch...! Da hat bis eben noch unser ganzes Boot drangehangen! Marion hat weitere Neuigkeiten - die Waschmaschine wäscht nicht. Sie fängt schon damit an, um ihren guten Willen zu demonstrieren, sie rödelt und rödelt und rödelt und macht aber nichts weiter. Jetzt kommt auch noch Phillipe, der Marina-Betreiber um uns mitzuteilen, dassLochfrass wir uns an einen anderen Platz verlegen müssen. Eine eindeutige Veschwörung! Wir wimmeln ihn ab, weil wir erstmal nach Cabedelo zwecks Abmeldung beim Hafenkapitän müssen. Schnell duschen, umziehen, zur Bahn hetzen, die uns natürlich vor der Nase wegfährt. Leicht gereizte Stimmung - weiter nach Intermares, den Bus nehmen und in Cabedelo vorm verschlossenem Hafenamt stehen! (Trägt nicht zur Verbesserung der Stimmung bei!) Nachdem wir eine halbe Stunde unschlüssig dort rumstehen, erbarmt sich doch jemand, lässt uns rein und wir bekommen unseren ersehnten “Laufschein” zur Weiterfahrt. Zurück in Jacare hat Phillipe seinen Plan mit dem neuen Liegeplatz noch nicht vergessen - mit dem letzten Tageslicht legen wir uns um. Marion ist die Lust am Kochen vergangen, also hocken wir uns auf der Dorfstrasse auf zwei wacklige Plastestühle und löffeln jeder eine grosse Schüssel Suppe. Die schmeckt immerhin lecker und frisch gestärkt beschliesse ich, heute noch die Waschmaschine zu zerlegen. Dazu müsste ich sie erstmal aus ihrer passgenauen Halterung rauskriegen, was an der nachträglich verklebten Schallisolierung scheitert. Entweder Isolierung abreissen, oder ein Stück aus der Halterung rausflexen - ich entscheide mich für Letzteres, überhöre Marion`s Knurren, greife munter zur Flex und schon jault das gute Teil los. Genau zwei Minuten lang, dann gibt sie den Geist auf. Jetzt reicht`s - das ist heut einfach nicht mein Tag - FEIERABEND!

Sonnabend, 25.09.2010

Halb acht klopft es - ein strahlender Karl steht vor uns. Grosse Freude - ihn und Patricia hatten wir schon kurz in Las Palmas und dann in Gambia getroffen. Ihren Katamaran “Belize” haben wir hier zwar schon in einer nahen Werft entdeckt, allerdings unbewohnt. Sie sind gerade aus Deutschland zurück und wir verabreden uns für heute Abend. Kurzes Frühstück, dann hockt Marion sich mit Sonnencreme und Hut bewaffnet auf den Ponton zwecks Gliedkontrolle. Jedes Einzelne (Kettenglied) wird argwöhnisch beäugt, gewendet, abgeputzt - begleitet von lauter hilfreichen Kommentaren seitens Christinas, die neben ihr in ihrem Cockpit sitzt. Christina redet mit einer Geschwindigkeit (und Slang!), dass einem über kurz oder lang der Schädel brummt. Arme Marion! Ich verdrück mich mit der, von Franz geborgten Flex in den Motorraum, um an der Waschmaschinenhalterung rumzuschnippeln. Anschliessend Motorraum aussaugen, Maschine rauswuchten und mangels Plan erstmal anfangen alles zu zerlegen. Um 4 Uhr werfe ich mein Werkzeug in die Ecke, schnell noch Duschen, eine Flasche Wein einstecken - wir hasten zu unserem Date nach Intermares. Karl und Patricia haben sich ein Apartment gemietet in einem der Häuser erste Reihe, direkt am Meer. Erstmal mach ich den Wachposten vom falschen Haus nervös, aber letztendlich landen wir doch in der richtigen “Hütte”. Vier Zimmer, drei Bäder, achtzig Quadratmeter Terasse und natürlich eine funktionierende Waschmaschine - wir sind beeindruckt! Patricia hat zufällig eine Kleinigkeit gekocht und wir zufällig noch nichts gegessen - passt doch super. Es schmeckt fantastisch, ein leichter Tritt an`s Schienbein verhindert, dass ich den Teller ablecke. Wir haben jede Menge zu erzählen, nebenbei rödelt zweimal die Maschine mit unserer Wäsche und tapfer leeren wir auch den brasilianischen Wein. Um 23 Uhr machen wir uns dann aber doch auf die Socken - wir wollen den halbstündigen Heimweg hinter uns bringen bevor die bösen Jungs auf den Strassen unterwegs sind.Yep! Das Letzte!

Sonntag, 26.09.2010

Eigentlich wollten wir ja heute losfahren, statt dessen hocke ich schweissüberströmt an meinem derzeitigen Lieblingsprojekt im Motorraum, währenddessen Marion sich mit der Ankerkette auf dem Ponton von der Sonne braten lässt. Pünktlich zum Sonnenuntergang habe ich alle Einzelteile wieder an ihrem ursprüngliche Platz eingebaut und muss deprimiert zu Kenntnis nehmen, dass die Maschine nach wie vor keinen Bock auf Waschprogramme hat. Dafür hockt Marion freudestrahlend im Cockpit, sie ist am Ende der Kette angelangt, hatte jeden Kettenring einzeln kontrolliert, gedreht und gewendet, Schadstellen markiert und sie sogar gezählt: 1597! Zum Kochen mag sich keiner mehr aufraffen, Duschen, ins Dorf schleppen, auf den Plastehocker plumpsen, Suppe löffeln. Feierabend!

Montag, 27.09.2010

Ich schau mir Marions Kettenmarkierungen an, ein paar kleine Schadstellen, wirklich gravierend ist es nur bei dem einen Kettenglied. Schnell den Zollstock gezückt, nachmessen - unser durchlöcherter Freund sitzt bei 25m - Flex geholt, zwei Schnitte, jetzt sind es nur 1596 Glieder. Das restliche Kettenende an Boot und Anker befestigen - nun haben wir eben nur noch 50m Kette statt 75. Marion übt sich in einer neuen Waschmethode - Wäsche in Maschine, da ca 30 Minuten ihre Runden drehen lassen, Wasser ablassen, Wäsche raus und in der Schüssel spülen, auswringen, aufhängen. Na ja, solange ich das nicht machen muss! Ich besuch dann mal lieber den Schlosser um die Ecke, um die Restarbeiten an meinem “Pinnenpilothalterungsprojekt” zu machen. Zwischendurch noch ein paar kleine Reparaturen an Bord, alles schon mal irgendwie verstauen und dabei Marion nicht vor die Füsse laufen, die unter Deck alles noch mal wischt und saugt. Weil wir so fleissig sind, gehen wir zur Belobigung heute abend noch so richtig fein Essen. Schnell noch aufbrezeln, mit Franz, Anna und Alex nach Intermares laufen, Karl und Patricia einsammeln und von dort mit dem Bus weiter. Netterweise hält der Busfahrer genau vor dem “Sal e Brasa”, da sparen sich die Boys am Eingang mal eben das Einparken unseres Wagens. An so einen edlen Schuppen wären wir normalerweise vorbeigelaufen, aber Alex kennt sich aus. Montag bis Freitag 20 Reais ( 9,50 € ) für Rodizio und Büfett. Und was für eins! Obst, Gemüse, Sushi, Fisch, Capaccio, Salate, alles was das Herz begehrt, nur vom Feinsten und das bis zum Abwinken! Dazu wird man umschwirrt von Kellnern, die versuchen einem Unmengen verschiedenster Fleischsorten auf den Teller zu säbeln. Glücklicherweise kann man deren Anwesenheit mittels einer kleinen Drehscheibe ( Rot / Grün ) am Kopf des Tisches steuern. Ständig werden Servierwagen mit Desserts, Kuchen, Eis, etc. vorbeigeschoben, die (Warnung von Alex) aber extra kosten (und zwar richtig extra!) - die wollen wir halt nicht. Irgendwann geht beim besten Willen nichts mehr rein, auch wenn man so viele leckere Dinge noch nicht probiert hat - einen Caipirinha zur Verdauung und dann schieben wir unsere geschwollenen Bäuche wieder in den Bus. Regenschauer - macht nichts - bei Karl und Patricia ist ja genug Platz in der Hütte und genug Wein haben sie auch noch. Um Eins sind wir dann endlich wieder in Jacare - Zähneputzen - Wagerechte!

Dienstag, 28.09.2010

Irgendwie wird die Liste mit den noch zu erledigenden Dingen immer länger, statt kürzer. Ich flitze noch mal schnell zur Werft, Alex unser altes Handy bringen, seins hat den Geist aufgegeben. Dort treffe ich Karl, der mal wieder feststellt, dass sein Katamaran immer noch aussieht wie ein Schlachtfeld, dass keiner daran arbeitet und die Werft den versprochenen Termin gnadenlos überzieht. Er will erst mal ein “Frustbier” trinken, ich muss mit. Das bringt mir anschliessend missbilligende Blicke meiner Bordfrau ein, ich schaff mein Pensum aber trotzdem noch. Nachmittags schnappen wir uns unsere beiden Einkaufs-Caddys, ab nach Intermares, noch schnell von Karl und Patricia verabschieden und dann ab in den Supermarkt, den Einkaufswagen voll stapeln. Klugerweise nehmen wir für den Rückweg ein Taxi. Alles auf`s Boot schleppen, im Schiff verteilen und dann ist endlich Feierabend. Wir setzen uns im Dorf wieder bei unserer Imbiss-Mutti auf die Hocker vorm Haus und ... nein diesmal keine Sopa, heute wollen wir Huhn! War keine gute Idee, die Suppe schmeckt besser!

Mittwoch, 29.09.2010

Wir haben es wirklich geschafft! Um 11 Uhr, eine Stunde nach der “Scorpio” haben wir endlich die Leinen losgeworfen und sind mit ablaufender Tide den RioVor der Einfahrt in die Baia de Todos os Santos, Salvador de Bahia Paraiba Richtung Meer runter! Dann mal noch schnell vier Stunden Richtung Ost motoren, um ordentlich Abstand zum Festland zu bekommen (damit die Fischer nicht nerven!) und jetzt rauschen wir unter Segel nur so dahin. Geil!

Montag, 04.10.2010

Kurz nach Sonnenaufgang stehen wir vor der Einfahrt zur Bucht von Salvador. Seglerische Höchstleistungen mussten wir nicht vollbringen, tagsüber sind wir jeweils mit schlagenden Segeln und knapp zwei Knoten Geschwindigkeit in der Flaute rumgedümpelt, Nachts hat der Wind dann jeweils aufgefrischt, so dass die Art der Fortbewegung dann auch Segeln genannt werden konnte. Kein Fisch, kein Wal, selten mal Delphine oder Frachter - dafür haben wir mal wieder diverse Bücher geschafft. Einzige Abwechslung war die tägliche “Laberrunde” über Funk mit Franz und Anna, die direkt an der Küste langgesegelt sind (dort auch keine Fischer hatten), natürlich besseren Wind hatten, fast einen Tag eher ankommen, Fisch geangelt haben, Wale gesehen haben, .... Was soll`s, 9.30 Uhr fällt unser Anker hinter Itaparica, weitere 508 Seemeilen stehen im Logbuch und eigentlich würden wir uns jetzt erstmal in die Koje hauen - wenn nicht Susi und Tom sofort angeschwommen kämen! Und vom Drücken der halbnackten, klatschnassen Susi wird man auch wieItaparicader munter.

Donnerstag, 07.10.2010

Drei Tage schaukeln wir nun schon vor Itaparica. Nette, ruhige Bucht mit einer Marina und etwa zwanzig Ankerliegern. Ausser der “Scorpio” und “Aorai” treffen wir auch die “Shassada”, die verlassen an ihrer Mooringboje hängt. Landgang - das kleine Städtchen ist ganz hübsch, alte Häuser mit schönen Fassaden halbwegs hergerichtet, Kirche, Marktplatz, viel Grün, ein paar Lokale aber irgendwie recht tot. Etwas lebhafter ist es dann im Dorf - zehn Minuten Fussweg - mit einigen Märkten, meist einfachen kleinen Häusern und irgendwie wenig einladend. Wir werkeln ein wenig am Boot, spazieren durch`s Städtchen, testen in den Strassenkneipen die hiesige Bierqualität, lernen einige Segler der benachbarten Boote kennen und wollen morgen ein Stück weiter, ein paar Meilen den Rio Paraguacu hinauf.


Freitag, 08.10.2010Flussfahrt

In Itaparica gibt es eine Quelle mit super Trinkwasser, woraufhin Anna sich befleissigt, mal noch schnell ihre unzähligen Wasserkanister zu befüllen. Ich lasse mich davon anstecken und mach auch zwei Dingirunden bis unsere Tanks wieder randvoll sind. Franz haben wir derweil ein Sonnenverdeck zum Nähen übergeholfen - er sitzt eh seit zwei Tagen an der Nähmaschine und bastelt ein “Dingikondom” (Sonnenverdeck für ihr Schlauchboot). Um 1 Uhr sind wir dann endlich Gegenverkehrabfahrbereit, schnell noch mal ins Wasser springen (die Sonne knallt heute wieder!), Anker hoch, Gang rein, ab geht`s. Weit kommen wir nicht, Franz ruft über Funk - sein Motor ist kurz vorm Kochen. Er hat vor zwei Tagen gerade einen neuen Thermostat eingebaut, das hätte er wohl lieber bleiben lassen sollen. Was soll`s, Anker runter und warten bis der Motor abkühlt. Wir dösen gerade so vor uns hin, da hören wir deutlich Arnim`s Stimme auf Kanal 72: “Mira, Mira, Mira für Shassada”. Äh? Sonnenstich, Halluzinationen? Mitnichten, er liegt mit einem Containerschiff vor Salvador auf Reede, weiss, dass wir uns hier irgendwo rumtreiben und hat mal so rein auf Verdacht in den Äther gerufen. Boah! Eine halbe Stunde labern wir miteinander - echt cool! Inzwischen hat die “Aorai” uns überholt (mit ihrem halben Meter Tiefgang schummeln die natürlich und fahren Abkürzungen), Franz hat seinen alten Thermostat wieder eingebaut und wir können weiter. Genau eine halbe Stunde, dann kocht der Motor wieder, ein wenig Wind ist da und wir ziehen die Segel hoch. Bis Ilha Monte Christo wollen wir heute wenigstens noch kommen - schaffen es auch gerade so - im Stockdunkeln fallen die Anker. Echt stimmungsvoll - rechts Palmenwald, links eine hell erleuchtete Bohrplattform - wir sind gerade am überlegen ob wir je so einen romantischen Ankerplatz hatten, müssen das aber beenden - Susi hat gerade zum Caipirinha gerufen!

Sonnabend, 09.10.2010Markttag in Maragogipe

... Kettengerassel ... Schepper, schepper, ... ?? Wie passt das in den Traum?? ... Umdrehen auf die andere Seite ... Susi’s Stimme zerreisst die morgendliche Stille und mich schlagartig aus dem Schlaf: “Anker is’ klar!” Boah! Ein Auge Richtung Wecker: 5 Uhr! Och nö! Die “Aorai” schiebt sich langsam an der “Mira” vorbei, der Aussenborder schnurrt leise vor sich hin. Ja, stimmt, wir wollten heute früh los, um rechtzeitig in Maragogipe zu sein, wo Sonnabends grosser Markttag ist. Also raus aus der Koje, Kaffee kochen und mal einen Blick zur “Scorpio” werfen, da bewegt sich auch noch nichts. Mein Kptn tappert noch ein bisschen zertreten umher und hat plötzlich was im Auge, das offensichtlich sehr schmerzhaft ist. Bei meiner “Untersuchung” kann ich nichts entdecken, aber irgendwie sind meine Augen ja auch noch nicht wirklich auf. Die Bordapotheke gibt für diesen Fall nur Augentropfen her und eine chice Augenklappe. Nach einer Stunde wird es besser. Also dann Anker hoch und weiter flussaufwärts. Wir sind ganz begeistert, die Landschaft ist herrlich, erinnert etwas an Gambia, nur dass es hügeliger ist und die Baobab-Bäume fehlen. Wind gibt’s auch wieder keinen, dafür haben wir 2,5 knKuehles Zisch zwischendurch  - Zuckerrohrsaft frisch aus der Presse Gegenstrom. Nach fast 3 Stunden Fahrt fällt der Anker vor Maragogipe und Kptn eilt im Dingi zur “Aorai”, um beim Ankern behilflich zu sein (deren Aussenborder hat mal wieder seinen Geist aufgegeben). Schnell landfein machen und durch das knuffige Städtchen zum Markt hetzen. Herrliches Gewusel, feines Angebot an Obst und Gemüse, Fleisch, lebenden Hühnern, getrockneten Shrimps, Vogelbauern nebst tschiependem Inhalt, Klamotten, ... (Kptn entdeckt auch ganz zufällig eine noch grössere Machete, bei der er nicht widerstehen kann). Nach einer Stunde treffen wir uns vollbepackt am verabredeten Platz und brauchen erstmal ein kühles Bier auf diese Strapazen. Dann wieder alles durch die Stadt buckeln, bei gefühlten 37°C, und nach insgesamt beinahe 6 Stunden sind wir wieder zurück an Bord. Mein Kptn ist noch auf der “Aorai”, um nach Karten für den weiteren Flusslauf zu suchen, ich fädele derweil schonmal die Chillischoten zum Trocknen auf und so ganz nebenbei leert sich die Tüte mit den getrockneten Shrimps gut um die Hälfte (schmecken beinahe wie Chips ;) ... “Susi lädt heut zum Abendessen ein” meint er, als er zurück kommt. Ich liege “geschwächt” im Cockpit und hab wahrscheinlich ‘ne “Shrimpsvergiftung”, ich kann nicht ;)

 

Sonntag, 10.10.2010

Wir haben Hochzeitstag und ich habe dran gedacht! Schon am frühen Morgen schleime ich mich bei meiner Angebeteten mittels gedecktem Frühstückstisch, weichgekochten Eiern und einer Halskette ein. Sie revanchiert sich mit einer Machete, die mir merkwürdig bekannt vorkommt. Stadtbummel steht auf dem Plan, Marion zieht es erstmal zur Kirche. Nicht wegen der Beichte, sondern weil diese auf einem Berg steht und Frau von dort so eine schöne Aussicht hat. Stimmt! Ich darf mir auch was aussuchen, ein paar wacklige Stühle und Tische am Bach, “Nova Schin”-Werbung (brasilianische Biersorte) - ich wähle Pause! Nette Musik (entgegen der landesüblichen Praxis sogar in normaleAusblick ueber Maragogipe - auf dem Fluss, links neben dem Kreuz  ankern wirr Lautstärke), gut gelaunte Leute und dazwischen wir zwei Gringos. Ab und zu huschen kleine Affen über die benachbarten Hausdächer, Kolibris flattern, Esel laufen vorbei - echt cool so’n Hochzeitstag, sollte man öfter mal machen. Auf dem Rückweg durch die Stadt entdecken wir auf dem Markt eine grosse Bühne, Grill- und Verkaufsstände werden aufgebaut - ah, ein Konzert! Das müssen wir uns natürlich ansehen, schnell noch mal zum Boot, duschen, umziehen, den anderen beiden Booten Bescheid sagen und zurück in die Stadt. Etwas zu früh, Abendbrot am Grill fällt aus - das Fleisch ist noch roh und wir haben jetzt Hunger. Dafür eine Pizzeria -  Dachterrasse - 1a-Blick auf die Bühne. Der Hausherr begrüsst uns mit Handschlag, der Redeschwall seiner Frau handelt wohl von den verschiedenen Belagvariationen. Irgendwann verstehen wir “Promoçao” - Angebot - das nehmen wir, aber bitte “grande”. Riesig ist die Pizza dann auch, das Rezept für den Teig scheinen sie allerdings von “McDonalds” zu haben. Mittlerweile hat auch das Konzert angefangen, irgendwie wird verdächtig oft “Halleluja” und “Deus” (Gott) gesungen - jetzt fallen uns auch die Kirchenplakate auf. Müssen wir am Nachmittag wohl übersehen haben. Was soll’s, die Musik ist gut, die Menge feiert ausgelassen mit und vom Text verstehen wir ja eh nicht sehr viel. Tom, Susi, Franz und Anna sind auch noch eingetrudelt, stören sich auch nicht an der himmlischen Botschaft, die Bands und Sänger wechseln - wir haben Spass! Ein besonders schräger Barde gibt für uns dann doch das Zeichen zum Aufbruch - ab nach Hause! Klappt dann nicht ganz, wir bleiben kurz vorm Ufer doch noch mal hängen, ein 82 jähriger Fischer erzählt Geschichten die wir nicht verstehen, bei seiner Frau (56) klappt’s besser und die Enkelin singt voller Inbrunst die aktuellen brasilianischen Hits für uns. Das macht dann irgendwann doch müde!

Dienstag, 12.10.2010

Eigentlich wollten wir noch weiter flussaufwärts, haben allerdings keine Seekarten, dafür den Hinweis, dass die Tiefe stellenweise nur noch 60 cm beträgt und Felsen rumliegen. Dann eben nicht, wir können uns auch so beschäftigen. Marion dezimiert unsere Wasservorräte indem sie sich über die Wäsche hermacht (wobei meine Sachen den “Schnuppertest” noch bestanden hätten), das Boot wischt und nebenbei versucht sie schon mal ihre Fotos zu sortieren. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass die Windfahnensteuerung gelegentlich auch mal gewartet werden soll und beginne mal gleich, sie ab- und auseinander zu bauen. Damit kann ich mich ganze zwei Tage beschäftigen, nehme fast das gesamte Cockpit in Beschlag, was zu Marion’s Freude anschliessend genauso dreckig und fettverschmiert ist wie ich. Das Projekt bleibt unvollendet, das Rohr vom Pendelruder (Schaden vom Sturm in Ceuta vor fast zwei Jahren) ist derart verbogen, das will ich erst richten lassen bevor es wieder eingebaut wird. Zwischendurch dann auch mal Landgang und mit Franz und Anna entdecken wir eine Pizzeria wo die Pizza nicht nur “grande”, sondern sogar richtig gut ist!

Mittwoch, 13.10.2010

Wir wollen São Félix und Cachoeira besuchen und wenn wir mit dem Boot nicht hinkommen, nehmen wir eben den Bus. Der fährt gehässigerweise schon um Acht los (so’n Wecker klingt um Sechs doch echt ätzend!) Mit dem Dingi Anna und Franz einsammeln und dann im Laufschritt durch Maragogipe. Schweissüberströmt lassen wir uns in die bequemen Bussitze fallen. Nach einer Stunde Fahrt klettern wir in São Félix aus dem Bus, ein Städtchen, das einst durch Zuckerrohr und Tabak zu Wohlstand gekommen ist. Jetzt bröckelt überall der Putz, man merkt ,dass die guten Zeiten hundert Jahre zurück liegen. Fast die einzige Ausnahme ist das “Dannemann”- Gebäude. Von hier kommen die “Dannemann-Zigarren”, die berühmtesten Brasiliens. Das sind nKokosnuss-Pause in São Félixicht die Winzlinge, die bei uns in Blech- oder Pappschachteln verkauft werden, sondern erlesene handgedrehte Stücke. Testen können wir sie nicht, heute ist geschlossen - morgen erst wieder. Solange wollen wir aber nicht warten - wir gehen über die Brücke auf die andere Flussseite nach Cachoeira. Nach Salvador die Stadt mit den meisten barocken Gebäuden in Bahia, nationales Kulturerbe und nebenbei die Stadt, die sich 1822 als erste vom Mutterland Portugal losgesagt hat und damit zum Ausgangspunkt der Unabhängigkeit Brasiliens wurde. Entsprechend viel wurde für den Erhalt getan, es macht Spass, die Strassen und Gassen entlang zu schlendern, in die Kirchen zu schauen, den Markt zu besuchen, mit den Leuten plaudern, einfach nur rumzusitzen und zu beobachten, ... Marion’s Vorschlag, noch zum nahegelegenen Stausee zu wandern, wird einstimmig abgelehnt - es sind über 30 Grad und wir sind fusslahm! Irgendwann stellen wir fest, dass wir in der Gasse schon waren, auf dem Platz auch schon ... - so gross ist das Städtchen eben auch nicht - es wird Zeit für den Rückweg. Über die Brücke nach São Félix, im Bus glücklicherweise noch Sitzplätze bekommen, auf dem Markt in Maragogipe noch schnell etwas Obst kaufen, ein kühles Zisch genehmigen, Franz und Anna zurück zur “Scorpio” bringen und dann endlich Abendbrot und Füsse hoch!

Donnerstag, 14.10.2010

Heute wollen wir wieder nach Itaparica fahren, gegen 10 Uhr geht die “Scorpio” Anker auf - wir haben es nicht ganz so eilig. Noch einen Kaffee, noch ein Sudoku, ein bisschen Lesen. Gegen Mittag kommen wir dann auch endlich los. Die Strömung ist gegen uns, der Wind auch, wir haben trotzdem keine Lust auf Motorengedröhn, wir Kreuzen! Vier Stunden lang immer schön im Zickzack den Fluss runter, 8 sm - das reicht für heute! Rechts eine kleine Bucht, Palmen, auf der anderen Flussseite rotbraune Felsen, nettes Plätzchen - Segel rein, Anker runter - hier bleiben wir. Marion widmet sich noch ein wenig ihrem neuen Hobby, Portemonaies aus leeren Tetrapacks basteln (inspiriert durch Claudia von der “Eden”) und ich soll mich draussen sinnvoll beschäftigen - was ich hiermit gerade getan habe.

Freitag, 15.10.2010Wasser, Palmen und vier Hörner

Wir schaffen es genau bis zum Frühstück, dann war`s das mit dem netten Bordklima. Jeder stinkt so vor sich hin und da wir nicht miteinander reden gibt`s auch kein “Anker auf” Kommando. Folglich liegen wir also immer noch in der (wunderschönen) Bucht, jeder “Sudokut”, liest oder bastelt so vor sich hin, sorgsam darauf bedacht den anderen nicht zu bemerken! Jeder Tag mit schlechter Laune ist ein verlorener Tag - den heutigen können wir mal komplett streichen.

Sonnabend, 16.10.2010

Am Vormittag bewerfen wir uns schon mit dem Brotteig - keine Ahnung, ob er davon besser aufgeht, aber es zeugt von einer guten Stimmung an Bord. Irgendwie müssen wir die Zeit bis zum Mittag ja auch rumkriegen, dann “kippt” die Tide und wir wollen weiter. Der Wind ist heute auch auf unserer Seite, pünktlich zum Sonnenuntergang liegen wir wieder vor Itaparica. Richtig voll hier - die Wochenend- Urlauber aus Salvador bevölkern Marina und Ankerplatz - natürlich jedes Boot mit einer Musikanlage ausgestattet, die auch mühelos zur Beschallung einer Grossraum-Diskothek dienen könnte und jeder versucht, das zu beweisen. Boah! Ein Krach - wir verdrücken uns lieber noch auf ein Feierabendbier an Land! Anschliessend besuchen wir die “Scorpio”, die zwecks Wasser- und Strombunkern in der Marina liegt - natürlich perfektes Timing - Anna hat gerade das Abendessen fertig!

Sonntag, 17.10.2010

Tolle Nacht, bis früh um Sechs dröhnen die aktuelle brasilianischen Hits in der Ankerbucht - (gefühlt) eine Stunden später beginnt die hiesige Kirchengemeinde lautstark mit Glockengeläut und Singsang ihrem Chef zu huldigen. Entsprechend zertreten quälen wir uns so durch den Tag. Marion bastelt unter Deck, ich nehme mir alle Blöcke, Umlenkrollen, etc. auf Deck vor. Zwischendurch mal zur “Scorpio”, Flex borgen um neue Schrauben auf die gewünschte Länge zu bringen - Marions einzige Abwechslung ist das Geschaukel, wenn die Motoryachten durch`s Ankerfeld brausen. Susi ruft zum Feierabend-Caipirinha auf die “Aorai” - vorher noch schnell die “Mails” über Kurzwelle checken, ups! - der Navigationsrechner fährt nicht hoch! Damit beginnt für mich die grosse Bastelei - das Ding muss ja nun mal laufen - bis nachts um Eins probiere ich alles mögliche und unmögliche aus, dann weiss ich immerhin schon mal woran es nicht liegt. Marion befiehlt Nachtruhe!

Montag, 18.10.2010Bahia-Mutti

Um halb Acht sammeln wir Franz und Anna ein, heute wollen wir nach Salvador. Mit dem Sammeltaxi zur Fähre, eine knappe Stunde Überfahrt, wir haben die falsche Fähre erwischt und landen knapp daneben. Macht nichts, eine halbe Stunde Fussmarsch und wir sind da wo wir eigentlich hinwollen, am Elevator (Fahrstuhl) der die Unter- mit der Oberstadt verbindet und ein zweites Frühstück war auch noch mit drin. Für knapp sieben Cent geht`s aufwärts, hier beginnt die historische Altstadt von Salvador. Weltkulturerbe, seit den siebziger Jahren floss jede Menge Geld für die Sanierung - scheinbar ist ein grosser Teil davon in Form von Baumaterial tatsächlich dort angekommen. Jede Menge prachtvoller alter Bürgerhäuser, Kirchen, Paläste, wunderschön sanierte Strassen und Gassen, Bars, Souvenirläden, Strassenverkäufer, selbsternannte Stadtführer,... nein wir wollen keine Bälle kaufen ... schwerbewaffnete Polizisten und natürlich Touristen. Macht schon Spass sich durch die Altstadt zu schieben, hier eine Kirche besichtigen, dort eine Galerie, ein Museum (Kultur muss auch sein!), hier mal ein Eis schlecken, dort ein Bierchen, .... irgendwann sind wir fusslahm, beschliessen noch mal mit den Booten herzukommen und die Stadtbesichtigung für heute zu beenden. Runter mit dem Elevator, schnell noch die Marina besichtigen, nach Preisen fragen und dann fährt auch schon die Fähre. Eine windige Stunde später kommen wir auf der Insel Itaparica an, ein klappriges Privattaxi bringt uns im Schritttempo zurück in den Ort Itaparica, schnell noch auf ein Bier in die Strassenbar am Markt, Anna und Franz wieder bei der “Scorpio” abliefern, dann können wir endlich in unsere Polster plumpsen. Geschafft!

Dienstag, 19.10.2010

Es regnet, also fällt die Überfahrt nach Salvador ins Wasser. Genau das richtige Wetter, um sich dem unwilligen Navirechner zu widmen. Das tue ich dann auch den ganzen Tag, neue Ferstplatte rein, unzählige Speichersticks, Festplatten, CDs, etc. nach Programmen und Treibern durchforsten - ich darf mit Genehmigung der Bordfrau ab und zu laut fluchen, (sie schafft es trotzdem ihre Septemberbilderseite zu basteln) - zum Abend leuchtet der Bildschirm wieder, Betriebssystem und Treiber sind drauf, geht doch.

Mittwoch, 20.10.2010

Es regnet immer noch, Navirechner dritter Teil. Zum Abend zeigt der Bildschirm unser Boot wieder auf der richtigen Position, wir wissen ob gerade Hoch- oder Flachwasser ist, können Mails per Kurzwelle senden - alles so wie es soll. Canasta-Abend auf der “Mira”, Susi hat gekocht, wir opfern leichten Herzens unseren letzten Karton griechischen Wein (Retsina schmeckt eh gewöhnungsbedürftig), Anna bringt Pudding mit und lässt dafür den kränkelnden Franz Zuhause. Erfolgreicher Abend, Essen schmeckt, Pudding auch, Retsina nicht wird aber trotzdem fast alle, Canasta macht Spass, Susi verliert und hat daran keinen Spass!

Donnerstag, 21.10.2010

Am Nachmittag kommt die “Pico” mit Fritz und Ingrid, der Anker fällt neben uns - grosse Wiedersehensfreude beiderseits! Sie hatten von uns den Tip mit Faja de Agua auf Brava bekommen, dort natürlich auch jede Menge erlebt und sind jetzt über den Atlantik nach Brasilien gekommen. Autopilot ausgefallen, Ruderbruch, steuern mit gebastelter Notpinne, Wassereinbruch - sie haben nichts ausgelassen. Heute nur ein Kurzbesuch, ... und jetzt schaun wir mal, was jetzt passiert ...alles andere wird vertagt - wir sind noch zu geschwächt!

Freitag, 22.10.2010

Marion schaltet ihren Rechner an, der macht einige merkwürdige Dinge und tut dann seinen Unwillen zur Arbeit mit der Meldung: “Alert: System protection failure! Password: “ kund! Ich spar mir den vorwurfsvollen Blick und beginne das gute Teil mal zu zerlegen. Und das ausgerechnet heute, wo ich schwer krank bin - meine Nase läuft! Im Laufe des Tages lerne ich jede Platine ihres Laptops persönlich kennen, erfahre im Internet, dass der Fehler im BIOS zu suchen ist, das wir vermutlich nicht genug Taschentücher an Bord haben und das Toshiba Sch....Rechner baut! Fritz und Ingrid rufen uns zum “Mensch ärger dich nicht” spielen rüber, das macht wenigstens Spass!

Sonnabend, 23.10.2010... bevor man an Bord den Wasserhan aufdreht ...

Wenn ich den blöden Laptop schon nicht zum Laufen bringe müssen wir wenigstens an die Daten der Festplatte kommen - da ist unsere Website drauf und alle Fotos und (natürlich) haben wir mal gerade wieder nichts gesichert. Das macht man ja immer nur eine kurze Zeit nach einem Crash. Klar, dass Toshiba eine Festplatte eingebaut hat, für die ich keinen Adapter habe (dabei hat man ja wirklich schon allen Müll an Bord) also darf ich mit meinem roten Schnupfnäschen durchs Ankerfeld düsen - bei Tom werde ich fündig. Ganz so easy ist es dann doch nicht, aber nach ein paar Stunden Bastelei haben wir dann alle Daten ausgelesen und kopiert. Uff!!!! Für Bordfrau bin ich der Held! Wir haben sogar noch genügend Zeit unsere Benzinkanister für den Aussenborder wieder zu füllen. Der halbstündige Hinweg mit unserem Einkaufs-Caddy und den zwei leeren 20 l - Kanistern geht ja noch ganz gut, auf dem Rückweg brauchen wir dann schon eine Pause zur Stärkung, Wasserkanister auch noch schnell füllen wenn man schon mal unterwegs ist .... Wir schaffen gerade noch alles zu verstauen, da kommen auch schon die Dingis zum Gruppenlandgang angebraust. Zwei kränkelnde “Scorpio”s, “Pico”s, “Aorai”s, dazu Martin der Schweizer, Marion und ihr “Imidin”-süchtiger Käpt`n. Wir haben jede Menge Spass in unserer “Stamm-Strassenkneipe”, lernen einen deutschstämmigen Brasilianer kennen, bekommen vom Bürgermeister (???? vielleicht ist er auch nur mit ihm verwandt, oder hat mal neben ihm im Bus gestanden) unzählige Bier spendiert, erfahren, dass er angetrunken kein Fahrrad mehr fahren sollte, verteilen unsere Bazillen (auf die Art wurden ja schon früher die Einheimischen hier dezimiert), haben jede Menge Spass und schaffen es eine weitere Einladung abzulehnen. Irgendwann müssen wir auch ins Bett!

Sonntag, 24.10.2010... der feine Unterschied ... Käpt`n

Es ist Sonntag und das lassen wir heute mal so richtig raushängen. Eigentlich hängt nur einer - der Käpt`n in der Hängematte! Knackiger Sonnenschein, ab und zu ein kühlender Zisch - nicht aus der Dose, sondern mittels Sprung ins dreissig Grad warme Wasser - heute bedienen wir so richtig das Klischee vom faulenzenden Fahrtensegler! Olli und Merja kommen vorbei, ein schöner Grund doch mal den Kühlschrankdeckel zwecks kaltem Bier hochzuklappen, wenig später Tom und Susi. Die aber zum Drücken und Schütteln, sie brechen auf Richtung Argentinien. Wir fahren dann doch noch drei Runden mit dem Schlauchboot zum Wasserbunkern, damit wir heute wenigstens etwas Sinnvolles getan haben, bevor wir abends mit “Pico”s und “Scorpio”s zum Gruppenlandgang aufbrechen. Immerhin kommt noch ein kurzer Spaziergang dabei raus, bevor wir in einer Strandbar landen, der Versuchung Caipirinha erliegen, lauthals palavern und Anneliese und Peter kennenlernen, zwei deutschstämmige Südafrikaner, die sich jetzt auf Itaparica niedergelassen haben und mit dem Segelboot schon unterwegs waren als wir noch im Kindergarten rumtobten. Schnell zwei Stühle dazugestellt, “Pico”s stellen fest, dass sie viele gemeinsame Segelfreunde und Bekannte mit den beiden haben: “... ja, der liegt jetzt mit seinem Boot in Neuseeland ...”, “... die beiden haben wir zuletzt vor zwei Jahren auf den Azoren getroffen ...” - wir “Wasserwanderfrischlinge” lauschen ehrfürchtig - es wird ein sehr langer und lustiger Abend! Marions einzige Befürchtung - ob ihr Käpt`n wohl morgen früh um Fünf hochkommt um das Boot auf die Sandbank fahren?

Montag, 25.10.2010... und Crew!

Er kommt hoch - pünktlich um Fünf zum Hochwasser schiebt sich die “Mira” auf die Sandbank - es ist mal wieder Pockenkratzen angesagt! Eine halbe Stunde später geht ein zehnminütiges Feuerwerk über Itaparica los, ach ja, die Stadt hat heute Geburtstag (das Zuwasserlassen unseres Bootes vor vier Jahren war wohl nicht der Anlass?) - aber wer ausser uns sieht denn das um die Uhrzeit???? Na ja, derjenige der es angezündet hat, natürlich auch. Gegen Neun ist das Wasser soweit gefallen und wir mittels Frühstück und Kaffee soweit gestärkt, dass wir unser “Schabwerk” beginnen können. Mittlerweile eingespieltes Team, sind wir der Schrecken jeder Pocke - aus der Stadt dröhnt Getrommel oder Musik, wir können im Takt schaben! “Pico”s kommen kurz, sie wollen nach Salvador - wenig später Franz und Anna, diesmal ohne Arbeitsanzug, dafür mit dem Versprechen, uns zum Mittagessen abzuholen. Whaben wir uns verdient!ir sind pünktlich fertig, schnell noch duschen, dann geht`s per Dingi nach Itaparica. Überall fröhliche Menschen - die Brasilianer lieben Feiertage und nutzen jeden Grund, um in geselliger Runde auf den Strassen zu sitzen und den jeweiligen Anlass laut und überschwenglich zu feiern. Den Tip mit dem Strassenrestaurant haben wir gestern von Anneliese bekommen, die Tische sind gut gefüllt, wir finden gerade noch Platz. Filet Mignon für die Männer, Fischtopf, Huhn - dazu etliche Beilagen - alles superlecker, perfekt und oberreichlich. Zwar haben die Filets nicht die 800 Gramm Grösse von denen Franz manchmal träumt (???), aber zumindest ein Format, das die Bestellung eines Cachassas anschliessend notwendig machte. Ringsum Strassenkino vom Feinsten, ausgelassene Menschen, tanzende Kinder, feiernde Familien - wir gönnen uns noch einen Eisbecher und müssen dann langsam zurück, damit die “Mira” nicht ohne uns aufschwimmt. Das tut sie dann kurz nach Fünf, wir fahren zurück zum Ankerplatz, wollen eigentlich noch zur Itaparica-Geburtstagsparty an Land und stellen fest, dass Bordfrau müde ist! Käpt`n auch!Pink Elevator

Dienstag, 26.10.2010

Eigentlich soll man die Feste ja feiern wie sie fallen und das ist auch echt die bessere Lösung. Bis nach Mitternacht haben wir gestern im Cockpit gehockt, an Schönheitsschlaf war nicht zu denken - feinste Partymusik dröhnte übers Ankerfeld, bin mehrfach aufgesprungen um mich im Rhythmus zu schütteln. Dafür hatten wir heute früh aber nicht mit irgendwelchen Party-Nachwehen zu kämpfen, Sprung ins Wasser, Kaffee schlürfen - FRISCH! Überfahrt nach Salvador steht auf dem Plan, erst mal Frühstück, noch `n Kaffee, eigentlich könnte ich die Wasserkanister noch füllen, Bananen sind auch alle, noch mal ins Wasser - es ist halb Zwei als wir endlich Ankerauf gehen. Der Wind weht schwach und genau von vorne - positiv denken - Motorfahrt ist nicht laut, sondern macht die Batterien voll! Halb Fünf finden wir neben der “Pico” das letzte kleine Fleckchen zum Ankern im übervollen Hafen vor Salvador - die “Scorpio” muss sich einen halbe Stunde später mit einem Platz hinterm Wellenbrecher begnügen. Wahrscheinlich liegen sie dort ruhiger, unser Heck pendelt immer so mit zwei Meter Abstand zwischen zwei Katamaranen. “Pico”s kommen noch auf ein Bier (mehr haben wir auch nicht) und von Land werden wir diesmal nicht mit Musik zu gedröhnt, sondern von sich überschreienden Wahlkampfrednern. Mal was anderes.

Mittwoch, 27.10.2010je grösser die Auswahl, umso schwerer die Entscheidung

Letztes Kippchen vorm Schlafengehen im Cockpit, da kommt echt noch ein Segler rein. Dicker Scheinwerfer wird auf uns gerichtet ... “Hallo `Mira!`”... - wir natürlich blind ...”Hier ist die Anni`!”. Jens haben wir auf den Capverden das letzte Mal getroffen, zehn Minuten später sitzt er bei uns im Cockpit, worüber wir uns echt freuen, was die Nachtruhe aber sehr verkürzt. Wir kommen trotzdem früh aus den Puschen,  sind mit “Pico”s zum Marktbummel verabredet. Die zwei (Molen)Aussenseiter Franz und Anna wollen später nachkommen und uns dort treffen - was erstaunlicherein paar Gewürze brauchen wir noch ...weise trotz des riesigen Gewusels tatsächlich funktioniert. Marktbesuch macht wie immer Spass, es gibt nichts, was es nicht gibt und auch wenn man eigentlich nichts braucht, feilscht man doch immer wieder um irgendwelche Dinge rum. Klamotten, Gerümpel, Schrott, neben Obst und Gemüse, Fisch, Berge getrockneter Krebse, lebende und tote Vögel in allen Grössen, Trinkkokosnuss- und Bierstände, Garküchen, Gewürze, Käse, Fleisch, ... und etwas FleischGedärme, Augen, Hufe, Ohren, dazwischen Karren voller Abfälle - bei über dreissig Grad ist das nicht nur ein Erlebnis für`s Auge, sondern auch für die Nase! Trotz gelegentlicher Stärkung haben wir irgendwann genug geschwitzt, gesehen und gerochen, ausserdem wollen wir heute auch noch shoppen. In der Nähe ist ein riesiger Supermarkt, zwei Stunden schieben wir mit den Einkaufswagen durch die Regalreihen, stapeln Kartonweise Milch, Saft, Bier, Lebensmittel, etc. hinein, verteilen anschliessend alles in zwei Taxis und Fritz, als amtierender Schlauchbootskipper, hat dann einige Touren zu rudern bis alles auf den jeweiligen Booten ist. Mittels Feierabendbier kommt er dann aber schnell wieder zu Kräften!

Donnerstag, 28.10.2010

Heute mal Landgang zu zweit - wir sind auf der Suche nach einer Werkstatt, die unser verbogenes Alurohr von der Windfahnensteuerung wieder richten kann. Kein so einfaches Unterfangen, die meisten Läden sind auf die Beglückung von Touristen spezialisiert und wenn wir dann in Gegenden Grillparty auf der PICOkommen, die eher nach Werkstattbetrieb aussehen, wird uns meist sofort bedeutet dort nicht weiterzugehen - Gefährlich! Wir schlagen uns trotzdem durch und werden irgendwann fündig - “... si, das bekommen wir wieder hin, dauert aber ein paar Stunden.” Einziger Wermutstropfen, sie wollen sich auf keinen Preis festnageln lassen. Wir bummeln zurück, ich befummel in diversen Fischereiläden neue Harpunen, Marion schenkt einer Obdachlosen ihre Sonnenbrille (woraufhin mir Zweifel kommen, ob betteln mit (türkischer) “Gucci”-Brille gut für`s Geschäft ist), wir schlendern durch geschäftige Einkaufsstrassen, kleine Gassen, sitzen gemütlich im Strassencafé und stellen irgendwann fest, dass die Zeit knapp wird. Die “Pico”s haben heute zur Grillparty geladen und wir wollen mit den Booten raus aus dem Hafen, zur “Scorpio”. Fritz hat gestern vier Kilo Filet gekauft, wir schleppen Getränke mit an Bord - der “Meister” persönlich am Grill - es duftet köstlich. Genauso schmeckt es auch, die Frauen schwächeln beizeiten, wir Männer essen tapfer weiter - die vier Kilo schaffen wir allerdings trotzdem nicht!

Freitag, 29.10.2kein Astrologe - Käpt`n bei der Qualitätskontrolle010

Der Vorteil unseres neuen Ankerplatzes ist, dass die vielen kleinen Fähr- und Ausflugsboote nicht schon am frühen Morgen an uns vorbeituckern und man auch mal ins Wasser springen kann. Das tun wir dann auch reichlich. Dafür ist der Weg mit dem Schlauchboot zum Dingi-Anleger im Hafen jetzt wesentlich länger geworden. Zusammen mit Franz und Anna machen wir uns auf den Weg zur Stadt, wir müssen unser Alurohr wieder einsammeln, es ist tatsächlich fertig - das Richten lässt man sich fürstlich honorieren. Was soll`s, wir brauchen das Teil. Anschliessende Suche nach einem Copy-Shop - die “Scorpio”s haben von einem englischen Fahrtensegler einen dicken Revierführer Argentinien/Chile geschenkt bekommen - den brauchen wir auch! Gleich eine Kopie für “Pico”s mit ordern, das senkt den Einzelpreis. Grosse Wanderrunde durch die Oberstadt, bunte Geschäftsviertel fernab der Tourimeile, heute mal Obstsaft mit Pizza, zwischendurch Eis essen, wir geraten in eine Wahlkampfdemo und machen uns beizeiten auf den Heimweg. Nachwehen der gestrigen Party!

Sonnabend, 30.10.2010

Heute mal ganz entspannt - Marion hat grossen Wäschetag und ich baue unsere Windfahnensteuerung wieder zusammen. Alles glänzt, schön leichtgängig - supi! Nachmittags raffen wir uns doch noch zum kleinen Landgang auf, sind enttäuscht, dass ohne geschäftiges Treiben alles irgendwie recht tot und langweilig wirkt und landen abends bei der “Pico”, was dann doch wieder etwas länger dauert! Grosser Büchertausch bei den Frauen  “ ... und dann hab ich hier noch ein Buch über Vögel ...” “ ... kannst du mir das Walbuch mal geben?”

Sonntag, 31.10.2010... bloss nicht mit leerem Magen rumlaufen

Wir fahren mit der “Mira” wieder in den Hafen, der Weg mit dem Schlauchboot ist uns doch zu weit und meist auch zu nass. Wir brauchen fünf Versuche, bis wir einen Platz finden wo der Anker hält, Tiefe und Abstand zu den Nachbarbooten passen. Es ist einfach verdammt eng hier. “Pico”s folgen kurze Zeit später - mit etwas weniger Anläufen. Zusammen machen wir uns zum Stadtbummel auf - Fritz “sitzt es in den Knochen”, er muss mittels Salbe wandertauglich getrimmt werden - Ingrid möchte die im Reiseführer angekündigte Probe Fritz im Tanzwahnfür den Karneval anschauen und wir freuen uns einfach auf den gemeinsamen Stadtbummel. Der Reiseführer müsste mal überarbeitet werden - die Karneval-Proben finden nicht am Sonntag statt, die Salbe wirkt so gut, dass Fritz schon wieder auf der Strasse tanzen kann, ich stehe kurz vor der Verlobung mit einer strammen Schönheit, Marion, die sich hier der Einfachheit halber Maria nennt, wird sowieso angehimmelt weil sie so einen schönen Namen hat und eine Oma will Ingrids Hände gar nicht mehr loslassen. Wir haben jede Menge Spass und nur der drohende Sonnenuntergang drängt zum Heimweg.

Montag, 01.11.2010

Heute Nachmittag sollen unsere Buchkopien fertig sein, dann soll’s endlich weitergehen. Franz und Anna wollen vorher noch mal in dem grossen Supermarkt bunkern, mangels besserer Idee schliessen wir uns an. Blöder Einfall, zeitgleich mit uns haben ca 200.000 Brasilianer den selben Plan. Morgen ist mal wieder Feiertag (einer von vermutlich 500 in diesem Land) und genau wie bei uns Zuhause verfallen alle in einen Einkaufswahn. Solche Massen, die sich mit ihren riesigen Einkaufswagen gegenseitig im Weg stehen, habe ich noch nicht gesehen. Nach knapp zwei Stunden geht in unsere Wägelchen nichts mehr rein, wir schlagen uns zu den Kassen durch. Das muss man dann erlebt haben! 60 Kassen, überall lange Schlangen - spätestens an der Stelle würde ich mein Einkaufsprojekt abbrechen, den Wagen stehen lassen und verschwinden. Die Brasilianer sind da völlig entspannt - aus der Gartenabteilung oder sonst woher holt man sich Plastestühle, setzt sich neben seinen Wagen - Keksrollen, Snack- oder Süssigkeitenpackungen, Getränkedosen, etc. werden aufgerissen, freigiebig an die Nebenleute verteilt - überall kleine Picknickgemeinschaften! Es dauert ewig, entweder funktioniert `ne Karte nicht, ein Artikel lässt sich nicht scannen, der Preis wird bemängelt - auf wundersame Weise vermehren sich die vor uns Stehenden, Familienangehörige, Freunde oder Verwandte schieben sich mit weiteren Wagen dazwischen - wir brauchen fast zwei weitere Stunden ehe wir endlich mit unserer Beute draussen stehen. Es ist mittlerweile stockdunkel, schnell alles in ein Taxi, ab zum Hafen, gerade noch vor Ladenschluss unsere Buchkopien einsammeln, mit mehreren Schlauchbootfahrten alles zum Schiff bringen und dann erstmal hinsetzen und für alle ein kaltes Bier! “Pico”s kommen auch noch rüber - macht nichts, verstauen können wir schliesslich auch morgen!Salvador an backbord

Dienstag, 02.11.2010

Unser Einkauf ist in Schränke und Bilgen gequetscht, auf und im Schiff ist alles segelklar! “Pico”s schütteln und drücken - statistisch sehen wir uns ja in einem halben Jahr wieder! Mit Franz und Anna machen wir uns noch mal auf an Land zu einem letzten Mittagessen. Es ist Feiertag, alle sind scheinbar am Feiern - irgendwie hat alles zu! Dann eben in das Touri-Restaurante genau am Hafen. Ist zwar etwas teurer aber dafür schmeckt`s auch nicht. Mit vollem Magen noch das Schlauchboot hoch zotteln, an Deck verzurren, Aussenborder und Tank verstauen und dann rasselt endlich die Ankerwinde. Genua ausgerollt und schon rauschen wir mit gut 8 kn aus der Baia de Todos os Santos. Mir geht das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht!

Donnerstag. 04.11.2010

Das Fauli-Leben auf See hat sich eingespielt. Zweimal am Tag Funkrunde, Wetter abrufen, ab und zu mal Rundumglotz, ob sich ausser uns noch wer rumtreibt, Genua rein, Fock raus, Fock wieder rein Genua raus, Genua wieder rein weil neue Reffleine gerissen, Reffleine nochmal erneuern, Parasailor hoch, Parasailor wieder runter, Motor an, wieder aus und Genua raus, ..... Keingeht doch nichts über `ne vernünftige Arbeitsbekleidunge Wale, kein Fisch an der Angel und jetzt regnet es auch noch! Einziger Trost: Franz hat auch noch nichts gefangen!

Freitag, 05.11.2010

Super Timing, wir haben gerade das Frühstück abgeräumt, da rauscht die Angel aus. Ein fairer Kampf, ich gewinne. King-Makrele, 108cm - ich krieg mich gar nicht wieder ein vor Begeisterung! Prompt kommen auch noch drei Wale vorbei - na bitte, geht doch! Ich schaffe es gerade noch, unser Essen für die nächsten Tage zu filetieren, da sind wir schon bei den Abrolhos. Vier kleine Inseln, drumherum ein Korallenriff - Naturschutzgebiet. Wir ankern vor der grössten Insel Santa Barbara - “Betreten strikt verboten” kündet ein Schild. Eine Stunde später sind wir gemeinsam mit den “Scorpio”s und der Crew der brasilianischen Yacht “InselführungFram” an Land -  Einladung vom Leuchtturmwärter. Der ist vermutlich froh über Abwechslung und zeigt uns stolz sein Reich. Vier Soldaten leben hier, drei Zivilisten, Ziegen, Hühner und natürlich jede Menge Tölpel. So heissen die Vögel, die zu faul sind wegzufliegen wenn man schon fast drauf tritt. Leuchtturm-Besichtigung ist angesagt. 1861 von Franzosen erbaut, hat sich an dem guten Stück eigentlich nichts verändert. Von oben hat man eine Super Aussicht (ah, da schwimmt ein Wal) und weil es langsam dunkel wird, dürfen die Mädels ihn dann auch einschalten. Ach ja, heute leuchtet er elektrisch und nicht mehr mit Petroleum. Gedreht wird der riesige Prismenkranz dann auch mittels Elektromotor, wobei der öfter mal ausfällt und dann wieder der vor 150 Jahren eingebaute Drehmechanismus seinen Dienst tut. Funktioniert mit einem Gewicht, ähnlich wie bei einer Standuhr, nur dass das Hochdrehen des Gewichts hier eine sehr schweisstreibende Angelegenheit ist. Zeit zum Aufbruch, im Stockdunkeln verabschieden wir uns und stolpern zurück zu unserem Schlauchboot. Das liegt hoch und trocken im Sand, das Wasser ist weg - tolle Erfindung, das mit der Ebbe und Flut! Mühsam buckeln wir unser schwergewichtiges Dingi bis ins Wasser, klar, dass ich mir dabei noch die Füsse an den Korallen aufschneiden muss. Doppelbelastung für die Bordfrau - nicht nur Abendbrot kochen, sondern auch noch meine Hufe verarzten!

Sonnabend, 06.11.2010

Käpt`n Geburtstag - Bordfrau überschlägt sich fast dabei, mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Ich muss stillsitzen und mich bedienen lassen. Erstes Highlight: Tomaten-Käse- und Bananeneierkuchen! Anschliessend Fuss-Beschau und -pflege, striktes Bade- wie, ihr hattet nur für jedes Quartal eine Kerze?und Schnorchelverbot wird verordnet! Nicht weiter schlimm, es bläst sowieso mit 20-30 Knoten, da hätte sich der Spass eh in Grenzen gehalten. Marion brutzelt in der Küche vor sich hin, ich darf faulenzen und mir ab und zu was wünschen. Franz und Anna bevorzugen zur Geburtstagsfeier den Taxi-Service, nass werden sie in unserem Schlauchboot zwar auch, aber wir kommen wenigstens durch Wind und Welle noch vorwärts. Erstmal werde ich ordentlich geknutscht und mit Sekt, Kuchen und Geschenk beglückt - ein selbstgebastelter Angelköder, den ich spontan auf den Namen “Franz” taufe. Bordfrau zelebriert ein fürstliches Mahl (natürlich Fisch), nebst Mousse Chocolate und Cocktails und dann geben wir uns nicht etwa der Trunk-, sondern der Spielsucht hin. TABU, Wörter erraten ohne Begriffe, die zur Erklärung dienlich wären, nutzen zu dürfen. Macht jede Menge Spass, insbesondere wenn mit zunehmender Anzahl der Drinks, die Wortgeflechte um den eigentlichen Begriff immer verworrener werden. Yep, dass wird `ne lange Nacht!Ilha Siriba - eine der vier Abrolhos-Inseln

Montag, 08.11.2010

Zwei Tage Schnorcheln vom Feinsten! Bunte Fische in allen Farben und Grössen, Schildkröten, Rochen - leider immer noch keinen Hai. Dazwischen Faulenzen, ein bisschen Schwimmen, den Fregattvögeln und Tölpeln beim Fischen zuschauen, gemeinsam Abendessen (natürlich Fisch!) anschliessend bis weit in die Nacht Romme spielen, könnte eigentlich noch `ne Weile so weiter gehen, wenn`s den Wetterbericht nicht gäbe. In drei Tagen dreht der Wind auf Süd - können wir hier ja irgendwie gar nicht gebrauchen - also nichts wie weg!

 

Dienstag, 09.11.2010

Nach einem letzten Schnorchelgang (Kptn absolut begeistert von bunten Aquariumfischen, Rochen, Schildkröten, ...) heisst es Aufklaren und Verstauen. Laut Wetterbericht ist es Zeit für uns, aufzubrechen. Ein Winddreher auf S ist die naechsten Tage angesagt und so bleibt es dann auch eine Weile. Nicht unbedingt gut, um vor den Abrolhos zu ankern. 13 Uhr gehen wir Ankerauf, drehen den Bug in Richtung SW, nächstes Ziel ist Vitoria. Die Genua hat gerade mal genug Wind, um nicht einzufallen und zu schlagen und mit stolzen 3kn sind wir unterwegs. Kptn jammert, das wäre zu langsam zum Angeln (dabei haben wir die Königsmakrele gerade mal aufgegessen, ein paar Tage fischfrei wären nicht schlecht ;). Etwas später haben wir an Steuerbord einen Buckelwal, der gelangweilt seine Fluke in die Luft hält und sich treiben lässt ... es sind sogar zwei. Mutter mit Kind? (Soll ich jetzt etwa das Rezept für Walrouladen raussuchen? Nö!)

Mittwoch, 10.11.2010Des einen Freud ...

Der Wind hat ein bißchen zugelegt, zwei Angeln sind draussen. An Backbord wieder ein Buckelwal. Die Fische sind heut auf Zack. Mehrfach rauscht die Angel aus, allerdings kein Biss. Einmal springt ein wunderschöner Grosser ca einen Meter hoch aus dem Wasser, den neuen Geburtstagsköder als Pircing am Maul, und reisst sich los. Fisch weg, Köder weg. Blöd. Gegen 15 Uhr ein Biss, die Schnur spult sich mit einem Affenzahn von der Rolle - irgendwann ist da auch mal Schluss ... schnell rollen wir die Genua zum Teil ein, den wollen wir haben! Kptn holt Stück für Stück die Schnur ein, kein Widerstand. Da, plötzlich haut der Fisch wieder ab, die Schnur rauscht wieder runter, festhalten nützt da gar nichts. Nächster Versuch, alles wieder von vorn, ... und wieder haut er ab. Das Spiel spielen wir ein paar Mal, dann lässt er sich an's Boot holen. Ein wunderschöner, grosser Wahoo, schon von Weitem gut an den Streifen zu erkennen. Mit dem Gaff kriegen wir ihn nicht hoch, das fällt glatt auseinander, wir lassen die Schnur soweit lose, dass er in der Nähe der Badeplattform schwimmt und der Kptn wirft eine Schlinge über seine Schwanzflosse - nun kann er nicht mehr weg. Juhu!!! Mit stolz geschwollener Brust, einen Meter über dem Boden schwebend wiegt und misst mein Kptn seinen Fang: 1,35m und 14,4kg! Da können wir ein paar Tage dran essen ... Anschliessend noch ca 3 Stunden ausnehmen und filetieren im Cockpit bei inzwischen fast 2m Welle - ist nicht so einfach ;)

Donnerstag, 11.11.2010

Um 6 Uhr morgens fällt unser Anker in einer Bucht vor Vitoria. Die "Scorpio" schaukelt jetzt neben uns, Anna und Franz waren mal wieder schneller. Es gibt noch einen Schluck Rotwein als Ankommer und dann fallen wir beide todmüde in die Koje. - Mittags machen sich unsere Nachbarn schon auf in die Stadt, da reiben wir uns gerade mal den Schlafsand aus den Augen. Kurz darauf fängt es an zu schütten und wir sind mit "Scorpio"-watching beschäftigt, ihr Anker slipt und Kptn bringt im strömenden Regen dort einen Zweitanker aus. Dann ist eben erst morgen Landgang!

Freitag, 12.11.2010Blau-weißkarierte Gardinen, ein bißchen wie in Bayern - Geburtstagsessen

Geburtstag, Geburtstag! Landgang! Torte essen! Stadt angucken! Kptn versucht, mich auf Händen zu tragen ;) Zwischendurch erledigen wir kurz den Behördenkram in der Marina Vitoria, alles schnell und unkompliziert und abends gönnen wir uns mit Anna und Franz ein Essen in 'nem richtigen Restaurant. Und weil heut Mädchengeburtstag ist gibt es eine selbstgebastelte Kette (statt Köder) von Anna und Franz als Geschenk. Anschliessend, sozusagen als Nachtisch, einen Caipirinha in einer angesagten Cachaca-Bar und dann noch einen Absacker an Bord, dazu Musik aus den 70ern, 80ern, 90ern, ... unsere Nachbarn geben irgendwann auf und wir beide singen und tanzen noch bis 3.30 Uhr im Cockpit.Köllner Dom in Klein - Catedral Metropolitana in der Cidade Alta (Altstadt) von Vitoria

Montag, 15.11.2010

Eingeweckter WahooAm Wochenende waren wir zu viert in der Stadt unterwegs, ob mit dem Bus in die Altstadt (ziemlich marode und heruntergekommen), zu Fuss durch die Häuserschluchten der Neustadt, zum Probeshoppen im Supermarkt um die Ecke, mit Kanistern zum Wasserholen oder eben Diesel an der Tankstelle. Das Wetter hat sich nicht gerade verbessert, es regnet täglich und die Temperaturen sind auf 20Grad gesunken. Franz ist in langen Jeans und in "Trekkingpatschen" auf Achse, wir bleiben noch eisern bei den Flip-Flops. Sonnabendabend gab's lecker Fisch-Stew à la Rene' für alle und warme Socken. - Heute war eigentlich die Abfahrt Richtung Rio de Janeiro geplant, aber wir haben grad mal gar keinen Wind. Morgen vielleicht? Kptn "zerstückelt" gerade unseren Windpiloten im Cockpit (ich hoffe, er weiß genau was er da tut) und ich wecke das erste Mal in meinem Leben Fisch ein. - Übrigens ist heut mal wieder ein Feiertag (gefühlt alle zwei Wochen mindestens einer) in Brasilien, "Proclamacao da Republica".

Dienstag, 16.11.2010

Trotz kritischer Blicke von Seiten der Bordfrau ist dem Windpilot meine Bastelei bestens bekommen.bye, bye Vitoria! Ein bisschen mit der Flex bearbeitet, ein paar Löcher bohren, mangels einer Drehbank (irgendwas fehlt an Bord eben immer) den Rohrdurchmesser mittels stundenlanger Feilerei korrigieren, alles wieder zusammenbauen und schon kann das gute Stück am Heck plaziert wieder seine Arbeit verrichten - sprich uns ein faules Leben ohne am Ruder zu stehen, ermöglichen. Einen frischen Wetterbericht haben wir gestern abend auch noch bekommen und der sagt mal genau das, was wir hören wollen voraus - nämlich Nordwind! Schnell noch von der “Scorpio” verabschieden, im strömenden Regen Schlauchboot, Aussenborder, etc. an Deck festzurren und heute ganz früh Anker auf. Traurig sind wir nicht - für den Liebhaber moderner Hochhaus-Architektur ist Vitoria vielleicht ein Erlebnis, ansonsten kann man hier auch getrost vorbei fahren. Und ausserdem regnet es dauernd! Jetzt schaukeln wir also wieder gen Süden, der Wind ist etwas schwach auf der Brust, soll aber heute Abend zulegen. Es herrscht Angelverbot (...”die Gefriertruhe ist noch voll!”), was ich heimlich zu umgehen versuche, aber natürlich erwischt werde. Bleibt also nur noch lesen und Sudoku lösen.

Donnerstag, 18.11.2010und irgendwo dazwischen wir!

Der schwächelnde Wind hatte es sich tatsächlich noch überlegt und uns neben einer netten Geschwindigkeit auch ganz hübsche Wellen beschert. Ich hab`s da ganz gut in meiner “Nachtschicht” ist es ja dunkel, da sieht man das Elend nicht, aber Marion wäre morgens zur Ablösung am liebsten wieder in die Koje gekrochen. Leider ist der Wind dann entgegen der Vorhersage gestern Nachmittag wieder eingeschlafen (der Trend zum Lesen aus der Kristallkugel scheint bei den Wetterfröschen zuzunehmen) und letzte Nacht durften wir dann durch motoren. Sind dann dafür mit vollen Batterien früh um Vier durch ein Gewirr von Felsen und Lichtern (die zwei, laut Seekarte vorhandenen Navigationslichter waren natürlich nicht dabei) in die Bucht von Buzios geschlichen und pünktlich mit der Morgendämmerung fiel der Anker. Uff, ab in die Koje! Mittags weckt mich dann Kaffeeduft, ein lecker Frühstück wartet und anschliessend die Arbeit - Schlauchboot für den Landgang fertigmachen! Armacao de Buzios war irgendwann mal ein verträumtes Fischerdorf, dann hat Brigitte Bardot mal hier Urlaub gemacht, es ein paar anderen Promis weitererzählt und mittlerweile ist von verträumt nichts mehr zu spüren. Mick Jagger,  Bill Gates, Nina Hagen waren hier - und wir jetzt auch! Naja, und die paar tausend Touris vom Kreuzfahrtschiff, das neben uns ankert natürlich auch... Jetzt ist es aber noch recht leer, die Saison beginnt erst im Dezember und obwohl Tourihochburg, ist es ein hübscher Ort. Das Saint Tropez der Tropen nennen ihn die Brasilianer - mag stimmen, wir kennen das Original nicht, auf jeden Fall macht es Spass hier rumzulaufen und irgendwie auch ganz cool, mal so ein “Kurzurlaub am Mittelmeer”.

Freitag, 19.11.2010wandern macht müde ...

Mit dem Besuch der Post, dem Erwerb von Briefmarken und anschliessendem Einstecken des Geburtstagsbriefes für Marions Vater ist unser heutiges Pflichtprogramm erfüllt. Der Rest ist Freizeit! Wir bummeln durch die Gassen, widerstehen den “Verlockungen” der Modeboutiquen, was bei den duftenden “Offertas” der zahllosen Restaurants schon schwerer fällt, kraxeln über Felsen am Meer, schlendern ewig am Strand lang und lassen uns für ein schönes kaltes Bier in einer Strandbar nieder, um die überwiegend schwergewichtigen Bikinischönheiten beim Rumstehen im Wasser zu betrachten. Die Bar heisst natürlich “Brigitte”, was wohl bedeutet, dass die Diva vor langer Zeit ihren Hintern ... und durstig!auch mal in das Plastegestühl gedrückt hat und was heute eben als Rechtfertigung für den Bierpreis herhalten muss. Na gut, wir sind etwas verwöhnt - es ist immer noch billiger als in Deutschland und ausserdem haben wir ja gerade “Urlaub”. Wir bummeln noch ein bisschen, aus den Restaurants kommen immer verführerische Düfte - wir beschliessen, abends noch mal herzukommen und lecker zu dinieren. Erstmal einen kleinen Snack für mich und einen Pudding für Marion (sie hatte sich auf portugiesisch einen Kuchen bestellt, grins!). Wieder auf der “Mira” sind wir irgendwie platt und können uns trotz Muntermach-Kaffee nicht mehr zum zweiten Landgang aufraffen. Nix mit Restaurantbesuch, statt dessen Kinoabend an Bord - Yep!, wieder Geld gespart... und überhaupt sind deine Sachen immer am schmutzigsten!!

 

 

Sonnabend, 20.11.2010

Heute Abend haben wir passigen Wind für die Weiterfahrt nach Rio. Glauben die Wetterwahrsager zumindest. Marion will vorher noch den Waschkorb abarbeiten, ich mich irgendwie auch nützlich machen, Nachmittags dann Landgang mit lecker Abendessen und anschliessend Abfahrt. Soweit der Plan! Es ist Mittag, der Wind bläst kräftig und aus der richtigen Richtung, Marion flucht, weil sie nicht weiss wie sie ihre Wäsche noch festklammern soll und ich habe auch gerade noch den Plan umgestossen (...”Hetz mich nicht!”). Nix Landgang, nix Abendbrot im Restaurant - sondern Abfahrt sobald die Wäsche trocken ist. Morgen sind wir in RIO!

 

Sonntag, 21.11.2010ankern unterm Zuckerhütchen

Was kann cooler sein als Sonntag Nachmittag unterm Zuckerhut vor Anker zu schaukeln? Und von der gegenüberliegenden Seite grinst das Christus-Double zu uns herüber. WIR SIND IN RIO!!!!! Das war diesmal aber wirklich einen Wilkommens-Drink wert ... und danach gleich noch einen. Jetzt heisst es erst mal relaxen. Um uns herum versuchen kleine Segelschüler ihre Boote zu wenden ohne gegen unsere Bordwand zu knallen, über uns drehen Hubschrauber und kleine Flugzeuge mit Touris ihre Runde um den Zuckerhut. Landgang fällt für heute noch aus, erstens habe ich keine Lust, das Schlauchboot runter zu zotteln und ausserdem sind wir ein bisschen müde. Nicht von den Drinks - mein fehlender Schönheitsschlaf letzte Nacht! War zeitweise schon ganz spannend - wir sind durch eine gewaltige Gewitterfront - überall krachten um uns herum die Blitze - Marion mit Decke überm Kopf in der Vorderkabine, ich mit angezogenen Beinen auf den Salonpolstern. Bloss kein Metall anfassen!!!! Vorher noch schnell Netbook und Hand-GPS für den Notfall in den Tresor werfen (von wegen Faradayscher Käfig und so) - ich hatte mich gedanklich schon von unserer kompletten Elektronik verabschiedet. Aber, alles easy, nach zwei Stunden war der Spuck vorbei und Autopilot und Co funktionieren noch.

Montag, 22.11.2010

Da fangen wir den Tag doch erstmal schön langsam an. Kaffee trinken, ausgiebig Frühstücken, noch `n Kaffee, Mails abrufen, Schlauchboot vorbereiten, ... es ist Eins, eh wir dann zum ersten Landgang fertig sind. Fast fertig, ich habe noch an Marions Wald- und Wiesengarderobe rumzunörgeln - schliesslich sind wir in Rio, da kann man schon mal etwas auftragen. Das dauert dann nochmal! Endlich Grossstadt-tauglich gekleidet springen wir ins Dingi, ein kühner Zug am Anlasserseil, der Motor dröhnt, Gang reinknallen - ab geht’s. Genau 100 m weit, dann erstirbt der Aussenborder röchelnd. Verzweifeltes reissen an der Strippe, hier und da rumgefummelt, nix passiert, er will nicht mehr. Also beherzt zum Paddel greifen ( ...” Dafür hab ich mich umgezogen?”) und zurück! Bastelhose an, den Aussenborder in seine wesentlichen Bestandteile zerlegen, (ah, die Schwimmernadel vom Vergaser klemmt), alles reinigen, wieder zusammenbauen, duschen, umziehen - nur drei Stunden später, zweiter Versuch! In einer Ecke ein kleines Hafenbecken, in dem sich mehrere Dutzend Fischerboote aneinander drängen - man winkt freundlich und für uns findet sich auch noch ein Plätzchen. Die Zeit reicht gerade noch, um einmal links und rechts ein Stück um die Bucht zu laufen - na ja, den Rest von Rio lassen wir uns eben für morgen!

Dienstag, 23.11.2010Igreja Nossa Senhoria da Candelaria - watt`n Name!

Kurz nach dem Frühstück haben wir endlich mal Funkkontakt mit Franz und Anna, die heute früh in Buzios angekommen sind. Keine Zeit für ausgiebige Männergespräche, Marion drängelt, wir haben heute Behördentag! Sie aufgebrezelt, ich wieder in Schuhen und BH (Behördenhose - also lang!), suchen wir nach der Metrostation. Die hat man hier etwas versteckt unter die Erde gebaut. Dank Reiseführer und Marion steigen wir dann an der richtigen Station aus, schlagen uns zum richtigen Gebäude durch und stören auch die genau für uns zuständigen Beamten beim Fernsehen, die sich dann freundlich unser Anliegen anhören. “Entrada” für Rio und Visa- Verlängerung. Ersteres wird prompt erledigt, die Visa-Verlängerung bereitet Kopfzerbrechen. Es wird hin und her gerechnet, irgendwie interpretieren sie unsere Pass-Stempel anders, sie kommen auf noch verbleibende 12 Tage!  Na gut, wenn sie meinen, sie haben ja zu dritt gerechnet. Endlich Zeit, um ein wenig durch die Strassen zu schlendern. Wir besuchen das “Monestario de Sao Bento”, das zweitälteste Kloster Amerikas, mit der prunkvollen Kirche, bestaunen herrliche Barockgebäude, erholen uns in einer Strassenbar, kaufen jede Menge Ansichtskarten nebst Briefmarken, Monumento de Senhoria Sao Marion - klingt auch nicht schlecht!wandern zum Hafen, wo wir den Nachbau einer Karavelle bestaunen, Marion kann mich bei einem Schiffsausrüster davon abhalten, eine Kapitänsuniform zu kaufen (so richtig schön schneeweiss, mit Hut,  Goldknöpfen und Lametta - das hätte beim nächsten Behördengang unheimlich was hergemacht!), haben keine Lust, in alle Kirchen zu laufen auf die wir treffen und fahren irgendwann mit der Metro zurück. Dort lade ich generös noch zu einem üppigen Abendmahl ein und arg überfressen schleppen wir uns zum Schlauchboot und düsen zurück zur “Mira”. Ein Kormoran hat es sich auf der Saling bequem gemacht und Bordfrau hat nichts besseres zu tun, als ihn zu verjagen. Der Vogel ist rachsüchtig und gemeinsam mit seinen Kumpels verbringt er den Rest des Abends damit, über uns hinwegzufliegen und dabei gezielt auf`s DecKampf im Cockpitk zu sch... !

Mittwoch, 24.11.2010

Zähneknirschend tauche ich unsere Pütz in das Gülle-Wasser der Bucht und versuche, mittels Schrubber und Feudel die Spuren der nächtlichen Belagerung zu entfernen. Das liefert mir ein schönes Argument, zur Weiterfahrt anzuregen. Nix da, Marion verweist auf die ca. 1200, in ihrem Reiseführer markierten Sehenswürdigkeiten von Rio. Für heute stehen einige Gipfel auf dem Plan. Nicht, dass ich was dagegen hätte, die Aussichten von da oben sind ja meist auch sehr schön, nur führen die Wege dahin üblicherweise immer bergauf! Erstmal ziehen aber dicke fette Wolken über uns hinweg und es regnet! Macht auch nichts, findet Marion, zückt ihren Stapel Ansichtskarten nebst Stift und wird die Brasilianische und Deutsche Post vermutlich wochenlang damit beschäftigen, Grüsse aus Rio zu befördern! -- 13 Uhr. Das Wetter wird nicht besser und Kptn. hat endlich eine anspruchsvolle Aufgabe für sich gefunden, die Ankerwinch. Die versieht ihren Dienst schon seit einiger Zeit recht lustlos, heisst Kette und Anker aufholen geht, runterlassen ist nicht mehr so ihr Ding (kann Frau ja auch von Hand) ... Heute dreht sie mal gar nicht! Kptn verteilt das komplette Werkzeug im Salon, um mit dem Stromprüfer im Motorraum zu verschwinden. Der streikt dann auch, Batterie alle. Ersatzbatterie einbauen, dabei ein Kabel abreissen, das wieder anlöten - jetzt endlich zur Fehlersuche. Der ist schnell gefunden, der Hauptschalter für die Winch hat den Geist aufgegeben. Kein Problem, einfach überbrücken und schon rasselt die Ankerwinde wieder. Wie gehabt, in eine Richtung. Kptn. verschwindet im Ankerkasten, etwas später liegen Motor und Getriebe im Cockpit. ... noch etwas später fliegt letzteres auseinander (sehr kräftige Feder drin!) ... Öl läuft über die Sitzbank ... genauso kräftiges Fluchen dazu ... 17 Uhr, Kptn verbeisst sich in das Getriebe ... weitere äusserst kräftige Flüche ...mittels Schraubzwingen versucht er, die Feder zu “bezwingen” ... 19.20 Uhr, er packt zusammen, morgen ist ja auch noch ein Tag ... ich frage lieber nicht nach dem Zustand des Getriebes ;) und koche uns mal lieber ein lecker Abendessen.

Donnerstag, 25.11.2010

Ausgesprochen ruhiger Tag - wir reden nicht miteinander. Das Regenwetter scheint sich nicht förderlich auf das Bordklima auszuwirken. Dafür entdeckt Marion im Kleiderschrank den ersten Schimmel (natürlich schweigsam) - auch dieser eignet sich nicht zum Anheben der Stimmung. Während Bordfrau also die Schränke der Reihe nach leer räumt, um immer neue Beweise für eine derzeit hohe Luftfeuchtigkeit ans Tageslicht zu befördern, ringt ein schweigsamer Kpt. im Cockpit wieder mit dem Getriebe der Ankerwinch. Auseinander ging es dank der kräftigen Feder ja recht einfach ... Nachmittags habe ich es dann endlich wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht, den Motor zerlegt und wieder zusammengebaut, alles einzeln getestet, dann wieder zu einem harmonischen Ganzen vereint und im Ankerkasten angeschraubt. Spannung liegt in der Luft - Probelauf! Rassel, rassel - das war aufwärts! Knack, knack, knack - Sch...! Den Zustand hatte ich vor zwei Tagen auch. Das schreit förmlich nach einem Frustbier (Landgang)! Bordfrau, obwohl bei ihrer Suche nach Pilzkulturen auch in weiteren Schränken erfolgreich, zieht es vor, sich schweigsam über selbige an Bord zu ärgern - also schwinge ich mich alleine ins Schlauchboot und düse los. Genau 50m weit, dann gibt der Aussenborder seinen Geist auf (ich sehe Marion förmlich hinter meinem Rücken grinsen) und habe Glück, der Wind treibt mich genau zum Boot zurück. In Rekordzeit den Vergaser zerlegt und gereinigt, zweiter Versuch - lässig düse ich in Gleitfahrt an Land. Zwei Stunden lang verfolge ich dann beim Bier mit den anderen Kneipengästen im Fernsehen die Erstürmung einer Favela durch die Policia Militar von Rio. Schon krass, mit Panzern, Hubschraubern, Sturmgewehren, brennenden Autos und Bussen - wenn jetzt Bruce Willis aufgetaucht wäre, Der Meister persönlich bei der Arbeit auf seiner Treppehätte man es glatt für einen Film gehalten. Aber das hier ist echt.

Freitag, 26.11.2010

Die zwei, sich wieder liebhabenden, entdecken frühmorgens, dass sie einen Nachbarn bekommen haben. Die “Anni” ankert nebenan, von Jens ist aber noch nichts zu sehen - vermutlich noch beim Schönheitsschlaf. Also erstmal Aufbruch. Auf Marion`s Liste steht heute Santa Teresa, das Stadtviertel Rio’s, in dem einst die Oberklasse wohnte, heute Künstler, Akademiker und Hippies. Mit dem Bus geht`s ins Zentrum, dann zu Fuss weiter, vorbei am wunderschönen Theater, der Nationalbibliothek, dem “Speaker’s Corner” von Rio, der Catedral de Sao Sebastiao (ein Kegelstumpf aus jeder Menge Beton und farbigem Glas), dem Aqueduto de Carioca, ... hinein in die kleinen Gassen Santa Teresa’s, mit bunt bemalten Fassaden, Villen, üppigen Gärten. Durch Zufall stossen wir auf den “Selaron Stairway”, eine Treppe mit 215 Stufen, die von dem chilenischen Künstler mit Fliesen in den Landesfarben Brasiliens (blau, grün, gelb) und Fliesen aus 120 verschiedenen Ländern gestaltet wurde. Wir entdecken sogar eine aus Rostock ;) Der Meister hockt auf seiner Treppe und ist fleissig am Malen - Motiv fast aller seiner Bilder ist eine barbusige SchwangerAbsacker bei Jense. - Es geht bergauf und irgendwann meldet sich der kleine Hunger. Natürlich gibt’s hier oben mehrere Touri-Restaurants, ein Blick auf die Speisekarte und Preise lässt uns spontan weiter wandern. Die Aussicht über die Stadt ist herrlich, ab und an rumpelt die alte Strassenbahn Rio’s, die “Bonde” an uns vorbei (Trittbrettfahrer fahren kostenlos) und etwas ausserhalb entdecken wir dann doch ein Restaurant mit Normalpreisen und richtig leckerem Essen! ... Zurück in Urca (Stadtteil, vor dem wir ankern) treffen wir zufällig noch auf unseren neuen Nachbarn Jens und bei eisgekühltem Bier gibt es ‘ne Menge zu erzählen. Das wird dann später an Bord der “Anni” fortgesetzt ... “Nur auf einen Absacker” ... Dabei bleibt es natürlich nicht und wer die “Jens-Mixgetränke” kennt ...

Sonnabend, 27.11.2010

Wenn man morgens die Augen aufmacht, sich langsam erhebt und sich wieder fallenlässt, weiss man warum der “Absacker” so heisst. Wir quälen uns trotzdem aus der Koje, der Berg ruft! Marion möchte unbedingt auf den Zuckerhut - solche Kleinigkeiten schlägt Mann seiner Angebeteten doch nicht ab. Die Seilbahn startet fast um die Ecke - Ernüchterung an der Preistafel: 44 Reais, knapp 20 Euro pro Person! Nö, es gibt ja auch noch einen Fussweg hinauf! Der fängt auch ganz harmlos an, nach 2 km endet er und eine Tafel warnt: “Gefährlicher Pfad!” Ich versuche esAn der Copacabana natürlich trotzdem, um nach 200 m auf Händen und Füssen kriechend festzustellen, das ist nichts für Flip-Flop’s! Egal, die Sonne lacht und “Caipirinha an der Copacabana” steht ja auch noch auf Marion`s Plan. Ein paar Busminuten später stehen wir dann an Rio’s berühmten Strand. 4,5 Kilometer lang, klar, dass Marion ihn komplett ablatschen muss! Ich unauffällig immer ein Auge auf der Suche nach den dunkelhäutigen Schönheiten in ihren knappen Bikinis. Die Brasilianerinnen lieben ja ihre Strings, wo der ganze Hintern rausschaut - bei der Mehrzahl von ihnen wäre es besser, irgend jemand hätte das verhindert! Dafür war der Caipirinha gut! Wir wandern zurück durch die Shopping-, Boutiquen- und (mit langsam knurrenden Magen) Restaurantmeile und sind irgendwann froh, endlich in unserem Bus zu sitzen und uns genau vor unserem kleinen, einfachen Hafenrestaurant absetzen zu lassen. Kein umständliches Blättern in Speisekarten (Hähnchen gegrillt oder paniert), Jens sitzt auch schon da - gemeinsam noch ein Bierchen und dann sind sich alle einig - heute keinen ADie Bonde, Rio's alte Strassenbahnbsacker!

Sonntag, 28.11.2010

Lautes “Mira”-Rufen weckt uns, Olli und Merja, die zwei Finnen werfen ihren Anker neben uns. Nach dem Frühstück fahren wir “Hallo” sagen, die beiden wollen auf den Zuckerhut - uff, immer auf das Schlimme! Jens will mal auf Brautschau an die Copacabana, wir bleiben dabei, heute geht`s nochmal nach Santa Teresa - Marion hat schliesslich noch nicht alles gesehen! Wir entdecken einen SB- Waschsalon, wandern durch die fast menschenleere City, fahren diesmal mit der “Bonde” bis zur Endstation, sind die einzigen Touris die dort auch aussteigen und den Blick auf die Stadt geniessen, lernen dort oben zwei Deutsche kennen, von denen einer ein Lebenskünstler und der andere ganz nett ist, quatschen uns in einer Strassenbar beim Bier fest, schaffen irgendwann doch den Abstieg, lassen in einer quirligen Seitenstrasse, wo die Bewohner mit ihrem Plastegestühl auf der Strasse sitzen ein wenig die Beine baumeln, stehen in unserem Restaurant wieder vor der Entscheidung ob wir das Federvieh nun paniert oder unpaniert vertilgen wollen und fallen dann todmüde in unsere Kojen. Uff!

Montag, 29.11.2010

Die “Anni” ist weg - hat Jens nun gestern an der Copacabana die Frau für’s Leben entdeckt und ist mit ihr sofort los, oder die falsche angesprochen und jetzt auf der Flucht vor deren Brüdern? Na, werden wir irgendwann noch mal rauskriegen. Jetzt haben wir erstmal andere “Sorgen” - der Waschsalon und das schöne Wetter lassen Marion keine Ruhe. Also Betten abziehen, Handtücher und was sonst noch so rumliegt in zwei Reisetaschen stopfen, kurze Schlauchbootfahrt, dann mit dem Bus direkt bis vor die Tür, alles in zwei grosse Maschinen werfen, die halbe Stunde Waschzeit nutzen, um Bank und Post heimzusuchen und gerade rechtzeitig zurückkommen um zu verhindern, dass das Personal unsere Wäsche in den Trockner packt. Zurück an Bord, WäscheleiEnseada de Botafogo, unsere Ankerbucht in Rionen spannen (mein Part), alles aufhängen (Marion) und jetzt kommt die Belohnung: Olli hat recht - man ist (wahrscheinlich) nur einmal in Rio - wir fahren jetzt auf den Zuckerhut, den “Pao de Acucar”! Mit der ersten Seilbahn geht’s auf den Morro da Urca, dort umsteigen und schon sind wir auf dem Gipfel. Boah!!!! Was für eine Aussicht! Eigentlich hatten wir eine kleine Aussichtsplattform erwartet, wo sich hunderte Touris drängeln, um mal einen Blick zu erhaschen und sind echt überrascht - das kleine Häuflein kamerabewaffneter Zuckerhut-Fans kann sich dort oben beim besten Willen nicht gegenseitig auf die Füsse treten. Neben zwei Läden, einer Bar und dem Sanitärgebäude gibt es direkt Wanderwege durch dichtes, üppiges Grün, darin kleine Nischen mit Tisch und Sitzen (mit Kuscheln ist hier oben nix, kommt immer mal wieder wer vorbei ;) und wir entdecken sogar kleine Äffchen, die hier oben leben. Ganze 2 Stunden bleiben wir, dann ist die Speicherkarte vom Fotoapparat voll, wir haben rundherum alles gesehen (sogar das Orgelgebirge) und sind froh über das tolle Wetter und dass wir uns doch noch zur Seilbahnfahrt durchgerungen haben.

Mittwoch, 01.12.2010

Wir sind wieder auf See. Herrlich! Unser Rio-Programm haben wir soweit “abgearbeitet” und heute früh, gegen 7 Uhr, sind wir ankerauf gegangen und dümpeln jetzt in Richtung Ilha Grande. Der Motor muss mal wieder mithelfen (die grosse Bucht vor Rio ist “berühmt-berüchtigt” für ihre schwachen Winde). Gestern sind noch die “Scorpio” und die “Belize” in der Zuckerhut-Bucht  angekommen und wir haben beinahe den gesamten Tag zusammen gesessen und erzählt - wer hat was gemacht, wo ist was in Rio, ... Abends noch schnell das Nötigste einkaufen und dann gemeinsames Essen in unserem “Paniert- oder Unpaniert-Restaurant”. - Heute ist zur Abwechslung mal wieder selber kochen angesagt und da es an der Angel heut keinen Erfolg gab (Köder “Alfred” hatte einen entspannten Badetag ;), gibt es Klops! Kptn strahlt, zumindest solange bis Bordfrau etwas kleinlaut mit dem Essen im Niedergang auftaucht ...”Die Klopse sind irgendwie total versalzen und die Sosse ist auch misslungen ...!” Das mit der Sosse war aber übertrieben... (Anmerkung Bordfrau: Jeder hat mal ‘n schlechten Tag, oder? ;).

Donnerstag, 02.12.2010Zurück zur Natur - auf der Ilha Grande

Um 2.30 Uhr fällt unser Anker in der Enseada das Palmas, einer Bucht im NO der Ilha Grande. Stockdunkle Nacht, drei winzige Lichter eines Hauses am Ende der Bucht “weisen den Weg”, links und rechts die schwarzen Schatten der Berge. Huh! Gut, dass ich das nicht vorher gesehen habe, ich wäre hier im Dunkeln sicher nicht rein gefahren. Aber Kptn hatte mich wohlweisslich in die Koje befohlen ;) Schnell noch einen kleinen Ankommer und kurz die Ruhe geniessen, dann fallen wir in die Kiste. - Mittags machen wir uns schon wieder auf nach Angra dos Reis (wir müssen dort unser Visa verlängern, das am 5. abläuft). Wind gibt es wiedermal keinen, wir tuckern die 16sm bis in die grosse Bucht vor der Stadt. Kurzer Rundumblick: da liegt doch die “Aorai”! Also Schlauchboot runter und nichts wie hin. Dort empfängt uns ein maulender Kater Ron, der mal eben gleich beschliesst, zu uns ins Dingi zu hüpfen, so unter dem Motto: hier ist eh keiner. Vom Land ruft und winkt Tom schon - es bleibt nichts unbeobachtet ;) Wir landen in der “Pousada Almao” von Klaus, dem hiesigen TO-ler, und geraten mitten in eine TO-Grill-Party, Susi und Tom natürlich mit dabei. So nebenbei wird schnell berichtet: die beiden sind noch nicht weiter weil Susi eine inzwischen entzündete Verletzung am Bein hat, die erst abheilen muss. Tom hat alle Mühe, die quirlige Susi auf ihrem Platz zu halten (immer nur rumsitzen und das Bein hochlegen nervt ja auch ;). Wie’s klingt werden sie noch eine Weile brauchen ehe sie weiter können. Angra dos ReisMit falscher Bescheidenheit und knurrendem Magen lehnen wir die Einladung zum Mitessen ab und verdrücken uns beizeiten - an Bord warten doch noch 15 Salzbuletten!!!

Freitag, 03.12.2010

Gut, dass wir noch den Tip bekommen haben, dass die Behörden heute nur bis mittags geöffnet haben ... Aufgebrezelt, mit allen wichtigen Papieren an der Frau, stürzen wir uns rechtzeitig ins Office. Die Sterne stehen heute günstig und alles ist relativ schnell erledigt (die meiste Zeit verbringen wir in der “Banco do Brasil”, wo wir die Gebühren für die neuen Visa bar einzahlen müssen). Anschliessend Stadtbummel. Kptn weiss von Jens (“Anni”), dass es hier gute Läden mit Angelzubehör etc gibt. Sie sind schnell gefunden und mit einem verzückten Lächeln im Gesicht und strahlenden Augen steht er vor den Harpunen, nimmt mal diese, nimmt mal jene, erfreut sich an den vorrätigen Ersatzgummis und Inox-Speeren, ... und steht nach nur 90 Minuten mit einer 90er Harpune an der Kasse. Der Preis ist heiss, nein, er ist wirklich in Ordnung und ausserdem ist bald Weihnachten und es gibt’s dann Ilha-Grande-Wandertaghoffentlich bald wieder Fisch in der Pfanne. - Kurze Verabschiedung von “Aorai”s und schon gehen wir wieder ankerauf. Wir wollen zurück in die kleine Bucht, freuen uns auf klares Wasser (endlich wieder Schnorcheln, Speerfischen (!!), Baden) und Natur pur.

Sonnabend, 04.12.2010

Wandertag - auf in den brasilianischen Küstenregenwald der Ilha Grande! Natürlich ist es heute besonders heiss, aber das Laufen und Klettern durch den Wald macht Spass. Mal nach Norden, mal nach Süden, egal welche Richtung, man kommt immer an einem schönen Sandstrand an. Kptn schafft es mal wieder aufgrund einer “Abkürzung”, den Farbton seiner Hose komplett auf moosgrün zu ändern und verliAm Lopes Mendes Beachert unterwegs seine gute Sonnenbrille ... Am berühmten “Lopes Mendes Beach” laufen wir stundenlang durch den feinen, weissen Sand, der unter unseren Füssen wie Schnee knirscht. Und der Strand ist so gut wie leer, herrlich! ... Wir gönnen uns zum Abschluss ein kleines Bier an der Strandbar (Inselpreis!) und sind uns ganz sicher, dass wir heute wie die Steine schlafen werden.

Sonntag, 05.12.2010

2. Advent. Grosskampftag an Bord der “Mira”: Bordfrau bemüht sich, die Wäscheberge mittels Handwäsche abzuarbeiten, Kptn ist mit Schnorchel, Brille, Flossen und Harpune bewaffnet auf Nahrungssuche (ohne Erfolg, alle Fische zu klein, zu bunt, ...) Enttäuscht tauscht Harpune gegen Spachtel und kratzt eine Seite unseres Unterwassergartens vom Rumpf. Am späten Nachmittag legt er sich ins Bett ???- er wird mir doch nicht krank werden?

Sonntag, 12.12.2010Vor Ilha Jorge Grego

3. Advent. Wir können auf dem Lazarettschiff die Seuchenflagge langsam wieder einholen, sprich wir sind halbwegs gesund. Erst hab ich vier Tage mit bis 40’C Fieber, Schüttelfrost, Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen flachgelegen, um mich von einer attraktiven Krankenschwester pflegen zu lassen - Paracetamol und andere Drogen in mich reinstopfen, mich zum Obstessen zwingen, ständig mein nassgeschwitztes Schlaf-Shirt und zweimal täglich die Bettwäsche wechseln, in ihren Fachbüchern nach einem passenden Namen für die Krankheit suchen .... Kaum bin ich wieder aus dem Bett gekrochen, haben wir die Rollen getauscht - jetzt konnte ich sie mit Fieberthermometer und Tabletten piesacken, zwingen, ungesüssten Tee zu trinken, das Bettlaken unterm Hintern wegziehen, ... ich finde ja, dass ich als Patient pflegeleichter bin. Und ich kann jetzt sogar Griesbrei kochen - KLUMPENFREI!!!

Ja!! Jetzt müssen wir nur wieder den “Haushalt” aufrichten und die Bettwäscheberge bezwingen, die sich in dieser Woche des Schwitzens angehäuft haben ... Aber immer schön langsam. Erstmal brauchen wir einen Ortswechsel, wir können diese schöne Bucht nicht mehr sehen und fahren knappe 10sm weiter zur Ilha Jorge Grego. Hier gibt es wirklich nur Natur pur, klares Wasser und ausser uns nur ein paar tausend Fregattvögel und Tölpel (die Kleinen in ihrem plüschig-weissen Daunenkleid mit den riesigen Füssen sehen echt herzig aus!). Abends haben wir grosse leuchtende Käfer an Bord. Einer von ihnen “verguckt” sich in unser Solar-Garten-Ankerlicht auf dem Geräteträger und dreht dort inbrünstig Runde für Runde.

Montag, 13.12.2010

Die Bucht ist leider etwas “rollig” und die frischen Lebensmittelvorräte gehen auch langsam aus - wir müssen mal zurück in die Zivilisation, heisst nach Abraao auf der Ilha Grande. Mit über 20kn Wind, natürlich direkt von vorn, laufen wir in die grosse Bucht vor der Stadt, fahren den Anker ein und machen uns fertig für den Landgang. Das Städtchen ist touristisch voll erschlossen, hat aber trotzdem seinen Reiz. Niedrige Häuser in dichtem Grün versteckt, kleine Strandbars, kleine Kirchen, Supermarkets, Souvenirgeschäfte, Restaurants, ... na bitte, alles was man braucht. Wir entdecken sogar eine Wäscherei, die sich entgegen unserer Befürchtung auf einen akzeptablen Preis runterhandeln lässt. Also ist morgen Waschtag! Auf dem Rückweg kommen wir an einer kleinen Pizzeria vorbei ... und kommen dann doch nicht vorbei! Nach all den Strapazen der Krankheit haben wir uns mal wieder ein richtig nettes Essen verdientMerja und Olli aus Finnland!

Dienstag, 14.12.2010

Mit zwei grossen Reisetaschen voller Bettwäsche und Handtüchern buckeln wir zum Waschsalon. 11kg für 27 Reais, da gibt’s nichts zu meckern. Eine Stunde später können wir alles abholen, zurück zum Boot, Leinen kreuz und quer auf dem Vordeck spannen, versuchen, für alles ein Plätzchen zu finden. Spontan wird der Wind stärker (was eigentlich zu erwarten war ;), auch mit 6 bis 8 Klammern auf einem Wäschestück fliegt uns das Zeug fast um die Ohren oder auf und davon. Grrrrrr! Mühsam tackern wir die Wäsche irgendwie fest und beziehen Wachposten darunter. Just in dem Moment läuft die “Fägel Blä” mit Merja und Olli ein und die beiden stellen fest, dass wir immer gerade Wäsche haben wenn wir uns treffen. Es bleibt nicht viel Zeit zum Schwatzen, denn es fängt an zu regnen. So eine Sch...! Alles wieder einfangen, unter Deck irgendwie, -wo verstauen. Den Rest des Tages verbringen wir dann auch drin, draussen ist alles grau in grau Regen, Regen, Regen, ...- So viel Wasser! Weltuntergang? Gut, dass wir ein schwimmendes “Heim” haben ;)

Mittwoch, 15.12.2010

Immer noch Dauerregen! Die Wolken hängen so tief, direkt über den Dächern der kleinen Häuser (man könnte meinen, man ist direkt in den Wolken!) und es ist kaum etwas zu erkennen. Unsere Wäsche dampft immer noch im Boot vor sich hin. Das schreit nach Ortswechsel! Also ankerauf, wir fahren nach Angras dos Reis - wir müssen endlich raus aus diesem Regenloch! - 13.50 Uhr, unser Anker fällt zwischen der “Scorpio” und der “Belize”. Auch hier Dauerregen. Na toll!

Donnerstag, 16.12Altes Kloster in Angra dos Reis.2010

“Klar zum Landgang!” “Papiere?” ”Ja!” “Schlüssel?” “Ja!” “Regencape?” “Ja!” ... Heute “nur” Nieselregen. Na immerhin! Im Dingi geht’s in die Stadt, zur Policia zwecks Abmeldung und zum Bummeln. Obwohl der Reiseführer bemängelt, dass Angra kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, gefällt es uns hier. Trubelig bunt und die Häuser scheinen an den, die Stadt umgebenden Bergen, zu kleben. Es gibt sogar einige alte Klöster und Kirchen und am Convento de Sao Bernardino se Sena kommen wir nicht vorbei, ohne eine Führung über uns ergehen zu lassen - natürlich auf portugiesisch, womit gesichert ist, dass wir das wenigste davon verstehen. Gegen Mittag kommt wahrhaftig die Sonne raus und wir hetzen zum Boot zurück. Die Wäsche kann endlich raus!!! Und während Bordfrau den Trocknungsprozess überwacht, fährt der Kptn zur “Belize”, zum “Spielen” mit Karl. -- Xter Versuch, in Deutschland anzurufen (wg. Geburtstagen). Klappt nicht. Schade!

Freitag, 17.12.2010

Grosseinkauf. Gleich in der Marina von Angras dos Reis gibt es ein riesiges Shoppingcenter, mit eigenem Anlegesteg. Wir hätten sogar mit der “Mira” da rein fahren können. Egal. Zwei volle Einkaufskörbe landen im Dingi, anschliessend alles an Bord verstauen. Diese Hitze! Wir sind total k.o. Eigentlich wollten wir ja auch noch tanken fahren, aber brauchen wir das jetzt? Nö! Morgen! Feierabend! Das heisst fast, Kptn verschwindet (mit zwei Bier in der Hand) noch mal für “wichtige Dinge” zur “Belize”!

Sonnabend, 18.12.2010

Merja und Olli, die Finnen kommen angesegelt und wir gehen mal wieder Ankerauf! Hoffentlich nehmen sie das nicht langsam persönlich. Schnell noch rüber zur Marina-Tankstelle, wir wollen uns ein paar Liter Diesel gönnen. Der Blick auf den Preis lässt uns leicht zusammensacken. Neben uns landet ein Helikopter, na gut, mit Shopping-Center und Hubschrauberlandeplatz - da zahlt man natürlich gern etwas mehr für den Diesel! Ein kurzer Gruss zur “Scorpio” und “Belize”, dann verlassen wir die Bucht von Angras, um weiter die Costa Verde entlang, mit ihren über vierhundert Inseln zu rauschen. Die Villen an den Stränden werden immer grösser, die davor ankernden Megayachten auch - wir befinden uns im Naherholungsgebiet des Geldadels von Sao Paulo! Für heute hat Marion eine Bucht auf der Ilha Sandri auserkoren. Wunderschöne Aussicht nach drei Seiten, zur Vierten ein unverbaubarer Blick auf`s Atomkraftwerk. Ein guter Grund morgen weiterzufahren! Die “Scorpio” beweist genauso sicheres Gespür dafür, unter vierhundert Inseln die einzig Falsche auszuwählen und lässt ihren Anker neben uns fallen. Mit ihr kommt auch der Regen und jetzt ist in allen vier Richtungen eh nichts mehr zu sehen ;)

Dienstag, 21.12.2010

Vorgestern früh sind wir gleich weiter und ankern jetzt neben der “Scorpio” vor der Ilha Cedro. Traumhafte Bucht, jeden Tag kommen Delphine zu Besuch, dreissig Grad Wassertemperatur, kurzer Sandstrand, ein paar Palmen und dahinter dicke fette Vegetation und mit dem Schlauchboot mal kurz um die Ecke, gleich in der nächsten Bucht sogar eine Handvoll kleiner HIlha Cedroäuser und eine Strandbar. Was will man mehr! Wir planschen ewig im Wasser, durchwandern beide Buchten (geht recht schnell), hocken mit Franz in der Strandbar, entdecken Süsswasserzapfstellen, ich spachtel mal wieder unser gesamtes Unterwasserschiff sauber, wir lesen, angeln, .... die Einzige, die keinen Spass hat ist Anna. Sie liegt flach, Fieber, Husten, Schüttelfrost, schwitzt und ist völlig schlapp - kommt uns irgendwie alles sehr bekannt vor. Aber mit Krankenpfleger Franz sollte Frau ihre Krankheit doch so richtig geniessen können ... Am Nachmittag zieht dann so eine richtig schöne, schwarze Gewitterfront vom Festland direkt auf uns zu - ruck, zuck gehn die Anker hoch, wir verdrücken uns ein paar Meilen weiter in die Enseada de Parati-Mirim, eine Meilenlange Einbuchtung ins bergige Festland mit ihren unzähligen abzweigenden Buchten. Der Anker fällt vor einem kleinen Strand der Ilha da Cotia, allerdings haben die zwei Stunden Überfahrt gereicht, um das Bordklima von freundlich, entspannt in hochexplosiv zu verwandeln. Ich werfe meine geangelten Fische auf den Grill - die können schliesslich nichts dafür - vertilge den Ersten, schiebe Bordfrau ebenfalls einen Teller zu, da wohl gastronomisch nicht ganz korrekt serviert, wird dieser von ihr verschmäht - jetzt fliegen vier gegrillte Fische über Bord, .... schön, dass wir zwei Kabinen haben!

Mittwoch, 22.12.2010

Franz und Anna brechen auf nach Paraty, sie brauchen mal wieder einen Supermarkt und Franz hofft vermutlich auch mal wieder auf Internet. Wir wolundurchdringliches Regenwald-Dickichtlten noch ein paar Tage die verschiedenen Buchten unsicher machen, nur jetzt geht das gerade nicht - da wir ja nicht miteinander kommunizieren. Ausserdem regnet es mal wieder und so sitzt jeder mit einem Buch in der Hand in einer anderen Ecke. Gar nicht so einfach sich bei zwölf Meter Lebensraum so gekonnt zu ignorieren!

Freitag, 24.12.2010

Seit zwei Tagen sind wir mit dem Schlauchboot in der Enseada unterwegs, kennen mittlerweile jede kleine Insel darin, jede Bucht, jeden Ankerplatz und sind absolut hin und weg! Vor allem ich kriege mich immer gar nicht wieder ein vor Begeisterung, wenn wir an dieser üppigen, sattgrünen Vegetation entlangfahren, der Küstenregenwald ist einfach Hammer! Wenn immer ein Stückchen Sandstrand es erlaubt, fahren wir ran, pflücken mal ein paar Kokosnüsse, oder eine Staude wilder Bananen, versuchen uns mit der Machete an alten, fast zugewachsenen Pfaden, werden von Insektenschwärmen wieder verjagt, testen Früchte die so kleben, dass nur Verdünnung noch hilft, trauen uns nicht, die grossen roten Krabben mit blossen Händen zu fangen, stellen fest, dass ich an meiner Technik zum Öffnen der Trinkkokosnüsse noch feilen muss und sind vor allem erstaunt, dass wir hier überall fast alleine sind! Das soll sich nach Weihnachten aber schlagartig ändern, wie uns ein Brasilianer versichert. Erstmal kommt aber noch ein Katamaran vorbei, die “Belize” umkreist uns einmal, wünscht schöne Weihnachten und reicht ...wie kriegt man bloss die Kokosnüsse auf...eine Tüte selbstgebackener Plätzchen rüber. Pech für die beiden, Marions Weihnachtskuchen ist noch im Backofen - euch Beiden trotzdem ein schönes Weihnachtsfest!

Sonnabend, 25.12.2010

Wieder mal Tapetenwechsel - wir wollen weiter in den benachbarten Fjord Saco de Mamangua. Die Entfernungen sind hier kurz, also kein Grund zur Eile. Bei dreissig Grad Wassertemperatur zieht sich das Morgenbad schon mal. Dann Kaffee, Frühstück, noch `n Kaffee - Marion findet, dass wir für “Scorpio” und “Belize” ruhig auch eine Bananenstaude mitnehmen können, da wir sie vermutlich in ein paar Tagen in Paraty treffen werden. Also noch eine ausgedehnte Schlauchbootrunde - zwecks Bananenernte, das zieht sich, da ich noch einen Pfad entdecke und Marion sowieso allerlei Getier, Bäume, Blumen, .... Um 3 Uhr kommen wir dann doch los, ich bin sogar zu faul das Schlauchboot hochzunehmen und ernte strafende Blicke von der Bordfrau als ich es hinterher ziehe. Anderthalb Stunden später haben wir eine schöne Stelle im Fjord gefunden - zwei Segelboote liegen bereits vor Anker, am Ufer eine Holzterrasse mit drei Tischen, darüber ein Schild “Restaurant” - eins der Boote ist die “Belieze” und auf einer der Holzbänke am Ufer sitzen Patricia und ein winkender Karl. Der Anker fäFeliz Natalllt, ich springe ins Schlauchboot - Marion darf noch nicht, sie hat gerade ihr Brot auf den Herd gestellt. Zwei Bier später hole ich sie dann auch ab, der Wirt hat frischen Fisch, versichert uns, auch die Kunst der Zubereitung desselbigen zu beherrschen und so beschliessen wir vier, uns ein leckeres Weihnachtsessen zu gönnen. Das wird es dann auch - vorneweg Austern, dann gegrillter Fisch, Scampi, Salat, Fritten, natürlich der obligatorische Reis mit schwarzen Bohnen, die bei keinem brasilianischem Essen fehlen, dazu diverse Caipirinhas - nicht schlecht so’n Weihnachtsessen barfuss in Shorts unter Palmen sitzend! Wenn bloss hinterher nicht immer die Rechnung käme!

Sonntag, 26.12.2010

Den Tip hatten wir gestern von Brasilianern bekommen - am Ende des Fjords kann man in den Fluss Mamangua rein und Kptn wetzt schon die Macheteeinige Meilen aufwärts fahren bis zu den Stromschnellen. Von dort gibt es einen Pfad, durch ein Indianerdorf bis zu einem Wasserfall. Also gehen wir erstmal Ankerauf und fahren zum Ende des Fjords. Jetzt wird`s kniffliger, es münden hier gleich mehrere kleine Flüsse und keiner von uns weiss noch, welchen wir nehmen sollen. Macht nichts, probieren wir sie alle mal (natürlich per Dingi). Wir fangen mal links an und stecken wenig später mit den Schlauchbooten fest. Beim nächsten kommen wir nichtmal in die Nähe des Flusses und auch beim dritten dauert es nicht lange, bis der Boden des Schlauchbootes im Schlamm schabt. Jetzt erinnern sich auch alle an ein entscheidendes Detail bei der Wegbeschreibung: Nur möglich bei Hochwasser! Und jetzt ist natürlich absoluter Tiefststand! Na ja, so `ne Stunde Schlauchbootpaddeln  hat ja auch `ne gewisse sportliche Komponente. Karl hat jetzt allerdings genug Sport, er will auf die anderen Seite des Fjords - wir wollen uns dagegen noch die Beine vertreten und später nachkommen (hatten eine kleine Lichtung mit einem verlassenen Gehöft entdeckt, das muss erkundet werden). Zwei Stunden können wir uns damit beschäftigen, einschliesslich Erkundung eines schönen Wanderpfades, Marion`s endloser Betrachtung von grossen, bunten Schmetterlingen und meiner Entdeckung und Ernte einer monstergrossen Bananenstaude. Wir verlegen uns auch auf die andere Seite, Marion wirft sich an den Herd um aus dem letzten eingeweckten Wahoo ein lecker Fischcurry zu zaubern und ich verdrücke mich mit zwei Bierdosen und der Ermahnung pünktlich zum Essen zurück zu sein zu Karl. Natürlich schaffe ich das nicht - umschleime ihre Kochkünste aber dermassen, dass mir verziehen wird!

Montag, 27.12.2010ohne Almhütte aber mit Superaussicht

Für heute wartet die nächste sportliche Herausforderung - der Berg ruft! Nicht irgendeiner, sondern der Pao de Acucar (Zuckerhut), eine etwas kleinere Version des Originals von Rio. Ein MUSS natürlich auch für die Alpenländer Karl und Patricia und so setzen wir zu viert (mit “Trekking-Patschen”) ins Fischerdorf über. Eine Handvoll Häuser, eine Kirche, eine Bar - dort fragen wir erstmal nach dem Weg. Hundert Meter weiter, dort wohnt der Bruder der Barmutti, der zeigt uns den Weg. Das macht er dann auch und bald sindrunterrutschen geht schneller wir mittendrin im dichten Regenwald. Ein schmaler Pfad schlängelt sich mehr oder weniger steil hinauf, an zwei Stellen finden wir sogar Seile, an denen man sich raufziehen kann. Sonst muss man sich halt mit Lianen oder dünnen Baumstämmen behelfen - aber immer erst schauen, ob`s auch eine ist! Patricia und Karl haben sich Walking-Stöcker mitgenommen, die ihnen als drittes Standbein gute Dienste leisten. Die Kletterpartie ist relativ einfach aber doch schweisstreibend und nach einer guten Stunde stehen wir mit stolzgeschwellter Brust auf dem Gipfel. ... das Ganze dann ordentlich schütteln! ...Kein Gipfelbuch, keine Baude, aber eine traumhafte Aussicht! Bergab geht`s dann naturgemäss schneller, weil rutschig und mit nur drei Bodenberührungen stehen wir wieder unten. Schnell noch einen verwilderten Garten neben einem zerfallenen Haus plündern - Limetten, Peperoni, Petersilie in den Beuterucksack stopfen - und dann erstmal ein kaltes Bier in der Bar. Eine brasilianische Urlauberfamilie überzeugt uns, dass es Landessitte ist Caipirinha zusammen zu trinken und sorgt auch gleich persönlich für das richtige Mischungsverhältnis. Der wie üblich einsetzende Nachmittagsregen sorgt dafür, dass wir uns weiter den hiesigen Traditionen widmen, was irgendwie dazu führt, dass der Rest des Tages dann gelaufen ist. Caiphi was killing us!es geht doch nichts über eine gesunde Ernährung

 

Dienstag, 28.12.2010

Die “Belize” macht sich aus dem Staub, sie wollen nach Paraty zwecks Einkaufen, Tanken und sonstigem Komfort einer Stadt. Ausserdem wartet die “Scorpio” dort. Wir wollen noch einen Tag hierbleiben, zwecks Schwimmen, Wäschewaschen und Faulenzen. Genau in der Reihenfolge machen wir es dann auch, wobei ich den mittleren Teil weglasse!

Mittwoch, 29.12.2010

Nach dem üblichen ausgedehnten Morgenbad (von Bordfrau etwas überdehnt - ich muss sie mit dem Dingi einsammeln), Frühstück und Kaffee, schaffen wir es doch tatsächlich noch vor Zwölf unsere Segel auszurollen und Richtung Paraty aufzubrechen. Anfangs noch überwiegend unberührte Natur, ist bald jede noch so kleine Insel oder Bucht ... und vielen Dank für`s Weihnachtsgeschenk!mit luxuriösen Anwesen bebaut, brausen links und rechts immer mehr und grössere Yachten an uns vorbei, düsen kleine Flugzeuge und Helikopter über uns hinweg und ist jede Ankerbucht okkupiert mit Ausflugsbooten voller zusammengepferchter Touris. Wir nähern uns dem “Monaco Brasiliens”. Die Bucht um Paraty ist dann auch vollgestopft mit Booten - wir zählen alleine fünf oder sechs Marinas - wir finden die “Scorpio” und “Belize” trotzdem, die daraufhin Ankerauf gehen. Das nehmen wir jetzt aber doch persönlich!!! Franz und Anna kommen vorher noch kurz herüber um Hallo zu sagen und ihr Weihnachtsgeschenk abzuholen. Nach einer Woche “Urlauberhochburg Paraty” wollen sie nur noch Natur! Naja, da kommen wir her - wir brauchen jetzt Stadt, Supermärkte, Discogedröhn, Tourigewimmel, Souvenirläden, .... das volle Programm!!!

Donnerstag, 30.12.2010Kpt'n verzückt in Cachacaria

Erstmal ausgedehnte Stadtbesichtigung. Die historische Altstadt ist ein einziges Freilichtmuseum und natürlich UNESCO-Weltkulturerbe. Lange Zeit war Paraty einer der wichtigsten Umschlaghäfen der Portugiesen für Gold, später auch Sklaven, Edelsteine, Schnaps, etc. Einer der Sklaven ist noch dageblieben, er lässt sich für einen Obolus von den Touris in Ketten auf dem Pelourinho, dem Pranger, fotografieren. Letztere überrennen das hübsche Städtchen regelrecht, wobei das nicht wörtlich zu nehmen ist. Das Kopfsteinpflaster besteht aus mehr oder weniger grossen Felsbrocken, ein Rennen ist dort völlig ausgeschlossen. Eher so eine Mischung aus stolzieren, klettern und stolpern - meide den Alkohol in dieser Stadt, zumindest wenn du noch zu Fuss nach Hause musst! Viele Künstler leben hier und so reiht sich ein Kunsthandwerksladen an den nächsten, abgelöst von unzähligen Galerien, ab und an eine Cachacaria, Restaurants, Bars und natürlich der übliche Souvenirkram. Dazwischen hocken mehrere Indiofamilien, um ihre Ketten, Stickereien, oder einfach nur Pfeil und Bogen an den Touri zu bringen. Abends gehen wir noch einmal an Land Partytime mit Nossos Bloco - tanzen bis zum Abwinken02- lecker Abendessen lautet der Plan. Den haben alle anderen Touristen scheinbar auch, gar nicht so einfach, noch einen Platz in einem Restaurant zu finden. Anschliessend rumschlendern - wir wippen eine Stunde im Takt einer Trommlergruppe und später auf dem Konzert der “Nossos Bloco”. Natürlich sind wir mal wieder die Einzigen, die (mangels Textsicherheit) nicht laut mitsingen können, hüpfen aber mindestens genauso gekonnt herum! Beeindruckt davon, wie konsequent der Sänger immer im Ton daneben liegt, beschliesse ich, wenn ich jemals nach Brasilien ziehe werde ich Sänger. Es interessiert hier irgendwie keinen ob der singen kann - sobald die Musik laut genug ist, wird begeistert dazu getanzt! Das tun wir dann auch bis um 2 Uhr!

Freitag, 31.12.2010

Wir haben noch nicht genug und bleiben zur Silvesterparty in Paraty. Also kurz über Funk der “Scorpio” und “Belize” einen guten Rutsch wünschen, dann machen wir uns auf die Socken zwecks Erkundungstour zum Einkaufen, Tanken, Bank, Post, etc.  Bank ist einfach, Post hat schon zu. Supermarkt ist super, aber weit ausserhalb (den Einkauf vertagen wir darum auf nächstes Jahr). Die drei Kanister für den Aussenborder werden dann auch noch gefüllt, dank vorhandenem WiFi-Netz können wir sogar die WebSite aktualisieren, die siebenundzwanzig Mails in unserer Mailbox versuchen wir erst gar nicht, noch im kunterbunte Ausflugsboote vor Paratyalten Jahr zu beantworten. It`s Partytime now! Aus Erfahrung klug, brechen wir zwecks kultiviertem Abendmahl diesmal früher auf, was die Sache allerdings nicht erleichtert. Diesmal nicht wegen Überfüllung, sondern weil wir uns nicht entscheiden können ... “da sitzt ja noch gar keiner drin” ... “ nö, das sieht so langweilig aus”. Klappt dann aber doch noch, so richtig mit dezentem Musiker-Duo, Filet Mignon und klitzekleinem Bier. Der Geiz hat dann doch den Wein verhindert! Um 22 Uhr brechen wir zur Party-Bühne auf, noch nix los - also noch mal auf ein zwei Caipis die Bars entlangziehen. Eine Stunde später zweiter Versuch, es ist rammelvoll, alles singt und tanzt sich in Stimmung. Dann der Countdown, bei “Tres” werden hunderte Sektflaschen geschüttelt, um bei “Zero” in den Himmel gespritzt zu werden. Wir sind klatschnass, hätten unseren Sekt beinah getrunken - Marion verteilt ihn bis auf einen kleinen Schluck auch über die Umstehenden. Dicken Knutsch - Prosit 2011!!!! Feuerwerk und die Party geht weiter. Eine etwas mopsige Miss Bahia stapft singend über die Bühne, diverse andere Sänger nebst Backround-Gehüpfe folgen. Alles tanzt und singt lauthals mit, wir auch, trotz mangelhafter Textkenntnisse. Irgendwann fordert unser fortgeschrittenes Alter seinen Tribut, der Tanzwahn lässt nach, wir zwängen uns aus dem Gewühl und machen uns auf den Heimweg. Der führt durch die Altstadt, überall ausgelassene Stimmung, in und vor allen Bars wird gefeiert - so auf einen Caipi können wir ja noch ... Es wird lustig und es werden etliche Caipis mehr um halb Fünf sind wir dann wirklich auf dem Heimweg. Ein “Bloco” (Trommlertruppe) mit davor und dahinter tanzenden Fans versperrt noch einmal komplett den Weg, Marion würde am liebsten noch mitziehen, aber erstens muss sie dringend auf den Topf und zweitens ist sie der Meinung, dass ein Weiterfeiern nicht gut für ihren Kpt. wäre, da er jetzt gerade noch das schwierige Kopfsteinpflaster meistert!

Sonnabend, 01.01.2011

Ein “Feliz Ano Novo” für alle! Es regnet in Strömen, irgendwas hämmert immer so ganz dezent an meine Schädeldecke und wir stellen fest, dass wir kein Brot zum Frühstück haben - gibt es eben Haferbrei mit Rosinen! Das mit dem Regen hört auch nicht auf, den Plan mit dem heutigen Einkauf können wir aufgeben. Dafür telefonieren wir per Skype mit den Eltern, die sich darüber riesig freuen und den Kindern, die eigentlich nur ausschlafen wollen nach ihren Silvesterpartys.

Sonntag, 02.01.2011

Shoppen, Stauen, Segelsetzen Camarao e Caipirinha - Pause mit Urlaubern aus Sao Paulo- so die Idee. Nach dem Frühstück machen wir uns mit unseren Einkaufswägelchen auf den Weg. Das Angebot ist super, die Wägelchen bald randvoll, der Rückweg lang und die Sonne brennt. Durch die Altstadt wird das dann echt spannend - do you remember? - das Kopsteinpflaster. Wir quälen uns ein wenig abseits der Touristenwege, sch... uns an, weil unsere Route von der Flut geflutet ist und wir einen Umweg machen müssen, treffen vor einer kleinen Strassenbar auf Paraty`s letzten Sklaven und er hat recht - bei so einem harten Job sollten wir erstmal Pause machen und ein kühles Bier trinken. Geht einem gleich viel besser. “Uma mais, por favor!” Am Nachbartisch versuchen uns vier brasilianische Urlauber von der Einzigartigkeit des Caipirinhas zu überzeugen. Jo Jo, “muito bon!”, aber hatten wir in letzter Zeit reichlich. Ja, aber nicht diesen hier - und da die Gringos nicht hören wollen bestellen sie kurzerhand die Caipis für uns. Alles protestieren hilft nichts - “ Saude! Prost!” Jetzt müssen wir Camarao probieren - schon steht ein Topf Shrimps auf dem Tisch. Dazu trinkt man Caiphi - wir retten uns irgendwann mit dem Hinweis auf unseren gefrorenen Einkauf, der so langsam vor sich hin schmilzt und vereiteln damit ihren Plan, uns die Sehenswürdigkeiten Paraty`s zu zeigen und überhaupt noch ein paar Caipirinhas zusammen zu trinken. Nette Leute, die Brasilianer. Na ja, das mit dem Verstauen des Einkaufs bekommen wir noch hin, das Segelsetzen vertagen wir mal auf morgen.

Dienstag, 04.01.2011Traumhafte, einsame Ankerbucht

Genug Stadt, Party, Trubel - jetzt darf`s mal wieder ein bisschen Natur sein. Gestern sind wir dann doch endlich los, “Scorpio” und “Belize” sind auch weiter, wir wollen uns in irgendeiner Bucht treffen. Das tun wir auch, aber vorher gibt`s heftiges “Gewitter” auf der “Mira”. Marion verzieht sich in die Achterkabine, ich zur “Belize”, wo es gemeinsam mit Franz und Anna lecker Abendbrot gibt. Hinterher kracht`s nochmal richtig - Marion beschliesst, im nächsten Hafen von Bord zu gehen, ich (kleines Teufelchen auf der Schulter) unterstütze diesen Plan unbedingt. Zur Bekräftigung trägt Marion ihr Kopfkissen schon mal in die Achterkabine. Supi, habe ich mehr Platz! - Eine Nacht später ziehe ich allerdings mit meinem Kopfkissen hinterher und wenig später (wegen mehr Platz) wir mit zwei Kopfkissen wieder zurück in die Vorderkabine. Der ständige Regen macht scheinbar nicht nur depressiv, Wanderweg ... eher Rutschbahnsondern auch ein bisschen aggressiv ...

Mittwoch, 05.01.2011

Zum Frühsport hänge ich mit der Sauerstoffflasche zwischen unseren Kielen, erschrecke ausgedehnte Muschelkolonien mit meiner Anwesenheit und hindere sie mittels Spachtel an der Weiterreise. Anschliessend Landgang - der Strand ist einfach krass. Weisser Sand ist ja klar, unterbrochen von metertiefen Einschnitten, durch mehrere kleine Bäche, gigantische Felsbrocken liegen überall, ausgespülte Becken gefüllt mit Süsswasser - wenn man ein eiskaltes Bad liebt ... Dazu sind wir mittlerweile zu verwöhnt - wir entdecken einen Pfad, den wir natürlich erkunden müssen (dank des ergiebigen Regens gestern ist der Weg fast nur auf allen Vieren zu meistern), kommen auf der anderen Seite des Berges am Saco de Mamangua wieder raus, kommen ohne Absturz auf unserer Seite wieder an und beschliessen, dass wir jetzt alles hier gesehen haben. Gibt ja schliesslich genug andere Buchten hier. In der angepeilten kommen wir nicht mal in die Nähe des schützenden Wellenbrechers, da schiesst ein Motorboot auf uns zu - “Privado!”. Ein Blick auf die Anwesen reicht, um zu verstehen, die Jungs wollen unter sich bleiben. Eine Bucht weiter sehen die Häuser genauso super-schick aus, aber es ist gut geschützt gegen die Atlantikdünung und niemand schickt uns weg. Morgen wollen wir eh weiter.

Donnerstag, 06.01.2011

Es dauert nicht lange bis der erste, der ständig “zufällig” an uns vorbeipaddelnden Brasilianer uns ansprichtWillkommen an Bord, Caio!. Kurz darauf sitzt Caio an Bord, hat eine Bierdose in der Hand und wir wenig später eine Einladung, mit an Land zu kommen. Er muss nur noch klären wie, mit unserem Schlauchboot können wir nicht fahren - Motoren sind am Strand nicht erlaubt. Eine Stunde später ist er mit zwei Kanus zurück und wir kurz darauf am Strand. Dort steht schon die ganze Familie versammelt - stolz werden alle Kinder präsentiert, die eine deutsche Schule besuchen und schon verlegen “es geht mir gut” stammeln können. Die Verlegenheit lässt schnell nach, wir werden zu einem nahegelegenen Wasserfall geführt und Caio möchte uns sein Haus zeigen, das wird schon schwieriger. Dass wir in unserer Badehose keine Pässe dabei haben, erleichtert der Security nicht gerade ihren Job, nach viel Hin-und Hergefunke dürfen unsere Füsse endlich den erlauchten Rasen der “Condomino das Laranjeiras” berühren. Fotografieren ist selbstverständlich verboten, diverse andere Dinge auch - dafür Helikopterlandeplatz, eigener abgeschirmter Hafen (tja, sind wir ja nicht reingekommen), Golfplatz, natürlich hat jedes dieser Häuser, die wir nur aus Filmen kennen einEin bisschen traurig paddelt Caio zurück in sein Luxus-Heimen Swimmingpool, den wir treffender als Schwimmbad bezeichnen würden, ist üppig begrünt (ach ja, Zäune und Hecken sind auch verboten) und wohlgemerkt - es sind Ferienhäuser. Caio sagt, dass hier zehn Prozent des brasilianischen Privatvermögens versammelt sind - er ist allerdings der Ärmste hier zwischen. Natürlich, der Ärmste! Im Haus müssen wir weitere Hände schütteln (brasilianische Familien sind halt gross), üben mit den Kindern Deutsch, müssen selbstverständlich die hauseigenen Caipirinhas trinken, lehnen das Angebot zum Duschen ab (ob das vielleicht auch kein Angebot, sondern eine Aufforderung war?) und können uns dann irgendwann noch vor dem Essen mit dem Hinweis auf das heranziehende Gewitter davonmachen. Caio möchte uns noch das Haus seiner Schwester zeigen, “... sorry, wir würden ja auch gerne, aber das Gewitter” - also bloss kurzes Händeschütteln - am Strand ist die Security erleichtert, dass wir wieder auftauchen - zusammen mit Caio paddeln wir zurück zu unserem bescheidenen, schwimmenden Heim. Er ist happy, noch auf ein Bier eingeladen zu werden, leert während der nächsten zwei Stunden weitere und paddelt kurz vorm Dunkelwerden zurück zum Strand, glücklich über das grosse Abenteuer, mit deutschen Seglern zusammen auf deren Schiff Bier getrunken zu haben. Wie langweilig ist sein Leben sonst eigentlich?

Freitag, 07.01.2011Käpt`n auf Nahrungssuche

Bordfrau hat kritisiert, dass ich ihr gestriges Engagement in der Kombüse, das in der Verwöhnung ihres Käptn`s mit einem phantastischem Drei-Gänge-Menü gipfelte, nicht gewürdigt habe. Als Entree Papayasuppe (handgemacht, nix aus Tüte!), als Hauptgang wurde eine Art improvisierter Zwiebelfleisch-Auflauf gereicht und zum Dessert dann eine Kreation aus Bananen! Einfach unvergleichlich, diese kulinarischen Gedichte, diese Schmeicheleien für den Gaumen, diese Streicheleinheiten für die Geschmacksnerven, ... ! So, das muss reichen! Wir wollen heute weiter nach Ubatuba. Keine Ahnung, was dort ist, aber es klingt so schön. Die Fahrt wird ziemlich rollig, auf halbem Weg kommen wir an der Ilha Couver vorbei - kurz mal schauen - boah! sieht ja richtig toll aus - schon fällt der Anker. Gut geschützt, klares Wasser, üppiger Urwald, zwei kleine Strände, eine Handvoll Boote lädt gerade ihre Tagesausflügler wieder ein - eine traumhafte, jetzt einsame Ankerbucht. Eine halbe Meile entfernt zupfen ein Dutzend Fischerbötchen an ihren Angelschnüren, sie sind auf Tintenfischfang. Schnell noch die Angel raus - wieder fällt ein Fisch auf längst abgelaufene Salami als Köder rein und landet in der Pfanne. Dazu Sonnenuntergang, Papayasuppe, Bananendessert, Sundowner, ....

Sonnabend, 08.01.2011

Nach dem Frühstück kurze Inselwanderung - wirklich sehr kurz - der Weg führt von unserem Sandstrand zum nächsten. Dort eine kleine provisorische Bar, wir werden unseren Müll los und mit der Information versorgt, dass der ehemalige Pfad zugewachsen ist - es wohnt halt niemand mehr hier. Wandern fällt also aus, dafür mir eine wilde Bananenstaude ins Auge - wenig später macht sie sich gemeinsam mit uns auf den Rückweg zur "MIRA". Anker auf, Ubatuba wir kommen! Am frühen Nachmittag sind wir da, vom Wasser aus macht es erstmal nicht soviel her, kann ja noch kommen. Kommt aber nicht, es bleibt eine Aneinanderreihung von Zweckbauten zur Massenbeglückung von Urlaubern. Restaurant, an Restaurant, Boutiquen, Grossraumdiscotheken, Rummel, riesige Open-Air-Bühne, Schlittschuhbahn(!!!), Skaterbahn, Aquarium, Marktstände soweit das Auge reicht, .... , würg!!!. Indianer gibt`s natürlich auch - die tragen hier riesigen Federschmuck und spielen "Yesterday" von den Beatles auf der Panflöte. Das kleine Stück historischer Altstadt kann auch nichts mehr retten, von den Häusern ist eh nicht viel zu sehen, da zugehängt mit Souvenirmüll oder riesigen Werbetafeln von Restaurants. Letztere beginnen alle zeitgleich leckeren Duft abzusondern, zwingen uns damit in die Knie, völlig willenlos stürzen wir in eines, tafeln lecker - schleppen uns zum Schlauchboot, eine Brandungswelle spült ins Boot, das Wasser stinkt!! - Ubatuba, du hattest deine Chance!

Sonntag, 09.01.2011Capivara, das Sumpfschwein - reichlich Fleisch mit vielen Haaren

In dem Güllewasser fällt das mit dem Morgenbad ja mal aus, das beschleunigt unsere Abfahrt ungemein. Heutiges Ziel die Ilha Anchieta auch Ilha dos Porcos, Schweineinsel genannt. Ich seh den Grill bereits glühen, Bordfrau bremst - Jagen verboten! Landgang also ohne Machete, erstmal super Süsswasserdusche von Felsen - nö, noch sind wir sauber - ein Nasen- oder Waschbär tippelt an uns vorbei, als nächstes stehen wir vor einem ehemaligen Gefängnis - tapfer schauen wir uns die Ausstellung auf portugiesisch an - dann treffen wir endlich die ersten Schweine. Sumpfschweine - sehen eher aus wie riesige Meerschweinchen mit Pelz, die Jungen haben die ideale Grillgrösse. Ein Wanderweg führt auf die andere Seite der Insel - ausser einem Parkranger sind wir die Einzigen, die sich das antun. Lohnt sich aber total - nicht wegen der üppigen Natur, der Leguane, Schmetterlinge und Affen, die überall abhängen - nach einer Stunde stehen wir an der geilsten Bucht/Strand, die wir bisher in Brasilien gefunden haben. Zeitgleich haben ihn allerdings auch etwa hundert Brasilianer entdeckt, die mit ihren Booten hergekommen sind und nun hier rumlungern. Wir sind die Einzigen ohne Picknickkorb und Kühlbox und somit einem Fischer für seine Geschäftsidee, Bierdosen auf Trockeneis aus Fischkisten zu verkaufen, sehr dankbar. Nach dem Rückweg ist das mit der Süsswasserdusche eine gute Lösung, frisch geduscht klettern wir wieder auf die “Mira”, Bordfrau brutzelt und schleppt ein (Eingänge-) Menü ins Cockpit und dazu haben wir endlich mal wieder einen super Sternenhimmel.

Montag, 10.01.2011

Die Ilha de Sao Sebastiao, auch Ilhabela genannt ist das heutige Ziel. Ilhabela, Capital da Vela - Hauptstadt des Segelns sagt man hier. Das wegen der kräftigen Winde - die haben wir dann auch aber (natürlich) von vorn. Wir nehmen`s wie immer unsportlich und schmeissen den Motor an. Der Anker fällt dann vor dem gleichnamigen Ort Ilhabela, beliebter Künstlertreff mit Hippieflair - so der Reiseführer - hübscher kleiner Ort, umgeben von luxuriösen Anwesen und saftigen Preisen - so wir! Und dann regnet es auch noch!

Dienstag, 11.01.201... geht doch nichts über ein erfrischendes Bad!1

Und dann schau’n wir mal was so`ne Jeeptour über die Insel kostet - war gestern Abend vor`m Einschlafen so unser Gedanke. Wie wir dann heute morgen mit unserer Kaffeetasse in der Hand so ins Cockpit tappern ankern da doch zwei Kreuzfahrtschiffe hinter uns und sind dabei, ihre hunderttausend Passagiere (na ja, ist halt `ne grobe Schätzung) an Land zu bringen. Und dort rollt ein Jeep nach dem anderen heran um sich diese armen, noch schlaftrunkenen Leute auf die Ladefläche zu hieven und abzudüsen. Soviel zu dem Plan mit der Jeeptour - selbst wenn wir noch ein freies Allradfahrzeug auf der Insel finden, möchte ich nicht den Trail quer über die Insel befahren, um dann in vierter Reihe stehend einen gehetzten Blick über die Schulter der, vor mir Stehenden auf ein bisschen runterprasselndes Wasser zu werfen. Kein Problem, wir planen um, es gibt auf der Insel ja schliesslich ein Dutzend Wasserfälle. Nehmen wir einfach den Bus, fahren die Küstenstrasse nach Süden runter und wandern dort zu den “Cachoeiras Tres Tombos”, den drei stürzenden Wasserfällen. Klappt soweit ganz gut, der Bus hält alle hundert Meter, nimmt jeden nur möglichen Umweg mit und umsteigen müssen wir auch noch mal - aber dafür schöne und preiswerte Inselrundfahrt! Wir werden an der richtigen Stelle ausgesetzt, wandern zu den Wasserfällen, sind dort fast alleine - stellen fest, dass keiner an Badesachen gedacht hat und zum nackig in die Süsswasserbecken springen ist “fast alleine” eben nicht genug. wassergekühlter SkipperIch finde, mein Schlüpper kann durchaus als Badehose durchgehen und tolle ausgiebigst in den Wasserfällen herum - Marion kann sich vornehm ihre Beine mit Wasser benetzen. Nach einer Stunde treten wir klatschnass und herrlich erfrischt (ich), bzw. von Insekten total zerstochen (Marion) den Rückweg an, nutzen den Umsteigestop im Städtchen Barra Velha mal gleich zur Besichtigung, finden hier irgendwie so gar keinen Touristenrummel und es somit richtig angenehm, entdecken in einem Supermercado türkischen Halwa (irgendein fester Pamps aus  Gries, Nüssen und was weiss ich, den Marion sich auf``s Brot schmiert) und können Bordfrau damit vor Verzweiflungstaten bewahren, da ihre Vorräte demnächst zur Neige gehen, hauen uns zu volkstümlichen Preisen in einem “Eingeborenenlokal” so richtig den Wanst voll, finden den richtigen Bus für den Rückweg und sind rechtzeitig vor`m Abendregen wieder an Bord. Und während ich jetzt überlege, ob ich überfressen genug bin um mir einen Grappa zu gönnen, hockt Marion im Salon vor der ausgebreiteten Bordapotheke auf der Suche nach irgendwas gegen juckende Pickel am Bein! Konkret 74 - sie hat sie gezählt!

Mittwoch, 12.01.2011

Wenn wir noch vorm Wochenende in Santos sein wollen, müssen wir uns sputen - also Anker hoch, raus aus dem Canal De Sao Sebastiao. Unser Ziel heisst Ilha De Alcatrazes, oder Ilha Das Couves - je nach Wind, ist das auf jeden Fall halbe Strecke nach Santos. Der Wind meint es aber richtig gut mit uns und nachdem ich mich kurz der edlen Kunst der Navigation gewidmet habe, tue ich der staunenden, zerstochenen Besatzung (also Marion) kund, dass wir nach Santos durchfahren und gegen 2 Uhr morgens dort ankommen werden. Davor sind zwei Buchten, in die wir uns schön sachte reintasten wollen und wenn es dann wieder hell ist, suchen wir uns direkt vor Santos einen Ankerplatz. Der Wind meint es immer besser, eine "schöne" Gewitterfront beschleunigt unsere Fahrt nochmals, schon kurz nach Mitternacht wehen wir in die angedachte Bucht, der Anker rasselt runter. Irgendwer blinkt vom Ufer immer wie blöd zu uns rüber, dann fährt ein Auto auf den Strand und richtet die Scheinwerfer genau auf uns. Wie sind die denn drauf? Das ignorieren wir jetzt mal schön, wir sind müde und gehen schlafen. Boa Noite! Wenn die was von uns wollen können sie ja über Funk rufen oder die Polizei schicken! Das tun sie dann auch - um 2 Uhr werden wir von einer echt nervenden Sirene geweckt. Irgendwer brüllt was. Raus aus der Koje, es dauert`ne Weile bis wir was anzuziehen finden und dann von unserer Reling in irgendeinen Scheinwerfer grinsen. Das Gebrüll geht weiter, aber nach ein paar Minuten geht unserem Gegenüber auf dem Polizeiboot auf, dass wir eh nichts davon verstehen ..."Ah, Alemanha!" und er macht auf nett. Jetzt verstehen wir ihn auch - Area Militar! Kein Problem - sie geleiten uns zu einer anderen Bucht gleich nebenan, hier dürfen wir jetzt ankern und sie vergewissern sich dreimal, dass wir morgen ganz früh unbedingt und sofort in eine Marina von Santos fahren und uns anmelden. Klaro, Nacht jetzt!Santos - Hochhäuser, riesiger Seehafen, Frachter, ...

Donnerstag, 13.01.2011

Frühstück muss erst mal sein und Marina haben irgendwie sowieso nicht auf dem Plan. Anker hoch, zweimal um die Ecke und schon schlängeln wir uns durch die ankernden Containerpötte in die Einfahrt von Santos, dem Industrie- und Seehafen von Brasiliens grösster Wirtschaftsmetropole Sao Paulo. Entsprechend niedrig angesetzt sind unsere Erwartungen bezüglich der Optik des Städtchens, aber wir sind ja auch nicht zum Sightseeing hier, wir wollen bloss unsere Epirb (Satelitengestützter Seenotsender) umtauschen - heute Abend sind wir wieder verschwunden. Wir entdecken ein kleines Fleckchen, wo wir den “Grossen” nicht im Weg rumliegen, auf der gegenüberliegenden Flussseite. Anker runter, Schlauchboot auch, sauberes Hemd, Deoroller - fertig! Dreissig Meter vor uns ein kleiner Yachtbetrieb, wir ketten unser Dingi an deren Ponton - kurz nachgefragt - kein Problem, wir können dort liegen bleiben. Mit einer kleinen Fähre geht`s rüber nach Santos, dann in den erstbesten Bus - irgendwann steigen wir aus, um zu erfahren, dass wir verkehrt sind - Brasilianer sind hilfsbereit, wir Kaffee-Museeum in der Altstadt von Santoswerden in den richtigen Bus gesetzt, an der richtigen Station auch wieder raus und stehen kurz darauf in dem schönen historischen Gebäude, der Firma “Metalock”. Dort wartet man bereits seit November auf uns - sorry, wir sind nicht so schnell - alle sind furchtbar nett, wir bekommen unser neues Gerät, Kaffee sowieso und auch gleich noch eine Einführung in die Geschichte von Santos. Und da wir eh grad im historischen Zentrum sind, hängen wir dann doch noch eine Sightseeingtour ran. Richtig hübsch - bis der übliche Regen einsetzt. In der umgekehrten Reihenfolge geht`s zurück, diesmal reicht eine Busfahrt, Fähre, ....äh, aber KEIN SCHLAUCHBOOT! Irgendwer hat Gefallen daran gefunden - trotz dickem Schloss und vor den Augen des Yachtbetriebs - es ist weg! Ein älterer Brasilianer, der dort arbeitet und “ein Auge auf`s Boot werfen wollte”, berichtet wortgewaltig, wie böse Jungs ihm eine Pistole an den Kopf gehalten und das Schlauchboot geklaut haben. Wenigstens bringt er uns rüber zur “Mira”. Dort stellen wir dann fest, dass wir hier auch Besuch hatten - zu ihrer Enttäuschung war unsere Tür aber anscheinend massiver als ihre Brecheisen. Richtig viel Zeit hatten die armen Kerle wohl auch nicht, ist schon nervig, wenn alle Nase lang ein Lotsen-, Behörden- oder anderes Boot vorbeifährt. Gerade mal den Radar/Plotter und ein paar Tauchsachen konnten sie mitnehmen, wobei ihnen zu ersterem ja jetzt noch die Radarantenne fehlt. Marion ist pappensatt und will hier auf keinen Fall über Nacht bleiben, ich bin auch pappensatt, will aber morgen zwecks Anzeige hier zur Polizei und jetzt erstmal einen Frust-Cachaca trinken. Die besseren Argumente, sowie Machete und gespannte Harpune neben ihrem Bett überzeugen Marion - ich kipp dann mal zwei Gläser voll. Prost!

Freitag, 14.01.2011

Mit dem Caipi-Glas am Pool lümmeln, ein wenig in den auserlesenen Snacks rumstochern - wir sind wieder auf der Sonnenseite des Lebens, sprich Gäste des “Iate Clube Santos”. Der in Rio sei zwar älter, aber ihrer hier der grösste und wohlhabendste von ganz Brasilien, wird uns versichert. Das glauben wir gerne. Auf dem Weg zur Club-Barkasse, die uns zu unserem Boot bringen wird, werden wir uns vorsehen müssen, dass wir nicht an einem der Ferrari’s oder Porsche’s anecken, die hier parken. Das hat hat aber noch Zeit, jetzt stossen wir noch mal an, mit Uwe und Jan (oh, ich bin ein Dichter ;), die mit einer 63er Hanse-Yacht hier liegen.

Heute früh bin ich von unserem Ankerplatz erstmal ans Ufer geschwommen, der Besitzer des kleinen Betriebes schämt sich für seine Landsleute, aber gesehen hat keiner was - logisch! Da wir ohne Schlauchboot  nicht mehr von Bord kommen, uns bei den hiesigen Preisen auch kein neues kaufen wollen, haben wir beschlossen auszuklarieren und nach Argentinien zu segeln. Kurz entschlossen fahren wir in den Yachtclub Santos, berichten dem Manager von unserem Pech und können selbstverständlich Iate Clube Santosein paar Tage als Gäste hier bleiben. Und für die Behördengänge zum Ausklarieren schickt er uns erstmal einen Fahrer nebst Auto. Wir verstellen uns und machen auf bescheiden, aber er besteht darauf. Hinterher sind wir happy, alleine hätten wir keine Chance gehabt, das Programm mit den verschiedenen über ganz Santos verteilten Behörden an einem Nachmittag abzuarbeiten (ausserdem giesst es die ganze Zeit mal wieder wie aus Eimern!). Und heute ist Freitag. Bei der Policia Receita kamen wir leicht ins Stocken, irgendein Dokument fehlte uns - aber ein gemütlicher (Segelboot besitzender und von grosser Fahrt träumender) Beamter hat seinen Chef dann eine Stunde lang bearbeitet, bis wir unseren Stempel bekommen und fünf Minuten vor Feierabend bei der Marinha do Brasil aufschlagen, um auch noch das letzte Dokument abgestempelt zu bekommen. Fünf Stunden - unser Chauffeur hat sich ein Trinkgeld verdient. Wir lassen uns vor dem Club absetzen, schwanken ausgehungert in einen Imbiss, wo uns die Koch-Mutti in ihr Herz schliesst und das mit einem üppigen Menü zum Ausdruck bringt. Wir versprechen, morgen wiederzukommen, inspizieren die Sanitäranlagen des Clubs und da hier Handtücher, Shampoo, Rasierer, Zahnbürsten und was man als Clubmitglied sonst noch so benötigt, um sich zwischen zwei Drinks frisch zu machen bereitliegen, springen wir doch mal kurz entschlossen unter die Dusche - bevor wir uns an den Pool pflanzen!

Sonnabend, 15.01.2011

Heute steht Policia Militar zwecks Anzeige auf dem Plan, das Angebot des Managers, uns dort hinfahren zu lassen lehnen wir aber ab. Klappt mittels Bus und hilfsbereiten Mitfahrern problemlos, wir werden genau vor der Tür abgesetzt. Reges Interesse der Uniformierten - tja, wie sagen wir’s denn nun? In der ersten Version spielen wir die Geschichte unterstützt von ein paar Brocken Portugiesisch mal vor(ich finde mich als Schauspieler zwar gut, scheint aber für eine Anzeige nicht ausreichend). Jemand hat die Idee, einen englisch sprechenden Bekannten anzurufen, das bringt schon etwas mehr Details aber irgendwie sind die Jungs immer noch nicht zufrieden. Eine Polizistin, die ebenfalls Englisch spricht taucht auf - wir sind dicht dran - aber jetzt ist kein Offizier mehr da. Halbe Stunde Pause, wir haben auch langsam Hunger und fallen auf die Empfehlung, den McDonnalds nebenan zu versuchen, rein. Wir warten weiter auf den Offizier, unsere Geschichte macht unter den, mit uns wartenden anderen Opfern irgendwelcher Schandtaten die Runde - eine Brasilianerin übersetzt für die Anwesenden - wiederum entschuldigen sich alle, einen Brasilianer ausrauben, okay - aber einen ausländischen Gast?! Nach einer Stunde ist der Offizier wieder da, alle ins Büro, die Polizistin (ich nenne sie mittlerweile Luna) übersetzt wieder so gut sie kann - ganz glücklich ist der Beamte immer noch nicht, da taucht unsere Dolmetscherin aus dem Warteraum auch noch mit auf - wir erzählen die Geschichte ein zehntes, elftes und zwölftes Mal, die zwei Frauen geben das sehr wortgewaltig nebst eigenen “Ermittlungsergebnissen” (demnach hat wohl unser Ansprechpartner bei der Firma “Metalock” per Handy seine Kumpane auf unser Boot gelockt, oder der Werftchef, vor dessen Tür wir geankert haben ...) weiter, der Offizier tippt verzweifelt irgendwas in seinen Computer und nach knapp fünf Stunden halten wir unser Anzeigeprotokoll in den Händen. Na bitte, war doch gar nicht so schwer! Unsere Dolmetscherin möchte uns unbedingt zum Yachtclub fahren, wir müssten nur warten, bis sie ihre Anzeige aufgegeben hat. Das machen wir dann auch und da ihr Mann dort als Ingenieur arbeitet, werden wir bis in den Club gefahren  ...” und welcher Ponton?”. Uns zieht`s aber erst noch mal raus, unsere Kochmutti herzt und verwöhnt uns, anschliessend duschen und dann Verdauungsspaziergang durch den Yachtclub. Weit kommen wir nicht, Uwe und Jan winken uns auf ein Bier auf ihr Boot, es wird dann eins mehr - aber wann hat man schon mal Gelegenheit, auf der Privatyacht vom Chef der “Hanse-Werft” sein Bier zu trinken?

Sonntag, 16.01.2011

Die Waschmaschine fängt schon vorm Frühstück an zu rödeln, das tut sie auch den Rest des Tages. Viel mehr kann sie ja auch nicht, ich krieche dafür alle paar Minuten in den Motorraum und drehe an ihrem Programmschalter eine Rastung weiter. Marion dröhnt dafür mit dem Staubsauger durchs Schiff, das Deck wird geschrubbt, Wasser gebunkert, zwischendurch zum Supermarkt, unsere Einkaufs-Caddy’s mit Obst, Gemüse, Saft, etc. vollpacken - über 1000 Meilen bis Buenos Aires, das heisst zehn Tage nur Wasser rundum - die Windfahnensteuerung anbauen, Motor checken, Marion kriecht durch die Bilgen und sortiert die Vorräte neu - eigentlich wollten wir schön duschen gehen, irgendwo was essen und dann noch mal so richtig mit dem Caipi in der Hand am Pool abhängen - statt dessen schmieren wir uns zwischendurch schnell ein Brötchen, kurz vor Mitternacht reiche ich Marion die letzte Wäsche aus dem Motorraum, schnell duschen im Cockpit, jeder ein Dosenbier zum Feierabend - Nachtruhe!

Montag, 17.01.2011Durch die dicken Pötte vor Santos - wir verlassen Brasilien

Heute läuft unsere 72-Stundenfrist zur Ausreise ab - spätestens um 16 Uhr müssen wir verschwunden sein. Allmählich kommt Hektik auf, wir sind seit Stunden damit beschäftigt, die Unterlagen für die Versicherung zusammenzutragen, einzuscannen, zu kopieren, zu mailen - irgendwas klappt immer nicht. Kurz nach 3 Uhr ist dann doch auch der letzte ausgefüllte Vordruck bei Panteanius, Rechner, Drucker und Co wieder verstaut, sowie der Plan mit dem Supermercado zwecks frischem Gemüse und Fleisch beerdigt - wir hasten zu Senhor Alves, dem Manager, um uns zu bedanken, zur “Hanse”, um Uwe und Jan zu schütteln und dann auch noch schnell zur “Imbiss-Mutti” um uns einen Abschiedskuss, sowie eine Schale mit unserem Abendbrot abzuholen. 16.20 Uhr, Leinen los, Argentinien wir kommen! Bei der Ausfahrt noch mal auf die “Dicken” achten, dann freies Wasser, das zusehends klarer wird, die Segel rollen aus und die “Mira” rauscht los. Endlich!

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